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Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat Hürr dieses Jahres an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 100 Kilo Hafer 15 M. 05 Pfg., „ 100 „ Heu 10 „ 76 „ „ 100 „ Stroh 5 „ 09 „ Dippoldiswalde, am 11. März.1005. Königliche Amtshauptmannschaft. vr. Mehnert. Hn. Bekanntmachung. Nachdem Herr vr. Mvä. Voigl, hier, als Schularzt für die hiesige Stadtschule angestellt und am 3. d. M als solcher in Pflicht genommen worden, wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dippoldiswalde, am 14. März 1005. Der Stadtrat. Voigt. Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend 71. Jahrgang. Donnerstag, den 16. März 1905. Nr. 31. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Vermckvorüichrr Redakteur: Paul Jehns. - Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde. Mit achtseitige« „Illustrierten Anterhaltungsblatt" MN land« und hauswirtschaftlich« «onats-Beilagt. welche bet h« >en Auslage de» Blattes 'ine sehr wkt- same Verdrehung finden, werden mit 12 P'p., solch« aus unserer Amtsy aupt- mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — To- bellarische und tompli- alerte Inserate mit ent sprechendemAufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Mtiberitz-Zeitung > Meint wöchentfich drei- mal: Dienstag, Donne», iag und Sonnabend und mnd an den vorhergeben. z>enAbenden ausgegeben. Preis vietteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich A4 Pfg., einmonatlich 42 Ma- Einzelne Nummern Ä Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie .«nsere Austräger nehmen Bestellungen an. Nach der Schlacht bei Mnkden. Das mörderische Ringen zwischen den Japanern und den Russen, welches über eine Woche lang rings um Mulden wütete, hat nunmehr mit der völligen Niederlage der Armee Kuropatkins geendet. Sie ist im fluchtartigen Rückzüge nach Norden begriffen, nachdem sie angeblich 150000 Mann an Toten und Verwundeten, viele tausende an Gefangenen — genau steht die Zahl noch nicht fest — mehr als 100 Geschütze, sowie große Vorräte an Munition, Waffen und sonstigem Kriegsmaterial eingebüßt hatte. Die siegreichen Japaner ihrerseits, welche ebenfalls riesige Verluste verzeichnen müssen, haben Mulden, die Hauptstadt der Mandschurei, besetzt und sind von hier aus bestrebt, den zurückgehenden Russen den Rückzug zu ver legen; über das Gelingen der hierauf bezüglichen japani schen Manöver lauten die Nachrichten einstweilen wider sprechend. Zweifellos überragt aber die Riesenschlacht bei Mulden die im vergangenen Jahre bei Liaujang und am Schaha geschlagenen gleichfalls sehr blutigen Schlachten in ihrer Bedeutung und ihren Folgen erheblich. In beiden letzteren Schlachten zeigte sich zwar schon die Überlegenheit der japanischen Führung und der japanischen Truppen, über den ebenso tapferen aber schwerfälligeren und der Offensive abgeneigten Gegner; aber ein entscheidender Er folg wurde damals von den Angreifern dennoch nicht er reicht; die Angriffsvorbereitungen waren nicht umfassend genug, auch fehlte es an der numerischen Überlegenheit, um ein durchschlagendes und nachhaltiges Resultat zu er zielen: so konnte die Feldherrenkunst Kuropatkins seine Armee den drohenden Gefahren noch glücklich entziehen. Diesmal nun hat der Marschall Oyama seinen Angriffs plan auf der breitesten Basis aufgebaut, und Dank dem verständnisvollen Eingehen seiner Armeeführer auf seine Absichten gelang es, durch eine Reihe von Kämpfen im Osten und Süden den Gegner über die wahren Ziele der großartig angelegten Operation so lange zu täuschen, bis die Aufstellung einer starken Heeresmacht an der rechten Flanke der Russen parallel zu ihrer Rückzugslinie beendet war. Dann erst erfolgte der mit gewaltiger Kraft durch geführte Stoß gegen Matsjuntan im Südosten der Ver teidigungsstellung, die Einnahme dieses Platzes machte das weitere Ausharren im Zentrum zur Unmöglichkeit, und jetzt muß sich der Rückzug nach Norden vollständig unter Len von Oyama gewollten Umständen vollziehen, die einen glücklichen Ausgang, selbst für die bestgeschulte Armee, geschweige denn sür die ungefügige und schwer fällige Masse des russischen Heeres als sehr schwierig er scheinen lassen. Jedenfalls hat auch diese neueste und be- fonders schwere Niederlage der Russen wiederum gezeigt, daß sie den Japanern zu Lande ebensowenig gewachsen sind, wie zur See, und so mindern sich für Rußland die Aussichten auf einen schließlichen noch siegreichen Ausgang dieses opferreichen Krieges noch mehr. Allerdings heißt «s, Rußland wolle eine neue Kraftanstrengung machen und eine neue Armee in Stärke von 400000 Mann nach Ostasien entsenden, auch soll General Kuropatkin vom Oberkommando in der Mandschurei enthoben und durch den greisen General Dragomirow, der sich schon in vielen Feldzügen ausgezeichnet hat, ersetzt werden. Ob aber ein Wechsel in der russischen Heeresführung den Russen das ersehnte Waffenglück endlich bringen würde, das erscheint denn doch noch recht fraglich, der japanische Marschall Oyama und die unter ihm befehligenden Generale Oku, Kuroki, Nozu und Nogi haben sich als umsichtige, klug berechnende und energische Feldherrn bewährt, sie können es in ihrer strategischen und taktischen Kunst unbedingt mit den besten russischen Generälen aufnehmen. Was aber die angeblich geplante Entsendung neuer großer russi scher Verstärkungen nach Ostasien anbelangt, so muß zu- nächst bezweifelt werden, daß Rußland im stände sein sollte, in den nächsten Monaten eine frische kriegsfertige Armee auf die Beine zu bringen. Und selbst, wenn dies gelänge, so würden doch noch weitere lange Monate ver gehen, ehe diese bedeutenden Truppenmassen auf dem fernen Kriegsschauplätze angelangt wären, inzwischen aber könnte sich dort das Schicksal der Kuropatkinschen Armee leicht entschieden haben. Die militärische Situation ist also für Rußland nach Mukden ckvch schlimmer, als sie es schon nach Liaujang und nach Port Arthur war; das ge- demütigte Zarenreich wird sich also wohl doch genötigt sehen, nächstens Friedensverhandlungen mit dem siegreichen Gegner anzuknüpfen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der jetzt eingetretenen milden und trockenen Frühjahrs-Witterung, die den Verkehr mit Fahrrädern wieder in ausgedehnterem Maße gestattet, dürfte ein Hinweis darauf am Platze sein, daß sich die Inhaber von Fahrrädern für jedes Kalenderjahr eine neue Radfahrkarte bei der Polizeibehörde des Wohnorts zu lösen haben. Wie sehr der Radfahrverkehr auch in unserer Stadt zugenommen hat, geht daraus hervor, daß vom Stadtrate hier im Jahre 1004 303 Radfahrkarten ausgestellt worden sind. — Im Jahre 1001, in welchem die Radfahrkarte durch ministerielle Verordnung vorge schrieben wurde, gelangten 225, im Jahre 1002 258 und im Jahre 1003 278 Karten zur Ausgabe. — Der Verkehrsausschutz des Gesamtoorstandes des Erzgebirgsvereins zu Leipzig wird wieder für das Jahr 1005 ein Verzeichnis aller Sommerfrischen des Erz gebirges erscheinen lassen, in welchem auch Dippoldiswalde mit Umgegend bedacht ist. — Die Mitglieder unseres Ge birgsvereins haben die Bekanntgabe ihrer Sommerwoh nungen frei und nimmt die Geschäftsstelle (Kaufmann Lincke) Anmeldungen entgegen. Nichtmitglieder können Inserate von Sommerwohnungen gleichfalls gegen ein Entgelt von 1 Mk. aufgeben. Die Liste wird aber Ende März ge schlossen und ist deshalb die alsbaldige Anmeldung er forderlich. — Gegenwärtig ist die Aufmerksamkeit aller Welt auf das kriegerische Schauspiel gerichtet, das sich auf ost asiatischen Gebieten abspielt, doch geziemt es sich für uns Deutsche nicht, darüber unsere tapferen Krieger in Deutsch- Südwestafrika zu vergessen. Von diesem Gedanken ge leitet, berichtete in der am 1l. d. M. abgehaltenen Monatsversammlung des hiesigen König!. Sachs. Militär vereins der Kamerad Vorsteher von einem Heldenkampfe, den eine kleine deutsche Truppenabteilung unter dem Major Meister bei Grotz-Nabas unter unsäglichen Schwierig keiten nach fünfzigstündigem Gefechte siegreich ausgesochten hat. Der Versammlung wurde alsdann bekannt* gegeben, datz vom 20. bis 22. Mai d. I. in Netzschkau das Regi mentsfest von ehemaligen Angehörigen des 5. Infanterie regiments Nr. 104 stattfinden wird. Mit herzlichem Danke nahm die Versammlung ferner Kenntnis von einer Zuschrift des hiesigen Stadtrates, nach welcher der hiesigen Sanitätskolonne, die sich für Samariterdienstleistungen im öffentlichen Interesse der Stadt zur Verfügung ge stellt hat, das in Verbandspäckchen bestehende erforderliche Ausrüstungsmaterial aus Stadtmitteln gütigst bewilligt worden ist. Mit regem Interesse nahmen zum Schlutz die Anwesenden den Vortrag des Kameraden Vormann über den Besuch des Museums sür Arbeiterwohlfahrt auf. Schönfeld bei Kipsdorf. Kaum beginnt die März sonne mit ihren warmen Strahlen die gewaltigen Schnee massen zu schmelzen, so sind auch schon die Kreuzottern aus ihrem Winterschlafe erwacht. So ist am 13. d. M eine Kreuzotter im muntersten Zustande hier gefangen worden. Von Interesse dürfte es wohl sein, datz gerade dieses so gemeingefährliche und von vielen gefürchtete Reptil als eine der Gesundheit dienende Delikatesse viel fach verwendet wird. Glashütte. Das am vorigen Sonntag im Gasthof „zur Sonne" abgehaltene 23. Stiftungsfest des Zither vereins „Erato" war wieder gut besucht. Der humoristi sche Teil war ebenfalls gut vertreten, besonders beifällig wurden ausgenommen der in orientalischer Tracht auf- tretende „Traumdeuter" als auch das Duett „Die beiden Zeitungsleser". — Am Familienabend des Handwerkervereins mit humoristischer Fastnachtsfeier haben sich die Teilnehmer sehr amüsiert. In den Lanzpausen wurden verschiedene Vorträge eingeschaltet. Gegen Mitternacht wurde die Fastnacht durch einen Kotillon eröffnet, worauf allerhand Gestalten auftauchten, welche mitunter köstlich wirkten. Die dann folgende Polonaise bot ein äußerst buntes Bild. — Am lb. d. M. tritt der neugewählte Kämmerer Herr M. A. Kästner, bisheriger Stadt- und Sparkassen- Assistent in Geringswalde, seine Stellung an. Dresden, 14. März. An der Bahnlinie Pirna- Dresden herrscht unter den Arbeitern große Erbitterung gegenüber den ausländischen Arbeitern. Gestern nach mittag wurde wieder eine ganze Anzahl von Arbeitern, welche sich auf ein Inserat hin zur Bauarbeit gemeldet hatte, abgewiesen, da die Arbeitsstellen bereits von böhmischen Arbeitern eingenommen waren. — In Zwickau erfolgt am Donnerstag die Wieder einweisung und Verpflichtung des wiedergewählten Bürger meisters Münch durch den zweiten Stellvertreter des be- urlaubten Oberbürgermeisters Keil, Stadtrat Wilke. Die Einweisung erfolgt vorbehältlich der Entscheidung des Ober verwaltungsgerichts, bei dem noch die gegen die Gültigkeits erklärung bezw. Bestätigung der Wiederwahl von Rat und Stadtverordneten erhobenen Rekurse schweben. Freiberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde für die hiesigen Schulen eine neue Lok al schul - ordnung verabschiedet. Danach wird die Mitgliederzahl des Schulausschusses von 12 auf 13 erhöht. Es soll diesem neben den vier Schuldirektoren auch ein Lehrer mit beschließender Stimme angehören. Die Pflichtstunden- zahl der Direktoren wurde von 12 aus 10 herabgesetzt und die Pflichtstundenzahl der Lehrer wie folgt festgesetzt: bis zum 45. Lebensjahre 31, bis zum 55. — 30 und über 55 — 28 Pslichtstunden. Der Unterricht soll vom 1. März bis Ende Oktober um 7 Uhr, in den übrigen Monaten um 8 Uhr beginnen. Pirna. In der städtischen Verwaltung macht sich die Anstellung eines weiteren juristischen Stadtrats er forderlich. Von der Kreishauptmannschast war gelegent lich einer Geschäftsrevision gerügt worden, datz dem Nats- assessor das selbständige Dezernat in verschiedenen Ber- waltungszweigen anoertraut ist. Man beschloß daher, diese Stelle aufzuheben und dafür eine besoldete Ratsstelle zu errichten. Schmilka. Unser Flotzholzstapelplatz ist in einer Weise belebt, wie dies seit Jahren um diese Zeit nicht der Fall war. Sämtliche hier eingetroffenen böhmischen Floß- Holztransporte kamen direkt von Station an der Moldau und dürsten seit der erfolgten Eröffnung der diesjährigen Flößerei schon gegen 3000 Festmeter Nutzholz nach Schmilka zugeflötzt worden sein. Meißen. Der am 24. Oktober 1004 in Dresden ver storbene Privatier Steyer hat den früheren Gemeinden Vorbrücke uud Alt-Cölln ein Legat von 30 000 Mk. aus gesetzt. Die Zinsen sollen zu wohltätigen Zwecken Ver wendung finden. Riesa. Allem Anscheine nach aus einem der in der Richtung nach Dresden vorüberfahrenden Eisenbahnzüge geworfen wurde ein Kind männlichen Geschlechts, dessen Leichnam auf einer nahe am Bahndamme der Strecke Falkenberg-Röderau der Berlin-Dresdener Staatsbahn be legenen, der Langenriether Flur zugehörigen Waldparzelle aufgefunden wurde. Die Untersuchung des mysteriösen Vorfalles ist sofort eingeleitet worden. Der kleine Leich nam wurde gerichtlich beschlagnahmt und hat die König!. Staatsanwaltschaft die gerichtliche Obduktion der Leiche angeordnet. Wurzen, 13. März. In der Wohnung des Tage löhners Petzold in Kühnitzsch wurde heute früh nach 8 Uhr ein Einbruchsdiebstahl verübt. Es gelang, den Dieb auf frischer Tat fest- und ihm das gestohlene Geld — über 100 Mark — wieder abzunehmen. Der Dieb hatte erst seit drei Tagen nach Verbüßung einer ihm wegen