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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidieu, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungeil, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernspr.m-r Nr. 9. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 18t. Dienstag, Sen 7. Angnst MYO. Witterungsbericht, ausgenommen am 6. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 758 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -st 19,st' 6. (Morgens 8 Uhr -st 20" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 43"/n. Thaupunkt -st 7,s Grad. Windrichtung: Süd. Mederschlagsmenge von 12 bis 12 Uhr mittags: 0,0 mir». Daher Witteruugsaussichteu für den 7. August: Wechselnde Bewölkung mit einzelnen Niederschlägen. Für die mir zu meinem Geburtstage gewidmeten freundlichen Glückwünsche danke ich aufs Herzlichste. Hermsdorf, 4. August 1900. Gesrg jprinz von Schsnbiivg-Waldenburg. VtrjlkWmgs-Mmtmlömg. Donnerstag, den 9. August 1900, Bormittags 10 Uhr Weintraube in Altstadtwaldenburg anderwärts gepfändete kleiner Tisch mit Marmorplatte, Handtuchhalter, Kleiderständer, kleiner dreifütziger viereckiger Tisch, kleiner Blumentisch mit Korbeinsatz, größerer Blumentisch, 1 Wasserflasche mit 2 Gläsern und Untersatz, 4 Wandteller, 2 Oeldruckbilder, sowie 1 Pferd, schwarzer Fuchswallach, 1 Schrotwageu mit Zubehör, und 1 leichter Spazierwagen meistbietend gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Waldenburg, am 6. August 1900. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. I. V. Aktuar Leonhardt. sollen im Gasthof zur Gegenstände, als: 1 1 1 1 1 1 Li-hung-tschang ff. *Waldeubnrg, 6. August 1900. In allen Staaten — außerhalb Deutschlands — hofft man auf das Bestimmteste, daß die betreffenden Gesandten in Peking noch am Leben sind, lieber den Verlust eines größeren oder kleineren Theiles der nach der chinesischen Hauptstadt entsandten Bewachungs-Mann schaften geht man ohne große Herzensgedanken vielfach fort, und hat nebenbei schon ganz vergessen, daß von deutscher Seite der Tod des Gesandten Freiherrn von Ketteler, der nicht groß zu bezweifeln ist, beklagt wird. Die natürliche Folge ist, daß man meint, Deutschland könnte unter einigen formellen Verbeugungen und einer gewissen Entscheidung von Seiten der Chinesen dies traurige Ereignis; auf sich beruhen lassen. Es ist nett, was im Auslande dem deutschen Reiche trotz all' der bestimmten, unzweideutigen Kaiserreden noch zugemuthet wird. Es unterliegt zunächst gar keinem Zweifel, daß etwa England oder Frankreich, wenn ihnen so etwas passiren sollte, ganz gehörig den Chinesen die Geschichte einge tränkt haben würde. Daß sie „aufzuräumen" ver stehen, haben sie vor vierzig Jahren bereits unzweideutig bewiesen. Wahrscheinlich würde bei dieser Gelegenheit das ölest „genannt Peking" kaltblütig niedergebrannt Worden sein. Heute, wo aus Deutschland Stimmen laut werden, daß es dahin nicht kommen muß, wohl aber dahin kommen kann, schlägt man die Hände über den Köpfen zusammen und redet einen großen Palamer von Humanität. Was heißt Humanität? Dafür sorgen, daß die Menschen wie Menschen behandelt werden. Und eben damit die Weißen in China wie Menschen be handelt werden, muß den Chinesen das Nothwendige klar ^Macht werden. Auch die Weißen, resp, die Christen, haben ihre echter. Warum haben in den Kreuzzügen die Christen Palästina nicht behaupten können? Weil die Sarazenen ehrlicher, gerechter, wahrheitsliebender waren, als die große Menge der Kreuzfahrer. Tas ist eine bittere Thatsache, aber immerhin eine Thatsache. Aber für Ostasien kommt ein ähnliches Verhältniß nicht in Be tracht, wenn auch der Prinz Tuan Recht hat, dem die Aeußerung zugeschrieben wird, er sähe in mancher chinesischen Hafenstadt an einem Tage mehr betrunkene Weiße, als betrunkene Chinesen in einem ganzen Jahre. Als Kulturträger werden sich die Europäer noch sehr bewähren müssen, doch schließt die Erwartung nicht aus, daß die Chinesen, in deren Abschließungssystem nun ein mal Bresche gelegt ist, sich als Menschen zu betragen haben. Im Kampfe um die Oeffnung ihres Landes konnten die Chinesen kämpfend fallen, aber nachdem es einmal eröffnet war, waren auch sie nur Geleitsmänner des modernen Verkehrs. Hierauf ist besonders hinzuweisen, weil eben verschiedene Mächte Jntriguen spinnen, die auf das Ende abzielen, daß in China im Wesentlichen Alles beim Alten bleiben möge. Die Engländer sagen weise, in Indien sei es ebenso und dort stehe Alles vortrefflich. In Indien ist aber eben nicht Alles ebenso, ebensowenig steht es vortrefflich. Den Hindus ist ihr Gottesdienst gesichert, und in dieser Beziehung sollte man auch die Chinesen am liebsten sich selbst überlassen, aber im Uebrigen sagen die Briten in Indien: „Ihr habt das Geld zu geben, wir haben es zu nehmen!" England ist durch Indien reich geworden, während es Indien der Hungersnoth! und den Epidemien überließ. Nun, kulturfreundlich war! es eben nicht, und darum wird es in China, wo mehr! als zwei Äugen auf das, was kommen soll, sehen, ipohl, auch nicht dahin gerathen, aber, wie gesagt, Alles beim! Alten zu lassen, ist genau so verkehrt, die Chinesen müssen einen Denkzettel in einer wirksamen Form er halten, der so bald nicht vergessen wird. Und um endlich die Wahrheit derb herauszusagen! Weshalb giebt man sich verschiedentlich so große Mühe, die ganze Geschichte im Sande verlaufen zu lassen? Warum ist mit einem Male der alte John Chinamann nicht so schlecht, wie er sich in den Kämpfen von Peking, Taku und Tientsin gestellt hat? Weil dem Tamned Dutchman — dem verdammten Deutschen — nicht ge gönnt werden soll, in Peking zu sagen: 8io volo, sie juboo! So will ich es, und so befehle ich es! Von manchen Stellen, von wo es viele Leute in der That nicht vermuthen, wird in neuester Zeit versucht, uns den Wind aus den Segeln zu nehmen, uns zu Humänitäts- Duslern zu stempeln, das heißt in diesem Fall: uns lächerlich zu machen. Hoffentlich, oder gewiß, wird das nicht gelingen: Ter Kaiser hat dem Generalleutnant von Lessel, dem Führer der China-Expedition, den Rang eines commandirenden Generals verliehen. Tas heißt wohl: Macht, was Ihr wollt, aber kommt mir nicht in die Quere! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Sonnabend Abend auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel eingetroffen, nachdem er im Laufe des Tages in Koburg der Trauerfeier für den Herzog Alfred beigewohnt. Auf der Fahrt von Koburg hörte Se. Majestät den Vortrag des Staatssekretärs Grafen Bülow. Am Sonntag nahm der Kaiser mit seiner Gemahlin am Gottesdienst theil, ebenso Prinz Heinrich, der morgens aus Bremerhaven in Wilhelms höhe eingetroffen war, um dem Kaiser über die Aus- fahri der letzten Transportschiffe Bericht zu erstatten. Am heutigen Montag treffen beide Majestäten in Biele feld ein, woselbst auf der Sparrenburg das Denkmal des Großen Kurfürsten enthüllt wird. Prinz Heinrich reiste Spnntag Mittag zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Italien weiter. Die Beisetzung des Herzogs Alfred fand Sonnabend Spätabend in Koburg bei Fackelbeleuchtung unter mili tärischer Begleitung statt und gestaltete sich — wie die Berichte besagen — zu einer eindrucksvollen, schauerlich schönen Feierlichkeit. Militär mit Fackeln hatte am Platze vor der Moritzkirche Aufstellung genommen, wo Vor dem Hauptportal der ganz in Eichenlaub verkleidete, vierspännige Leichenwagen stand. Der junge Herzog und alle Fürsten, der Hofstaat, Offiziere, Minister gingen um 10 Uhr in die Kirche, wo der Sarg von zwölf Unteroffizieren gehoben und, während gedämpfter Trommel wirbel erklang, auf den Wagen gestellt wurde. Sodann ging's zur Gruft. Es ist schon wiederholt davon die Rede gewesen, daß in Bayern für die China-Expedition keine besondere Begeisterung vorhanden ist, ja es ist auch behauptet worden, daß das bayerische Contingent keineswegs aus lauter Freiwilligen bestehe, sondern daß eine ganze Anzahl Leute für den China-Dienst einfach eommandirt worden sind. Jetzt wird nun sogar gemeldet, daß vom 4. ostasiatischen Bataillon während seines Aufenthaltes in München nicht weniger als 7 Mann desertirt sind. Nach einer Meldung der „Franks. Ztg." aus Offenburg ist ein ehemaliger Soldat das 9. Badischen Infanterie- Regiments Nr. 170, der Musketier Karl Seeler von Sinsheim bei Baden-Baden, der sich zur Expedition nach China freiwillig gemeldet hatte und bereits mit den betreffenden Truppen in Hagenau war, desertirt. Wir geben die Nachrichten, wie wir sie finden, machen jedoch ausdrücklich darauf aufmerksam, daß sie bisher keine