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Dresdner Journal : 07.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-07
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1896
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Ve»»«Tret«: Air Dresden vierteljährlich i Marl kV Ps, bei den Kaiser- lich dcul,chen Pcsl»nslallci> vieilkiiähiiichZMark; anher- halb b«< Deutschen Reiche« Voß- »nd Etempelzuschlaa Eiazelne Rummern: 10 Ps. Grfchetne«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fer»,pr-Anschluß: «r.1N». Dresdner Journal. Aukün«t«unss,ebü-re»: Für den Raum einer gespal- «enen Zeile Neiner vchnft 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. -era«S«r-er: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dre-den, Zwingerstr SV. Frrnspr -Anschluß: Nr LLTL. W 234. Mittwoch, den 7.Ottober, abends. 1896. Aestessungen auf das „Dresdner Journal" für das vierte Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für DreSdex: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für »»-- bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. Lönigl. Erpedilio« des Vresdner Iommis. Amtlicher Teil. Dresden, 1. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ordentlichen Professor für Straßen, Eisenbahn- und Tunnelbau an der hiesigen Technischen Hochschule Paul Schmidt den Titel und Rang als „Baurat" in der 4. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. «Bekanntmachung. Die bei der Kaiserlichen Ober-Postdirektion zu Dresden neu eingerichtete sechste Postinspektorstelle ist dem Telegraphenamtskassirer Jentsch aus Mannheim unter Ernennung zum Postinspektor mit Wirkung vom 1. Juli dieses Jahres ab übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 Abs. IV der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landes herrliche Bestätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den l. Oktober 1896. Finanz-Ministerium. Für den Minister: Meusel. Strobelt. Erueuuuugeu, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Tepartement des Kultus und Sffentlichen Unterrichts. Erledigt: ^ca-et. standiqe Lehrcrftclle zu Pohland a. Rvthft. Kollator: da- Kvmgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht-. Einkommen: tovv M. Gehalt, 38 M. für Er teilung einer Überstunde. 36 Mark für Unterricht in der Fort bildungsschule, Amtswohnung mit Garten und 2 Scheck hartes Reisig. Außerdem wird eine persönliche Zulage von ivv M. gewährt. Gesuche unter Beisügung der erforderlichen Zeugnisse sind bis zum 18. Oktober bei dem König!. BezirkSfchulinspcktor Zimmlcr in Löbau einzureichen; — dieNebcnschulstelleder2cklassi- gen Volksschule zu Lauenhaiu b. Mittweida. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt, 200 Mark persönliche Zulage, 72 M. Forlbildungeschulhonorar, 36 Mark für das Sommerturnen, 288 M. für Überstunden und Amtswohnung nebst Garten. Gesuche sind unter Beisügung sämilichcr Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 24. Oktober bei dem K. BezirkSschulinfpektor Schulrat vr Böhme in Rochlitz einzureichen. — Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der einfachen Volksschule zu Hartmannsdorf bei Burgstädt. Kollator: der Gemeinderat daselbst Gehalt: 1050 M , von 4 zu 4 Jahren um 150 M. steigend bis zu 1800 M. und 210M Wohnungsgeld. Etwaiger Fortbildungs- schulunlcrricht wird mit 45 M pro Jahr und pro Stunde ver gütet. Gesuche sind bis zum 20. Oktober an den Gemeinderat zu Hartmannsdorf zu richten; — die 4. stündige Lehrerstelle an der Stadlschule zu Nerchau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen der Stelle außer einem Wohnungsgelb von 100 M., das bei einem Verheirateten sich aus 200 M erhöht: 1>00 M. vom Schuld enst und 96 M. für Turn- und Fortbildungsschu'- nnterricht. Bewerbungsgesuche sind unter Anschluß sämtlicher Unterlagen bis zum 24. Oktober bei dem Königi. Bczirksschul- inspektor Schulrat Schütze in Grimma einzureichen, wobei be merkt wird, daß nach der für Nerchau z Z. bestehenden Staffel der Höchstgehalt 2100 M. neben freier Wohnung beträgt Nichtamtlicher Teil. Die französische Begeisterung über den Besuch des russischen Kaiserpaares kennt heute keine Grenzen mehr. An den Worten, mit denen Kaiser Nikolaus II. gestern bei dem Festmahl im Elyseepalast die Begrüßung des Präsidenten Faure erwidert hat, berauscht sich heute förmlich die französische Nation. Für all' den gewaltigen geistigen und materiellen Aufwand, den sich Frankreich den Zarenbesuch hat kosten lassen, sühlt es sich durch die Worte des Kaisers reich und überreich entschädigt. Für alle diejenigen Leute, die den jetzigen Vor gängen in Paris mit vollstem Gleichmut gegenüber- stehen können und sich nicht, wie eS seit einigen Tagen mit den Franzosen der Fall ist, jeder Verpflichtung zu ruhigem, vernünftigem Nachdenken enthoben fühlen, ergiebt sich ohne weiteres die Frage, ob der gestrige Trink spruch des russischen Kaisers in Bezug auf die allgemeine Weltlage ein Novum schafft, in der bisherigen Gestaltung der Beziehungen zwischen den europäischen Mächten eine Änderung Hervorrufen wird. Eine endgiltige Antwort auf diese Frage zu erteilen, ist heute gewiß noch nicht angebracht, aber soviel läßt sich doch schon jetzt behaupten, daß es angesichts der allen Beschreibungen nach großartigen und ohne Zweifel aus tiefstem Herzen kommenden Begeisterung des französischen Volkes geradezu notwendig und eine Pflicht der einfachsten Höflichkeit auf Seiten des hohen Gastes war, wenigstens der engen „Freund schaft" zwischen Rußland und Frankreich Erwähnung zu thun, der Freundschaft, an deren Vorhanden sein seit Jahren kein vernünftiger Mensch über haupt mehr zweifelt. Und mehr als die freund liche Erwähnung dieser zwischen den beiden Nationen bestehenden Beziehungen findet sich in den Kaiserlichen Worten nicht, wenn sie wenigstens richtig wiedergegeben sind und wenn nicht noch andere, als die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten sich er geben sollten Das Gefühl der Beunruhigung über den Zarenbesuch in Paris hat Deutschland nicht einen einzigen Augenblick empfunden. Selbst eine klipp und klar verkündete Allianz zwischen Rußland und Frank reich vermöchte nicht, uns bange zu machen. Die gestrige Kaiserrcde vermag es ganz gewiß erst recht nicht. — Vom psychologischen Standpunkte aus betrachtet ist das jetzige Verhalten der französischen Nation jedenfalls im höchsten Grade interessant. Man wird nach dem Ablauf der Festtage noch bessere Gelegen heit zu solchen Untersuchungen haben. Heute schon sei der nachstehende, unseres Erachtens sehr viel Treffendes enthaltende Bericht wiedergegeben, der der „Vossischen Zeitung" aus Paris zugegangen ist: ... Es bleibt, nachdem man mit allen kleinen Heucheleien, Geschäftskniffen und selbstsüchtigen Nebenströmnngen gercchnct hat, noch ein gewaltiger Überschuß von echtem vater ländischem Schwung übrig. Die Leute, die Fahnen kaufen, um sie vor ihre Fenster zu hängen, mögen es vielfach des Scheines wegen thun, um bemerkt zu werden, um Augen dienst zu treiben. Es gicbt aber zahlreiche Kundgebungen der Russcnfchwärmerei, die diese kühle Tcuiung nicht zulassen. Die Bildnisse des Zaren und seiner Gatlin weiden in unzähligen Abdrücken abgesetzt; selbst die tcucrn Lichtbilder, die ans Petersburg selbst bezogen werden, immer noch in Tausenden; ich weiß dies zuoerlässig von dem Buchhändler, dessen Haus den Alleinvertrieb d>r echten russischen Ausnahmen hat. Der unbekannte Kunde, der in den Laden tritt, anderthalb bis drei Franken für das Bildnis des Zaren oder ein Gruppenbild seiner Familie hinlegt und zufrieden von dannen geht, der thut dies nicht aus Pofe, nicht um eines Vorteils willen, sondern uni einem Drange zu genügen. Ebensowenig geschieht es um eines Geschästsgewinncs willen, daß im engsten Familienkreise, wenn ein Geburtstag oder ein ähnliches fröhliches Ereignis gefeiert wird, der Hausvater plötzlich sein Glas ergreift und die Zarcn- hymi e anstimmt, in die alle Faniilienglicder mit leuchtenden Augen einsillen Es bleibt also noch die Frage zu beantworten: ' wa- denken sich die Franzosen dabei, wenn sie in dieser Weise sür Rußland, für den Zaren schwärmen? Das ist mit einer einsachen, kurzen Formel nicht zu erledigen Es spielen da allerlei verworrene, hellere und dunklere Gesühle Herrin Es schwirren eine ganze Menge undeutliche Obertöne mit ES wäre nicht richtig, sich aus die Erklärung allein zu be schiänk.n: „In der Seele der Franzosen wogt die Rachelust. Der Besuch dcS Zaren ist ihnen das Verspreche n dec Wirder- erwerbung von Elsaß Lothringen " Es ist auch das, aber es ist nicht das allein ES ist bei vielen Französin vielleicht nicht einmal die Hauptsache Sie denken an dcn Rachekrieg und an Elsaß-Lothringen erst in weiter Ferne. Zunächst ist eS ihnen ein Hochgesühl, daß der Zar die französische Freund schaft genug ehrt, um gegen allen Srlbsiherrschcrbrauch der Republik einen Besuch abzustatten Dann kommt das Gefühl einer wohligen Sicherheit, da sie sich nicht mehr allein in der Welt wissen; es war seit 1871, besonders aber seit IS75, eine Zwangsvorstellung der Franzosen, daß Deutschland nur aus einen Anlaß lauere, um über Frankreich von neuem herzu- sallen; nichts und niemand konnte ihnen diese Vorstellung auSredcn, die wie ein Alpdruck auf ihnen lastete; seit sie aber an das Bündnis mit Rußland glauben, haben sie diese bestän dige Angst vor einem Übersoll nicht mehr und atmen wieder frei und fröhlich. Auch Eiteikeit spricht mit: die Pariser wollen den Zaren mit Blumen und Fahnen, mit Festen und Feuer- werkcn blenden; sic wollen ihn mit dein ungeheuren Jubel der Straßenmengen berauschen; sie wollen ihn durch den Über schwang ihrer Freudcnkundgebungen überwältigen; er soll von Pari- die Erinnerung eines Mürchentraums heimnehmcn; er soll sagen: „Ich bin in Breslau und Wien und Balmoral gewesen; überall hat man sich bemüht, mir zu gefallen; aber was ich in Paris erlebt habe, das ist einzig und unvergleichlich." Das sind die Gefühle, aus denen sich die Russenbegeistcrung der Pariser zusammcnsetzt Die Ruse: „Hoch Rußland! ES lebe der Zar!" werden sicherlich auch die Bedeutung haben: „Nieder mit Deutschland!" Aber damit ist ihre Bedeutung nicht er schöpft. Das Jauchzen auf dcn Wegen des Zaren wird auch, wird vielleicht hauptsächlich, der Jubel darüber sein, daß Frank reich, Arm in Arm mit Rußland, wieder eine erste Weltstcllung einnimmt, daß es von niemand mehr bedroht ist, daß sein Rang vom zurückhaltendsten, strengsten Herrscher Europas voll anerkannt wird Anvaliditäts- und Alttrsversichrrnnfl. Aus dcn Ausweisen, welche die Jnvaliditäts- und Alters- versicherungsanstalten alljährlich ähnl ch den Berussgcnossen- schasten über ihre Thätigkeil herausgeben, war schon vom ersten Jahre an ersichtlich, daß die im Gesetze sür die erste zehn jährige Periode gewählten Beitragssätze höher gegriffen waren, als die betretenden gesetzlichen Bestimmungen überBus- «aben, Deckung des Rentenkapitalw.rts, Ansammlung von Re serven u. s. w. es nötig machen. Im Lause der Jahre hat sich der Vermögensstand der Anstalten im allgemeinen noch be trächtlich gehoben, und man nimmt an, daß sich derselbe, abge sehen von dcm zur Deckung der lausenden Renten erforderlichen Vermögen, am Schluffe der ersten Beitragspcriode, also am Ende des Jahres 1900, aus nind 466 Millionen Mark be- lausen wird. Über die Gründe, die hierzu geiührt haben, ist man sich klar Die dcn Voranschlägen ter Beitragssätze zu Grunde gelegte JnvaliditätStascl hat weit höhere Wahrscheinlich keitswerte sür die vornehmlich in Frage kommenden Allersjahre ausgewiesen, als sich in Wi klichke t bei Durchsührung des Ge setzes bisher ergeben haben. Auch die Sterblichkeit der In validen hat sich wcscnilich größer herauSgestcllt, als bei den früheren Berechnungen vermut-t werden konnte, sodaß im all gemeinen die Bezugszeit der Invalid, nrenteu kürzer ist. Dazu kommt, daß bei dem damals vorliegenden äußerst beschränkten Material zur Erhöhung der Sicherheit der Rechnungen den Bei trägen der höheren Lohnklassen noch besondere SicherheitS- zuichlage zngesügt wurden. Die Höhe der Differenz zwi chen Anschlag und Wirklichkeit wird da,aus klar, daß nach den früheren Rechnungsgrundlagcn die Deckungslapitalien für den R»st der ersten Bcntragsperiodc, also für d e Jahre 1897 bis 1900, sich ans 291,6 Millionen berechnen, während nach den neuen Erfahrungen dieser Wert sich aus 233,8 Millionen be- läust, sodaß die wirkliche Belastung nur 80 Proz. des Vor anschlages beträgt. Dazu kommt eine weitere Abweichung von 10 Proz., welche aus die Sichcrhcitszuschläge zu den Beiträge» der höheren Lohuklassen zurückznsühren ist. Häitc man an Stelle des jetzt zur Erhebung gelangenden Durchschnittsbeitragcs von 2t Pfennigen von Inkraftsetzung des Gesetzes ab den jenigen Betrag erhoben, der nach dcn bisherigen Erfahrungen zur Deckung der Versichcrungslast in der ersten Beitragspcriode rechnerisch ersorderlich ist, so würden zwei Diittcl des bisherigen Beitrages oder rund 14 Pfennige genügt haben In Regierungs kreisen will man trotzdem nicht zu einer Ermäßigung der Bei träge übergehen, weil dies eine empfindliche Steigerung der Beiträge in der Zukunft nach sich ziehen würde und bis zum BcharrungSstadium dann sogar eine Erhöhung des Beitrages um mehr alS das Doppelte de» AnsangSbetrages emtreien würde, während man jctzt aus lange Zeit hinaus mit den einmal fest gesetzten Beitragssätzen auskommen zu können hofft Tagesgeschichte. Dresden, 7. Oktober. Se Königs. Hoheit der Prinz Friedrich August ist gestern, Dienstag, abends um >0 Uhr von den Königs. Hofjagden aus Rehefeld in Dresden tingetroffen und hat Sich wieder in die Pritizliche Villa zu Wachwitz begeben. Dresden, 7. Oktober. In der heutigen (zweiten) Sitzung der evangelisch-lutherischen Landes- synodc wurde zunächst über die geschäftliche Behand lung der an die Synode gelangten Vorlagen Beschluß gefaßt Die Petitionen wurden, soweit sich ein Mit glied ihrer annahm, dem Petilionsausschuß über wiesen. An den Verfassungsausschnß gingen die Er lasse des Kirchenregiments; die Beschlußfassung über Erlaß Nr. 15 wurde einer späteren Sitzung Vor behalten. Für die Vorberatung der Erlasse Nr 6, 7 und 14 wurden besondere Ausschüsse gewühlt. Die Erlasse 1 bis 5 wurden durch Kenntnisnahme er ledigt, die Erlasse 8 bis 13 dem VerfassungSausschuß überw'esen. — Der gestern gewählte L-gitimations- ausschuß hat sich konstituiert lind Hrn. Landgerichts- Präsidenten I)r. Hartmann-Plauen zum Vorsitzenden gewählt. Die Ansschußwahlen hatten folgendes Er gebnis: Verfassungsausschuß: Geh. Hofrat Professor Or Friedberg (Leipzig), Superintendent Hösselbarth (Freiberg), geh. Finanzrat v. Kirchbach (Dresden), Oberjustizrot Richt.r (Zwickau ', Professor 1)c Rietschel (Leipzig), Amtshanptmann l>r. Rumpelt (Chemnitz), Rittergutsbesitzer Di. v. Wächter (Rvcknitz); PetitionsanSschuß: Oberkonsistorialrat I>. Di belius (Dresden), Pfarrer I)r. Eckardt (Lugau); Superintendent I>. Harig (Großenhain), Superinten dent Merbach t Rochlitz), Justizrat Opitz (Treuen), Oberamtsrichtcr Scheuffler (Großenhain), Haupt mann a. D. Graf Vitzthum v. Eckstädt (Dresden); Ausschuß sür die Erlasse Nr. 7, eine Ein schränkung des Besetzungsversahrens bei geist lichen Stellen und Nr 14, die weitere Regelung der finanziellen Lage der evangelisch-lutheri schen Geistlichen betreffend: Pfarrer I-io Lehmann <Zwickau). Bürgermeister Leupold (Dresdens Super intendent Meyer (Zwickau), geh Kommerzienrat Niet hammer (Kriebstein), geh. Kirchenrat I) Pank (Leip zig), geh. Kirchenrat Domherr Professor v Fricke (Leipzig), Geh. Rat Or Wach (Leipzig); Sonderausschuß für den Erlaß Nr. 6 lBericht über den Zu st and der Landeskirche: Superinten dent l-io. Benz (Dresden), Pfarrer Böttcher (Pretz schendorf), Privatus Gysae (Serkowitz). Stadtrat Meister (Chemnitz), Superintendent Michael (Zittau), Superintendent IFe. Noth (Schneeberg), Pastor Scheuffler (Lawalde), Superintendent Weidauer (Glauchau), Superintendent Or. Schmidt (Annaberg). Nächste Sitzung morgen. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser nahmen auf Jagdschloß Hubertusstock gestern verschiedene Borträge ent gegen — Der „Neichsanzeiger" teilt mit, daß dem Kardinal- Erzbischof von Capua, Alphonse Capecelatro zu Neapel, der Note Adler-Orden erster Klaffe in Brillanten verliehen worden ist. — Wie die „Nordd. Allgem. Ztg " meldet, sollte heute in Hubertus stock ein Kronrat stattfinden, zu welchem sämt liche preußische Staatsminister Einladungen erhalten hatten. Dem Vernehmen nach handelt es sich um Feststellung der Arbeiten für die bevorstehende parlamentarische Session. Kunst und Wissenschaft. * Über die WcltuntergangSprophezeiung für 1899 führt der Direktor der König!. Sternwarte in Berlin, Prof. W. Foerster im „Reichsanzeiger" folgendes aus: „Auf Grund unvorsichtiger und ungenauer, vielleicht auch mißverständlich entstellter Äußerungen von wissenschaftlicher Seite verbreitet sich seit einiger Zeit in weiten Kreisen die Vorstellung, daß im Jahre 1899 die Gefahr eines sogenannten „Weltunterganges" bevorstehe. Dieser Wahn — übrigens in ähnlicher Weise schon drei- oder viermal in diesem Jahrhundert vorgekommen — stützt sich darauf, daß im November 1899 die Wiederkehr des Zusammen treffen« der Erde mit einem ziemlich dichten Schwarm von kleinen Himmelskörpern bevorsteht, welcher sich mit einer Umlaufszeit von nahezu 33'^ Jahren in einer die Erd bahnlinie kreuzenden Bahn um die Sonne bewegt, und dessen Zusammentreffen mit der Erde an dem Erscheinen überaus zahlreicher und glänzender Sternschnuppen in den obersten Schichten der Atmosphäre wahrgenommen wird. Da- letzte Zusammentreffen dieses Schwarmes mit der Erde hat in der Nacht vom 13. zum 14. November 1866 etwa zwischen 1 und 3 Uhr morgen» (Berliner Zeit) statt- aefunden. Die nächst vorhergegangenen Epochen eines solchen Zusammentreffen» sielen in die Jahre 1833, 1799 rc , und die regelmäßige Wiederkehr kann für etwa 1000 Jahre nach den Chroniken, insbesondere nach den chinesischen Aufzeichnungen mit aller Sicherheit verfolgt werden. Nirmal» ist dabei irgend eine Schädigung der Erdoberfläche erfolgt, sondern stet« hat mrn nur den großartigen Eindruck eine» mäch tigen Feuerwerk«, nämlich de« fast gleichzeitigen Erscheinen« von Hunderten prächtiger Leuchtkugeln gehabt. Die kleinen Himmelskörper diese« Schwarme« lösen sich eben, wie e« scheint, sehr schnell und vollständig in kleinste Trümmer auf durch die jähen Glüherschemungen, welche die unge heure Geschwinvigkeit ihres Eindringens in die oberen Schichten unserer Atmosphäre hervorruft (Diese Geschwindig keit beträgt nämlich nahezu 70 lcm in der Sekunde, d H. sie durchmessen in einer Sekunde ungefähr dieselbe Strecke, wie ein Schnellzug in einer Stunde.) Nach allen bis herigen Erfahrungen liegt also bei der Voraussage eine» solchen Phänomens nicht der leiseste Anlaß vor, an irgend eine Gefahr zu denken. Nun bewegt sich allerdings, wie eS zuerst im Jahre 1866 wahrgenommen wurde, außer jenem, eine große Strecke der Bahn erfüllenden Schwarm von Himmelskörpern, mit welchem wir zuletzt im Novem ber jenes Jahres zusammentrafen, in derselben Bahn auch ein Komet, welcher damals zwei Monate später, nämlich im Anfang Januar 1867, die Erdbahn durchkreuzte, also zu einer Zeit, wo die Erde sich schon um viele Millionen Kilometer von dem Kreuzungspunkte der Bahnen entfernt befand. Im Jahre 1899 wird aber der Abstand der Erve von diesem Kreuzung«punkte um die Zeit, um welche der Komet denselben passiert, noch größer sein Selbst dann aber, wenn ein Zusammentreffen mit diesem Ko meten an der KreuzungSstellc einmal künftighin erfolgen sollte, ist jetzt in allem demjenigen, was wir von den Kometen wissen, keinerlei Grund vorhanden, einen wesent lich anderen Verlauf dieses Zusammentreffens anzunehmen, als man bisher bei dem Zusammentreffen mit dem oben erwähnten Schwarm von kleinen Himmelskörpern wahr- gcnommen hat Wahrscheinlich besteht der Komet aus einer etwa« dichteren Ansammlung von kleinen Himmels körpern und vielleicht von solchen, die etwa« größer sind, als die einzelnen Körperchen jenes Schwarms, sodaß es vielleicht, falls wir einmal durch den Kern eines solchen Kometen hindurchgingen, sich ereignen könnte, daß statt des großen kosmischen Feuerwerks von Leuchtkugeln, die in den obersten Lustschichten, so zu sagen, verpuffen, zahlreiche größere Feuerkugeln bi» in die Nähe der Erdoberfläche hcravlamen und dort Scharen von sogenanmcn Meteor steinen ausstreuten, durch die vielleicht sogar vereinzelte Zerstörungen oder Zündungswirkungen angerichtet werden könnten, wie sie in höchst seltenen Fällen wohl schon vor- gekommen sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden aber auch in solchem Falle die Schrecken oder die Zerstörungs wirkungen eines solchen Zusammentreffens noch lange nicht diejenigen eines heftigen Gewitters oder Wirbelsturmes, wie sie alljährlich vorkommen, erreichen, sodaß wirklich kein Grund für die Menschheit als ganzes vorliegt, vor solchen Dingen jahrelange Furcht zu hegen. Jedenfalls ist auch nicht der leiseste Grund vorhanden, aus das Jahr 1899 mit irgend welchem Bangen obiger Art zu blicken." * Von der Heilserumfabrikation in Höchst a. M. Aus einem eingehenden Bericht in der „Post" über den neulich von Teilnehmern der 68. Naturforscherversamm lung den Höchster Farbwerken abgestatteten (mehrerwähnten) Besuch heben wir als Nachtrag zu früher Mitgeteiltem folgendes heraus: Die Höchster Farbwerke, wohl eines der größten Etablissements Deutschlands, bedecken einen Raum von rund 62 da, der also größer ist als die ganze Insel Helgoland Sie haben sowohl unmittelbaren Bahnanschluß als auch direkte Schiffsverbindung durch die Lage am Mainuser. Dem Besucher springt vor allem die große Anzahl einzelner Wohnhäuser entgegen, welche das weite Terrain bedecken Es sind ihrer fast 300 an der Zahl, in denen die Arbeiter gegen einen geringen Mietzin« mit ihren Familien Wohnung erhalten, bis sie nach 20jähriger Fabrikarbeit sie als Eigentum erwerben. Auch ein großer Teil der Beamten bewohnt mit ihren Familien eigene Wohnhäuser, meistenteils je zwei in einem Hause. Die Häuschen machen einen sauberen, gefälligen Eindruck und sind mit allen Zweckmäßigkeitseinrichtungen versehen, deren eine Familie bedarf Naturgemäß wohnt der größere Teil der 3000 Arbeiter, welche die Fabrik beschäftigt, nament ¬ lich der unverheirateten, außerhalb der Anstalt Auch sonst hat die Fabrik noch zahlreiche soziale Einrichtungen zum Wohle ihrer Arbeiter getroffen Sie sind zum Teil sogar so vollkommen, daß sie scheinbar den in dieser Fabrik Beschäftigten das volle Gefühl der Zufriedenheit geben müßten Wenn trotzdem, wie uns berichtet wurde, Sozial demokraten unter dieser Arbeiterschaft nicht fehlen, so ist dies offenbar nur auch eine Frucht der Verhetzung, welche die sozialdemokratischen Führer ins Land getragen haben. Don den Wohlfahrtseinrichtungen sei zunächst die Badeanstalt erwähnt, in welcher den Arbeitern jederzeit täglich ein Bad zu nehmen gestattet wird, unter Anrech nung der darauf verwendeten Zeit aus die Arbeit. Die Arbeiter baden in Abteilungen, getrennt nach den Sub stanzen, mit welchen sie sich beschäftigen, sodaß z B. für Arbeiter, die mit Mytilin, blau Eosin, Violett, Antipyrin und dergleichen zu thun haben, besondere Räume bestehen Es bedarf sehr energischer Waschungen mit Zuhilfenahme der verschiedensten Aggredientien, um die Reste dieser Farbstoffe und sonstiger chemischer Substanzen vom Körper zu entfernen, was im gesundheitlichen Interesse unbedingt notwendig ist. Weiterhin ist eine Haushaltungsschu'e zu erwähnen Große Erleichterung bietet des weiteren den Arbeitern die Konsumanstalt, welche zu erheblich ermäßigten Preisen Lebensmittel, Wäsche, Kleidung und dergleichen liefert. Außerdem besteht eine Sparkaffe für die Arbeiter, in welche ein Anteil am Gewinn von den genannten ge schäftlichen Unternehmungen abgesührt wird, sodaß den Arbeitern direkt oder indirekt auch in finanzieller Hinsicht reicher Nutzen gewährt wird. Es ist selbstverständlich, daß für erkrankte und invalide Arbeiter hinreichend Fürsorge getroffen ist. Eine besondere Pensionskaffe besteht noch für die Beamten und Aufseher der Fabrik — Von den Fabrikeinrichtunaen ist in erster Reihe die Färberei zu er wähnen, welche den Gästen in flüchtigem Umgang gezeigt wurde. Als Rohstoff werden die Benzole, da« Naphthalin
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