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ß und Anzeiger. 47. Dienstag, den 16. Febmar. 1847. Morgen Mittwoch de« 17. Februar, Abends 6 Uhr, ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten Hierselbst im gewöhnlichen Locale. Berathungsgegenstände: 1) Gutachtlicher Vortrag der Bau-, Oekonomie- und Forstdeputation über den dieselbe angehenden Theil de- dies jährigen städtischen Haushal:planes; 2) Gutachten der Finanzdeputation über die Kriegsschulden-Tilzungsrechnung pr. anno 1844. Leipziger Stadttheater. Die Karlsschüler. Schauspiel in 5 Acten von Heinrich Laube. Der Verfasser legt seinem Herzoge Karl am Schlüsse des , »- . . cv,, ^ ^ ^ ^ . -/-i . in der Scene, wo „die Bande" versammelt ist, um ihre nächt lichen Freiheitsträume zu genießen, und welche lebhaft an die Scene aus den „Räubern" anklingt, wo Karl Moor einen Brief von seinem Vater erwartet. Wie schon angeführt, macht der vierte Act, obschon er in Stück« die gewagte Phrase in den Mund: „Der Erfolg ist ein Folge Situationen etwas an Don Philipp« Gespräch mit Gottcsurtheil." Diese wunderliche Redensart ist zur Zeit für Marquis Posa erinnert, eine schöne Ausnahme. Hier begrüßen Laube, in sofern seine „Karlsschüler" bisher auf allen Bühnen, I mir poetischen Schwung, Wärme des Gefühls, feurige Sprache, wo sie zur Darstellung kamen, entschiedenen, meistens sogar stür- Begeisterung für das ewig Schöne und Große. Er ist der Glanz- mischen Beifall fanden, eine Wahrheit geworden. Auch da« Leip- und Höhepunkt de« Stückes und wird schon darum immer von . ziger Pudlitum hat ein ähnliches Uriheil gefällt- Die gestrige I größter Wirksamkeit sein, weil hier Schiller sein tiefste« Denken Aufführung der „Karlsschüler" war «ine erfolgreiche. Der Ver-1 offenbart und dem Herzog ohne Scheu all den geistigen Jammer fass»» wurde einmal, dl« DarMet mehrmals gerufen, viele I vorwirft. dem er nahe daran ist, zu erliegen. Wird dazu di- Stellen stürmisch apflaudirt. Wir haben nun zuvörderst zu Persönlichkeit Schillers in so treuem Cvnkerfei auf die Bühn fragen: verdient da« Stück eine so beifällige Aufnahme? Darauf gebracht, wie wir sie gestern von Herrn Wagner höchst gelungen wird die Antwort «in unbedingtes Ja sein. Fragen wir dann Udarstellen sahen, so muß und darf der Beifall sich zu stürmischer aber weiter: ist da« reiche, überschwenglich reiche Lob, das man Begeisterung steigern. — Ausgefallen sind uns die naiven Ab- über die« neue Produkt des strebenden Autors von vielen Seiten Eichungen von jeglicher höfischen Sitte, die Laube si-d häufig laut gespendet hat, «in allenthalben begründetes? so können wir ungenirt erlaubt; so z. B. da» Erscheinen der Gräfin mit gutem Gewissen nicht unbedingt Ja sagen. Laube hat den Hohenheim, der angetrauten Gattin de« Herzog«, Abend« nach kecksten Griff in die Glücksurne geihan und einen schönen Treffer Sonnenuntergang auf der Gaffe, um Schillern höchsteigen- geigen. Ein Schauspiel, dessen Held der Liebling-dichter deutscher hjudig das Manuskript zum „Fiesro" wieder zu bringen und Nation, der Abgott deutscher Jugend ist, muß dem deutschen Ehrend Abschied zu nehmen, und manche andere unmögliche Publicum gefallen. Diese Verehrung nun ist schon eine starke I Jnconvenienzen. Stütze de« Erfolge« und man muß Laube die Gerechtigkeit wieder-1 Gespielt würde da- Stück recht tüchtig. Leider besitzt Fräul. fahren lassen, daß er dies« Stütz- mit Umsicht geschickt zu be-lKe, (Laura) nicht genug Innigkeit de« Gefühls, um in leiden- nutzen »erstanden hat. Alle Saiten, die man im Theater so I schaftlich «rregten Momenten Ihrem Spiel den Schimmer der gern erklingen hört, «erden angeschlagen, bald in Moll, bald > Wahrheit zu verleihen. Ihr Schmerz streifte hie und da an « In Dur, und der gefeierte Liebling Schiller ist nicht der Letzi«. I Komische. Auch Herr Ball mann war «»Bleistift nicht recht der mit Patho« in diese beliebtesten, immer gern gehörten und I «n seinem Platze. Diesem Künstler geräth wider Willen Alle«, mit Dank aufgenommenen Akkorde greift. Außerdem besitzt Laube I auch da« Ernsthafte, komisch, und komisch ist diese zertreten« da« anerkennen«werthe Talent, seine dramatische« Arbeiten bühn-1 Menschennatur, genannt Bleistift, doch wahrlich nicht, obschon «Ich immer so zurecht zu stellen, daß sie bedeutender theatralischer! ^ bisweilen «inen komischen Anstrich hat. Die Hauptpersonen Wirkung grwiß sind. Sie sind.vortrefflich „gemacht," um uns I o,z Stücke«, Herr Marr al« Herzog, Fräul. Unzelmann eine« technischen Au«drucke« zu bedienen, was viele Dramatiker I a,s Franeiska, Frau Eick« al« Generalin Ri-g-r, Herr Wag- sür eia Schiboleth halten, mittelst »essen Anwendung ihnen die I Schiller, Herr Meirner al« Koch, HerrGuttmann Anerkennung der Gegenwart und der Ruhm der Zukunft gesichert l als Hauptmann Silderkalb, zeigten sich sämmtlich ihrer Aufgabe sei» müsse. Machen und Dichten sind aber zwei so verschiedene I Sachsen. — Wir wünschen übrigen«, daß die „Karlsschüler" Dinge, daß sie sich unserer unmaßgeblichen Meinung nach schwer I „otz aller gegründeten Aussetzungen, welch- di« Kritik an ihnen vereinige« lassen. In den „Karl«schülern" ist der vierte Alt! machen muß, auf alle deutsch» Bühnen sich Bahn brechen mögen. : gedichtet, die ander» vier sind gemacht, sehr gut gemacht, aderltzz jst wirksame« Schauspiel, in dem ein vaterländischer Geist doch nur gemacht, und darum können wir literarisch das I mehl, der wohl beachtet zu werden verdient. Schauspiel so hoch nicht stellen, al« Andere e« gethan I ^ 14 «,«,.„ar haben. Auch finden wir bisweilen Reminisrrnzen, wie z B I Verantwortlicher Redakteur: Dr. Schletter.