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Zrankenberger Tageblatt SN? Donnerstag »e» 2. September 1S8» nachmittags 79. Jahrgang Dresden, am 27. August 1920. Wirtschaft»minist«ri»m. LandeslebmsmUtelamt. 2.sa 9.- 5.90 0.50 Der reicdeiulel» ivr Oie ' s Welche «Proteste und Demonstrationen gab es früher ßn «Paris, London und in Amerika, wenn aus der Türkei Zusammenstötze zwischen mohammedanischen Truppen und christlichen Untertanen des Sultans gemeldet wurden, bei denen nicht immer feststand, auf welcher Seite die Schuld lag. Denn Ausstände der Bevölkerung waren im Osmanen- reich zur Gewohnheit geworden und boten politischen Agita- toren ein genutzreiches Leben. In flammenden Reden und Zeitungsartikeln wurde von 'oer Unkultur der Türken ge sprochen, die aus Europa entfernt werden mutzten, und wenn auch das nicht geschah, so gingen doch von den Negierungen ernste .Vorstellungen und Forderungen auf Besserung ch der Verwaltung ab. Das war einmal. Aber heule ist es im abendländischen Europa noch ärger geworden, wie es im türkischen Orient war, und das zweite Jahrzehnt des zwan zigsten Jahrhunderts scheint bestimmt zu sein, der Leichen- stein für die moderne Kultur zu werden. . ! l Die lange Dauer und mehr noch die Rücksichtslosigkeit des Welt- und Hungerkrisges hat die Seelen und Sitten der Menschen verwüstet und verwildert. Das Aufgebot der bestialischen Afrikaner und Asiaten zum Kamps gegen die zivilisierten mitteleuropäischen Völker hat krisegsgewohnheiten M -igkmk Ori fleicberegiermg Während die Durchführung des Steuerabzuges von Lohn und Gehalt in den meisten Gegenden glatt vor sich geht, haben sich in einzelnen Landesteile» Schwierigkeiten ergeben, die Mit aller Entschiedenheit bekämpft und überwunden werden müssen. Die Reichsregierung hat darum schon vor einiger Zeit einen Aufruf verfaßt und an die Landesfinanzämter mitgeteilt, Damit diese ihn nach Bedarf veröffentlichen kön nen. Dieser 'Ausruf hat folgenden Wortlaut: l „Der Steuerabzug voml Lohn und Gehalt findet in einigen Betrieben Widerstand bei den Arbeitnehmern. Diese über sehen, datz der von der Nationalversammlung beschlossene und voM Reichstage fast einhellig bestätigte Steuerabzug eine Le bensnotwendigkeit des Reiches, wie auch der Länder und Gemeinden ist. Die Arbeitgeber sind durch das Gesetz ge zwungen, den Abzug bei der Lohnzahlung vorzunehmen, und mir auf diesem Wege ist es möglich, die Besteuerung des Ein kommens zu sichern, ohne durch zwangsweise Beitreibung rück ständiger Steuerschulden die Eiistenz des Arbeiters zu ge fährden. Wer sich dem Steuerabzug widersetzt, schädigt das Interesse der Arbeiter und gefährdet zugleich die Durchführung der Steuergesetze, von denen der Wiederaufbau abhängt. Denn eine erfolgreiche Verweigerung dieser Steuer würde von anderen Steuerpflichtigen nachgeahmt werden. « Die Reichsregierung mutz das Gesetz ebenso durchführen, wie sie die Erhebung der lOprozentigen "Kapitalertragsteuer durchgeführt hat und auch die weiteren Gesetze zur Besteue rung des Vermögens durchführen wird. Die Reichsregierung ist entschlossen, jedem Versuche zu gesetzwidriger Ablehnung des Steuerabzuges mit allen Kräften entgegenzutreten und die zu seiner Durchführung verpflichteten Arbeitgeber und Beamten zu schützen; sie vertraut auf die Einsicht und Mätzi- gung der Arbeiterschaft,, die sich fast überall int Reiche be reits bewährt hat." , , l j > senkung, eine Erniedrigung durch Leidenschaften Und Lasters geworden. Kultur und echtes Menschentum sind in die Gruft gesenkt und Las Rutenbündel der Liktoren liegt daraus als Leichenstein. Gewalt geht vor Becht! , s i ! s ! 2. In 8 6 find statt der Worte »unter 8 SS und o» die Worte »in 8 5" ,u letzen und ferner in 8 15 die Worte »mit oder ohne Verwendung von Pferdefleisch" zu stretchen. S. Soweit die KommunalverbSude bieder niedrigere Kleinhandelspreise al« die vorstehend unter 1 angegebenen festgesetzt haben, hat e« hierbei zu bewenden. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Flöha, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Frankenberg, sowie sonstiger Staats- und Gemeindebehörden für den Amtsbezirk Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. Druck und Verlag von C. G. Roßberg, Frankenberg i. Sa. hi der' daheimgeblieb«»«» Bevölkerung die moralischen Be denken vor fremdem Eigentum schwinden lassen. Von da war nur noch ei» Schritt bis zur Geldgier, Wucher, Schleichhandel und SchiebertuM, die die unerhörte Teuerung schufen. Die sittenstrengen Engländer und die Amerikaner habe» am meisten verdient, in den siegreichen, wie in den besiegten Ländern, hat mqn als veraltet Leiseste geschoben, was man früher Gewissen, Redlichkeit und Solidität nannte. Wenn das in denjenigen Ländern geschah, die sich als Wahrer der Kultur hezeichnete», so war es nicht überraschend, datz andere Länder, die sich nie groß Mit Bedenken der Wohlanständigleit getragen hatten, diesem Beispiel nur zu eifrig folgten. Was aber wunderbar ist, das ist die Tatsache, datz auch heut«, nachdem bald 22 Monate die Waffen im Weltkriege ruhen, die Sieger Noch immer keine Zeit gefunden haben, sich daran zu er- Mnern, datz doch in Europa kein« asiatischen Zustände ge duldet werden sollten. . > . Und.sohl;« Verhältnisse herrschen heute im Osten, im deutschen Oberschlesien und im ehemals deutschen WeiäMland. Es isti als ob heute Tausende von Deutschen den Wilden aus- geliefert wären, und statt datz sie geschützt werden, werden noch allerlei Zumutung«» an sie gestellt, di« ihnen nachgerade die Geduld reitzen lassen. Di« Entente kontrolliert nicht die Polenwirtschnft im Weichsellande, die noch hinter der zurück steht, welch« die Türkin früher in Asien ausüblen, und di« Franzosen fördern die Gewalttätigkeiten der Pole» in Ober- schlesirn Mehr, als sie dieselben verhindern. Es soll zugegeben werden, datz unter diese» Umständen die Leidenschaften sehr leicht erplodierm können und selbst ruhige Männer mit forst- reitzt, aber eben deshalb sollten grundsätzlich« Maßnahmen ge troffen werden, die gleiche Achtung vor den Angehörigen aller Nationen von vornherein festzustellen und sie zu sicher),. Wfe die Dinge liegen, werden wir als Hir« Nation zweiter Klasse behandelt. ! , , . ! ' > Die Franzosen bestreiten, daß alle deutschen Anklagen gegen Lie Ausschreitungen der afrikanischen Truppen im links rheinischen E«biet begründet sind, aber sie könne», wenn st« der Wahrheit die Ehre geben wollen, nicht in Abrede stellen, daß allein in der Entsendung von schwarzen Soldaten in di« blühendsten deutschen Gebiete ein Verstoß gegen die mo derne Kultur, eine Mißachtung von europäisckM Anschauungen liegt, die den deutschen Bewohner» der besetzten Gebiete den Gedanken aufzwingt, Ihr werdet von Euren Nachbarn nicht für voll genommen, nicht als gleichberechtigt angesehen. Wie kann'unter diesen Verhältnissen der aufrichtig« Wunsch nach Völkerversöhnung auflebe», wie kann da in der schwer geprüften deutschen Nation wieder recht« Freude am Dasein « aufleben? Das deutsch« Gemüt, das gleichbedeutend ist mit deutscher Kultur, wird dadurch zu Tode getreten, aber den Engländern und Franzosen geht es mit ihrer Levensaus- fassung nicht besser, welcher der letzte Rest von Idealismus abhanden kommt oder schon verloren gegangen ist. Die ganz« Welt wird durch die jetzige Volker-Entwicklung wer weiß wie weit zurückgeschleudert, und mit den moralischen Er^berum g«n der weißen Rasse ist es vorbei. Das sehen wir be sonders im fernsten Osten, wo die Japaner politische Macht Md wirtschaftlichen Einfluß an sich reißen. An diese Folge de« Weltkrieges haben die Sieger selbst nicht gedacht, aus Herr Gustav Graf (bisher Arbeiterfekretiir in Leipzig) lefta» vom unterzeichneten Stadttal al« 2. Hefoltzettr Stadtrat verpflichtet und in fein Amt ewiesm roorden. am 1. September 1920. ver Stadtrat. Gemäß dieser Prekfefifttzung und in Ausführung der Bestimmung kn Artikel 1, 2 der geuauutm Verordnung wird die Bekanntmachung über den Verkehr mit Pferdefleisch und Ersatz- wurst vom 21. Juni 1919 (Nr. 111 »Sächsische Staatezeitung" wie folgt avgeändert: 1. 8 5 «hält nachstehende Fällung: Bei dem Verkauf von Pferdefleisch an Verbraucher dürfen für i« 0,8 Kilogramm folgende Prelle nicht überschritten werden: MuskeMeisL (einschließlich Lende), Zunge, Leber: 5.90 Mark Herz, Kopsfleisch: , 4.— , Lunge: Fett: Wurst («lut-, Leber-, Brühwurst) Knochen: ..... ver tlnabbSnglge vinmsnn über Mianar Arsm»e»dr«cd ! Berlin, I'. 9. Zu de» Veröffentlichungen des unabhän- tzlgm Abg. DittMmm in der „Freiheit^ über die Zu stände in Sowjetrußland bemerkt der „Vorwärts", daraus gehe hervor, daß der Nieder gangSowjet- rußlands, das Materielle Aussterben der russischen Städte erst von der bolschewistischen Revolution datier«". Jetzt sei der Rie sen betrug, welcher an dem deutschen Proletariat seit bald zwei Jahren mit der Sowjetherrlichkeit systematisch ver- sucht werde, restlos aufgedeckt. Dittmann stellt fest, nur auf dem Fundament der Passivität und Kultur- losigkeit der russischen VolksMassen in Stadt und Land konnte die bolschewistische Diktatur errichtet werden. Presse freiheit, Vereins- und VersaMMlungssyeiheit, sowie persön liche Freiheit sind für andere als Kommunisten so gut wie auf gehoben. Die Wahle» erfolge» öffentlich; geheime Wahl ist verboten, unbequeme Wahle» werden kassiert. Die allgemeine Wehrpflicht ist wieder eingesührt. Deserteure werden erschossen. Arbeiter und Angestellte dürfen nicht streiken, sonst werden sie in Konzentrationslagern zur Arbeit gezwungen. Von den Mitgliedern der koMmunisti- sch«» Partei ist der größte Teil in irgendeiner Sowjeternrich- lung angsstellt. s : I ! I l ' ! ! ' j „finde" in vbmcdlerien Immer neue, immer schlimmere polnisch^ Verbrechen. ! l Drei deutsche Gendarmen ermordet. ' Datz die Entspannung in Oberschlesien nur eine scheinbare ist, und daß unter dem Deckmantel der Einigung der Hatz der Palm gegen alles Deutsche noch unverändert weitet ' wütet, beweist eine dreifache Mordtat an deutschen Beamten j iM Kreise Hindenburg. Die Landjäger Oelze, Römisch, Arlt, Schiloit und Schimanski hatten sich in die Nähe von Groß- Lanjo'w begeben, uM den Verbleib des dem Landjäger Römisch gehörenden, bei Begin» des Aufstandes geraubte» Privat eigentums zu ermitteln. Zwischen Wyboda und Groß-Cani ow « wurden die Beamten von einer Schar schwer bewaffneter Polen überfallen, die mit Karabinern und Revolvern «in reguläres Schützenfeuer auf die lleberraschkn eröffneten. Oelze und Römisch wandten sich zur Flucht und es gelang ihnen i» dem Kugelregen zu entkommen. Die übrigen drei Beamten sanken aus zahlreichen Wunde» blutend zu Boden. Als später Hilfe erschien, wurde nur »och einer der Landjäger lebend an getroffen. Auch er verstarb nach kurzer Zeit unter furchtbaren Qualen. Die Leichen waren von den Dum-DmMEcschassen d«r Polen förmlich zerfetzt. An die Kreis-Kontroll-Kommissio» wurde sofort Bericht «rfstattet, die daraufhin einen Offizier zuM Tatort entsandte. > ; i , l Aufdeckung eines neue» Aiassenmordcs. Der kürzlich bei Josephstal aufgedeckte grauenhaft« Massenmord an zehn deutschen Arbeitern ist lcid«r nicht ver einzelt geblieben. In Birkenhain! ist jetzt «in ganz ähnlicher Fall aufgedeckt worden. Dort hatte sich unter der deutsche» Bevölkerung seit einigen Tage» das Gerücht verbreitet, daß auf der jüdische» Begräbnisstätte die Leich«» von sechs, von den Polen ermordeten Deutsch«» verscharrt seien. Die an gestellten Ermittelungen führte» zur Auffindung eines Loches auf dem Bcgräbnisplatz, in dem tatsächlich in geringer Tiefe die Körper der Getöteten gefunden wurde». Sie wiesen sämt lich tödlich« Kopfwunde» auf. Nach dem Befund mutzten die Henker ihren unglücklichen Opfern die Schußwaffe direkt auf den Kopf gesetzt und dann abgedrückt haben. Auch in Hohenlinden bei Benthe» wurde die Leiche eines deutschen Arbeiters ausgegraben, der von den Polen hinter rücks erschossen worden war. ! I , i FraMticb; lokOemngen wegen Oer Vorfälle In örettau Berlin, 1. 9. In Anschluß an die gestrige Kabinetts sitzung, in der über die Note der französischen Regierung zu den Breslauer Vorgängen beraten wurde, stattete Reichs minister Dr. Simons der französischen Botschaft einen Besuch ab, um über die Einzelheiten der Note Rücksprache zu nehmen. Wie verlautet, hat es Dr. Simons nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine Reihe Forderungen der französischen Regierung so schwerer Natur seien^ daß die deutsch« Regierung sich "ihre Stellungnahme hierzu noch vorbehalten müsse. Mit den einzelnen Punkten der französischen Note wird sich heut» vormittag ein zusammcntretender Kabinettsrat aufs neue be fassen, woran sich eine Sitzung des Reichstagsausfchusses für auswärtige Angelegenheiten schließen wird. ) i Kabtncttssitzung über die französische Rote Die Kabinettssitzung am Mittwoch wurde von dem Reichs kanzler Fehrenbach geleitet. Reichsminister des Acutzern Dr. Simons erstattete eine» eingehenden Bericht über seine Be sprechung mit dem französischen Botschafter Laurent. An diese Ausführungen schloß sich eine längere Aussprache an, an der sich alle Reichsminister beteiligten. In der Aussprach« wurden die ungeheure Schwere der französisch«« Forderungen «und die Schwierigkeiten ihrer Durchführung besprochen. Ein Be schluß soll, wie verlautet, in der Kabinettssitzung nicht gefaßt worden sein. Man will erst die Beratungen im Ausschuß für Auswärtiges abwartcn, die am Mjtwochnachmittag statt fanden. . / ! > - > : Mangel in Sie Krim geärängl London, 30. 8. In einem Funkspruch an Kamenew sagt Tschitscherin: Unser Vormarsch gegen General Wrangel dauert fort; im ganzen Gouvernement Tannen zieht sich General Wrangel gegen die innere Krim zurück. Sein« Lage wird kritisch. i London, 1. 9. „Times'! berichten aus Konstantinopel, es seien Anzeichen dafür vorhanden, datz General Wrangel sich in der Krim auf die Defensive beschränken werd«, so daß er nötigenfalls die Gegend nördlich der Krim anfgeb«» werde, um seine ganzen Ossensivstreitiräfte im südlichen Kaukasus und im Dongebiet einzusetzen. Nach demselben Blatte wäre die Räumung von Jekaterinodar und Noworossisk eine von Wrangel angeordnete Finte. > ! Erfolge d r russischen Offensive. Genf, 1. 9. In einer Meldung aus Warschau wird gesagt, daß die Pole» mit einer vorübergehenden Räumung Lomzas, Abänderung »er Bekanntmachung über »en Berkehr mit Pferdefleisch mW Ersatzwarft »am 84. Juni ISIS Durch die Verordnung de« Reich,mtntft«« für Ernährung und Landwirtschaft »ur Ab änderung der Verordnung üb« Plerdrfletsch und Ersatzwurst vom 4. Juni 1929 (Reichsgiledblatt Sette 1124) ist al« Richtpreis für dm Verkauf von Schlachtpfadm ab Stall de« Verkäufer» für I» SV Kilogramm Lebendgewicht ein Prei« von 200 Mark festgesetzt worden. . n- Für Familiennachrichten vormittag» SW -er AWMWjR: