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Dienstag. Rr. 18. 13. Februar 1877. WePerih-Ieitung. Amts-Afatt für die Königs. Amtshauptrnannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aemter und die StadträLhe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstag- und Sonnabend-. — Au beziehen durch all« Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 85 Pf-. — Inserate, welche bei der bedeutender Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Leider greift die Rinderpest auch in Sachsen immer weiter um sich. Außer in Dresden, sind auch in Chemnitz, Radeberg, sowie in unserer Nähe derartige Erkrankungsfälle vorgekommen in Freiberg, Wils druff, Theisewitz und Niederbobritzsch. Nach letzterem Orte ist bereits am Sonnabend Nachmittags ein Beamter der hiesigen' königl. Amtshauptmannschaft mit dem königl. Bezirksthierarzt abgereist zur Bornahme der nöthigen Maß regeln. Da die Herren bis heute Montag Vormittag noch nicht zurückkehrten, so ist wohl anzunehmen, daß dort — vielleicht auch an andern Orten — umfängliche Maßnahmen gegen Weiterverbreitung der Rinderpest sich nöthig gemacht haben. Nach Theisewitz, von wo die Meldung erst heute Vormittag eintraf, hat sich Herr Amtshauptmann v. Kessinger sofort selbst begeben, um das Nöthige anzuordnen. Dresden. Da« Ministerium macht bekannt, daß über die Mittel der, für sächsische Staatsangehörige bestimmten „Sächsischen Stiftung" zur Unterstützung armer Kranker beim Gebrauch böhmischer oder sächsischer Bäder, zu Ende des Monats März verfügt werden wird. Unterstützungsge suche (nebst Zeugniß über die Curbedürftigkeit und Mittel losigkeit der Kranken) sind bis 20. März einzureichen. — Die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrt hat bei dem günstigen Wasserstande ihre regelmäßigen Fahrten Dres den-Schandau und Dresden-Riesa wieder eröffnet. — Die Elbe war übrigen« im rapiden Steigen; am 11. Febr. waren 242 Cmtr. über Null; seitdem geringes Fallen auf 204 Cmtr. Freiberg. Auch hier ist die Rinderpest ausgebrochen. Von den, durch den Viehhändler Seifert aus Groß-Weitzschen im „Preuß. Hof" hier verkauften Thteren kam eine Kuh in den Gasthof „zum Löwen" (Erbische Str.), und zeigten sich an ihr Zeichen der Rinderpest. Das Thier ward getödtet, und die ärztliche Untersuchung ergab den Ausbruch der Seuche, worauf das Verscharren deS Fleisches, die Tödtung der übrigen 5 Kühe und sonstige Vorkehrungen angeordnet wurden. Das Gehöft ist abgesperrt und zu hoffen, daß dieser Fall der einzige bleibt. Berlin. Der Kaiser hat bei der, am Freitag voriger Woche stattgefundenen Einführung-des Prinzen Wilhelm in den activen Militärdienst an letzteren eine längere, hoch bedeutsame Ansprache gerichtet, welche an alle Betheiligten an dem feierlichen Arte den tiefsten Eindruck machte. Der Kaiser entwickelte darin ein Bild der Wirksamkeit de« preu ßischen und deutschen Heere« vom Großen Kurfürsten an bis in die neueste Zeit, darau« die Grundsätze andeutend, welche dem nunmehr in diese Armee tretenden Enkel für diesen Theil seiner Lebensaufgabe voranleuchten sollen. In richtiger Wür digung de« scheinbar Kleinen liege die Bürgschaft für da« Große: das sei die Richtschnur für die preußische Armee ge wesen und solle es bleiben. — Wie e« heißt, wird der Kaiser im April Wies baden und von dort aus Straßburg und Metz besuchen. Rußland ist mit dem LoSschlagen immer noch nicht fertig und sucht dies auf alle Weise zu beschönigen. Ein offizielles Blatt schreibt über die gegenwärtige Lage: DaS Ende des Türkenreichs sei gekommen und nur noch Geduld nothwendig. DaS Warten sei nicht schwer, da der Krieg mit einem Staate unmöglich sei, welcher schneller durch die innere Krisis, als durch ein fremdes Heer untergehen werde. Ruß land werde Zeit genug haben, die Christen vor Unglück zu retten, welches sie durch den sichern Untergang der Türkei treffen könnte. Für Rußland wie für die Christen sei eS vortheilhafter, abzuwarten, welche Richtung der Proceß der Staatsverwesung annimmt, als denselben durch Einmischung zu verlängern. Türkei. Es bestätigt sich jetzt, daß der gestürzte Groß wesir Midhat Pascha lediglich seiner Reformen wegen, mit denen er es ehrlich meinte, um sein Amt und Würden ge kommen ist. — Der Minister deS Aeußern, Sasvet Pascha, hat ein Rundschreiben erlassen, in welchem er die Lage der Dinge nach türkischer Anschauung schildert. Er bedauert das Scheitern der Conferenz und daß die von derselben aufge stellten Punkte die Türkei nicht habe aunehmen können. Europa werde sie nicht für den Mißerfolg verantwortlich machen, und sie fürchte nicht, das Wohlwollen und die Shm- pathieen Europas verloren zu haben. Vermischtes. Nach Angaben des „Bureau Veritas" in Hamburg sind im Monat December nicht weniger als 205 Segelschiffe auf offener See zu Grunde gegangen. Von Dampfern gingen 14 unter. Körpermaß hoher Personen. Auf eine Frage wegen des Körpermaßes unseres Kaisers macht ein Freund des „Berliner Tagebl." demselben folgende Mittheilungen: Es beträgt (nach altem Maß) das Militärmaß des Kaisers 5 Fuß 10 Zoll 3 Strich, des Kronprinzen 5 Fuß 11 Zoll, des Prinzen Karl 5 Fuß 9 Zoll, ein förmlicher Riese ist Prinz Albrecht, der nicht weniger als 6 Fuß 4 Zoll mißt. Das Körpermaß des Fürsten Bismarck beträgt 5 Fuß 11 Zoll. Unbezahlbarer guter Rath für Wirthe. „Wie viel Tonnen Bier brauchen Sie in der Woche, Herr Wirth?" — „20 Tonnen, gnädiger Herr!" — „Ich wüßte ein Mittel, daß Sie wenigstens 5 Tonnen mehr ausschenkcn könnten." — „Und das wäre?" — „Machen Sic jedes Glas so voll, als sich's gehört!"