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WW-NlWckr MW Nr. 61. Dienstag, den 15. März 1904. 54. Jahrgang. «rschewi Inserat« reden Wochentag abends für den folgenden Tag und MM nehmen mitzer der Expedition auch die Austräger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. MN M Dl MM M^, M, dem Lande entgegen, auch befördern die Anvoncen- durch die Post Mk 1.82 frei in's Haus. "V ! M 5M Txpeditioncn solche zu Originalpreisen f«- Hotzeustriu-Grustthat. Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Kernsdorf, Ämgeabcrg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Mßdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Mchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. U für das Königliche Amtsgericht «ad den Stadtrat zu Hohenstein - Ernstthal. Organ aller GernerrrbssVerrvaltrrrrgen ösV rrrnliegenöerr Ortschaften. Die Malerarbeit«« für das Hauptgebäude der Amtsgerichtsneubauteu in Hoheusteiu-Ernstthal sollen vergeben werden. Die Auswahl unter den Bewerbern, die Verteilung der Arbeiten in einzelne Lose, sowie das Recht der Zurückweisung sämtlicher Angebote bleiben ausdrücklich Vorbehalten. Arbeitsverzeichnisse nebst zugehörige Aussührungsbedingungen und Zeichnungen sind, soweit der Vorrat reicht, beim Landbauamte, Schulgradenweg, gegen gebührenfreie Erlegung von 4,50 M. zu ent- nehmen, woselbst auch Probefenster zur Ansicht bercitstehen und weitere Auskünfte erteilt werden. Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen bis zum 28. März d. IS. vorm. 10 Uhr an das Landbauamt postfrei einzusenden. Angebote, welche zu spät eingehen, werden nicht berücksichtigt. Die Bewerber sind bis 14. Mai d. I. an ihre Angebote gebunden. Die ausgesüllte» Verzeichnisse bleiben Eigentum des Landbauamtes. Erfolgt bis dahin kein Zuschlag, so sind die Angebote als abgelehnt zu betrachten. No: 563 Ldbrg. Kgl. La«dba«amt Zwickau, den 10. März 1904. Mittwoch den 16. März 1904, nachmittags 3 Uhr kommen in Langenberg zwei Läuferschweine "MH gegen sofortige Barzahlung zur Versteigerung. Sammelort der Bieter: Ernrnrich's Restaurant daselbst. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Bürger- und 1. Bezirksschule Hohenstein-Ernstthal. Die JahreSprüsungen im Turnen finden Mittwoch, den 11. März nachmittags von 2—4'/, Uhr, die fremdsprachlichen Prüfungen 1« der Selekta Freitag, den 18. März nachmittags von 4—7 Uhr (4—5 im Lateinischen, 5—6'/, im Französischen, 6'/,—7 Uhr im Englischen) statt. Ich beehre mich hierzu freundlichst einzuladen Schuldir. Dietze. Die hier wohnhaften Militärpflichtigen werden hierdurch beordert, Freitag, -e» 18. Mär; 1981, früh 1-8 Uhr im „Logenhause" bei Vermeidung der in tz 26,7 der Wehrordnung ongedrohten Strafen zur Musterung pünktlich, nüchtern und in reinlichem Zustande zu erscheinen. Durch Krankheit behinderte Militärpflichtige haben ein ärztliches, vrtSbehördlich beglaubigtes Zeugnis einzureichen. Die Losung findet am 22. März d. I. ebenfalls im Logenhause statt. Dar Erscheinen im LosungStermive bleibt jedem Militärpflichtigen überlassen, da durch daS Ausbleiben k-ine Nachteile entstehen, und für die nicht Erschienenen gelost wird. Jeder Militärpflichtige kann sich im MusterungStermine freiwillig zu 2-, 3- oder 4 jährigem Dienst melden und auf die Losung verzichten. Zur Meldung ist die Einwilligung deS Vaters oder Vormundes und eine behördliche Bescheinigung über untadelhaste Führung und über das Richtgebundensein durch Zivil- verhältuisfe beizubringen, bez. bei der Musterung abzugeben. Diejenigen, welche sich freiwillig zu einer vier- jährigen aktiven Dienstzeit bei der Kavallerie verpflichten und dieser Verpflichtung nachgekommen sind, haben in der Landwehr ersten Aufgebots nur drei, anstatt fünf Jahre zu dienen. Zurückstellungsanträge wegen bürgerlicher Verhältnisse werden berücksichtigt, wenn sie vor dem MusterungSgeschäste oder spätestens bei Belegenheit desselben gestellt werden. Spätere Reklamationen können nur dann Berücksichtigung finden, wenn die Veranlassung zu denselben erst nach Beendigung des Muster- ungSgeschäftes entstanden ist. Die Beteiligten sind berechtigt, ih-e Anträge durch behördlich beglaubigte Urkunden, sowie durch Stellung von Zeugen und Sachverständigen zu unterstützen. Außerdem hat sich die- jenige Person, zu deren Gunsten reklamiert worden ist, persönlich der Ersatzbehörde vorzustellen, eventuell über den Gesundheitszustand ein von einem beamteten Arzte ausgestelltes Zeugnis beizubringen. Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat ebenfalls aus eigene Kosten spätestens im MusterungS- termine ein Zeugnis eines beamteten ArzteS einzureichen oder drei glaubhafte Zeugen zu stellen. Oberlu«gwitz, am 1. März 1904. Der Gemeiudevorstaud. Lieberknecht. Zur Neise des Kapers. * Wir haben bereits in unsrer letzten Ausgabe berichten können, daß der Kaiser seine Reise «ach dem Mittelmeer am Sonnabend Abend von Bremerhaven aus angetreten hat. lieber de» Fort gang der Reise liegen heute folgende Nachrichten vor: Bremerhaven, 12. März. Bald noch der SuSsahrt des „König Albert" zog ziemlich dichter Rebel die Weser herauf. Als der Dampfer an die enge Stelle des Fahrwassers bei Meyerslegde kam, war das Wetter so unsichtig, daß vor Anker gegangen werden mußte. Durch drahtlose Telegraphie, mit welcher der „König Albert" gestern von hier eine gute Verständigung sogar mit Kiel hatte, fand ein reger DepeschenauStausch mit dem Lande statt. Dar vach war die Stimmung an Bord vorzüglich. Der Kaiser promenierte mit den Herren des Gefolges an Deck, besuchte die Kommandobrücke und ließ auch an den Prinzen Heinrich, der bereits von Bremerhaven Wieder abgereist war, einen Funkspruch ergehen. Bei dem Frühstück an Bord gedachte der Kaiser deS Ge. burtStageS des Prinzregenten Luitpold von Boyern und sandte demselben, ebenfalls durch Funkspruch, ein herzliches Glückwunschtelegramm, das von dem Prinz- regenten auf demselben Wege erwidert wurde. Um 1 Uhr mittags kam in Bremerhaven die Sonne wieder zum Durchbruch. Kurz vor 2 Uhr konnten der „König Albert" und der Kreuzer „Friedrich Carl" den Ankerplatz bei MeyerSlegde verlassen, doch kamen die Schiffe nur bis zum Hoherweg-Leuchtturm, wo sie abermals wegen Nebels ankern mußten. Nach Mitteilung mittels drahtloser Telegraphie, System Telesunken, sind dann die Schiffe um 3 Uhr 35 Min. wieder Anker aufgegangen, um 4 Uhr 12 Minuten Rothersand'Lenchtturm passiert und seewärts weiter gegangen. Breme«, 13. März. Der Dampfer des Nord- deutschen Lloyd „König Albert" mit dem Kaiser an Bord hat gestern 6 Uhr nachmittags Borkum Riff passiert. Dover, 13. März, vormittags. An Bord des „König Albert". Nachdem der „König Albert" gestern früh von 9'/, Uhr an auf der Unterwescr bei Hoheweg wegen starken Nebels hatte liegen müsfen, drang um 3'-, Uhr nachmittags die Sonne durch, so daß die Fahrt bei schönstem Wetter und ruhiger See sortgesetzt werden konnte. Der Kreuzer „Prinz Fried- rich Karl" mußte wegen seines großen TüfgangeS die Flut abwarten, holte den „König Albert" aber heute früh 5 Uhr ein. Inzwischen hatte ein Torpedoboot das Schiff begleitet. Gestern abend 5 Uhr fuhr der Schnelldampser „Kaiser Wilhelm der Große", von New-Dor! kommend, an dem Kaiserschiff vorbei. Der Dampfer hatte über die Toppen geflaggt, seine Kapelle spielte die deutsche Hymne, Passagiere und Mannschaften brachten begeisterte Hurrarufe aus, die Damen schwenkten die Tücher. Der Kaiser, welcher sich tagsüber viel auf dem Promenadendeck aufgehalten hatte, dankte freundlich. Heute war das Wetter trübe. Die See war ganz ruhig, so daß die Fahrt glatt fortgesetzt wurde. Am Vormittag wurde im Salon vom Kaiser, der Admiralsuniform angelegt hatte, Gottesdienst abgehalten. Die Kriegsmarineflagge deckte einen hergerichteten Altar. Der Kaiser predigte über den Spruch aus 1. Korinther, Bers 13, wacher der Tatsreudigkelt in Christo den Sieg verheißt, und gedachte der PafsionLzeit und der deutschen Christen gemeinde in der Heimat. Die Schiffsgemeinde sang „Ach bleib' mit deiner Gnade", „Een seste Burg" und das „Niederländische Dankgebet", begleitet von der Kapelle der Stewards. Die Ankunft vor Dover erfolgte am mittag 1'/, Uhr (mitteleuropäische Zeit). Der deutsche Konsul Sir William Crundak kam an Bord, ebenso der Bizekonsul, die sich bei dem Kaiser meldeten und amtliche Schriftstücke überbrachten. Der König von Spanien hat eine Einladung deS Kaisers zu einem Diner an Bord deS „König Albert" in Vigo angenommen. Die Schiffe im Hafen von Dover hatten über die Toppen geflaggt. Dover, 13. März. In Erwartung des B.- suches des deutschen Kaisers süllte bereits seit heute früh 4 Uhr eine gewaltige Menschenmenge die Quais. Als der „König Albert" gegenüber dem Prinz von Wales Pier, an welchem vom Juli ab die Dampfer der Hawburg-Amerika-Linie anlegen werden, vor Anker gegangen war, begaben sich der Bürgermeister, der Vizebürgermeister, Kapitän Fron und der Hafen- kapiiän, welche seiner Zeit dem Kaiser in Potsdam die Entwürfe für die neuen Hafenbauten in Dover vorgelegt hatten und vom Kaiser zur FrühstückStasel gezogen worden waren, an Bord der „König Albert". Der Kaiser empfing sie auf der Brücke und reichte einem jeden die Hand. Der Kaiser unterhielt sich mit ihner sehr freundlich, besichtigte die neuen Hafenan lagen eingehend und bekundete besonderes Interesse für den Prinz von Wales Pier. Nach etwa '/»stün digem Aufenthalt setzte dos Schiff die Reise fort. Weil der Besuch privaten Charakter trug, wurde ein Flottensalut nicht abgegeben. Lo«Vo«, 12. März. Die „Pall Mall Gazette" erblickt in der Reife deS Kaisers nach dem Mittelmeer ein g ü n st i g e s O me n für die allgemeine Lage und sagt: Wenn der Kaiser es nicht für bedenklich halte, unter den jetzigen Zeitumständen sein Land zu verlassen, so beweise dies, daß die Regierungen gegen wärtig von keiner besonderen Besorgnis beherrscht würden. Zur Aushebung von 8 Z -es Zesuiteugesetzes. * Was die zukünftige Wirksamkeit des Jesuiten-Ge- etztorsoS anlcngt, so wird man sich jetzt mit ge- 'teigerter Teilname daran erinnern lassen, daß am 26. August 1872 eine Jesuiten-Niederlaffung in Beuchen ausgehoben wurde, obgleich die Jesuiten „als Gäste des Grasen Ballestrem" vor der Aushebung geschützt zu sein glaubten. Gäste solcher Art werden voraussichtlich in Deutschland zahlreich genug ihren Einzug halten, da künftig ausländische Jesuiten nicht mehr so einfach wie bisher angewiesen werden können, und da inländischen Jesuiten die Wahl deS Auseut- Haltsortes künstig sreisteht An Herrensitzen katholischer Magnaten, die zur Ausnahme von Jesuitengästen ge neigt sind, ist ja kein Mangel. Insbesondere dürften die welfischen und die polnischen Jesuitengönver ihre zahlreichen Schlösser mit Vergnügen für die illustren Mitglieder deS Ordens der Gesellschaft Jesu zur Ber- sügung stellen. Natürlich wird bei Leibe keine „Nieder- laffung" im Sinne deS weiterbestehenden Jesuiteuge- setzeS begründet werden! Wenn aber dann die Be hörden sich der undankbaren und schwierigen Aufgabe, den Charakter einer „Niederlassung" feftzuftellen, wid- men wollten, wird es selbstverständlich von der Isar bis zum Rhein einen einzigen Entrüstungsschrei über die „Unterdrückung der katholischen Kirche" geben, und unter der Mitwirkung der geschätzten Gäste wird der Ruf um Aufhebung des ganzen Gesetzes um so lauter erschallen! Angesichts der Aufhebung deS Z 2 des Jesuiten- gesetzeS dürften folgende Aeußerungen Bis marcks von Interesse sein: „Der Jesuitenorden ist eine Versammlung, eine Bereinigung geschickter Leute für Zwecke weltlicher Herrschaft, und mit großem Er folg. Ich bin nie in meinem Leben Freimaurer ge wesen, aber der Erfolg liegt ja heutzutage in der «sfoziation, namentlich in der geheimen Assoziation, wo man niemand ansehen kann, wer dazu gehört. Eine Assoziation, die Geld hat, viel Geld hat, das <st eine Macht." Reichstag. 28. 11. 85. — „Wenn ich den Jesuitenorden zur Einkommensteuer einschätzrn sollte, würoe ich ihn augenblicklich nicht ganz so hoch wie das Vermögen des verstorbenen Rothschild, aber doch über die Hälfte desselben, d. h. etwa auf 250 bis 280 Millionen Taler, also etwa eine Milliarde Francs im Kapital, einschätzen." Abgeordnetenhaus. 18. 3 75. — „Die Gefahr, die gerade die Tätigkeit der Jesuiten für Deutschland, seine Einigkeit und feine nationale Entwicklung hatte, liegt ja nicht in dem Katholizismus der Jesuiten, sondern sie liegt in ihrer ganzen internationalen Organisation, in ihrem Lossagen und Loslösen von allen nationalen Banden und in ihrer Zerstörung und Zersetzung der natio nalen Bande und der nationalen Regungen überall, wo sie denselben beikommen." Reichstag. 28. 11. 85. — „Es ist dieser Kosmopolitismus, diese Neigung zur Vaterlandslosigkeit, die gerade der Jesuitenorden mehr als irgend ein anderer durch seine Jugender ziehung fördert, indem er die Jug-nd von den natio nalen Banden, vom Nationalgesühl loSreißt. Dar ist eben die Hauptsache, die ich gegen den Orden habe, sonst ist er geschickter, duldsamer und klüger, als mancher andere. Die Jesuiten sind eine Gefahr für daS geringe Maß, für den geringen Rest von Natio nalgefühl, der einer großen Mehrzahl von uns Deut schen geblieben ist." Reichstag. 28. 11. 85. — „WaS meine innere Ucberzeugung anbctrifft, so kann ich einen Jesuiten, bei dem ich wirklich deutschnationale Em pfindungen vorauSsetze, als einen sehr nützlichen Bun desgenossen betrachten und habe keine Abneigung an und sür sich gegen ihn; nur sind mir solche nicht vorgekommen." Reichstag. 28. 11. 85. — „Mit dem absoluten Königtum werden die Jesuiten immer gehen, mit dem absoluten Parlamentarismus auch, mit der absoluten Demokratie auch. Sie werden immer so schwimmen, daß sie dabei oben auf bleiben und eine gewisse Macht, vielleicht eine reichliche, mit ihrem stets steigenden Vermögen behalten." Reichstag. 28. 11. 85. — „Der Herr Vorredner hat gesagt, die Jesuiten wären die Klippe, an welcher di: Sozialdemokratie scheitern würde. In keiner Weise — das glaube ich nicht; die Jesuiten werden ausschließlich die Führer der Sozialdemokraten sein." Reichstag. 28. 11. 85. «oburg, 13- März Die „Koburger Ztg" meldet, er hätten nicht nur der Vertreter der Kodnrg- Gothrrischen Regierung, sondern die Vertreter sämt licher thüringischen Etaitsregierungen im BundeSrate gegen die Aufhebung deS 8 2 der Jesuiteogesctze» ge stimmt. Ler Lamps am Prag. „WaS ist aus diesem Boden, auf dem vor mehr als sechs Jahrhunderten die deutsche Kulturkraft mit ihrem Werke einsetzte, nicht an deutscher Kraft und deutschem Arbeitsertrag verloren gegangen und ent fremdet worden! Und mit welcher Zähigkeit hat sich trotz alledem nicht nur der unverwischbare deutsche Charakter einer großen Vergangenheit, der unverkenn bar zu den Sinnen spricht, sondern auch der Kern pulsierenden deutschen Lebens in allen Bedrängnissen und Widerwärtigkeiten erhalten! Sich die ungeheuren Verlusts zu verhehlen, hieße der Geschichte ins Ge sicht schlagen, tief traurige, aber auch wertvolle Er fahrungen von sich weisen und aus einen Sporn zu zielbewußter Tätigkeit verzichten. Aber die Tapfer keit verkennen, mit der nichtsdestoweniger manches überkommene Gut gewahrt, eine groß: Ueberlieferung erhalten und ein kaum mehr zu schmälerndes Erbteil nationaler Güter in die Gegenwart hinübergerrttet wurde, wäre eine noch verhängnisvollere Selbstver,