Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060401021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906040102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906040102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-01
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dieser Blatt wird den Lesern von Dresden MU> Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestclll. während e» die Post-nvonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte«. Verugsgedüdn w» vr<«»n>»««,z,li» po«tmall,nZutraamil, dnrL untere x«>,» und »»»,„«, an 4oi>n- »nd Montaaen ,ur einmal) » MI »oV>. dimd «»»ivUriiocitom- mitstonsre » Ml l>»» MI»0 «. Bei eui«ali,«r Ziitieliunu durch dl« «oll »Ml. i»dn»«estell^Id>. im«,,», laich mU «nttvirckenden, Zuichlaae. II achdru« aller »Nlleln. Original- Muleilnn,»« mir mit deutlicher Ouellenan,ad,l.T>r»»d Nachr ') pildUs. Rackir»,»»« v-uorar. «nivrüche bleibe» mit«riilttiNil>at: unverlangte Manuikrivle iverbeu nicht anibeniaua. Nelearamm -Ndreile: «»ckrich»»» »re»»«». 18äG Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Flnreigen-canf. Snnakme von AnkLnblgungen bit nachmlttaaS 3 Mr Sonn- und «neriag» nm Manenslrabe R voll n bi« >/,i Nlir Die livoltiaeArund- »eile <ca. s Dilde») so Pfg.. iüi- kündianngm aui der «nvaveite Heil« rsMa; die LlvalliaeHeile ausDeU- ielte bo Psg., als Einaeiaudt Seile b2 Via 8n ittummeni nach ch»m>- iiud S«ler»a,e« i Ivaitigc Lrimdreile so Mo„ aus Prwalleitc « Psg.. Ltvaltiae Zeile aui Lertieite und als Eingetandt soPsg. AiiswärtigeAut- irügr »ur gegen r!orauave»anluna. Belegbiätler tolle» ro Ltcmiige. Fernsprecher: Nr. 11 und LOS«. Hauplaeschöslvstelle: Marlen fir. SS. Men. Alkron «N«I QioIlIvKnrvi» nur 8v«8tL'L»88v L- ^6lr6 ^Itmarkt. WI>» Neueste Drahtbcrichle. Hoinachrichten. Blsinarck-Gedenkscicr. BcziiksanSschuß, Das tsjastspiel der Nüssen: „Onkel i I aiili'il 1 WA»» THitüll. Wanja", Herzog Gevig ll »nd Etlc» von Hildburg. Z»m erste» Ülpril. I U I «'»/»D» Reucste Drahtmcldunacn vom 3l. März. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Ter gteichstag nahm beute das E t a t - N r> t g es e tz in dritter Lesung endgültig obnc Debatte an. Aus Antrag der Geichäitsordiiungskouttnisiion wurde be schlossen. anläßlich eines amtlichen Gesuchs um Geirehnirgung zum Erlab eines Haftbefehls gegen den Abgeordneten Fuoangel die gerichtlichen Akten in dieser Sache einzusordern. ferner wurde beschlossen, die vom Abgeordneten Fusangel selbst nachgcsuchte Genehmigung zu der von ihm bei der Staatsanwaltschaft z» Essen beantragten Einleitung eines Strosvcriahrens zu er teilen. Dann wurde die Beratung des M i l i > ä r e t a t s fort gesetzt, wobei cs teilweise reckt lebbast hcraing. Aba. Stolle l«L-oz.s vrachte estre gröbere Anzahl Soldaten-NiißlmndliingSiälle vor. Abg. v. Kardorif bemerkte, die Sozialdemokraten hätten am allerwentgsden Grund, Aer immer wieder solche Roheiten zur Sprache zu bringen, «sie seien es, die die Jugend dazu er zögen. Darauf gab es stürmische Unterbrechungen links. Der Aog. Hofmann-Berlin rief: „Unverschämter Kerl!" und wurde dafür vom Vizepräsidenten Dr. Paaschc zur Ordnung gerufen. Die Rettung der Bergleute in Courriöres. VariS. Anläßlich der Rettung der 13 Berg leute in Courriöres, die fast von der gesamten Presse de- sprachen.wird, erneuern die sozialistischen und ultraradikalcn Blätter ihr« Angriffe gegen die Bergwerks-Gesellschaft in Courriöres in überaus scharfer Weise. So schreibt die „Lautern«": Wenn die Bergwerks-Gesellschaft, anstatt den Eingebungen ihrer Habgier zu folgen, sofort energische Rettungs- arbeitep ausgenommen hätte, so wären zahlreiche Mensclieweben erhalten worden. Was die Unglücklichen dort unten obne Werk zeug und ohne Licht zu Wege gebracht haben, das hatten wohl auch gut auSaerüstetc Arbeiter leisten können. Tie Gesellschaft hielt «» aber für bequemer, zu erklären, alle dort unten seien tot. Die öffentliche Meinung werde eine eremplarische Bestrafung der Schuldigen verlangen. Aelmlich äußert sich die „PStile Räpublique". In der „Humanitö' schreibt Iauras, die Direktion von Eourstdges.wage.is, die ausständigen Arbeiter onzuklagen. - Dieser schamlosen Komödie müsse ein Ende gemacht iqerden. Nicht weil eine Gruppe von Ausständigen 20 Tage i,vch der Katastrophe von der Rettung abgehalten wurde, liest litan die Verunglückten ohne Hilfe, sondern, wenn ein Ingenieur dtn Bergleuten gesagt hätte, noch ist es möglich. Eure Kameraden zu retten, so hätten sich Tausende zur Hilfeleistung eingebunden. Der „Figaro" veranstaltet eine besondere Gelvsammlmig zu gunsten der Geretteten. L e u S. sPriv.-Tel.s Es wurden wieder mehrere Leichen heraufbefördert, die mumifiziert ausiahen. Der Arzt bebauptete. dah der Tod bei diese» Bergleuten erst vor etwa 30 Stunden -ingetreten lein dürste. Alle geretteten Bergleute sind völlig fieberfrei und die Aerzte haben die beste Hoffnung, sie am Leben zu erholten. Als die geretteten Bergleute erfuhren, mit welcher Hingabe die westfälischen Mannschaften an den Rettungsarbeiten teilgenourmen haben, sandten sie ein Telegramm nach Herne, worin sie ihren verbindlichsten Dank für die bewiesene Kamerad schaft und aufopfernde Tätigkeit ausdrückten. Die von Pariser Abendblättern gemeldete Rettung von weiteren vier Bergleuten in Eourriäres b e st ä t i g t s i ch nicht. L en s. DaS Telegramm, das die geretteten Berg leute an die d e u 1 s ch e Rettungsmannschaft sandten, lautet:,.Die der Grubenkatastrophe entronnenen Bergleute danken aus vollem Herzen den deutschen Brüdern für ihre Hingebung >ind ihren Mut. Die belgische Belegschaft sandle den überleben der Geretteten telegraphische Grüße. Berlin. Ter Reichskanzler Fürst v. Bülow ist durch kaiserlichen Erlaß vom 26. d. M. auf Grund der erstmaligen Präsentation des Geschlechts derer v. Bülow ins Herrenhaus berufen worden. Berlin. <Priv.-Tel.) DaS Befinden des Ministers v. Budde, der an einem schwrren Darml.iden erkrankt ist, hat sich verschlimmert. Berlin. Der Gesetzentwurf betr. den Erwerb des Kccki- salzwerkcs der Gewerkschaft „Hercynia" zu Wernige rode ermächtigt die Neuerung zur Ausgabe eines Betrages von 30 960 00) Mark. Der Finanz»)inOler wird ermächtigt, zur Bereitstellung der erforderlichen Geldmittel Staatsschuldver- schrcibungen, vorübergehend auch Schatzanweisiingen auszugcben. Hannover. lPckv.-Tel.) Der durch die Seelzer Eisenbahn kataslrophe niigerichiete Materialschaden wird von der Balniverwaltung aus 30)000 Mk. beziffert. Tie vor läufige Untersuchung ergab, daß die Schuld den Stations- vvrsteher tirsse, der eine Viertelstunde vor Eintreffen des Zuges nicht aus deni Bahnhöfe rangieren lassen dnrsle. und dies tlntzdei» geschehen ließ, obwohl der nächste Gülerzug schon ge meldet war. Der Beamte wurde unvcrjüglich seines Amtes ent hoben. Einer der beiden verletzten Heizer ist nachträglich gestorben. Gleiwitz. Gestern nachmittag entstand Feuer in der 34S - Meter --sohle der Friedens-Grube. Die Brand stelle wurde abgedämmt, aber giftige Gase durchbrachen die Brandstelle und bedrohten die Bergleute. Die Rettungsmann schaften brachten heute früh alle 10 gas betäubt herauf, doch konnten 30 sofort heimkehren. Zehn wurden ins Lazarett gebracht, wovon zwei gestorben und. Köln. Wie die „Köln. Volksztg." meldet, nmrde an Stelle des von den Rebellen in Ostafrika ermordeten Bischofs Spieß zum neuen apostolischen Vikar von Düdsansrbar der Bene diktinerpater Thomas 2 preiter aus der Abtei St. Ottilien er nannt. Spreiter war bisher der Leiter der großen Missions station Luculedi im Süden von Ostafrika. Essen sRuhr). Wie die „Rhein.-Wests. Ztg." aus Her- fort» meldet, erschlug dort heute morgen ein Arbeiter mit einem Beile seine Frau und seine drei Kinder. Der Mörder ist entflohen. Paris. Das bonapartistilche Btatt „Appel du Penple" bezeichnet die Meldung, daß Prinz Viktor Napoleon tn allen politischen Bestrebungen zu gunsten seines Bruders, des russischen Generals Louis Napoleon verzichtet habe, als unrichtig. Toulon. Das rote Syndikat der Arsenal- arbeite« beschloß, sich mit de» ausständigen Kaffeehaus- kellnern bei deren Manifestation am Abend zu vereinigen. DaS Militär mußte eingrrifen. Mehrere Personen wurden ver letzt, zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Toulon. Die ausständigen Kaffeohauskellner veranstalte ten im Verein mit den anarchistischen und antiinikitaristischen Arsenalarbeitern abermals Stra tzen ku ndgeb u ngen. Bei einem Zusammenstoß wurden drei Äcndarme, ein Soldat und ein Schutzmann verwundet. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. London. Wie ,,Daily Telegraph" von gut unterrichteter Seite aus Kairo erfährt, hat die Z u r ück z i e l, u n q der türkischen Truvpen von den umstrittene» Punkten bei Akaba begonnen, und dür'te voraussicksüch die ganze Streit frage binnen kurzem ihre Erledigung finden. Leicester. Bei der heutigen Ersatzwahl wurde Thomasson sliberals mit 10 766 Stimmen gewählt. Der Gegen kandidat Rolleston ikons.s erhielt 2706 Stimmen. Belgrad. Die nach dem vorgestern abend stattgehnbten Ministerrat erfolgte Berufung Paschltsch s ins Palais gab zu dem Gerücht Aulaß, daß die Negierung wegen Schwierigkeiten dc? Lösung der B c ri ch iv ö re r frage demissioniert habe. Von maßgebender Stelle wild kategorisch erklärt, es läge gegenwärtig kein Grund zur Demissiv» vor. Tie Vcrjchwörcrfrage befinde sich in einem Stadium, wo Publikationen nicht opportun erscheinen. — Der Kreisvräsckt von Niscb, Ecrovitsch, winde zum Prä fekten i» Belgrad ernannt. Ecrovitsch war bereits früher Präsekt in Belgrad und wurde im vorigen Jahre pensioniert, weil er eine» ueberfall auf eine Druckerei nicht verhindert hatte. New» ork. Die Anlhracitkohlcirbergwerks-Bcirtzer haben den Vorschlag des rZergarberter-Ausschusses, mit ihnen am 3. Avril in Newvork in wertere Verhandlungen be züglich der Lohnskala einzutrete», angenommen. Indianapolis. Die Vereinigung der Bergarbeiter nahm einen Beschlußarrtrag an. wonach de» Bergarbeitern ge stattet wird, die Lohnskala von 1903, wenn sie ihnen angeboten wird, zu unterzeichnen. Oertliches und Sächsisches. DrcSire». 31 März. —* Se. Majestät der König empfing gestern nachmittag ö Uhr die Vertreter der Geschlechtsverbände von Zehrnen, von Zeschau und von Erdmcrnnsoorsf anläßlich der Feier von Jamilicniubrläcn. — Heute früh 7,15 Uhr begab sich der König nach Chemnitz und wohnte dort der Rertbesichtlami« der 1. Eskadron des 2l. Ulanen-Rogiments bei. Die Rückkehr erfolgt nachmittags 4 Uhr. 5^ Uhr wird der Monarch sodann i»r Nesidenzschlofse den dänischen außerordentlichen Abgesandten Generalmajor- Ärcndrrrp. in ressen Begleitung chch die Herren Hofsägermerstcr Baron Wedell-Neergaard »nd Premier!eutnant d?r Infanterie Bölck befinden, in feierlicher Audienz eurpsan«». Der außerordentlich« Abgesandte überbringt die Notifikation über die Thronbesteigung seines Souveräns. — Anschließend hieran wird Körrig Friedrich August den neuernannten niwer- ländischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Baron GeverS zwecks Entgegennahme seines Be glaubigungsschreibens ebenfalls in feierlicher Audienz enwfangai Baron.Geoers wird vom Gejondtschaftsrate Ritter van Rappard begleitet. Beide Empfänge finden in Gegenwart deS Herrn Staatsministers der auswärtigen Angelegenheiten v. Metzsch «nd der Herren des königlichen Dienstes stört. Sowohl die dänische Mission, wie auch der niederländische Gesandte mit seinem Be- gleiter werden nach der Audienz beim Könige auch von Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde emHangen. Vor de» Gemächern deS Königs tritt aus diesem Anlässe eine Paradewache des Garderciter-Regriiients auf, die den Herren die militärischen Ehren erweist. Im Anschluß an diese Audienzen findet beim Könige Tafel statt, an der die Prinzessin Mathilde teilnimmt und zu der die Herren der dänischen Mission, sowie der niederländische Gesandte mit seinem Begleiter, der Staats- mrniiler v. Metzsch mit dem Geh. Legationsrat v. Stieglitz und der der Sondergescrndtschaft des Königs von Dänemark zu ge teilte Hauptmann Niepcr. Adjutant der 23. Division, mit Ein ladungen beehrt worden sind. —* lieber den Aufenthalt des Königs Friedrich August in Chemnitz wird von dort gemeldet: Der König traf heute vormittag 3,50 Uhr mittels Sonderzuges auf dem hiesigen .vauptbahnhoie ei» und beaab rich in ziveispünnigem Wagen sofort nach den in der Planitzstraße gelegenen neuen ziojerirements. In seiner Begleitung 'befanden sich der Kriegs- Minister Freiherr v. Hausen und der Oberstallmeister d. Haugk. Der König begrüßte die in der Reitbahn ausgestellte ESkadro» der Kailer-Ulanen mit einem „Guten Morgen!" und hiel! daun eine kurze markige Ansprache an «das Regiment. Die Ulanen sonn- „Ha'mlet." s7 Uhr.) die Hoftheater ge- Knilft und Wissenschaft. s* Wochenspielvlcin der König!. Hostheater. Opernhaus. Sonntag: „HossinaniiS Erzählungen." ls/28 Uhr.s Montag: Figaros Hochzeit." (7 Uhr.) Dienstag: „Car- men." s7 ULro Mittwoch: „Loveiigrin." (7 Uhrü Donnerstag: „Mignon." st/28 Uhr.) Freitag: Geschlossen. Sonnabend: General probe zum Palmsonntag-Konzert, s? Uhr.) Sonntag: Palmsonn- tagS-Aonzert. <7 Uhr. — Schauspielhaus: Sonntag: Für die FreitagS-Abonnenten des 30. März: „Der Biberpelz." sW Uhr.) Montag: ^Gespenster." ssj>8 Uhr.) Dienstag: „Johannes." s'^8 Uhr.) Mittwoch: „Der Biberpelz." ss/28 Ubr. Donnerstag: „Ein Souiiiiernachtstrauin." sPuck: Frl. Prost a. G.j O/28 Uhr.) Freitag: „Jahrmarkt in Pulsnitz." Ö/28 Ubr.) S abend: „Ultimo." ls-j>8 Uhr.) Sonntag s8.>: „Hamlet." (7 I — Vom 9. bis mit 14. April bleck schlossen. 's* NSirigl. tzosschauspiel. Es war ein unerhörtes Abschied- «ehmen, gestern abend drüben im Schauspielhaus, da die Russen Tschechows „Onkel Wania" beendet hatten. Aegiiliches ist nie, wenigstens in den letzte» zehn Inlire» nicht, a» der gleichen Stelle gesehen und gehört worden, nickt bei der Dicke, nickt bei der göttlichen Samo, nickt bei Coaiiel!» oder Kainz, nicht bei MatkowSky oder Zacconi. Man klatschte »nd sch>ie, ,a man raste schließlich. Als nun aar eine Abordnung der Mitglieder unserer Hosbuhne aui offener Szene erschien, geführt von Hemi Hoffchau- wieler Wieck«, dem sich die Herren Hoffchauspieler Winds und Bauer angeschtoffrn hatten, und »nser Hamlet im Frack und weißen Glaces in elner Ansprache an Herrn Stanislawski und seine tapfere Schar schmeichelhafte Worte ehieiidsler Anerkennung richtete unter Urberrelchiing eines Lorbeeikranzes von schier unheim liche» Dimensionen. — da kannte der Jubel kein Ende. Schließlich ruhte da» Publikum nicht eher, als bi« Herr Stanislawski mit «in paar herzlichen Worten in deutscher Sprache sich für all die Ovationen in schlichter, aber gewinnender Weise an der Seite Dantschenko S. seines MitdiiektorS, bedankie. Neben den, Riesenkranz der Schauspiel-Mitglieder, der die Aufschrift trug „In bewundernder Verehrung ihren Kollegen vom Künstler'schen Theater in Moskau" siel »och ei» anderes kolossale» Lorbeer- aewinde auf, dessen Prachtlchleife die Worte zierte: „Dem Mos kauer Künstlerischen Tdeaiec zur E innernng a» das unvergeßliche! Gastspiel im März Ii«06. — In aufrichtiger Bewunderung die Genrraldirektion der Kvnigk. Sachs. Kapelle und der Hostheater." Noch einmal ging ein Brausen des BeifaUS durch das Hans, die deutschen Ruse „Aus Wiedersehen" mischten sich mit deni russischen' I)o svichrvzs", — dann verließen auch dir Begeistertsten daS' HauS, unvergeßlicher Eindrücke voll So klang harmonisch das Gasispicl a»S, da» zwar unserer Hvfbühne nachträglich ein Paar Woche» leere Kassen bringen wird, allen anderen Beteiligten aber eine solche Fülle der Anregung übermittelt hat. daß nian hier immer mit Dank der Russe» gedenke» wird. — Noch einmal leuch teten gestern abend ihre besten Vorzüge i» Hellem Glanze aus: dies wu»deibar fei» abgestlniiiite Zusamiiiensplel und die metsler- ltche JnszeniemiiaSkuiist. F» varstellerischen Eluzelleistunacn übertreffen unsere deutschen Künstler — wir wollen nicht ungerecht sein — die russischen Schauspieler in dieser oder jener Hinsicht, aber Regie und Zusaiiimensptel. — da können und da sollten wir von ihnen lerne». Macht druh nur eine so glänreude Aufführung wie die von gestern abend. Stücke von der Art des „Onkel Wanja " überhaupt erst möglich. Tenn Tschechow ist nun ein mal. mögen Hch auch gerade deutsche Aesthetiker für ihn »och so sehr in die schanze schlagen, kein Dramatiker. Seine ganze Kunst hat etwas Novellistisches, das aller und jeder Bühnen wirkung zuwiderläust. Es trifft sich gut. daß man dafür eine russische Stimme von Gewicht und Bedeutung sich erhebe» lasse» kan». Wolynski, der ausgezeichnete Tschechow-Kenner und größte Bewunderer des Dirhlers, saßt in einer kürzlich auch in deutscher Sprache von Josef Meluik iFraiikfurt a. M., Rüttcn u. Lveiiingi erschienenen Studie „Anton Tschechow" sein Urteil dahin zusam men : „Trotzdem kan» Tschechow nach seiner Seeleiiversassiing und sogar »ach dem eigentlichen Charakter seines Talents nicht als Draincitlker bezeichnet werden. Seine Dramen zeigen uns Menschen, die in verschiedenen Provinzsünipfe» schmachten, sich hiuaussebnen. von Krämpfen erfüllt sind, aber keine Kraft besitzen, sich ihrer Lage z» entwinden, zur Freiheit, i» ein irgendwie sie befriedigendes Leben hin. Eine solche Fülle von verzehrendem Sehne», ein »nunterbrochenes Schluchzen vv» der Bühne herab und kein Lichtschimmer von jener Zukunft, die mit einer Leite schon die Gegenwart berührt, die sich im Innern deö Menschen regt, schon tn ihm pulsiert, schon manchmal bei apostolischen Naturen in neuen befreienden Worte» hervorbricht. TIese Tschechowsche Psychologie, die sich in einer erstaunlichen male rische» Kunst widerspiegelt. — ist eine prachtvolle Psychologie, aber sie ist vielleicht nicht zu plastischer Velkmper»i,y aus der Bühne geeignet. Ihre Motive könne» fick nickt vereinigen, sich nicht aus einen Punkt konzentriere», im Mensche» seinen Willen «»spannen, — daS, waS ihn hauptsächlich z»ni Menschen macht, zi»n Kämpfer für sich selbst, für sein Lebe», im tiefsten Sinne dieses Wortes. Tie Helden der Tschechowsche» Werke — das sind willenlose Menschen, d. h. Menschen, die jener Kraft entbehren, welche als das Prinzip einer jeden Individualität erscheint, aller und jeder Formen des persönlichen und historischen Lebens. Sie leiden und protestiere», leben aber nicht, sie kühlen, haben aber keine Leideiischafken, die unwillkürlich den Menschen ans neue Wege bringen, sic träumen unklar von etwas andere»!, wissen aber nicht, was sic eigentlich wollen. Sie betrinken sich und schielen i» ihre» Zimmer» unter den niedrigen Decke», und nicht unter dem Himmel, nicht in der freien Luft. Dies alles ist prächtig im stirne der literarischen Malerei, aber für die Bühne ist dies alles wenig, weil die Bühne, mit ihren Mitteln, mit ihren besonderen Aufgaben nicht nur Psychologie bieten kann und darf." Diesem klassischen Urteil ist nichts hinzuzusügen. W i e allerdings die Moskauer diese Menschen von Tschechows Gnaden spie- len. das muß man gesehen haben, um die Bewunderung der russischen Kritik zu verstehen, die sie den Schauspielern gerade in der Darstellung dieser Stücke zollt. Geben sie doch, um einmal summarisch zu urteilen, nicht nur die Menschen als Gestalten in voller Lebenssülle. sie neben auch die Atmosphäre mit, die sie umweht, in der sie wirken und leben. Auf spezielle Details hier einzugehen, müssen wir^ uns leider versagen. Nur eins: Sv etwas an glänzender Stimmungswiedergabe. wie sie der Schluß deö letzten Aktes bedeutet, ist wohl noch nie aus einer Bühne gesehen worden. Dabei geschieht eigentlich gar nichts: man steht nur herum und philosophiert. Eine unendliche Resig nation liegt über den Sprechern, über der ganzen Situation, über dem Zimmer, ja. man möchte fast sagen, selbst über den einzelnen Möbeln. Die Worte fallen wie schwere Regentropfen in einer schwülen Fruhlingsnacht. Der Professor, der all die Irrungen und Wirrungen in die friedliche Stille des abgeschie denen LandhairseS gebracht, ist mit seiner jungen Frau endlich abgereist. Tie Drohne iü fort, nur die Arbeitsbienen sind zurückgeblieben. Nun rüstet auch Astrow — von Stanislawski herrlich aeiprelt — zum Aufbruch: er muß sich weiter abschindcu. irgendwo da unten in der Provinz, er geht mit leisen Schritten, matt und müde, der Zukunft entgegen, seiner „Vision nach Mit den Alten deS Hauses, der weißhaarigen Geheimrätiu. Marina, der lieben Kinderfrau, undTeljegin. der daS Gnadenbrot aus dem Gute ißt, sind Onkel Wanja und Ssonja, die beiden Fleißigen, allein im Zimmer. Nun kann das alte Lied wieder beginnen, das Leben voll Arbeit und Entsagung. Ssonja und Onkel Wans-, sitzen sich an dem alten wackeliacn Schreibtisch gegenüber, sie betäube» sich gegenseitig in der Hast, mit der «sie sich in die Arbeit vertiefe». „Mir ist so schwer ums Herz!" seufzt Onkel Wanja. — „Was bleibt uns schon übrig!" tröstet ihn Ssonja — „man muß doch einmal leben. Wir iverden für andere arbeiten, jetzt und in »iiiern alten Tonen, ohne Rast , . . aber Hab' nur Geduld, Onkel Wanja, Hab' Geduld... wir wer den ausruhcn . . . ausruhen . . . Wir werden ausruben . . ."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite