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Billigste Tageszeitung im Erzgebiet- Verantw»rillch»r Redakteur: Ernst Funke, Aue fErzgebirg. Redaktion n. Expedition: An«, Marktstraße. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn-». Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» SO Pfg-, abgcholt 15 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Tageblatt für -ie Stadt Aue und ttmgeduug. Unserer to ,,«einspaltige Petitzeile 10 Pffs», »n.ilichc Inserate die Torpu-.Zeil« 85 Pfg., RGaplen pro Zeile SO Pfg. Bei 4 maliger AustiahM» »M/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten ». mehrmaliger Aufnahme wird «utspreö end höherer Rabatt gewLhpt. stfle Postqnstalten und LandbrieftrLgcr nehmen veftellungep an. Nr. 57 Aue. Erinnert wird an die sffortige Abführung des Schulgeldes für die Schüler der Realschule und der 1. Bürgerschule ans das 4.Viertcljahr 1899—1900 Der Rat der Stadt. Deirtsetze* rreietzsters. 161. Sitzung vom 7. März Zunächst wird das Gesetz über die KonsulargerichtS- barkeit in 3. Lesung debatrelos verabschiedet, sodann eine Anzahl Rechuungsvorlagen erb digt und der Ent wurf einer Reichsschuld! nordnung in 2. Beratung nach den Vorschlägen der Kommission angenommen. Schließ lich kommen wieder Petitionen an die Reihe. Die 1. betrifft die Zulassung der Frauen zur Immatrikulation auf den Universitäten und zu den Staatsprüfungen. Die Kommission beantragt Uebergang zur Tagesord nung. Der freisinnige Avgord. Schrader stellte da- gegen den Antrag, die Petition dem Reichskanzler mit dem Ersuchen zu überweisen, eine Vereinbarung der verbündeten Regierungen herbeizuführen, durch welche diejenigen Frauen zum Besuche der sämtlichen Vorlesungen an deutschen Universitäten zuzulassen sind, welche die in dem Beschlüsse des Bundesrates vom 24. April 1899 verlangte Vorbildung nachweisen. Bebel trat mit aller Wärme für den Antrag Schrader ein. Die Debatte endete mit der Ablehnung des Antrages Schrader, für den die gesamte Linke, sowie die Rational liberalen stimmten, und der Annahme des Kommissions antrages auf Uebergang zur Tagesordnung. Die nun mehr zur Beratung gelangende Petition, die die Wiedereinführung der Prügelstrafe für RoheitSver- brechen verlangt, entfesselte wiederum eine lebhafte Debatte. Abg. Dr. Oertel-Sachsen vertrat in längerer Rede die Auffassung, daß eine mit Vorsicht und Mäßigung angewandte Prügelstrafe mit den Grund sätzen einer wahr.» Humanität nicht im Widerspruch stehe. Auf den entgegengesetzten' Standpunkt stellten sich die Redner der liberalen Parteien Bassermann und Dr. Müller-Meiningen. Zu einer Abstimmung kam es nicht, da sich das Haus nach der Gröberschen Rede vertagte. Margen steht die zweite Beratung des Fleischschaugesetzes auf der Tagesordnung. Sonnabend, den 10. März 1900. Air» bev fpstttiseheir Ivett. Deutschland. * Berlin, 8. März. Das „Berliner Tageblatt" will wissen, daß in der konservativen Partei des Reichstages die Absicht bestehe, einen Antrag auf Ge währung von Diäten für die Mitglieder des Reichs tages einzubringen. * Die zuständige Kommission des Reichstages nahm gestern unverändert die Regierungsvorlage über die Bestrafung der Entziehung elektrischer Arbeit an. * Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Bay reuth ist nach bisheriger Feststellung der National liberale Friedel mit einer Mehrheit von 4000 Stimmen gewählt worden. * Bremerhaven, 7. März. Die Stammkompagnie für Kiautschau der Matrosen Artillerie ist mit dem Lloyddampfer „Dresden" über Wilhelmshaven nach Tsingtau abgegangen. * Amerikanische Kampfmatzregeln sind von der Regierung der Vereinigten Staaten für den Fall der Annahme des Fleischbeschaugesetzes in Aussicht ge nommen. Sie will allerdings erst die Beschlüsse des Reichstages abwarten, dann aber, wenn die Commis- sionianträge bestätigt und auch von der Regierung angenommen werden, zu Kampfmaßregeln greifen, entweder durch Congreßakte oder durch Zollbestim mungen hinsichtlich der Untersuchung deutscher Ein fuhrartikel. Neuerdings hat der Reichskanzler, wie die „Nat.-Ztg." berichtet, wegen des Fleischschaugesetzes einen gemeinschaftlichen Vortrag de- Staatssekretärs Grafen PosadowSky und Ministers Breseld ge hört. Ausland. * LDn, 8- März. Das Abgeordnetenhaus lehnte den Antrag, das Ministerium Witte! in Anklagezu- stand zu versetzen, mit 94 gegen 60 Stimmen ab. * Wien, 8. März. Das Abgeordnetenhaus wählte Prade (deutschvolklich) mit 163 Stimmen zum 1. Vize präsidenten. Vev Krieg in Sü-gfrikn * London, 8. März. „Daily Mail" meldet, es sei beschlossen worden, Cronje und die mit ihm gefangenen Truppen sogleich nach St. Helena zu bringen, wo sie bis zur Beendigung des Krieges bleiben sollten. 12. Jahrgang. * Die Verluste CronjeS waren größer, als zuge geben wird. Eine große Anzahl von Leichen wurden kürzlich entdeckt. 60 von diesen wurden in einem k raben gefunden. * Unter den in Kapstadt eingelieferten Gefangenen von der Armee CronjeS befinden sich e ne Menge als Männer verkleideter Burensrauen, die sich an allen Kämpfen beteiligt haben. * In der Kapkolpniee bereitet sich ein schivererSchlag gegen die Engländer vor. GS handelt sich um einen Aufstand der Kaph.ofländer, Die ganze Afrikant-er- Bevölkerung der Distrikte Prieska und Kenyardt steht im Aufruhr, der wie im Fluge um sich greift. Die Zahl der Aufständischen übersteigt bereits 3000. * London. 7. März. Nach einer Reuler-Meldung aus Carnarvon in der Kapkolonie verbreitet sich der Ausstand der Koloniglholländer südlich von Griqua- land. ES herrscht die allgemeine Ansicht, daß eine starke Truppenwacht erforderlich ist, da eine etwaige Schlappe die Verbreitung des Aufstandes herbeisühren würde. * Nach einer Meldung aus Durban ist eine eng lische fliegende Kolonne in Transvaal eingerückt, und zwar vom Zululande her. 60 Buren wurden in einen Hinterhalt gelockt, aus welchem sie mit einem Verluste von 7 Mann floh-n. Andere Abteilungen von Buren wurden zerspreng!; das Land wird von den Eng ländern im Umkreise von vielen Meilen abpatroulliert. * London, 8. März. „Daily Mail" meldet auS Sterkftrom: Der/Korrespondent des Blattes, der als Kriegsgefangener in Bloemfontein war, habe dort ein Gespräch mit dem Präsidenten Steijn gehabt. Di ser habe zu ihm gesggt, daß die Buren bis auf den letzten Mann zu kämpfen fest entschlossen slien und einer etwaigen Uebergabe Pretoria» Ereignisse' voravgehen würden, die Europa in StaunH versetzen fvürden.— „Daily Mail" meldet aus Lorenzo 'Marqstez: 5000 Koffern seien bannt beschäftigt, Schanzrstgräben rund um Pretoria anzulegen. ' * London, 7. März. Feldmarschall Kord Roberts telegraphirt aus OSfontein den 7. h. Mi: Ich griff heute den Feind an, der eine Stellung von 4 Meilen nördlich bis l 1 Meilen südlich des Modderflusses ein- nahm. Der Kaoalleriedivision gelang eS, die linke Flanke des Feindes zu umgehen, der jetzt, mittags, sich in vollem Rückzüge nordwärts und ostwärts be findet, dicht verfolgt von Kavallerie, reitender Artille rie und berittener Infanterie. * London, 8. März. Die Zahl der von Lord Ro Auf falschem Wegs. Roman von Oswald Reicher. > Benn Eintritt in den Pavillon fuhren Clara und Mar- tha Mellor erstaunt zurück. Dort, in der Mitte des Zim mers, schlief, in einem Waschkorb gebettet, ein engelschö nes Kind. Das Geräusch, welches das Eindringen so vieler Per sonen verursachte, erweckte es. Die großen, glänzenden, schwarzen Äugen öffnend, streckte eS lächelnd seine Aerm- cheu auS. „Wie kam dieses Kind hierher?" fragte Lady Myra traurig. Keine Antwort. „Das ist nicht ein Betragen, wie ich das Recht hatte, e» zu erwarten. Clara, meine Liebe, schicke mir Lisbeth, da» kleine Wesen muß auf der Stelle svrtgeschafft wer den." Bei diesem strengen Gebot trat Elly Garrick, die jüngste der Zöglinge, sie war kaum sechs Jahre alt, entschlossen vor, „Bitte, Lady Myra, schicken Sie da» Kind nicht fort, «A gehört mir." „Dir, Kleine?" „Ja, ich fand e»." * „Im Walde, al» wir da» letztemal dort spazieren gin gen. E» lag in einem echten, indischen Shawl gehüllt, unter einem Hausen welker Blätter versteckt. Ja, e» war ein echter, indischer Shawl, ich weiß einen solchen recht gut zu unterscheiden, Mama hat mehrere. O, bitte, Lady Myra, schicken Sie da» Kind nicht fort, wir alle lieben e» so sehr, und e» hat einen sv süßen Namen." „Und durch wen erfuhrst Du diesen Namen, Elly?" „Wir alle kamen überein, ihn ihr zu geben," sagte Käthe Hahdina. „Wir fanden eine goldene Kette, an wel cher ein Medaillon mit einem Diamantenstern hing, um de» Kinde» Hal» befestigt, und wir nannten di« Klein« Diana. V, bitte, schicken Sie di« Arm« nicht fort," wie ¬ derholte sie, in Thränen «usbrechend. „Wir alle sind ihr« Mutter." „Wir alle!" riefen die übrigen Zöglinge mit. „Ich will nicht übereilt handeln," sagte Lady Myra nach einer Pause. „Einstweilen werde ich das Kind in das Schloß bringen lassen." * ch Die Ankunft Dr. Ferdinand RobsartS im Schloß ge währte Lady Myra eine große Erleichterung ihrer Küm mernisse, welche, obwohl vollkommen von der Wahrheit der Erzählung Elly Garricks überzeugt, sich dennoch die Frage vorlege» mußte: „Wird auch die Welt daran glau ben?" Sie wußte, wie voreilig »nd streng die Menschen, und wie geneigt sie sind, den Schein als untrüglichen Be weis gelten zu lassen, und wie schwer es ist, sie von einer einmal gefaßten Meinung abzubringen. Die alte Dame zitterte nicht so sehr für den Bestand ihrer Anstalt, welche sie mit so vieler Ausdauer und so vielem Takt in» Leben gerufen hatte, als für den Ruf ihrer Nichten, die in ihrer Unschuld gar nicht ahnten, daß die Verleumdung sie nut ihren» tödlichen Geschoß bedrohte. Der Advokat lauschte mit gespannter Aufmerksamkeit den Auseinandersetzungen seiner Freundin, deren Kum mer bei ihm die lebhafteste Teilnahme fand. Seine Stirn uniwölkte sich, al» sie ihm da» Geschwätz in Margarete Beg» Laden und die Thatsache wiederholte, die Kleine sei wenigsten» von drei Zeugen iin Pavillon gesehen worden, der trübe Ernst aber schwand wieder au» seinen Zügen, al» sie ihm die AuSsggen der Zöglinge berichtete. „Ich denke nicht, daß diese Angelegenheit besondere Be fürchtungen rechtfertigt," bemerkte er. „Sie ist natürlich unangenehm, aber nicht in dein Sinne, in welchem Sie sich Sorge machen. Die Eltern de» Kinde» müssen ent deckt und bestraft werden, und dieser Aufgabe werde ich mich >nit allem Eifer widmen. Ich werde einige Tage bei Ihnen bleiben, die Mädchen sind an meine Besuche in» Schlosse gewöhnt und deshalb wird meine Anwesenheit lein Staunen verursachen. Wenn di« Kind« Ihnen noch irgend einem Uliistand »«schwiege!» habe», werden sie mir, ihrem alten lustigen Spielgefährten gegenüber, weniger zurückhaltend sein und »mir alle» offenbare»», wa» für uns von Wichtigkeit sein kann." " - LadyMypa schöpft« einigen Trost au» Dr. RobsartS Worten. „Vielleicht hätte ich die Kleine fortschicken sollen,"sagte sie. „Wenn Sie meinen, kann es noch jetzt geschehen." „O, da» dürfen Sie keineswegs thun! Nnr keine Ueber- treionng, verehrte Freundin. Da» Kind war also in «ine»« indischen Shawl gewickelt?" „Ja, in einen sehr kostbaren, und die Wäsche, die es trug, war au- dem feinsten Battist und aus» reichste mit echten Spitzen besetzt. Auch die goldene Kette und da» ju- welenfunketnde Medaillon sind von erlesener Arbeit." „Ich möchte diese Gegenstände sehen." Lady Myra legte sie dem Advokaten vor, der sie genau prüfte. „Die Eltern de» armen Findling»," sagte Dr. Robsart, „gehören nach meiner Ueberzeugung nicht den unteren Ständen an- Diese Kette ist von genuesische« Arbeit." „So müssen wir also in Genua die Spur ..." „Diese Folgerung könnte un» leicht irre führen, ver ehrte Freundin,-"-unterbrach,sie der Anwalt lächelnd« „Die Kpldschmiedsarbeiten Genua» sind weltberühmt und in je- der arpLest Stadt in Europa zu haben." Dl« fernere Unterredung Lady Myras mit ihrem ver- trauten wutde dütch ein läute» Pochen an der Thtsr ge- fragte die Gebieterin. „Ja, EM Gnaden, ich weiß e», aber wen» ein Mord in unserer nächsten Nähe begangen wird, ist ^«ine Aus nahme von dtft Regel wohl gestattet.* «6,IS „Ein Mord I" riefen Lady Myra und ihr Gast erstaunt. „Die Lrtche eines Manne» wurde von einem Först« in unserem Walde in, Unterholz versteckt aufgesnuden, di, dort schsst länger al» einen Monat gelegen Haden mutz.*