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für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Anzeigen i- dies. Platte, da« zur Zeit'in S2W Exempl eismeutt, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Mlo. AAV Sonntag, den 15. Demnber 1861. Dresden, den 15. Äecember. — Ueber die Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs liegen dem „Dr. I." aus allen Theilen des Landes zahlreiche Berichte vor. Ueberall ist der 12. Decbr. in festlicher Weise begangen worden: Reveillen der Militär-, Schützen- oder Stadtmusikchöre, Flaggenschmuck. Schulfeierlich keiten, Festdiners der Mitglieder der Behörden, und in Gar nisonstädten des Officiercorps, der Gemeindevertreter und Cor- porationen, Beleuchtung der öffentlichen Plätze am Abend wer den übereinstimmend aus fast allen Städten gemeldet. — Auf eine vom Leipziger Verein ehrenvoll verabschiede ter Militairs (Veteranen) an Se. Maj. den König am l2. Dec. Vorm. I I Uhr abgesendete telegraphische Depesche des Inhalts: „Der Leipziger Verein ehrenvoll verabschiedeter Mili tairs fühlt sich gedrungen, das Gefühl treuer Liebe und inni ger Verehrung gegen den allverehrtesten Landesvater durch die tiefinnigsten, ehrfurchtsvollsten Glückwünsche zu Allerhöchstdessen heutigem Geburtsfeste hierdurch aufrichtigst und unterthänigst kundzugeben. Möge der Allgütige unseren erhabenen König noch lange zm Freude seines Volkes und zum Segen des theuren Sachsenlandcs erhalten", ist nach einer Stunde folgende Rück antwort eingetroffen: „Der König an den Verein verabschiede ter Militairs zu Leipzig. Herzlichen Dank für die guten Wünsche. Johann." . — Im photographischen Atelier des Herrn Hanfstängl er schien gestern Mittag 12 Uhr Se. Majestät der König um sich in verschieden Stellungen porträtiren zu lassen, was bis halb zwei Uhr währte. — Gestern Mittag wurde das Spielwaarenlager von Arras in der Seestraße durch den hohen Besuch I. Maj. der Königin, sowie II. KK. HH. der Prinzessinnen Sidonie und Sophie ausgezeichnet. — Aus Dresden vom 5. Decbr. wird der „A. Z." ge schrieben: „Nach den Vorbereitungen zu schließen, die am könig lichen Hofe in dieser Beziehung getroffen werden, dürfte die Entbindung unserer Frau Prinzessin Georg in der zweiten Hälfte des Monats Januar k. I. zu erwarten sein." — Zur Feier des 12. Decembers gab der Freiher v. Burgk seinen sämmtlichen Berg- und Hüttenbeamten (über 100 an der Zahl) in der Teichschenke ein solennes Mittagsmahl. —- Zum Besten der Gustav-Adolph-Stiftung wird Diens tag, den 17. d. Mts. Abends 7 Uhr Herr vr. Keferstein, Lehrer an der hiesigen Handelsschule, eine Vorlesung „über Entstehung und Tragweite der deutschen Reformation" im Stadtverordneten-Saale halten. — In Betreff der vorgestern referirten Gerichtsverhand lung ist nachzutragen, daß der Diebstahl in der Schreibetgafse Nr. Z Herrn Mehlhändler Andreas Wulenk betroffen bat. — Das Sprüchwort: „Undank ist der Welt Lohn!" er wies sich dieser Tage an dem Armenvorsteher, Herrn Zinngießer meister' Böhmer. Nachdem selbiger an verschiedene Almosen- ,mpMg«r weiblichen Geschlechts mehrfach, Hotzund Kohlen vor- theilt hatte und sich nach seiner erst kürzlich gekauften Pelzmütze umsteht, ist solche verschwunden. Eine der Frauen hatte sie aus Dankbarkeit für empfangene Wohlthat mitgehen heißen. Im vorigen Jahre wurden seiner Frau bei gleicher Gelegenheit zwei silberne Fingerhüte geklemmt. , . — Zweites Theater. Am Geburtstage Sr. Maj. des Königs war das Theater festlich erleuchtet und in sinniger Weise mit Tannenreisern geschmückt. Der von Herrn Franke gesprochene Festprolog brachte in poetischer Weise die Gefühle treuer Landeskinder zum Ausdruck, nur konnte man den leisen Wunsch nicht bergen, es möchten dem Sprecher kräftigere Lun gen gewachsen sein, auf daß er nüt geringerem Kraftaufwand alle Räume des Hauses besser durchdringe. Etwas langsame res Sprechen hätte vielleicht diesem Ziele näher gebracht. — Ueber das vorgeführte Lustspiel: „Ein Blatt Papier" von F. Lichterfeld läßt sich leider wenig Günstiges sagen. Ist auch dessen Sujet nicht geradezu eines der allergewöhnlichsten, so ent behrt es doch jeder Tiefe und zeigt in der Bearbeitung be dauerliche Längen. Nachdem sich die Handlung mühsam in dm zwei ersten Acten entwickelt hat, schließt sie im dritten ab, ganz so endend, wie sich im Anfang vermuthen ließ und obrnsiü fast ohne jeden Effect! Daher war es auch erklärlich, daß beson ders die Rrbenaeteurs mit einer gewissen Unlust ihre Rollen memorirt hatten, vulgo des Souffleurs wesentlich bedurften und trotzdem sich wiederholt versprachen, wodurch das Ensemble nicht gewann Ja, hätte nicht Frau Director Nesmüller mit Herrn Frohmüller und Herrn Weßnig, durch ihr an erkannt braves Spiel das Ganze gehalten, so war ein vollstän diges Fiasco zu befürchten — Ruhe deshalb dies Blatt Pa pier sanft in der Gruft der Theaterbibliothek und werde ihm deren Staub leicht! ää. — Derselbe Vortragende, der in einer früheren geselligen Zusammenkunft des Turnvereins die Geheimnisse des Baue- unserer Erde, so weit es überhaupt Menschen möglich ist, ent hüllte, fesselte am Freitag die Zuhörer nicht minder durch einen Vortrag über den Plan der Schöpfung im Thierreich. Er legte in Kürze dar, daß die vorsündfluthlichen Thiere, deren Skelette wir unter der Erde finden, keine Stammväter der jetzt leben den Thiere seien. Aber wie sind diese entstanden? Durch Eier. Wo kommm die Eier her? Aus was entstand der Baum? Aus Blüthenstaub oder Saamen Wo aber kam die ser her? Dies Alles sind Fragen, die wir nicht anders beant worten können,. als daß die unsichtbare Hand des Schöpfers aller Dinge sie schuf. Die Thiere, welche am wenigsten com- plicirt in ihrer Zusammensetzung sind, warm die ersten, welche geschaffen wurden, wie z. B. die Würmer, ihnen folgten immer Vollkommenere, bis das größte und herrlichste Geschöpf, der Mensch, zur Erde kam. Ob eines aus dem anderen entstand? Wohl nicht, die Grenzen, die zwischen jeder der Classen des Thierreichs brstehm, sind zu bestimmt, um eine solche Behaup tung aufzustellen. Und wie viele Jahre dazwischen liegen, ehr wieder ripe Mnexgtron vollkommmer als die vorhrvgchende ent-