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Schönburger Tageblatt AMMM siir de» swlrrth W«l)e8t«z. Fili al rn : in Altstad!n:ald5nb»rg bei Herr«, Kaufmann Otto Förster; in Penig d«i Herrn Kaufmann Rob. Härlia, Mandelqaffe: in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Sr'Heint täglich mit DuSnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Unnahme von Inseraten für die nächster» «Heinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der AbonnementSpreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 35 Ps. Inserate pro Zeile 10 Pf., Eingss. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 291s. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnuzens», Lichtensteiu-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: NlLstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidren, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen^ le»»ba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfsnhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. N»d Waldenburger AMlM 34. Sonnabend, den 9. Februar 1889. Witterungsausfichtcn für den 9. Februar: Vorwiegend wolkiges Wetter mit Neigung zu Niederschläge» und weuig veränderter Temperatur. Barometerstand am 8. Februar, nachmittags 3 Uhr: 748 mm. Unverändert. "Waldenburg, 8. Februar 1889. Demagogisch-jüdische Minir-Arbeit. I. Unter dieser Überschrift bringt die „Kreuzztg." in einer ihrer letzten Nummern einen Artikel, der so viel Wahres enthält, daß er in Nachstehendem wiederge geben möge. Der Artikel lautet: Mit tiefer Genugthuung melden die Börsenblätter, daß die Verhandlungen der Eisenbahnhäuptlinge in den Bereinigten Staaten zur Beseitigung der Tarif-Unter bietungen einen günstigen Verlauf genommen haben, und daß Aussicht sei, durch Betheiligung der New- Aorker Bankiers an dieser Vereinbarung ferner auch den Bau neuer Concurrenz-Eisenbahnen in den von den betreffenden Häuptlingen beherrschten Gebieten ver hindert zu sehen. Gleichzeitig begegnen wir in der selben Presse den entgegengesetzten Gesühlsausdrücken hinsichtlich der Verhältnisse der Pariser Metallgesell schaft und der ablehnenden Haltung, welche sich seitens der Betheiligten in England kundgiebt hinsichtlich der ' Absicht, den Schwerpunkt der Kupferschwänze wenig stens nominell nach London zu verlegen, obgleich man weiß, daß diese angebliche Verlegung ebensowohl als die Ausstreuung, daß nicht die Pariser Firma Roth schild, sondern die Frankfurter hinter der Kupfer schwänze stehe, nichts ist, als eine Spiegelfechterei, um ; das in Frankreich wegen der Hantirungen jener Ge- ; sellschaft entstandene Aufsehen zu beschwichtigen. Schon j die Nothwendigkeit, solche Beschwichtigungen zur An- i Wendung zu bringen, scheint dem Manchesterthum un- ; gehörig. Nach seiner Voraussetzung hat sich die Ge- sammtheit und jeder Einzelne den Maßnahmen des internationalen Kapitals zu unterwerfen, und wenn es vollkommen in der Ordnung ist, daß die internatio nale Presse aus den Schutzzöllen der Staaten den Agitations-,,Schlager" vom Brot des armen Mannes schnitzt, so wird kein Demokrat noch Socialdemokrat ein Wort darüber verlieren, daß Rothschild vermöge der Monopolisirung der Metalllieferung für die fran zösischen Arsenale und Eisenbahnwerkstätten dem fran zösischen Volke eine Steuer von vielen Millionen auf erlegt, und sogar die Revanchewuth, welche die jüdischen Skribenten schüren, und die dadurch hervorgerufene Steigerung der Rüstungen „fructifizirt". Ebenso wenig haben diese „freihändlerischen" Catone, die jeden Pfennig, den der Staat ausgiebt für die Erhaltung seiner Macht und seines Ansehens, zehnmal herumwenden, ein Wort gehabt gegen die Ausbeutung der Staatskasse der Vereinigten Staaten zu Börsen- zwecken zur „Erleichterung" der speculativen Lage, wenn ^ich die Jobber verrannt hatten, obgleich dadurch die „Steuerzahler" um Millionen verkürzt wurden. Und die Gerechtigkeitsliebe des internationalen Juden thums ist mäuschenstill gewesen, als Rothschild das Geschenk der österreichischen Nordbahn auf fast unge messene Dauer verlängert erhielt, und als er dann das Geschenk ausnutzte, um der österreichischen Haupt stadt einerseits eine gepfefferte „Verzehrungssteuer" kür ihren Kohlenbedarf aufzulegen, und zugleich den süd österreichischen Kohlenwerken die Lebenslust abzuschnei den. Wo war da die liberale Presse, welche Zeter und Mordio schreit, wenn die Handwerker sich in selbständiger Organisation zu schützen suchen, und die darin ein Attentat auf die alleinberechtigte „freie Con- currenz" sieht? Ist es nicht die ärgste Verletzung der freien Concurrenz, wenn der große Jude Rothschild vermittels eines Privilegiums, das er mit einem Theil der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn vom Staat geradezu geschenkt erhalten hat, also doppelt auf Kosten der Steuerzahler die Kohlenpreise der Stadt Wien ins Unmäßige steigert, um die Fracht zu decken für die billigere Lieferung der Nordbahnkohlen an die Süd bahn, und damit die durch die geographische Lage be vorzugten südlicher gelegenen Kohlenwerke zu unter bieten? Ebenso wenig vernehmen wir etwas von jener ätzenden Kritik, die jedes falsche Pünktchen über dem i zu finden weiß, wenn irgend eine Staatsmaßregel eine Blöße zu bieten scheint, hinsichtlich des englischen „Salz-Trust", dessen Ziel ist, das Salz, welches be sonders für die ärmere Bevölkerung unentbehrlich ist, bis zum vier- und fünffachen im Preise zu steigern und dadurch dem englischen Volk eine Steuer von mehreren Millionen Pfund Sterling aufzuerlegen. Ebenso sind alle jene Kartelle und sonstigen kapita listischen Verbindungen, welche dienen sollen, die Preise zu steigern, also den Verbrauchern der Produkte eine inbirecte Steuer aufzuerlegen, Gegenstand der wohl wollendsten Behandlung seilens der internationalen Presse, obgleich dieselben die von den Demokraten an geblich schwer verpönte inbirecte Besteuerung verviel fachen und zu einem willkürlichen Ausbeutungssystem entwickeln, und obgleich dieselben dem „Prinzip" der „freien Concurrenz" schnurstracks zuwiderlaufen. Wenn wir nun diese Thatsachen, welche sich, wie man weiß, noch durch eine große Menge weiterer, gleich wichtiger vermehren lassen, in das Auge fassen, so müssen wir erkennen, daß wir es hier zu thun haben mit einer systematischen Haltung, deren Ziel bei der allgemeinen Umwälzung und bei der Herstel lung einer Organisation internationaler Ausbeutung auf die Zertrümmerung der heutigen Staaten hinaus läuft. Frankreich ist bereits das Beispiel; man kann hier kaum noch reden von einem Staatswesen, sondern eigentlich nur von den Trümmern eines solchen, wobei das, was noch ein staatliches Ansehen zum Vorschein bringt, nichts ist als die alte Gewohnheit eines Zu sammenhanges, und von dessen moralischem Einfluß nichts übrig ist, als die Erinnerung an die „Gloire", deren Entwickelung in der durch die gekaufte Presse künstlich genährten Revanchesucht eigentlich nur noch, wie wir schon hinsichtlich der „Metall-Gesellschaft" er wähnt haben, als willkommenes Hülfsmittel der inter nationalen Ausbeutung Zweck hat. Nur als polizei liche Einrichtung zur Niederhaltung der Massen wird der Staat politisch dann noch „fructifizirt", während die politische Wirksamkeit zur Fastnachtskomödie wird, wo der blindgeladene Revolver dieselbe Rolle bei den „Gesetzgebern" und Politikern von Profession spielt, wie sonst nur auf der Bühne. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Im königlichen Schlosse zu Berlin fand am Mitt woch Abend ein Diner zu Ehren des britischen Ad mirals Lord Charles Beresford statt. Am Donners tag ertheilte der Kaiser dem Abgeordneten v. Schor- lemer-Alst und dem Professor Schlichting Audienzen und unternahm am Nachmittage eine Spazierfahrt. Abends 6 Uhr war Galadiner zu Ehren der marok kanischen Gesandtschaft, an welchem alle Hof- und Staatswürdenträger, sowie die Mitglieder des könig lichen Hauses theilnahmen. Kaiser Wilhelm II. wird dem Sultan von Ma rokko als Gegengeschenk Trakehner Rappen senden. Bei dem Empfang des Präsidiums der in Berlin ge planten allgemeinen deutschen Ausstellung für Unfall verhütung sprach der Kaiser seine Freude über den Plan aus, dessen Wichtigkeit er wohl anerkenne. Der Kaiser fügte hinzu, daß die Arbeiter ebenso gut seine Unterthanen seien, wie die Arbeitgeber und daß er es daher als seine Aufgabe erkenne, dieselben vor den ihnen in den gewerblichen Betrieben drohenden Ge fahren nach Möglichkeit zu schützen. Der Monarch sicherte dem Unternehmen auch fernerhin seine größte Theilnahme zu und versprach, s. Z. die Ausstellung in Person zu eröffnen. Prinz Heinrich von Preußen empfing in Kiel den Hauptmann Wißmann, der nuümehr seine Reise nach Zanzibar antritt. Die neue Artillerievorlage wird dem Bundes- rath während der Vertagung des Reichstages, die Sonnabend beginnt, zur Beschlußfassung zugehen. Der Betrag der Vorlage wird jetzt wieder auf 50 Millionen etwa angegeben. Die Budgetcommission des preußischen Abgeordneten hauses hat den Gesetzentwurf betr. die Erhöhung der kaiserlichen Civilliste um 3'/-Millionen mit j allen gegen 2 freisinnige Stimmen (Virchow und j Richter) angenommen. Abg. von Tiedemann wird dem Plenum Bericht erstatten. Aus Washington kommt jetzt die officielle Meldung, l daß die Vereinigten Staaten den Vorschlag Deutsch- - lands, in Berlin eine Conferenz zur Regelung der s Sa moafrage abzuhallen, angenommen haben. - Die amtliche Verlustliste aus Samoa wird jetzt ! vom Reichsanzeiger veröffentlicht: Todt: Lieutenant i Sieger (Schuß durch den Kopf), Obermatrosen Tetrow - (Schuß durch den Kopf), Schultz (Schuß in den rech ten Unterschenkel), Pätsch (Schuß in die Brust), Ma trosen Bottin (Schuß in die Brun), Witt (Schuß in den Unterleib), Ritthammel (Verwundung des rechten ! Oberschenkels durch einen Granatsplitter und Schuß z in die Brust), Redwink (Schuß in den Kopf), Herfurth (Schuß in die Brust), Hildebrand (Schuß in die Brust), Zimmermannsgast Gros (Schuß in den Kopf), Ober matrose Peters (Schuß in die Brust), Matrose Herz feld (Schuß in das linke Bein und in die Brust), Zimmermannsgast Ströh (starb in Folge des Genusses schlechter Kokosmilch). Schwerverwundet (die Ziffern bedeuten die voraussichtliche Dauer der Heilung in Wochen): Lieutenant Spengler (Schuß durch die rechte Hüfte, nachher verstorben), Unter-Lieutenant Burchardt (Schüsse durch beide Schullern 2), Oberbootsmanns maat Krohn (Schuß durch den rechten Oberschenkel 2—3), Bootsmannsmaat Menge (Schuß durch den rechten Oberschenkel 2), Obermatrosen Tietz (Schuß in den Unterleib, nachher verstorben), Diedler (Schuß durch das rechte Schultergelenk 8), Cöhlis (Schuß durch rechten Oberarm und rechte Hüfte 2), Grashandt (Schuß durch linke Hüfte 2), Linberger (dito 1), Scheel (Schuß in den linken Oberschenkel 2), Matrosen Höpp ner (Zersplitterung des linken Oberarmes 6), Schutzky (Schuß durch rechten Oberarm und Unterschenkel 6), Martin (Zerschmetterung des rechten Schullergelenks 4), Kittner (Schuß durch das rechte Ellenbogengelenk 4), Töpelt (Zertrümmerung des linken Fußgelenk 13), Tabert (Schuß durch linken Oberschenkel, rechtes Schul tergelenk und Rücken 4), Kraul ^Schuß in den Bauch 3), Drews (Schuß durch rechten Oberarm und in die Lunge 6), Kalinowsky (Schuß in rechten Fuß und