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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893031401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-14
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
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Ter Rath der Stadt Leipzig, le. 1099.I)r. Georgs. Clchorius. V Oiebllnlils-Üekannlinachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1> Vi» goldener Ring mit griincni Slel». darin eingrovirt ein hirichkopk nnd die Buchsluben „I,. 8.", am 27. v. M.; 2 zwei goldene Tamrnringe, einer derselbe» mit rinrm >rcheu und 1L—14 klrinrn Brillante», einer mit rinein rtllant und zwei Rubinr», am 18. Dccember 1892; 3l rinc Piccolo-Flöte von schwarzem Ebenholz mit Kopfstück von Elfenbein, in letzterem ein Sprung, mit Neusilberbeschlog und dem Stempel „134. Reg." im Holz, Ende Februar; 4) rin Fackel, ziemlich neu, von braunem Kammgarnstoff, mit dunklen Sirenen, braunem Schoost, und Hellem Aermelsutter, schwarzen Horiiknöpfen und Billettäschchen, am 26. v. M.; bl ei» Souinirrilbrrztrhkr von schwarzem glatten Stoff, mit schwarzem Futter und Hornknöpfen, a», 4. d. M.; 6> 3 Araucnrückr von roihbraunem Stoff und eine schwarz« Taille mil Sammetbesatz, am 26. v. M.; 7> rt» Sommerpalktot von grau, und grünnielirtem Stoff mit Slosskragrn, schwarzem Futter und einer Reihe Stoffknöpse, ohne Henkel, am 14. v. M.; 8) IV Flaschen Rothwrtn ohne Etiquette, roth gesiegelt, am 4. d. M: 9) 1 Dutzend weißerothkantige Mussclin-Staubtilchkr, 1 Stück Luslre, marineblau, und 1 Stück dergl., schwarz, ln braune« Papier verpackt, adressier an „dl. Oehsrlntuoon Xncük. Hallo a/8." am 25. v. M.; 10) rin Kalsermantrl, dunkelgrau carrirt, mit rothcarrirtem Futter, grauen Hornknöpsen, Riegel im Rücken, Dandhenkel, am 11. d. M.; u) rttirPferdeziinmung, ziemlich neu — Kandare und Trense—, von gelbem Leder» mit Mrssingbeschlag, am 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen Uber den Verblieb der gestohlenen Scqeiislände oder über den Thüler sind ungesäumt bet unserer ltumiaaiabthellung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 13. Mürz 1893. Das Poltzrt-Anit der Stadt Leipzig. Bretschaeider. Ag. Br , C.-L. Königliches Gymnasium. Mittwoch de» lö. Mürz 10 Ubr soll die Vntlafsnng der Abiturienten durch einen Actu» gefeiert werden, wozu Namen de» Lehrrrcollegiunl- ergebenst eialadet Leipzig, am 13. Mürz 1893. vr. Richard Richter. Die politische Krisis. 12 Die nächste Zukunft ist noch in undurchdringliche» Dunkel gefüllt. Wie die politische Krisis gelöst, ob sie überhaupt geiöft oder ob noch eine Weile nach Taaffe'schem Regiment „sertgewurstett" werden wird, wissen zur Stunde vielleicht nicht einmal die in Betracht kommenden Götter. Graf Eaprivi läßt die „Nordd. Allg. Ztg." an hervorragender Stelle und in officiösen Lettern anderen ZritungSmeldungen gegenüber erklären, er bade nach der Freitagssitzung der Eommission nicht dem Kaiser Bortrag gehalten und habe auch nicht der Sonnabend abgehallenen Sitzung de» preußi schen Staat-Ministeriums beigcwohnt. Dieser Eifer läßt fast rcrmuthen, der Reichskanzler habe den Eindruck, rine Be rufung zum Monarchen — ein häufige« und sonst kaum beachtete« Ereigniß — könne nach den letzten Vorgängen nicht anders als ungünstig für seine Stellung gedeutet werten. Sollte lediglich der geschichtlichen Wahrheit dir Ebre gegeben werden, so hätte dieser Zweck auf weniger ausfällige Weise erreicht werden können. Da« Fernbleiben passiv an Krisen betbeiligter Minister von der Sitzung des Staat-Ministerium» ist, wie beiläufig bemerkt sei, kein außer- gewöhnlicher Vorgang. Neben diesem in keinem Falle uninteressanten Dementi ist zu verzeichnen, daß nun auch die „Kreuzzeitung", die bis jetzt ganz geschwiegen bat, mit Sicherheit annehmen zu dürfen glaubt, daß die zweite Lesung der Militairvorlagc in der Eommission ein negative« Resultat haben werde. Da« Blatt fügt bin;»: »Wir tbeilen auch die Hoffnungen Derjenigen nicht, welche von dem Plenum de» Reichstags noch eine positive Leistung erwarten, und halten deshalb die Möglich lest einer Auslösung deS Reichstags für nicht unwahr scheinlich." Die Ansicht der „Kreuzzeitung" stützt sich auf die lleberzengttiig, daß die Regierung „nach ihren bestimmten Er- Il.>ungtn" Abstrichcvonirgendwelchrr Bedeutung nicht acceptiren könne, die Bemühungen deS Herrn v. Bennigsen, eine Mittel linie zu finden, erschienen deshalb wenig aussichtSooll. Diese Auffassung siebt im direkten Widerspruch mit derjenigen der „Pest" und einiger anderer Blätter, welche meinen, die Er klärung de- Kanzler« vor der Abstimmung habe erst recht die „Aussicht aus Verständigung aus einer mittleren Linie eröffnet. Gegen die Ansicht und für die der „Kreuzzeitung spricht der Umstand, daß Gras Eaprivi auch in dieser Er llärunz die im Wesentlichen gefundene Mittellinie unbeachtet gelassen hat. Wen» die „Kreuzzeitung" von den vorhandenen )l»Swegen nur die Auflösung de« Reichstag« nennt, so ist damit nicht gesagt, daß da- orienlirte Organ de« Freihrrrn von Hammerstein andere Möglichkeiten nickt al« vorbanven anstedt Eine solche ist unter anderen die Fortsetzung der Verschlep pnngStaktik. Graf Eavriri persönlich dürste ihr kaum abgeneigt sein. Ein Officiöser schreib» im „Hamb. Eorr. „Da« Versteckenspiel kann noch lange dauern, wenn die Militairconimissivn ihrerseits warten will, bi« die Re gierung Eompromißvorsckläae macht." Graf Eaprivi hofft eben noch immer aus das Eentrum und dm Deutschsreistnn er läßt ihnen von den Officiösen ihren „nationalen Eharakter' bescheinigen und in einer absonderlichen Betrachtung au« rraandrrsrtzaa, daß die Parteien nicht zrrfabr«» seien, soadrrn daß sich in ihnen nur „die ecktgermanische Untugend deS übertriebenen Individualismus breil macke, worin die »lannig- ache Verwandtschaft deS deutsche» mit dem hellenischen Geist u Tage tritt". „Er allein", nämlich dieser Geist, „ver- chuldel eS auch, wenn fick, wie gegenwärtig in der Militair vorlagc, unter den die Nation vertretenden Parteien keine Einmülhigkeit über schwerwiegende nationale Fragen bilden will." WaS wohl der Alte von FriedrichSruh zu dieser Völkerpsychologie sagen mag! Auf waS wartet denn Graf Eaprivi die ganzen Monate, als auf ein Ueberhand- nehmen deS germanischen Individualismus der Schorlemer und Hinze in den romanisch diSciplinirte» Parteien deS EentrumS und des DeutschsreisinnS? Dies nebenbei und nur weil der ossiciöse ExcurS so über aus kennzeichnend für die Unfähigkeit ist, die nationale» Strömungen zu beurtbeileu. Die „Individualisten" brauchten und brauchen ein Entgegenkommen der Regierung Die Kundgebungen für die Regierungsvorlage sind höchst spärlich ini Vergleich zu denen für ein Eompromiß, die Verständigung mit einer Regierung, die den finanziellen und wirtbschasllichen Erwägungen ernstlich Rechnung getragen hat, läßt sich im Lande leichter rechtfertigen al« Bewilligungen in einem Um fang, gegen den sich sogar mililairische Bedenken richten. Und cllte dieser Reichstag auch für ein Eompromiß nicht zu haben sein, so wäre bei Nenwahlen die Position einer Re gierung, die Beweise ihrer Mäßigung geliefert bat, die stärkere. Die Argumentation: wenn die HeereSvrrstärkung so dringend wäre, wie dir Regierung sagt, so hätte sic sich vorerst mit den zwei Dritteln begnügt, diese Argumentation wird bei den Wahlen rine größere Wirkung anS- üben, als eS nach den von der „Nordd. Allg. Ztg." gesam melten Erklärungen für das „Ganze" scheint. Wenn die .^kreuzzeitung" meint, die Regierung köiure nach „ihren bestimmten Erklärungen' nicht mehr zurück, so könnte dies doch höchstens uur sür die gegenwärtige verantwortliche Regierung gelten. Das Hereinzichen deS Kaiser« in die Erörterung, wie sie von der „Post" versucht wird, erscheint höchst unglücklich und zweckwidrig. Wenn die jetzige Lage mit der im März vergangenen Jahre« verglichen werden kann, so wäre das tvruum comparaüoms die beschränkte Zulänglichkeit de« Grafen Eaprivi. Die Militairvorlagc aber hat mit der preußischen Schulvorlage politisch nicht die geringste?>«onlich- teit. Die nationalgrsinnten Kreise wünschen die Zurückziehung nicht, vielmehr ihre Annahme im Wesentlichen. DaS Schul gesetz hat tiefe principielle Gegensätze ausgerührt, während für die Militairvorlagc selbst die deutschfreisinnige „Nation" anerkannt hat, daß sie nur einen Streit um „Ouantiläten" hervorgcrufe» habe. Deutsche- Reich. lü Berlin. 13. März. Die socialdemokratische Agitation für den Austritt au« der Kircke, die schon vor einigen Monaten geplant war, wird min in Bälde beginnen. Erneuten Anlaß hierzu hat die Verurlheilung de- Weber« Rosenkranz in RummelSourg gegeben, weil sein Kind 13 ReligionSstunden nicht besucht halte. R., der Dissi dent ist, hatte die Dispensation nachgesucht, aber nicht er hallen. vr. Bruno Wille, der Sprecher der Freireligiösen Gemeinde, fordert nun im Organ der Unabhängigen, dem „Socialist", zum Austritt auö der Landeskirche mit folgenden Worten auf: „. . . Wir sehen an der Haltung de- Gericht- und de- EullusminlsterS, woraus die Regierung hinaus will. Was in der Form eines Sctiulgeletze« nicht erreicht werden konnte, loll nunmehr durch Verfügungen und richterlich« Uriheile in Praxis kommen. Gegen den Willen der (dilsidentilcheii) Eltern, zwangsweiie will man den Kindern Glaube an den Herrgott und an all die anderen schönen Dinge, welche da- Volk in Unterthänigkeit kalten, bei- dringen! Wotilan, Alle, dle Ihr noch auf freie Selbstbestimmung haltet, begegnet diesem Vorgehen, wie eS sich gebührt! Machet von Eurem Rechte, dt» Kirche zu verlassen, Gebrauch!" Da Rosenkranz durch seinen Austritt aus der Kirche vor einer Verurthrilung nicht geschützt worbe» ist, so begreift man die Logik nicht, mit der Herr Vv. Wille auS jener Ver- urtbeilung die Nolbwendigkeit Le« Austrittes auS der Kirche ableitet. — In denKreisen der Socialiste» weht überhaupt März luft, da« beweist ihre Presse. Die „Magdeb VolkSst." schreibt i» einem Artikel über die bevorstehende Märzfeier: „Leicht Worte, nicht Melodien, sonvern Thaten werden uns erlösen!" Und der „Socialist" fordert zum Eintritt in den Verein der Uu abhängigen auf, der „auf dem Boden de- Elassen- kampse« geschulte, durch dir Solidarität ver bundene und begeisterte Kämpfer erziehen wolle". Der Artikel schließt mil dein Satze: .Zudem wir so alle Iträste in einer Vereinigung roncentriren, werden wir Mittel und Wege schaffen, die uns in den Stand setzen, in nicht allzu langer Zeit eine Bewegung zu entfalten, die aller dings nicht nach dem Geschmack des FührerthumS der Social- drinokrati«, die aber insbesondere auch nicht in den Ohren der herrschenden Elasse al« FricdenSschalmei erklingen wird." 6. 11. Berlin, 13. März. Die socialdemokraiische Agitation unter den Frauen ist bekanntlich bi« jetzt total verunglückt; wo auch die Socialdemokratie den Hebel au setzte, überall hatte sie einen Mißerfolg (Kellnerinnen, Fabrik arbriterinnen, Näherinnen. Stepperinnen, Plätterinnen). Jetzt mit einem Male ist der Socialtemokratie ein HoffnungSttern, wenngleich nur ein schwacher, ausaegangen. Ter erste Ver such, die HandlungSgebilsinnen für die social demokratische Bewegung zu gewinnen, ist nicht gänzlich in- Wasser gcsallen. ES fanden sich >25 Gebilsinnen, die sich in der in Boltz' Festsälen abgebaltenen Versammlung in die Listen rinzeichneten und dadurch anscheinend documen tirten, daß sie de» socialdemokratischcn Bestrebungen sym pathisch gegenübcrsteben. Ungeschickt haben cs die Social- demolraten freilich nicht angesangen, die Handlung-achilsinnen zu gewinnen. Zunächst wurde gegen die lange Arbeitszeit gedonnert und dann eine Resolution vorgeschlagen, in welcher gegen dir Verlegung der SonntagS-ArbeilSzeit auf den Nach mittag protestirt wird. Der Ansturm eine« Tbeil» der Principale gegen dir Sonntag-ruhe soll nach Kräften au-^ genutzt und eine Anzahl Versammlungen einberusen werden in der über diese- Thema reserirt wird. Die schlechte Be soldung der HandlungSgebilsinnen wird ebenfalls al« AzitatwnSmittrl hrrangezogen uns ferner dir Forderung aus sestellt, daß auch die HandlungSgebilsinnen unter die Gewerbeordnung gestellt werben. Die Sccialdemokraten übren anS, daß nach Verwirklichung dieser Forderung die Arbeitszeit der HandlungSgehilsinnen böchstens l l Stunden umfassen dürfe und der Gewerbe-Inspector der „Ausdeutung der Gehilfinnen gar manche Schranke rieben würde". Um die Gebilsinnen nickt kopfscheu zu machen, soll im Anfang in diese» Versammlungen von Paricipolitik nickt gesprochen werde»; die nächste Versammln»» bei Buggenbagen soll lediglich dem Zwecke dienen, eine Petition an den Reichstag zu beschließen, in welcher die Ueberflüssigkcit der SountagSarbeik in EngrvS- Geschäften und in alle» Delail-Geschäflcn, welche keine Lebens mittel führen, nachgewieseu wirb. ES ist iudcß zu hoffen, daß auch die HandlungSgebilsinnen die socialdemokratische Mache bald durchschauen und dann ebenso wie die Kellnerinnen, Habrikarbeilcrinne», Näherinnen, Stepperinnen und Plätte rinnen den Agitatoren den Rücken lehren werden. Ktz. Berlin, 13. März. Dem BundeSralh ist seiten« de« Reichskanzlers der Antrag zngegangen, sich damit ein verstanden zu crttärcn, daß die Niederlande den aus der Berner Eon seren; vom 15. Mai 1886 zwischen dem deutschen Reich, Frankreich, Italien, Oesterreich Ungarn und der Schweiz actrossenen Vereinbarungen über dir vllsichere Einrichtung der Eisenbahnwagen im internationalen Verkehr nachträglich beilreten. V Berlin, l3. März. (Telegramm > Tic „Post" ist in rer Lage, die Nachricht, daß die süddeutsche» Ne- zierungen der NeichStagSauslösung abgeneigt seien, als irrig zu bezeichne». V. Berlin. 13. März. (Telegramm.) Tie „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt heute Abend: Der römischen Blättcrineltung, der Reichskanzler werde den Kaiser aus der Reise nach Rom begleiten, sind wir in der Lage zu widersprechen. Der Kaiser wird vom StaalS- ecretair des Auswärtigen Freihrrrn von MarschaU, erner vom Lberhofmarschall Grase» von Eulenburg und von dem Ebes des EivilcabinetS Herrn von LucanuS begleitet sein. Außerdem begleitet das Kaiscrpaar die Uttlitairische Suite und das Gefolge der Kaiserin. V. Bcrltn, 13. März. (Telegramm.) Ter „ReichS- an'kiger" meldet: Die Oberpräside»len der östliche» Grenz- p.^omzen sind seiten« de« Ministers benachrichtigt Worte», daß in dem gegenwärtigen Staub der Ehoteragefahr kein Hiiidrrniß vorlicgc, die Beschäftigung der russisch- polnischen Arbeiter zu gestatten. Tie Oberpräsideutcn sind aber veranlaßt worden, der gesundbeillicheii Ueberwachnug dieser Arbeiter, sowie den Orten, in denen sic sich aushatten, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. ^ Berlin, 13. März. (Telegramm.) Auf eine an den Eisenbahn mini st er seitens der Berliner Vororte ge richtete Petition wegen Fahrpreisermäßigung und Erwrilernng de« VororlSverkehrS ist eine ablehnende Antwort ertheilt worden. Berlin, 13. März. (Telegramm.) Gutem Ver nehmen »ach ist da« Befinden des GeneralfeldmarschaUS Grafen von Blumenthal auch heute wieder ein leidlich günstige«. «-> Berlin, 13. März. (Telegramm.) In der An gelegenheit deS wiederum in Haft genomnienen Antisemiten Ingenieurs Paasch soll morgen bereits seitens des Vcr- theidigrrS ein erneuter Antrag aus Hastentlassung unter An birtung einer hohen Eaulion eingebracht werden. — Zur Frage der ReichSlagSauflösung schreibt die „Köln. Ztg.": „Läßt sich da« Eenlrum von Lieber und der Tcutschsecisinii von Engen Richter in »ine Sackgasse hincinfüdren, so ist die Auslosung de» Reichstag- mit ihrem Gefolge von libswßende» und verhetzenden Wahlkämpfen sicher. ES wird zwcckinübig sein, wenn die Ne gierung rechtzeitig jeden Zweifel darüber beseitigt, daff sie zu einem Entgegenkommen tm Sinne de» nationalttderalen Vorschläge« bereit ist, daß sie sich aber unter keinen Umstünden zu dem Lieber'jchen Standpuncte htn- drange» läßt. Ist darüber Klarheit geschaffen, so wird sich mancher Ultramoiitaiie und Deutschsrrtstnnigr vor der eiidgilligcn Ent scheidung doch die Folgen einer übelangebrachten Halsstarrigkeit überlegen." — Nationalliberale Abgeordnete, darunter v. Bcnda, Enneccern«, Hobrecht, Hammacher und Seysfardl, beantragen gim Wahlgesetz, die Bestimmung, nach der Einkommen- leuerbeträge über 2000 ^ nicht mit angerechnet werken sollen, bei der Eiiilheitung der Wahclassen zu streichen. — Der konservativen Fraktion, namentlich de« preußischen Abgeordnetenhauses, werken in der i» Stettin er scheinenden konservativen „Pommerschen ReichSpost" vcn Neuem ernstliche Verhaltungen gemacht. In dem „Eine Wendung in unserer Partei?" überschriebcnen Artikel heißt es: „Wir haben Las Wwdereiiilrelen de- jetzigen Führers der Eon- iervativen de» Landtages, des Herrn von Mtnni gerade, in das Parlament mil großer Freude und Hoffnung begrüßt. Wir ge- sichen offen, daß seine Rede vom Sonnabend und »och mehr die zwettc Rede vom Montag diele Freude sehr gedämpft hat. Das Bedenklichste ist uns nicht sei» Unheil in der Lpecialsrag« der Gewerbegerichte, obwohl wir es auch bedauern, sondern seine Stellung zur Socialreform, zmn Arbeiterschutz überhaupt. Und leider, nach der Abstimmmig zu schließen, slehl fast di« gesammie Fraktion ebenio. Es hatte sur uns Len Anschein, als wollten untere Abgeordneten in der Frage der Soeialrrsorm sich sachte rückwärts roncentriren. Die große Arbeit der Arderterschutz - Gesetzgebung wurde hingestellt als hervorgegangen aus „HumanitalS - Fanatismus", aus „Illusionen, die inzwischen vervslogen", unter „großer Avathie de- Ncildstagel durchgequält". Darnach wäre also aus den edlen aber lhörichten Rausch der socialen Schwärmerei jetzt die Ernüchterung, der Katzen>anii»«r gefolgt. Wir leben in der Locialresorm, in dem Abeiterschutz nicht eine »dl« Schwärmerei, sondern, polnisch betrachtet, Sie dringlich»» Ausgabe des modernen Staates, sittlich betrachtet, die unabweisbare Forderung deS „praktischen Lbrtslenthums". Wollt« unsere Parteileitung sich letzt blo« der landwirthschaftlichen Interessen annkhm»,, und darüber andere, früher auch hochwichtig gehaltene sociale Au gaben gering schützen, so würde sie damit Ihre politische Zuknn opfern. Wir fragen also: bedeuten die Reben vom Sonnabend und Montag eine neue Wendung in unserer Partei? Wenn ja, so erklären wir, daß wir uns dem entschieden widersetzen werden. Wir haben vor dem Parteitage mehrfach Gelegenheit getiabt, bei unserer Parteileitung »ine mangelhaste und »inseitige Fühlung mit der Wadlerichas» zu beklagen. To Herr von Minnt. gerade mit der Versicherung geschloffen ha»: „Wik wisse», daß unser« Auffassung brr Dinge im Lande sehr viel Verständniff findet", so mag es nützlich sei», wen» wir keine» Zweifel darüber lassen, daß wir »nsererscits un« niit der Entscheidung des Parleilages cins wissen, wenn wir an dem Gedanken der Sociaircsorm und des Arbeitersctmtzes mit Enlschlvssenhe:! fcslzuhallen gesonnen sind. Unserer Pariei in dieser social denkende» und fühlende» Zeit di« mächtig werbende Kraft des socialen Gedankens rauben, heißt die oniervative Partei ruinirenl" Pose», 13. Marz. (Privat-Telegran.m.) Wladysla»- von Tacz an» ws ki. Nitlerant-lbesitzer aus Smpiowo, ehemaliger Vorsitzender der polnische» Reichelagssraction, ist gestorben. * Hamburg, 12. März. In einem Artikel, der betitelt ist: Die Polen und der deutsch - russische Handels vertrag, schreibe» die „Hamba. Nachr.": „Wenn von polnischer Seite erklärt worden ist, man wolle für den deutsch - russiichen Handelsverlrag stimmen, mir um sich der Neichsregierunq gefällig zu erweilen, so ist doch kam» aiizunebmen, daß man sich von der Wirkung einer derartigen Gesättigtest allein einen neittienswerthcn Erkolg verspricht. Uni so beachlensiverlher ist eine Mit- lbeilung de- „Dziennik" von „jenseits der Pcosna", in der bebanplet wird, baß der deutsche Zoll aus das an« Rniittch-Poie» kommende Getreide das größte imilhichastliche Unglück siir jenen Landestbeil sei, da hierdurch dessen Lebensadern nnlerbnnde» leien. „Schon zehn Iadre danerl dieser heilige Zollkrieg, welcher nnier Lanü ganz ver nichtet, und Ihr Brüder im preußische» Anlbeil Ladt zn diesem Vernichtung-kampse beigetrage»! Wohin seid Ihr init Eurer Zoll politik gelangt? Für da» eigene Interesse habt Ibr das Wohl aller andern Lande-lheilc des gemeiniamen Vaterlandes, sowie die durch die Wiener Vertrage gewabrleislele rechtlich-politische Existenz Polens dadurch geovserl, dag Itir selbst dnie Verträge mißächtet. Ihr seid Euch Loch denen bewußt, daß die Zollgrenzen Euch von dein grnieim'anie» Vaterland« mehr trennen, als alle Preff- verschärsungcn, Verichiedenberlen der Gesetze oder von Bajonetten gezogene Grcnzcordons." In ühnlichem Gesichtskreise bewegen sich die Klagen des „Goniec" darüber, daß „die Sühne des Vaterlandes von >772 mit einander »ins täglich« Brat» kämpfen". Dir Sprache der poimichen Blätter ist um so bezeichnender, wenn man erwägt, La» dle ersten Versuche, da« gklhcilte Polen wieder zu einem Reiche zu vereinigen, zu Anfang dieses Jahrhundert« ans wirttikchaftspolittichem Gebiete siattfanden, al- polnische Einffüffe den Kaiser Alex,»der während dir vrrußisch- rnssilchrn Verhandlungen für eine Verlegung der preiißiichen und rulßschen Zollgrenzen an die Landes.,renze» de» ehemaligen König reichs Polen zu gewinnen suchte». Es war »,cht das Verdienst der preußischen Unterhändler, wenn damals die polnische» Pläne mißlangen. Es ist erfreulich, wen» jetzt polnischerjeilS kein Hehl daraus gemacht wird, weiche» Einfluß aus die Aeurtkeilnng des russischen Handelsvertrag»- die Rücksichtnahme ous dieBrüder jenseit« der Prosna ausübt. Zweiseilvs sind gleiche Einsliisie schon bei der Abstimmung über den österreichischen Handelsvertrag tbütig gewesen, ohne mit gleicher Erkeniibarleit wie zur Zeit bervor- getrete» z» sein. Die deutsche Landwirthschast wird bierau« enlnehmen können, daß sie ans eine Unterstützung seile»« der poinnchcn Lano- wirtke nur insoweit wird rechnen können, als national« Gesichls- puncte dabei außer Acht bleiben können, und daß inan poinische» seits für die deutschen landivirthschaklliche» Interessen niemals An treten wird, wen» es sich um eine Schädigung der landwirttffchast- licken Interessen de« gesaminten ehemaligen PolenreichS handelt. Man wird drulscherieit« gut Ihun, sich die- für die nächsten Reichstagswahlen zu merken." Hamburg, 13 März. (Telegramm.) Graf Waldersee erhielt vom König von Italien dessen Brustbild in Lel gemalt al« Zeichen seiner besonderen Anerkennung. * Ahlen. l3. März. Der Westfälische Bauernverein kielt beule kirr eine Versammlung ab. Schorlemer-Alst crtlärte, der Banernvercin werde demnächst Stellung znm Bund der Landwirtbc nehmen. Oekvuvmicraih Winkel mann sagte, um die parlamenlarischc Vertrelung der land- wirthschasllichen Interessen des Westen« sei e- schwach be stellt, seil Herr v. Schorlemer nicht mehr im Parlament sei. * AuS Knrhcsscn, ll.Märr. In einem Orlc dcSRcgieningS- bczirks Eassel ist die evangelische Cchulslclle erledigt, und der dortige israelitische Lel,rer erhielt nach der „Hess. Schul- zeilnng" vom Localschulinspector de» Auftrag, in Gemein lchaft mit dem Nachbarcollegcn die Stelle wäbrciid der Dauer der Vacanz in der Weise zu versehen, daß Elfterer den Unterricht in den Realien erlkeilcii sollte. Gegen die Mit wirkung tcS israelitischen Lehrers bei der Vertretung erhob jedoch der Landratk, als Mitglied de« Schulvorstande«, E>n- Iprache, da nach seiner Auffassung ein israelitischer Lehrer an einer christlichen Schule überhaupt keinen Unterricht cr- tbeilen könne, auch nicht, wie in diesen, Falle, vertretungs weise in den Realien. Der Localschulinspeclor, ein Geistlicher, tbeilte aber diese Ansicht nicht, nnd aiif sein Betreiben wurde die Angelegenheit der königlichen Regierung zn Eassel zur Entscheidung vorgelcgt, die jetzt verfügt bat. daß gegen die Mitwirkung deS israelitischen Lehrer« nichts einzuwenden sei. " Darmstadt. N. März. In der ersten Kammer bat SlaatSminister Finger die Angriffe, welche Bischof Haffncr gen die Schulbildung richtete, wie folgt znriickgcwicscn: hnlbildung nnd Schulunterricht beruhten in Bezug ans ibre Nebelung cnif den Ideen, welche die beide» Kammern der Stande iin Verein mit der broßberzoglichcn Regierung gut- gcheißen-hätten, und hätte» milbm eine gesetzliche Grund lage Sie beruhten aber ans den Ideen der Zeit und in dem Zcitbewußlsein und wurden sich darum auch trotz aller Anfeindungen nickt mrbr znrückschranbcn lassen: denn gewisse Stadien der Entwickelung könnten zwar überschritte», aber nicht mehr zurückgefUhrt werde» in vergangene Zeit. Ferner müsse er die Regierung verwahren gegenüber den Angriffen, welche der Hochwurdige Bischof aus dem Boden der Gesetz gebung erbooe». Er (Redner) habe keine Veranlassung, hier anSzusprechrn, wie er üderbaupt über die Orten denke; wenn aber Se. Bischöflichen Hochwürden erklärt habe, eS seien „empörende" Bestimmungen darin enthalten, so sei dies eine Aeußerung, dir an einen ander» Ort gehöre, nicht aber vor diese hohe Kammer. Se. Bischöflichen .^schwinden habe weiter Beschwerde geführt über die Beschränkungen, welche den OrtenSschwcslcin anserlegt würden. Daß solche in der Tbat bestände», müsse er zugeben; allein sie beruhten durchaus aus Leut Gesetz, welche« andere Bestimmungen nicht zulasse, wonach dir Regierung auch hier gebunden sei. Jedoch sei, waS die Eontrole der Ordensschwestern betreffe, die Regierung sich bewußt, diese Eontrole so liebevoll wie nur irgend möglich gehandhadt zu haben. Wa- die angeblich strenge lleberwackinng angehr, so handle eS sich aber auch hier nur darum, daß die Negierung sich Uber die Zahl und den Bestand der Nieder lassungen unterrichten müsse; aber auch da würden 1—2 Iabre lang oft di« Augen zugetrückt; unterblieben dann aber di«
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