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lummer 11 — 2«. Jayrgang rlckelni Kmal wSidenN.mil den Muslr. GraNSbetlagen .Die stet«' und der KinderbeNage „Frohmut". »»wie de» Teztbetlagen sEl. Benno-Blatt'. „Unlerdainme und Willen'. .Die Welt der grau'. »Aerzllichei Nalgeber' .Da« aule Buck' .gllinrimd- sikau'. Monallicker Bezugspreis s Ml. einlckl. Belcellgeld. Anzelnummer 1<t Sonnabend, u. Sonntaanummer 2« Haupltc-rtkleUer- T». (0. DeSezpk« Dresden. Dienstag» den 14. Januar 1938 BerlagSortc De,»den Slnzetgenprelle, Die lae»t>n-»e»e petttzeUe IN» 1. gamU.rn- au-eigen u.Stcllenae>»ike 2i> 1. Die peNtreNnmezeUe. Mc»,» brect. I ldür Anceiaeu aukerbalb de» BerberilunnSaedietel dieVelilreklame,eile >.:«»-*. Brieiaeb.IN»^ amgoll, HSberer cüewalc erliukc -ede Berv'lickcuna au» '.U,leru-ca oi«i Trsülluna «. Anzeigen. SluNräne» u. Nettinng d. -ckuideneri»«, «e»»S'IIl«er Dell gr»>„ Bungarii. Dresden. «et>kä»t»ftr0«, »rottu-Berlag, «rnnanta. A^«. für Bering und Dnickerei.gUlale Dresden. DreSden-kl. l. lpolierllratzell. FernrulSIVlS. Boltlchecklonto Dresden !7oz. Bmikkonlo «»adtban» »»«»den Nr. e>7tn Für chrislliche Politik und Kullur Nedakttvn der TachNtckeu VoltSzrttiing DreSden.Slllliadi >. Polterlirasie >7. Ilernru 071» und »MI2. Gegen das Erzlehungsmonopol des Staates — Gegen Koedukation und andere Irrwege moderner Pädagogik Eine neue Enzyklika Stadt des Vatikans, 13. Januar Der Papst hat eine Enzyklika über di« Jugenderzie hung veröffentlicht. in der er erklärt, baß die Erziehung als soziale Ausgabe i» gleicher Weise den drei Einheiten, nämlich der Kirche, der Familie und dem Staat, voibebalteu sei, aber in t>er- MieLener Art und iu verschiedenem Maßsiabc. Die Enzyklika ist zuerst in italienischer Sprache verössenlkicb! worden, t» Der Papst zeigt in diesem Rundschreiben dort, wo er von Heu Rechten de» Staates bei der Erziehung spricht, daß der Staat Hie Initiative der Kirche und der Familie unterstützen soll, beson ders weil er über weit mcbr Mittel verfüge als die Kirch« und d>« Familie. Der Staat könne verlangen, daß die Jugend einen rich tigen Begriff ihrer nationalen und bürgerlichen Pflichten kenne und erfülle, aber es wäre ungerecht und unerlaubt, wenn her Staat ein Erzichungs - und Schnlmonopol cinsllh- ren wollte, wodurch di« Eltern gezwungen werden konnten, ihre Kinder in die Staatsschule zu schicken. Der Papst bedauert sodann de» Geist eines übertrieb'» neu Nationalismus, wi« er sich in der letzten Zeit an verschiedenen One» gezeigt batte Er weist auch darauf hin, daß tdie militärischchiiszipiinäre Erzielniug der Jugend in den richtigen Grenzen gestalten werden müsse. Man dürfe de» Geist der Stärke nicht verwechseln mit dem Geist der Gewalt. Der Papst bedauert bei dieser Gelegcubcit auch die übertriebene Bedeutung, die heut zutage dem A t h l e t c » t n m beigelegt werde. Dieses Athleten- tnm und seine übertriebene Bedeutung sei schon im Altertum als ein Zeichen der Dekade uz betrachtet worden. UebrigenS wiederholt der Papst bezüglich der Rechte des Staates bet der Er ziehung seine Ausführungen in den Reden, die er vor wenigen Monaten gcbaltcn bat Der Papst weist sodann auf die Schädlichkeit de 4 Ma - j e r ia l i 4 m ii s j» der Pädagogik hin, der vollständig absche von der Erbsünde und der Gnade und die Ingens vom göttliche» Ge setz «bbringen wolle Er tadelt auch die stark« moderne Betonung der sexuellen A ufklärnng, als ob durch Aufklärung allein die Jugend vom Laster ferngebalten werde. Die .Kirche habe sich mntcr gewissen Umständen gegen eine individuell« sexuelle Aiisklä- xuug nicht gesträubt, wenn diese sich als notwendig erwiest» hätte. Der Papst tadelt das System der Koedukation, t>aS auf dem Mater>alisi»»4 fuße, und verlangt die Drc»i»i»g der Geschlechter nicht mir beim Unterricht, sondern auch bei Leibes übungen und bei der Erholung. Der Papst erklärt sich entschied.'» gegen die neutrale oder Laie »schule. Eine solche Schule sei praktisch eine irmligiöse Schule Der Papst erneuert da her die Vorschriften und Bestimmungen seiner Vorgänger und der kirchlichen G>esetzgebung ge>zen den Besuch von akatholischcu und neutralen oder gemischten Schulen. Nur iu AuSuabmciälleu aui Gruus des Urteiles des Bischofs und »uier gewissen Vorsichts maßregeln könnte ein solcher Beschluß geduldet werde». Es könne auch nicht ziwelasten werden, daß die Katholiken eine gemischte Schul« besuche», die allgemein für alle obligat sei nud in der den Katholiken nur katholischer Religionsunterricht er teilt werde, während der übrige Unterricht von nicvtkatboliichen Lehrern und gemeinsam mit akatbolischen Schüler» erteilt würde Eine Schule sei »och lange nicht katholisch, weil i„ ihr katholischer Netigionsunterricht erteilt werde. Zu de» Gesabre». denen heule dir Jugend anSgesetzt ist. rechnet der Papst insbesondere das Lesen unglänblger und schlüviriger Bücher und gewisse kineinatoacapbisch-e mnd radiopbonische Darbietungen. » Di« neue Enzyklika des PavsteS ist. wie schon die Erstoer. össcnilichnng in italienischer Sprache zeigt, in erster Linie t'iir Ita lien bestimmt Sie stellt eine fcl-arfe und gerechte Kritik der Grundsätze dar. die der Faschismus aus dem Gebiet« der Er ziehung zur Anwendung bringt. — Darüber hinaus bat die En zyklika allgemeine Bedeutung als eine Kr! t! kder ni o d e r n e n pädagogischen Methoden überhaupt. In dieser Hinsicht verdient sie gerade in Deutschland, dessen schutpolitische Lage sicher nicht günstiger für den Katholizismus ist als die in Italien, große Beachtung Neue Hoffnung im Haag Das Ergebnis der Besprechungen am Sonnlag Haag. 13. Januar. Der gestrige Tanntag war anogefiillt mit Bemühungen, die am Sonnabend entstandene» Schwierigkeiten zu beseitigen Zwischen de» Vertretern der Hauptmächte sind den ganzen Tag hindurch Verhandlungen geführt worden. Es ist gelungen, eine Reihe von Schwierigste '.en zu beseitigen. Infolgedessen besticht die Hoffnung, daß es gelingen wird, in der heut« nachmittag ftattslndenden Sitzung eine Generalbereinigung der umstrit. tenen Fragen herbeizusühren. Allerdings darf man sich er- inner», daß die gleich« Hoffnung schon vor der am Sonnabend «bgehaitencn Sitzung bestand, und daß dort das Ergebnis nicht eine Einigung, sondern neue Differenzen waren. Eine Einigung ist gestern vor allem erzielt worden in der Frage des Zahl u n g s d a t u m s. Danach sollen künftig die Meichsbahnzahlungen <»8» Millionen) am Monatsende, di« Übel- gen Zahlungen am 15. jeden Monats überwiesen werden. Da- mit wird die Zahlungsart, wie sie sich unler dem Dawespiane herausgcbiidet hatt. beibchaüen. Die deutsche Delegation hat ihre Zustimmung zu dieser Regelung allerdings von dem Ver zicht der Alliierten auf die Aktivierung der negativen Pfänder abhängig gemacht. Dieser Verzicht ist denn auch ausgesprochen worden. Zwischen Dr. Wirth und dem französischen Ministerprä sidenten Tavdieu ist in stundenlangen nächtlichen Verhandlun gen die Frage der Sa n k t i o n c n erörtert worden. Auch hier habe,, sich die Ansichten wesentlich angenähert. Man glaubt, daß auf Grund dieser Verhandlungen die Juristen eine Formel werde» ausarbeite» können, die beide Teile befriedigt. Schließlich sind zwischen den Finanzministern Molden- Hauer „nd Chüron Verhandlungen geführt worden über die Mobilisierung des ersten Teils der deutschen Zahlungen. Diese Frage wird aber erst nach der Rückkehr Tardiens. der heute zur Parlamentserörsnnng „ach Par s fährt, weiter er örtert werden können. Buch der Relchsbonkpeäsident Dr. Schockt, der heute mittag im Haag eintrisst, dürste bei diesen Verhandlungen ei» gewichtiges Wort mitzurede» habe». Baldiger Abschlutz? Geteilte Meinungen in England. London, 13. Januar. Reuter melde!: Das Ende der zweiten .Haager Ko», fecenz ist in Sicht. Eine Einigung ist jetzt über so gni wie alle finanziellen Punkte erzielt. Die deutsch« Delegation hat in der Frage des Dalums der Zahlungen nack-gegeben. die zum sirößeren Teil am 15. jede» Monats erfolge» werde», während in andercn Punkte» Kompromisse erzielt wovd-n sind. Es wird erwartet, daß ans der Zusammenkunft der ..Großen Sechs' am heutigen Nachmittag „ach einigem abschließend«,, Feilschen der Entwurf des Protokolls der Konferenz ausgezeichnet werde» wird. In der Sanktionssrage gilt folgende Regelung als wahr- scheinlichi Die franzosisciw Delegation wird den Deutschen ihren Standpunkt in einer Note anseinandersetzen. ans die die Deut schen nicht antworten werden, womit zum Ausdruck gebracht wird, daß jede Partei ans ihrem Standpunkie beharrt. Den völligen Gegensatz zu dieser Meldung erklärt Porti- nax im „Dali Telegraph": Der letzte Akt hat noch nicht einmal begonnen. Die Hauptfrage, die sich ans die Abgicnznng des Rechtes Deutschlands auf ei» Mamlorinm. ans die Befug nisse des beratenden Mvratoriumsausschusses und auf die Kom. merzialisiernng der deutschen Annuitäten und die Verfassung der internationalen Bank beziehen, sind durchaus noch nicht er ledigt. Die Denlschen bestünden daraus, daß die das Maro, torinm betreffenden Artikel in der Fassung des Vonngberichies und nicht in der von den Gläubigern bevor nigteu Fassung der Juristen in das Haager Protokoll ausgenommen werden Zehn Zahre späler 8. 8. Die Siegerstaaten haben in diesen Tagen zwei Gedenktage gefeiert und feierlich begangen: Die Jnkrast- setzung des Diktates von Versailles und den Geburtstag des Völkerbundes. Beide sind vor zeyn Jahren, am 10. Januar 1920, Wirklichkeit geworden. Wenn wir Deutsche uns an diesen Tag und die an ihn gebundenen Ereignisse erinnern, dann ist es selbstverständlich, dag in diese Erinnerung alle Bitterkeit mit einfliegt, die eine große Natiöh erfüllt, nach dem sie in den letzten zehn Jahren so viel hat erleiden müssen; deshalb stehen wir auch abseits von den Festlich keiten, mit denen man jetzt im Haag jenen Erinnerungstag begangen hat, und wir erblicken in der Teilnahme des deutschen Außenministers Curtius an dem Haager Bankett nur einen Akt internationaler Höflichkeit. Nun wäre es allerdings ganz verkehrt, nur dem Vergangenen nachzu hängen; denn es sprießt kein neues Leben aus dem. was in den Strudel der Jahre ruinenhaft hinabgerissen worden ist. Und die Völker würden niemals in der Lage sein, eine neue Aera zu beginnen, wenn sie sich nicht einmal aus den Maschen alter Verstrickungen besreiten. Deshalb ist es gut und nützlich, daß man in jeder Lag« des eigenen und des allgemeinen Lebens seinen Blick in der Hauptsache nach vorwärts richtet, auch dann, wenn gewisse Stationen und Etappen uns zu einem kurzen Halt veranlaßen. Es ist sicher ein eigentümliches Zusammentreffen, daß im Haag der gegenseitige Meinungsstreit aus dem Höhepunkt ange langt ist gerade in einem Augenblick, wo über den Völkerbund soviel schone und feierliche Worte ge schrieben und gesprochen werden. Daraus geht mit aller Deutlichkeit hervor, wie groß noch die Kluft ist, die di« Völker trennt, und wie sehr wir r a n a ch st r e h r n müssen, sie zu überbrücken. Der Völkerbund soll ein Büttel sein, mit dessen Hilfe dieses Ziel erreicht wird. Er besteht zehn Jrbre, und man wird uns nicht für vorwitzig Hallen, wenn wir glauben, daß sich jetzt sehr wohl schon über ihn ein littet! fällen läßt. Deutschland har den Völkerbund besaht. Es hat ihn durch seinen Eintritt anerkannt, und auch wir halten daran fest, daß der Gedanke des Völkerbundes nicht nur nützlich, sondern richtig i st. Wenn wir uns mit allem Freimut und mit aller Offenheit zu dieser Grund haltung bekennen, so sind wir uns sehr wohl bewußt, wi« groß die Mängel und wie erbeblich die Unzuläng lichkeiten sind, an denen dieser „Mirtelpnntt der Friedens" leidet. Aber es kommt nicht darauf an. den Völkerbund wegen seiner Mängel zu verneinen, es kommt alles darauf an, i h u z u b e j a h e n . umdie M ängel abzustellen. Die große Felflerguelle des Völkerbundes kommt aus seiner Gründung. Sie liegt in der Konstruktion und in der Bestimmung, die ihm die Sieger von Anfang an gegeben haben. Die Siegersiaaten haben doch nichts anderes getan, als daß sie ihn zu einer Gesellschaft der ein seitigen Sicherung ihrer eigenen Jntereiien er niedrigt uud hcrabgedrückt hoben. Nicht die erstrebte Uni versalität der Teilnehmer ist das einzig.Enticheidende sondern die Universalität des Denkens, kraft deren von dieser Zentralstelle ans die Fundamente der Gerechtigkeit gelegt werden. Wenn die Völker zu dieser entsagungsvollen Arbeit nicht imstande sind, wenn sie an die Stelle der Macht nicht das Ethos de- gereckten Gestaltungs-Willens setzen, dann wird der Völkerbund nickt nur ein geistiger Torso sein, dann kann er auch die Prove nicht bestehen, aus die es allein ankonimt, daß er nämlich ein wahrer Hüter des Friedens ist. Die Ver- femuna des Krieges ist dann eine Theorie, wenn nicht eine Stelle Gewalt hat, die Verfemung durchzusetzen. In einer ganzen Reihe von E i n z e l fr a g e n hat der Völkerbund zweifellos wertvolle Arbeit geleistet. Wir denken an seine Tätigkeit ans dem Gebiete der Wirt schaft — der Industrie und Landwirtschaft —. der Volks, gesundheit. der Schlichtung von kleineren Streitfällen, und vor allem auf dem Gebiete der Gestattung der internatio nalen Arbeitsvcrhälkniste Das muß anerkannt werden. Aber demgeaenüber bleibt doch die Tatsache bestehen, daß der Völkerbund an den wirklich großen uud ernsten Problemen der internationale,, 'Politik änastlich vorbeigegangen ist. Er hat sie gemieden wie ein heißes Eisen. Es wäre verkehrt, ans dem Gefühl heraus zu urteilen. Daß uns vom Völkerbund die blutend" und schmerzende o b e r! ch l e s t s ch e Wunde aeichlaaen wurde, ist nur ein Beweis dastir. daß dieser Bund der Mächte eben als e i n V u n d der Sieaer gearvndei worden war. Wie steht es mit der A h r ü it u ng ? Wie m't den Minderheiten '' Wie mit der Kontrolle von Verträgen Es ist doch kein Geheimnis, daß ga,n entscheidende At'inochuiioen unler Völlerhundsttaaten das Völterhundswiretariat niemals postiert haben weil st« als m i l I t ä r i i cl> e G e b e i m b i! n d n i il - sorgsam ae- bntet werden. In der Abrüstung bot der Völkerbund vcr. saot. und die Minderb-'iten. deren Schutz in s"snen Auf. gaben gehört, scheinen ihm eher lästig als hil'sbediirsttg zu