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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«-Prei« 22) Silbergr. tj Tdlr.) vierteljährlich, 3 Tdlr. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Mari pränumerirt auf diese« Lueratur- Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. StaatS-Zeitung (Friedrichs- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 44. Berlin, Mittwoch den 13. April 1842. Central Amerika. Gegenwärtiger Zustand des Freistaates Central-Amerika. Ucber den größten Theil des Isthmus, der die beiden Kontinente Amerika's verbindet, zwischen 8° und 17" nördlicher Breite und 85 — 97" wcstl. Länge von Greenwich, erstreckt sich ein Gebiet, das im Osten von dem Meere der Antillen und der Republik Neu-Grenada, im Westen und Süden vom großen Ocean, im Norden von Mexiko begränzt wird. Der Flächcnraum desselben beträgt 15,444 Quadrat-Lieucs, die Bevölkerung 1,600,000 Seelen. Die Spanier gaben dieser Region den Namen Guatimala, von dem Indianischen Worte qumüüreumllan (mit Bäumen bedeckt); cS bildet heutzutage die Bundes- Republik Central-Amerika. Das Klima dieses ThcileS der Neuen Welt ist im Allgemeinen gesund, mit Ausnahme einiger Punkte an den Küsten, namentlich Omoa in der Bai Honduras, und Montas am Meere der Antillen, welche Orte ziemlich oft von endemischen Fiebern heimgesucht werden. Die Temperatur von Guatimala ist sehr verschieden; allein weder Kälte noch Hitze erreicht einen sehr hohen Grad. DaS urbare Land hat eine fast unglaubliche Fruchtbarkeit; in gewissen Gegen den ärndtet man jährlich viermal. Im Staate Costa-Rica kann das Zucker rohr zwölf Monate, nachdem es gepflanzt ist, schon geschnitten werden; als dann liefert cs 15—20 Zahre lang zwei Acrndtcn jährlich. Auf den Antillen wird es erst 18 Monate nach seiner Anpflanzung abgeschnitten und liefert höchstens vier bis fünf Zahre lang nur eine Aerndte jährlich. Guatimala hat einen Ueberfluß an Färbehölzern, an Bauholz und an Holz zu eingelegten Arbeiten, sehr gesuchte Arzneikräuter, Kakao, Gelbwurz, Baumwolle, Taback, Cochenille, Indigo, Vanille, Balsam, Gummi und Harze von jeder Art. Auch besitzt dieses Land Bergwerke, welche Golo, Silber, Blei und edle Steine liefern. Endlich akklimatisiren sich in Guatimala die Ochsen, Pferde, Maulthiere, Hammel und alles Europäische Hausvieh vortrefflich. Das Gebiet von Central-Amerika hat 360 Lieues in der Länge und 130 in seiner größten Breite. Die Ausdehnung seiner Küsten beträgt ungefähr 500 Lieues. Dreizehn Häfen gewähren Zutritt zum Stillen Meere und fünf zum Atlantischen. Die Republik besitzt auch eine große Menge Eilande, die von dem Golfe Honduras bis zur Bai der Mosquitos zerstreut liegen. Eine Bergkette mit Z5 Vulkanen, worunter jedoch viele schon ausgebrannt sind, durchzieht das Land seiner ganzen Länge nach und entsendet einige bedeutende Aeste nach Osten und Nordosten; sie giebt allen Flüssen des Landes, das so gut bewässert ist, wie nur irgend eine tropische Gegend, ihr Daseyn. Der bedeutendste von denjenigen Flüssen, die sich ins Meer der Antillen ergießen, ist der San Juan, welcher in dem See Nicaragua entspringt und an seiner Mündung einen vortrefflichen Hafen bildet. Dieser Fluß, den der Admiral Nelson im I. 1780 oberflächlich rekognos- zirte, hat seit mehreren Jahren die Aufmerksamkeit Europa's erregt, zumal seitdem man das Projekt gefaßt hat, sich seines Bettes und des Sees Nicaragua zu bedienen, um eine Verbindungs-Linie zwischen beiden Meeren herzustellen. Allein die Ausführung dieses Projekts ist immer wieder vertagt worden, weil eS an Fonds gefehlt hat, aber ohne Zweifel auch, weil die Schwierigkeiten der Ausführung sehr groß sind. Der Isthmus von Panama ist zwar an der schmälsten Stelle nur 13 LieueS breit ; will man aber dem Laufe des San Juan und dem See Nicaragua folgen, so muß man eine ungeheure Diagonale be schreiben und die Distanz wird verdreifacht. Die Regierung von Guatimala hat wegen ihrer bedeutenden Schulvcnlast und wegen der noch fortdauernden inneren Unruhen auf ein solches Unternehmen verzichten müssen. Obwohl dieser Theil der ehemaligen Spanischen Besitzungen erst im I. 1821 das Joch des Mutterlandes abgeschüttelt hat, so ist er seitdem doch eben so häufig von Bürgerkriegen heimgesucht worden, wie die anderen Staaten Süd- Amerika's. Gleich nach seiner Befreiung (1822) wollte Guatimala in die Con- födcration von Mexiko ausgenommen seyn. Die Usurpation des Jturbide nöthigte das Land, dieses Bündniß aufzulöscn, und im I. 1823 erklärte es sich ganz unabhängig von Mexiko. Anfänglich nannte sich die Republik: Ver einigte Staaten von Central-Amerika; die ausübende Gewalt be stand aus drei Mitgliedern, und die verschiedenen Provinzen bildeten nur einen Staat. Aber am 22. November 1824 fühlte der National-Kongreß die Noth wendigkeit, die Verfassung zu revidiren; er veränderte die ersten Statuten, bewilligte den Provinzial-Gewalten einen größeren Wirkungskreis und nahm alle Prinzipien des Föderalismus an. Die Republik wurde jetzt in fünf Staaten und einen Föderal-Distrikt eingetheilt, in welchem der Kongreß zu sammentreten sollte. Es schien, als hätte Alles unter dieser neuen Verfassung rasche Fortschritte machen sollen. Die Regierung und die Bürger arbeite ten in edlem Wetteifer an der Begründung einer dauernden Wohlfahrt des Landes. Die Sklaverei wurde abgeschafft, und der Staat machte sich an heischig, die Eigenthümer für das, was ihre Sklaven gekostet, schadlos zu halten; aber die Bürger nahmen keine Entschädigung, weil sie cS für ihre Pflicht hielten, den Grundsätzen der Moral und der Gerechtigkeit, welche der neuen Gesellschaft als Basis dienten, uneigennützig zu huldigen. Diese Eintracht dauerte nur kurze Zeit. Im I. 1826 brach ein furcht barer Krieg aus. Die alten Familien, durch das Monopol bereichert und von dem Spanischen Hofe mit Gunstbczcugungen überhäuft, sahen sich ihres ganzen Ansehens beraubt; sie besaßen keine Sklaven mehr und hatten an den öffentlichen Geschäften nur sehr beschränkten Antheil. Diese beklagten die Vergangenheit und verlangten eine Centralisation, in der Hoffnung, einen Theil ihrer Privilegien wicdcrzuerobern. Guatimala, früher die Residenz des General-Statthalters, wurde der Brennpunkt der Centralisten oder vielmehr der Aristokraten; Priester und Mönche thaten ihnen Vorschub. Die Plebejer dagegen, die seit der Emancipation des Landes mit denjenigen, welche sich vorher ihre Herren nannten, gleiche Stufe einnahmcn, hielten das Prinzip der Föderation energisch aufrecht; sie regierten, wenigstens in ihren respektiven Staaten; sie nahmen an der Abfassung der Gesetze Theil; und es war ihnen einleuchtend, daß sie alle diese Vortheile verlieren müßten, wenn sie die Cen- tralisation zuließen. Unter dem Einflüsse dieser beiden einander entgegenge setzten politischen Meinungen, von denen jede ausschließlich herrschen wollte, brach ein Bürgerkrieg aus, welcher von 1826 bis 1829 die Republik ver. Heerte. Der Staat San Salvador wurde das Hauptquartier der Föderalisten; von hier aus richteten sic ihre Unternehmungen gegen Guatimala. Die Aristo kraten erschienen selten im Gefechte; allein sie fanden für ihr Gold in allen Ständen ergebene Leute, die an Muth und Wildheit mit den Föderalisten wetteiferten. Beide Parteien verheerten Alles mit Feuer und Schwert; end lich im I. 1829 trugen die Föderalisten den Sieg davon. Von dem General Morazan befehligt, überrumpelten sie Guatimala; sie tödteten oder zerstreuten die Chefs der Gegenpartei; sie zerstörten die Klöster, verjagten die Mönche und entsetzten sogar den Patriarchen von Guatimala seiner Stelle. Nach einem so vollständigen Siege wurde General Morazan, das Haupt der Expedition, zum Präsidenten der Republik ernannt; und während der achtjährigen Amtsführung dieses unerschütterlichen Mannes blieb das föderative System unangefochten. Als aber seine Zeit abgelaufen war, erhob man von allen Seiten eine Menge Beschuldigungen gegen ihn; er sollte die öffentlichen Einkünfte zum Besten seiner Partei verschleudert, seine Gewalt auf das sträflichste gemißbraucht, eine lebenslängliche Präsidentenwürde erstrebt haben u. s. w. Man machte ihm zum Verbrechen, daß er das Gesetz buch von Louisiana eingeführt und aus der Ehe einen bloßen bürgerlichen Akt machen wollte. Die Centralisten, welche bei dem Volke wieder Gunst erlangt hatten, suchten diese Beschuldigungen zu verbreiten, um eine neue Präsidentenwahl zu verhindern, und ein unvorhergesehener Umstand förderte ihre Pläne in außerordentlichem Grade. Im Jahre 1837 brach ganz plötzlich die Cholera in Guatimala aus und wüthete, wie in Europa, ganz besonders unter den niederen Ständen. Die in den Vorstädten von Guatimala wohnenden Indianer und Mulatten wurden besonders stark von der Seuche heimgesucht. Um das Uebel wirksamer zu be- kämpfen, ließ die Regierung die besten in Europa angewandten Kurmethoden bekannt machen und in den von der Epidemie angesteckten Dörfern sogar Heil- mittel unentgeltlich vertheilen. Aber, sey es nun, daß die Heilmittel schlecht angewendct wurden, oder daß die Epidemie zu stark war — die armen India ner wurden nach wie vor zu Tausenden ihre Opfer. Die Priester, welche den machiavellistischen Plänen der Gegenpartei nach Kräften förderlich waren, redeten den Armen vor, die Föderal-Regierung habe den Beschluß gefaßt, sie auszurotten; die Heilmittel, die man ihnen zuschicke, seycn Gift, und eine Menge Ausländer seyen angekommen, um das Volk zu vergiften und die heilige Kirche zu zerstören. Ein panischer Schrecken bemeisterte sich alsbald dieser schwachen und abergläubischen Leute. Man hörte sie von allen Seiten über Verrath schreien; von Rache gespornt, erschlugen sie mehrere Richter, die man nach ihren Kantonen geschickt hatte, um Livingston'S Gesetzbuch in Kraft treten zu lassen; darauf rüsteten sie sich, von gewandten Führern angcreizt, zum Marsche gegen Guatimala. Damals war General Morazan zu San Salvador, und Guatimala hatte nicht 500 Mann Besatzung. Mitten in dieser kritischen Lage verkündeten die Schildwachen vor dem Men