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Elbcblall und Aiycher. AmlsbtatL der Sönigl. Amtshmchtmamschist Großknham, des Künigl. Amtsgericht« md des StatttsthS M Ml», Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich : T. Langer in Riesa. I3H. Donnerstag, den 7. November 1889. 42. JAhry.^ Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dienttag, Dvnnrrstaß, Sonnabend und Sonntag. — Adonnemenspreis vierteljährlich 1 Mark 2s Pfg. — Bestellungen nehmen alle «aiserlr 1-rfivnstkUc', Poftdoten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (S. Schön), sowie alle Bolen entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreitetcn Leserkreise eine wirksame verüssent» lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Bormittag» v Ubr. Jnsertion»pret« die dreigcspaltene LorpuSzeile oder deren Raum 10 PsM Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 6. November 1889. — In der gestern unter Borsitz des Herrn Rendant Thost abgehaltenen Stadtverordneten-Sitzung, in welcher 16 Mitglieder des Kollegiums, die Herren Thost, Mühlmann, Starke, Bretschneider, Nicolai, Hammitzsch, Riedel, Krcyß, Nitzsche, Thalheim, Thieme, Fritzsche, Donat, Schütze, Sinz und Müder und als Ralhsdeputirter Herr Bürgermeister Klötzer anwesend waren, wurde Nachstehendes verhandelt und beschlossen: 1 Auf ein Gesuch des hiesigen Lehrerkollegiums, die Erhöhung des Wohnungsäquivalents, das seither für verheirathete Lehrer 210 Mk., für unver- heirathete Lehrer 120 Mk. betrug, betreffend, hat der Schulausschuß beschlossen, vom 1. Januar 1890 an dem Direktor ein WohnungsgelV von 450 Mk., den ständigen Lehrern bis zu einem Alter von 30 Jahren ein Wohnungsgeld von 225 Mk., über 30 Jahren ein solches von 300 Mk. zu gewähren, während Hilfs lehrer und Vikare ein solches von 120 Mk. beziehen sollen. Motivirt war das Gesuch mit der Thatsache, daß der MiethzinL für Wohnungen in hiesiger Stadt in den letzten 15 Jahren um 50 Prozent gestiegen sei. Der Stadtrath ist dem Beschlüsse des Schulausschusscs beizetreten. Das Kollegium genehmigte die Vorlage nach kurzer Debatte mit 14 gegen 1 Stimme; 1 Mit glied enthielt sich hierbei der Abstimmung. 2. Zu Wahlgehülfen für die nächste Stadtverordneten-Ergänzungswahl wurden die Herren Starke, Thalheim und Krcyß gewählt. 3. Die zwischen der Stadtgemeinde Riesa und den Herren Baumeister M. Osw. Helm und Kaufmann Heinrich Herm. Anker hier abgeschlossenen Verträge über Austausch bez. Kauf von Areal wurden einstimmig genehmigt und der Herr Vorsitzende zur Mitvollziehung derselben ermächtigt. Hiernach hat Herr Helm an die Stadt eine baare Entschädigung von 3300 Mark gezahlt, während Herr Anker eine solche von 824 Mark 57 Pf. von der Stadt erhalten hat. Dieser Austausch und Kauf von Land hat behufs Vergrößerung des Kaiser Wilhelm-Platzes bez. behufs Straßenanlegung stattgefunden. 4. Der Rathsbeschluß über einen Arealaustausch zwischen der Stadtqemeinde Riesa und der Firma C. F. Förster Hierselbst behufs Regulirung der Grenze an dem Förster'schen Grundstück und der früheren Holzschleppe wurde einstimmig genehmigt. Hierauf geheime Sitzung. — Mit Ende dieses JahreS haben aus dem Rathskollegium die Herren Aug. Schneider und Frz. Heinrich, aus dem Stadtverordnetenkollegium die Herren.Nitzsche, Nicolai, Pietschmann, Riedel, Sinz und Kreyß auszuscheiden. — Die Frage, ob im Königreiche Sachsen noch von Grundstückswucher die Rede sein könne, hat in letzter Zeit auch den Landeskulturrath beschäftigt, indem derselbe auf eine diesbezügliche Anfrage des deutschen LandwirthschaftSrathes von der kgl. Staatsregierung um ein Gutachten angegangen wurde. Daflelbe ging dahin, daß Grundstückswucher im eigentlichen Sinne deS Wortes zur Zeit nirgends im Lande zu beobachten ist, da namentlich das Gesetz vom 30 November 1843 der Güterschlächterei eine wesentliche Schranke gesetzt hat. Erschwerend dagegen ist beim Besitzwechsel der Einfluß, den die Agenten im Laufe der Zeit sich auf die Mitwirkung bei demselben erworben haben, indem freihändiger Verkauf, wie solcher wegen Ueberschuldung, Krankheit, Erbtheilung nicht selten geboten ist, ohne deren Vermittelung nahezu unmöglich ist, die Agenten aber für dieselbe in Form einer Provision eine hohe Vergütung in Anspruch nehmen. ES wurde u. A. ein Fall angeführt, wo ein junger Mann, der zum Ver kauf seines überschulveten Gutes genöthigt war, den ganzen bei demselben sich ergebenden Ueberschuß an 3 den Verkauf vermittelnde Agenten herauszahlen mußte. Es ist daher mehrfach der Wunsch ausgesprochen worden, es möchte gegen die Auswüchse des Azenturwesens eingeschritten werden. — Eine im amtlichen „Drcsdn. Journal" gegebene Statistik der am 15. vor. Mts. stattgefundenen Ec- gänzungswahlen zur Zweiten Kammer mit begleitender Uebersicht der Wahlbetheiligung rc. ist nicht ohne Interesse. Die Wahlen haben bekanntlich in 29 Wahl kreisen — in 13 städtischen und 16 ländlichen — stattgefunden und es waren davon 26 wegen Ablaufs der Wahlperiode, 2 wegen Ablebens der bisherigen Abgeordneten und 1 wegen Beförderung des Abge ordneten in ein höheres Staatsamt nöthig geworden. Die Zahl der Stimmberechtigten in allen 29 Wahl kreisen hat 169,770 betragen, von welchen 75,839 von dem Stimmrechte Gebrauch gemacht haben. Vergleicht man die Ergebnisse der Wahlen in den 26 Wahlkreisen, in denen solche wegen Ablaufs der Wahlperiode statt- zufinden hatten, mit den Ergebnissen der in denselben Wahlkreisen in den Jahren 1883 und 1877 vollzogenen Wahlen, so findet man, daß die Zahl der Wahlbe rechtigten seit 1883 um 25,893, seit 1877 aber um um 35,041, daher innerhalb der letzten 6 Jahre bei nahe um das Dreifache der Zunahme der Wähler in den Jahren von 1877—1883 gestiegen ist. Aber auch die Wahlbetheiligung ist bei den jüngsten Wahlen eine regere gewesen, denn cs haben 43,53 Prozent der Wähler gestimmt, während 1883 nur 36,81 Prozent und 1877 nur 30,32 Prozent der Wahlberechtigten von dem Stimmrechte Gebrauch gemacbt hatten. — Im „Sächsischen Volkskalender" für 1890 veröffentlicht Dr. Karl Rascher eine Reihe interessanter Nachrichten „vom Trinken". Danach entfallen im Königreich Sachsen auf eine Schankstätte durchschnittlich 152 Bewohner. Da nun unter diesen 52 nur etwa 47 männliche Bewohner über 15 Jahre sind, so geben schon diese 47 so viel für geistige Getränke aus, daß ein Schankwirth von ihren Ausgaben leben kann. In Sachsen entfällt im Allgemeinen eine Schankstätte auf je 14 Wohngebäude, in Leipzig und Dresden schon auf je 4, in Meißen auf je 5, in Schandau auf je 6, in Pegau, Bischofswerda und Lommatzsch auf je 8 Wohngebäude. Wie viel Geld müssen da die Erwachsenen in die Schänken tragen, wenn eine so große Zahl von Schänken sich halten kann. — Als Hauptgrund für die Umwandlung vieler Kreditgenossenschaften in Aktiengesellschaften bezeichnet man die Gefahren der Solidarhast; diese Gefahren haben aber auch unter den früheren Verhältnissen bi st anden, ohne die Genossenschafter besonders zu ängstigen und in der That, so schreibt das „Dresdner Jornal", sind sie nicht so bedeutend, wenn die Institute nur ihren soliden Grundsätzen treu bl-iben. Vielmehr scheinen die Beschränkungen und die Revisionspflicht, welche daS neue Genoffenschaftsges.tz den Vorschuß vereinen auferlegt, lästig empfunden zu werden. Wo dies der Fall ist, da wird man zu der Form der Aktiengesellschaft übergehen, welche natürlich eine viel freiere Bewegung gestattet, aber kaum so wie die Ge nossenschaften dem Kreditbedürfniß des kleinen Ge schäftsmannes zu dienen in der Lage sein werden. * DreSden, 5. November. Daß Kun st wein jahraus jahrein in schweren und weit erheblicheren Mengen wie reiner Rebensaft hergestellt und getrunken wird, ist längst bekannt, nicht minder', daß derselbe nicht selten als Traubenwein verkauft und bezahlt wird. Weniger be kannt, aber gleichfalls sehr wiflenswerth, dürfte es sein, daß Kunstwein auch zur Fabrikation von Schaumwein, Cognac und Likörweinen benutzt werden soll. Maa erfährt diese wenig erfreuliche, den Triumph der Chemie Lokumentirende Thatsache auS einem allerdings wohl nicht für die Oeffentlichleit geschriebenen Geschäftsbriefe, welcher seitens einer süddeutschen Kunstweinfabrik und zugleich „Handlung garantirt ächter Traubenweine" kürzlich an sächsische Firmen gerichtet worden ist. Aus diesem Schreiben dürfte auch noch der darin angegebene evornr billige Preis des Kunstweins um deswillen für die weitesten Kreise wiflenswerth und interessant sein, als es wohl im ganzen deutschen Reiche keine einzige Weinstube giebt, auf deren Karte Kunstwein mit ver zeichnet steht, die „Fabriken" solcher Tropfen diese aber wohl kaum nur zum Vergnügen oder eigenen Gebrauch Herstellen, sondern Geschäfte damit machen wollen. Und ans allen diesen Gründen sei darum fragliches Schreiben zu Nutz und Frommen für allerlei Volk nachstehend zur öffentlichen Kenntniß gebracht: „Seit einigen Jahren wird unser Kunstwein in ausgedehntem Maaße zur Schaumwein-Fabrikation, wie auch zur Her stellung von Cognac, Wermuth und Likörweinen, vorzugs weise aber auch als Tischwein benutzt. — Derselbe wird kleinen Naturweinen vorgezogen und kommt einem guten Mittelwein völlig gleich, aus feinsten Stoffen (Rohrzucker und Corinthen rc.) hergestellt, ist derselbe garantirt gesund, hat genügend Körper, ist auszebaut, glanzhell, von sauberem Weingeschmack und wird auf dem Lager immer besser und bouquetreicher. — Wir berechnen solchen äußerst: bei Abnahme von 7» Waggon c«. 8s Hectol. mit IS Mk. 7- „ 42 ,, „ 157- „ „ „ weniger als 42 „ „ lk „ pro Ivo Liter ab hier. (!!!) Es soll uns freuen, Ihre Aufträge hierauf zu erhalten und zeichnen indessen hochachtungsvoll Mayer-Mayer. Probesendungen in kleinsten Gebinden stehen gern zu Diensten." — Jede Randbemerkung zu vorstehendem Geschäftsbriefe ist überflüssig; eS kann sich Jeder seine« Vers dazu machen. Cölln, 5. November. Ein sehr bedauernswerther Unglücksfall ereignete sich am gestrigen Nachmittag i« der elektrotechnischen Fabrik von Schmidt u. Hübner in unserem Ort. Der erste Vorarbeiter derselben, Herr Unger, kam dem Getriebe zu nahe und wurde von einem Treibriemen an der Hand erfaßt, in dem selben Augenblick lag der Bedauernswerthe zu Boden und war der linke Unterarm bis zum Gelenk vom Oberarm getrennt, er hing nur noch an einer schwachen Flechse. Pirna. Bri zwei am Sonnabend Abend im hiesigen Schlachthofe eingetroffenen Transporte» ungarischer Schweine, dem Fettviehhändler Kummer in Dresden gehörig, wurden bei der thierärztlichen Untersuchung Krankheitserscheinungen festgestellt, welche die Thiece der Maul- und Klauenseuche verdächtig erscheinen ließen. Die Thiere sind alsbald getödtet und die benutzten Stallungen, Wagen rc. nach bezirkS- thierärztlicher Vorschrift gründlichst desinficirt worden. Der Schlachthosbetrieb erleidet dadurch vor der Hand keine Unterbrechung. Zur selben Zeit sind, auch auf der Grenzstation Bodenbach bei mehreren daselbst an gekommenen Schweinetransporten ähnliche Krankheits erscheinungen wahrzunehmen gewesen, weshalb nach durch Herrn Bezirksthierarzt Rost von hier erfolgter Feststellung des ThatbestandeS und Anordnung der er forderlichen Schutzmaßregeln gegen die weitere Ver breitung der Seuche an daS königl. Ministerium deS Innern Bericht erstattet worden ist. Kreischa. Am Freitag Nachmittag hatte der Verwalter deS Rittergutes Zscheckwitz daS Unglück, die auf dem Felde mit noch mehreren Frauen beschäftigte Ehefrau des Handarbeiters Adolf Heine auS Klein carsdorf mit der Jagdflinte ins Oberbein z« schießen. Der junge Mann hat neben der Beaufsichtigung der Arbeitsfrauen dem für ihn so verhängnißvoll gewordenen Waidwerk gehuldigt und dabei durch Unvorsichtigkeit