Volltext Seite (XML)
Wochen- und Nachrichtsblatt Nr. 293 1895 Cen- Telegramm-Stdreffe t Tageblatt. timeter im Lichten langen Wänden öffentlich um das Meistgebot versteigert werden. Lichtenstein, den 17. Dezember 1895. Die As^eubehörde. Beyerlein. Fernsprech-Anschlutz Nr. 7. —— 45. Jahrgang. —— Mittwoch, den 1^. Dezember j biete, namentlich auf der Herkules-Allee, werden noch Hallen und Kioske zu stehen kommen, die Raum genug bieten, um Ausstellern zu gestatten, ihre Er zeugnisse dem Auge des Besuchers vorzusühren. Glücklicherweise haben hiesige Gärtner, die an der Voraufzehenden internationalen Gartenbauausstellung beteiligt sind, sich verpflichtet, diesem Gebiet einen gärtnerischen Lchmuck zu verleihen, indem sie der Jahreszeit entsprechende Blumen unv Pflanzen auch nach Schluß der genannten Gartenbauausstellung einpflanzen werde». Auf diese Weise wird ein reizen der Park mit Restaurant unk einem Cafö, wie mit kleineren Ausstellungs- und Verkaufshallen geschaffen, der sicherlich große Anziehung ausüben wird; er er gänzt mit seinen idyllischen Plätzen und freundlichen Anlagen das bisherige Ausstellungsgebiet aufs beste und gewährt durch schattige Wege und Plätze wie durch seine räumliche Ausdehnung viele im Sommer nicht zu unterschätzende Annehmlichkeiten. — Dresden, 14. Dez. Ueber die Liebens würdigkeit Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August schreibt eine Dame in einem schwe dischen Blatte folgendes: „Eines Tages fuhr dis Prinzessin aus, um einige Einkäufe zu machen. Ihr ältester Sohn Prinz Georg und dessen Wärterin waren mit ihr. Die Prinzessin war vor einem Laden abgestiegen und hatte den Wagen warten lasten. Als sie aus dem Geschäft heraustrat, war ihre Equipage von einer Menge Menschen umringt, welche sie alle ehrerbietigst begrüßten. Als sie ein- fteigen wollte, wandte sie sich zu den Leuten und fragte lächelnd: „Sie wünschen gewiß meinen Buben zu sehen?" Darauf nahm sie den Prinzen auf den Arm und zeigte ihn der jubelnden Menge. Neulich kam die Prinzessin von einer Reise zurück und die kleinen Punzen erwarteten sie auf dem Bahnhofe. Bei ihrem Wiedersehen warfen sie sich der hohen Frau voll Freude in die Arme und der älteste wollte unter keiner Bedingung von seiner Mutter lassen, so daß sie ihn mitten durch die entzückte Menge hindurch bis zu der weitab stehenden Equipage tragen mußte. Da die Fürstin eine große Kinderfreundin ist, ist sie auch Beschützerin einer Kinderbewahranstalt zum „Weißen Hirsch" dicht bei Dresden. Wenn die hohe Dame diese Anstalt zuweilen besucht, pflegt sie mit den Kleinen zu spielen, sie auf den Schooß zu neh men und ihnen auf diese Weise ihre Freundlichkeit zu zeigen. Im vorigen Winter, der in der sächsischen Hauptstadt sehr streng war, fuhr die Prinzessin fast jeden Sonntag auf dem Karolasee oder auf dem Palais-Teich Schlittschuhe, gerade wenn die ein facheren Leute sich mit diesem Sport vergnügten. Man kann sich da denken, welches Entzücken dies Hervorrufen mußte. — Dresden, 16. Dez. An der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer nahmen Ihre Exzellen zen die Herren Staatsminister v. Metzsch, v. Seide witz und v. Watzdorf, sowie die Herren Geh. Räte Meusel und Vodel, die geh. Finanzräte Dr. Ritter- städt und v. Kirchbach, sowie geh. Regierungsrat v. Schlieben teil. Auf der Tagesordnung stand die allgemeine Vorberatung über das Königl. Dekret Nr. 17, mehrere Eisenbahnen betreffend, das die projek tierten Linien Johanngeorgenstadt - Landesgrenze, Beucha-Brandis-Altenhain, Zwönitz-Grünhain-Elter- lein-Scheibenberg, Klingenberg-Frauenstein, Wils druff - Zollhaus, Bieberstein-Nossen, Königsbrück- Schwebnitz und den Arealerwerb für zwei weitere Gleise der Eisenbahnstrecke Dresden Niedersedlitz be handelt und für die nächste Finanzperiode die Pro jekte Reichenau - Hirschfelde, Elstra-Bischofswerda, Kieritzsch Groitzsch-Pegau, Ehrenfriedersdorf-Tannen berg, Altenburg-Langenleuba, Frohburg-Kohren in Aussicht stellt. Die Debatte bewegt sich hauptsächlich darum, der Regierung für die projektierten Linien zu danken und weitere Einzelwünsche der betroffenes Gegenden zur Sprache zu bringen. An der Debatte beteiligten sich Sekretär Ahnert, die Abgg. Preibisch, Zeidler, Huste, Dr. Minkwitz, Stolle (Gesau), Röß ler, Uhlmann (Stollberg), Schmale, Bochmann, Kökert, Däbritz, Seim, Crüwell, Dr. Kühlmorgen, Steyer (Naundorf), Steyer (Reinholdshain), Rüder, Kockel und Präsident Ackermann. Das Dekret wurde an die Fmanzdeputation L verwiesen. — Nächste Sitzung morgen. — Dresden, 15. Dez. Ueber den Mord an dem 71jährigen Oberpostsekretär Bernh. Friedr. Osc. Kretzschmar wird von weiteren Einzelheiten berichtet: Kretzschmar war Witwer; er hat zwei Söhne, deren eine« Oberlehrer in Skandinavien ist und der andere Gärtner in Wurzen. Eine Tochter des Ermordeten ist verheiratet Der Ermordete war als Sonderling sowohl in Reichenberg selbst, als auch in der Um gegend bekannt. Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr ist Kretzschmar nach Dresden gegangen, und hier ist er gegen ^/»5 Uhr auf der Augustusbrücke in Be gleitung einer bis jetzt nicht näher bekannten Manns person gesehen worden. Im Restaurant zur Berg schenke wurde Kretzschmar von den nach Hause gehen den Straßeoarbeitern Kaiser und Kloppmann gefragt, ob er nicht mitgehen wolle, doch verneinte er dies. Er blieb vielmehr bis nach fli7 Uhr in der „Berg schänke", trank daselbst zwei Glas Lagerbier und war, seiner sonstigen Gewohnheit zuwider, ziemlich ge sprächig. Desselben Wegcs wie Kretzschmar, nämlich nach Reichenberg, ging auch der Ziegeleiarbeiter Leh mann. Als derselbe (etwa gegen fli7 Uhr) ein Stück über die „Bergschänke" hinaus war, hörte er vor sich auf der Straße zwei Schüsse fallen und sah auch die aufleuchtenden Pulverblitze. Lehmann (ein ge dienter Artillerist) eilte hinzu und bemerkte einen Mann mit ausgeoreiteten Armen inmitten der Straße liegen. Der Arbeiter Lehmann rief einigen ihm ent gegenkommenden Privatgeschirrcn zu, daß sie ganz rechts fahren möchten, da inmitten der Straße eis Erschossener liege, eilte dann sofort nach der in der Nähe befindlichen „Baumwiese" und frag den daselbst an der Bierausgabe stehenden Max Becker jus., ob er hier eine Meldung für die Ortsbehöcde machen könne, auf der Straße habe sich einer erschossen. Der Gefragte verstand den Sinn der hastig an ihn gerichteten Worte nicht gleich, doch nach der näheren Aufklärung machten sich sofort Becker jun., Lehmann und der Hausknecht der „Baumwiese" unter Mit nahme einer Laterne auf den Weg, um den Er schossenen aufzusuchen. Derselbe lag aber nicht mehr an Ort und Stelle, sondern war bereits von dem mit seinem Geschirr gleichfalls von Dresden kommen den Gastwirte Kurtze-Reichenberg aufgefunden und auf dessen Wagen geladen wordev, um, da man glaubte, noch Leben in dem Körper zu spüren, den Verletzten schleunigst der eigenen Behausung zuzu- sühren. Die persönlichen Verhältnisse des Verstor benen sind so gestaltet, daß Selbstmord völlig aus geschlossen ist. Die Schüsse, zwei Schrotschüsse, wurden im Rücken des Ermordeten abgefeuert. Der Mörder muß also hinter Kretzschmar hergekommen sein. Ueber den Thäter ist zur Zeit noch nichts be kannt. Die nach der alsbald eingeleiteten Erörterung angestellten Aufnahmen gestalteten sich dadurch sehr schwierig, daß Kuntze den Ermordeten nicht am Fund orte in seiner Verfassung liegen gelassen. Kretzschmar wurde aufgefunden mit zugeknöpftem Ueberrocke. Die bei ihm noch vorgefundene Barschaft betrug 18 M. 4 Pfg.; die erst vermißte Uhr befand sich in der Wohnung des Ermordeten. TsGeSgeschichte. *— Lichtenstein, 17. Dez. Gestern früh in der 7. Stunde wurde von einem Passanten auf der Straße von Bernsdorf nach Lichtenstein ein hell leuchtendes Meteor mit sehr langem Schweife be obachtet. Das Meteor schien seinen Lauf gleich einer Sternschnuppe vom Himmel nach der Erde zu nehmen. *— Die amtliche Gewinnliste der Dresdener Pferdelotierie ist erschienen und liegt für Interessen ten in den Geschäftsstundsn von 7—12 und von ^»2 bis 7 Uhr in unserer Expedition zur Einsicht aus. — Die Weihnachtspäckereien sollten nicht erst in den Abendstunden, sondern schon vormittags bei der Post aufgegeben werden. Ebenso sollte man die Freimarken selbst aufkleben. Zeitungen sollten nicht vom 19. bis 24. Dezember bei den Pofian- stalten bestellt werden. Das Geld halte man abge- zählt bereit. — Arbeiter-Lohnzahlungen dürfen nach einem Urteil des Reichsgerichts, III. Strafsenat vom 13. Juni 1895 nicht erfolgen an einen Dritten, welcher noch vor eingetretener Fälligkeit der Lohnforderung von dem ber-chtigte» Arbeiter zur Empfangnahme deS Lohns bevollmächtigt ist, thstsächlich aber nicht als Beauftragter des Arbeiters, sondern für eigene Rechnung zur Deckung der dem Arbeiter kreditierten Waren den Lohnbetrag erhebt. — Das sächsische Ministerium des Innern hat von den Bezirksärzten Untersuchungen darüber an» stellen lassen, ob in Sachsen durch die Impfungen für die Gesundheit der Geimpften Nachteile entstan den seien. Den Bezirksärzten sind derartige Nach teile nicht bekannt geworden. — Am Sonnabend hat die Ziehung der Sächs. Pferde-Zucht-Lotterie stattgefunden. Die Hauptge winne fielen auf folgende Nummern: 13986 (1.), 17198 (2.), 3072 (3.), 28672 (4.), 41899 (5.), 25669 (6 ), 6201 (7.). — Die Vorarbeiten zur Ausstellung des säch sischen Handwerks und Kunstgewerbcs im Jahre 1896 schreiten rüstig vorwärts. Wen» auch bisher ver hältnismäßig wenig Mittelungen über diese Vor arbeiten in die Presse gelangten, so haben die ein zelnen Ausschüsse doch in den letzten Monaten eine große Thätigkeit entfaltet, um das Werk zu fördern, das im kommenden Ja^re Hunderttausende nach unserer Residenz ziehen wird. Bis jetzt liegen 530 Anmeldungen von Ausstellern vor und diese bean spruchen einen Ausstellungsraum von rund 5000 gm Bvdenfläche. Auf diesem Gebiet wird sich das heimische Handwerk und Kunstgewerbe entfalten, und es wird dem Beschauer vorführen, was es für das engere Vaterland und den Export leistet. Man hat sich jedoch gesagt, daß dieser Raum zu klein ist, wenn man erwägt, daß Tausende wiederholt die Ausstellung besuchen werden, um sich stu-.denlang aufzuhalten und zu promenieren, und daß in letzter Stunde noch Anmeldungen kommen werden, die zu berücksichtigen sind, trotzdem der bis jetzt verfügbare Raum erschöpft ist. Der geschäftsführende Ausschuß hat daher das Anerbieten des Herrn königlichen Gartendirektors Bouchö angenommen und mit der Regierung einen Vertrag abgeschlossen, nach dem noch rund 40000 Quadratmeter Fläche des kgl. Großen Gartens zum Ausstellungsplatze hinzu ge nommen werden. Auf diesem Gebiete, das von der Havptallee, Lennestraße (Martins Restaurant), Herkules-Allee und nördlich von einer etwa 30 m über den Botanischen in der Richtung zum Zoolo gischen Garten laufenden Linie begrenzt wird, wer den noch etwa 500 Quadratmeter zu Ausstellungs zwecken verwendet werden können. In diesem Ge- DieseS Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 2ü Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserat« werden die viergefpaltme SorpuSzeSLe oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. A u kLio «. Donnerstag, den 19. Dezember 1895, nachmittags 2 Uhr soll im Hofe des Ratskellers ein guter schmaler Webstuhl mit 93 zugleich HWP-WstiM sm MMrs Mlih, Ikmims Mors Zs Wim, MmWml, Mmiem md Mlsm. Amtsblatt für den Stndtrat zu Lichtenstein.