Volltext Seite (XML)
Skr. 196 23. August 1854 Mutsche Mgmtiiit Zeitung e, Nr. 2.) «Wahrheit »ud Recht, Freiheit uid Tesch! s 10 Uhr lche Rci- ie rol onen der nach den zesbillets j248tj l Leiden an t» L^er i Pretzsch. Verwank- i und der jedoch nicht aus wirklicher Friedensgeneigtheit, sondern aus Kriegslist im Allgemeinen, um nämlich Zeit zu gewinnen. In wenigen Wochen wird die Natur für größere Kriegsoperationen Waffenstillstand gebieten. Geradezu unmöglich aber ist es, daß bis dahin die friedliche Schlichtung der verwor renen Streitfrage vollendet sein könnte. Es müssen also sä'mmtliche Mächte über Winter in Kriegsrüstung bleiben. Es bedarf gewiß keiner nähern Ausführung, daß Rußland sich dabei in günstigerer Lage befindet als alle andern Betheiligten. Zumal wenn man die Türkei betrachtet, muß man fürchten, daß der kranke Mann durch solche lange unnatürliche Anspannung der äußersten und letzten Kräfte unter den Händen der Aerzte eines unseli- gen Todes sterben könnte. Und was kann während der sechs bis acht Mo nate des Waffenstillstandes im Westen Alles geschehen, was Rußland zu statten käme! Auch in diesem Falle ist die Kriegslist Rußlands zumeist ge gen Oesterreich gerichtet. Dieses ist nämlich bei allen occidentalen Eventua litäten in gefährlicher Weise interessirt; eS wäre daher für dasselbe sehr schlimm, wenn es sich auf solche Eventualitäten einlassen müßte, während auch die orientalische Frage noch nicht gelöst wäre. Aber auch ein schlim merer Fall als jeder der eben betrachteten ist nicht undenkbar. Es ist mög lich, daß Rußland zunächst einen Hauptschlag auf Oesterreich führen wolle, denn wesentlich Oesterreich hat die russischen Plane vereitelt. Ein Kampf an der Donau mit Oesterreich wäre nach der Natur der jetzigen Lage ein im voraus verlorenes Unternehmen. Deshalb räumt Rußland die Donau länder. Es sucht die Vorsicht Oesterreichs durch Friedensvorstellungen ein zuschläfern, cs will cs in die Fürstenthümcr cinrücken, sich in die civile Ord nung derselben verwickeln sehen, um inzwischen auf einem andern Punkte, nämlich von Polen aus, einen Angriff zu machen. Alles, was Rußland dort eben jetzt unternimmt, deutet auf einen solchen Plan. Hoffentlich wird Oesterreich auf beiden Punkten mit geistiger und mit Waffengewalt gerüstet sein. An der Donau nicht länger zögern und in Polen auf das Schlimmste gefaßt sein: das ist die Losung für Oesterreich. Deutschla«d. Frankfurt a. M., 20. Aug. Die Frankfurter Postzeitung berichtet: „Oesterreich und Preußen machten in der Sitzung der Bundesver sammlung am 17. Aug. gemeinsame Vorlage der auf die orientalischt Frage bezüglichen Aktenstücke. Dieselbe war aus dem Grunde bis zu die ser Sitzung ausgesetzt worden, weil das österreichische Cabinet der Bundes versammlung die gesammten Verhandlungen bis in die jüngsten Tage zur Kenntniß zu bringen beabsichtigte. Sie umfaßten: 1) Die russische Ant wort auf die österreichische von Preußen unterstützte Sommation in einer Depesche des Grafen Nesselrode an den Fürsten Gortschakow vom 17.(29.) Juni, und in einer Depesche des Grafen Nesselrode an den Baron Bud berg vom 18. (30.) Juni. 2) Die Erwiderung von Oesterreich und Preu- ßen in einer Depesche des Grafen Buol an den Grafen Valentin Esterhazy vom 9. Juli, und in einer Depesche des Frhrn. v. Manteuffel an Baron Werther vom 17. Juli. 3) Die Vorlage der russischen Antwort an die Westmachte in einer Depesche des wiener Cabinets an die österreichischen Gesandten zu London und Paris vom 21. Juli, und in einer Depesche des berliner Cabinets an die preußischen Gesandten daselbst vom 24. Juli. 4) Die zwischen Oesterreich, Frankreich und England gewechselten Nyten zur Constatirung der bekannten vier Punkte, und zwar in der Note des Hrn. de Bourqueney und Lord Westmoreland an den Grafen Buol vom 8.Aug.; in der Note des Grafen Buol an beide genannte Gesandten vom 8. Aug. 3) Die Vorlage der vier Punkte in Petersburg in der Note des Grafen Buol an den Grafen V. Esterhazy vom 9. Aug., und in der Un- terstützungsnotc des Frhrn. v. Manteuffel an Baron Werther vom 13. Aug.; endlich 6) Die österreichisch-türkische Convention vom 14. Juni. Sämmt- liche Aktenstücke wurden dem Ausschuß für die orientalischen Angelegenhei ten überwiesen." o Frankfurt a. M., 18. Aug. Was die in der gestrigen Sitzung der Bundesversammlung zur Erledigung gekommene Vcrfassungsfrage der Freien Stadt Bremen betrifft (Nr. 194), so wird Ihnen bekannt sein, daß die Bundesversammlung verschiedene Punkte der zwischen dem bremer Senat und der Gesetzgebenden Versammlung vereinbarten Verfassung als mit den Zwecken und Grundgesetzen des Bundes im Widerspruch stehend bezeichnete und die hannoversche Regierung beauftragte, durch Absendung eines Com- missars darauf hinzuwirken, daß die Verfassung jenes Freistaats mit den Bundesgesetzen in Einklang gebracht werde. Dieses Commissorium wurdc nun, wie bekannt, dem früher« hannoverschen Kriegsminister General Ja cobi ertheilt. Unter seiner Mitwirkung wurde die Verfassung einer Aen- derung unterzogen, die zwar nach Ansicht des Generals vollkommen den Foderungen des Bundes entsprach, die aber einer kleinen frommen Partei in Bremen nicht genügte. Besonder« Anstoß erregte bei dieser die Glcich- n. l in Leip- >erk Ober er Prue- Richter Hiemann h Breils z in Leip- Frl. Al- — Fran nngs- und lug. I85l. «er Mann, ht, da ihm ter l>eschen einer che- arbenfalm! sein. Kc- I» 1»» 2485—88j litten eines lte Einrich- etten, aus terzeichnete Lohlwollen ir«!. I erschien chalten: «ova. dicht in Zu beziehen durch alle Postämter de« Zn- und Auslandes, sowie durch die Srpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Mittwoch. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aus gegeben. Preis für da« Ärertel- ,ahr 1'/, Thlr.; jede ein. zelue Nummer 2 Ngr. Was bezweckt Rußland durch die Räumung der Donau länder ? LI Aus Oesterreich, 20. Aug. Auch Diejenigen, welche nicht pur loroo den Krieg wünschen, sind der bestimmten Ansicht, daß Rußland eben jetzt damit umgehe, Oesterreich in eine gefährliche Falle zu locken. Die Russen räumen die Walachei, werden höchst wahrscheinlich auch die Moldau räumen. Während Gortschakow erklärt, dieser Rückzug geschehe nur aus strategischen Gründen, wird anderntheils versichert, Kaiser Nikolaus habe unserer Regierung erklärt, er ziehe sich ohne Bedingungen zurück, um seine Geneigtheit zum Frieden zu beweisen. Daß aber eine Macht wie Rußland, welche diesen Kampf mit solcher Ostentation und Exaltation begonnen, ge- rade jetzt, wo sie sich doch offenbar, wenn auch nur etwa temporär, im Nachtheil befindet, buchstäblich das Feld räumen und sich ohne Sicherstellun gen auf Friedensverhandlungen einlassen sollte, bei denen sie nach dem jetzigen Stande der Dinge jedenfalls die Rolle der besiegten Macht zugetheilt bekommen würde, das, behaupten wir fest, ist sehr schwer, ist geradezu un möglich zu glauben. Gerade wenn man sich auf den Standpunkt Ruß lands selbst stellt, muß man als gewiß vorauösetzcn, daß es sich jetzt nicht deshalb zurückzieht, um den Krieg in seinem gegenwärtigen Stadium been digt sein zu lassen, sondern um ihn unter günstiger« Chancen fortführen zu können. Daß die Stellung der Russen in der Walachei durch das sieg reiche Vorrücken der Türken, durch den Anmarsch der Franzosen und Eng länder und durch die Aufstellungen der Oesterrcicher strategisch sehr gefährdet, ja fast unhaltbar geworden, ist klar. Ueberdies ist die Donauebene ausgc- sogen und sehr ungesund. Obendrein ist gerade in der Walachei die Be völkerung entschieden antirussisch. Dann vertheidigt Rußland an der Do nau doch ein erst künftiges Besitzthum, cs wird aber eben jetzt mit einem Einfall auf sein cigenthümliches Gebiet bedroht. Dazu kommt noch der wichtige Umstand, daß der gehäuften Unfälle wegen der Kampfplatz an der Donau dem russischen Gefühle im Heere und Volke zuwider und unheimlich geworden ist. Es dürfte schwer sein, die dortigen Truppen ohne vorherige Dislocirung und theilweise Ablösung sofort wieder zu der Bravour zu bringen, mit der sie ursprünglich an die Donau gezogen; und auch in Ruß land selbst ist die Begeisterung gerade für diesen Kampf bedeutend erkaltet. Erfolgt aber ein Angriff auf den eigentlichen, dem russischen Volke heiligen Boden des Reichs, dann darf die Regierung wol auf den aufopfernden Fanatismus von 1812 rechnen. Nach diesem Allen stellt sich der Rückzug der Russen nicht als ein Friedens-, sondern vielmehr als ein gutberech- nctes Kriegsmittel dar. Oesterreich gegenüber aber erscheint er uns als eine offenbare Kriegslist, um diese Macht, die in jenen Gegenden der scharfe Eckstein gewesen, an dem die russischen Projekte zertrümmerten, zu com- promittiren. Dies scheint uns unter allen denkbaren Umständen der Fall zu sein. Wir setzen zuerst sogar den höchst unwahrscheinlichen Fall, daß Ruß land wirklich eben jetzt den Frieden wolle: so räumt es die Fürstenthümer deshalb so eilig, um Oesterreich die Veranlassung zum Einmarsch zu neh men und es dadurch bei den Friedensverhandlungen dem Vorwurf der Westmächte bloßzustellen, daß es nichts geleistet, folglich auch keine An sprüche habe. Daß aber eben die österreichischen Ansprüche es sind, welche Rußland am meisten fürchtet und auf seinem Standpunkt fürchten muß, das zeigt schon ein Blick auf die Landkarte. Oder Rußland will zwar den Krieg fortsetzen, aber doch den gefährlichen Kampf mit Oesterreich vermei den. Darum verläßt es die Fürstenthümer in der Hoffnung, daß Oester reich sich dadurch zur passiven Neutralität verleiten lassen und dadurch bei der endlichen Schlichtung der Streitfrage sich wieder in der eben vorher ange- dcuteten untergeordneten Stellung befinden werde. Oder Rußland setzt den Einmarsch der Oesterrcicher als unausbleiblich voraus, will ihn aber nicht unter günstigen, sondern unter möglichst ungünstigen Umständen geschehen lassen und eilt deshalb aus jenen Ländern fort. Leistete nämlich Rußland den Oesterreichcrn Widerstand, träten diese demnach als Befreier von den Russen auf, so würde dadurch die Stellung Oesterreichs offenbar eine sehr günstige. Rücken nun aber die Oesterrcicher mit dem Schwert in der Scheide in die Fürstenthümer ein, so ist sehr zu fürchten, daß sie auf Col- lisionen stoßen werden, und zwar mit den Einwohnern, mit den Türken und mit den Westmächten. Die Bewohner werden die österreichische In vasion, die augenblicklich überflüssig erscheint, als eine neue Last mit Un willen ertragen. Die Türken werden geltend machen, daß doch nur sie allein die Russen zum Rückzug gezwungen, daß sie also keine fremde Ein mischung brauchen. Die Westmächte, obwol sie in der That gar nichts geleistet, werden doch viel geleistet haben und daher das große Wort führen wollen. Es wäre in der Thar ein Wunder, wenn zwischen solchen Ele- menten nicht Colttsionen entständen, deren sich Rußland erfreuen könnte. Oder Rußland will sich jetzt wirklich auf Friedensverhandlungen cinlassen, Hns-rtionsgedühe für den Raum einer Zeile 2 Ngr.