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Freitag, »0. Mai ISIS. 87. Jahrgang. M 147. Bezug«-Gebühr »ierl«I>Shk>. kür Dre». den bei «Oglich ,»»>. maltier Zuiroaun« <on Sonn, and Mönlajei» nur einmal) 2,»0 M, durch ou»wi!r1d>« 1t»m- milftantr« di» z,d0 M. »el einmaliger Zu- iiellung durch di« Polt !>M.<ohn««»iI'll,eld>. «u»Iand: Oester reich-Ungarn L,«ö Nr., Schwell d>6L Frk», I,alten 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher Quallen- «»gab« l„Dr«»dner «achrV>Mllstg.-Un- verlangte Manuskript« »erd. niHlausdewahrt. Lelegramn,-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: II » 2KV6 » 36111. L8SV Druck und Verlag von Liepsch 6c Reichardt in Dresden. // 4§S/Ä?-/- enorme äuswalil! Tsicioniisus vlll'! bvlmslllll' ältmarstt S. Anzeigen-Daris. Annahme von «nkvn. diaungen bi» nachm :< Uhr, Sannioq« nur Marienstrahe 88 non II di» >/-> Uhr, Die einlpallige Zeile <e>wa o Silben) »« Ps., die zweispaltige Zeile aus Äerilelke 7» Pf , di, zweilpalt, Reklamezeile IM M.. gamtllen Nachrichten au» Dres den die einlpait, Zelle 2b Pf, — In Nun, mern nach Sonn und Feiertagen erhöhte, Tarif. - Aurwörtig, Aufträge nur gegen Vorau»bezohlung IedttBeiegdlatllOPl. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraste 38 4«. rur grünckliclicn lZeseitixunA von »i«,»»»»» WsrLSN US4V. so ?enU L Ver8s»ck nach L»8VLrt8. Lölllx!. LoläpotLsLs. vrssäsn-^.. Skorxsvior. OreZäner felcj8clil088clien - l_3Mr bleibt unübertroffen! IcklMNMI lelttHNlliel /Xciolk k^Äler VermtNä nack »u»«irt». — Katalog ieo-tenlo». A PNlsM Strsm N. eiNge Lsss^. Mutmaßliche Witterung: Bewölknngszunahme, warm. Gewitter, zeitweise Niederschlag. Im Königlichen Oper» hau sc fand gestern die Neueinstudierung der „G ö t t c r d ä »i m e r u n g" starken Beifall. Der Reichstag setzte gestern die Einzelbrratung des Reichs- und Staatsangehörigkcitsgcsetzes fort. Die B u d g e t k o in m i ff i o n des Reichstages befaßte sich am Donnerstag hauptsächlich mit der Staffelung des W e h r b e i t ra ges. Beide Häuser des prestl^i scheu Landtages werden aus Anlast des Kaiser-Jubiläums am 11. Juni Festsitzungen abhalten. Der S t a d t d i r c k t o r vv» Hannover sprach auf Grund seiner Eindrücke bei der Hochzeitsseier die Er wartung aus, dast Prinz Ernst August demnächst in Braunschwcig entziehen werde. In der gestrigen Sitzung der w ü r t t c in b e r g i s ch c n Kammer kam cs zwischen dem Präsidium, den Frei sinnigen und den Sozialdemokraten zu lebhaften A u s- e i n a n d e r s c tz u n g e n. Die f r a nz ö s i s ch e R cg i e r n u g ist nach Mitteilung aus parlamentgrischen Kreisen fest entschlossen, dieHcere s- Vorlage noch v o r d e m 1 4. I » l i zu erledigen. Die V e r st ä n d i g i, n g S v e r h n » d l u n g c n zivischen Serbien und Bulgarien dauern auf Rußlands Wunsch noch fort, doch hat sich die Lage bedenklich ver schärft. Die Verlange r u u g des W a f f c u st i l t st a n d e s zwischen der Türkei und den Balkanstanten bis zum 13. Juni würde offiziell bekannt gegeben. Reichstagsersatzwahlen. Seit an dieser Stelle zum letzten Male das Kapitel der NeichStagSersatzwahlen behandelt wurde, sind wiederum zwei Mandate neubcsctzt worden, und zwar Bamberg und Lst- und Weststcrnberg, die beide im Besitzstände der bisher dort herrschenden Parteien verblieben, der erstgenannte Wahlkreis in den Händen des Zentrums und der zweite in denen der Konservativen. Weitere zwei Mandate sind vom Plenum für ungültig erklärt worden, nämlich in Jüterbog-Luckenwalde die Wahl des sreikvnservativen Ab geordneten v. Ocrtzen und in Salzivedcl-Gardelcgen die jenige des konservativen Vertreters v. Kröcher. Die Er satzwahl sür Salzwedel-Gnrdclegen ist ans den 2. Juli an- gesctzt morde». Die Anzahl der Ersatzwahlen seit den Ianuarncnwahlen des Vorjahres steigt damit, wenn man die letztgcdachten hinzurechnet, ans siebzehn. Als unsichere Mandate, die noch der Entscheidung durch das Plenum harren und voraussichtlich dem von der Kommission bean tragten Schicksal der Ungültigkeitserklärung verfallen dürften, kommen in Betracht Kehl-Osfenburg sAbg. Kölsch, nat.-lib.) und Ierichom sAbg. Haupt, Svz.s. Alzen-Bingen, das gleichfalls von der Kommission ans die UngiiltigkcitS- listc gesetzt worden war, ist in der Zwischenzeit dem Rechts- uationallibcraliSmnS, der sogenannten Wormser Ecke, tn der Person des Abgeordneten Becker erhalten geblieben, da die Linksnationallibcralcn, welche die Kassierung der Wahl herbeiznführen bestrebt waren, im Plenum überstimmt wurden, allerdings nur mit einer Stimme Mehrheit. Die Bambergcr Ersatzwahl, die durch den Tod des Ab geordneten Dr. Schüdler notwendig wurde, hatte nichts be sonders Bemerkenswertes, da eö sich tn Bamberg um einen sicheren ZcntrumSsitz handelte, in dem keine andere Partet festen Fuß z» fassen vermag. Dagegen bot die Wahl in Ost - und Weststernbcrg, obwohl auch sic keine Ver änderung des parteipolitischen Besitzstandes herbeisührtc, nach zwei Richtungen allgemeineres Interesse: einmal wegen der wenn auch geringen Zunahme der konserva tiven Stimmen, und sodann wegen des entschiedenen Rück ganges der sozialdemokratischen Stimmen. Dte Konserva tiven erzielten bei dieser Ersatzwahl trotz der besonders lebhaften Anstrengungen ihrer Gegner, die sich »m das reforincrische. das fortschrittliche und das sozialdemokra tische Banner geschart hatten, noch et» Mehr von rund tt>9 Stimmen gegenüber der Hauptwabl des Vorjahres, während die Sozialdemokratie mit rund 1999 Stimmen hinter dem Ergebnis vom Januar 1912 zurückblieb. Fast genau um denselben Betrag batten die fortschrittlichen Stimmen zngenommen, ein Umstand, der zu einer näheren Betrachtung der parteipolitischen Wechselwirkung zwischen Fortschritt und Sozialdemokratie in diesem Wahlkreise! herauSfvrdcrt. Dabei ergibt sich die interessante Tatsache, dast die Fortschrittler in eben dem Maste an Einslust ver loren, ivie die Sozialdemokraten sich im Aufstieg befanden. Dieser Prozeß ging so lange fort, bis der Fortschritt schließ lich ganz auSgeschaltet mar, nachdem der ihm noch ver bliebene, von der Sozialdemokratie nicht verschluckte Rest von Wählern von der Rcsvrmpartei ausgenommen worden mar. Das blieb so gleichmäßig bei den Wahlen von 1393 und >993, bis 1997 die freisinnigen Wählerbestände sich wieder gesondert bemerkbar machtest, um diesmal mit einer Massenflucht aus dem sozialdemokratischen Lager, das ihnen auf die Tauer doch augenscheinlich nicht behagte, dem Fort schritt im Wahlkreise wieder zu einer neuen Angenblicks blüte zu verhelfe». Tie in L a l z w c d e l - G a r d c l e g c n am 2. Juli be vorstehende Ersatzwahl stellt einen hartnäckigen Kampf in Aussicht, weil der Liberalismus, der dort im Zeichen des als Gegenvrganisativn gegen den Bund der Landwirte ge gründeten Deutschen Bauernbundes ficht, sich zu einer parteipolitischen Kraftprobe gegenüber den Konservativen anschickt. Schon im Januar 1912 platzten die Geister dort in ggnz besonders heftiger Weise aufeinander, so dast in der Stichwahl der konseiuative Kandidat v. Kröcher nur mit knapper Not mit 13 465, Stimmen gegen den Bonern- bünöler Dr. Böhme, der 13144 Stimmen auf sich ver einigte. den Sieg zu behaupten vermochte. Ter Eirund, aus dem diese Wahl für ungültig erklärt worden ist, wirft wieder einmal ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Un sicherheit der vom Reichstage bei der Entscheidung in Wahl- prnsnngssachen befolgten Richtlinien. Tic Ungültigkeit ist deshalb ausgesprochen worden, weil einige Amtsvoi sicher den Wahlaufruf sür Herrn v. Kröcher unter Beifügung ihres amtlichen Ehnraktcrs unterzeichnet haben. In der Bewertung derartiger Unterschriften hat der Reichstag ge schwankt: einmal sind sic alS vollwichtige Gründe zur Annullierung der Wahl angesehen worden, dann wieder, z. B. im Falle des nationallibcralen Abgeordneten Kleye in Helmstedt-Wolfenbüttel, hat man den Einspruch sür un beachtlich erklärt, obwohl an die vierzig Gemeindevorsteher in ihrer amtlichen Eigenschaft den Aufruf unterzeichnet hatten. Der Reichstag ist tatsächlich nicht imstande ge wesen, das subjektive parteipolitische Moment bei der Be urteilung von Wahlprotesten so weit zurückzudrängcn, als es zur Bildung eines festen WahlanfechtungSrechteS er forderlich wäre, und diese Erfahrung hat wesentlich dazu beigetragcn den Bestrebungen zur Uebcrtragung des Wahl- prüsungSrechteS an eine richterliche Behörde, die in dem nationallibcralen. zurzeit in der Kommission befindlichen Anträge dieses Inhalts einen greifbaren Ausdruck gesunden haben, in weiteren Kreisen Eingang zu verschaffen. In Jüterbog-Luckenwalde wird der frei- konservative Abgeordnete v. Oertzen wiederum mit dem Sozialdemokraten »m das Mandat zu ringen haben. Im Januar <912 fielen ans Herrn v. Ocrtzen 11 944, aus den Sozialdemokraten 13 367, auf den Fortschrittler 9226 Stim men, darunter ungefähr 6999 nationalliberale. Die Stich wahl entschied zugunsten des Frcikonservativen, der mit 16 942 Stimmen gegenüber den >6 662 sozialdemokratischen Stimmen den Sieg gewann. Den Ansschlag sür dieses der Ordnnngüsachc günstige Ergebnis gaben die National liberalen, die im ersten Wahlgangc sür den Fortschrittler gestimmt hatten, in der Stichwahl aber geschlossen für Herr» v. Oertzen cintraten, während die Fortschrittler sich auf die sozialdemokratische Seite schlugen. Wenn auch diesmal von der Partei des Umsturzes besonders lebhafte Be mühungen zur Eroberung des Mandats zu gewärtigen sind, so können diese doch in jedem Falle durch entsprechende ordnungsparteilichc Gegenanstrcngnngen wett gemacht werden, »nd man darf wohl auf die Nationallibcralen das feste Vertrauen setzen, dast sic auch bei der Ersatzwahl, ebenso wie bei der Hauptmahl im Vorjahre, alles aufbicten werden, um den Uebergang des Mandats in die Hände der Sozialdemokratie zu verhindern. In O ffe n b a ch-K eh l stehen die Dinge ganz aus des Messers Schneide, da >912 der nationallibcralc Kan didat Kölsch, unterstützt von den Sozialdemokraten, nur mit 12 712 Stimmen gegen 12 794, die der ZentrnmSver- treter für sich aufbrachte, aus der Urne hcrvorging. In jedem Falle ist zu hoffen und zu wünschen, dast die Natio- »alliberalen des Wahlkreises lieber auf die sozialdemo kratische Wahlhilfe überhaupt verzichten, als dast sic der Umsturzpartei gegenüber Verpflichtungen eingchen. die ihren Eharakter als staatserhaltende Mittelpartei ge- I fährdcn und in Mißkredit bringen könnten. In Ierichow ist Gelegenheit geboten, der Sozial dcmvkratie ein Mandat abzunehmen, wenn die Fortschritt ler, die dort das Zünglein an der Wage bilden, ihre natio nale Pflicht tun. Im Vorjahre teilten sich die fortschritt lichen Stimmen bei der Stichwahl und kamen ungefähr zu gleichen Teilen dem konservativen und dem sozialdemo kratischen Kandidaten zugute, wodurch der Ansgang zu gunsten des letzteren entschieden wurde, wenn auch nur mit einem Mehr von 7 Stimmen. Sobald die Fortschritt ler geschlossen für die bürgerliche Sache cintrcten, ist der Lieg des ordnungsparteilichen Kandidaten gesichert. Von der fortschrittlichen Parteileitung ist allerdings nach dieser Richtung nicht viel zu erwarten, nachdem in Baden und Preustcn bei den Landtagswahlen die Liebedienerei gegen über der Sozialdemokrat,' wieder so offen zutage getreten ist. Wohl aber märe eS möglich, dast die fortschrittliche Wählerschaft des Kreises, wie sich das bei früheren Ersatz wahlen bereits wiederholt gezeigt hat, das von der Partei leitung beliebte Nachläufen hinter der Umsturzpartei satt bekäme und sich für den Sieg der bürgerlichen Sache cin- setztc. Von diesun Gesichtspunkte aus würde eine Nieder lage der Sozialdemokratie in Ierichom mit besonderer Ge nugtuung zu begrüßen sein. Die Verschärfung der Lage aas dem Balkan. Aus Sofia wird gemeldet: Trotz der Verschärfung der Situation durch die letzten Ausführungen des serbi- s ch e n Ministerpräsidenten P asitsch über das Verhältnis zu Bulgarien dauern die V c r st ä n d i g u n g s v c r h a n d lungen noch fort, anscheinend vornehmlich auf W ii nsch Rußland S. Ein Sitnatiousbericht. TaS „Nene Wiener Tagblatt" veröffentlicht folgenden Situationsbericht zur Balkankrisc: Tie Hoffnung ans eine friedliche Lösung des neuen Konflikts auf dem Balkan wird täglich mehr zuschanden. Die militärischen Vorberei tungen nehmen ihren Gang und sind bereits kurz vor dem Abschluß. Das Aussehen in denStädten ist das selbe wieset nerzeitim NovcmberzuBeginn deö Balkan kriege s. Die Kämpfe zwischen den Grie chen und Bulgaren um Saloniki haben zwar aufgehört, und die dort zwischen den beiden Gegnern sestgclcgtc Zone der Neutralität wird respektiert, doch ist die Stellung der Bulgaren eine derart sichere und ausgezeichnete, dast sic rasche und leichte Erfolge verheißt, so dast dieser augen blicklichen Ruhe nicht zu trauen ist. Kawalla durch Minen gesperrt. Die Vulgär e n haben den Hafen von Kawalla durch Minen gesperrt, so dast die griechischen Kriegsschiffe, die sich in den Gewässer» vor Kawalla aushieltcn, gezwungen waren, dieses Gebiet zu verlassen. Auch der Hafen kann nicht benutzt werden, vor allem können die in ihm liegenden internationalen Schiffe nicht anSfahrrn. Die Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 13. Juni ist offiziell in Konstantinvpcl bclannt- gegcben worden. In Konstantinopcl cingetroffen. Der f r ü Here K o m m andant der Befestigungen von I anina, Vchib Ben, der von den Griechen freige lassen worden war, ist in Stambul cingetroffen und vom Großwcsir empfangen worden. — Kiamil Pascha, der nach Smyrna reisen wollte, ist ebenfalls in Stambul ein- getroffen, da sein Schiss Smyrna nicht angelaufen hat. Er darf jedoch in der Zone, über die der Belagerungszustand verhängt ist. nicht verweilen und wird daher übermorgen nach Smyrna abreiscn. Die neuesten Meldungen lauten: Vor dem Friedensschlust. London. Wie das Reutersche Bureau erführt, ist der im Namen der Verbündeten abgesastte P r v t v 1 o l l e n t- wurf Mittwoch spät abends an sämtliche Kriegführenden geschickt worden. Bulgarien wird den Fricdensvertrag morgen (Freitags im Auswärtige» Amte unterzeichnen, wie eS von der englischen Regierung gewünscht wird, doch wird die bulgarische Abordnung nicht an der Versamm lung tcilnehmen, die von den anderen Verbündeten sür Donnerstag nachmittag vereinbart wurde, um die Proto kolle zu beraten, deren Fassung Bulgarien nicht billigt und die nach dem Wunsche der anderen Verbündeten gleich zeitig mit dem Vertrage unterzeichnet werden sollen. Bul garien ist der Meinung, dast die Aufwerfung besonderer Fragen im gegenwärtigen Zeitpunkte neuen Debatten Tür und Tor öffnen würde. Die serbischen Delegier ten haben Anweisung erhalten, den Vertrag zu unter zeichnen. Es ist sicher, dast auch Griechenland ihn