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Sächsische V orheitMA Ml»« di» Msutag, EnserUteU- Al Dresden, Leipzig, Freockfurt a/M., von Lb Pf. 63. Jahrgang Sonnabend, den 23. Februar 1901 Ar. 24 AeMeton ft! lidendank, L Bögler, , t MW«- ««genommen und kosten: ds»1sM.ZeUeS0Pf. Lnter Eingesandt: dw katserlichen Posl- «palten und durch unsere Boten. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften deS kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Bsrmtmvrtllch« Redakteur und Verleger Kerr««»« Müller in Dresden. Bergeltang. Roman von S. Doudney. (Nachdruck verdaten.) (4. Fortsetzung.) ,Na", fiel Myra schnell tia, wechle die .Septimen- talttät", wi sie solche Stimmung der Mutter nannte, nicht be rei t« konnte, .die neue Gouvernante wird entschieden gräßlich lew; ich werde Esfie sagen, daß sie fich ja nichts von ,hr gefallen läßt." .Ich erwarte, daß Du dem Linde kein Wort sagst, wrlLes es ge^en ihre Erzieherin einnedmeo könnte", sagte Fron von B'llars sehr scharf. .Efie ist ein ledhafie» Lüd und thut All.», wo» Du thun * .Sie «st we,u Liebling und es ist mein Haupt spaß, -u sehen, wie sie mich imitirt." .Sie twiiirt Dich io der That, darum solltest D« ans Deiner Hut sein." .WS e das »in langweiliges Leben, wen» «an immer auf seiner Hut sein wüßtel" Dre GeneraUn seufzte und schwieg. Wie eiftaunt würde wohl Hemich von B'llars gewesen sein, uenu er seine Stiefmutter bütte Wieder sehen können. Er hotie sie nur kalt, hochmüthig und streng gekannt, ganz betonte s streng geuen ihn, dem fie me d,n geringsten Fehler verzieh. Er halte nie geahnt, arme Junge, daß fie ro ihm der tobten Mutier Ebenbild und Liebling haßte. In seireu jung«» Jahn» war der General von Villar- ein flauer Leutnant gewesen, ein Liebling der Frauenwelt, de« fast »eine widerstand. Und er machte ihnen Allen de» Hof, liebte auch Biele, aber stet» nur kurze Ze t. E ne, die er mehr ouSzerchuele, als alle llebrigeo, war I abella von Movtdeav, ein Mädchen, dessen Schönheit und Rang ihr m de» Ssellschaft eine h r- vorragende Stellung sicherte. BillaiS mene es auch ernst, als er fich ,hr Eerke: ober da kam d e löb liche, zarte Estella von Marichall und bezauberte ihn derartig, daß er die leidenschaftliche Isabella bald vergoß. Isabella nah« den Schlag verhöltnißwäßig ruhig hin; sie lebte wever wie bisher al» Stern der Ge. sellichaft; nar wenige intime Freunde wußten, wie un säglich schwer da» stolze Mädchen litt, wie glühend fie haßte. Bald nach Villars Hochzeit heirathete fie e'nen Herrn von Winter, vorr ehm und reich, ober alt genug, um ihr Großvater zu sein. Die Ehe war durchaus nicht unglücklich. Isabella verstand e» besser als manche Andere ihre» Geschlechtes, eine- alte» Manne- Frau zu sein. Ihr Joch drückte sie nicht lange; nach zwei Jahren schon starb Winter. Und dona wurde auch Villars Wittwer und die Beiden sahen sich wieder. In ihm tchlugen die Flammen, die vor Jahren gebrannt, bald wieder empor; bet ihr waren fie nie erloschen: sie halte ihren ersten Liedrslraum nie vergessen. Er halte irrer längst nicht mehr gedacht. Nun sckme'chelte es ihm nicht wenig, fich so uvverg'ffen zu finden und eS dauerte nicht lange, da hielt er um die schöne, junge Wittwe apolitische Weltschs«. Deutsede« R-teH. Die Frage der Abschaffung der Theatercensur wurde in der 52. Sitzung des Reichstages vom 20. Februar wieder angenommen. Abg. Draeger erklärte da» Vorhandensein von Bahnenwerken wie die .Dame von Maxim" au» der Neigung gewisser Kreise nach harmloser Unterhaltung, die gerade unsere Zett er zeuge, welche große Anforderungen an die geistige Thätig- keil stelle. Diesem Bedürfnisse kämen jene französischen Stücke entgegen, wo allerdings die gesunde Vernunft zuweilen Purzelbäume schlage. In der Abstimmung über den bereit- früher mitgethellten Antrag Barg mann und Genoffen ergab fich dte Beschlußunfühigkeii de- Hauses und dte Sitzung wurde daher vertagt, um nach einer Pause von einer halben Stunde als 53 Sitzung wieder eröffnet zu werden. Auf deren Tagesordnung stand der Antrag deS Eentrums wegen Gewährung von Anwesenheitsgeldern u. f. w. an die Reich-boten. Er lautet: .Der Artikel 32 der ReichSverfaffung wird durch folgende Bestimmungen ersetzt: Die Mitglieder des Reichstage- ei halten au- Reichsmitteln stete Fahrt auf den Eisenbahnen und sür die Dauer ihrer tzlnwesenheit bei den Sitzungen d»S Reich-tage» Lnwesenheitsgelder in Höhe von 20 Mark für den Tag. Von den Au- wesenheitgeldern werden die Tagegelder abgerechnet, welche ein Mitglied de» Reichstage» in seiner besonderen Eigenschaft als Mitglied eine» deutschen Landtage» sür dieselbe Zett bezieht. Die Bedingungen der Festsetzung und Zahlung der Auwesenheitgelder unterllegen den Bestimmungen deS ReichStagSprästdenten." In der Begründung bemerkte Abg Gröber (Etr ), daß dte Frage der Zahlung von Diäten so alt sei, wie der Reichstag selbst. Mit der Nichtgewührung hängt die dauernde Beschlußunfühigkeit zusammen, dte sogar ein Merkmal de- Reichstage» in seinen sogenannten glänzen den Zeiten war. Da bereit- sämmtliche deutsche Bundes staaten ihren Landtagsabgeordneten Diäten zahlen, so empfiehlt eS fich, im Sinne de» mttgetheilten Antrages einen Versuch mit AnwesenheitSgeldern zu machen. Ramen» der nationalltberalen Parkt äußerle fich Abg. Bassermann beifällig und beantragte Verweisung an eine Kommission. Dem stimmten auch die übrigen Parteien bei, nur mahnte Abg. Bebel (Soc.) daran, daß die Sache nicht von der Bedingung abhängig ge macht werden dürfe, daß da» allgemeine Wahlrecht geopfert wird, auf Grund dtffen der Reichstag gewählt ist (Unruhe recht»; Rufe: Nein!). Abg. vr. Müller- Eagan (fr Vp.) sprach die Hoffnung au-, daß die verbündeten Regierungen jetzt envlich Vernunft annehmen würden. Präsident Gras Ballestrem: Die haben die Di» Abänderung des Branntnxinstruer, grsrtzrs. Dem Gesetzentwürfe, der dem Bunde»rathe wegen der Abänderung de» Branntweinsteuergesetzes zuge gangen ist, ist «ine Begründung mttgegeben worden, aus der einzelne Punkte von allgemeinstem Jntereffe find. Dte im Jahre 1895 etngeführte Brennsteuer war vom Reichstage nur bt» -um 30. September bewilligt worden. Jetzt stellt fich nun nach 5'/, jähriger Wirk samkeit de» Gesetze» heraus, daß e» seinen Zweck, die Lage des Brennereigewerbe» zu verbessern, durchaus erfüllt hat. Der Zweck der neuen Auflage war: Dte Produktion der zur Ausdehnung fich eignenden Groß betriebe zu beschränken und für die verbleibenden Ueber- schüfst der Branntweinerzeugung durch Gewährung von Ausfuhr- und Denaturtrungs-Zuschüssen au- der vom Brennereigewerbe aufgebrachten Steuer einen leichteren Abfluß zu schaffen. Das Ergebniß ist unzweifelhaft günstig gewesen. Die Großvetriebe find durch dte Brennsteuer nicht nur von einer Ausdehnung der Brannt- wetnerzeugung abgehalten worden, sondern haben zum Theil ihren Betrieb sogar wesentlich eingeschränkt. Dte Bramuweinpreise haben den größeren Brennereien von Jahr zu Jahr in höherem Maaße einen Ersatz sür die Brennsteuerbelastung geboten und dte Einnahmen der kleineren und mittleren Brennereien, die von der Brenn steuer garntcht oder nur wenig getroffen werden, in dem Maaße erhöht, daß ihnen etne angemessene Ber- werthung der verarbeitet« Bodeverzrugrüssr möglich wurde. Alle diese Erfolge würden in Frage gestellt werden, wenn die Brennsteuer und dte daraus entnommenen Zuschüsse am Ende de» laufenden Betriebsjahre» tn Wegfall kämen. Durch dte günstigere Gestaltung der Branntwetnpretse fett 1896 ist aber weiter der Brennerei- betrieb gegenüber den anderen unter der Ungunst der Verhältnisse leidenden Zweigen der Landwirthfchaft tn etne bevorzugte Lage versetzt worden. Dte Folge hier von zeigte fich bei der Neukontingentirung sür 1898 bi» 1903. E» wurde etne über Erwarten große Zahl von neuen Brennereien angemeldet, die ein plötzliche» Anwachsen der Branntweinerzeugung in Aussicht stellten, da» auch »ingetreten ist. Die Zahl der seitdem neu errichteten Brennereien mit mehr al» 10 Hektoliter Jahreserzeugung beträgt bereits 300 und etne größere Zahl steht bt» Herbst 1902 vielleicht noch tn Aussicht, da die Mehrzahl der bethrtltgten Landwirthe den Neu bau bi» kurz vor Beginn der nächsten Kontingentirung hinausschtebt, um nicht zu lange ohne Kontingent brenn«n zu müssen. Wetter baden auch dte alten A Brennereien ihren Betrieb erheblich ausgedehnt, wo zu einer abermaligen Steigerung der Branntwetnpro- duktivn während de- laufenden Betriebsjahre» geführt hat Eie wird voraussichtlich vier Millionen Hektoliter Alkohol erreich»n und damit die bisher größte Erzeugung von 1898/99 erheblich übertreffen. Bei einer derartigen ProdukltonSauSdehnung, deren Ende noch nicht ab- -usehen ist, steht da» Brennereigewerbe von Neuem vor einer bedrohlichen Absatz kristS. Dte Gesetzgebung will dieser Gesahr entgegentreten und micht zunächst einige Vorschläge auf Abänderung der Kontingentirung»- Vorschriften, die dazu beitragen werden, den Anreiz zum Neubau von Brennereien zu verringern, insbesondere die Ermächtigung für den BundeSrath, sür dte Beran- lagung von GenoffenschaftSbrennerrten, die überwiegend in gewerblichem Interesse gegründet und betrieben werden, besondere Bestimmungen zu erlassen. Ferner dürfen nach dem bestehenden Gesetz im Falle der Veranlagung neuer Brennereien und im Falle der Kontingents- erhöhung für alte landwirthschaftliche Brennereim, dte als Grundlage de» Kontingents tn Ansatz zu bringenden KontingentSsußz'ffern 80,600 Liter, für Material- brennereien 8000 Liter nicht überschreiten. Nach dem Entwurf sollen diese Ziffern auf 50,000 und 5000 er mäßigt werden. Die Wirkung dieser Maaßnahme kann nur eine begrenzte sein, da die neuen Brennereien von ihr zum Theil getroffen werden und die Mehrzahl der alten Brennereien, deren Antheil an der Produklionssteigerung nicht gering ist, gänzlich unberührt bleibt. Für die letzteren neben de« bestehenden noch neue Einschränkungen einzuführen, scheint kaum angängig. Es ergiedt sich daher dte Rothwendigkeit, ebenso wie seiner Zeit bei Einführung der Brennsteuer, vor Allem auf eine Er- Weiterung deS BranntweinabsatzeS Bedacht zu nehmen. Zu diesem Zwecke wird die Einführung eines Zwange- zur Branntwein-Denaturirung vorgeschlagen. Wird hierdurch der größere Theil deS über den Bedarf er zeugten Branntwein- industriellen Zwecken -»geführt, so wird durch Verbilligung de- denaturirten Brannt weins bei stärkerem Angebot der zunehmende Verbrauch von steuerfreiem Spiritus dem Anwachsen der Pro duktion einigermaaßen folgen. ES frägt fich nur, ob die Verwendung so großer Mengen von denaturirtem Spiritus zu gewerblichen Zwecken durchführbar ist; wenn nicht, dann wird dte Haltbarkeit der gegenwärtigen Organisation der Spiritus- Erzeugung zweifelhaft. Doch ist durch da- Brannt- weinsteuergesetz bi- jetzt wenigstens da- Eine gewonnen, daß der Verbrauch von Trinkbranntwein im Jntereffe der sittlichen, geistigen und körperlichen Tüchtigkeit unsere- Volke» vermindert worden ist. an. — EuvUch glaubte Jiabella den G pfel de- Glück» erreicht zu Haden, endlich glaubte fie ihr Herz befriedigt. Und doch war auch ihr Glück kein vollkommene-. Ihr dlüben Linder vertagt und die verhaßte Neben buhlerin hatte rhr Drei hruterlafsen. Bon dielen glich Hei", ich der Mutter am weist«, darum konnte und woü e sie die Abneigung gegea den Koabea nicht über winden. Aber Kummer und Krankheit und Herz-leid hatte» im Lause der Jihre da» ilve getdan und aus der hochmü'h'gen U'v ka'ten Frau e>ne welche, nachgiebige Mutt-r und — G oßmutter « macht. Ohne e- zu wollen, rächte Mya da» an dem verfiorbeuen Binder beganoeae Unrecht. Ihr Eigen sinn und Trotz ließen e» ost zu Ecewn kommen und die Etefwutter wußte zuweilen nicht, -ie fie die Herrschaft über da- leidenschaftliche Mädchen be haupten sollte. Al» die Generalin eine Erzieherin für di- kleine ' Esfie engagirte, tdot fie ,» zum Dhesi in der Hoff »ung, eine Gefährtin und Beielllchafterm für fich za fioden, die zugleich einen guten Einfluß auf My a aa-übte, welcher der Umgarg mit gleichaltrtg-n, ruhigen, feinen Mädchen eigenilich fehlte. .Freundinnen" da te fie genug, aber sie waien v edr oder minder Myra'» eigener Art und Eu flaß hatte Keine auf fie. Do» kam daher, daß Myra, die eme herrliche Stimme besaß und sehr viel los, fich für das talentvollste und klügste Mädchin ihres Kreist» hielt und mit Verachtung auf Alles blickte, da» nickt ihre Neigungen thellte. — E-lbst- verständlich gad'S auch gute Seiten in Myras Dresden-««»MdI I. Meißner Gusse 4. Die Zeitung erscheint Dte«»«,, Oonnerftai und Ennnadend srüh. Udoanements- Prri»: Meri-ljL-rl. M. 1M