Volltext Seite (XML)
uns geholfen sein. 6. K. Räuber töteten darauf denGen ator und muß hier, um einen bekannten philosophischen Grundsatz in etwas veränderter Gestalt anzuwenden, heißen: .WaS ich denke, das bin ich." Nur derjenige Mann wird dem Mnetschen Ausspruch ganz gerecht, der da mit gutem Gewissen sagen kann: «Ich stehe mit meiner ganzen Per sönlichkeit ein für die Wahrheit dessen, was ich gesagt habe Das ist die Richtschnur meines privaten und politischen Abens! Danach habe ich gehandelt, und danach werde ich auch handeln." Männer, die so sprechen, denken und handeln, find eS, die unser Volk bedarf. Hätten wir einen Reichstag, in dem solche Männer die Majorität bildeten, dann würde Neueste Telegraphische Korrespondenz. Swt«e«Lu-e, 19. September, abends. Der Kaiser trifft am Freitag abend im hiesigen Hafen ein und reist alsbald mittels HofzugS nach Thorn weiter. Pefth, 19. September. Im Laufe der heutigen Sitzung des auswärtigen Ausschusses der ungarischen Dele- gation verlangte der Erzbischof Samassa die Vorlage eines Rotbuches. Er besprach die Aussichten Oesterreich- Ungarns im nächsten Konklave und fragte an, ob die öster reichisch-ungarische Regierung im Falle einer Papstwahl die vollkommene Unabhängigkeit des Konklave anstreben und gegenüber gewissen Kandidaten für den Heiligen Stuhl das jus siolusivo in Anspruch nehmen wolle. — Der Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, besprach, den Blättern zufolge, zunächst die rumänische Frage als die für die Mitglieder der ungarischen Delegation offenbar interessanteste und wichtigste. Der Minister leugnete nicht, daß Symp tome vorhanden seien, welche in Ungarn beunruhigend wirken können, er habe mit Dank die vom Grafen Apponyi vorgelegten angeblich in Rumänien amtlich approbierten und in den Schulen eingeführten Lehrbücher entgegen- genommen, dieselben datieren aber vom Jabre 1876; dies beweise, daß die in ihnen enthaltenen Tendenzen einer älteren Zeit angehören; in der neueren Zeit dürfte kaum ein derartiges Buch approbiert und thatsächlich in den ru- mänischen Schulen in Verwendung sein. Die von Berze- viczy vorgezeigte Landkarte habe schon im vorigen Jahre der Delegation vorgelegen; eS sei wahrscheinlich, daß auch die Karte aus älterer Zeit datiere und derzeit in keiner rumänischen Schule gebraucht werde; jedenfalls werde er sich hierüber genau informieren. Die rumänische Liga sei keine juristische Person, sie besitze auch keine Statuten; an der Spitze derselben ständen zumeist geschickte Advokaten, welche in ihren Umtrieben nur soweit zu gehen wüßten, daß sie nicht auf Grund des Strafgesetzbuches zur Ver antwortung gezogen werden können. Man lege überhaupt in Ungarn der Sache mehr Gewicht bei, als sie wirklich verdiene. Thatsächlich entwickelten die Rumänen eine große litterarische Thätigkeit, doch sei in Betracht zu ziehen, wer dieselbe entfalte. Da finde man oft, daß ein magerer Student oder eine obskure Persönlichkeit mehr aus Geschäfts rücksichten als aus Patriotismus Agitation betreibt. Bei der geographischen Lage der Monarchie sei besonders wünschenswert, daß mit Rumänien ein freundschaftliches Verhältnis aufrechterhalten werde. Sogenanntes energisches Auftreten würde diesen Zweck sicherlich nicht erreichen. Man möge ihm die Wahl des Momentes und der Mittel für eine kräftige Aktion überlassen, die Verantwortung trage er gern selbst. Bezüglich Bulgariens bemerkte Graf Kalnoky, bei der neuen Regierung in Sofia seien vielleicht größere Sympathien für Rußland vorhanden. Das Pro- gramm der neuen Regierung sei durchaus nicht beunruhigend. > Prinz Ferdinand selbst sei ein kluger Mann. Die Be- > Man soll nicht alles sagen, was man denkt, aber man soll alles denke«, was man sagt. Dieser Ausspruch gilt nicht nur für das Gebiet der Jugenderziehung und des gesellschaftlichen Lebens, sondern auch für den ganzen Umfang des politischen Lebens. Er rührt (in dieser Form) her von dem fraozösisch-schweizeri- schen Theologen Vinet (-j- 1847), den man in gewissem Sinne als den Schleiermacher der französisch-protestanti- scheu Theologie bezeichnen könnte. Seine entschiedene christliche Persönlichkeit ist geeignet, von vom herein die Bedenken niederzuschlagen, die etwa eine sogenannte ,chr- liche Haut", d. h. ein wahrheitsliebender, aber nicht gerade intellektuell hochbegabter Mensch gegen die erste Hälfte des Ausspruches haben könnte: Man soll nicht alles sagen, was man denkt. .Kinder und Narren sagen die Wahrheit- — so lautet ein bekanntes Sprichwort. Diese Zusammenstellung be weist, daß man dabei weniger an die edle Unschuld der Kinder denken soll, als vielmehr an ihren Unverstand, mit dem sie manches .ausplaudern", was die Eltern in Verlegenheit und Verdruß bringen kann. Das .Aus- plaudern" oder das rücksichtslose Aeußern solcher Ge danken und Stimmungen, die auf andere, besonders auf weniger selbständig Denkende einen nachteiligen Einstuß auSüben können, ist mit dem genannten warnenden Worte gemeint. Dagegen wird von großen und kleinen Politikern, von Staatsmännern, Parlamentariern, Volksrednern, Jour nalisten vielfach gesündigt Einige von den Gedanken, die man nicht sagen soll, lassen sich wenigstens in allge- meinen Umrissen kennzeichnen. Man soll nicht sagen, was man vielleicht nur momentan in einer verdrießlichen Stimmung denkt; nicht das, was das Tafeltuch zwischen uns und andern, in ihrer Weise auch patriotisch denken- den Bürgern für immer zerschneiden könnte. Lian soll sich vor allem hüten, phantastische Ideale, die man zwar als möglich denkt, in Wahrheit aber nie wirklich ernstlich durchdacht hat, in eine urteillose Volksmenge als Lock- speise zu werfen. Ebenso verwerflich ist es, im Interesse der Agitation, die Volksmaffen auf Schäden des politi schen Lebens aufmerksam zu machen, deren Abstellung nicht in der Hand der Menschen, am wenigsten in der Hand einer bestimmten politischen Partei, sondern allein in der Hand der göttlichen Vorsehung liegt. Auch in der Politik aiebt es eine Pädagogik, deren sich die großen und kleinen Führer befleißigen sollen. Thun sie das aus Unverstand oder gar aus bewußter Absicht nicht, dann werden sie Volksverführer — Demagogen im schlimmen Sinne des Wortes. Der eigentliche Schwerpunkt aber jenes Ausspruchs von Vinet liegt in der zweiten Hälfte: .aber man soll alles denken, was man sagt." Den nächsten,ich möchte sagen: den gröbsten Sinn erhält man in klarer AuSpräg- ung, wenn man den Satz in einer verneinenden Form um schreibt: Man soll nicht« sagen, was man nicht wirklich denkt. So gefaßt, ist das Wort eine Verur teilung der Lüge oder Heuchelei, die leider heutzutage im politischen, wie im gesellschaftlichen Leben eine große Rolle spielt — am meisten in erregten Zeiten, z. B. in Wahlperioden. Wie oft wird da dem Volke ein Schreck- gespenst vorgemalt, an das der Redner oder Schreiber selbst nicht glaubt! Wie oft werden da die Aeußerungen aus ' ihre Söhne auf, sich d e Hand zu reichen zu Werken de« Friedens und des gesell chaftlichen Fortschritts. Es erfolgte großer Beifall und Hochrufe. ' London, 20. September. (Tel. d. Bautzener Nachr.) Nach Telegrammen der Morgenblätter aus Shanghai sind etwa sechs Kriegsschiffe, nachdem dieselben in der letzten Schlacht erheblich beschädigt worden, nach Port Arthur zu rückgekehrt, mit Verwundeten ungefüllt. 600 Offiziere und Mannschaften sind an Bord der Schiffe .Chiguen" und .Kingsjuen", welche gesunken sind, umgekommen, auch mehrere Transportschiffe sollen gesunken sein. Die Mann- schäften eines derselben sollen nicht gelandet worden sein. Der Verlust der Chinesen wird auf 1500 Mann, der jenige der Japaner aus 1000 geschätzt; die ,TimeS" be richten, Admiral Ting und Hauptmann Hanneken nahmen den Angriff wieder auf. Stockholm, 19. September, abends. Bei den Wahlen zum St orthing gewann die Rechte bisher 2, bisher 4 Stimmen. * Athe«, 20. September. (Tel. d. Bautzener Nachr.) Die Bande des Papakyrttzopoulo bemächtigte sich bei Lamia eines Wagens, worin sich der Generalprokurator, der Untersuchungsrichter und zwei Gerichtsschreiber befanden. Die Räuber verwundeten den Generalprokurator und nahmen die Insassen des Wagens gefangen in die Berge mit. Drei Berittene, welche den Wagen begleiteten, alar mierten eine in der Nähe befindliche Truppenabteilung, welche innerhalb einer Stunde die Bande umzingelte. Die Zwecke werde die Regierung alles, was sie vermöge, ver« anlaffen. Valaffa Gysrmat, 19. September, nachm. Heute fand ein Zusammenstoß zwischen den Gros der beiden Corp« statt. Die Uebung wurde I Uhr nachmittags abgebrochen. Der Kaiser kehrte zu Pferde aus dem Manövergelände nach Balassa Gyarmat zurück. Die Erzherzoge folgten später. Kopenhagen, 19. September, nachm. Bei den heutigen Landsthingwahlen für die 27 neu zu besetzenden Landsthingssitze entfielen 16 auf die Rechte, 7 auf die vorderste Linke und 4 auf die radikale Linke. Bisher hatten diese 27 Sitze inne: 18 von der Rechten, 8 von der mode raten und 1 von der radikalen Linken. Haag, 19. September. In der Ersten Kammer teilte der Minister der Kolonien hinsichtlich der Lombok-An- gelegenheit ein Schreiben des Sultans vom 10. Juli mit, welches keinen Zweifel darüber läßt, daß eine ernst hafte Unterw erfung stattgefunden hat. Voraussichtlich werde der Entwurf des Abkommens vorgelegt werden. Dev Sultan habe die unteren Führer aufgestachelt, Verrat zu begehen. Es seien energische Maßregeln ergriffen worden und würden weiter fortgesetzt werden, bis die Unterwerfung eine vollständige sei. Die ganze Kammer erkannte die Not wendigkeit an, die Regierung zu unterstützen. Ehateauduv, 19. September, abends. Der Präsident Casimir Perier ist heute nachmittag hier eingetroffen und von der Generalität und den Mitgliedern des Muni zipalrates empfangen worden. Seitens der Bevölkerung wurden dem Präsidenten lebhafte Ovationen dargebracht. ' Chateau-««, 20. September. (Tel. der Bautzener Nachr.) Bei dem dem Präsidenten Casimir Perier an- dem entgegengesetzten Lager absichtlich verdreht! Wie gefallen sich oft die Wahl - Kandidaten, Agitatoren rc. in Versprechungen, von denen sie selbst überzeugt find, daß sie unmöglich erfüllt werden können! — Daß durch solche politische Manöver der Volksgeist in sittlicher Be ziehung auf das ärgste geschädigt wird, liegt auf der Hand. Doch damit ist der Sinn dieses zweiten Satzteiles wohl noch nicht erschöpft. Nehmen wir ihn wieder in seiner ursprünglichen Gestalt: »Man soll alles denken, was man sagt." Wer auf andere belehrend einwtrken will, soll alles, was er vorträgt, auch wirklich durchdenken. Es muß seine eigene selbständige Ueberzeugung geworden sein. Er soll sich nicht damit begnügen, Schlagwörter der Partei, die er vielleicht niemals auf ihren Sinn und ihren Wert geprüft hat, im Brustton der Ueberzeugung vorzutragen. Wenn man nach diesem Maßstab die Reden im Parla mente, in den Volksversammlungen, dazu — um gerecht und ehrlich zu sein! — auch die Kundgebungen der Presse prüfen wollte, fo würde manche dieser Reden zu leicht er- fuuden werden. Das „Denken" soll wohl aber hier iy etnerp noch tieferen Sinne genommen werden. Nicht nur selbständige, durch eigenes Nachdenken erworbeneUeber- zeugung ist damit gemeint, sondern die innerste Ueber zeugung, die das Wesen der Persönlichkeit ausmacht. SS hauptung, daß es Oefterreich-Ungarn nicht gelungen sei, seinen Einfluß in Bulgarien zu wahren, sei mindestens verfrüht. Bezüglich Serbiens, konstatierte der Minister mit Freude, daß der König dieses Landes selbst demnächst nach Oesterreich-Ungarn kommen werde, was jedenfalls ein gutes Zeichen für die Beziehungen zu Serbien sei. WaS den Wunsch des Erzbischofs Samassa wegen Vorlage eines RotbucheS betrifft, fo bemerkte der Minister, daß ein solches überflüssig sei, da die TageSpreffe alle Ereignisse so schnell veröffentliche, daß das Rotbuch bei seinem Erscheinen nicht mehr aktuell wäre. Graf Andraffy habe nach dem Abschlusse de« Berliner Vertrages ein Rotbuch heraus- gegeben. Damals sei das notwendig gewesen, heute sei )lcS aber nicht mehr der Fall. Auf die Anfrage des Erz bischofs Samassa bezüglich eines künftigen Konklaves erwiderte Graf Kalnoky, daß bei einem solchen die Wahl- reiheit aufrecht erhalten und alles, wa« dem Monarchen an Rechten zustehe, gewahrt werden würde. Zu diesem verwundeten den Untersuchungsrichter schwer; sie suchten dann zu entkommen, wurden jedoch alle getötet. New-Kork, 18. September, abdS. (Schluß. Kurse.) Anfang und Schluß ruhig, Selb für Regierungsbonds un» andere Sicherheiten, Prozentsatz,!. Wechsel auf London (60Tage) 4,85'^. Cable Transfers 4,86'/,- Wechsel auf Pari« (SO Tage) b,!S'/,. Wechsel auf Berlin (60 Tage) Sb'/,. Atchtson Topeka L Santa FS-Nktten K'/,. Canadian Pacific-Aktten 65'/,. Central Pacific - Aktien 1K. Chicago, Milwaukee und St. Paul-AMen 65'/,. Denver und Sito Strand« Preferted 34'/,. Illinois Central-Sktten SS'/,. Sake Shor« ShareS 135'/«. LontSotSe und Nashville-Aktien 55'/- New-Park Lake Eri- Share« 15'/, New-gork Lrntralbahn 100'/, Northern Pacific Preferred 18'/,. Norfolk and Lestern Prcserred L4'/«. Phila delphia and Reading 5'/. l. Inc. BVS. 34'/,. Union Pacific-Aktie« IS'/«. Silver «ommerc. Var« 64'/.. Tendenz für Veld: Seicht. — Waren bericht, vaumwolle, New Porl 6'/«,, do. New-Vrl. 6'/«. Petroleu» matt, do. New - Aork 5,15, do. Philadelphia 5,10, do. roh«» 6, do. Pipeline Lrrtificate» pr. Oktober 82'/,. Schmälz gebotenen Bankett erwiderte Herr Perier auf den Toast des Maires. Er dankte zunächst für den Empfang und führte dann auS: Indem die Regierung das Vertrauen )er Demokratie zu erhalten und die Mitarbeit der guten Bürger zu gewinnen strebt, wird sie die wesentlichen Rechte hrer Macht auszuüben und getreu den Traditionen Frank reichs, der Sache des Fortschritts und der Civilisation zu -jenen wissen. Perier rief alle, die Frankreich lieben, auf, den alten Zwist zu vergessen. Alle kämpften hier vor 24 Jahren, um eine Fahne geschart; heute fordert die Republik 18S4. Nr. 21« Donnerstag, de» LV. September, abends. A achener K Nach richten Organ der Handels» nnd V-ewerbekammer z« Zittau. Verantworckicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 u.ro ooi 3 bis 4 Uhr). — Fernsocechanschluß Nr. 51. Die Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme d-r Sonn- und Festtage, täglich alxndS Piets des vierteljährlichen Avo^nementS 3 ^2 Jnserttonsgebähr für den Nau« einer Petit- Epallzeile gewShnlichen Satze« 13'/, in geeigneten Fällen unter-Äewädrung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Lutz ents,'rechend teure, Nachmeisgebühr für jede Anzeige unb Insertion 20 Pfg, für briefliche Auskunflserteilung 10 Pfg «und Porto» Bi« früh 9 Uhr eingehend« Insernte finden in d.-m äsend« ersch-in-ns-n Blatte riu-nohm« Inserate nehmen bi« Expedition und die AnnouceubureauS au, desgleichen die Herren Walde in LSbau, Clauh in Weißenberg, ßippilsch in Schirgiswalde, Hustao ttcäUng m Bernstadt, Buhr in Känigshatn d«t Ostritz, . Neusuer in Odei-Cunnersdoks und von Lindenau tu Pulsnitz Verordnungsblatt der SreiShauptmannschast Bautzen zugleich als Konfistorialbehörde der Oberlaufitz. der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bmtzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz des Hauptsteueramts Bautzc-n, ingleichen der Stadträtc zu Bautzen und Belnstadt, sowie der Stadtgemeinderätc zu Schirgiswalde und Weißenberg.