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Verantwortlicher Redactcur: I. G. Hartman«. "N/V Erscheint mit «utaahme der Sonn. ' Pret» für da» Vierteljahr Isch Thaler. ./Hi- «°d Keftta-t tLgttch «b.nd» und ist Donuersma, den IV Teptember. Insertion».Gebühren für den Rau« durch alle Postan-alttn »« beziehen. " einer-espaltrnenZeile 1 Neugroschen. G Amtlicher Theil. Dre-den, S. September. Se. Majestät der König sind heute früh ^1 Uhr von Hall, wieder hier eingetroffen und Haden Sich nach Pillnitz begeben. Dresden, 31. August. Se. Königliche Majestät haben allergnäd'gst zu genehmigen geruhet, daß der Kanonier Carl August Weber aus Hainewalde die ihm im Monat März dieses Jahr,« verliehene silberne LebenSrettungS-Medaill» am weißen Bande tragen dürfe. Nichtamtlicher Theil. M-d,-sIchl. Tagksgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Freiberg und Zittau: Landtagswahl. — Wien: Pa rade. Vorstellung der Statistiker beim Kaiser. Der Ge- werbegesehentwurf. — Prag: Erfreuliche Erscheinungen bei der Sparkasse. Eisenbahnangelegenheitrn. Die Theater frage entschieden. Maschinenbau für KriegSdampfer. — Berlin: Der bevorstehende Besuch de« Kaiser« Alexander. — Halle: Große Parade. — Stuttgart: Der König zurück. — Weimar: Zu den Festlichkeiten. — Dessau: Eine Prinzessin geboren. — Itzehoe: Von der Stände- versammlung. — Frankfurt: Meßb,richt. — Pari«: Vertrag mit Baden zum Schuhe der Fabrikzeichen. Neue« BevölkerungScentrum in Algerien. Kämpfe am Senegal. General Renault Stellvertreter de« Marschall« Randon. Grenzvertrag mit England. Von der Börse. — Turin: Der König zurück. — London: HochlandS-ClanSfest. Lord Dalhousi, verzichtet auf seine indische Pension. — Kopenhagen: Der Reichstag »inberufen. Bardenfleths. Reise deS König«. — Stockholm: Da« Befinden des König«. Baron Hochschild s-. — Kalkutta: Zur Situation. Local- und Provinzialangelegenheitert. Dresden. Vermischte«. Oeffentliche Gericht-Verhandlungen. (Dresden.) Feuilleton. Vermischte-. Inserate. Börsennach- richten. Tage-geschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Itzehoe, Dienstag, 8. September, Abend-. In der heutigen Sitzung der holftniniscben Ständever sammlung wurde die Berathung de- AuSschußbrrichtS über die Präposition des Abg Wynecken beendigt. Bei der Abstimmung, die in geheimer Sitzung statt fand, ist der Antrag des AnSschusses mit allen gegen L Stimme (Bargum) angenommen worden. Morgen findet die Schlußberathung über den Der- fassung-entwurf und über den Antrag deS Abgeord neten Nissen statt. (Vgl. unten unfern Bericht au« Itzehoe.) Freiberg, 8. September. Bei der beute hier statt gefundenen Landtag-wahl für dm achten städtischen Wahl bezirk ist Herr Stadtralh Sachß« allhier zum Abgeordneten zur Zweiten Kammer und Herr Hofrath Professor Dr. Stöck- hardt zu Tharand zu dessen Stellvertreter gewählt worden. -s- Zittau, 8. September. In der am heutigen Tage in Löbau vorgenommenrn Wahl eine« LandtagSdepurirten für den zwanzigsten städtischen Wahlbezirk wurde Herr Bürger meister Haberkorn auS Zittau zum Abgeordneten der Zweiten Kammer und Herr Adv. Haupt, ebenfalls au« Zittau, zu dessen Stellvertreter erwählt. § LtZten, 7. September. Se. Majestät der Kaiser, wel cher vorgestern Abend von seiner Reise in Ungarn wieder hier eintraf, inspirirte heut« früh, begleitet von Ihrer Ma jestät der Kaiserin, die an die Schmelz zu den gewöhnlichen Uebungen auSgerückten Truppentheile. Um '-^2 Uhr empfing der Kaiser die Delegieren der Regierungen, welche an dem statistischen Congresse Theil genommen hatten, in der Hof burg. Die meisten der auswärtigen Congreßmitglieder haben Wien bereit« wieder verlassen, ihr« Betheiligung an der ge strigen Semmeringfahrt war wegen de« schlechten Wetters keine bedeutende. — Der Entwurf zu einer neuen Gewerbe ordnung ist nun fertig und liegt dem ReichSrathe vor. Den bezüglichen Rückäußerungen der Handels- und Gewerbekam- mern ist gebührende Berücksichtigung geworden. Die Freunde einer unbedingten Gewerbefreihett werden ebenso wenig ganz davon befriedigt sein, wie diejenigen de« unbedingten alten Zunftwesen«, hingegen werden dir Praktiker aller Linder, die den gegebenen Verhältnissen Rechnung zu tragen wissen, ihn gewiß mit Freude begrüßen. — Heute Vormittag versammel ten sich die deutschen Mitglieder de« statistischen Congresse«. Man einigte sich über allgemein« Modalitäten zu einer Cen- tralisirung der statistischen Arbeiten in Deutschland. 6 Prag, 7. September. Zu der erfreulichen Erscheinung an unsrer Sparkasse, daß die Einlagen um rin Bedeutendes di« zurückjuzahlenden Capitalien übersteigen, ist in letzterer Zeit noch «ine andere hinzugrkowmen. Während früher die Direktion nur zu häufig gegen saumselige Schuldner zur ge richtlichen Klagerhebung sich veranlaßt sah, gehen jetzt die Zinsenzahlungen auf das Pünktlichste von Statten. Nicht, daß sich die Geldverhältnisse unsrer Grundbesitzer bedeutend gebessert hätten, sondern dieselben haben die Ueberzeugung ge wonnen, daß eben ihre bisherige Saumseligkeit in der Rück zahlung der Capitalien und der Zinsen eine- der Hindernisse bildete, welches sich einer Erweiterung de« RealcreditS ent gegenstellte. — Die in den letzten Tagen erfolgte Concession der ostgalizischen Bahnen hat angesichts der allgemeinen Geld- krisi«, die sich besonder« am hiesigen Platzt geltend macht, be deutende Sensation erregt. Wa« unsre böhmische Westbahn betrifft, di« nach der ConcessionSurkunde schon im Jahre 1860 auSgebaut sein muß und auf deren Vorarbeiten der Concessionär bereit« viel verwendet hat, so soll einem Gerüchte zufolge der Bau derselben von der Regierung selbst in die Hand genommen werden. — Die Frage wegen Verleihung der Theaterdirection ist heute, wie ich eben vernehme, in der Sitzung de« böhmischen LandeSau-schusse« entschieden worden. Direktor Thom« in Riga erhält die Direktion. Sollte er sie unter den bestehenden Bedingnissen nicht übernehmen wol len, so geht sie an Hofmann über, der bereit« früher hier Direktor war und jetzt sich durch seine Experimente in Wien (er gab den Tannhäuser in einem Sommertheater) bemerk lich macht. Hofmann wäre in Prag bei dem Mangel an geeigneten Concurrrnten nur ein unvermeidlicher, aber keines falls der eigentliche Mann der Wahl; Sympathien zählt er sehr wenige» — Zum Schlüsse noch die Notiz, daß da« hiesige auch bei Ihnen wohlbekannte Hau« Ruston u. Comp. den Bau einiger Maschinen für k. k. KriegSdampfer übernom men hat. Berlin, 9. September. Die „Zeit" bestätigt heute unsre frühere Mittheilung (Nr. 198), daß Se. Majestät der Kaiser von Rußland am 14. d. M au« Warschau hier eintreffen, aber nur zwei Tage am königlichen Hofe zu Charlottenburg verweilen und alSdann sich zu Ihrer Majestät der Kaiserin an den großherzoglichen Hof nach Darmstadt begeben wird- Soweit bis jetzt bestimmt, treffen Ihre kaiserlichen Majestäten in den ersten Tagen t,S Oktobers hier wieder ein, gedenken aber nur einen Tag am Hofe zum Besuche zu verweil en und alSdann über Warschau nach Kirff abzureisen. Halle , 7. September. (N. Pr. Z.) Soeben kehrt Se- Majestät der König mit Ihrer Majestät der Königin, den Prinzen de« königlichen Hauses und den hier anwesenden fürstlichen Herrschaften von dem Paradeplatze de« vierten Ar meekorps, eine halb« Stunde hinter dem Dorfe Teutschenthal, anderthalb Meilen südwestlich von Halle, nach Giebichenstein zurück, wo seit gestern Abend, nach der Ankunft Ihrer Ma jestäten hierselbst, da« königliche Hoflager sich befindet. Die Ankunft erfolgte gestern Abend kurz nach 8 Uhr. Der hiesige Bahnhof und seine ganze Umgebung war auf das Glänzendste erleuchtet, ebenso alle Straßen der Stadt bi« Giebichenstein. Heute um 10 Uhr hat nun die große Pa rade de« mit seinen Landwehren versammelten vierten Armee korps stattgefunden. So weit der Weg und so beschwerlich er in brennender Hitze zurückzulegrn war, so wanderten doch Tausende von früh Morgen« an hinaus. Die endlosen Züge blieben auch gar nicht in den Wegen', sondern zogen in der Richtung weit hin über die Felder, der Aufstellung des Corp« entgegen, welche in zwei Treffrn stattfand, im, ersten die gesammte Infanterie, im zweiten die Cavalerie und Artillerie. Leider verhüllte der fast unerträgliche Staub die schönsten Momente diese« glänzenden militärischen Schauspieles. Se. Majestät der König erschien ^11 Uhr an dem rechten Flügel der Hurrah rufenden und Honneurs machenden Truppen, wo Ihre Majestät die Königin, die königlichen Prinzen und die hier anwesenden fremdländischen Offiziere AllrrhöchstdknselbtN empfingen. Nach dem Abreiten in Front fand der Vorbei marsch der Infanterie einmal in Compagniefronten, der Ca valerie einmal im Schritt in halben Eskadronen und einmal im Trabe in ganzen EScadronen statt. Stuttgart, 7. September. (N. Pc. Z.) Gestern Abend nach 10 Uhr ist Se- Majestät der König im besten Wohl befinden au« Biarritz wieder hier eingetroffen. Morgen wird Ihre Majestät die Königin mit der Prinzessin Friedrich und dem Prinzen Wilhelm aus Friedrichshafen hierher zurück kehren, und zum Sonnabend sieht man der Ankunft Zhrer Majestät der Königin von Holland entgegen. — Im letzten Driltheil dieses Monat- trifft bekanntlich Se. Majestät der Kaiser von Rußland hier mit dem Kaiser der Franzosen zu sammen. F LÜetmar, 8. September- Die Feste, welche wir ge feiert haben, namentlich die Enthüllungsfeier der Statuen unsrer unsterblichen Dichter, hatten rin« beträchtliche Zihl von Schriftstellern und Künstlern, unter ihnen nicht wenig Notabilitäten, nach Weimar gezogen. Diese Manner sind übereingekommen, einen Verein für Culturgeschichte zu grün den, der sich die Aufgabe stellt, daS noch ungedruckte und unbenutzte kulturgeschichtliche Material zu sammeln und flüs- Feuilletou. DaS Zerreißen des TaueS der tran-atlantischen Telegraphevleitung. Von FN. M. v. Weber. ES ist durch öffentliche Nachrichten bekannt, daß am 7. August die auS amerikanischen und englischen Kriegsschiffen bestehende CScadre, die der Atlantik-Telegraph-Lompagnh von den be treffenden Regierungen zum Zwecke der Auslegung deS Leitung-- taueS zwischen Europa und Amerika zur Verfügung gestellt war, von der, an der Südwesiküstr von Irland gelegenen kleinen Insel Valenlia auS in See ging, um die letzte Hand an die große Unter nehmung zu legen, durch die der Weltverkehr der Völker in eine neue Phase treten sollte. DaS zeitweilige Mißlingen der AuS- legung deS TaueS ist ebenfalls bekannt geworden, und e« dürfte daher nicht ohne Interesse sein, Nähere- au- authentischen Be richten über den bedauernSwerthen Unfall zu erfahren, durch den die Erreichung eines der höchstgestellten Zwecke unsrer Zeit wenigstens um eine Reihe von Monaten hinau-geschoben worden ist, theiis weil alle bedeutenden Unfälle bei Unternehmungen so gewaltiger Art an sich die Blicke auf sich lenken, theil« aber auch, um auS der Natur deS Unfall- selbst die begründete Hoffnung schöpfen zu können, daß binnen kurzem ein Unternehmen zu Stande kommen wird, da« von zwei der chatkräftigsten Nationen der Welt mit wetteifernder Energie begonnen worden ist. E» war, wie bekannt, beschlossen, da« ungeheure Tau, wel che» die transatlantische Telegraphenlritung enthielt, in seiner ganzen Länge nur auf zwei Fahrzeuge zu verladen, um daS Zu- sammenfügrn von Enden auf hoher See, so viel immer möglich, zu vermeiden. Da nun die« Tau volle 2300 engl. Meilen lang und rirca 48,000 Centner schwer war, so ist eS begreiflich, daß nur Schiffe der größten Dimension zur Verladung desselben be nutzt werden konnten, besonders da die große und verhältniß- mäßig viel Raum einnehmende Last nicht im tiefsten Punkte de« Schiffe«, sondern dergestalt in demselben angebracht werden mußte, daß sie den Schwerpunkt jede- kleinern Fahrzeuges in bedenklicher Weise nach oben verlegt haben würde. Seitens der englischen Regierung erhielt daher einer der aus gezeichnetsten Schiffbau-Ingenieure, Eapitän KellS, durch den ersten Lord der Admiralität, Sir Baldwin Walker, Auftrag, daS am besten für Zwecke der TelegraphenauSlegung geeignete Schiff der königlichen Marine auSzusuchen und, dafern nöthig, an gemessen umzugestalien. Drei Monate lang durchsuchte und maß der gelehrte Eapitän in allen Häfen und Dock- die Krieg-- schifft, bi« er sich endlich für da- Linienschiff „Agamemnon" von SO Kanonen entschied. Diese« große Schiff, da- beim Bombarde ment von Srbastopol eine eben so gefährliche al- ruhmvolle Stelle eingenommen hatte, wurde demzufolge zum Zwecke der Verwendung in seinem neuen Dienste de« Friedens und der Einigung sofort drSarmirt und sein Innere« für die Aufnahme de« Taue« eingerichtet. E« erhielt rin vollständig neues Spieren- werk, eine Betakelung in Fregatienform und einen Schrauben- treibapparat von 300 Pferdekraft. Die große Breite und Tiefe de« Raume« diese« Schiffe» gestattete den Ingenieuren der Telegraphengesellschaft, den Herren Eanning und Webb, von denen der Erste die unterseeische Leitung durch den St. Lorenz- Canal, der Andere die von Orfordneß nach Haag auSgeführt hatte, die für den „Agamemnon" bestimmte Hälft» de» TaueS, von 1230 engl. Meilen Länge, in einer großen Rolle von 43 Fuß Durchmesser und 12 Fuß Höhe in die Mitte de« Schiffes zu lagern. Die» war jedenfalls die für daS Abspinnen und Ab lassen in- Meer günstigste Form. Diese Hälfte deS Taues war von den Herren Glaffe und Elliot in Cast-Greenw'ch gefertigt, und zwar wurde an dem einen Ende deS Taues in der Fabrik gearbeitet, während da- andere im Schiffe verladen wurde. Zu diesem Zwecke lag der „Agamemnon" der Fabrik gegenüber, jedoch wegen seines großen Tiefganges circa 200 bis 300 Fuß vom Ufer entfernt in der Themse und eine Pontonbrücke verband da« Schiff mit dem Ufer, so daß daS Tau aus der Fabrik, nach Maßgabe wie die Anfertigung fortschritt, über die Pontonbrücke in da« Schiff gewunden wurde. Die- geschah durch eine kleine, trefflich für diesen Zweck construirte Dampfmaschine, welche dir Herren Clayton, Shuttlrworth und Comp. in Greenwich in l9 Tagen gebaut hatten ; 20 engl. Meilen Tau wurden täglich mit Drath übersponnen und in daS Schiff gewunden. Die Lagerung deS TaueS im „Agamemnon" ließ daher Nicht» zu wünschen übrig. Weniger günstig gestalteten sich die Arbeiten auf dem von der amerikanischen Regierung der Compagnie zur Disposition gestellten Schiffe, der DampffreFalte „Niagara". Diese« Schiff, da» größte, da« in diesem Augenblicke auf dem Wasser schwimmt (denn der „Great-Lastern" liegt noch auf dem Werft), von 3200 Ton« Tragfähigkeit, 343 Fuß Länge und 36 Fuß Breite, mit einer Schraubenmaschine von 1000 Pferde kraft ausgerüstet, wurde allgemein in England al» ein Wunder der Schiffbaukunst betrachtet und von Laien und Fachleuten in großer Anzahl besucht. Bei dessen Besichtigung durch die Tech niker der Telegraphengesellschafk zeigte eS sich aber, daß e», um einigermaßen den Zwecken de« Unternehmens zu entsprechen, so bedeutenden Arnderungen im Innern zu unterwerfen sein werde,