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Weitzeritz-Jeilung Tageszewuy m- Anzeiger für Dip-oMswal-e, Schmteoeverg «.L Bezogiprel«: Für einen Monat 2.20 Nit Zukragen, einzelne Nummern 13 Reichs- Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 8. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden litt« «rttsM» Hsir», D<« «eLi«N» Mese« Blatt rrrlhSll «e amlttche« Be»aa«l»ach«»gr» De» Amtshaü-lmmmschast, Dr« Umlsgerlchl» »D De« Sta-lnü» zu Di-pol»ls«al», U,zelgrnpr«»: Die 11 Millimeter breite Petitteil« 20 Nelchtpsennig« Eingesandt und Reklamen «0 RelchSpfennlge »» M,,,—— DeranIwmKich« Mrdaklem EeliL SeHue« ----- »ruck «nb Verlas? 8«rl AeG« i« Ol»»»I-l«oa!-e. Nr. 182 Dienstag, am 19 August 1930 ^---s-s-ssssww^aa' §6 Iahryang Die Gemeinde Reichstädt unterhält auf den Flurstücken Nr. 169, 227, 239 und 274 des Flurbuchs für Reichstadt 4 Teiche. Die auf den Flurstücken Nr. 227 und 239 unterhaltenen 2 Teiche liegen «m Zuge des Reichstädter Bachs, der Teich auf Flurstück 169 hak auf demselben Flurstücke eine besondere Zufluhvorrichtung Don dem genannten Bache aus, der auf Flurstück 274 hat eine solche auf Flurstück 272 b. Der Teich auf Flurstück 169 wird zur Sammlung des für ein Triebwerk benötigten Wassers verwendet, die 3 übrigen Teiche dienen dem Feuerschuhe. Die Gemeinde hat um nachträgliche Erlaubnis zur Unterhaltung der Teiche nach- gesuchk. Die Unterlagen können während der Dienststunden an hiesiger Amksstelle eingesehen werden. Gemäß Z 33 Absatz 1 des Masser- gesehes wird dies mit der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen dieses Vorhaben binnen zwei Wochen, von dem auf das Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung folgenden Tage ab gerechnet, bei der unterzeichneten Behörde anzubringen. Einwendungen, die nach Ablauf dieser Frist erhoben werden, bleiben, soweit sie nicht auf privalrechkllchen Titeln beruhen, wegen Fristoersäumnis unberücksichtigt. Dippoldiswalde, am 15. August 1930. L33R. Die Amtshauptmannschast. Versteigerung. Am 20. August, vormlUags 11 Uhr, sollen In Dippoldiswalde verschiedene landWirtschafttiche Maschinen öffentlich und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Restaurant Hafenschiinke. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Versteigerung. Mittwoch, den 20. August 1930, 10 Uhr vormitlags, sollen In Hirschbach (Sammelort der Biete,: Gustbof daselbst) versch. WohnnngsmLbel, ein Klavier (Hummel), eine Handdrehmangel, versch. Velten mit Matratzen u. ein Halbverdeckwagen <blau ausgeschlagen) öffentlich und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Versteigerung. Mittwoch, 20. August, mittags 12 Uhr, soll ein Bücherschrank (Sammelort der Bieter: Jägerhaus Naundorf) und am Mittwoch, 20. August, vormittags 10 Uhr, sollen ein Schreibtisch mit Sessel (Sammelork der Bieter: Gasthof Frankenmühle Ulberndorf) öffentlich und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Eine zahlreiche Gemeinde war am Sonntag zum 6 tteshause gekommen zur Einweisung und zur Antriktspredigt unseres neuen 2. Pfarrers Malter Müller und eine zahlreiche Gemeinde hatte sich auch gestern abend im Reichskronensaale elngefunden zu dem kirchlichen Familenabende, in dem Pfarrer Müller außerhalb des Gotteshauses von seinen Kirchgemeindegliedern begrüßt und willkommen geheißen werden sollte. Der Bläserchor unter Kurt Schmidts präziser Leitung eröffnete den Abend. Dann ergriff Oberkirchenrat Superintendent Michael das Myrt. So unfreundlich der gestrige Sonntag gewesen, so sei er für die Kirchgemeinde doch ein schöner, feierlicher Tag gewesen und dieser Abend schließe sich würdig an. Sein Gruß gast besonders unserm neuen Pfarrer und seiner Frau, die an diesem Abend der Kirchgemeinde snnerlich noch näher kommen sollten. Möchte es später einmal heißen, daß von diesen letzten beiden Tagen reicher Segen ausgegangen sei, möchte Gott Segen walken lassen auf dem Sonntage und diesem Abend. Allgemeiner^Eesang leitete über zu einem Begrüßungsgedicht, das Herta Eberlein recht schön vorirug, worauf der Iungmädchenverein das Lied er klingen ließ: Auf Adlers Flügeln getragen. Bevor dann Oberkirchenrak Michael seinen Borkrag: „Aus dem Leben des ersten evangelischen Pfarrers von Dippoldiswalde" be gann, begrüßte er noch den inzwischen erschienenen Amts vorgänger Pfarrer Müllers, unsern verehrten Pfarrer Mosen, der es sich nicht hakte nehmen lassen, zu dieser fest lichen Stunde von Höckendorf herüberzukommen. Aus dem Bortrage selbst war interessant, zu hören, daß Pfarrer i Miller der 37. ist in der langen Reihe der Diakonen f unserer Stadtkirche. Erster evangelischer Pfarrer war, Bernhard von Döhlen, der 1541 hierher kam, nachdem 1535 der letzte katholische Erzpriester Nicolaus Kretzschmar ver storben war. In der Zwischenzeit wurde das Pfarramt von Kaplänen verwalket. Der Einführung der Reformation widersetzte sich die Schloßherrschaft, war doch der Bruder des Schloßherrn der katholische Bischof von Meißen. Der Nachfolger Kretzschmars, ein Kaplan Franziskus Menzel, ! mußte später nach Böhmen fliehen. Bernhard von Döhlen j kam von Freiberg, wo er Amtsprediger zu St. Petri ge- ) Wahlreform kommt? Die erste Aussprache im Kabinett. Mit der seit Jahren angekündigten Wahlrechtsreform soll es angeblich setzt emst werden. Reichskanzler und Mini ster der jetzigen Regierung haben in den letzten Wochen mehrfach erklärt, daß der neue Reichstag sich mit einer Wahlrechtsänderungsvorlage werde befassen müssen, die augenblicklich im Reichsinnenministerium ihrer Fertigstel lung entgegengeht. In der Dienstagsitzung des Kabinetts soll die erste vorbereitende Aussprache über den Wahl- rechtsreformentwurf stattfinden. Der Entwurf liegt zwar noch nicht fertig vor, soll aber in Einzelheiten bereits weit vorgeschritten sein. Die Kabinettsbesprechung soll gewissermaßen die Grund lage feststellen, nach welcher die Vorlage ihre Gestaltung er fahren wird. Der verantwortliche Minister für die Wahlrechtsreform ist Dr. Wirth, der mehrfach versichert hat, daß das jetzige Kabinett die Wahlrechtsreform als eine ihrer wichtigsten Aufgaben ansieht. Er hat es jedoch abgelehnt, Einzelhei ten der beabsichtigten Reformen mitzuteilen und nur aufs bestimmteste versichert, daß eine Heraufsetzung des Wahlalters nicht beabsichtigt sei. Das Zentrum hat die Wahlrechtsänderung gewisser maßen zur Grundlage seines Wahlprogramms gemacht der gestalt, daß sich in einzelnen Wahlkreisen die Kandidaten verpflichten mußten, mit aller Kraft dafür einzutreten, daß das geltende Wahlrecht eine den Erfahrungen gemäße Ab änderung erfährt. Auch die Deutsche Staatspartei führt die Wahlrechtsreform als Bestandteil ihres Wahlprogramms auf. Man wird gespannt sein dürfen, ob die Versprechun gen, die heute gemacht werden, tatsächlich von den Parteien, oder richtiger, später von den Fraktionen eingelöst werden. Theoretisch haben sich bisher sämtliche Parteien für eine wahlrechtsänderung ausgesprochen. Einen ersten ernsten Versuch zur Wahlreform machte der seinerzeitige Reichsminister Dr. Külz, der einen Entwurf - fertigstellen ließ und ihn den damaligen Koalitionsparteien ! unterbreitete. Der Entwurf versackte aber bald in den Be sprechungen der Fraktionen. Der Nachfolger im Innenmini sterium, Severing, hat dann ebenfalls mehrfach erklären lassen, daß sich eine Wahlrechtsänderungsvorlage in Ausar beitung befinde, ohne jedoch den Külzschen Entwurf zu über nehmen. Sie ist über erste Referentenentwürfe nicht hinauz- gekommen, weil in allen Parteien Besorgnisse bestanden — und noch bestehen! —, die Aenderungen könnten sich aüf Kosten einzelner Abgeordneter vollziehen. Soweit bisher verlautet, legt Dr. Wirth in seinem Entwurf das Hauptgewicht auf eine Aenderung der Wahlkreises« keitung, die man im Rahmen des Artikels 22 der Reichsverfassung durchführen will. Auf die Aenderung des Wahlalters will man verzichten, weil sie nur mit einer Zweidrittelmehrheit vom Reichstag beschlossen werden könnte, wenn auch, wie Dr. Wirth jüngstens wieder in Görlitz erklärt hat, „es unsinnig sei, daß Zwanzigjährige über die Politik des Deutschen Reiches bestimmen". Das jetzige Wahlrechtsgesetz sieht bekanntlich 35 Wahlkreise vor, deren Bevölkerungs dichte zwischen rund 1 Million und etwa Ä4 Millionen schwankt. Im neuen Entwurf ist die Bildung von 162 Wahlkreisen mit einer durchschnitt lichen Bevölkerungszahl von 300 üvv vorgesehen. Mit der Vermehrung der Wahlkreise will man vor allem die persönliche Fühlungnahme der Abgeordneten mit ihren Wählern erreichen, die jetzt praktisch nicht besteht. Es heißt auch, daß die Reichsliste verschwinden soll. Die in den einzelnen Wahlkreisen aufkommenden Reststimmen sollen innerhalb dieser Wahlkreise selbst aufgeteilt werden. Mit der Abschaffung der Relchslipe müßten rund 66 bl» 70 Abgeordnete sich ihr Mandat in den Wahlkreisen er kämpfen, das ihnen bisher auf Beschluß oer Partei instanzen von selbst zusiel. Auch diese Absicht des Kabinetts wird nicht widerspruchslos von den Fraktionen hingenommen werden, was ihre Stel lungnahme zu den bisherigen Aenderungsvorschlägen be wiesen hat. wesen war. Freiberg war als Sih des evangelisch gesinnten Herzogs Heinrich streng evangelisch. Wie aus einer Bisi- tationsurkunde hervorgehk, war B. v. Döhlen ein sehr ge lehrter und fleißiger Mann, was man zur damaligen Zeit, wo auch Handwerker in Pfarrerskellen berufen wurden, nicht von allen sagen kann. Er stand in regem Briefwechsel mit Luther, war gut bekannt mit Luthers Freund Hyroni mus Weller und seine Gattin Hanna geb. Zetsche war eine Freundin von Luthers Käthe. 3m Oktober 1541 hielt er die Antriktspredigt: wahrscheinlich am 23., dem 19. Sonntag nach Trinitatis. 5 Ortschaften gehörten zum Kirchspiel. 16 Jahre waltete Bernhard hier seines Amtes; 1557 wurde > er emeritiert und am 18. April 1566 starb er. Oberkirchen- f rat streifte in Berbindung mit diesen Daten auch das Leben i in der Stadt, sprach über das Pfarrgebäude und über die j mit der Kirche in damaliger Zeit eng verbundene Schule, ' über daS Reisen und die Tätigkeit des Pfarrers jener Zeit. — Den zweiten Teil des Abends leitete wieder der Bläser chor ein. Anschließend hielt dann Pfarrer Müller seinen Bortrag: „Peter Rosegger und sein Heimatland, die grüne Steiermark." Pfarrer Müller hat bekanntlich mehrere Jahre in der Diaspora, in Skeiermarks Hauptstadt Graz, gearbeitet und hat, den regelmäßigen Besuchern der kirch lichen Familienabende wird es noch in guter Erinnerung sein, uns schon einmal einen Bortrag über jenes herrliche Fleckchen Erde gehalten, auch über die Arbeit, die ihm dort erwuchs. Der Anfang feiner Worte war ein Danken und Grüßen. Er dankte O.K.R. Michael, dem er versprach, als treuergebener Mitarbeiter zur Seite zu stehen, er grüßte seinen Amtsvorgänger, die Bläser, bei denen er wohl immer Studiosus bleiben werde, die kirchlichen Körperschaften, dankte der ganzen Kirchgemeinde. In humorvollen Worten schilderte er dann weiter seinen Einzug in Dippoldiswalde, auch warum er immer (Folge einer Kriegsverletzung) ohne Hut laufe. Gern hörte man ihm in dieser frischen, natür lichen Art, Ernst und Frohsinn eng verbunden, sprechen. Und wenn Pfarrer Müller am Sonntag in seiner Predigt schon die Herzen seiner Kirchgemeindeglieder gewonnen hatte, hier kamen sie ihm noch näher. Und wie sprach er 1 dann über Peter Rosegger und dessen Heimatland. Wie ! verstand er es, das Tief-Innige aus Roseggers Schriften herauszuholen und an die Zuhörer zu bringen. Hier klang sein Humor nur noch leicht an, dafür ließ er seine Hörer feine ganze Gemütstiefe, sein inneres, seelenvolles Wese« fpüren. Die Berbindungslinie zwischen Rosegger und dem Steirerland und anderseits der erzgebirgischen Heimat (unser Städtlein wollte er als seine angestammte Heimat betrachtet wissen) fand er in Roseggers großem Heimweh, der „Hoamkrankheik", die ihn (Rosegger) immer und immer wieder ergriffen und auch ihn (Müller) wieder nach der Heimat geführt habe. Peker Rosegger, die Berkörperung der Skeirer Seele, brachte er den Skill-Lauschenden nahe in Zeilen und Bersen aus dessen Gedichten, ist es doch immer wieder ein Genuß, diesen Bolksdichter in seinen Merken reden zu hören. Und was ihn, den Katholiken, uns Evan gelischen besonders nahe bringt, das ist der Friede des Herzens, der aus seinen Werken leuchtet, mit dem er über konfessionell die Dinge anschauke, mit dem er hinwegbttckte über die Kirchendächer und um Gaben bittend einkrak für eine evangelische Kirche in Mürzzuschlag. „Was ich gelernt habe von Peker Rosegger", so schloß Pfarrer Müller, „das ist, die Heimat lieb gewinnen; und dazu gehört auch die Kirchgemeinde." Ach, wie gern hätte man ihm noch länger zugehört, hätte ihn erzählen hören — ein Borkrag sollte es ja nicht sein — von dem großen steirischen Dichter und von dem steirischen Bolke voll treuer, biederer, derber und doch so gemütvoller Art, dem Bolke, dem auch des Pfarrers Lebensgefährtin entstammt. Aber die Zeit war vorge schritten. Hoffen wir, recht bald Pfarrer Müller weiter erzählen zu hören. Man lauscht ihm ja so gern. Nach weiterem Gesang und Borkrag des Bläserchors gab O.K.R. Michael noch einiges bekankt, darunter, daß Mittwoch die Konfirmandenstunde wieder beginnt, bat auch, die Kinder regelmäßig zur Montags-Andacht in die Kirche zu schicken. Dann kam das Schlußwort, ein Dank für den Schmuck des Gotteshauses am Sonntag, ein Gruß an die Wellen kür morgen: Wolkiges bis heiteres, vorwiegend trockenes Wetter, gemäßigt warm, schwache bis mäßige Winde, teils aus öst lichen, teils aus südlichen Richtungen.