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Dresdner Journal : 19.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190306196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030619
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-19
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1903
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-IW" Drcs-M Zmmml I Herausgegeben von der Königl. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. -rschetueur Werktag« nach«. 5 Uhr. — Origtaalberichte und Mitteilut^ea dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werdrn. ^133. 1303. Freitag, den 19. Juni nachmittags z AukündtgungSgebützren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal Htspaltcnrn Antündi- gunaS-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daklionSstrichiTinaeianb oie Textzrile mitiier Schrist oder deren Raum SO Pf. Tebührm - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinend« Nummer W Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Heschtslofteue innerSackl Arerden» 2,so M. (nnlchl. Zuiragung), durch die »m Deutschen Reiche 3 Pt. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. ' Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schrlstleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da« Pvstgeld beizusügen. Amllichrr Teil. v. Metzsch 580S Dresven, 19. Juni. Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz, der von dem Kommando in Bitsch zurück «1 Berlin. L (BchSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil Lunst und Wissenschaft. V echte Kalauer Lust; ein erkleckliche« Sümmchen Senti- die der der die ein Die Französische Fröderic Masson Mentalität wird verzapft und immer zur rechten Zeit auf die Tränendrüse de« Publikum« gedrückt, wenn dir Diaschinc stehen zu bleiben drohte. Wa« in dieser Posse vormittags gekehrt Se. Majestät der König haben dem Kunsthändler Andreas Johann Fischer in Leipzig das Prädikat „Königlicher Hofkunsthändler" Allergnädigst zu ver leihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Hufschmied und Schmiedemeister Ernst Max Naumann in Dresden das Prädikat „Königlicher Hofschmiedemeistcr" Allergnädigst zu verleihen geruht. Majestät der Kaiser traf gestern um 5 Uhr nachmittags von Meppen kommend, hier ein und begab Sich durch die festlich geschmückten Straßen nach der großen Bult, wo sich die von der deutschen Landwirtschaftsgesellschast veranstaltete Ausstellung befindet. Auf der Fahrt dort hin wurden dem Monarchen von einer zahlreichen Volks menge lebhafte Huldigungen dargcbracht. Vor der Tribüne der Ausstellung wurde der Kaiser vom Präsidenten und der Direktion der Landwirtschaftsgesellschast empfangen. Ferner waren zur Begrüßung der preußische Landwirtschastsministcr v. Podbielski, sowie die Spitzen der Behörden erschienen. Als der Kaiser, Allerhöchstwclchcr die Jnterimsuniform des Königs-Ulanenrcgimcntü trug, die Tribüne betrat, brachte die nach vielen Tausenden zählende Zuschaucr- menge begeisterte Hochrufe aus. Es begann alsdann die Vorführung von Pferden und Rindern, nach deren Beendigung Se. Majestät in einem Wagen eine Rund fahrt durch die weitgedehnte Ausstellung unternahm. Eingehender besichtigte der Kaiser die Sondcrausstellung der Hannoverschen Landwirtschaftskammer und verweilte besonders lange in der von der Zentrale für Spiritus- verwcrtung veranstalteten Sonderausstcllung, bei deren Besichtigung Er namentlich für Verwendung des Spiritus glühlichts zur Straßenbeleuchtung in kleinen Gemeinden Mit Genehmigung des Ministeriums des Innern, sowie des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts wird die Verbandsgemeinde Reusa, be stehend aus den Orten Reusa, Kleinfriesen, Sorga und Tauschwitz und das Rittergut Reusa am 1. Juli 1903 mit der Stadt- und Schulgemeinde Plauen i. B. vereinigt. Dresden, den 17. Juni 1903. Ministerium des Innern. XII. (1. K. S.) Armeekorps, fuhr vorgestern abend 7 Uhr 15 Min. von Dresden-Neustadt nach dem Truppenübungsplatz Zeithain, übernachtete daselbst im Barackenlager und wohnte gestern der Regiments bcsichtigung der Grenadier Regimenter Nr. 100 und 101 bei. Tie Rückkehr erfolgte im Laufe des gestrigen Nachmittags. Dresden, 19. Juni Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg ist hcnte 10 Uhr 17 Min schläferten, jetzt zwei Komödien, die lustig sind und Leute zum Lachen und zur Rührung bringen, denn moderne Theaterbesucher verlangt beides. Die eine Komödien ist Pierre VeberS „Die Geliebte", andere „Daisy" von Bernard. Veber ist noch kommandierende General des Deutsches Reich. Aus Hannover wird gemeldet: Se Tayesgeschichte. Dresden, 19. Juni. Am heutigen Sterbe tage Sr. Majestät des hochseligcn Königs Albert ließen Ihre Majestät die Königin-Witwe sowie Ihre Königl. Hoheiten der Fürst und die Frau Fürstin von Hohenzollcn am Sarkophage Aller höchstdcssclbcn in der Königl. Familiengruft der katholischen Hofkirche je einen kostbaren Kranz nieder legen. Desgleichen legten Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Johann Georg Kränze am Sarkophag nieder. Im Laufe des Vormittags wurden durch die Herren des Königl. Dienstes, durch Abordnungen der Königl. Sächsischen Armee, der Offiziers korps des 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr 100, des Gardereiter - Regiments, des 1 Husaren Regiments „König Älbcrt" Nr. 18, des 1. Feld Artillerie-Regiments Nr. 12 und des 7. Königs Infanterie-Regiments Nr. 10(», ferner vom Sachsen Militärvereinsbund, vom Militärvcrein Sächsischer Grenadiere, Albert-Verein und König Albert Jubi läumsstiftung Sächsischer Staatsbeamten, sowie vom Deutschen Kriegerverein König Albert von Sachsen in Berlin und vom Offizierskorps des Infanterie Regiments Alt Württemberg (3. Württembcrgischcsi Nr. 121 in Ludwigsburg kostbare Blumenfpeuden niedergelegt. In der katholischen Hofkirche wurde anläßlich des Sterbetages weiland Sr. Majestät des Königs Albert um 11 Uhr vormittag das Requiem von Cherubini aufgeführt. Wissenschaft. * Aus Paris wird gemeldet: Zn den Stichwahlen. Wenn durchweg ein Zusammengehen der bürger lichen Parteien bei den bevorstehenden Stichwahlen gegen die Sozialdemokratie an sich dringend geboten ist, so läßt sich dadurch zweifellos auch der Eindruck zum Teil verwischen, den die sozialdemokratischen -Erfolge bei der Hauptwahl auf die große Masse der Bevölkerung ausgeübt haben dürften. Die Sozial- Akadcmic wählte den Historiker und den Romancier Rcnp Bazin zu Mitgliedern getreues Auditorium geschaffen Auch der „Fremdenstrom" macht sich in dem Theater, in dem viele Kompositionen dargeboten werden, bemerkbar Das Publikum unterhält sich ausgezeichnet und Direktor Jahnke — lacht. . . vr. E Srnennungen, Versetzungen re. tm öffent lichen Dienste. Am «eschäftsvereichr de« Ministerium« de« «ul- Su« und Sffenttichen Unterrichts. Erledigt: die 3 ständige Stelle an der 7klassigen Volksschule zu Leubsdorf. Kollawr: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1350 M. Grundgehalt, welches sich vom 25. Lebensjahre und erlangter Ständigkeit an gerechnet Smal aller 3 Jahre um 1öv M und 5mal aller «Jahre um 100 M. erhöht bis zum Höchstgehalt von S3W M. Ander wärts verbrachte Dienstjahre werden mit in Anrechnung gebracht. Außerdem freie Wohnung mit Garten und 110 M. für Unterricht in der Fortbildungsschule. Bewerbungen mit den erforder lichen Unterlagen — amtliches Führungszeugnis bis in die jüngste Zeit —, sowie Angabe über Militärverhältnisse bis zum 1. Juli an den K. Bezirksfchulinspektor Sattler in Flöha. — Zu besetzen: die 3 ständige Lehrerstelle an der Schule zu Wechselburg Lollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1400 M Grundgehalt, 120 M WohnungSrnt- schädigung für einen unverheirateten, 180 M. für einen ver- l)«irateten Lehrer. Bewerber mit musikalischer Befähigung werden bevorzugt. Gesuche unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse, insbesondere auch eines AmtssührungSzeugnisscs bis ^us die jüngste Zeil, an den K. Bezirksschulmspektor vr. Schilling in Rochlitz bis 10. Juli. Nichtständige Bewerber haben den Militürdienstnachweis beizubringen; — die 2. stän dige Lehrerstelle zu Ansprung bei Zöblitz. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1200 M. Gehalt, 150 M. unwiderrufliche persönliche Zulage, 110 M. für Turnunter richt, freie Wohnung und Gartengenuß. Gesuche mit den er forderlichen Beilagen bis zum 6 Juli an den K. Bezirksschul- inspektor vr. Bräutigam in Marienberg. vorgeht, ist ungeheuer traurig: ein Dienstmädchen wird ins Gefängnis geführt, weil sie ihrer Gnädigen einen Schmuck gestohlen — haben soll. Da sitzt sie nun so lange umsonst — „gratis" sagt Ouisenow — bis der letzte Akt herankommt und sie freigelaffen werden kann. Gespielt wurde ziemlich mäßig. Am besten war Alfred Schmasow als Quisenow. Hansi Niese hatte uns in den letzten Wochen ihre fesche, frische Kunst zugcwendct, doch ohne langen Erfolg, weil die Stücke, die sic aus der Josefssladt mitbrachtc, hohle, gedankenlose Schmarren waren. Ihr Gatte, Joses Jarno, hat sich jedoch zu helfen gewußt und hat nun in die Schwüle dcS Parketts eine Brise Pariser Parfüms fahren lasten. Es gibt im „Neuen Theater", wo noch vor kurzem die „Schrottenbachs" jedermann ein Dresden, 19. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute vormittag 10 Uhr 17 Min. von Bitsch nach Dresden bez. Oberloschwitz zurückgekehrt. junger Mann, auf den die Schwankheroen Capus und Feydeau lächelnd herabsehen, und der dennoch ein un gleich feinerer Kopf ist als beide zusammen. Auch er schreibt Pariser Ehebruchkomödien, doch er tut cs mit einem überlegenen Humor, mit graziöser Ironie. Die andern poltern, brauchen einen Alexander zu ihren komischen Wirkungen, sind SituationSpocten. Veber kennt diese Unarten oder dieses Unvermögen nicht. Seine Wirkungen liegen in der abgcmcstencn Feinheit und Logik de« Dialogs, ja in der psychologischen Entwicklung Und darum ist auch Handlung in seinen Komödien zu spüren Er wird die lächelnden CapuS, Feydeau und Hcnnequin bald überholt haben. Da« zierliche Liederspielhaus im Krollschcn Garten hat sich, wie vorauszuschen war, auch in dieser Saison nicht nur glänzend eingeführt, sondern auch wieder ein Berliner Thcaterbrief. Berlin, 18. Juni. Ten Berliner Theatern gönnt der Sommer nicht lange Frieden. Fast merkt man es kaum, daß überhaupt -ein Stillstand eingetrctcn ist Im Gegenteil: um die Schwüle der Langweile zu verscheuchen, sorgt man in tzen Theatern auf alle erdenkliche Weise für Kurzweil. Gäste waren diesmal wenig hier. Die Sarah und die Duncan kamen und gingen Cyrano - Coquelin, die Rs- jane, die sonst in jedem Jahre mit peinlicher Pünktlich keit wiederkehrten, blieben aus, und auch das Theater von Monte Carlo, das mit allem Paukenschlag der Re klame eine an Glanz und Pracht noch nie dagewcsene, von intimstem künstlerischen Verständnis getragene Auf führung von Hektor Berlioz' „Fausts Verdammnis" an- kündigtc, kam nicht. Toch etwa« blieb uns nicht ge schenkt. DaS war eine Hamletaufführung „nach der Auffassung von Hermann Türck". Hr Hermann Türck hat im Jch-Ton ein Buch über den genialen Menschen geschrieben und hat Shakespeares Hamlet für wert ge- endgüllige Entscheidung über die Zusammensetzung deS neuen Reichstages fallen. Leider haben die dringenden Mahnungen zu regerer Beteiligung an den Hauptwahjen nicht viel ge holfen Zahlreiche Wähler sind auch diesmal der Urne fern geblieben und haben der Sozialdemokratie neue Siege er möglicht Die sozialdemokratische Presse triumphiert ob dieser beschämenden Erfolge. Der „ Vorwärts' erklärt bereits Deutschland als dos Land der Sozialdemokratie. Die Stichwahlen sind darum diesmal von besonders hoher Bedeutung. Die vorliegenden Stimmeneraebnisje zeigen, daß es noch immer möglich ist, ein weiteres Anwachsen der Sozialdemokratie zu verhindern, wenn die bürgerlichen Parteien einmütig Zusammenhalten. Um insonderheit den konservativen Kandidaten, die in der Stichwahl stehen, zum Siege zu verhelfen, darf kein Mittel unversucht bleiben, um noch einmal auf die Säumigen zu wirken, die am letzten Dienstag ihr Wahlrecht nicht ausgeübl haben. Im übrigen kann für unsere Partei die Stichwahlparole wiederum nur lauten: Unter allen Umständen gegen die Sozialdemokratie. Es muß daher bei den Stichwahlen jede konservative Stimme ausgeboten werden, um darzutun, daß die konservative Partei gewillt ist, die Sozialdemokratie mit allen Kräften zu bekämpfen. Als eine Partei, die aus christlichem und monarchischem Boden steht, muß gerade die konservative Partei alles, jeden Mann und jede Stimme, herbeiführen, um den Sozialdemokraten, den Vertretern deS Anlichristentums und der Republik, möglichst zahlreiche Niederlagen zu bereiten. Wir treten nicht in die Schranken für diese oder jene Partei, sondern für unser Vaterland, für das Gemeinwohl, für die Monarchie! Es wird unseren Wählern in manchen Wahl kreisen starke Selbstverleugnung kosten, um für Gegner Stimm zettel abzugeben, die unsere Partei vielleicht mit unbilligen Mitteln bekämpft haben und die, wie die Freisinnige Ver einigung, der Sozialdemokratie bedenklich nahestehen Aber diese Selbstverleugnung muß geübt, der Ehrcnschild der Partei muß rein erhalten bleiben. An den Stichwahlen werden sich die Geister scheiden. Für oder wider die republikanische Sozialdemokratie wird die Losung sein. Wer für die Sozialdemokratie — sei es auch indirekt durch Stimmenthaltung — cintritt, der stellt sich selbst an den Pranger. Also, aus zu neuer Arbeit mit unserem alten Wahlspruch: Mit Gott für Kaiser und Reich, für König und Vaterland!" Ferner gibt der Vorstand und Ausschuß der vereinigten nationalen Parteien im Wahlkreise Essen folgende Wahlparole aus: „Nach dem ziffernmäßigen Ausfall der Hauptwahlen glauben wir es jedem einzelnen unserer Parteifreunde über lasten zu sollen, ob er bei der am 25. d. Mts. stattfindenden Stichwahl zwischen dem Zentrumsvcrtreter und dem Sozial demokraten von seinem Stimmrecht Gebrauch machen will oder nicht. Wir sprechen aber die zuversichtliche Erwartung aus, daß diejenigen unserer Parteifreunde, die sich an der Stichwahl beteiligen, ihre Stimme nicht zugunsten des Ver treters der Sozialdemokratie abgcben werden. Der Gesaml- aussall der Hauptwahlcn, die der sozialdemokratischen Partei neben einer Vermehrung ihrer Mandate in der Hauptwahl auch noch eine Beteiligung an mehr als 100 Stichwahlen ge bracht haben, zeigt deutlich, daß derjenige, der zu einer weiteren Stärkung der Sozialdemokratie beitragen wollte, sich eines schweren politischen Fehlers schuldig machen würde, und wenn in den Kreisen unserer Partei freunde gegen die Zentrumspartei, wegen der von dieser Par tei besonders in den letzten Wahlstugblättcrn und Wahl- plakaten angewendeten skrupellosen Kampfcsweise, eine heftige und gerechte Erbitterung herrscht, so darf hierüber doch nicht vergessen werden, daß der gemeinsame Feind, der, wie die Hauptwahl gezeigt hat, alle aus das stackste bedroht und der durch sein Verhalten im Reichstage und durch seine wüste und vergiftende Art der Agitation — die Bolksrechle in ge fährlichster Weise in Frage stellt, die revolutionäre Sozial demokratie ist. Diesen Feind abzuwehreu, erscheint im Augen blick als die hauptsächlichste politische Notwendigkeit". Diese Wahlparole bringt, wenn auch in Zu spitzung ans spezielle Essener Verhältnisse, den weiter oben ausgesprochenen Grundsatz zum Ausdruck, der für die Stichwahlen leitend sein muß, nämlich den Grundsatz des Zusammenhaltens aller bürgerlichen und staatserhaltendcn Elemente gegenüber der revolutionären Sozialdcmo kratie. Das Essener Beispiel wird hoffentlich in den weitesten Kreisen vorbildlich wirken. bauten der Kgl. Schauspiele ernannt. Eine neue Ara Hülsen beginnt also; große Traditionen sind weiterzuführen. Hr. v. Hülsen wird jetzt wenig über vierzig Jahre alt sein. Er ist ein alter Theaterpraktiker; er hat das Wiesbadener Hoftheater lange Jahre hindurch verdienstvoll geleitet und tritt nur in einen größeren, aber in keinen neuen Betätigungskreis. Als sein Vater, Botho v. Hülsen, vor beinahe fünfzig Jahren die Generalintendantur der Königl. Schauspiele übernahm, war er erst fünfunddreißig Jabre alt. Der Sprung vom kunstsinnigen Premierleutnant und Regimentsadjutanten zum Generalintendanten er hitzte damals die Köpfe nicht wenig. Aber gerade das war dem geistvollen König Friedrich Wilhelm 1V. so recht nach dem Willen. „Was die Leute nach diesem Aktus sagen, und wie sie sich die Köpfe und Zungen darüber zerbrechen werden", äußerte der König selbst nach der Ernennung. Der Wille des Königs rächte sich nicht Botho v Hülsen hat uns erst begreiflich gemacht, welche künstlerischen Kräfte die beiden Berliner Königl. Theater zu bergen vermögen. Der neue Generalintendant besitzt Eigenart und Willen genug, um die Traditionen des Vaters der Zeit gemäß fortzuführen. Den besten Erfolg dieser Woche hat wieder einmal der in der letzten Zeit so pietätlos ausgegrabene David Kalisch gehabt. Das Schillertheater X. hat das Verdienst, seinem am Wedding ansässigen Publikum die alte Posse „Berlin, wie es weint und lacht" ver mittelt zu haben Damit die Geschichte, die 1855 demokratie brüstet sich mit Vorliebe, daß die großen Städte, namentlich die großen Handels- und See städte, im Reichstage sozialdemokratisch vertreten sind. Bei der Hauptwahl am vergangenen Diens tag ist es den Sozialdemokraten aber nicht ge lungen, ihre bisherigen Mandate in Königsberg i. Pr., Breslau-Ost, Magdeburg und Frankfurt a M. im ersten Wahlgange zu behaupten. In allen vier Großstädten stehen die sozialdemokratischen Kandidaten vielmehr mit solchen der bürgerlichen Parteien zur Stichwahl Die Entscheidung liegt in der Hand derjenigen bürgerlichen Wühler, die bei der Hauptwahl ihre Stimmen bürgerlichen Kandi daten zugewandt haben. Vereinigen bei den Stich wahlen auch diese ihre Stimmen auf den zur Wahl stehenden bürgerlichen Kandidaten, so ist nach menschlichem Ermessen die Eroberung aller vier sozialdemokratischen großstädtischen Mandate nahezu gesichert. Dabei fällt ins Gewicht, daß an dem Er folge die meisten politischen bürgerlichen Parteien beteiligt sein würden. Das Mandat von Königsberg i. Pr. würde der freisinnigen Volkspartei, das von Breslau-Ost einem auch dem Zentrum genehmen Kon servativen, das Magdeburger Mandat einem National liberalen und das von Frankfurt a. M. einem Mit- gliede der süddeutschen Volkspartei zufallen. Die Wahlunterstützung, welche die verschiedenen bürger lichen Parteien sich in den in Rede stehenden Wahl kreisen leisten würden, fände mithin für die meisten von ihnen auch ihren Lohn in der Vermehrung der Mandate der eigenen Partei, und cs wäre fogar eine formale Verständigung von Parteileitung zu Parteileitung im Sinne dieses Zusammengehens denk bar. So wird man sich denn auch der sicheren Hoffnung hingcben dürfen, daß die Wähler aller bürgerlichen Parteien bei den Stichwahlen geschloffen gegen die Sozialdemokratie zusammengehen und ihnen so jene großstädtischen Mandate entreißen werden. Damit würde nicht nur dem Sicgeszuge der Sozial demokratie ein wirksamer Dämpfer aufgesetzt werden, cs würde auch, was praktisch sehr viel wichtiger ist, der großen Masse der Bevölkerung sehr nachdrücklich vor Augen geführt werden, daß auch in den Groß städten die Sozialdemokratie nicht das entscheidende Wort führt, sondern daß sie ihren Herrn und Meister in den bürgerlichen Parteien findet, wofern diese nur den Entschluß finden, sich unter Zurückstellung der trennenden Momente gegen sie zu vereinigen. Gerade im Hinblick auf die eifrige agitatorische Verwertung der Machtstellung der Sozialdemokratie in den großen Städten wäre cs von ganz besonderem Werte, wenn der breiten Masse auf diese Weise auf das Nachdrücklichste zu Gemütc geführt würde, daß in Wirklichkeit die Sozialdemokratie nicht entfernt aus sich heraus die von ihr behauptete Macht besitzt, sondern daß ihre Machtstellung auch in den großen Städten in der Hauptsache nur auf der Uneinigkeit und der gegenseitigen Bekämpfung der bürgerlichen Parteien beruht. Wenn es daher die Ehrenpflicht aller bürgerlichen Elemente ist, die Mandate von Berlin I, Stettin und Danzig gemeinsam gegen den sozialdemokratischen Ansturm zu verteidigen, so ist cs auch ein unabweisbares Gebot politischer Klugheit, durch entschlossenes und geschlossenes Zusammenwirken den Sozialdemokraten die zur Stichwahl stehenden vier großstädtischen Mandate abzuringen. Die Parteileitung der deutschen Konservativen veröffentlicht in der^heute erschienenen Nummer der „Kons. Korresp." folgenden Aufruf für die Stich wahlen: „In zablrkickcn Ctichwablen w-rd auch diesmal erst die -j- Wie aus Wien telegraphiert wird, starb daselbst in der vergangenen Nacht der Rektor der Universität, Hofrat Prof. vr. Karl Gusscnbauer. — Der Ver storbene, geboren 1842 zu Obcr-Vellach in Kärnthen, studierte in Wien Medizin, wurde dort Assistent an BillrothS Klinik und 1875 ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik in Lüttich. 1878 wurde er an die deutsche Universität in Prag und 1894 als Nachfolger BillrothS nach Wien berufen Seine hervorragendste chirurgische Bedeutung erlangte Gusscnbauer auf dem Gebiete der Kehlkopfexftirpation, der Magcnresektion und partiellen Darmrescktion, der künstlichen Knochcntrennung, der Massage, der Nerven dehnung und der akzidentellen Wundkrankheitcn Sehr bekannt ist er u. a. auch dadurch geworden, daß er den ersten brauchbaren künstlichen Kehlkopf konstruierte Unter Gusscnbauer« Schriften sind zu erwähnen: „Die trau matischen Verletzungen" (1880), „Scphthämie, Pyohämie und Pyo-Sephthämie" (1882), „Beitrag zur Exstirpation von Beckenknochcngcschwülstcn" (1891). Prof. Gussen- bauer war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Heilkunde" in Prag und des „Archivs für klinische Chirurgie". halten, auch zu dieser Spezies zu gehören Auf diesem Fundament stehend, hat er nun den Hamlet verarbeitet vr ist der gigantischen Größe Shakespeares natürlich nicht um einen Millimeter breit nahe gekommen, sondern aktuell erschien, nicht gar so antik auSschaüte, hatte man hat nur bewiesen, ivie weit cü künstlerische Verständnis- sie mit neuen Couplctversen und neuen Melodien auf- losigkeit treiben kann „Shakespeares Hamlet nach der . geputzt, hatte man ihren kulturellen Gesichtskreis bi« auf Auffassung -Hermann TürckS"! Soll manS für einen Leichner und die Siege«allce erweitert. Im übrigen minder guten Witz halten oder für eine Selbstüberhebung? " " ' Inzwischen ist nun da« längst Bestimmte Ereignis geworden: Se. Majestät der Kaiser hat bei den glänzenden Festspielen in Wiesbaden Hrn. v. Hülsen zum Gcneralinten-
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