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Dresdner Journal : 20.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-20
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1882
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^16 Freitag, den 2V. Januar. 1882. 7U»rU«U, . . 1» tt»r^ j-^Lürliot», 4U»rk S0kL Li»»»laaKaiiu»«L: lOkt. 8«obe« tritt kost- avä Stowpattusobl»« Nivrii. ra» ä« 8«u» «io«r «vapöltouoi» katltoml« »0 ?s. vat« „L^«Euit" äio 2«ll« 50 ks. Soi Dütoltto- >u»a LLsro»»t» 50 gb Fattokli^. Lr»ob«l»v»r IZUliob mit Xuowcbw« äor Sona- uaä ?«artt«o lldamtt Ott äoa kot-oaäou 1^. Dres-nerZourml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. F> Lea-cttt«<toe, Lommi—iovLr cts» Or«»lLor ^ocinuU»; S»»d«iU >«rU»-Mi»>» l^tpstU ltto»Mart ». ».: Li-aia-ata»- L ko-i«-,- 5«rU»V^»-S»»d»^, kroU -Latpai« RnwMvrt ». N. «ittab»»: L-<1 Nkor»«/ L»rU»:L LorN.ot, »r»«« L. So^otto,- iirastto: L LKana«»'« 8Lr«u; rr»»kttrt ». H.! L ^as-«^»ot>« öoobaooälull«; vdrUto: S LkM«s,' S»LLo,«r >6 üebüaat«', k»rt» >»rU»-kr»»Ilk»rt ». IL 5t»u«»r»: Da--« » Oo., SttMdv«: D. Lttmt-a-, Sto»noe. L«r»»»Ued»r« lt5ai«l. lttpaäitjoa äs» Orvacloar ^oorv»t», vrssäsQ, 2viu«or»tn»»>« Ho. U). Ämtlicher Theil. Le. Majestät der König haben Sllergnädigst ge ruht, den Gemeivdevorständen Deißig in Zschackwitz und Richter in Greifendorf da» allgemeine Ehren- zeicheu zu verleihen. , Jekanntmachung. Die nächste Aufnahme-Prüfung von Expektanteu für das Königlich Sächsische Kadetten - Korps soll am 14. und 15. April 1882 stattfinden und werden die an da» Kommando de» Kadetten - Korp» zu richtenden bezüglichen Anmeldungen dazu am 15. Februar ge- Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Expek- taute» für die Aufnahme in da» Kadetten-Korp», die übrigen Vorbedingungen, sowie die näheren Vorschriften, nach denen die etat-mäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen Erziehung-beitrage von 90, 180 und 300 M. zur vertheilung kommen, find au» dem Regulativ für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korp» vom Jahre 1880 und dem Nachttage zu demselben — beide- käuflich zu beziehen in der Buchhandlung von Carl Höckner, Dre-den-Reustadt — zu ersehen. Dre-den, am 3. December 1881. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Beyer. Nichtamtlicher Theil Telegraphische Nachrichten. Wie«, Mittwoch, 18. Januar, Abends. (Tel. d. Boh.) Der hiesige Polizeipräsident Krhr. v. Marr hat aus eigener Initiative um seine Pen- fiouiruug «ngesucht. (Vgl. die „TageSgeschichte".) Als sei» Nachfolger wird Hofrath LteiSkal be zeichnet. Luch Graf Lamezan und Lienbacher werde« ge«aavt. Der in Triest verhaftete Agitator Matanovic »audte sich a« de« Minister des Javern um Frei- lass»«» gegen Cantio«, doch ohne Erfolg. Die „Polit. Corr." veröffentlicht einen Be richt über die Verhältnisse i« den occupirte« Län der«, welche« Folgendes zu entnehmen ist: Die Vorbereitungen für die Conscription nehmen ihren stetigen Fortgang, und deren Durchführung wird in jedem Falle vor sich gehen. In NordboSnien macht sich eine vom speculativen Theile der Bevölke rung genährte Bewegung unter den Muselmännern gellend, al- ob Biele derselben auSzuwandern be absichtigten. In der Herzegowina treten in den Bezirken Fotscha, Stolac, Bilek, Gacko, Neve- finie und Trebinje Symptome einer intensiven Gährung und entschlossenen Agitation zu Tage: Contact zwischen den Banden in der Herzegowina und den Renitenten in der Kriwoschje, Verstärkung der letzteren durch ConscriptionSflüchtige, sogar durch ein zelne Panduren und Gendarmen in der Herzegowina, Ueberfälle auf exponirte Gendarmerieposten und auf Convoi«. Die ruheliebende Bevölkerung dringt auf Verwendung der Machtmittel, um einer ernsten Beun ruhigung zuvorzukommen. Bon einer Jnsurrection in der Herzegowina zu sprechen, wäre heute eine nicht zu rechtfertigende Uebertreibung, aber im Sinne einer weifen Prophylaktik erscheine eine au-giebige Macht- entfaltuug dringend geboten. Wie«, Donnerstag, 1S. Januar. (Tel. d. Dre-dn. Journ^ Das „Aremdeublatt" vernimmt, da- von den Delegationen ein einmaliger außer ordentlicher Credit von 3 IVV OVV Kl.und ein außer- ordentliches Erforderuiß für drei Monate von je 1300000 Fl., i« Ganze« somit 6 700 000 Kl. ver- langt »erden. Paris, Donnerstag, 1S. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Agence Havas" zufolge steht die Unterzeichnung des englisch - französischen Handelsvertrages nahe bevor. Rom, Mittwoch, 18. Januar, Abends. (W. T. B.) In der Kammer der Deputirtev stellte heute Rieotti eiu Juterpellationsverlaugeu in Betreff der auswärtigen Politik. Der Minister präsident Depretis sagte, er werde morgen ant- Worten, ob das Ministerium die Juttrpellatiou aunrhme und eventuell für wauu. Coppino legte den Bericht über die Wahlreform vor. Dieselbe wurde für Freitag auf die Tagesordnung gesetzt. Sella legte seiu Mandat als Abgeordneter nieder. Bukarest, Donnerstag, 1v. Januar. (Tel d. Dre»dn. Journ.) Vergangene Nacht gegen 3 Uhr brach im Circus Krembser auf dem Boulevard Feuer a«S. Trotz der Anstrengungen der Pom piers ist der Circus niedergebrannt. Bom Per sonal werden zwei Männer und die erste Reiterin vermißt. 34 Pferde find verbrannt. Washington, Donnerstag, 1V. Januar. (Tel. d DreSdn. Journ.) Im Proceß gegen Guiteau, welcher in die zehnte Woche eingetreteu ist, be sprach gestern Scoville, der Bertheidiger des An geklagten, die Haltung des Präsidenten Arthur, Conkling'S und Grants, besonders Conkliug'S und Grant'S gegen Garfield und erklärte, dieselben seien für die Handlung Guiteau's moralisch ver antwortlich. Buev oS-AireS, DienStag, 17. Januar. (Reuttr'S Osfice) Eine Depesche auS Valparaiso meldet dru Abschluß deS KriedenSvertragS zwischen Chili und Bolivia. Die KriedenSbediugunge« sollen u. A. darin bestehen, daß Bolivia Küsten gebiet abtrete und seine Beziehungen zu Peru ab breche. Dresden, 19. Januar. Die „Provinzial-Lorrespondenz" enthält heute unter dem Titel: „Friedensstimmungen" einen an die Debatte deS deutschen Reichstag- über den Antrag Windthorst, betreffend die Aufhebung de- Ge setze» vom 4. Mai 1874, welcher in der gestrigen Reichstagssitzung mit der frühem Majorität definitiv angenommen worden ist, anknüpfenden Artikel. In diesem Artikel wird auSgeführt, daß da« Motiv de« Antrags nicht in einem unmittelbaren dringenden Be- dürfniß lag, sondern nur in dem Zweck der RecognoS- cirung. Der Artikel, welcher von der Friedensstim mung im deutschen Reichstage Zeugniß ablegt, kann gleichzeitig al- ein abermaliger Beleg der versöhnlichen und entgegenkommenden Haltung der preußischen Re gierung angesehen werden, und lassen wir denselben seinem ganzen Wortlaute nach hier folgen. Die „Prov.-Corr." sagt: Der Reichstag hat in voriger Woche auf Anre- gung der katholischen Partei mit einer nicht unerheb lichen Mehrheit (die auS dem Lentrum und allen kleinen Parteien, sowie auS Bruchstücken aller übrigen Fractionen, besonders zahlreichen Liberalen und Fort schrittSlruten bestand) den Beschluß gefaßt, die Auf hebung deS Reichsgesetze- über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern (vom 4. Mai 1874) zu beantragen. Diese» Gesetz gehört nicht eigentlich zu der sogenannten „Maigesetzgebung", welche nur für Preußen besteht, ist aber doch von Reichswegen zu dem Zweck erlassen worden, die Wirksamkeit der preußtschen kirchenpolitischen Ge setze sicher zu stellen. In sofern also darf auch das in Rede stehende Gesetz al» ein wesentlicher Bestandtheil der preußischen Maigesetzgebung ausge- faßt werten. Daß für die Aushebung desselben keine aus That- sachen hergeleitete wirkliche Dringlichkeit, kein unmit telbare» Bedürfniß spricht, wurde im Reichstage von allen Seiten anerkannt. Dasselbe ist weder in den letzten Jahren zur Anwendung gekommen, noch ist bei den bekannten Bemühungen der preußischen Regierung, friedliche Zustände zwischen Staat und Kirch« herbei- zuführen, vorauszusetzen, daß eine Anwendung de« Gesetze« bevorstehe. Auch von katholischer Seite hat man zugestanden, daß der Zweck de» auf die Auf hebung de» Gesetze» gerichteten Antrags nicht in der wünschenSwerthen Vorbeugung einer möglichen An wendung derselben, sondern in einer angeblichen „Re- cognoScirung" (Untersuchung) über die gegenwärtige Stellung der Parteien zu der kirchenpolitischen Frage im Allgemeinen zu suchen sei. Unter solchen Umstän den glaubten sich die verbündeten Regierungen einer Stellungnahme zu dem Anträge um so mehr enthalten zu sollen, al» die Berathungen ein Stück aus den Verhandlungen vorweg nahmen, die demnächst im preußischen Landtage zu erwarten sind, wo vor zugsweise die Entscheidung über die Fragen liegt, die früher zu dem erwähnten ReichSgcsetz geführt haben und die daher auch jetzt im Reich nicht eher eine der Natur der Sache entsprechende Losung finden können, bevor nicht in Preußen eine bestimmte Entscheidung getroffen ist. Von Seiten der verbündeten Regierungen wurde überdies, gewiß auch mit Rücksicht auf die Lage der seit einiger Zeit zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Stuhl im Gange befindlichen Ver handlungen, jede Meinungsäußerung, welche dieser Ent scheidung irgendwie vorgreifen konnte, vermieden, und voraussichtlich wird auch bei der nunmehr dem Bunde»- rath obliegenden Stellungnahme zu dem Antrag die selbe Rücksichtnahme maßgebend sein. Diese Rücksicht nahme kann man nur dann überflüssig finden, wenn man auf dem Standpunkte steht, daß Verhandlungen mit Rom eigentlich gar nicht nöthig seien, daß Preu ßen vielmehr sich einfach zu unterwerfen und die Mai gesetze nicht im Einzelnen zu ändern, zu mildern und zu verbessern, sondern schlechthin abzuschaffen habe — ein Standpunkt, den die Regierung bekanntlich nicht einnimmt und wohl auch unter den Parteien nur das Centrum. Gleichwohl war die Berathung im Reichstage in mancher Richtung sehr lehrreich. Sie lieferte den Be weis, daß die „Culturkampfstimmung" vorüber und 'oer Wunsch nach Wiederherstellung des Friedens mit der Kirche ein allgemeiner geworden ist. Wenn man auch völlig von dem Beschlusse selbst absieht, so prägte sich das Bedürsniß, zu friedlichen Zuständen zu gelangen, doch in den Reden Aller auS, ob sie für den Antrag sprachen oder die Verwerfung desselben au- der gegen wärtigen kirchenpolitischen Lage herleiteten. Und wenn auch die Parteien sich in der Stellung zu dem Anttage selbst spalteten, so waren sie doch einig in dem Wunsche nach Frieden. Gerade von denjenigen Parteien, die bisher al» Träger einer Auffassung deS Kampfe» galten, welche theiweise weit über die Absichten und Gesichtspunkte der Regierung hinausging, ist jetzt die Beilegung de» Streite» mit ungeduldiger Hast und mit offenbarer Geringschätzung der zu erstrebenden Bürgschaften gegen die Wiederkehr der Gefährdung der Staat-rechte verlangt worden. In dieser allgemeinen FriedenSstimmung liegt unzweifel haft eine nachträgliche Anerkennung der Auffassung, von welcher die preußische Regierung vor fast zwei Jahren au-ging, um den ersten Vorschlag zur An bahnung de» Frieden» zu machen, und zugleich eine wenn auch etwa» späte Billigung diese» Schritte». Wenn die StaatSregierung für ihr damalige- Ver halten überhaupt einer Rechtfertigung bedürfte, so hat sie dieselbe reichlich durch die jetzigen Reden aller Derer erhalten, die damals sich nicht nur lebhaft widersetzten, sondern deren Parteien auS dem ersten friedlichen Schritt der Regierung den Grund zu einem völligen und grundsätzlichen Umschwung in ihrer Stellung zur Regierung herleiteten. Der damalige Widerstand gegen diese ersten FriedenSthaten erscheint in dem Lichte der neulichen RelchStagSverhandlungen al» ein völlig un berechtigter und al» ein Zeichen engherziger, kurzsich tiger FractionSpolitik. Auch in dieser Beziehung war die Krone eben den öffentlichen Stimmungen voran gegangen und hatte in segensreicher Weise den ersten Schritt gethan. In ihr lausen die Nerven des StaatS- leben» zusammen, so daß sie von den wahren Bedürf nissen de» Volke- eher Empfindung und Kenntniß erhält, al- diejenigen, die sich in einem verhältniß- mäßig doch nur immer kleinen, durch die Parteiauf fassungen noch vielfach beengten Kreise der Erfahrung bewege. Aber die Reich-tagSverhandlungen haben noch in ganz anderer Beziehung höchst belehrende Erfah rungen ergeben, die nicht minder der Beachtung werth sind. ES ist nicht zu verkennen, daß die Erwägungen, von denen sich die Parteien in ihrer jetzigen FriedenS- stimmung leiten lassen, theilweije sehr eigenthümlicher Art sind. Die Erklärungen derselben, welche, wenn sie seiten der Regierung abgegeben würden, in allen libe ralen Blättern ohne weiteres al-„Gang nach Canossa" verurtheilt würden — sind so himmelweit verschieden von der sonstigen Feindschaft derselben Leute gegen jede Kirche und insbewnderc gegen die katholische Kirche, daß ihre Bekehrung wohl nur eine Bedeutung im Sinne deS Parteiwesenr haben kann. E» liegt die Bermuthung nahe, daß gewisse Parteien jene Wege nur betreten haben in der Hoffnung, dem Kanzler die Waffen, die er zum Frieden gebrauchen will, aus der Hand zu winden, und daß die Stellung de» Staate» bei den Verhandlungen mit der Curie geschwächt werde. Bon dieser Seite wird eine ersprießliche Theilnahme an der FrledenSgesetzgebung kaum zu erwarten sein, und eS ist nicht zu bezweifeln, daß die katholische Partei sich in weiterer Folge auf diese Bundesgenossen stützen wolle und könne, die nur auS polltifcher Be rechnung nicht aber auS wirklicher Fürsorge für die Interessen der Kirche und nicht in Anerkennung der Berechtigung christlicher Bedürfnisse, sondern, wie einst gesagt wurde, nur „auS Bosheit" sich dem Centrum zu Gebote gestellt haben. Diejenigen, denen eS mit der Friedensstimmung wirklich ernst ist, werden am besten rhun, die Regie rung aus dem Wege zu unterstützen, den sie nach reif lichster Ueberzeugung uud in Anbetracht der gesummten Verhältnisse eiugeschlagen und den sie jetzt wieder dem Landtage in Forsetzung und Erweiterung ihrer durch mancherlei Erfolge bisher gut bewährten Bemühungen empfohlen hat. Dieser Weg vereinigt in sich oie Würde deS StaateS, das Interesse für feine katholischen Unterthaneu, wie auch das aufrichtige Bestreben, zu der Kirche solche Beziehungen herzustellen, welche beiden Gewalten, unbeschadet ihrer Grundsätze und Ansprüche, die Erfüllung ihrer gemeinsamen hohen Ausgaben er möglichen. Tagesgeschichte. Dresden, 19. Januar. Beide Kammern traten heute zu Sitzungen zusammen. Die Erste Kammer trat nach kurzer Debatte nach dem Vorgänge der Zweiten Kammer den auf den Ankauf der Chemnitz- Würschnitzer Eisenbahn und der sächsisch - thüringischen Ostwestbahn Zwickau-Weida bezüglichen Antiägen der StaatSregierung einstimmig bei und überwies die auf Errichtung eine- Landgerichts in Zittau gerichteten Petitionen, welche die Zweite Kammer der Regierung zur Erwägung überwiesen wissen will, der Regierung lediglich zur Kenntnißnahme. Nächste Sitzung un- bestimmt. Die Zweite Kammer ertheilte zunächst zu der zwischen den StaatSregierungen des Königreichs Sachsen Feuilleton. Nodigirt »on Ott» Banck. Der Goldfuchs. »»« K„l »artenbnr^ (Fortsetzung.) Heiß brannte die Sonne auf die große, voll- und straßenreiche Hauptstadt nieder . . . Wer es vermochte, entfloh der glühenden, an die afrikanischen Wüsten mahnende Hitze, welche die Mauern der Houser, da- A-phaltttottoir, da- Pflaster aus- strömte . . . Diese finerige, staubige, drückende Lust war noch dazu geschwängert von den Ausdünstungen der vielen schwitzenden, keuchenden Hunderttausende von Menschen, welche trotz der Hitze ihren Geschäften nachgehen mußten, von Gerüchen aller Art, welche au- den Souterrain» emporströmten, von Ausdünstungen der Canäle und Flußarme, die die Stadt durchzogen, und der verschie denartigen Industrien . . . E» war keine Lust mehr, e» war ein heißer, übelriechender Qualm, den man athmete . . . „Aber ich reise morgen, ganz bestimmt ..." sagte eine elegante, sehr gelangweilt und unbefriedigt au»- srhende junge Fran, die auf einer Lhalse-longue ihre» Schlafzimmer» im Hellen, blauaurgeputzten Morgen- keid au»geftreckt lag, zu ihrem Manne, der, den Hut i« der Hand, sich eben von ihr verabschieden wollte... ,Ob Du nun mitkommft oder nicht, ist mir ganz gleichgiltig . . . Diese ekelhafte Atmosphäre ertrage ich nicht länger ..." Aber, ich bitte Dich, Fanny," wandte er ein, „hier in unserer Villa, unmittelbar an dem Lentralpark, ist e» doch noch zum Aushalten ... Ja, wenn wir noch in Mitten der Stadt wohnten — ... Im Comptoir drinnen im Geschäft, da ist es kaum zum Aushalten ... Wenn Du mich heute Abend abholen wolltest, könntest Du Dich ja überzeugen." Die junge hübsche Frau warf verächtlich da» Köpfchen zurück und rümpfte die Rase . . . „Pfui, Robert, was Du mir zumuthestl Die Odeur» von Heringen, Petroleum und Fischthran zu riechen . . . Dazu muß man von der Natur präde- stinirt sein. Ich bin e» leider nicht." Der Herr Gemahl zi ckte die Achseln. „Und doch müssen wir davon leben," sagte er. „Ich will nicht weiter in Dich dringen, Fanny. Wenn Du morgen Deine Badereise antreten willst, so thue e», ich kann Dich noch nicht begleiten, die Geschäfte lassen e» nicht zu." Er beugte sich zu ihr nieder, um ihr einen Kuß zu geben, aber sie bog sich zurück und hielt ihm mit gleichgiltiger Miene tue Hand entgegen, die er an seine Lippen drückte . . . Mit einem halbunterdrückten Seufzer verließ er da» Gemach und ging hinunter in den Hof, wo ihn em elegante» Cabriolet erwartete. „Vorwärts, Johann," rief er, den Aerger an seinem Diener aus lass end, dem Kutscher barsch zu, „in einer halben Stunde muß ich im Comptoir sein oder ich jage Dich fort." Der Kutscher peitschte die Pferde und pfeilschnell flog da» leichte Gefährt über die macadamisirte Straße der innern Stadt zu . . . Aehnliche Scenrn, wie die eben ei zählte, kamen bei dem Ehepaar, in welchem unsere Leser Herrn Robert Gläser und seine junge Frau Fanny erkannt haben werden, nicht selten vor . . . Obwohl erst wenig über ein Jahr verheirathet, hatten sich die Verhältnisse derselben in dieser Zeit sehr verändert . . . Herr Gläser hatte sein Bankiergeschäft in der Pro vinz aufgeben und rin Productengeschäft in der Haupt stadt übernehmen müssen. Da» war so zugegangen. Man kennt jene Periode de» Gründerschwindel», welche im Anfang der siebziger Jahre unmittelbar nach dem französischen Kriege mit den französischen Milliarden über Deutschland hereinbrach und mit dem Zusammen bruch von tausend und abertausend Vermögen und Existenzen endete, welcher unter dem Namen de» gro ßen Krach» historisch berühmt oder berüchtigt gewor den ist. Auch Herr Gläser war bei einigen dieser Grün- düngen bctheiligt und büßte dabei beträchtliche Sum men ein. Der stärkste Verlust aber drohte ihm durch den Bankrott eine» großen Productengeschäft» in der Hauptstadt, von welchem Herr Gläser über hundert- undfünfzigtausend Thaler Wechsel in seinem Portefeuille hatte. Nur ein Vergleich, durch welchen Herr Gläser da» Productengeschäft selbst mit allen Activen und Passiven übernahm, rettete die Firma Gläser selbst vor dem Zusammenbruch . . . Infolge besten hatte er sein Bankiergeschäst aufgeben müssen und war in die Haupt stadt gezogen, wo er da» Productengeschäft nicht ohne Erfolg weiter führte . . . (S»risrtz»n, folgt.) Meteorologie. Nach dem seit 1828 im königl. mathematisch-pdysikalischen Salon ununterbrochen bl» jetzt benutzten Normalbarometer, und mit Anwen dung der bereits von Lohrmann und ebenfalls un unterbrochen bi» jetzt benutzten, gedruckt vorhandenen Reduc»ion»tafeln, sind in der Zeit von 1828 bi« jetzt Folgende über 28 Pariser Zoll 6 Lmien (reducirtc) Barometerstände in den meteorologischen Tabellen de» Salon» ausgezeichnet: 1833 am 8. Januar: 28 Zoll 6,2 Linien. Steigen und Fallen allmählich in der Zeit vom 5. bi» 10. Januar und nur am 8. Januar über 28 Zoll 6 Li- nien. — Windstille. — 1840 am 27. December: 28 Zoll 6,4 Linien. Steigen und Fallen schnell. Früh Nebel, dann hell. Vor und nach dem 27. December unter 28 Zoll 6 Linien. 1850 am 22. Januar: 28 Zoll 6,3 Linien. Steigen und Fallen schnell Nur am 22. Januar Vormittag» über 28 Zoll 6 Linien. Windstille. Himmel»bewöl- kung vermischt. 1852 am 6. März: 28 Zoll 7,1 Linien. Am 5. März Mittag» angefangen über 28 Zoll 6 Linien. Am 7. März früh unter 28 Zoll 6 Linien. Wind stille, Rebel, vermischt. 1854 am 2. März: 28 Zoll 6,4 Linien. Nur von Früh bi« Abend« über 28 Zoll 6 Linien. Wind stille; dichter Rebel; vermischt. 1855 am 19. December: 28 Zoll 6,5 Linien. Nur am 19. December über 28 Zoll 6 Linien. Steigen und Fallen schnell. Ostwind 2. Hell. 1857 am 8. December, nur Abend« 9 Uhr: 28 Zoll 6,1 Linien. Südostwind. Steigen und Hallen schnell. Rebel. Bewölkung vermischt.
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