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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830517
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- S. 2503 fehlt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-05
- Tag 1883-05-17
-
Monat
1883-05
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1883
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Erscheint täglich früh 6'/,. Uhr. L«h«ft»n rut- Lr^Msa z,hanne»«asse ZPrech-»»-«« der Kr-artion: 10-12 Uhr. NnchmtN»«« 5-6 Uhr. - - ^ - G«nnH»« »er f»r »t« «Kchfts«l,eu», L»»«er »rftt««te» T«1»r«t» «» Wecheuta««, »i» 3 Uhr Nachmittaz«, «« Ä«».««» Keftt«gcu früh ßi» V.» Utzr. 3n de» Filiale» Nir Ins.-^auahau: Htt« Klemm. UniverülätSstraße 2k. L*»t< Löscht» Katharinenstraß» 18, p. «ur dt» '/.» Uhr. KWiM.TagMaL Anzeiger. Organ für Politik, Zocalgcschichte, Handels- «nd GeschüftSderkehr. Auflage L7,V«V. AboNNtmrnt»Preio viertel,. 4'/, Mk. incl. Briugerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen «> Mk. Jede einzeliie Nummer 20 Pf. Betegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbelörverung 39 Mk. Mit Poslbesörderung 48 Mk. Inserate ^gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unterem Preis verzeichnis Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen vuter dem Nedarlionrftrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind fiel» an die Expedition zu fendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuumd-irwlu oder durch Post» Nachnahme. 137. ----- Domrer-tag den 17. Mai 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Velmnillmachrmg für di« am IS. und 20. Mai diese« Lahre» stattfindenden dte»»e« zu Leipzig betreffend. Au» Anlaß der am 19. und 20. diese« Monat» auf dem Rennplatz« hier stattfinbenden Rennen wird zur Aufrecht» erhaltuna der Ordnung, sowie zur Sicherung de» Verkehr» hiermit Folgende» bestimmt. 1) Bon 12 ll 'r Mittag« bi« 6 Uhr Nachmittag« bleibt der Scheibenweg )v»i Schleußiger Wege bi« zum Johanna« park und der Schleußiger Weg von der Brandbrücke bi- zum Kirschwehr für de« öffentliche» Fahr» «nd Reit» »erdehr, sowie der Schribenweg vom Schleußiger Weg ab bi« zum Scheibengehölz auch für den Au-verdehr gesperrt. 2) Wagen, welche zur Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg über den Floßplatz, durch die Dusourstraße und über den Schleußiger Weg. den Rückweg aber durch da« Tckeibengehvlz und den Johannapark zu nehmen. 3) Wagen, welche nur bi« zur Kreuzung de» Scheiben- und Schleußiger Wege« fahren, haben den Rückweg durch die Mahlmann, und Kvrnerstraße zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nach der Rennbahn verkehrenden Wagen wüsten vom Floßplatze ab in einer Reihenfolge fahren und dieselbe streng «„halten. b) Der gesammt« Fährverkehr hat sich aus den von ihm benutzten Straßen und Wegen stet« recht» zu halten. «) «nf de« Schleuniger Wege dürfen Wage« »tcht halten. 7) Die Drofchkenführer wüsten dq» Fahrgeld von den Fahrgästen vor dem Einsteigcn erheben, und zwar beträgt da» Fahrgeld au« der Stadt nach dem Renn plätze für eine Person zwei Perkonen drei Personen vier Personen Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen, für deren strenge Beobachtung die Schutzmannschast Sorge tragen wird, werden mit Geldstrafe bi- zu KO X oder Hast bi« zu vierzehn Lagen bestraft. Leipzig, am »5. Mai 1883 Der Rnth «»- va» Pott,»kamt daselbst. Vr. SeorLi. Bretschneider. Dr. Nlenholdt. l X — 1 X 25 -j. 1 X 50 1 X 75 H. Internatioimlt Special-Ausstelung -er graphischen Liinste in Vien im Jahre 1883. „Bei der Königlich Sächsischen Regierung ist di« Bildung einer Collcctlv-AuüstelluiigS-Lommilsion (Aufnahme-Jury) für die die», jährige interuationale Spccial-Au-stell»im der graphische» Künste zu Wie» seiten« de« Präsidenten der AuSstrllung im diplomatischen Wege angeregt worden. Zusammensetzung und Functionen einer solchen Ausnahme-Jury ergebe« fick au« Art. IS de« Statut». Ob eine solche Anfnahme-Iury für da» Königreich Sachsen möglich sein wird, hängt vor allem davon ab, ln weichem Umfang« von Interessenten au» Sachsen »tue Betheiltgung an der gedachten Ausstellung zu rrwartru steht und ob Letztere zu Bildung der Jury geneigt sind. Gemäß dieser Verordnung Hohen Königlichen Ministerium» de» Innern vom 7. diese» Monat« ergeht hierdurch au di« Herren Künstler, graphischen JnftitntSdesttzer, sowie an die Herren Kunstverleger der Stadt Leipzig und de« Leipziger Kreise« hierdurch da- ergebe», Ersuchen eine Erklärung: „ab nutz tiitnie- «vrit Ihrerseits beabsichtigt wirb, sich an »argeuanuter Aus stellung zu betheiltgeu" der onterzrichaetcn Direktion thnnlichst bald zugehen zu lasse». Daselbst — in der Expedition — find anch ble Ausstellung«, statute», soweit der Borrath reicht, entgegenzuaehme» resp. einzusehe» Leipzig, den IS. Mai 1883. Die Direktion der Köuigl. «kabewie her hupenden Künste «uh Suiistgewerbeschnt« I. A>: Prof- A. Schiffer». LnMhsch. Wege» Eiuban der Ech-neselher Straße bleibt dieselbe »a« Dl. Mal h. A. bi« ans Weitrre« sür allen Fährverkehr gesperrt. Eutritzsch, am 10. Mai 188S. Der Sewetuherath. Thomas, Gemeiiiderath verstkigerimssausgehot. Im konrorfr »u dem Vermögen de« Hotelier Christian Friedrit > Keil zu Bad Berka a/Ilm sollen aus Antrag und bezüglich unter Einwilligung der Mitbesitzerin, der Ehefrau de« Gemetnschulbner« Anna Elisabeth gekor. Fackiner, folgende daselbst belegene, ein zu sammenhängende» Ganz« ausmachendr. drei fast neue, da« „Hotel zum Deutschen Kaiser" bildende Hofraithen, in denen bi«h«r eine ittastwtrthschaft, feineren Stil«, namentlich während der Badesaison ta schwunghaster Weise betrieben worden, und zwar: Nr. 108/42 oat. — da 1a 73 gm Rohnhau« — . —» 25 » Hof in der Kirchgasse, gewürdert ans 16,000 X (Brandcassewerth: 17,415 X). Nr. 113/68 cat. — da —a 76 gm Wohnhou«, — . —» 66 » Nebengebäude, — » — »41 « H,s und Raum uebe» Nr. 108 am Mühlgraben. gewürdert aus 4500 X (Brandcass»werth: 6300 X). Nr. 107/43 cat. — d» — » 66 gm Wohnhau«. — » — . 43 - Nebengebäude, — . — . 84 « Hof in der Kirchgasse, gewürdert anf 5000 X (Vrandcasiewerthr 6060 X), im Sveisesaal« de« Seil'schei, Hotel» zu Berk« a/Al« selbst DanuerStag, Heu 24. Mai 188», »,» vanuttta,» 1» Ahr an meistbietend versteigert werde». Da« Urtheil über Enheilimg de« Zuschlag« wirb an demselben Tage nach Schluß de« Bersteigeriingsterniin« verkündet werden. Die nähere« Nachweuungen über den z» versteigernd«« Grand- besitz und die BerkaulSbedmgmigen liegen an den Wochentagen von S bi« 12 Uhr Vormittag« in unserer GerichlS chreiberei zur Einsicht nu«. Dabei wird bemerk», daß die Zahl der Kurgtste zu Bert, a,Jlm feit einer Reih« von Jahren durchschnittlich etwa 1000 Perionen lährlich betrogen hat und daß dem Ersteh« Gelegenheit geboten werden wird, je nach Entschluß einer demntchstigra Gltnbigerver- sammlnng da« remplet vorhandene Hotelinventar t« «ssentlicher Auktion ober eventuell durch kreihäadigeu Kauf zu erwerbe«. Blankenhain, de« 24. Mär, 188t. Sroßherzoglich Sächsischc« A«t»«krlchk, «btheilnng l. Reiuhard. Aalhskeller-Verpachtung. Die hiesige Nath«kellerwir1hs<aft. verbunden mit Fremden- Beherbergung, Ausspannung, große« Tanzsaal »«., soll MantP». den ». Ault bs«. Ar»., vormittag» 11 Uhr an Ratbtstelle allhier meistbietend, AnSwahl unter bau Licitnnien Vorbehalten, ons 6 Jahr», vom 1. Ortvber bs». Ir«, ab lausend, verpachtet werden. Gegen Erlegung der LoptalgebÜhrr« werden di» Pachtbodlngungeu bschriftlich mitgetheilt. Zwenka», am 4. Mal 188S. Der Stabta»«e1«h»rath. Ahnert, Bürgermeister. Nichtamtlicher Thetl. Waddington in Lerlin. Der ehemalige französische Minister dr» Auswärtigen, Senator Waddington. der außerordentliche Botschafter Frank- reich« zur Krönung Alexander'« III., hat aus seiner Reise nach Moskau in Berlin einen mehrtägigen Aufenthalt genommen und ist zur kaiserlichen Lasel gezogen und bei diesem Anlaß vom Kaiser durch besondere Zuvorkommenheit au»- zezeichnet worden. Da« kann nicht überraschen, denn gleiche Aufmerksamkeit ist dem Grasen v. Sl. Ballier in Berlin zu Theil geworden, al« er Frankreich ain deutschen Kaiserhof als Botschafter vertrat und auch sein Nachfolger Courcrl ist stet» mit der seinem Rang und seiner Stellung gebührenden Achtung behandelt worden. Daß man dessen ungeachtet von diesem an sich so selbstverständlichen Vorgang mit gesteigertem Interesse Kcnntniß nimmt, hat darin seinen Grund, daß man eine gewiss« Spannung zwischen Deutschland und Frankreich in Folge de« dcutsch-vsterreichisch-italienischci, Bündnisse» alS vorhanden betrachtete: wir meinen nicht eine solche Spannung, an« welcher sich ein Conslict gestalten könnte, aber doch jene» Gefühl der Unbehaglichkeit, welche« einrutreten pflegt, wenn ich ohne Zuziehung der betreffenden Macht, eine Annäherung zwischen zwei Mächten vollzogen hat. welche von ihr nicht gewünscht und wohl auch nicht einmal erwartet wurde. Ln diesem Fall befindet sich Frankreich dem Dreistaatenbund« gegenüber. Der Eintritt Ltalien» in da« Veutsch-öster relchische Bündniß ist von Frankreich al« eine diploma tische Niederlage empfunden worden und die öffentlich« Meinung de« Lande« neigte der Auffassung zu. daß die römische Depesche von Reuter'« Bureau das Richtige traf, wenn sie meldete, daß der neue Bund seine Spitze gegen Frankreich richte. Die französische Presse hat sich den An- schein gegeben, al» könnte damit ein Angriff der drei Mächte egen Frankreich gemeint sein und der Herzog v. Broziie hat « seiner neulichen Anfrage im französischen Senat die gleich« Taktik befolgt, in Wahrheit aber liegt die Sache so, daß die Franzosen sich bewußt sind. Racheacdanken gegen Deutschland wegen der Niederlage im letzten Kriege ru hegen und daß sie ihre ZukunstSpläne durch da« neue Bündniß durchkreuzt seben. Da« hat eine unbequeme Lage geschaffen, in welche sich die französische Regierung wohl oder übel finden muß, sie sieht sich genöthigt, gut« Miene zum bösen Spiel zu machen wie e« in dem bekannten französischem Sprüchwort heißt und darum war man einigermaßen begierig, zu «rsahren, wie der Besuch Waddington'« in Berlin avlcniscü würde. Waddington ist von der Zeit her, da ex Frankreich beim Berliner Eongreß hcK Jahre« 1878 vertrat, bei der deutschen Reichsregierung in gutem Andenken. La« persönlich« verhält« niß zwischen «hm uud dem Fürsten Bismarck läßt nicht« zu wünschen übrig und deshalb konnte inan nicht« Andere« erwarten, al» wa« in der That geschehen ist, daß nämlick der französisch« KrviiungSbotfchaster beim Reichskanzler di« liebenswürdigste Aufnahme finden würde. Und doch, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Fürst Bismarck sehr leidend ist. daß seine Gef,cht-schn,erzen ihm gänzliche Enthaltung von Gefchüften zur Pflicht macken, so ist es immerhin bemerken«- werth, daß er eine» Gast empfangen hat, dessen Anmesenbei mannigfache Aufregungen verursachen muß. weil da« verhält» »iß de« Sieger« zum Besiegten und noch dazu unter den bestehenden besonderen Umständen kein normale« ist und nie mals der Geschraubtheit entbehrt. Der Besuch Waddington'« in Berlin wäre überhaupt nicht möglich gewesen, wenn nicht der französische Minister de« Au-wiirtigen Ehallemel Lacour durch seine geschickte Beantwortung der Anfrage des Herzog« von Brogli« di« Einleitung dazu geboten htitte, welche >n Berlin als solche verstanden und gewürdigt worden ist. Ehallemel Lacour hatte die Klugheit, im franzvsiscbcil Senat zu sagen, daß durch den Eintritt Ltalien- in da« deutsch- österreichische Bündniß keine Veränderung der Frage einge- trelcn sei, im Grunde genommen sei die Sachlage dieselbe wir zur Zeit de« Besuch« Victor Emanuel'« in Berlin Der französische Minister hat Recht, die Sachlage if dieselbe wie damal«, aber kundgegebene Zuneigungen sind „och immer keine Verträge und wenn, wie anzunehmen ist, ein solcher zwischen Ltalien und den beiden ander» mittel europäischen Großmächten abgeschlossen worden ist, so bildet dieser Vertrag ein Novum, da« für unser Derhältniß zu Frankreich von grober Bedeutung ist. Die Anwesenheit Wabdington'S in Berlin enthält die Bestätigung, der wichtigen Thalsache, daß Frankreich da« Bündniß der drei Staaten an erkannt und sich den Eonsequenzen desselben zu fügen bereit ist. Sckon da« „Journal de« DSbatS" schrieb vor einiger Zeit, daß Frankreich Niemanden anzugreifen beabsichtige und da deshalb «in Desensivbündniß, welche» einen solchen Angrij zur Voraussetzung habe, gegenstandlo« sei. Ln dieser Form au«gesprochen trifft der Gedanke de« „Journal de« DSbat«^' da« Richtige: wir glaube« in der That, daß Frankreich jetzt keinen Angriff gegen Deutschland beabsichtigt, aber e« erscheint un« zweifelhaft, ob dieser Entschluß gleich unwandelbar sest- stände, wenn da« Driistaatenbündniß ihn nicht zur Reise gebracht hätte. Waddington wird vermuthlick im Namen der französischen Regierung in Berlin die friedlichsten Zu- icherungen gemacht haben, da« bars al« unzweifelhafte That ache betrachtet werden, weil sie durch die Anwesenbeit de« ranzvsischen Staat«manne« in Berlin und die Ausnahme, welche er dort gefunden hat, bewiesen wird. Waddington geht von Berlin nach Moskau und da« giebt seinem Aufenthalt in Berlin noch eine besondere Bedeutung, denn Rußland ist bekanntlich die Macbt, mit welcher Frank reich nocb vor Kurzem ein Bündniß angrstrcbt hat. Die Verhältnisse haben sich seit dem Tode Gambetta'S so sehr geändert, daß Katkoff nach dem Erscheinen de» Manifeste« de« Prinzen Napoleon in seinem Blatt« schreiben konnte: „Rugland verbindet sich mit keinem Leichnam" und Waddinglon wird de«balb kaum darauf rechnen können, daß Rußland >eute noch zu einem Bündniß mit Frankreich di« Hand bieten würde. Wa- liegt unter solchen Umständen näher, al- daß sich Frankreich möglichst gut mit seinem ehemaligen Gegner Deutschland zu stellen sucht und ein aufrichtige«, gute« Einvernehmen an die Stelle de« bisherigen Mißtrauen« u setzen strebt- Wenn da« in Wahrheit der Zweck de« Aufent halt« Waddinaton'S i» Berlin wäre, so müßten wir da« al« die wertvollste Frucht de« Dreistaatenbunde« bezeichnen und Fürst BiSmarck hätte damit seinem Lorbeerkranz das chönste und kräftigste Rei« eingefügt. Wenn dem aber so ist, wie wir hoffen und glauben, dann darf Frankreich nicht bei bloßen Freundschaft«- und Frieden-Versicherungen stehen bleiben, «S muß einen Schritt weitcr gehen und der Lörüstung»- rage naher treten. Es ist nicht zu verlangen, daß Frankreich osort mit einer Armeereduction vorgeht, aber c- kann wenigsten« eine Bereitwilligkeit zu erkennen geben, sich mit den übrigen Großmächten darüber in« Einvernehmen zu setzen. Wenn Frankreich wirklich aufrichtig den Frieden will, dann muß e« auch zur Entwaffnung schreiten, ohne diese bleiben all« seine Versicherungen wrrthlo«. Leipzig, 17. Mai 1883. *DieZusammenstellung de« Gesetzentwurf«, be treffend die Abänderung der Gewerbeordnung mit den in zweiter Bcrathung vom Reichstag gefaßten Beschlüssen, ist soeben erschienen und den Abgeordneten als Ferienlecture nachgcsaudt worden. Bekanntlich ist ein« ganze Reihe dieser Beschlüsse mit einer ganz winzigen Mehrheit ge- äßt worden und kann sehr leicht in dritter Lesung wieder umgestoßen werden, eine dringende Mahnung zum rechtzeitigen »nd vollzähligen Eintreffen der ReichSlagSmitglieder. Wieviel i» den zehn Jahren de« Bestehen« der Gewerbeordnung an diesem Gesetz geändert worden, da- erhellt recht deutlich «in dem Art. 14 der vorliegenden Novelle, worin der Reichs kanzler zu einer neuen Redaction und Herausgabe de« Textes der Gewerbeordnung ermächtigt wird. E« »heißt da: Der Reichskanzler wird ermächtigt, den Text der Gewerbeordnung, wie er sich au» dm Aeuderungrn er-ttbt, welche in diesem Gesetze uud dm Gesetzen vom 12- Juni 1872, 2. März 1874, 8. April 187«, 17. Juli 1878, 23. Juli 187S, 15. Luti 1880 und vom 18. Juli 1881, sowie durch die am 26. Juli 1881 und 21. April 1883 bekannt gemachten, vom Reichstage ge nehmigten Beschlüsse des BundeSralh« sestgcstcllt sind, durch da« Reichs-Gesetzblatt bekannt zu machen. * Am Donnerstag steht die Nachwahl zum Reichstag « Dortmund bevor. E« stehen sich bekanntlich der nationalliberale Stadlrath Kleine und der fortschrittliche Rechtsanwalt Lcnzm aun, der bisherige Inhaber de« Mandat«, zegenüber. Der erster« wird von den Eonscrvative», der etztere von den Ultramontanen unterstützt. Der übermächtigen örtschrittlich-klerikalen Berbindung gegenüber sind die Aus sichten de« nationalliberalen Eandidalen nicht gerade scbr günstig. Wie man in konservativen Kreism über da« sort- ichritttich-nltramontane Wahlbündnis denkt, mag pu« einer Betrachtung de« „Reichsboten" ersehen werden, worin eS heißt: „Dasselbe Eentrum, welche« sür die positive Wirth- schastSreform und gegen die manchestertichen Theorien eintreten zu wollen erklärt, verstärkt in demselben Augenblicke, wo seine Presse die Negierung ausfordcrt, mit wenigen klaren und populären Zielen in die Wahlen einzutreten und so eine feste schutzzvllnerische Mehrheit, sür die im Bolle die Bedingungen vorhanden seien, zu schassen, die Reihen der Gegner dieser positiven Wirthschastö- und Schutzzoll-Politik, die Reihen der Manchestcrwänner und der zielbewußtcsten Vertreter einer von ihm al» ungesund und verderblich «rkanntm wirthschasllichen Richtung." * Z»m Thema der Friktionen wird jetzt von officiöser Seite da« Wort ergriffen. Die „Berliner Politischen Nach richten" schreiben: Einig«» Aussehen machen seit mehreren Tagen die durch dir BltMr aehmden MiNheiluagen über angebliche Friktionen »wische» im« Biceprösidente» de« LtaatSministeriuin« Herrn von Puttk«««« und dem Vertreter de« Reichskanzler« Finanzminister Herr« Scholz. Wir glauben aus Grund zuverlässiger Information erklären zu können, daß „Frtctionm" zwischen beiden genannten Ministern weder bestanden haben »och zur Zeit bestehen, und daß di» weitere« Lombinationen, welche an die angeblichen Meinung«- vcrschiedenheitrn geknüpft werden, ebenfall« haltto« sind, wenn nun zur Unterstützung der Gerüchte vorzug«weise der Umstand beran- äezogen wird, daß bet Besprechung der Etat«debaUe im Reichstage in der unter der Oberleitung de» Herrn v. Puitkamer stehende» Press« der energischen und wirksamen Zurückweisung nicht gedacht ist, welch« dm ltnkiltderalen Angriffen durch den Finanzminister zu Thetl wurde, so wird dadurch nur wieder ein neuer Beweis von der üdrrau« geringen Kenntniß geliefert, welche Im Allgemeinen be züglich der Verhältnisse und Anschauungen in den leitenden Kreisen herrscht. Beständen, wa« nicht der Fall ist, schwer wiegend« Mrinung«verschiedenheiten zwischen denieniaen Ministern deren Ressort« vorzug-weise mit der allgemeinen Politik in Be rührung stehen, so würde r« sicher nach den in dem preußischen Slaat»ministerlum herrschenden Traditionen völlig au«geschlosscn sein, daß Vorhandensein derselben durch die üsfictösr Presse an- »deuten. Auch wird au« den allgemeinen Direktiven, welche der Mlnistcr de- Innern der letzteren ressortmäßig erthcilt, eine Ver antwortlichkeit für jede Vleußeruna oder Nichtäußerung derselben im Einzelnen in dem Sinne sich «tcht construiren lassen, wie sie nach der liberalen Version angenommen werden müßte. Handelt e« sich bei den Artikeln eine« spectell -enannten Lorrespondenzorgan« nicht einfach um eine redaktionelle Ungeschicklichkeit, wa« wir anzunehmen geneigt sind, sondern wäre« sie in der That der Au«druck einer Berftiminuna, so würde dieselbe jedensall« nur ia den untere» Kreise«, d. h. lediglich in de» Regionen de« Autor« jener Artikel zu luchkn sei», jedensall« nicht bi« in die de» vrrwaltungSchel« selbst hlnausreichen. Die Wahrnehmung, aus wie völlig unsolider Grund lage Gerüchte so schwerwiegender Natur ausgrbaut werden, sollte die äußerste Vorsicht gegenüber den von Zeit zu Zeit aufrauchendeo Sensationsnachrichten der in Rede stehenden Art dtctirm. * Au» Berlin schreibt die „Nationalzeituna" vom Dien»« tag: „Ueber den Aufenthalt de« Herrn Waddinaton in B«rlin theilt man un« da» Folgende mit: Herr Wad dington hatte Sonntag Bormittag eine Audimz bet Sr. Ma dem Kaiser, am Nachmittag besuchte «r den Fürsten Bismarck, mit dem er eine länger« Unterhaltung pflog. Die Ausnahme, welche Herr Waddington beim Reich-kanzler fand, war, wie verlautet, von der gewinnendsten Freundlichkeit. Herr Waddinaton hatte di« Freude, den Fürsten BiSmarck ohne neuralgische Schmerzen anznlressen. Gestern hatte Herr Waddmgton bei dem Kronprinzen Audienz und wurde von dem Kaiser zur Tasrl gezogen. Herr Wad dinaton hat sein Bedauern darüber ausgesprochen, die Kaiserin nicht angetrossen zu baden, die ilun stets ibre bc- ondere Huld geschenkt hat. Dagegen ward ihm die Freute u Theil. die Großkcrzvgin vo» Baten gestern im Palais >eim Diner zu treffen. So weil die Aeußerlickkeiten dcS stesigen Aufenthaltes de« französischen KrönungSbolschastcrS. E» darf al« positiv angenommen werten, das; Herr Wattington mit einer allgemeinen politischen Mission hierher betraut war, eS handelte sich darum, etwaige inlernationalc Friktionen der letzten Zeit durch rückhaltlose Anssprache zu entserucn. Taß )err Waddmgton hierzu die richtige Persönlichkeit ist, bat ich durch seine Thätigkeit während tcS Berliner CongrcsseS m Labre 1879 ergeben. Der französische Staatsmann hat stcute Berlin verlassen, anscheinend durch ta» Ergehniß seiner hiesigen Besprechungen in hohem Grade hcjnedigt." * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt: „Daß die Verhandlungen mit der Curie wieder einmal ge- chcitert sind, ist eine Thatsache. die in den uilramonlanen Blätter» mit Nachdruck hervorgebobcn und in allen Tonarten variirt wird. Man wird wohl auch zweifeln dürfen, ob obald diese unersprießlichen Verhandlungen wieder angeknüpsl werden. ES kann nicht auSbleibe», daß VaS erneute Scheiter» der verständigungSversuche mit der Curie auch aus unsere inneren parlamentarisch-politischen Verhältnisse bedeutsam zurückwirken wird. Besonders Scharfblickende wollen eine Wendung in dieser Hinsicht schon vor Pfingsten bemerkt haben. Man meint, wenn Herr Windthorst ernstlich gewollt, wenn er seine Schaaren im Reichstag zahlreicher beisammen gekabt und die Hospitanten deü CentrumS kräftiger bearbeitet hätte, so wäre auch die Holzzollvorlage durchzubringen ge wesen. Auch der Hertling'schc Antrag, der da» Unsallver- icherungsgesctz einstweilen von der Tagesordnung absetzen will, kann unmöglich atS eine Förderung der socialpolitischcn Pläne deS Reichskanzlers seitens dcS CentrumS betrachtet werden. Sodann wird sich eine Schwenkung dcS CentrumS wohl in der Behandlung der Militairsragen brmerklich machen, die nach Wiederbeginn der Sitzungen ausö Nnw >n den Vordergrund treten werden, vielleicht auch in der Behand lung de« Etat«. Im preußischen Abgcordnetcnhausc hat da» Zentrum freilich mit der Bcrcinbarnng der BerwaltungS- zesetze seine Dienste bereit« geleistet; indessen giebt da« Herren haus vielleicht durch etliche Abänderungen Anlaß, auch diese Leistung wieder rückgängig zu machen. Und dann blieben al« einziger Erfolg der klerikal-conscrvativen „Mehrheit" einige Einschränkungen der Gewcrbesreiheit, die schwerlich sür irgend Jemanden großen Werth haben werden." * Wie die „Nat. Ztg." meldet, sollte der Bertrag mit Madaga«car an diesem TienStag um 5 Ubr in Berlin unterzeichnet werden. Der Vertrag ist kurz, sein Hauptinhalt besteht in der MeistbegünstigungS-Clausel. Wenn der Bertrag also nicht so weit geht, wie derjenige, den MadagaScar mit den Bereinigten Staaten abgeschlossen, so ist doch die That sache wichtig, daß Deutschland überhaupt einen Beitrag mit MadagaScar abgeschlossen hat. Die Gesandten verlassen Berlin Mittwoch Mittag. In England steht noch eine kurze Verhandlung bevor, Ende Mai reisen sie in die Heimath zurück. Wie e« heißt äußern sich di« Gesandten sehr befriedigt von ihrem Berliner Aufenthalt. * Wie im „R.-Anz." amtlich gemeldet wird, ist der Ge heime SanitätSrath I)r. Franz Albert Moritz Scholz zu Schweidnitz, sowie die Wiltwe feines verstorbenen Sohne-, de« HauptmannS Scholz, Martha Scholz, geh. v. Henning, in den erblichen Adelstand erhoben worden. Gebciincr SanitätSrath Scholz, welcher vor wenigen Tagen sei» sechszig- jährige« Doctorjubiltium gefeiert hat, ist der Vater des Finanzminster« Scholz, und ist somit auch dieser in den erblichen Adelstand erhoben worden. * Die „Frankfurter Zeitung" hatte die Nachricht der „N. Pr. Zta." daß dieHortsckirittSpartci dem Präsi denten de« Reichstages gegenüber die Rede Möller'S am Grabe Schulzc-Dclitzsch'ü deSavouirt habe, als absolut erfunden bezeichnet. Dem gegenüber bemerkt die „N. Pr. Ztg.", daß drei Mitglieder der Fortschrittspartei, jede« einzeln, am Tage nack dem Begräbniß unter dem ausdrück lichen Anerkenntniß, daß sowohl ihrerseits, als seitens der Fortschrittspartei die Rede dcS Dr. Möller mißbilligt werde und sie sofort sehr peinlich berührt babe, den Präsidenten de« Reichstages um Entschuldigung gebeten wegen der un angenehmen Situation, in welche jene Rede den Präsidenten und die am Grabe anwesenden politischen Gegner der Fort schrittspartei versetzt habe, und dabei ihr Bedauern aus gesprochen, daß deren kundgegcbcncr guter Wille aus diese Weise schleckt gelohnt sei. * Im preußischen Herrenhaus bezw. dessen Commission wird demnächst die Berathnng tcr Bcr- waltungSgesetze beginnen und man glaubt mancherlei Abänderungen an den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses entgegensehen zu müssen. Da ist eine Mahnung der „Germania" von Interesse, welche in einer Besprechung der neuen VerwaltungSqcsetze bemerkt: „DaS Herrenhaus hat nunmehr mit der Sache sich zu beschäftigen und von seiner Haltung, oder richtiger gesagt: von der Haltung, welche die StaatSregierung bei den Berathungen des Herrenhauses cinnimmt, wird eS hauptsächlich abhängen, ob die neuen Gesetze zu Stande kommen oder nicht. Wesentliche Ab änderungen der Grundlage, welche in den Berathungcn de» Abgeordnetenhauses scstgestclll ist, haben keine Aussicht, demnächst im Abgeordnetenhaus? Annahme zu finden. Sollten auch die konservativen Parteien darauf eiiirugchen geneigt sein, da« Centrum würde aller Wahrscheinlichkeit nach dieselben nickt billigen und jeder Zeit in der Lage sein, mit tcr linken Seite deS Hause« die Gesetze zu Falle zu bringen, wie dasselbe bisher die Gesetze mit der rechten Seite zu Stande gebracht hat." * Wie schon telegraphisch berichtet worden, ist am Dien»tag in Celle der ehemalige bannoversche Ministerpräsident Gras Borrie« im 82. Lebensjahre gestorben. In ihm ist. fast verschollen, ein Mann au« dein Leben gegangen, der zu den rücksichtslosesten unter den partikularistischen EtaalSinänncrn der deutschen Einzelstaaten in den fünfziger und ersten sechziger Jahren gehört hatte. Herr v. BorrieS ward, aus der Stufen leiter der hannoverschen Bnreaukratie rmporgekcmmen, im Jahre 1851 znm ersten Mal hannoverscher Minister de« Innern in dem damaligen gemäßigten Ministerium Schele, auS welchem er bald wieder zurücklrat. Im Iabre 1855 aber, als König Georg ein durchaus reactionaireS Cabinet zu dem Zwecke bildete, die Verfassung von >848 mitHitse de« Bundestage» umzustürzen, hauptsächlich um aus diesem Weg« sich in den Besitz eine« große«
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