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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-12
- Tag 1884-12-26
-
Monat
1884-12
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1884
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Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Uetarti»« und Lkprdttisn JohanneSgafie 33. APreihkulidrn der Uk-arlion: vormittag» 10-12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »ich« i-crdmrlu A«la»«e »er sür »te «Schfts«l,e»»e I»»«er »eftimmte« Inserate an «-chent»«en »iS S ll»r «ach«ttta»». «Ln»,«,»-estta,e» früh »to'/.» U,r. 3» de» FMalen fiir Ins.-Annahme-. Ott» Al«««, UniverfilütSstraße 21. Laut» Lösche, Kätharinenstraße 18, p. »nr »ts '/.S Utzr. kimigtr. TiMblM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschSftsverkehr. «ufl«ge LS,V«O Ildonnenttntsprei» Viertels. 4'/, i»cl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die P»ft bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nnmmer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilaae» (in Tageblatt-Format gesalzt) »htte Post des örderuog W ML «U Postbrsorderäng »8 ML Inserate 6gespalte»e Petitzeile SO Pf. Größerr Schriften laut »ns. PreiSvrr^ichutst Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HOHerm Tarif. Ürclamen »ntrr dem Nedartt»n»ßrich dte4grspall. geile SO Ps., vor de» F a m i l i r» u a ch r i ch t e n die Sgespaltrn« Zeile 40 Ps. Inserate stad stet« a» die OxpeSttt,» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneLnwerunäo oder durch Post- uachaahme. ' . .1? 361^ Freitag om 26. December 1884. 78. Jahrgang; Amtlicher Theil. Mhholranttisn. Artttlttg, -e» 3. Jaumar L88S sollen ans dem diesjährigen Mittelwaldschlagc in Ablheilung llc und 14a da« B>rganer Forstreviers, am Leutzsch-Wahren» Fahrweg und den Militairschirßständen 87 Eichen» L8 Buchen» 77 Rüstern- 27 Lindcn» 8 Eschen» 40 Ahorn- 8 MaSholder» SO Eilern- und 8 Alpen NntzklS<e, sowie r« Stück Gchirrhölzer. ^ ^ den öffentlich aushängenden Bedingungen und der »blichen Anzahlung cm den Meistbietenden verkauft werden. Attsamimevtnttft: früh S Uhr aus obigem Schlage, au der Leutzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 24. December 1884. DeS RathS Forstdeputatio». Bekanntmachung. Vei der «ttrrzeichueten Gemeinde-Verwaltung find baldmöglichst «t »engegründete LchutzmanuSstellcn zu besetze». Jährliche» Eiukommen incl. BekleidungSgeld 82S Gesuche »nter veiftigung von Zeugnißablchnsteu sind bi« längsten» den IO. Januar 1885 bet Unterzeichneter Behörde etazurcichen. Gediente Mtlüair» erhalten den Vorzug. Entrttzsch, a« 2t. December 1881. Der «e»et»tze-Rattz. Thoma». Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 26. December 1884. * E» ist nicht da» erste Mal. daß eine mächtige Volks bewegung sich gegen den Reichstag erhebt, an seinen Beschlüssen ein volksthiimliche» Urtheil vollzieht und einen Druck auf sein« fernere» Entschließungen auSzuüden versucht. Aehnliche Bewegungen entstanden beim ersten Militair reu Gelege«.heile« ,« I iolg. Sie werden I Fad , von der jetzigen I Nng , Vertrauens-1 Hab« 'eptenaat, bei« Socialistengeketz und anderen und hatten damals eine« entscheidenden Erfolg, aber all« an Macht und Stärke übertroffen Bewegung, die sich zu eine« gewaltigen Votum de» Volke» für die auswärtige Politik de« Reichskanzler» gestaltet hat. Wie lächerlich ist e». angesichts «me» solchen Sturme» der öffentlichen Meinung voa künstlich gemachten Demonstrationen zu rede»! Eine solche Bewegung, die gleichzeitig mit elemeutarrr Gewalt an allen Enden de« Reiches ousslammt, erzeugt man nicht künstlich. Sie ist im höchsten Grade naturwüchsig u»d volk-lhümlich, und wird auch ihr Ziel nicht verfehlen. Mau kanu heute schon mit Sicherheit behaupten, daß nicht nur der unglückliche Beschluß w«gen der neuen Direclorstelle rückgängig gemacht werden wird, sondern daß auch die anderen aus dem Gebiet der auswärtigen und colonialen Politik sich bewegenden Forde rungen, d«e DampsersudventionSvorlage. die neuen Consulate, ein« Majoritttt finden werbe«. Selbst in den dumpfen Wahlkreisen de» Eentrum» regt «» sich und eS ist sehr bemerkenswert^ daß auch schon verschiedene nltramontane Abgeordnete dem Druck der öffentlichen Meinung so weit habe» nachgeben müssen, um der Colonialpolitik des Reichskanzlers ihre Unterstützung und der Dampfersub- ventionsvorlage ihre Zustimmung z« verheißen. Wenn der Beschluß de» Reichstags vom 1b. December das Volk so mächtig ergriffen und aufgeregt hat, so war e» der Umstand, daß man darin eine Mißtrauenskundgebung gegen da» Reichskanzler gerade auf dem Gebiete erkannte, aus welchem sein« Ziele und Erfolge in jüngster Zeit wieder auf» Glänzendste sich entfaltet haben, aus dem Gebiete der auswärtigen, der colonialen Politik. Diejenigen, welch« diese« Beschluß gefaßt haben, mögen hundert Mal versichern, daß er die Bedeutung eine» Mißtrauensvotum» und einer persönlich«« Kränkung nicht Hab« und haben solle, sondern wirklich nur au» dem löbliche» Bestreben hervorgegangen sei, dem Steuerzahler 20,080 zu ersparen, sie wußte» sich sagen, daß ihr Beschluß diese Deutung finden werde und müsse, und e» zeugt von ungeheurer Kurzsichtigkeit, wenn man die« nicht vorauSgesehen hat nnd von dem EntrüstuugS- sturm überrascht worben ist. Wenn wir einseitige Partei- intmrffen verfolgten, so könnten wir nur wünschen, rS würden noch mehr ablehnende Beschlüße aus dem Gebiete der aus wärtigen Politik gefaßt; da« würbe sich an den gegnerischen Parteien bitter rächen. Wir wünsche» da« aber weder, noch glauben wir eS. Wir wünschen e» nicht, weil e» nicht im Jntereffe de« Vaterlandes liegen kann, im Ausland« die Meinung aufkommen zu lassen, daß de« Reichskanzlers natio nale auswärtig« und cotomale Politik nicht von der Mehrheit de» Volke» getragen sei, und wir glauben e« nicht, weil wir der öffentlichen Meinung nach ihrem stürmischen AuSbruch der letzten Tage soviel Kraft Zutrauen, auch widerstrebende uttd widerwillig« Volksvertreter umzuschwenkea. * Der bochosficivse» Wiener „Politischen Correspondenz wird au» Berlin und zwar au» RegieruugSkreiseu vom 22. December geschrieben: Di« drmokratisch-ult romontanr Majorität de» Reich», tage» scheint sich um die Befestigung de» Reich-gedanken» große Verdienste erwerben »» wallen. Ihr« Tkaten vom 15. und 16. De- cember haben da» uatianale Bewußtsein mächtig entflammt und ihnen selbst alle Sympathien geraubt. Ta» Palais de» Reichs- ttnaler» ist seit jenen Tagen, und zwar in fortwährend steigendem NiHe zu einim förmlich--» Post- und Telegra-Hen-Lmpsang-Hnreau geworben. ES bietet täglich einen Anblick, wie es ihn sonst nur an sei»«, G«burtSta»n »» biete» pflegt. Laß diese patriotischen Tcmon ftration«» ans bi« Stimwung de« Fürsten einen erhebende,» Einfluß üben, O m« »N laicht erklärlich, »eaugleich die Kleinlichkeit seiner Widersacher th» auch nicht einen Augenblick au« seinem Gleichmuthe gebracht hatte. Sofort nach renen Heldci-.thalc» der Majorität wurde ,bm di« Auflösung de« Reichstages nahegelegt. I» der Thal ist dieselbe «me, Augenblick lang erwog«» ward«», aber der Reichskanzler bat auch Per» wilder Innen richtigen politische» Blick »Mhätigt. indem ,r erwlilr. in de» »atürlichen Verlauf der sich sitz» «»bahnenden Tntwickrlnng um so weuiger etngrrisen za lömw», ol» da« Maß der Sünden der demokratisch-ultramoutaaen Majorität noch nicht voll ist und ihr fernere» Wirken uur dazu beitragen werde, dem Bolle die Augeu zu öffne». Heute den Reichstag auslösen, würde die Go schaste der Opposition besorgen heiße»: den» ihre Machinationen würden eS doch zu bewirke» wissen, daß der nationale Aufschwung keinen entsprechenden Ausdruck i« dem Wahlergebniß finden würde, und die Wiederkehr der Oppositionsparteien in einer auch nur an nähernd gleichen Stärke würde von diesen nur als eine Belobigung für ihr gegenwärtige» Verhalten auSgebeutet werden. Für die Gi ng unserer innere» Verhältnisse ist eS jedenfalls besser, daß die rität in ihrem gegenwärtigen Verhalten nicht gestört werde. Sie zweifellos ihr Conto bald noch mehr belasten, in der irrigen Voraussetzung, dadurch di« Regierung zu Concessionen zwingen zu können. Laß an solche nicht zu denken ist, sieht zwar jeder klar blickende Politiker von selbst ein ; gleichwohl ist die Spcculation aus Concessionen da» eigentlich« Motiv in dem Verhalten der Opposition. Sie wird sich dadurch allmälig selbst den Boden unter den Füßen abgraben, indem mehr und mehr dabei zu Tage trete» wird, daß die nationalen Interessen ihr für Alles seit sind. Der Kanzler gehl unbeirrt seinem Ziele entgegen. Er versteht den PnlSschlag der Nation, und er wird aus dem vou ihm eingeschlagene» Wege eher als aus jedem anderen nicht nur das Auseinanderfallen der demokratisch-ultramontauen Majorität, sondern auch den Zerfall der „deutsch-freisinnigen" Fraktion, wie des ultramontanen Centrnm» und die Erstarkung der nationalen Elemente erreichen. Die gegen wärtige Majorität arbeitet ihm in der gewünschten Welse in dt« Hände. * Das Arbeiterschutzaesetz, welche» die social demokratische Fraktion des deutschen Reichstage» ausarbeitet, wird auch die Frage wegen Herstellung einer inter» nationalen Fabrikgesetzgebung behandeln. Dies« Frage tauchte zuerst vor dreißig Jahren im Elsaß aus, »o der Fabrikant Daniel Legrand ans die Nothwendigkeit, die Fabrikgesetzgebung international zu regeln. hinwieS. Er legte einen vollständigen Gesetzentwurf über den Gegenstand den Cabinetcn von Berlin, Wien, Paris, Petersburg und Turin vor. hatte damit aber keinen Erfolg. Erst im Mai 1831 wurde d^ — — -— - Damals Schweiz die Geneigtheit vorhanden sei. durch interuationale Verträge die Feststellung einer internationalen Fabrikgesetzgebung anzu- bahnen. Die Antworten fielen wie folgt auS: Die französische Regierung erklärte sich zur Unterstützung der Bestrebungen, betreffend die Herstellung einer internationalen Fabrikgesetz gebung. bereit, sprach dabei aber die Ansicht aus, baß. da die ProductionSbedingmigen der einzelnen Länder von einander abweichen, unter den Mächten sich mir über gewisse Grund sätze eine Vereinbarung treffen laste. Die englische Regierung gav vor, daß e» wegen der Ungleichheit der ArdeiksbevingucmH, « de» verschiedene» Ländern unmöglich sei. eine intrrnattonole Fabrikgesetzung herzustellen. Die Regierungen von Oesterreich- Ungarn und Italien wollten zunächst die Pnnkte bezeichnet en, welche international geregelt werden sollen. Die deutsche ReichSrcgierung endlich antwortete nicht principiell ablebnend, >e hielt aber den damaligen Zcitpunct, wo sie im Begriff tand, wichtige Puncte der socialen Frage aus dem Wege der Gesetzgebung zu regeln, nicht für geeignet, zur Anbahnung einer internationalen Fabrikgesetzgebung die Hand zu biete». Dieselbe ist im Princip sür Herstellung einer internationalen Fabrikgesetzgebung, zumal die deutschen Fabrikinspectoren (Gewerberätbe) bereits mehrfach in ihren Jahresberichte» bcrvorgehoben haben, daß vic Fabrikbesitzer im deutschen Reiche durch die Verschiedenheit der Gesetzgebung in den be nachbarten ausländischen Gebieten quasi gnwungen werde». Mißstände in ihren Betrieben zu dulden. Es liegt aus der Hand, daß durch ein vereinzelte- Vorgehen eines Staates aus dem Gebiete der Fabrikgesetzgebung un Sinne einer Er leichterung der Arbeiter, z. B. durch eine weitgehende Be schränkung der Frauen- und Kinderarbeit, unter Umständen die Conc»irrenzfähigkeit seiner Industrie gefährdet werden kann. * Durch die amtliche Meldung von der Proclamiruug de< deutschen ProtectoratS im nenbritannischen Ar chive!, aus Reu-Jrland nnd den AdmiralitätS- inseln und an der Nordküste von Neu-Guinea wird die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf einem im Blaubuch über die Südsee abgedruckten, früher bereit- erwähnten Be richt de» Commcmdanten von Sr. M. S. „Carola" hin» gelenkt, welcher sich mit den Verhältnissen im westlichen Theile der Südsee beschäftigt. In diesem vom Februar v. I. datirten Schriftstücke heißt eS: „Die Aassührnng der Commodore Wtlson'schen Borschläge, wonach die Eüdsee mit einem Netze englischer Beamten und Regu- lationcn überzogen werden und sogar die Missionairc als Bier- conjulu diene» solle», dürste allerdings bald zu de« Wunsche führen, sich für die Mühen und Kosten durch die Bortheile der Aanexion m belohnen. Die nächste Folge aber, wenn wir hinter dem aciiveu Vorgehen der Engländer Zurückbleiben, wird vermuthlich die sein, daß die Lontroie über den Arbeitermarkt mehr und mehr in eng lische Hände übergeht. Unter dem Schutze der englischen Flagge werden sich gewiß auch größere HandelSgeschäste auS Australien dort niederlafsen und die deutschen Firme» zu verdröngen suchen, die ohnehin in den letzten Jahren eher Rück- als Fortschritte gemacht zu haben scheinen. Leider habe» wir den Engländern gegenüber ent- schieden an Terrain verloren und daffelb: kann nur durm außer ordentliche Anstrengung« wieder gewonnen werden. Gewichtig« Gründe mehr, die staatliche Betheiligung umgesäumt eintreten zu taffen .... ES handelt sich nicht nur um die Erschließung neuer Arbeitsfelder für die Plantagen tu Samoa, sondern um die Gewinnung der größere», bi« jetzt noch fast ganz unberührten nnd unanSgenutzlen Hälft« der Südseeinsrtn sür den deutschen Handel und sür die deutsche CiviMation. Dort muß zunächst die Entscheidung sollen, ob wir uns schließlich doch von den Engländern den Wind auS den regeln nehmen lasse» oder mit ihnen gleichen CourS in der Südsee weiter Hallen werde». AaS aber geschehen soll, muß bald geschehen, in zwei odft: drei Jahren kann and wird e» wahrscheinlich schon zu spät sei». Wenn da« Reich gleich jetzt mit in die Schranken tritt, so thut e» Alle-, was der nicht leicht zu befriedigend« Deutsche m> AnSlande billtgerweisc z» erwarten berechtigt ist, und kann »an» dem selben die richtige Beantzoug der so gesicherten Verhältnisse getrost überlasten." Die englische Presse suchl anaestcht« der Erwerbungen Deutschlands in den australischen Gewässern zum bösen Spiel gute Miene zu machen. Der Verlauf der westasrikanischen Angelegenheiten hat ihr gezeigt, daß die- weit klüger »st als ansängliches Poltern oder Schmollen bei nachhcriger Unter wersung unter die unabänderlichen Tatsachen. In der „TimeS" finden wird salgmide telegraphisch signalisirte Aus lastung: „Da« jüngst »eröffentlitbte Blaubuch deutete derartige Operationen an, und in der gegenwärtiiftu LrwerbnngSepidemie müssen Staaten wirklich au» Nothwehr anneetiren. WaS diese Inseln werth sei» mögen und wie weit sie. da sie dicht beim Aequator liegen, sür den Wohnsitz deutscher Auswanderer tauglich sein möge», ist oielleichtjetnxiS schwierig zu sagen. Allein wenn Deutschland sie nicht genommen hätte, würde Frankreich oder irgend eia anderer Staat sie nehmen. Wir glauben allerdings, daß wenn sie ganz besonder« anziehend ge wesen wären, der allgegenwärtige britische Kau'mann sie schon längst zu seiner Heiinath gemacht habe» würde. Coloniale Kreise brauchen sich indeß vorläufig über die Annexionen dieser entfernten Territorien seitens Deutschlands nicht z» beunruhigen. Wir haben alle Hände voll zn thun aus Insel» in verschiedenen Aelttheile», und wir brauchen anderen Nationen einige Erwerbungen nicht zu mißgönnen, wenn sie, wie in diesem Fall«, außerhalb der Sphäre unserer wesentlichen Interessen liegen." Tie „Pall Mall Gazette- bemerkt «. „ES ist nun vorbei aut dem sauguinischen Mauden einer guten Anzahl von Personen, daß wir den westlichen Stillen Oceau gänzlich sür uns selber behalte« könnten. Wir haben bei verschiedenen Ge legenheiten hervorgehobea, daß, wenn wir Reu^Suineo ganz wollen, in der Geltcndmachnag unserer Forderung keine Zeit zu verlieren sei. Wir konnten nicht hoffen, Andere seruiuhalleo, ohne eS selber zu nehme». Da dieser Schritt zu kühn für un» erschien, bleibt nichts Anderes übrig, als eine deutsche Annexion mit guter Miene binzunehmen. Wir können die» um so leichter thun, da eS kein Eingriff in eine Region ist, die wir ausschließlich als unsere eigene zu betrachten befugt sind. Die Nebenbuhlerschaft der zwei echt colonisirenden Raccu im westlichen Stillen Oceaa sollte die Förde rung beider zur Folge haben." A» anderer Stelle äußert da» eben genannte Blatt: „Mag Deutschland jene Inseln anaectiren oder nicht, jedenfalls Würde eS einen lebhaften Protest dagegen erheben, daß wir sie anneetiren, und die Geltendmachung seiner Rechte ist keine Rechts- Verletzung sür unS, keine Bresche in den BertheidigungSliaieu unseres Reiches, kein Eingriff in eine vorzugsweise uns gehörende Sphäre. Deutschland Hot seit langer Zeit m dem Handel diese« Theiles de» Stillen Meeres vorangefiäuden. Ohne die Weigerung de» Reichstags, dir Subvention für Samoa za bewillige», würde eS nie seinen Bcr- sprung verloren habe», und obgleich wir seit einigen Jahren in dem Wcttlaiis immer vorwärts kommen, so hat Deutschland durch eine Art von Berjährung ei» Recht aus Beachtung in jener Gegend er- worben. Außerdem bedarf eS der Jasela Neu-Britannien uud Neu-Jrlaud zur Beschaffung voa Arteiter» sür seine Niederlassungen auf Samoa, ebenso wie wir derselben sür Queensland und Fidji bedürfen; für DrutMand aber sind die Inseln unentbehrlicher als für uns, weil eS keine anderen Bezugsquellen hat." Bon deutschen Kriegsschifseit befinden sich, nachdem die Kreuzersregattc „Elisabeth" von Sydney nach Yokohama gegangen, also zum oftasiatischen Geschwader gestoßen ist. in den australischen Gewässern die Krenzercorderte „Marie", der Kreuzer „Älbatroß" und da» Kanonenboot „Hyäne". * Der Pariser „Figaro" hat mit seiner Nachricht von dem bevorstehenden Besuche deS Fürsten BiSmarct in der französischcu Preise viel Staub ausaewirdelt. Eine Nachricht des „Figaro" auf historische Wahrheit prüfen zn wollen, kenn'e nur den Shott Heranäsorder»; es ist die Non den Franzosen acceptirte Specialitäl des „Figaro". Ernste» und Scherzhaftes. Wai'rlieil und Phantasie durcheinander zu mischen; bringt daS Ganz« Sensation hervor, so ist der Zweck erreicht. Mit seiner BiSmarck-Nachncht bat der „Figaro" diesen Erfolg gehabt. Merkwürdiger als diese Erfindung des „Figaro" ift die Behandlung, die sie gefunden hat. Nachdem „Figaro" eine Nachricht lorgelassen hatte, wurde sie offenbar von ver- chiedenen Seiten ccnsthast ans der Tagesordnung erhalten. Es ist im höchsten Grase unwahrscheinlich, daß Fürst Bismarck in der nächsten Zeit Paris besucht. WaS sollte er, um mit seinen eigenen Worte» zu spreche», in Paris suchen? Aus der anderen Seite ist die Bevölkerung von Paris so unbe rechenbar und unzuverlässig, daß nur unter dein Zwange der Nothwendigkeit ein Staatsmann in der Position deS Fürsten BiSmarck die Verantwortlichkeit einer solchen Reise über nehmen würde. Zwei der Souvcrä«e, die zuletzt in Pari« waren. Kaiser Alexander H. und König Nlsonso. baden eigen thümlicbe Erfahrungen gemacht. Und wie würde sich die Lage estalten, wenn der leitende Staatsmann Deutschland» in ZariS von einem Volksbausen beleidigt oder gar verletzt würde? Aus die „Stimmung" ist in Paris nicht» zu geben, sie ist unberechenbar, sie kann von einem Tage aus den andern Um schlagen. Weder JuleS Ferry, noch der Polizeipräsect, noch der Commaudant von Pari« könnten di« Verantwortlichkeit auch nur für die Ereignisse einer Viertelstunde im Voraus über nehmen. Dagegen scheinen die französischcu Staatsmänner die Nachricht des „Figaro" al» einen Versuchsballon zu be bandeln, der ihnen die Stimmung des PublicumS gegenüber Deutschland unv den diplomatischen Beziehungen zu diesem anzeigt. Wenn Fürst Bismarck in nächster Zeit voraussicht lich keine Ursache hat nach Pari- zu gehen, könnte es leicht der Fall sein, daß Jules Ferry Veranlassung fände, nach Berlin zu kommen. Noch wichtige internationale Fragen warten ihrer Lösung, darunter wir nur die eine erwähnen, die cgyptisch-ostasrikanische. Daß ohne Asseclation eine Eon- serenz im großen Maßstab incht mit Beiseitelaffung der per svulichen Mitwirkung des Reich-kanzlerS begonnen werden kann, ist eine Thatiache. die nachgerade Niemand in Europa mehr bezweifelt. Die Nachricht von einer Reise de» Fürsten Bismarck nach Paris soll vielleicht jetzt die Geinüther der Franzosen ans eine Reise de» französischen Ministerpräsidenten nach Berlin vorbereilen. Universität. LVK. Leipzig, 25. December. Bier Privatdocenten der philosophische:! Facultät unserer Hochschule erhielten soeben ihre Ernennung zu außerordentlichen Professoren. E» sind die Doctoren Robert Sachßc, Eduard Meyxr, riedrich Gustav Hahn nnd Karl Rohn, welcher 'etztere augenblicklich beurlaubt ist. Krankenversicherung. *Die hiesig« köuigl. KreiShauptmannschaft macht die Auf sichtsbehörden für das KraukeuversicheruugSwesen in Bezug aus die Reorganisation älterer ZwaugScassen daraus aufmerksam, daß dir Statuten bereit« vor dem 1. December dS. IrS. errichteter älterer Krankenkassen, in Ansehung deren »ach de» bisher geltenden Vorschriften sür Personen, welche unter ff. l de« betreffenden ReichsgesetzeS fallen, eine BcitrittSpflicht be gründet war, bis zum 1. Januar 1885, soweit sie hinsichtlich der Bestimmungen über die Caflenleistnngen und Laffenbeitrüge, über die Lerwattung und Bertretung der Tasse den Vorschriften dieses Gesetze« nicht genügen, der erforderlichen Abänderung zu unterziehe» sind. Wird Die betreffenden Aufsichtsbehörden haben bi» zum 10. Januar der tünigl. KreiShauptmannschaft anzuzeigen, ob und bezw welche ältere» und aus Grund de» KrankencassengesetzeS noch nicht reorganisirte Zwong-caffeu in ihren Bezirken vorhanden sind, eornt. auch ein Exemplar der in Geltung befindlichen Statuten mit eiuzureichen. Ursprung -es Weihnachtsftstes. Ban vr. I. Rover. Tie schönste Zeit, die liebste Zeit, Sagt'S allen Leuten weit und breit, Damit sich jedes freuen mag, DaS ist der liebe WeihnachtStag. Den hat un« Gott der Herr bestellt, Den herrlichsten in aller Welt, Daß jung und alt. daß groß und Nein So recht voa Herzen froh soll sei». Hey. „Weihnachten!" — Wie eine liebliche grüne Oase mir silber blinkendem Labeqncll, durchgoldet vom Sonnenlicht, überblaut vom Himmelsgewölbe, dem wandcrmüdcn und schmachtenden Reisende» in der Sandwüste entgegen leuchtet, so strahlst du unS aus dem fahlen Grau der Winternebel, und wie eine Erscheinung aus dem Wunder, »nd Feenreich trittst du in da- Einerlei der WerktagSwelt hinein. Sei mir gegrüßt, du liebe-, traute» Kinderfest, sei mir gegrüßt, du heiliges Familiensest! Bist du so glücklich, lieber Leser und freundliche Leserin, die Spannung der lieben Kleinen verfolgen ^u können, mit der sie Tage und Stunden zählen, die sie dem röhliche« Weihnachtsabend entgegenbrlngrn. kennst du die geheime Wonne deS stillen Sorgens uud Schaffens, deinen geliebten An gehörigen eine freudige Ueberraschnng zu bereiten, hast du dir noch den kindlichen Sinn bewahrt, nach oltehrwürdigec Sitte den duftenden lanaenbaum mit vergoldeten »ad versilberten Nüssen zu behängen, mit bunten, strahlenden Lichtern zu zieren, nnd fehlt dir nicht z» der frohen Botschaft der Engel der beseligende Glaube, — dann stimme ein in den Jubel der Kirchenchöre: O du fröhliche, o du selige, Gnadeubringende Weihnachtszeit t Welt ging verloren, Christ ist ßebare», Freue, freu« dich, o Christenheit! — Ja, »tr wollen ihm treu bleiben, dem altehnvitrdiaea Brauche unserer Väter, wir wollen sie heilig halten, die alte schöne Sitte unserer Borsahreu; denn daS WeihuachtSsest ist ei» uraltes germanisches Fest, d«S von nuscreu Ahnen schon vor Jahrtansenden eierlich begangen wnrde. Freilich ha» eS da eia« andern Sinn uud eine andere Bedeutung, oder eben weil e« ihn« ein so lieb- gewordeitkS Fest war, hing« sie mit unverbrüchlicher Treue daran, nur gaben chm die Apostel de» neuen Glaubens etnrn andern Hintergrund. Es ist eine bekannte Thotsochr, daß die Verkünder de» Evan gelium«. sei es auS treuer Verehrung der liebgewordeneu Eriuneruogeu, lei es auS Klugheit im Hinblick aus die allzu tief eingewurzelten Ueix-rlieserunge» anserrr heidnischen Vorfahren, denselben ihre Hauptsest, bestehen ließen, ihnen aber eine andere, nunmehr christ- lich-I»mbol,sche Deutung gaben. Und so blieben selbst die alten heidnischen Namen zum Theil bestehe», wie Ostern und Aye-Rochr. erfiereS der Offara, der Göttin des tm Osten ausgehende» Früh llugSianuenlickit-», «nd da» letztere der Mnirer-Racht oder Winter soaneawende, als de« Jahres Mutter nnd Anfang geheiligt. Die Wye-Nacht war die erste der sogenannten 12 Jnlnächte, der. Festzeit der Wintersonnenwende, von wannen da« Sonnenlicht wieder beginnt zuzunehmen uad die Wmtertage wieder länger werden. Ber mulbltch bedeute« der Name Ja! (angelsächsisch kreol. englisch wksel) soviel wie Rad, das Soanenrad uämlich, wie eS sich »och io alten Kalendern als Bezeichnung sür die Wintersonnenwende findet (G)> Der Gott aber, zu Ehren dessen diese« hochheilige Fest bei allen germanischen Stämmen gefeiert ward, hieß mutbmaßlich Hü, „der Herr", von welchem Worte wir noch Spurcn in unser« Zusammen setzungen wie „Fron-dienst" und „Fronleichnam" haben. Zum Schaden der später» Wissenschaft verfuhren di« ersten Sendboten de» ChristenthumS allzu radical mit den heidnischen Lehren und Ge bräuchen unserer Vorfahren, und Ludwig der Fromme ließ i» seinem heiligen Eifer die von Karl d. Sr. gesammelten alten Heldenlieder verbrennen, so daß wir nur auS dürftigen lleberresten im Volks glauben und in de» Festgebränchen unsere zerstörte deutsch« Mytho logie wieder Herstellen können. Doch kommen unS dabei die un schätzbaren nordischen Literaturdenkmäler zu Hilfe, uud wir dürft» mit vollem Rechte anuehmen, daß wir im Grunde denselben Göttcr- glaubeu «nd dieselben gottesdftnstltchen Gebräuche hatten, wie unsere Stammverwandten in Skandinavien. Aach fehlt eS nicht ganz an allen bildlichen lleberresten und Spuren des alten Gottesdienste- in unserem deutschen Vaterland:. So hat mau in einer Außenwand der Capelle zu Belsen in Schwaben zwei roh gemeißelte Steinbilder einer männlichen Figur entdeck, die von Thierbäuptern und Sonne umgeben ist. Aller Wahr scheinlichkeit nach ist die- da« Bild des deutschen Sonnengottes, den wir Frö benennen. Dies bestätigt sich durch Vergleichung mir mehreren ähnlichen Darstellungen in Oberdeutschland und den Nieder landen. Danach erscheint Frö (norddeutsch Freyer) nicht nur als Sonnengott, sondern auch als der Gott der thierischeu Fruchtbarkeit, der Eh« und des Kindersegens. Bon ehedem heidnischen Ceremonien zu Ehren unseres Gottes haben sich noch Spuren in unseren LolkSgebräochen erhalte». So versammelten sich z. B. auf dem Stroiuberg bei Konz a. d. Mosel zur Ssnnenwrndzeit Abends die Burschen und Männer uad trieben ein stark mit Stroh umwundenes, aus ein Zeichen des Bürger meisters von Sierck in Brand gestrckteS Rad unter Fackelschwingen uud Jubelgeschrri die Höhe herab zum Flusse. Am Fuße des Berges dom sogenannten Bnrbacher Brunnen erwarteten Frauen und Mädchen das vorbeirollende Rad und empfingen es mit Johlen (von „Jul"?). Erlischt daS Feucrrad, ehe eS in die Mosel läuft, so deutrt man dies auf eine gesegnete Weinernte. Eine ähnlich- Sitte erhielt sich im Bayerischen, Schwäbischen und io Tirol, daS sogenannte Scheibenttctben, und mau glaubte, daß daS Rad verborgene Laster enthülle. Wer sollte dabei nicht an den all- seh-nden Sonnengott denken, an die Sonne, die alles an den Tag bringt? — DaS Rad spielte aber auch sonst noch bis aus uusere Tagc «,ue große Rolle in unfern Bolksgebräuchen. Nicht nur in sinnig ver zierten Geschenken, welche z. B. zu Neujahr junge Burschen im Sater land (Oldenburg) ihre» Mädchen ins Haus brachten, sog. IVSpelräk, sondern auch als Form eine» dem Gotte der Wintersonnenwende angczüudelen Feuers kehrt eS vielfach wieder. Aber auch sonst loderten auf Märkten und in Häusern Freudenseuer zur Begrüßung des zunehmenden Sonnenlicht» empor. Bis in Misere Zeit flammte in der Halle englischer Lords und Pächter der große Julklobeu (Vuftolop) lm Kamin, worin auch in Frankreich die düade äs kioSI erinnert. Aber besonders bei de» germanischen Völkern bewahrte sich daS Julfeft. Hielte» auch nach der Anschauung unserer Vor fahren die böftn Frostriesen die Mutter Heul!» in Banden, so er wachte doch durch den Kuß de« wiedererstarkleu Sonnengottes die schlafende Erde; der Hopft» trieb unter der Schneehülle Schöffe», die Bepselbäume trugen vorübergehend Blülhen und Früchte. Ja, das Reick, der Seelen öffnet sich, und selbst der Schleier der Zicknnft lüstete sich. Da hcrrichlc zwölf Tage lang bis zum Drcikömgen- abend (tlis lirslsthnil-kt) Jubel aus alle» Straße«, Knechle niid Arbeiter feierten, und .» de» Halle» der Reichen war offene Tafel. Auf einer alten angelsächsischen Zeichnung sieht man den Lord aus dem kunstreich geschnitzten, mct Eber- nnd Hunds- gestalt gezi rtcil Hochsitz de» Hauses throne», umgebe» von seinen söhne,,. Der Vater hält ein Trinkhmn, zur Sette die beide» Jünglinge Becher und Pocal. und ein Mundschenk füllt rin neues Harn. Offenbar trinkt man des Gottes Minne, d. h. seinen Ge- dächtnibrrnnk. Vor ihnen steht cin Mann nnt einem Stab in der Rechten und erhobener Linken; da» ist der Sänger »nd Dichter, „der Bringer der Luft, der mit süßem Wohllaut beweget die Brust". Auch ein Gast tritt ein, mau erkennt ihn am Mantel, Speer »no Schild, und cin kleiner Page meldet ihn den, Herrn mit dem Alp- Horn. Man v-.-rg»tlgte sich ain Julsest mit Musik, Spiel, Tanz uns Räthselftagcn. Solche Räthsellieder waren in der aftgermomschcn
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