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Dresdner Journal : 12.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-11
- Tag 1879-11-12
-
Monat
1879-11
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1879
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187S Mittwoch, den 12. November M 263 Xdonoswentspretir Dres-mrAonnml K0 G. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. ,K0 b.u.« Nichtamtlicher Theil U e b - r I i ch I. London, Dienstag, 11. November, Vormit ¬ tags. (Tet. d. DreSdn. Journ.) Bei dem gestrige Lordmayorsbanket, an welchem die meisten Mi und ver- lenen genommen worden ten tapferen Widerstand Tobte und Verwuudete. Die Peruaner leiste- verloren gegen 500 ist. und »m»«rludd dv»deut»ck«o w-iede» tritt?o»t- und 8t«mp«lru»ot>la8 kioru. Im x»L»»n 4«ot,eL»» : dätirlicv: . . 18 kl»rll. H MdrtieU: 4 Harlc SO ?5. ünrsIovKulumsra: lv?k. kN it- Hrn. achter schlußfragt und die Buda-Pester Betriebödirection sind, wie die „Presse" meldet, auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Berlin. Straßburg. Prag. Buda-Pest. Madrid. London. wurde nur durch das Unwohlsein de» Kürsten zögert. Wien, Montag, 10. November, Abends. ländlich« «tat» isaat pr. weiß iitnauhl "S ", «Mtl«. »8 M. l.vo«.; r »,oo ',00 pr. 100 pr. 100 10 000 Stim- K0bj. >». Kopenhagen. Cetinje. Belgrad.) Dresdner Rachrickten. Provinzialnachrichten. (Schneeberg. Freiberg. Nossen. Bautzen.) Bermiscktes. Statistik und Bolkswirthschaft. Eingesandte«. Feuilleton. TageSkalender. Lotteriegewinnlistr vom v. November d. I. Inserate. Beilage. Telegraphische Witterungsberickt». Börseunackrichten. Inserate. Ftuillcton. Nedlgirt von Otto Banc0. »0«. da d n«. b.u». T>. ». 2b b». Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Augsburger Allgemeine Zeitung.) Stadt- '. w«d. !r»hard d«rg in l: Hrn. walft- leihner » Hr. nn in . Rosa >«t Frl Iuliu» en mit . Hr. Mon el mlt rrt in Isidor ,irisier Ich in «dwin stcn Bismarck einen Besuch abzustatten. Dieser Besuch war bereits im Frühjahre verabredet tnsvrutvnprelrer kitt «ten k»um sinsr ?stitr«ilv 20 ?t. vntor „Liu^oaauät" dis Lvits 80 kt. Lesekslo«»: HlßUod mit der 8onn- und kUsrtuze ^beod» Mr dun sollenden KVÄ. «. «. K0 b.u.V. S. v. »K b.u.S. ö. d.u.B. (W. T. B.) Die Verhandlungen der StaatSbahn mit der ungarischen Regierung über die serbische An- Lagesgeschichte. Dresden, 1l. November. Die Zweite Kammer nahm gestern in einer Abendsitzung die allgemeine Vorberathung deS Rechenschaftsberichts auf die Jahre 1876 und 77 und des Staatshaushalts auf die Jahre lu>>srnt«nüuo»vwe auorrLrtt» Lmpiijx: Lrantklettar, Lowmi»iooLr de, Drssdnvr Journal,; NamdarU »vlla Vi,u I»>p»iA V»»«I - 8r»»I»s?r»nkku>t ». U; L l^0A/er, L«rlm Vi«n-S->mi>urx- kr»x-I^ip»i8 ». M. Nüaed«u: , N»rNa:L.Unict, , vr«m«n: L Licktstt«, 8r«,!»u - ljursnu; kbiwlur» /->. kr»njrNirt ». H /!,' ^«eAe,'^cl>e u. 6. //ri^mann- »ctie ltuodknndl>u>8i NorM«: 0-. A/nt/er 8»nnov«r. 0 > / kart» 8,rli» rr»o>lkurt ». N - »tatt^rr- I-anke L 0-0.» s»wdnrx: /c/endAe«, ^1d. Ärrnrr Nsrnn^xedsr: Xöniel. Lrpedition de» Dresdner dournal«, Dresden, Lvin^erslrusse t^o. 20. K0G. G 7K «. glieder deS CabinetS und gegen VOO Personen Theil nahmen, beantwortete der deutsche Botschafter, Graf zu Münster, den auf die diplomatischen Ver treter deS Auslandes ausgebrachten Toast. Der Botschafter hob dabei hervor, daß kein Fürst sehn licher wünscke, den Weltfrieden erhalten zu sehen, als der Deutsche Kaiser, und daß kein Land mehr erfreut sein würde, die Welt eine FriedenSära ge nießen zu sehen, alS Deutschland. Der Premier, Earl Beaconsfield, hielt eine längere Rede, in welcher er seiner Ueberzrugung Ausdruck gab, daß der Frieden werde erhalten bleiben. Der Earl Beaconsfield betonte das befriedigen dere Aussehen der öffentlichen Angelegenheiten, sowie die bedeutende Wiederbelebung des Handels, die an dauern werde, weil sie universell sich zeige, und hob die Wichtigkeit der Steigerung des Silberpreises her vor. Die militärischen Operationen in Mittelasien hätten die Nordwestgrenze gestärkt, den britischen Ein fluß wiederhergestellt und die Suprematie der briti schen Waffen gesichert. Der Krieg in Südafrika habe den dortigen Colonien die Kunst der Selbstvertheidi- gung gelehrt, woraus sie künftig hauptsächlich ange wiesen seien. Was die auswärtigen Beziehungen an lange, so habe er nicht bloS die einfache Hoffnung, sondern den festen Glauben auf Erhaltung des Frie den-, weil der Frieden für alle Großmächte eine Noth wendigkeit fei. Er (Redner) stütze diefe Ueberzrugung nicht auf eine untergeordnete Rücksicht, wie etwa die Nothwendigkeit, die Hilfsquellen des Landes zu scho nen; er wisse, daß die Mächte Europas sich von viel erhabener» Erwägungen beeinflussen ließen. Wenn er die Erhaltung des Friedens annehme, setze er gleich zeitig voraus, daß keine Großmacht vor ihren Verant wortlichkeiten zurückschrecken werde. Wenn beispiels weise England infolge einer verkehrten Deutung feines geographischen und insularen Charakters den Schick salen des festländischen Europas ein gleichgiltigeS Ohr schenke, sei er überzeugt, daß dies England in Gefahr bringe. Der Frieden bleibe für einen langen Zeit raum erhalten, wenn die Macht und die Raihschläqe Englands im Rathe Europas beachtet würden. Er wolle nicht fügen, daß unter solchen Bedingungen der Frieden ganz unausbleiblich lei; aber die Wahrschein lichkeit eines Krieges sei größer, wenn England seinen natürlichen Posten im Rathe Europas aufgebe. Das Wort eines der größten Römer: Imperium et liber- tas! fei auch das Programm deS jetzigen Cabinets. Aast sämmtliche Morgenblätter drücken eine gewisse Enttäuschung über die gestrige Rede des Premiers aus, bezeichnen dieselbe aber als im 0—147. », Futter- r» r Buch- Lnd. ISO Zelsaatrn «0—S4K ujf. M-; 24U-2S0, Buda-Pest, Montag, 10. November, AbeudS. (W. T. B.) In dem Finanzausschüsse der Depu- tirtentafrl kündigte der Ainanzminister an, daß er im Abgeordnetenhaus» Erklärungen abgebenwerde, betreffend die Zurückziehung der Vorlage über die Amortisation der Grundentlastungen. Die Vor lagen über dir Aufhebung der Luruösteuern und die Einführung einer Lottogewinnsteuer wurden angenommen. London, Montag, 10. November, Nachmit tags. (W. T. B.) Ein Privattrlegramm aus Val paraiso meldet die Einnahme von Pisagua (an der peruanischen Küste zwifchen Jquique und Arica) durch die Chilenen. In Paris eingegangrne Nachrichten bestätigen, daß der peruanische Hafen Pisagua von den Chi- 'Z TageSgeschichte. (Dresden. München. Weimar. Wien. Paris. Bern. Amsterdam. einem Wort, eS kann sich ein magisches Ensemble von berauschenden Sinneneindrücken vor dem Zuschauer ent falten, und weil daS Aeußerliche in der Welt stets dominirt, tritt dabei die Frage nach der geistigen Künst- lerschaft der Darsteller bescheiden in den Genitiv. Ein solches Ensemble schöner Ausstattung wurde denn auch an diesem Abend der FieScovorstellung über raschend fühlbar, zur Freude deS schaulustigen Publi- cumS und zur verdientesten Belohnung aller technischen Kräfte unserer mit großem Aufwand und mit kühnen Mitteln arbeitenden Bühne. Die weiten vornehmen Räume und die muster- giltiaen Einrichtungen derselben kamen jenen Mitteln zu Gunsten der Effectpracht entgegen und man darf dabei noch speciell hervorheben, daß sich Stil und nobler Geschmack im Großen und Ganzen allenthalben augenrrouickend vrrrielhen. Die sieben großen neuen Dekorationen: Zimmer bei Verrina, Vorzimmer de« FieSco, Zimmer im Dogenpalast, Saal bei FieSco mit der Aussicht auf Genua und da- Meer, Saal bei der Gräfin Imperioli, der Schlohhof mit den Ver- schwornen und der Platz mit dem Thoma-thor waren vom Hrn. Hoftheatermaler Rieck mit reger Erfindung-- kraft, virtuofer Verve und correcter lechnik in Zeich nung und fattem Colorit au-geführt Nicht minder erfolgreich zeigten sich die Bemühun gen der Regie; nur ein unerschöpflicher Fleiß und eine unverdrossene Elastirftät von Geist und Physi» ver mögen da« Anstrengende solcher Jnscenirung zu über winden. Die Darstellung — sie ist für die einzelnen Kräfte schwieriger unter dem Druck einer glänzenden äußeren Ausstattung — war von wärmster Hingabe getragen K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 10. Nov. am Geburtstage de- Dichter«: „Die Verschwörung de- FieSco zu Genua". Ein republikanische- Trauerspiel in 5 Acten von Schiller. ES sind nur wenige Dramen im elastischen Reper toire vorhanden, die zu einer glänzenden TheaterauS- stattung im Sinne der modernen dramaturgischen Rea listik eine volle Gelegenheit bieten. Ihre Anzahl wird durch den Umstand noch kleiner, daß nicht nur die Möglichkeit, den schönen Pomp anzubringen, sondern die Rentabilität des Stückes maßgebend sein muß. Neben „Wilhelm Tell", der ein wahres Unicum an malerischer Ausbeute liefert und zugleich unerschöpf lich reizvoll und ersprießlich für die Lasse durch die willkommene Zulässigkeit endloser Wiederholungen ist, empfiehlt sich wohl unter den Schiller'schen Dichtungen „FieSco" wie unter den Goethe'schen (nach „Faust") „Egmont" als die am meisten glückliche Wahl. Hier ergeben sich für den Dekorateur, Lostumier und Ma schinenmeister die reichsten Motive, die interessantesten Gegensätze — man kann landschaftliche Zauber, archi tektonische Eindrücke, und daneben im Interieur eiu förmliches kulturhistorische« Museum arrangireu, um auch von der Bühne herab da« Liebling«thema der Zeit, die Kunst der Renaissance zu verkündigen. Dazu kommen pittore«que Gruppirungen, köstlich« Beleuch- tuna«effecte, Ueberraschungen der Toilrttenlunst im Gestte eine« damaligen besseren Geschmack« — mit , matt. Rovdr.- »ai »1,Kv — »«-, „ Novbr.- Xai K7.S0 ater loco er 1",bv still. vrrsvru. -erzen pro M., gelb er . I- ». rass. » inländ. so—210, er inlän- lähr. 182 - M.I und errang einen beachtenswerthen Gesammterfolg. Dit Vertreter der Hauptrollen waren ihren früheren Auf gaben in wohlthuendem Künstlereifer treu verblieben. Die individuellen Begabungen von Hrn. Dettmer, Frl. Ulrich und Hrn. Porth für den Fietco, die Gräfin Julia und Verrina, stellten sich wieder in da« beste Licht, während Herr Jaffö mit großer Lebendig keit den Hasfan und Frl. Ellmenreich mit der fesseln den, innigen Weiblichkeit ihre- Naturell- die Leonore zur Darstellung brachte. Indem ich eS mir Vorbehalte, auf die Vorstellung, die man künftig am bestem um halb sieben Uhr be ginnen wird demnächst zurückzukommen, füge ich hier noch eine Reliquie an, welche zwar nicht den einge- weihten Literarhistorikern, wohl aber vielen gebildeten Laien und Schillerfreunden unbekannt ist nnd fesselnd genug fein wird. Edmund Boa» fagt in feinen „Nachträgen zu Schiller'« Werken": Al- da« republikanifche Trauerspiel „Fie«co" am 18. Januar 1784 in Mannheim zum ersten Male aufgesühtt wurde, sah man an den Bäumen, Thoren und Straßenecken jener Stadt neben den Theaterzetteln noch lange bedruckte Blätter angettedt. Darüber stand „Erinnerung an da- Publicum", und die Leute hielten an, um zu lesen, wa« ihnen der Theaterdichter Schiller von seinem neuen Stücke vorau«erzähle. ES ist ein sehr glücklicher Zufall, daß die „Literatur- und Theater- zeitung" (Jahrgang 1784, St.21) diesen Prolog auf- bewahrt hat, denn sonst wäre er gewiß verloren ge gangen. Besonder« wichtig wird er dadurch, daß er un« die Veränderungen de« Stücke« mitthcitt, welche nirmal« gedruckt wurden Statt der bestraften Herrsch Ganzen dazu angrthan, einen beruhigenden Ein druck zu erzeugen. Die „TimeS" hebt jedoch da bei hervor, daß BeaconSfield'S Versicherungen über sie Erhaltung deS Friedens befriedigendere sein würden, wenn der Frieden Europas weniger von England abhängig wäre. St. Petersburg, Dienstag, 11. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Regierungs-Anzeiger" veröffentlicht rin kaiserliches Handschreiben an den diesseitigen Botschafter in London, Grafen Schu walow. Der Kaiser nimmt unter Anerkennung der guten Dienste Sckuwalow's daS EntlaffungS- gesuch desselben an und verleiht ihm den Wladi mirorden I. Klaffe. Athen, Montag, 10. November. (W. T. B) Das französische Geschwader hat den PiräuS ver lassen und sich nach Volo und Salonichi begeben. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allerguädigst geruht, dem pensionirten Gendarm Vater in Zittau das all gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. sucht ward hier da- kalte Hineingreifen deS unersorsch- lichen Schicksals in ein hochherzige- Unternehmen ge schildert. In FieSco besiegte der hohe Freisinn seiner Gattin den eigenen Ehrgeiz, er wollte nicht über Genua thronen, sondern nur de» freien Staate» bester Bürger fein, und nicht Verrina stürzt den neuen Herzog in» Meer, sondern da» Schicksal vernichtet neidisch den großen, tadellosen FieSco. Jener Prolog deS jugendlichen (damals 25jährigen) DichteiS lautet: Eigentlich sollte daS Tableau für den Künstler reden, und er felbst die Entscheidung hinter dem Vor hang erwarten. — ES ist jetzt auch meine Absicht nicht, daS Urtheil der Zuschauer für meine Manier zu be stechen, und der Faden des Trauerspiels lieg, nicht sehr versteckt. — Dennoch setze ich einen zu großen Werth in die Aufmerksamkeit meines Publicum», al» daß ich ihm nicht auch die wenigen Augenblicke sollte zu retten suchen, die daraus gehen würden, bi» e« ihn fände. FieSco ist der große Punkt diefe« Stück», gegen welchen sich alle darin spielenden Handlungen und Cha raktere gleich Strömen nach dem Weltmeer hinsenken. Fir»co, von dem ich vorläufig nicht» Empfthlenderes weiß, al« daß ihn I. I. Rousseau im Herzen trug — — Fie«co, ein großer, surchtbarer Kops, der unter der täuschenden Hülle eine« weichlichen, epikurischen Müßig gang«, in stiller geräuschloser Dunkelheit, gleich dem gebärenden Geist aus dem Chao», eiusam und unbe horcht eine Welt aurbrütet, und die leere, lächelnde Miene eine« Taugenichtse« lügt während daß Riesen pläne und wilthend« Wünsch« in seinem brennenden Busen gährrn — Fie«co, der, lange genug mißkannt, endlich einem Gott gleich hrivortriN, das reift, voL- Dresden, 11. November. Die französische Regierung soll ernstlich damit beschäftigt sein, durch eine Abänderung der bestehen den, leicht zu umgehenden Gesetzgebung dem Un wesen der Bankengründung mit fiktivem Capital zu steuern. Die neuerlichen Schwindeleien deS großen Faiseurs Philippart, welcher zum zweiten Male me teorgleich am Pariser Börsenhiinmel vorübergezogen ist und Flnsternlß und Ruin hinter sich zurückgelafsen hat, können die für nothwendig erkannte Verschärfung der Gesetze nur fördern. Man hat mit Recht gesagt, daß die Geschichte Philippart's eher dem Roman, als der Wirklichkeit anzugehören scheint. Nachdem er im Jahre 1874 sich durch seine großartigen Combinationen und Pläne ein außerordentliches Prestige erworben, nach dem er die baague ti-Lnoo-iwIIkiiiäaise gegründet, die Leitung deS oreäit wobiUer übernommen und eine große Zahl von Eisenbahnen und industriellen Unter nehmungen inS Leben gerufen, und nachdem dann diese» ganze Gebäude seiner Herrlichkeit mit einem ge waltigen Krach in Trümmer gefallen, hätte man glau ben sollen, daß seine Rolle auSgespielt sei. Aber wie Napoleon ist er von Elba zurückgekommen, und wie dieser hat er unzählige Gläubige gesunden. Die Ana logie hört da noch Nicht auf. Auch Philippart'- zweite Herrlichkeit dauerte just 100 Tage, und schon ist er bei seinem Waterloo angekommen. Die Gründung der baugue europeeiwe war sicherlich da- erstaun lichste Ereigniß dieses für ganz Frankreich fo grün dung-reichen Sommers. Mit einer Prämie von 200 Frc. zu 700 Frc. konnte Philippart feine Actien anbieten und sand Abnehmer für diefelben. Vielleicht wäre Alles gut gegangen, hätte der Gründer der baogue europeenne dem Spielteufel abschwören können. Aber er hat an der Börse gespielt, sowohl in seinen eigenen Actien, als m denjenigen des creäit wobilier (deren er so etwa- wie 47 000 zu iepor- tiren hatte), und so war er anfangs diese- Monats circa 7 Millionen an Differenzen schuldig. Er ging nach Belgien, um Geld aufzutreibcn, und seitdem hat man nicht- wieder von ihm gehört. Nach Einigen befindet er sich auf einem transatlantischen Dampfer, nach Andern ist er im Jrrenhause. Hier und dort will man ihn gesehen haben, wie den ewigen Juden; nur da, wo er sein sollte, in der bangue europeevne, ist er nicht. Die Liquidation ist durch seine Flucht so erschwert worden, daß über ein Dutzend Häuser der Coulisse ihre Zahlungen eingestellt haben. Ueber die Haltung der französischen Presse gegenüber dem Gründungsschwindel läßt sich die Augsburger „All gemeine Zeitung" u. A. wie folgt aut: Seitdem die Börfengruppen Besitzer von Zeitungen aller poli tischen Farben geworden, ist die Bolksersparniß allen Fallen und Netzen schonungslos preiSgegeben. Behauptet S. 2b B. o». I. 4b«. o». obz. i. ». 40 ». kB. 70 bz. w». »0 b u K. ,2b». ,7k V. ,2» ». ». s. ,K0». « Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 11. November, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) ES ist möglich, daß sich der Besuch deS Großfürsten-Thronfolgers von Rußland am hiesigen Hofe wegen eines Besuches des Wiener Hofes und wegen der Reise deS Kai sers Wilhelm zu den Jagden in der Göhrde bis nächst«! Sonntag verzögert. Die Rückkehr deS Kronprinzen auS Italien dürste voraussichtlich erst Mitte Januar erfolgen. Der französische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf de St. Lavier, hat fick heute Vormittag nach Varzin begeben, um dem Reichskanzler Für- auch einer der bedeutendsten Faiseurs, die Freiheit der Presse sei lediglich auf deren Unmacht zu begründen, fo scheint derselbe wenigstens in Bezug auf ihren finanziellen Einfluß doch ganz anders zu denken, denn er hält in seinen altersschwachen Händen die Fäden eines journalistischen Gewebe- zusammen, da- über alle Schichten de- Publicum- sich erstreckt. Die halbe Million Leser der „Petit Journal", die bürgerliche Abendkundschaft der „France", die gemäßigt bona- partistlsche der „Estafette" und die wichtige Leserklasse der „Semaine financiöre" werden in Bezug auf Bör- fenverhältnisse in gleicher Weife bedient. Was da- eine Blatt empfiehlt, belobt das andere; wa- dirfeL ver ketzert, greift der College an. Ernst meint eS der Haupteigner dieser Organe vielleicht nur Mit den Finanzsachen; in diesen wird keine „Unmacht" an den Tag gelegt; hierüber wird nicht declamirt, wohl aber „reclamirt" und aus die Gimpel Jagd gemacht. Un bedingte Freiheit in Handelssachen nimmt auch der stetige Verfechter aller Freiheiten für sich in Anfpruch, jedoch versteht er es ganz wohl, in da- neu zu be arbeitende Preßgesetz gewisse Paragraphen einzuschleben, die den Gründern fauler Börfenanstalten, den Schöpfern von Actiengesellfchaften mit übertriebenem Capttalauf- wand für hoffnungslose Eisenbahnen und unsichere Ver sicherungen gegen die etwaige Aufdeckung ihre- tadelnS- werthen, wenn nicht verbrecherischen Verfahrens Schutz und Sicherheit gewähren würden; dadurch soll die „Unmacht der Presse" gewahrt bleiben. Die Pariser Zeitungen werden Biele- zu verantworten haben, wenn die Entnüchterung vom momentanen Schwindel die große unabwendbare Abrechnung herbeigeführt haben wird. Einst weilen ist zu constatiren, daß zumal dir Finanzpresse seit der tollsten Taumelepoche de- Empire keine so glänzen den Zeiten gehabt hat wie in diesem Jahre. Die Politik wird von manchen Zeitungen fast nur nebenher betrie ben. Die Börsenbulletins sind zur Hauptsache gewor den; man rühmt die von der b»ogue 6'escvmvte zu verübenden Wunder in der bonapartistischen „Patrie" und im „Pari- Journal", im republikanischen „Na tional", in dem orleanistischen „Moniteur" und „So lei!", gleichviel welche sonstige Meinung in den rheto rischen Artikeln vorherrscht. Die obenerwähnten, in ein und demselben Besitz vereinten vielgeleftnen Organe haben ihrerseits die Aufgabe, auf eine Capitalunter- zeichnung zur „bLngue nationsle" vorzuberetten, deren Ausführung den „Gründern" einige 10 bi» 15 Mil lionen FrcS. einzubringen berechnet ist, während die felben sich bei der sehr wurmstichigen Angelegenheit der Vendeeeisenbahnen durch politische Umtriebe und Angriffe auf die Regierung vor der sie erwartenden Haftbarkeit zu retten versuchen. Wagt eS die Regie rung, ohne persönliche Rücksichten zu nehmen, in daS Wespennest der Faiseur-, Agioteurs und compromit- tirten Gründer und Verwalter mit einem strengen Ge setz hineinzufahren, über die vollbrachten Mißbräuche oder Veruntreuungen die Gerichte unbehindert Recht sprechen zu lassen, so macht sie sich um die Republik wohlverdient, möge sie sich auch darüber mit einigen bedeutenden Persönlichkeiten verfemden und manche von den VerwaltungsrathSgewinnen verlockte Gesetzgeber sich abtrünnig machen. Unterläßt sie eS aber, gebricht eS zur letzten Stunde den Ministern an Mulh dazu, so mögen sie sich selbst in die holländischen Käse der Bank- und Affecuranzräthe zurückziehen, Politik, Re formen, Regeneration deS Landes aber Andern über lassen.
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