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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. ThmM, Uchen, Mtlilchn und die Umgegenden. Amtsblatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommm. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Aal, Forstrentamt zu Tharandt. No. 98. Dienstag, den 9. Dezember 1899. Bekanntmachung. Herr Rittergutspachter Oswald Obendorfer in Tanneberg ist heute als Gutsvorsteher für den Bezirk des dasigen Rittergutes verpflichtet worden. Meißen, am 1. Dezember 1890. Königliche Amtshauptmannschaft, von «Kirchbach. Bekanntmachung. Die Herren Ortsvorstände werden hierdurch ersucht, die diesjährigen Irnpflisten, insoweit dies noch nicht geschehen ist, alsbald, spätestens aber bis Ende dieses Monats nach geschehener Vervollständigung zur Revision anher einzureichen. Unvollständige Liften werden nicht angenommen. Ueber etwaige Privatimpfungen sind von den betreffenden Herren Aerzlen Privatimpflisten einzuziehen und den öffentlichen Jmpflisten beizufügen. Bloße Impfscheine über solche Privatimpfungen können nicht als genügend angesehen werden. Meißen-Cölln, den 4. Dezember 1890. Der Köuigl. Bezirksarzt. A uctio n. In Limback gelangen Donnerstag, den 11. Deeember d. H., Vormittags 11 Uhr ca. 20 Centner Kartoffel gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Gasthof daselbst. Wilsdruff, am 8. Deeember 1890. Der Gerichtsvollzieher des «K. MmtSgerichtS. Matthes. Vekanntmachnng. Bei der am 4. dieses Monats stattgefundenen Stadtverordneten-Ergänzungswahl sind Herr Stadtgutsbesitzer lklelarerck Aisx LLiml-e«, Herr Restaurateur und Herr Stellmachermeister Iulius «»Ilv als wirkliche Stadtverordnete sowie Herr Leimfabrkant 1V1lI».Iiir ILrippvnslspvI als ansässiger Stadtverordneten-Erfatzmann und endlich Herr Postverwalter a. D. als unansässiger Stadtverordneten-Ersatzmann gewählt worden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Wilsdruff, am 5. Deeember 1890. Der Bürgermeister. Ficker. Tagesgeschichte. Das hervorragendste Ereigniß der abgelaufenen Woche ist ohne Frage die Ansprache unseres Kaisers an die am Donnerstag zu Berlin zusammengetretene preußische Schul konferenz. Von Neuem hat der Kaiser den Beweis geliefert, daß er durch und durch erfüllt ist von nationalem Geiste und daß er wie für die materiellen so auch für die geistigen und sittlichen Bedürfnisse unseres Volkes ein freies und offenes Verständniß besitzt. Wahrlich, unsere Nation darf stolz darauf sein, einen solchen Kaiser an ihrer Spitze zu sehen, und mit vollem Vertrauen kann sie seiner Führung sich anvertrauen. Wie einst die Worte des Reichskanzlers von Bismarck, so wirken jetzt die Worte unseres Kaisers reinigend, klärend und belebend auf alle Diejenigen, welche ein Interesse daran haben, daß die Eigenart deutschen Wesens sich immer kräftiger und schöner entfalte und unser Volk auf dem Boden der großen Errungenschaften seiner ruhmvollen Vergangenheit immer weitere Fortschritte macke in der Förderung nationaler Wohl- sahrt, Freiheit und Gesittung. Daß unser Kaiser dazu mit wirken will, nach bestem Wissen und Gewissen und unter voller Ausnutzung der Machtmittel, stie in seine starke Hand gegeben sind, hat er auch gezeigt durch die erhebende Feier, mit welcher er am Montag das Andenken seines Ahnherrn, des Großen Kurfürsten, des Gründers sdes brandenburgisch preußischen Staates und damit des neuen Deutschen Reiches, ehrte. Fürwahr, unser Kaiser bethätigt durch sein eigenes Beispiel, was er von allen deutschen Männern verlangt, daß sie die Welt nicht durch Brillen ansehcn sollen, sondern mit eigenen Augen, und Gefallen finden an dem, was sie vor sich haben, ihrem Vaterlande und seinen Einrichtungen. Und so steht unser Kaiser vor uns als das leuchtende Beispiel eines jugcndkräftigen, zielbewußten, wahrhaft deutsch.» Mannes, ter die rechte Freude am Vaterlande empfindet und alle seine Kräfte in den Dienst desselben stellt. Folgen wir seinem Bei spiel, die Alten wie die Jungen, und es wird wohlbestellt sein um uns Alle! Ueber die kurzen, aber deutlichen Worte, mit wei hen der Kaiser bei der Eröffnung der Konferenz dem Minister v. Goßler ein nach Form und Inhalt seltenes Ver trauensvotum ertheilt hat, wird Niemand bestürzter s-in als das Zentrum, aus dessen Kreisen die Gerüchte über die Er ¬ schütterung der Stellung dieses „tapferen hingebenden und hervorragenden Kultusministers" wie einen solchen der deutsche Staat und das Königreich Preußen seit langen Jahren nicht gehabt hat, herstammten. Die Enttäuschung ist um so größer, als das Zentrum gerade diesen Augenblick für besonders geeignet angesehen hat, im Reichstag den Antrag auf Aufhebung des Jesuitengesetzes einzubringen. Vielleicht denkt man nachgerade auch in Zentrumskreisen etwas anders über die Aussicht, die Zustimmung des Bundesrathes zu einem diesem Amrage ent sprechenden Beschluß des Reichstags zu erhalten. Der Bundesrath hat unter Anderm auf Antrag Sachsens und Bayerns beschlossen, daß die Landesregierungen ermächtigt werden, die Einfuhr von lebenden Rindvieh aus Oesterreich-Ungarn in größere Städte, welche öffentliche Schlacht häuser besitzen, unter gewissen Bedingungen zu gestatten. Berlin, 4. Dezember. Der Bundesrath stimmte in der heutigen Sitzung den Anträgen Sachsens und Bayerns, be treffend die Einfuhr von Rindvieh aus Oesterreich-Ungarn, sowie dem Entwürfe der Verordnung wegen Aufhebung des Verbots der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleich und Würsten, dänischen, schwedischen und norwegischen Ursprungs, zu. Die Aufhebung des Jesuitengesetzes (also Wieder zulassung der Mitglieder des Jesuitenordens im Deutschen Reiche) ist am Donnerstag im Reichstag eingebracht worden. Die Annahme ist sehr wahrscheinlich, da bekannt geworben ist, daß die verbündeten Regierungen dem Anträge keinen Widerstand entgegenzusctzen gedenken. Centrum, Welfen, Polen, Elsasser, Sozialisten, in Summe also 170 Stimmen, sind geschlossen für den Antrag. Es brauchen also nur noch 29 Abgeordnete aus den anderen Parteien für den Antrag zu stimmen, so ist derselbe angenommen. Ein Theil der Frei sinnigen ist unbedingt dafür und ebenso die konservative Gruppe Hammerstein. Das Ergebniß der Volkszählung für Berlin, welches bereits am Donnerstag vorläufig festgestellt worden ist, hat eine Einwohnerzahl von 1,574,485 Köpfen ergeben. Das be deutet eine Bevölkerunzszunahme in den 5 Jahren seit der Volkszählung am 1. Dezember 1885 um mehr als eine Viertel million. Der steigende Bevölkerungszuwachs Berlins seit zehn Jahren ergiebt sich aus folgenden Daten: Am 1. Dezember 1880 wurden gezählt 1,122,385 Köpfe, am gleichen Tage 5 Jahre später 1,315,287, sodann ergaben sich nach den fortge schriebenen Listen am 1 Januar 1887 1.362,458, am 1. Mai 1888 1,430,033 Seelen. Ueber Bebels Buck „Die Frauen u. s. w." ist ein lebhafter Streit ausgebrochen. Die Sozialdemokraten wehren sich dagegen, daß die Gcsammtheit der Partei und das Partei programm für die Ausführungen der Schrift verantwortlich ge macht werden. Es ist vollkommen richtig, daß Bebel selbst in der Einleitung der Schrift hervorhebt, daß es sich in ihr nur um seine persönlichen Ansichten handle. Immerhin wird nicht vergessen werben dürfen, daß es der anerkannte und talentvollste Führer der Sozialdemokratie ist, der die Konsequenzen der sozialistischen Lehren gezogen und das Ergebniß seiner Arbeit in den Kapiteln, die Sozialistrung der Gesellschaft und die Frau in der Zukunft, niedergelegt hat. Beruhte das, wa» Bebel aussührt, auf einem Mißverständiß des sozialistischen Programms, wie konnte die Parteileitung dulden, daß eine solcke Schrift, der der Name ihres Verfassers schon eine be sondere Verbreitung sicherte, unwidersprochen blieb? Das Aus nahmegesetz hätte an einer solchen Widerlegung nicht hindern können, wie es nicht gehindert hat, daß die sofort verbotene Schrift in der Zeit von sechs Jahren acht Auflagen erlebte. Auch heute noch ist eine offizielle Ableugnung der „Irrlehren Bebel's" seitens der sozialdemokratischen Partei nicht erfolgt. Allerdings scheint man der Verbreitung der Schrift engere Grenzen ziehen zu wollen; denn ihre angekündigte Neuauflage in einem deutschen Verlage ist noch nicht erfolgt, und die in London erschienene ist nur sehr schwer zu beschaffen. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in der Nähe des Hamburger Bahnhofs in Spandau. Aus dem Bahnkörper waren drei Zimmerleute beschäftigt, eine Kanalleitung, durch welche Drähte entlang geführt werden, mit Bohlen zu belegen. Da kam etwa um 11 Uhr der Scknellzug Hamburg-Berlin angebraust. Die Zimmerer, welche sich in unmittelbarer Nähe des Einfahrtsgeleises befanden, nahmen die Annäherung de» Zuges auch wahr, und zwei traten rechtzeitig beffeite. Der Dritte bemerkte aber noch, daß ein Beil aus dem Strang la-, wclckes dem Zuge hätte gefährlich werden können. Er griff nach dem Beil, nm dasselbe zu entfernen; in demselben Augen-