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Dresdner Journal : 19.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-19
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1860
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Drttbeu, 18. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist heute Vormittag 10 Uhr von Leipzig hier ringetrofsen und auf der Villa Seiner Königliche» Hoheit de- Kronprinzen abgetreten. Nichtamtlicher Theil. Uekerstcht Telegraphische Nachrichten. Zeituvgtscha«. (Allgemeine Zeitung. — Kasseler Zei tung. — Patrie. — Constitutionnel. — Preß.) Tagrtgrschichte. Dresden: Artilleriemanövcr. Die bsyerschen Prinzen. — Wien: Zum Unterschleifpro- ceß. Militärische Vorkehrungen. — Triest: Waffen sendung mit Beschlag belegt. — Berlin: Der Prinz- Regent noch in Wittstock. Großfürstin Marie abge- rrist. — München: Abreise des neapolitanischen Gesandten. — Kassel: Kmhessischer AnwaltStag. — Aus dem Großherzogthum Hessen: DieGießcn- Kölner Eisenbahn. — Strelitz: Lcichenbegängniß des Großherzogs Georg. — Frankfurt: Militärisches. Bildung eine- SchühenvercinS projectirt. — Paris: Aushebungsgeseh. Submariner Telegraph nach Ame rika. — Turin: Ankauf von Dampfern. Nachrichten auS dem Römischen. Die neapolitanische Flotte. — Florenz: Oberst Zambianchi freigcsprochen worden. Verletzung deS Briefgeheimnisses in Toscana. — Neapel: Nähere- über Garibaldi s Einzug. Tages befehl Garibaldi'8 an die neapolitanische Armee. Nach richten aus Gaöta. — Stockholm: Der König er krankt. — St. Petersburg: Audienz des montene grinischen Abgesandten. Auswanderung der Krimta- taren verboten. Der „Wladimir" bei Sebastopol ge hoben. Eisenbahnarbeiten. — Beirut: Hinrichtun gen. — Australien: Der Aufstand auf Neuseeland. — New-Uork: Orangistische Erawalle in Kanada. Walker in Trurillo angegriffen. Aufregung in Texas. Miramon geschlagen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dretdver Nachrichten. Praninzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg. Dohna.) Cingesandte». Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Tageßkalender. Anserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienttag, 18. September. In der gestrigen Sitzung de- Neichtraths vertheidigte Cardinal v. Rauscher da- Concordat und behaup tete dabei, da- die Kirche der Einwirkung deS Staate» durch da» Concordat nicht entzogen sei. Reich»rath Maager berief sich dagegen auf die öffentliche Meinung. Graf Apponyi und andere Ungarn «einten, da» Concordat beeinträchtige die Stellung de» Prima» von Ungarn. Hamburg, Montag, 17. September, Nachmit tag». Dir Bürgerschaft hat heute die Mittheilung de» Senats entgrgengenommen, da- derselbe dem Beschlüsse der Bürgerschaft in Betreff de» Com- petenzgrricht» sich zustimmend erklärt. Hierdurch ist die BerfassuugSangelegenheit als beendet zu betrachten und darf die Proclamirung der Verfas sung gegen Ende de» Monat» erwartet werden. Pari», Montag, 17. September. Die Her zogin von Alba ist gestorben. Turin, Montag, 17. September. General Cialdini hat die Positionen Torre di Jesi, Osimo und Castel Kidardo besetzt und hierdurch Ancona von der Verbindung mit General Lamoriciore ab- geschnitten. — In Todi ist ein Aufstand au»ge- brochen. (Jesi liegt am Esino, 6 Stunden westlich von Ancona, Osimo etwa 5 Stunden südlich von Ancona, bastel-Fidardo 2 Stunden östlich von Osimo auf dem halben Wege von dort nach Loreto. Todi, im Tiberthale, ist circa 5 Meilen südlich von Perugia und ebenso weit südwestlich von Foligno entfernt.) Der Gouverneur von Mailand, d'Azeglio, hat seine Entlassung genommen und ist durch den Grafen Pasolini ersetzt worden. —Der au» Perugia nach Turin gebrachte Monseigneur Bella begiebt sich nach München. — Aoligno (im Kirchenstaate, etwa 5 deutsche Merlen südöstlich von Perugia) hat die dreifarbige Kahne aufgepflanzt. Turin, l«. September. (Tel. d. W Z.) Die heutige „Opinione" tadelt Garibaldi » Proklama tion an die Sicilianer. Diese verlangten die An- neriou an Piemont, und Garibaldi erklärte, die Annexion könne nur vom Capitolium au» procla- mirt werden In der Proklamation Garibaldi » wird eine Provokation gegen Frankreich und die Möglichkeit erkannt, daß e» wegen Rom zu Zer würfnissen kommen könnte. Die Verstärkung der französischen Truppen in Rom habe nur in Ga ribaldi» Proclam ihren Grund, Frankreich be fürchte ein Attentat Garibaldi'- auf Rom. Cardinal Antonelli erwiderte auf Cavour- Ultimatum unterm ll.d. M., daß r» jedem Re genten erlaubt sei, fremde Truppen zn halten, nm- somebr dem Papste al- Vater aller Nationen. Die den päpstlichen Truppen zur Last gelegten Unzu kömmlichkeiten seien schwarze Verleumdung. Die Geschichte wisse, durch welche List und Ränke von den italienischen Völkern die „freie" Erklärung erzwungen wurde, und welche Mittel die gegen wärtigen Zerrüttungen heraufbeschworen. Graf Cavour wisse am besten, woher da- Geld, die Waffen und die Mittel aller Art herkamen, um die Jnsurrection anzufachen Cavour - schließliche Aufforderung zur allgemeinen Entwaffnung der päpstlichen Truppen könne nur mit Indignation zurückgewiesen werden und er (Antonelli) protrstire im Namen Sr. Heiligkeit gegen die angrdrohtrn Gewaltthätigkeiten, wozu Piemont kein Anlaß ge geben wurde. Turin, 15. September. (Tel. d. A. Z.) Der König von Neapel ist fortwährend in Gartg; nur die Königin-Mutter soll nach Triest abgereist sein. Der beste Theil deS Heere-, 25 bis 30,0Wt?)Mann, sind dem König treu geblieben und ibm gefolgt, auch sollen sich noch »wei Kriegsschiffe für ihn er klärt haben und nach Gaöta gesegelt sein (vergl. unter Tagesgeschichtr). Genua, 16 September. (Tel. d. A. Z.) Die mobile Nationalgarde hat Befehl, nach der Ro magna zu marschiren. Die Mazzinistischen ComitöS hielten unter dem Vorsitz de- Marchese Bicenzo Ricci eine große Versammlung. Man beschließt eine Deputation an Garibaldi zu senden. London, Montag, 17. September, Vormittag-. DaS erste Detachement der in England angewor benen Garibaldianer hat sich ringeschifft. Die heutige „Morning Post" protestirt gegen die Insinuation der „Times", daß bezüglich Ita liens Alles durch eine neue Territorialabtretung an Frankreich arrangirt werden solle. Dresden, 18. September. Ueber die Proklamation des Königs von Sar dinien, welche die Einrückung der Truppen in den Kirchenstaat begleitete, äußert sich die „Allgemeine Zeitung" folgendermaßen: „Die Proklamation enthält den ausdrücklichen Beweis, daß der König keinen Völker- rechtlichen Grund habe, in die Staaten des Papstes eiu- zufallen; denn Victor Emanuel sagt seinen Soldaten: „Ihr rächt nicht geschehene Injurien". PiuS IX. hat also Nichts gethau, was Sardinien beleidigt oder heraus gefordert hätte, und die Provocation ist lediglich auf sar dinischer Seite. Wenn der König „verhindern will, daß der Haß gegen die Unterdrücker ausbrech«", so stelle er ihm die Marken und die Romagna wieder zurück, nach dem er jenen Haß beschwichtigt und den römischen Kir chenstaat in die Bahn wahrer Reformen hinübcrgelenkt hat! Victor Emanuel unternimmt ja sein Werk „im Frieden mit allen Großmächten", ja wohl auch mit Oester reich! Wenn das Flieden heißt, worin der König und auch wir Ucbrigen gegenwärtig leben, so Hal der Procla- mant seine eigenen Definitionen und kann sich insofern beim Wort nehmen lassen, als der Krieg zwischen Sar dinien und Oesterreich, obwohl die beiderseitigen Kriegs heere sich schon ins Auge schauen, heute noch nicht aus- gebrvchen ist. Wie haltlos und ungerecht die ganze Sache ist, geht schon daraus hervor, daß ein einfacher Tages befehl als Manifest dienen »ruß, und daß man es nicht wagt, eine förmliche Kriegserklärung zu erlassen, obschon man, unbeschadet seiner Katholicität, nichts Anderes un ternimmt, als was unter allen »ernüustigen Leuten ge gen das Oberhaupt der katholischen Ehristcuheit Krieg ge nannt wird! Was für ein hohler schaler Grund ist doch die Forderung der Entlassung der fremden Truppen im Kirchenstaat! Die Welt weiß, daß ihre Anwerbung keinen offensiven Eharakter gegen Piemont hatte. Es ist das Recht eines jeden selbstständigen Staates, Frcmdcnba- taillvne zu brldcn; haben es nicht Frankreich und Eng land jederzeit gethau, und bat nicht Sardinien selbst dem General Garibaldi Fremdeutruppen in beträchtlicher Zahl von Genua aus nach Sicilien nachgeschickt? Aber zu einem so völkerrechtswidrigen Betragen wie daS Piemonts ist jeder Grund, auch der schlechteste, gut genug; man will ja nur eine Handhabe, mag sie auch noch so zer brechlich sein. Doch wir hoffen, daß das sardinische Vor gehen nicht blos eine Protcstatlon von Seiten aller euro päischen Höfe zur Folge haben, sondern daß cs dieselben rascher als bisher über die Lebcndigmachung der Grund sätze des Völkerrechts einigen werde. Dunkel ist übrigens noch bei der Proklamation vom 11. September die Stel lung Garibaldi's zu derselben. Victor Emanuel will den Sih des Oberhauptes der Kirche rcspectiren, und ihm in Uedcrcinstimmung mit den aüiirten Mächten (d. h. wohl Frankreich und England?) „alle Garantien der Unab hängigkeit geben." Rom — so scheint cs — soll also von der Jncorporirung ausgenommen sein. Ist das auch Garibaldi's Wille? DaS ist schwer zu glauben. Oder ist jener Sah nichts Apartes und nur eine wohl feile zeitgemäße Redensart? Wir denken, die Ereignisse, die in dem römischen Gcsammtgcbiet nicht lange ausblci- ben können, werden bald Antwort hierauf geben, denn nach unsrer Meinung ist cs eine Unmöglichkeit, daß sich der Papst und das päpstliche Kirchenregiment in der Stadt Rom allein halten können, wenn das übrige Italien als freies Ganzes wirklich geeinigt ist. Einerseits wird Rom, die Hauptstadt des alten Römerreichs, nicht ausgeschlos sen bleiben wollen, und andererseits braucht jeder König Italiens gerade Rom, da keine Residenzstadt in dem ver einigten Italien die andere als Mittelpunkt anerkennen würde, außer die „ewige Roma." Schließlich möchten wir noch ein Wort über den Fall Neapels sagen und, gegenüber Denjenigen, welche Franz II. in Parallele fetzen mit Jakob II., einen Eklärungsgrund des raschen Stur zes des jungen Königs von Sicilien zu seinen Gunsten anführen. Der Kampf in England zwischen Wilhelm von Oranien und dem Stuart war ein rein dynastischer, kein nationaler im Sinn der jetzigen italienischen Um wälzung. Franz II. hatte nicht gegen Garibaldi, oder eigentlich gegen Victor Emanuel in dem Sinne zu käm pfen, daß die Frage gewesen wäre, ob der Eine oder der Andere den Thron von Neapel inne habe; Franz II. hatte zu kämpfen gegen den König von Italien, und eS fragte sich, ob das Königreich beider Sicilien im Wege der Re volution in dem Königreiche Italien ausgehen sollte. Ein soläwr Kampf ist sehr schwierig, und seht sowohl eine große Persönlichkeit, als auch eine» wohlgeordneten Staat voraus, wenn der Widerstand gegen die blinde Volks macht gelingen soll." Die „Kasseler Zeitung" bringt einen größer» Artikel aus Odcrhesse», der in ruhiger, fester und klarer Sprache nachweist, daß die anerkannt mit den Gesetzen deS Bundes unvereinbare Verfassung von 1831 (deren Garantie bekanntlich auch der Bund ausdrücklich ablehnte) durch Bundesbeschluß (nach Art. 61 und 27 der Wiener Schlußacte) gesetzlich außer Wirksamkeit gesetzt wurde und ohne Staatsstreich und förmliche Renitenz gegen den Bund nicht hcrzustellvn sei; daß die neue Verfassung von 1860 sämmtlichcn ständischen Anträgen bis auf das letzte Wort und den letzten Buchstaben entspreche, daß mithin die kurfürstliche Regierung, welche nur den Beschlüssen deS Bundes und den Wünschen der Stände gemäß ge handelt habe, sich durchaus aus legalem Boden befinde, an welchem sie festhalten müsse; daß einen andern Weg ohne offene Auflehnung gegen den Bund sie gar nicht einschlagen könne. Die Sprache der halbamtlichen französische» Blätter Sardinien gegenüber ist heute milder. Herr Grand- guillot sagt im „Constitutionnel", Frankreich tverde unter keinen Umständen dulden, daß Piemont die Vor theile wieder verliere, die ihm Villafranca gegeben, und die „Patrie" macht dem „Ami de la Religion" bittere Vorwürfe, weil derselbe die Regierung, die Bischöfe und die Bürger Frankreichs aufgefordcrt hat, zu Gunsten dcS Papstes handelnd auszutretcn. Die „Patrie" protestirt besonders gegen die „Frechheit" des „Ann de la Religion", der den Bischöfen vorzuschreiben wage, was sie thun soll ten. Es scheint, man fürchtete eine clcricale Agitation. Der „Constitutionnel" hatte aus Anlaß und als Kom- mentar der Moniteur-Note wegen Abberufung des fran zösischen Gesandten in Turin an die „mit Recht berühmt gebliebene" Broschüre: „Napoleon III. und Italien'", und an deren Inhalt rnrd Principien erinnert, die man, wie Herr Grandguillot beklagt, jenseits der Berge immer zu vergessen scheine. „Die letzten Verlegenheiten", fährt Herr Grandguillot in seinem gestern bereits erwähnten Artikel fort, „fingen mit Sicilien und Neapel an. Da war zu viel auf einmal. Von diesem Tage an sah die Regierung des Königs von Piemont sich durch die Un geduld der Uuitaristen überstuthet und sie entschloß sich, ihnen zuvorzukommen, und heute steht nun nicht mehr die Souveränctät des heiligen Stuhles über eine oder zwei Provinzen in Frage; nein, seine weltliche Unab hängigkeit im Allgemeinen ist gefährdet. Da mußten alle Concessionen aushören und die bisherige Meinungsver schiedenheit einer Desavouirung Weichen." DaS englische Wochenblatt „The Preß" sagt in einem „die neue Koalition" überschriebenen Artikel: „Die Aussöhnung zwischen Oesterreich und Rußland ist eine vollendete Thatsache und wird bald in formeller Weise vollzogen werden. Da gewisse Leute, denen jede Conso- lidirung von Allianzen verhaßt ist, wenn nicht Frank reich an ihrer Spitze steht, emsig bemüht sind, Gerüchte und Insinuationen ungünstiger Art über diese Erneuerung freundlicher Beziehungen zwischen den Cabineten von Berlin, Wien und St. Petersburg auszusprengen, so halten wir cs für unsre Pflicht, zu bemerken, daß die- einfach eine Rückkehr zu der Allianzlagc ist, die zuerst durch die schlaue Politik der französischen Regierung am Schluß des Krimkricgcs aufgehoben wurde. DaS wicder- hergcstelltc Einvernehmen zwischen den drei Regierungen hat weder aggressive noch reactionäre Zwecke. Die öster reichische Negierung ist zu einer Politik strenger Nicht» intcrvention in der italienischen Frage entschlossen, so lange kein Angriff auf ihr eigenes Gebiet gemacht wird. Preußen und Rußland sind ebenfalls entschlossen, die Italiener ihre Angelegenheiten selbst ordnen zu lassen; Feuilleton. Die Dre-dnrr Kunstau-flellung von 1866. XI.') Die Bildhauerarbeiten sind in der diesjährigen Aus stellung von den Gemälden gesondert worden und haben einen eignen Raum erhalten; eine Neuerung und Ein richtung, für die man nur dankbar sein kann, da Be trachtung und Genuß der plastischen Kunstwerke durch diese Sonderung und Jsolirung wesentlich gefördert und gesteigert wird. Nur die Rethel'schen Karton-, mit wel chen die Wände dieser, der Plastik gewidmeten Abtei lung geschmückt sind, haben hier noch einen Platz ge funden. Wir machen nochmals auf diese genialen Arbeiten aufmerksam. Dieselben überragen weit alle übrigen Aus stellungsgegenstände und gehören bekanntlich zu den vor züglichsten Werken der neuern deutschen Kunst. Wir haben Alfred Rethel und seine Schöpfungen, sein Leben und Streben vor einigen Monaten an dieser Stelle aus führlich besprochen und wenden un» daher jetzt den Sculpturen zu. Die Ausstellung ist nicht reich an Sculpturen und auswärtige Bildhauer fehlen fast ganz. Die Nicht betheiligung derselben an unfern Ausstellungen hat seinen Grund in den Schwierigkeiten de» Transportes plastischer Werke. Die beiden einheimischen Meister, an welche sich ein gut Theil sächsischer Kunstehre knüpft, find ebenfalls nicht vertreten; dieselben sind mit großen monumentalen Arbeiten beschäftigt, die sich schließlich räumlicher Der hältniffe wegen auch der Ausstellung entziehen. Letztere beschränkt sich daher nur mit wenig Ausnahmen auf *1 «gl. «r. IS«, 163, 16», 164,177, 178,18i, ISS, ISS, diese« »latte«. Schülerarbeiten, welche als solche aber meist als ganz treffliche Arbeiten zu bezeichnen sind. .Durchgehends macht sich in ihnen der Einfluß der beiden Meister Rietschel und Hähne! geltend, fast durchgehends zeigen sie, wenn auch hier und da nur daS Streben danach, eine feine organische Durchbildung, die Entfaltung eines edcln, von der natürlichen Grundlage getragenen Styles. Der einzige auswärtige Bildhauer, welcher sich an der Ausstellung betherligt hat, ist August Wittich, zur Zeit in Rom, und zwar ist derselbe durch den Gyps- abguß eines Marmorreliefs vertreten, welches die Grab legung vorführt und bestimmt ist, die Vorderseite eines Altars zu schmücken; daS also mithin nicht über der Altarplatte steht, sondern den Fuß deS Altars bilden und bekleiden soll. Es ist, wie die Kunst de- Mittel alter- e- nannte, ein Antependium; eine Form, deren Ge brauch mit der Gestalt des AltarS al- eines blosen Tisches in der ältern Kirche zusammenhing und die sich immer mehr verloren hat, als es Brauch wurde, Gemälde oder anderes Bildwerk auf den Altar zu stellen. Wir er wähnen diese Bestimmung des Reliefs, da sie wohl nicht ohne Einfluß auf die Komposition und Behandlung des Gegenstände» blieb, wenigstens nach dem in Stuttgart erscheinenden „Christlichen Kunstblatte", welches in einem länger«, sehr anerkennenden Aufsätze über die Wittich'sche Arbeit zum bessern Verständniß derselben diese Einflüsse sehr eingehend nachweist und zeigt, inwieweit der Künst ler diesen liturgischen und architektonischen Verhältnissen gerecht wurde. Doch auch ohne solche Rücksichtnahme wird der Beschauer vor dem Werke von der schönen Zeichnung, dem edcln Style der Komposition, wie von der ernst religiösen Stimmung des Ganzen wohlthuend berührt. Dir gelungenste Partie der Arbeit ist jedenfalls die Gruppe, welche Joseph von Arimathia und Johanne- mit dem Leichname bilden; besonder- ist die Gestalt deS Lieblingsjüngers in der Bewegung von großer Schön heit, von derselben Feinheit in der Zeichnung, wenn auch weniger original, ist der Christuskörper. Die fol gende Gruppe, die knienden Frauen, hat im Motiv etwas Befremdendes, vielleicht zu sehr Arrangirtes. Den Schluß des Zuges nach dem Grabe bildet Marie Mag dalene, welche gedankenvoll, in sich gekehrt den Andern folgt. In ihrem Mantel birgt sie die Dornenkrone nebst den andern Werkzeugen der Schmach und der Marter des Herrn. Der untere Theil dieser letzten Figur könnte noch etwas klarer in der Bewegung sein. Eben so könnte man noch vielleicht in den Köpfen einiger Figuren einen kleinen Anflug von Manier entdecken. Bei Alledem aber hat die Arbeit, wie wir schon erwähnten, viel Achtung gebietende Vorzüge und verfehlt nicht, einen tiefen Ein druck auf den Beschauer auszuüben. Ein zweiter der Schule entwachsener Künstler ist Johannes Schilling, der ebenfalls zwei treffliche Ar beiten geliefert hat. Wir betrachten zuerst seinen „ver wundeten Achilles", eine große, in Gyps ausgesührte Statue. Die Ironie dcs höhnenden Schicksals, der Neid der Götter, welcher in die Hände des Paris, dcs nach Salben duftenden Schwächlings, den tödtlichcn Pfeil legte, hat die verwundbare Stelle dcs Helden getroffen. Mit dem linken Arme da» Haupt deckend, während die Rechte schmerzhaft nach dem Pfeile greift, erlahmen die muskel straffen, ehernen Glieder, um unter dem bleichen Kusse des langhinstreckenden Todes zusammenzubrcchen. Das stolz« Haupt neigt sich auf die breite Heldenbrust, wie die Krone einer Palme, auf daß deS Schicksals Unge- witter darüber hrrctnbrausc. Die Figur ist schön ent worfen and der Künstler war im Geiste dcs Griechcn- thumS bemüht, im Achill die jugendlich schlanke Anmuth und Schönheit mit gedrungener männlicher Kraft und Majestät, de» Apollotypus mit dem ZeuSideale zu ver einigen. Dabei ist die Gestalt lebendig; man fühlt den warmen Strom dcs Affcctcs, welcher das Innere durch zuckt, ohne daß die Röhren dcs Lebcnsstromes, der Sehnen und Adcrnapparat, erhitzt und unharmonisch die Schönheit der Linien durchbrechen. Nur der physische Schmerz, welcher das Antlitz durchzuckt, scheint unS zu jäh und wild. Achilles wird von Schmerz durchschauert bei dem Gedanken, daß er der Sonne Licht nicht mehr sehen soll. Wollte er doch lieber der stöhnenden Knechte einer auf Erden sein, als in der Unterwelt der Schaar der Tobten gebieten. Aber er wird nicht so laut auf schreien wie Schilling's Achill. Der Ausdruck de- Schmerzes müßte sich noch mehr mit dem Zuge der Groß- hcit antiken Nothwcndigkeitsinnes, der das Schicksal als etwas Unabwendbare» hinnimmt, verschmelzen, (Lessing giebt hier sehr lehrreiche Erläuterungen. Bekanntlich knüpfte er an die Frage: weshalb Laokoon nicht schreie, seine geistreiche Erörterung deS Unterschiedes zwischen Poesie und Plastik. Er sucht den Grund davon IheilS in dem besonder» Wesen der Plastik, theilS in der eigen- thümlichen Ruhe der klassischen Kunst.) Im Streben nach jugendlicher Schönheit im Achill, im Anklingen an das Apollo-Ideal, ist der Kopf der Figur zu klein aus gefallen, wenigstens den übrigen Gliedmaßen, dem breiten Brustkasten gegenüber. Der Kops allerdings soll in der plastischen Kunst nicht für sich, nicht auf Koste» des Körpers sprechen. Aber es ist ein Jrrthum, wenn man, wie cS üblich ist, annimmt, daß es bei den Griechen Gesetz war, den Kopf klein zu bilden: erst die sinkende Kunst, in ihrer Richtung aus das Weichliche, Reizende und Rührende, that dies — Noch hat Schilling rin GypSmodcll zu cincr in Marmor ausgesührte» Christus statue ausgestellt, welche ebenfalls einen seinen Formen sinn und Stylgesühl zeigt. Das Hauptmotiv ist nicht gewöhnlicher Art und da- Ganze edel und schön. Nur
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