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Wilsdruffer Tageblatt »«« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« BekarmtmachmigeN der Nmtsha»ptma«»schast Meißen, de« Amtsgerichts und Stadtrat« z» Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Raffen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anz«cge»»rei»: die8gespaltenc Na»«zeilr20D»ldpfenuix, die 4 gespaltene Heile der aurrlichen Bekanntmachungen 40 «Sold- Pfennig, die r gelpallene BeltlamegeU« i» textlichen Teile too Doidpfennig. Slachweifungrgedühr ro iSoldpseniiig. Bor- tzeschrieden-Erscheinung»- i-g-und Platznorschrist«» werd», nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrnfs Nr. ß berücksichtigt, «nzeigen. annah»« di» n»rnr. lg Uhr > - - - Für die Stichtigdeit dar durch Fernruf »»ermitteltenAnzeige» Sdernehmen wir lteine Sarantie. Jeder Siadattanfpruck »lischt, wenn der Belrag dnrch Klage ein,«,»,eu werde» muh »der der Austra „eberi» Kankur» gerät. Anzeig en nehmen alle Dcrmittlun,»stelle» entgegen. Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, m^.Ble'PÄ.»^'" Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P.ft^»-und^ §iüm^en ^t^eg^m^J» Falle l,dh»er iv-wal«, Urirg ad», sonstiger »etried»ft»ru»,«n besteht kein «nspintch^ aus Liefern«, §r Ar»NU« ader «4»»»« de* Bezug,preise». — Aückseuduug eingesandter SchriftststzUe erfolgt nur, wenn Port» oeiliegt. Nr. 273. — 85 Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt- Wilsdruffs Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag, den23 November 1S2S Britische Nrpaffung. Zu den jüngsten Beschlüffsu der in London statige- fundenen Britischen Reichskonserenz, in denen manche schon die sich ankündigende Auflösung des Britischen Weltreiches, mindestens aber eine erhebliche Schwächung der Londoner Zentralgewalt sehen wollen, wird uns von sachkundiger Seite geschrieben: „Nach außen hin mag es so scheinen, als führten die veröffentlichten Beschlüsse der beendeten Britischen Reichs konferenz zu einer weiteren Lockerung des Bandes, das das Mutterland und die Dominions, die bisher schon halb selbständigen Einzelländer über See, miteinander verknüpft. Die Verpflichtung, die England für eines oder mehrere Dominions übernimmt, soll nur dann Rechtsgültigkeit haben, wenn von dorther Zustimmung erfolgt oder eine gemeinsame Zustimmung sämtlicher großen Kolonien erfolgt. Man gibt im Englischen Weltreich wenig auf For meln, verleiht lässig Rechte, behandelt die Dominions als fast selbständige Staaten, weil man in London genau weiß, daß „Blut dicker ist als Wasser". Daß die Ängli- sierung in Kanada und in Südafrika ebenso rest los durchgeführt ist wie in dem von vornherein englischen Australien, daran änderten die Hunderttausende der zugewanderten Ausländer, der einheimischen Anders- stämmigen nicht das geringste; der Kanadier mit seiner starken französischen Blutbeimischung schlug sich für das Mutterland ebenso wacker wie die erst 13 Jahre zuvor annektierten Buren. Dieses Band ist viel fester, diese Zusammenhänge weit tiefer verankert als äußere Fesseln und Bänder, die in kritischen Augenblicken doch nur brechen. Das Wesentliche bleibt auch nach außen hin da durch betont, daß die Reichskonferenz Wert legt auf die Herstellung engerer Beziehungen zwischen der Londoner Regierung und denen der Dominions. Und diese Be ziehungen sind persönlicher Art, nicht in Formen feierlicher Verträge gebunden. Ausdrücklich wird daher auch erklärt, daß die Fortführung der äußeren Politik fürs erste immer noch London Vorbehalten bleiben soll Schwierigkeiten besonderer Art, die hierbei bestanden sind verschwunden; Australien ist sehr damit einverstanden, daß sich das Verhältnis Englands zu Japan beträchtlich abgekühlt hat, und die kanadischen Liebenswürdigkeiten den Vereinigten Staaten gegenüber sind einem verschärften wirtschaftlichen Wett bewerb gewichen. Die eigentlichen Fragen der eng lischen Außenpolitik liegen zurzeit in Europa und um das Mittelmeer herum, außerdem im Fernen Osten — also interessieren sie die großen Domi- nons nicht; denn auch das jüngste von ihnen, nämlich das jetzt so friedfertig gewordene und zufriedene Irland, be schäftigt sich lediglich mit inneren Fragen; überläßt alles andere vertrauensvoll der Londoner Negierung. Und dagegen einzuwcuden, daß Kanada nach Washington einen Gesandten schickt, daß sich Südafrika eine eigene Flagge zulegt — man ist eben großzügig in London, weil man auch weiß, daß man sich auf diese fast ganz selbständigen Dominions nicht bloß im kriegerischen Ernstfall, sondern auch im wirtschaftlichen Krieg verlassen kann. Der Wirtschaftsverkehr zwischen dem Mutter land und den Kolonien erfährt ja weitgehende Bevor zugungen im Zoll- und Frachttarifwesen, freilich nur, so lange man nicht gegeneinander konkurriert. Daß ein der artig heftiger Kampf möglich ist, wie er seit Jahren zwischen der indischen und der englischen Textil industrie tobt, beweist gerade, daß diese wirtschaftlichen Gegensätze ausgekämpft werden können, ohne das Gefüge des Reiches zu lockern. Will man das Wesentliche dieser neuen Entwicklung mit einem besonderen Wort bezeichnen, so kann man sagen: das englische Weltreich modernisiert sich. Die politischen und wirtschaftlichen Spannungen rings um den Erdball sind andere geworden, verwickeltere vor allem- Da hat es sich eben als notwendig herausgestellt, daß auch die Mittel, diese Spannung zu bewältigen, dezen tralisiert werden. Hat man doch in London die Gewiß- Leit daß auch jenseits der Meere gesamtenglische Politik aemacht wird." Schwere Unwetter über ganz Europa. Seit Sonnabend wütete über ganz Mitteleuropa uni namentlich auch an der Nordsee- und Kanalküste ei« schwerer Sturm, der vielfach von Regen abgelöst wurde. An vielen Stellen ist außerordentlich großer Sachschaden angerichtet worden, während die Verluste an Menschen leben erfreulicherweise verhältnismäßig gering sind. In Bayern. Aus verschiedenen Gegenden des bayerischen Hochlandes laufen Nachrichten über schwere Sturmschäden ein. Am Königs- ein heftiger Wirbelsturm, der vielerlei Schaden ar oen Hausern anrichtete, manche Dächer ganz abdecktc uni entwurzelte. Die Straße nach Berchtesgaden unt der wurde durch umgelegte Bäume gesperrt. Auch ir des Kochelsees richtete der Sturm schwere Ver- i ungen an. Am Mondsee entstand durch den Sturm ei« ! MinMerrulammenkunft in8enl Kompromiß in der Entwaffnungssragei Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telv graph" meldet, es werde jetzt in diplomatischen Kreise» allgemein zugegeben, daß die interalliierte Kontrokksm Mission am 6. Dezember, dem Tage des Zusammen tritts des Völkerbundrates, aus Deutschland noch nichi zurückgezogen sein wird. Unter anderem, weil Berli» bis dahin die von Frankreich in der Entwaffnungsfrag« gestellten detaillierten Forderungen gar nicht erfüllt Haber könne. Doch verlaute, daß Dr. Stresemann an 5. Dezember in Genf mit Chamberlain und Bri and zusammentrefsfen werde. Was die voraus sichtlich schwierigen und langwierigen Verhandlunge» über die Aufgaben der neu zu schaffenden Völkerbund kotttroMommission betreffe, so werde in britischen Kreise« erklärt, daß die britische Regierung niemals die Erklärung angenommen habe, daß besondere und ständige Kontroll organe in der entmilitarisierten Rheinlandzone statt nm gelegentlicher Untersuchungen eingesetzt werden sollen Die britische und die schwedische Delegation feien 1924 entschieden gegen einen solchen Gedanken gewesen und es bestehe kein Anlaß, anzunehmen, daß Holland als Nach folger Schwedens eine andere Haltung einnehmen werde Der diplomatische Korrespondent des „Observer" be tont, daß die britische Diplomatie bemüht sei, in der Ent- wafsnungsfrage alle Wortklaubereien über die Gleichbe rechtigung Deutschlands auszuschalten. Es sei jedoch schwierig, Frankreich zu überreden, in dieser Hinsicht vor wärts und nicht rückwärts zu sehen. Die französische« Diplomaten seien geneigt, zu antworten, daß Frankreich am besten wisse, was es sür seine Sicherheit brauche. Frankreich habe einen Plan entworfen, der eine« Unterschied zwischen dem Rheinland und dem übrige« Deutschland zu machen und dem Rheinlands ein be sonderes Uberwachungssystem aufzuerlegen suche. Deutsch, land sei gegen diesen Vorschlag, weil er eine Ver - letzungdesVersaillerVertrages darstelle. Es bestehe jedoch die Hoffnung, daß Chamberlain ein Kom promiß Vorschlägen werde, das die französischen Besürch- tungen beseitigen und Deutschland Gerechtigkeit wider fahren lassen werde. Wahrscheinlich würde auf del Dezembertagung des Völkerbundes nicht mehr erreich« werden, als ein Gedankenaustausch in dieser Frage. Die sozialistische Vierländerkonferenz in Luxemburg faßte eine Resolution, in der es u. a. heißt: „Die wirk liche und dauernde deutsch-französische Annäherung, di« für Festigung des Friedens unerläßlich sei, schließt not- wendigerweise das Ende der militaristische» Besetzung deutschen Bodens ein." Gttrankung des ehemaligen Kaisers. Widersprechende Gerüchte. Wie eine amerikanische Nachrichtenagentur zu mcl den weiß, ist der frühere Kaiser in Doorn seit einiger Tagen bettlägerig, nachdem er am Freitag bei einem Spaziergang von einem Unwohlsein befallen worden war. Obwohl von der Umaebuna des Kaisers erklär! wird, daß es sich nur um' eine" unbedeutende Indis position handele, erhält sich hartnäckig ein Gerücht, daß die Erkrankung ernster Natur sei. Von der Generalvertretung des ehemaligen Königs- Hauses in Berlin wird demgegenüber mitgeteilt, daß ihr von einer ernsthaften Erkrankung des Kaisers nicht daS mindeste bekannt sei. Der Kaiser verspüre seit einigen Tagen lediglich leichte rheumatische Beschwerden, dir aber sein Allgemeinbefinden nicht beeinträchtigen würden. kin fpAe; lkSvWfLr; kivgestSnanü. Paris, 22. November. In einem recht bemerkenswerten Artikel ihres Warschauer Korrespondenten stellt Lie „Vontonte" im Gegensatz zur Mehrheit der Pariser Presse fest, daß die Ge meindewahlen in Polnisch-Oberschlcsien einen bedeutenden Sieg für Deutfchland gebracht haben. Das Blatt belmerkt, daß nach der Ausweisung von über 100 000 Deutschen im Laufe der letzten Jahre Lie Polen, die wenig Glauben an ihren Erfolg gehabt hätten, alle Mittel anwandten, um ihren Wahlsieg zu sichern. Die Listen seien gefälscht, Lebensmittel verteilt und die Bevölke rung sogar durch Bombenattentate terrorisiert worben. Trotz dieser Anstrengungen sei aber der Wahlausfall unbestreitbar für den polnischen Staat ungünstig. Zum Schluß heißt es, daß die Behauptung, daß die Zahl der polnischen Mandate um ein viel faches die deutschen Sitze übersteige, nicht stichhaltig sei, da die Stimmenzahl entscheide. Prüfung der Kriegsschuldfrage beantragt. Berlin, 22. November. Im Reichstag ist zu der am Dienstag beginnenden Auswärtigen Debatte ein Antrag sämt licher bürgerlicher Parteien eingegangen, der die Reichsregierun^ ersucht, in eine Prüfung der Frage einzutretsn, wie weit die Satzungen des Völkerbundes und des ständigen Internationalen Gerichtshofes Möglichkeiten bieten, eine Prüfung der Kriegs schuldftage durch diesen Gerichtshof zu erreichen. Um des Fall Hölz. — Gestärr dvis des Täters Widerruf des Hauptbelastungszeugen Berlin, 22. November. Der Amnestieausschuß in der Sache Holz wird wegen Verhinderung einiger Ausschußmitglie- der erst am Sonnabend den 27. November zusammentreten. Erich Fnche, der sich zu der Hölz zur Last gelegten Erschießung des Landwirtes Heß bekennt, hat jetzt an den Vorsitzenden des Aus schußes ein Schreiben gerichtet, in dem er sein Geständnis nieder legt und fordert, in der nächsten Sitzung endlich gehört zu wer den. Desgleichen hat sich der frühere Hauptbelastungszruge, der Schlosser Uebe, an den Ausschuß gewandt mit dem Ersuchen, die Abänderung, das heißt den Widerruf, seiner den Hölz be lastenden Zeugeimussage entgegenzunehmen. " Waidbrand, dem Hochwald und viel geschlagenes Hol, zum Opfer fielen. Der Sturm war zeitweise so stark, das Züge au der Weilerfahrt gehindert wurden. In Schlesien. In Reichenbach ist u. a. an einem mehrstöckigen massiver Wohnhaus der ganze Dachstuhl losgerissen und in die dahintei fließende Peile geworfen worden. Eine Feldscheune mit den gesamten Inhalt wurde fortgeführt und einem aus dem Haupt bahnhof in Reichenbach stehenden Güterzuge, der mit Bretter« beladen war, die ganze Ladung entführt und weit ins Feld getragen. An verschiedenen großen Fabrikgebäuden wurde er heblicher Schaden angeri-Htet. In Königsfelde deckte der Sturm das Haus eines Siationsmonteurs zur Hälfte ab und ver- "rchchte an den Bahnanlagen gleichfalls erheblichen Schaden. Auch aus Neiße und Umgebung wird vielfach durch den Sturm »»gerichtetes Unheil gemeldet. Die großen Flachsscheuern der llaunsdorscr Flachswerke wurden vollständig abgedcckt. Aus k--r. ebcrg am Oueis wird Orkanschadeu in der ganzen Iser- gebirgvlandichaft gemeldet. Die Spitze des Rathausturmes wurde hier in einer Länge von vier bis fünf Metern abgerissen und durchschlug das Dach des Rathauses. Kälteeinbruch im Schwarzwald. Im Schwarzwald ist ein plötzlicher Kälteeinbruch erfolgt. In den Berglagen herrscht anhaltender Schneefall. Auf dem Feldberg war die Tagestemperatur — 2. Grad. Die Schnee höhe beträgt dort sieben Zentimeter. Eisenbahnunglück infolge des Sturmes. In Bregenz hat der Sturmwind den Frühzug der Linie Benzau—Bregenz aus den Gleisen geworfen, wobei sechs Wagen entgleisten. Zwei Reisende wurden leicht verletzt. Die elektrische Zuleitung der Arlbergbahn ist zwischen den Bahn- hösen Hintergasse und Dalaäs infolge Absturzes von Gesteins massen und Baumstämmen in einer Länge von 500 Metern herabgerissen und beschädigt worden. Der Zugverkehr ist unterbrochen. — Im Semmering- und Schnceberggebiet Wüteten drei große Waldbrände, die enormen Schaden an rrcyleten. In allen drei Fällen mußte Militär eingreifen, um das Feuer einzudämmen. Überschwemmungen in der Schweiz. Infolge der heftigen Regengüsse der letzten Wochen aus dem Südsuß der Alpen, die noch durch einen Schirokko verstärkt wurden, sind im Kanton Tessin an verschiedenen Stellen große Überschwemmungen hervorgerusen worden. Am Sonntag ging bei Bellinzona der Tessin über die Ufer. Nördlich der Stadt stehen weite Felder und Wiesen unter Wasser. Ebens trat der Tessin in der Nähe von Biasca über die Ufer. Auch der Lange See ist bei Locarno über den Kai hinausgctreten. Bei Lugano hat der gewaltige Südsturm die Ziegel von de« Dächern geschleudert und in den Parks großen Schaden ange- richtet. Der Kai wurde überschwemmt. Ein gewaltiger Sturm raste durch das Rheintal. Fass kein Dach blieb unversehrt. Hunderte von Bäumen wurden entwurzelt, tausende andere haben schwere Beschädigungen erlitten. Der Sturm endete mit einem gewaltigem Regen- Wetter. Im unteren Tessinial erreichen die Regenmengen seit dem 1. November strichweise säst 600 Millimeter. Der dies jährige ist also einer der regenreichsten November seit langen Jahren. Die Pässe vom Gotthard bis zur Bernina haben Viet Schnee erhalten. Am Simplon und am Gotthard beträgt die Neuschneedecke etwa einen Meter. Schwere Schäden in der Tschechoslowakei. Der drei Tage dauernde Sturm hat ungewöhnliche Stärke angenommen. Die elektrischen Bahnleitungen wurden zer rissen und dadurch der Verkehr der Schlesischen Landesbahn und der Ostrau—Karwiner Bahn bedroht. In Städten und Dörfern des Ostrauer Gebiets wurde großer Schaden ango- richtet. Dächer wurden abgedeckt, Fensterscheiben eingedrückt und in Gärten und Wäldern Bäume entwurzelt. 22 Telephon leitungen wurden unterbrochen. In der Elekirizitätszemratc der Wilkowitzer Gruben warf der Sturm einen sechs Mele: hohen Kühllurm um. Personen sind nicht verletzt worden.