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EMall und Anzeiger. Amtsblatt für die Königlichen Gerichtsämter sowie die Stadträthe zn Riesa und Strehla. Druck und Verlag von E. F. «rellmann in Riesa. 38. Freitag, den IS. Juli 1872. ricsk« Blatt „eldidlau und Ai>,«tzn" erscheint in Riesa wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freitag«, und lostet vieNeWrlich lo Ngr. — Bestellungen werden bei jede, P-st-nstalt in unstren lizxcditionen in Riesa und Strehla sowie von allen unser» Boten entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoneen sind ferner bevollmächtigt Haasenstein und Vogler in Hambura-Allona, Leipzig und Kranlsurt M„ R. Moss- in Leipzig, F. W. «aalbach in Dredden und ltugen Fort in Leipzig. Von dem unterzeichneten König!. Gerichtsamte soll den 2. September 1872 da- Johann Gottlob Leiterd in Langenberg zugehörige Grundstück Nr. 8 des Katasters für Langenberg, Nr. 7 der Grund- und Hypotheken buchr für diesen Ort, welcher Grundstück am 15. dies. Monats, ohne Berücksichtigung der Oblasten aus L « « « T h l r. -- -- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Gerichtsstelle und im Gasthof« zu Langen berg aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Riesa, am 19. Juni 1872. König!. Gerichtsamt. In Stellvertretung: Sinz, Assessor. Bekanntmachung. Im Handelsregister für den hiesigen Gerichtsamtsbezirk ist am heutigen Tag« zufolge Antrags und Registratur vom 4. dieses Monats auf Folium 45 die Firma: „Max Böhme" in Strehla und als deren Inhaber Herr Maximilian Franz Dagobert Napoleon Böhme daselbst ein getragen worden. - Strehla, am 6. Juli 1872. Das Königliche Gerichtsamt. Strauß.N. Die Ursache des deutsch-französischen Krieges. Das erste Heft des vom preußischen General stabe verfaßten Werkes über den letzten Krieg legt in seiner Einleitung die politischen Vorgänge dar, welche zu dem entscheidenden Zusammenstöße zwi schen Frankreich und Deutschland führten. Die Darstellung ist ein Muster prägnanter, im Großen und Ganzen auch objectiver Geschichtsschreibung. Es soll gleichzeitig nicht unerwähnt bleiben, daß die Skizze mit großem Geschick bemüht ist, den deutschen Bruderkrieg vergeßen zu machen und auch die leiseste Trübung des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Berlin und Wien zu ver hüten. Dies vorausgeschickt, geben wir die Denk schrift, die trefflichste aller bekannten Zusammen fassungen der zum Kriege führenden Ereignisse, nachstehend in ihrem Wortlaut wieder: Mit dem Sturze Napoleon's I. war die Reihe großer Kriege geschlossen, welche die Staaten Europas erschüttert und eine neue Ordnung der Dinge begründet hatte. Dennoch konnten die Wiener Verträge, von denen dieser Zeitabschnitt seinen Ausgang nahm, den Völkern keine Be friedigung bieten. Noth und äußerste Gefahr hatten in Deutsch land die einzelnen Staaten vorübergehend zum gemeinsamen Handeln gezwungen. Aber die Son der-Interessen ihrer Politik wirkten schon während des Befreiungskrieges auf die Führung des Feld zuges lähmend ein und traten bei den Friedens schlüssen entscheidend-hervor. Zweimal zogen die deutschen Heere als Sieger in Paris ein, ohne daß von dem Besiegten die Rückgabe der deutschen Länder verlangt worden, welche dem Reiche in Zeiten seiner Ohnmacht entrissen waren. Kein Wahrzeichen der Einheit, keine Sicherheit der Grenzen blieb den deutschen Stämmen, die zum erstenmal« seit Jahrhunderten wieder als Macht nach Außen auftraten; im Volke aber lebte das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit fort, auf deren Geltendmachung die Politik verzichtete. In Frankreich hatten Republik und Monarchie und in den Monarchien die Dynastien gewechselt. Da bei hatte di« französische Nation aber nicht ver gessen, daß sie noch unlängst halb Europa be herrschte. Die wichtigen Plätze Köln und Antwer pen hatten ihr gehört, und der Gedanke an eine Wtedereroberung de» Rheine» lebte im Herzen der gabzen Nation, gepflegt von ihren Geschichts schreibern wie von ihren Dichtern. Die Erfüllung diese» Wunsche» schien nur «Ine Frage der Zeit -u fein. O Mr Wunden, welche jene Aera der militä rischen Größe Frankreich» selbst geschlagen hatte, waren vernarbt, der Ruhm und dar Prestige ge blieben. Weit vorgeschritten in Wissenschaft und Kunst, reich an Talenten und in der eignen Mei nung Träger der Civilisation, achtet der Fran zose doch nichts höher als Waffenerfolge. Diesem Drange hatte auch Napoleon IN. Rech nung zu tragen, als der Zauber des Namens seines großen OheimS ihm den Weg zur Herr schaft gebahnt. Mit geschickter Hand wußte der Kaiser die Lnlenl« corüiale herbeizuführen, als England eine Stütze auf dem Continent suchte und in dem zwiespältigen Deutschland nicht sand. Mit Eng land vereint, führte er seinen ersten Krieg gegen Rußland, welches diesmal an den Dimensionen scheiterte, die es einst geschützt hatten. In einem zweiten Feldzuge focht sodann das französische Heer unter persönlicher Führung Na poleons im Bunde mit Italien, und angeblich für Italien, gegen Oesterreich. Diesmal brachte der Kaiser nicht blos Ruhm und Befriedigung der Armee ein, sondern auch Länderbesitz, freilich auf Kosten des anderweit entschädigten Verbün deten. In beiden Kriegen hatte Frankreich nur einen Theil seiner militärischen Kraft zu entwickeln ge habt, beide waren gegen Mächte gerichtet, die nicht an Frankreich grenzten. Selbst ein unglück licher Ausgang hätte die Stellung des Kaisers nicht leicht gefährden können. Gegen seine un mittelbaren Nachbarn beobachtete Napoleon III., so lange er Herr seiner Entschließungen blieb, eine freundliche und wohlwollende Politik. Frankreich schien befriedigt. Seit mehr als fünszig Jahren war sein Boden von keinem äuße ren Feinde betreten. Da» Land erfreute sich ei ner guten Verwaltung und eines hohen Grade» von materiellem Wohlsein. Vortreffliche Straßen und Canäle erleichterten den Verkehr, Wohlstand, Sauberkeit, selbst Eleganz waren bis in die Hüt ten verbreitet. Reichthum, Luxus und Geschmack feierten ihre Triumphe in der Pariser Ausstellung, die Tuilerien beherbergten die Monarchen Euro pa» al» Gäste, die Neujahrsreden des Kaiser» bildeten ein Eretgniß, und die Diplomatie lauschte seinen Aussprüchen über die politische Lage der Welt. Wie bescheiden stand daneben Deutschland, wo jede Action nach Außen durch die Eifersucht Oesterreich« und Preußen» gelähmt war, welche« noch unlängst sich in «inen demüthigen Frieden mit dem kleinsten seiner Nachbarn hatte fügen müssen! Deutschland konnte nur dann von politischem Einfluß werden, wenn die beiden große Neben buhler sich verständigten oder wenn einer von ihnen dem andern völlig unterlag. Bedenklich war daher schon ihre Vereinigung zu einem gemeinsamen Feldzug gegen Dänemark; folgenreich auch für Frankreich konnte der Kampf werden, in welchem sie bald darauf ihre Waffen gegen einander kehrten. Andererseits mochte man hoffen, daß bei säst gleichen Kräften Oesterreich und Preußen sich gegenseitig erschöpfen würden und daß dann ein vermittelndes Einschreiten neuen Gewinn bringen werde. Nur auf die so schnelle und vollständige Niederlage Oesterreich war man nicht gefaßt. Dies Ereigniß kam dem kaiserlichen Cabinete um so unwillkommener, als man eben erst den etwas abenteuerlichen mexicanischen Feldzug be endet hatte, der nicht nur die Hilfsquellen Frank reichs erschöpfte, sondern auch große Mängel seiner Organisation bloßlegte; zwar nicht dem Auslande, in dessen Augen dar Ansehen Frank reichs trotz jenes Mißerfolges unverdunkelt blieb, auch nicht der Nation, der man die Wahrheit nicht enthüllte — wohl aber dem einsichtigen Kaiser und seinen vertrauten Räthen. Die Franzosen, welche von dem Kampfe der Deutschen unter sich den Besitz von Rheinland und Belgien erhofft, begriffen kaum die Zähigkeit des preußischen Königs, welcher sich nicht dazu verstehen «tollte, auch nur ein einziges deutsches Dors abzutreten. Es war ihnen unverständlich, daß Deutschland sich beikommen lasse, seine Ge schicke selbst bestimmen zu wollen. Sie forderten „Rache für Sadowa", während doch Frankreich nichts gethan hatte, um Sadowa abzuwenden. Um der französischen Eigenliebe Genugthuung zu verschaffen, wurde die Luxemburger Frage hervorgesucht. Aber Preußen, welcher den Frie den zu wahren wünschte, so lange die Ehre e» gestattete, zeigte die größte Mäßigung. Cs ver tauschte das zweifelhafte Besatzung-recht mit der Neutralisation Luxemburgs. Dieser diplomatisch« Erfolg genügte indeß den Franzosen nicht: der Waffenruhm eines geringgeschätzten Nachbars wurde al» eine Beleidigung empfunden, und diese zu rächen, zögerte der Imperator, das Schwert zu ziehen. Schon erstarkt« Norddeutschland in sich und dehnt« seinen Einfluß auch über die Mainlinie au». Der letzt« Moment schien gekom men, wenn di« vorausgesetzten Sympathie«» Süd deutschland» gerettet werden sollten. An dem Sieg« der französischen Waffen — so glaubte man — war nicht zu zweifeln, nur der Entschluß von Oben fehlte. Me Opposition erhob drohend ihr Haupt, selbst ein Theil der Arme« sprach sein Mißvergnügen im PlckUcit au».