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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-11
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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WpMcrTagMM s 14 832 lN.chtouschl»») 2 s 14 832 iNachtanschlu« «kl.-L»schi.!«s- HaudeisKeikUng. rel..r»schi.!«°»- Nmtsklatt des Nates und Scs Nolizeiamtcs -er Stadt Leipzig. Lazeiqe« Preis ftzr Inserat, au» t!»tpt>, „und Umgebung die lsnalttg»Bett»,etl,AP», dt,ReNan«. »eil» l Mk. oon ou»wan» jv Ps, NeNamen tÄ Mk. Inserat» oon BehSrden tm amt- ltchen Teil dt, Petit.,tl, L0 Ps ««Ichäst,ani,tgen mit Platzo«schrtft,n im Preis, «höht Rabatt nach Tarif. Beilage,ebüdr Sesamt» auslag« 5 Mk. p Tausend «rkl. Postgebühr. Tetldetlage d^her. Fefterteilt, «usträa, können nickt »urück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein» Laranti« üdrrnommen. «n,eigen - Annahme: I,danni»,,ss« «, bei sämillchen Filialen u. allen Annoncen- Erpedttionen de» In- and Ausland«». Druck und Verla, ,» Fisch« L «itrft,, Inhaber: Paul Mürftrn. Nedaktio» und S»schSlt»ft«ll«: Iohannirgasse L -aupt-Filiale Dr«»d«n: Seestratz« ö. I (Telephon öK21). Nr. 313 lvS. Ishrgsng Sonnsbenü. üen II. November 19! 1 UV* Unser« heutige Morgenausgabe umfaßt 18 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 2t» Seiten. Bültums Rücktritt. Tie llnionistcn-Partei Englands hatte am Aus gange der parlamentarischen Sommertagung eine schwere Niederlage erlitten. Ter langjährige Veto streit war verloren gegangen, als der liberale Mi nisterpräsident seinen höchsten Trumpf zog: die Zu stimmung des Königs zu einem so umfassenden Pairsschube, Latz der Widerstand der außerordentlich starten konservativen Fraktion des Oberhauses doch unter allen Umständen gebrochen werden mußte. Ta gab der Führer der Ünterhaus-Partei den Kamps auf und empfahl seinen (Gesinnungsgenossen im anderen Hause die Vaffenstrcckung. Nur ein Teil gehorchte; aber doch so viele, daß der Rest nicht mehr ausreichte, um der kleinen libe ralen Partei den Sieg streitig zu machen. Vielleicht hatte man abgezählt, wie viele mit Ehren unter liegen dürften ohne die Gefahr jenes Sieges, den Balfour für der Niederlagen schlimmste hielt, weil er die Reservearmee des Feindes auf den Plan gerufen hätte, und dann nicht bloß der Schlüssel der konservativen Festung in dessen Hände gefallen wäre, sondern gleich die Festung selbst. Er klam merte sich eben an die Hoffnung, von den inneren Werken aus das Vorwerk zu gelegener Stunde zurück-- .erobern zu können. Wenn in diesem Falle nur nicht her Außenposten die beherrschende Stellung ge wesen wäre! Seine Meinung war durchgedrungen. Aber ihn störte die Komödie der abgezahlten Minderheit, da ihm die wahre Würde in der Geschlossenheit des Protestes, den eine Stimmenthaltung darstcllt, zu liegen «schien. Tas «alles sind taktisch und Geschmachs- fragen, über die verschiedene Meinungen erlaubt sind. Schlimmer dünkte ihn, und das mit Recht, daß die Männer des Prinzipes sich nach der Niederlage nicht beruhigten, sondern seine Resignation Schlaff heit nannten und auch seinen persönlichen Charakter dieses Gebrechens ziehen. Solche Angriffe vermoclste Ler 63 jährige nicht mehr auszuhalten, und da er auch sachlich die Schlagfähigkeit seiner Gefolgschaft durch die fortgesetzte Hetze beeinträchtigt glaubte, so hat er nun die Führerschaft der Partei niedergelegt. Ganz unrecht hatten seine Widersacher nicht. Tas Ideal eines Parteileiters ist Balfour nie gewesen. Tie Kraft seines Einflusses reichte nicht einmal so weit wie die seines Oheims Salisbury, obwohl er vor diesem den Vorzug hatte, dem Unterhause an zugehören, in dem ein Lord herkömmlicherweise nicht erscheinen und also auch nicht persönlich wirken darf. War es doch auch nicht so sehr Neigung, die den Gelehrten in die politische Bahn gerissen hatte, als die Gelegenheit seiner stolzen Verwandtschaft, die diese Bahn dem Ehrgeizigen so eben machte. Als Geschäftsführer des Lords in der diesem verschlosse- uen Volkskammer stand er seinen Mann, und der dialektisch hervorragend Begabte zerpflückte die blendenden aber anfechtbaren Argumente des leiden schaftlichen Gladstone mit messerscharfer Logik kühl und unbarmherzig. Aber als Rückrritt und Tod des Oheims ihn an die Spitze beriefen, blieb er hinter zu hochgespannten Erwartungen zurück. Auch ihm war, wie seinem Gegner Gladstone, die Theologie Lieblingsfach. Aber des „granä olä man" theologi scher Trieb entstammte dem Herzen, der Balfours dem Verstände. In diesem Unterschiede liegt be schlossen, daß ihm die Herrschaft über Menschen- seelen versagt blieb und die Unterordnung unter seine Führung nicht weiter reichte, als das Vertrauen in seine überlegene Einsicht. Sobald er selbst dieses .Vertrauen durch schwankende Haltung in politischen Kernfragen, die er nicht beherrschte, wie denen der Handelspolitik, erschüttert hatte, nisteten sich Miß mut, Unsicherheit und schließlich Lektenwesen und Uneinigkeit in die vordem sestgeschlossene Reihe der unionistischen Partei ein. Halb schiebend, halb ge- schoben verlor er allmählich den Zügel aus der Hand. Jetzt geht er, um ihn nicht ganz entgleiten zu sehen. Vielleicht für seinen geschichtlichen Ruf schon etwas zu spät. Aber gewiß für seine Sache bei weitem zu früh. Ihm ward nicht das Lob seines Oheims, der im Neffen einen mannigfach ungleich artigen, aber im Turchschnitt gleichwertigen Nach folger zur Hand hatte. Gerade jetzt, nach ihrem schweren Schlage, brauchte die konservative Sache einen besseren Leiter, als Balsour war. Aber die Umschau in der ziemlich allein in Betracht kom menden Untcrhausfraktion zeigt nicht einmal einen, der seinen Platz auszufüllen vermöchte. Man nennt den Sohn Chamberlains. Aber es ist immer nur der Sobn, der den langsam hinsterbcnden Vater nicht deckt. Und der gegebene Führer einer konserva tiven Partei, in der doch die alten Whigs des rechten Flügels allmählich aufgegangen sind, war auch der Vater, der ehemalige Radikale, der einzige Ueberläuser vom linken Flügel, nicht. Taß seine wirtschaftspolitische Wandlung, sein Rückfall in den Schutzzoll, der seits Peels Tagen auch von den Tories aufgegeben war, ibn auf diesem Gebiete ruck weise an die äußerste rechte Kante der Rechten ge- gebracht hatte, erschwerte seine Eignung rum Partei chef des Gefamtkonservatismus saft mehr, als daß .es sie verstärkt hätte. Eine doppelte Verneinung der mittleren Linie, des sachgemäßen Führerstandpunk tes, ergibt nicht ihre Beiahung, sondern verstärkte Exzentrizität. Unter solchen Umständen durfte Balfour eben jetzt die Flinte um so weniger ins Korn Wersen, als der am Regierungstische herrschende Radikalis- mus den geschlagenen Gegnern durchaus keine Er- holuirgspaüsc zu bewilligen geneigt ist, sondern seinen Sieg ausnutzcn will, um Mahlreform und Homerule den Ermatteten abzuzwingen. Zum allgemeinen Wahlrechte ist die Stellung der Konservativen durch aus nicht gegeben, ihr Interesse an seiner Ver hinderung um so weniger feststehend, wenn es mit dem Frauenwahlrechte gepaart ivird, dem sie aus Gründen des Eigennutzes durchschnittlich wohlwollen der gegenüberstehen als die Liberalen. Aber in der Abwehr von Homerule haben sie die heilige Pflicht als die einsichtigeren Beurteiler dessen, was die Reichswohlsahrt in der Behandlung Irlands erfor dert, wie ein Mann sich zu,ammenzuscharen. um der in dieser Beziehung unfreien Regierung zu wider stehen. Ta durfte der Mann, den sic ein Jahrzehnt durch ihr Vertrauen geehrt hatten, nicht die in seine Hand gelegte Fahne verlassen. Der Nachfolger Balfours. * London, 11. November. Das Mitglied des englischen Unterhauses Bon ar Law, ein Vertei diger der Tarifresorm, ist zum Nachfolger Bal fours in der Leitung der konservativen Partei be stimmt worden; seine endgültige Wahl erfolgt am Montag. Zu üen Reichstagsmshlen. Zur Beacht nng bei Vorbereitung und Durchführung der bevor st ehenden Neu wahlen zum Reichstag hat der Minister des Innern unter dem 9. d. M. an die Obrrpräsidentcn eine Rundoerfügung erlassen, in der besonders auf die richtige Abgrenzung der Wahlbezirke, die Wahlurnen, die Zusammensetzung des Wahlvor standes, die Einsichtnahme der Wählerlisten, die Wahlfälschungen, die Einsprachen und Proteste gegen die Gültigkeit der Wählen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen eingegangen wird. Im einzelnen wird bestimmt, daß, um den wieder ¬ holt im Reichstage erhobenen Klagen über die Bil dung zu kleiner Wahlbezirke entgegenzutreten, darauf Bedacht zu nehmen ist. die Bildung solcher Wahlbezirke zu vermeiden, in denen die geringe Zahl der Wähler die Geheimhaltung der Wahl ge fährdet. Es ist ferner auf die. Bereitstellung solcher genügend großer Gefäße als Wahlurnen Bedacht zu nehmen, bei denen die Möglichkeit eines willkürlichen Aufeinanderschichtens der Wahlkuverts nicht vorliegt, und die es gestatten, die Umschläge mit den Stimmzetteln durch einen Spalt im Deckel einzuwerfen und den Deckel des Ge fäßes bis zum Schluß der Wahlhandlung geschloffen zu halten. Zur Verhinderung mißbräuchlicher Stimmabgabe sind die Wahlvorsteher be rechtigt, bei Zweifeln über die Indentität der zur Wähl erschienenen Personen von Liesen eine Legi timation zu verlangen und gegebenenfalls, z. B. neu zugczogene Wähler darauf aufmerksam zu machen, Lag jedermann bei Vermeidung der gesetzlichen Strafe nur in einem Wahlbezirk und bei der Haupt- und Stichwahl nur in dem gleichen Wahlbezirk wählen darf. Die Wahlkommissare haben künftig die bei ihnen eingehenden Wahlproteste soweit sie zur Ermittelung des Wahlprotestes (Ztz 26, 27 des Reglements) eingehen und dabei erörtert werden müssen, noch am Tage der Ergebnis feststellung, alle übrigen aber unverzüglich auf kürzestem Wege an die Linsender mit dem Anheim stellen zurückzugeben, sie direkt an den Reichs tag einzusend-cn, um die für die Wahlanfechtung vorgeschriebene Frist (8 4 der Geschäftsordnung) zu wahren. Die Revolution in Lisino. Rußlands Absichten auf China. Der offiziöse „Ruß" schreibt in einem bemerkens werten Artikel über die gegenwärtige Lage inChina : „Nicht nur Rußland, sondern auch seine europäischen und seine asiatischen Nachbarstaaten haben in China außerordentlich wichtige ökonomische Interessen. Wir werden mit äußer st er Aufmerksamkeit den Vorgängen in China folgen müssen. Sollten unsere Rechte in irgendeiner Weise durch die augenblick lichen starken Umwälzungen beeinträchtigt werden, so werben wir einen Grund haben, uns an China schadlos zu halten. Wir werden als dann nicht verfehlen, die Gelegenheit auszu nutzen. um uns in China zu etablieren. Petersburg, 11. November. Das Moskauer Blatt „Russkoje Slowo" veröffentlicht ein Interview mit dem Vizekönig der Mandschurei Tschaoerhsün, der gegenwärtig, mit weit gehenden Vollmachten ausgerüstet, mit dem Abschluß einer Anleihe, dem Ankauf von Waffen und der Vor bereitung eines Zufluchtsortes in Mukden für die Dynastie beschäftigt ist. Der Vizekönig erklärte dem Korrespondenten, daß die Revolu tion schwerlich bald n i e d e r g e w o r f« n werden würde, da außer den politischen auch nationale Forderungen mitspielen. Allerdings herrsche unter den Revolutionären keine Einig keit. und das könnte sie zu Falle bringen. Eine Diktatur Puanschikais wäre im Interesse der Negie rung. An der Aufrichtigkeit der Japaner zweifelt der Vizekönig. Seiner Meinung nach würde die Revolution von Japan unterstütz!. An tatsächlichen Meldungen aus dem Aufstandsgebiet liegt folgendes vor: Schanghai, 11. November. lReuterbureau.) Ein Telegramm aus Futsch an besagt: Mandschus ver suchten nachrs mehrmals die Fremdenniederlassungen anzustecken. 27 Mandschus sollen dabei festge nommen und von den Revolutionären hingerich- t c t worden, sein. Die Regierungstruppen von Nan king brandschatzen die Stadt, plündern Privathäuser und machen alle .zopflosen Chinesen nieder. Di« Zahl der in den letzten 2t Stunden niederge- metz ölten Chinese »wird auf minde stens tausend geschätzt. 50 0000 Einwohner verließen seit dem Morgen Nanking und wand ten sich nach Schanghai. Die Kaiserlichen haben, wie berichtet wird, für die großen Kruppkanonen nur noch wenig Munition. — In Schanghai wurde die Ruhe bisher nicht gestört. Neue Unrnhen i» Nanking. ?. (7. London, 11. November. (Eig. Drahtmeld.) Der „Exchange Telegraph" meldet aus Schanghai, daß es in Nanking zu erneuten schweren Un ruhen gekommen ist. Die kaiserlichen Truppen haben am 9. November morgens ein g r o ß e s B l u t- bad angerichtet. Sie stürzten durch die Straßen der Stadt und machten jeden, der verdächtig war, an der Revolution beteiligt gewesen zu sein, nieder. Hunderte von Chinesen wurden ermordet, weil sie keinen Zopf trugen. Tausende von Flüchtlingen haben sich längs der Bahn nach Schanghai begeben. Hierzu wird weiter gemeldet: London, 11. November. jEig. Drahtmeld.) Die letzten Nachrichten aus Nanking melden, daß dort Tausende von Revolutionären niedergemacht worden sind. In den Straßen der Stadt haben sich entsetzliche Szenen abgespielt. Verschiedenen Revolutionären wurden die Köpfe abgeschnitten; Kinder wurden auf die Fahnenstangen aufgespießt und durch die Straßen der Stadt getragen. Man befürchtet jetzt, daß die Revolutionäre auch zu strengeren Maßnahmen grei fen werden und unter den Kaiserlichen, wo sie solche finden, ein Blutbad anrichten werden. Ser Krieg um Tripolis. Meldungen, die allerdings noch der Bestätigung bedürfen, wollen wissen, daß Italien sich entschlossen habe, den Schwerpunkt des Krieges au» Afrika fort und mehr indieNähederTürkei selbst, in das Aegäische Meer zu verlegen. Dar wäre im großen ganzen verständlich, denn wenn auf dem Kriegsschauplätze in Afrika die Italiener noch so große Vorteile davontrügen — wovon z. Zt. noch keine Rede sein kann —, die schließliche Entscheidung in einem Kriege zwischen den beiden Staaten muß wohl in Europa fallen. Mit dieser Verlegung des Kriegsschauplatzes wird aber eine andere, größere Gefahr entstehen: es kann sehr leicht zu Neutra- litätsverletzungen anderer europäischer Länder kommen, und das würden sich diese nicht ruhig gefallen lassen. Zunächst käme dabei Oesterreich in Frage. Das italienische Geschwader soll von Tripolis bereits fortgezogen und im Aegäischen Meer in !».'r Nähe der Insel Lemnos gesichtet worden sein. Zahlreiche Be wohner des griechischen Archipels suchen nach einer Konstantinopeler Meldung in Smyrna und anderen Städten Zuflucht,, aus Furcht vor etwaigen Operationen der Italiener. — Eine Bestätigung der Absicht Italiens, den Kriegs schauplatz zu verlegen, gibt auch die nachstehende Meldung: llesküb, 10. November. (Eig. Drahtm.) Nach Nachrichten aus zuverlässiger Quelle nahm die tür kische Regierung gestern den Arnauten von Djakova und Ipek das Versprechen ab, sich 38) AäIN. Hochgebirgsroman von Adolf Ott. (Nachdruck verboten.) Aber später! Slls mir die Leut' von dir erzählt hab'n! Ja, da hab' ich mir Dorrvürf' g'macht. Und da drüber komm' ich auch heut' noch net weg." Der Hans seufzt« tief auf; es war ihm gar nicht leicht geworden, so zu sprechen. Die Afra schwieg und ließ Len Kopf hängen, aber in ihr jubelte es und immer Heller stieg di« Gewißheit in ihr auf, daß der Hans die Probe bestehen würde. „Ist dir das a'nug, Afra? Mehr als ich hab' und bin, kann ich weder dir noch dem Bub'n geb'n." Da war es aber aus mit der Beherrschung, zu der sich die Afra bei den letzten Worten gezwungen hatte. Sie lacht« hell auf und plötzlich hing sie am Hals des darüber nicht wenig verwunderten Mannes. Aus den Weibsleuten wird eben kein Mannsbild klug; da gibt's viel zu viel Gedankensprüng'. „Oh. du lieber guter Tollpatsch du! Bist denn gar so blind, daß d' gar net ziehen hast, daß dir der Hansl wie aus dem <8 sicht geschnitten ist?" rief sie jubelnd und küßt: dabei den großen Hans, wo sie gerade im Gesicht hintraf. Was jetzt geschah, hätte di« Afra eigentlich falsch verstehen können, denn der Hans, vollständig auf seine Schwäche vergessend, stieß sie kräftig oon sich, schrie: „Der Bub, mein Bub!" und stürmte wie besessen zur Türe hinaus. Das Mädl nickte dazu energisch mit dem Kopf, schlug freudestrahlend die Hände zusammen und mur. melle: „W«nn er mich net arg gern hätt', töt er sich jetzt net so narrisch mit mei'm — mit fei'm — mit... unserm Bub'n aufführn." Es war das erstemal, daß sie dachte und sagt«: „Mit unserm Bub'n!" Viel Zeit zu Gedanken blieb ihr nicht; denn eben so rasch als er sich entfernt hatte, stürmt« der Greiner Han» wieder in di« Stube, führte da« MSdl d«r Anna-Marie an der Hand und trug den vor Vergnü gen zappelnden kleinen Burschen auf dem Arm. Der Eebirgsbauer, den di« Freude zum jauchzen den Aufschreien bringt, kam auch bei ihm heraus. „Iu, Juhu!" rief er, packte die Afra um die Schulter und drehte sich mit ihr und dem Hansl wirbelnd einigemal im Kreise. Energisch mußte sich die Afra gegen weitere solche Freudensäußerungen stemmen, di« für den wunden Kopf des Mannes doch zu viel geworden wären und zog ihn und den Buben zu sich auf die Bank vor dem Ofen. Der Hansl schlang schmeichelnd die Aermchen um den Hals seines Vaters, dann sagte er ihm ganz leise ine Ohr: „Du! Gelt, nachher derf ich auch amal mit bei m grüß'n E'wehr und mit wirklichem Pulver schieß'». Der Mutter sag'n mir nix davon; weißt, die fürcht' sich so arg." Während sich der große Hans so mit dem kleinen beschäftigte, hatte Afra das Mädl an ihr« Knie her angezogen und strich ihm weich über das Köpfchen, das zu allem, was es sah und hörte, recht verwunderte Augen machte. Das arme Dina hatte wirklich nie die Liebkosung einer Vaterhand gefühlt und die der Mut ter zitterte gleichsam vor Sorge und Kummer, wenn sie des Schmerzenskindes Haupt berührte. Das mußte das arme Geschöpfchcn fühlen, den es schmi^te sich eng an die Beschützerin und weinte leise vor sich hin. Der Hans hatte sein eigenes Stübchen wieder be zogen, bat um seinen Abschied aus dem Staatsdienst, da er nicht zwei Herren zu gleicher Zeit dienen konnte, und süh sich eifrig um, ob ihm nicht jemand Geld auf den Hof leihen wollte. Damit sah es aber schlecht aus, denn die Wucherer hatten zum Wiederaufleben des verwahrlosten An wesens kein Vertrauen mehr. Aber der Hans Greiner war eine zäh«, energische Natur und hatte echtes Bauernblut in sich. Neben der Afra, seinem Buben and dem Tanneckyof gab es vorläufig nichts in der Welt für ihn. Was für Pläne si« machten, er und sein« Hoch z«it«rin! Die kleine Summe, die d«r Verkauf des Häuschens einbringen konnte, genügte lange nicht, und mehr war eben nicht da. Da machte sich eines Tages die Anna-Marie nach dem Lenzhofe auf. Was sie dort besorgen wollte, darüber hat sie niemals ein Wort verloren. Es mußte aber wohl damit Zusammenhängen, daß einige Tage später, ganz unvermutet, der alte Lenzhoser Lei dem Greiner Hans «inrrat und diesem ohne weitere Einleitung zurief: „Ein Baugeld möchtest halt hab'n, Tanneck bauer?" „Natürlich könnt ich ein s brauch'»", knurrte der Hans, der nicht gern mit sich Spaß treiben lassen wollte. Der Lenzbauer war bekannt durch seinen Geiz, außerdem hatte er auch schon Geld an den Kilian verloren. Von diesem Mann Hilfe zu erwarten, wäre geradezu verwegen gewesen. Und doch war es diesem voller Ernst; er gab so gar reichlich und zu geringen Zinsen. Erst nach dessen Tod erfuhr der Greiner, wem das Geld eigentlich gehört hatte; Laß die Anna-Marie ihren Vater gezwungen hatte, unter Verzicht aus das mütterliche Erbe, ihren künftig noch zu erhalten den Dermögensanteil dem Hans als Darlehen an zubieten. Da war es zu spät geworden, dieses großmütige Anerbieten abzuweijen. Aber das Geld stand sicher auf dem Hof«, der sicb unter Afra und Hans nach und nach zu einer Musterwirtschaft auswuchs. Der Forstgehilfe hatte seinen Abschied erhalten, .auch ein« Pension wurde ihm durch das Wohlwollen seiner Vorgesetzten verschafst, was bei seinen knappen Geldverhältnissen ihm sehr von Vorteil war. Er wollt« ein« ganz einfache Hochzeit halten, aber es ging nicht. Der Jäger war den Leuten so in- terestant geworden durch »einen Kampf mit dem alten Wilderer, der spurlos verschwunden ist und um den die Mythe bereits ihr« grauen Fäden zu spinnen be ginnt. Ende Juni stand auf der Stelle der Brandstätte «in stattlicher Neubau. Hell glänzten die Fenster, und von der Laube, di« im zweiten Stockwerk des Hauses unter dem breitauslabenden Dach mit zierlichem Ge länder angebracht war, nickte und grüßte in den bun testen Farben allerhand blühendes Blumenzeug. Im wiederaufgerichteten, nun luftig gewordenen Stall stand in zwei Reihen Rindvieh edler Raffe und scharr- ten «in Paar starke Rosse, wie sie der Bauer für die schwere Bergarbeit braucht. Das zahlreiche Feder vieh hatte heule einen schlimmen Tag, denn es blieb trotz Krähen, Glucksen und Schnattern «ingesperrt, damit es Len zu erwartenden Gästen nicht unter die Deine komme, lieber den Eingang zum Hof hatte man ein tannengrün- und blumenumwundenes Ge rüst. so eine Art von Triumphbogen, aufgestellt, an dem das alte Inventarstück des Tanneckhofes, der Knecht Sepp, eifrig beschäftigt war, ein weithin sicht end lesbares Spruchband, Meisterstück des Schul meisters, anzubringen, das die frommen Worte zeigte: „Gott segne euern Eingang." Ueberhaupt der Sepp! Er arbeitete und komman dierte, sah hier und dann dort nach, so kräftig und flink, »ls ob er statt fast achtzig erst seine dreißig oder vierzig Jahre zählte. Nun begannen alle Glocken der Pfarrkirche zu läuten, am Hange neben der Kirche wurden Böller gelöst, in deren Mündungen die Burschen Rasen ge stopft hatten, damit si« bester krachen sollten. Musik, Iuhschrei« und knatternde Gewehrschüsse wurden hör bar. näher und näher kam der bunte, glitzernd« Hoch zeitszug, der den jungen Tanneckbauer, den Hans Greiner und sein Weib Afra, nach dem neuen Heim geleitete. An dem geschmückten Hofeingang hatte der alte Sepp die grösste Mühe, einen strammen kleinen Dur- schen und ein festlich geputztes Mädl, di« mit Nos«n gefüllte Körbchen trugen, davon zurückzuhaltrn, daß sie dem Zug «ntaegempringen. Sie müssen sich mit dem Blumenstreuen begnügen von der Hofpforte bis zum Hauseingang. An diesem stand, noch in Halbtrauer, die Anna- Mari«, bleich, aber stattlich anzusehen. Den Schwager begrüßte sie mit einem herzlichen Handschlag, die Schwägerin mit einer liebevollen Umarmung, wobei sie der Glücklich:« ins Ohr flüsterte: „Halt' ihn gut. er hat s tausendmal verdient." — Ende. —
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