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Freitag. Ar. 70. 6 September 1850. Dieses Blatt erscheint Inserate aller Art Dienstags u. Freitag« W M. . . W . O werden mit 6 Pfeu- durch alle Postanstal- M, NDR, R, U U MR, U U MU MDIR berechnet und in alle» ten und Buchhandlun- U Expeditionen dieser gen zu beziehen lst. » Zeitung angenommen. Em unterhaltendes Wochenblatt für dm Bürger und Landmatm. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Aus dem Vaterlands. Dem Dresdner Journal schreibt man aus Dresden, vom 3. Septbr.: „Zu wiederholten Malen schon haben wir Veranlassung gehabt, gänzlich erdichteten Gerüchten, welche über die sächsischen Finanzzustände verbreitet wurden, ent. gegen zu treten. Es fließen offenbar diese Gerüchte zum Theil aus der unlautern Quelle eines ParteirreibenS, welchem, nachdem der Regierung die Herstellung verfassungsmäßiger Sicherheit und Zuversicht In unseren inneren Verhältnissen glücklich gelungen ist, nur noch übrig bleibt, sich selbst auf- zugeben, und das in seiner zunehmenden Verlassenheit und nach so vielen erfolglos gebliebenen Versuchen, der Regie rung Schwierigkeiten zu bereiten, jetzt noch de» unternimmt, daS Vertrauen, welches die sächsische Finanzverwaltung ge nießt und daS sie niemals getäuscht har noch täuschen wird, wo möglich in ein zweifelhaftes Licht zu stellen. Zum Theil mag auch die Unwissenheit einzelner Correspondenten aus wärtiger Blätter, der man geflissentlich solche Gerüchte zu trägt, dabei mir im. Spiele sein. Die gestern in der ersten Kammer vom Ministertische auS ertheilten, eben so rückhaltslosen wie erschöpfenden Er klärungen über alle jene in Umlauf gebrachten Gerüchte sind vollkommen geeignet, denselben ein- für allemal ein Ziel zu setzen. Alle jene Gerüchte beruhen auf Unwahrheit, und sind sammtlich erdichtet." Dresden, 3. Sept. In dem nahe bei Potschappel auf dem Windberge befindlichen, der Potschappeler Aktiengesell schaft gehörigen Steinkohlenschachte, hat sich gestern früh folgender Unglücksfall zugetragen. DaS Maschinenwerk hatte am Sonntage still gestanden und Niemand gearbeitet, und sich, weil dieselben keinen Abzug hatten, eine große Masse sogenannter „böser ober schlagender Wetter" zusammcnge- zogen. Alö nun gestern früh der Steiger Scheinert mit noch neun andern in die Schacht eingefahrcn war und diese Strecke berührte, entzündeten sich diese „bösen Wetter" durch die Grubenblenden, und sieben Menschen, unter denen drei Familienväter, die übrigen ledigen Standes, fanden auf der Stelle ihren Tod. Ein Anderer ist gestern Nachmittag noch gestorben. Den Steiger Scheinert, dem nur Gesicht und Hände verbrannt sind, sowie noch einen andern Verwun deten, hofft man, obwohl Erstem vielleicht mit Verlust der Augen, wieder herzustellen. Zehn bis zwölf in der Nahe arbeitende sogenannte Förderleute waren eine Zeit lang be täubt, erholten sich jedoch bald wieder und kamen völlig unverletzt wieder an das Tageslicht. Morgen Nachmittag wirb die Beerdigung stattfinden. Leipzig, 2. Sept. Leider müssen wir heute über mehre in der jüngstverfloffenen Zeit im Lande vorgekommene Un glücks fälle berichten. Am 27. August in den Nachmit tagsstunden verbrannte zwischen Aue und Lößnitz im Erz- gebirge ein Mädchen auf offener Straße. Sie war im Begriff gewesen, mit ihrem Verlobten, einem Webergesellen aus Aue, nach Lößnitz zu gehen, als plötzlich ihre Kleider in Hellen Flammen standen. Ihrem Begleiter war eS, da er kein Messer bei sich batte, nicht möglich, die Banden der Kleider und deS Schnürleibs des Mädchens zu zerschneiden,- er selbst wurde schwer und gefährlich verletzt, die Unglück liche aber im grausenhaftesten Zustande — ihr Körper war im eigentlichsten Sinne deS Wortes gebraten — weggeschafft. In diesem Zustande lebte fie noch länger als 3V Stunden. Allem Anschein nach ist dieses Unglück durch Streichzünd hölzchen veranlaßt, von denen ein brennender Kopf ab« und an die Röcke deS Mädchens gesprungen sein mag, als ihr Begleiter vorher in ihrer Nähe auf einem Stein Feuer hatte aufstreichen wollen. — Am 28. August wurden im Dorfe Braunsdorf bei Borna vier Bauerngüter und drei HäuS- lerwohnungen mit allen Nebengebäuden durch Feuer zerstört. Die Flamme wurde durch heftigen Nordostwind blitzschnell auf den strohbedeckten Dächern weiter getragen, bis sie an der Ziegelbedachung anstehender Häuser ihr Ziel fand. Von der eingebrachten Ernte konnte bei dem schnellen Umsichgreifen deS Feuers nicht- gerettet werden. DaS Unglück ist durch einen achtjährigen Knaben entstanden, der, sich selbst über lassen, mit Feuer spielte. Er hatte sich von Steinen und Lehm einen kleinen Backofen unter einem mit Stroh gedeck ten niedrigen Holzstall gebaut, kleine Kuchen, die er auS Lehm geformt hatte, eingesetzt und bann vom Küchenherde Feuer geholt, um seinen kleinen Ofen zu Heizen. Am 2d. August in den Morgenstunden brannte in Zedtlitz, ebenfalls in der Nähe von Borna, ein Wohnhaus nieder. (D.A.sZ.) Leipzig, 3. Sept. Der laufende Monat wird unserm Lande zwei in den weitesten Kreisen mit Theilnahme be grüßte Feste bringen. Zuerst nämlich begehr in den Tagen des 15.—17. Sept, die Landesschule zu Grimma ihr drcihundertjäbrigeS Stiftungsfest, zu dessen würdiger Feier seit längerer Zeit die umfassendsten Vorbereitungen getroffen sind. — Sodann wird in den Tagen des 24.-26. Sept, in Freiberg zur Feier des hundertsten GeburtStagS Wer- ner'S ein Wernerfest statifinden. DaS Fest wird am 24. Sept, mit einer Vorfeier am Grabe Werner'S beginnen, am 25. Sepr. sollen wissenschaftliche Vorträge und ein ge meinschaftliches Mittagsmahl stattfinden, der 26. Sept, ist zur Besichtigung der Sammlungen, Gruben und Hütten be stimmt und soll mit einer musikalischen Aufführung und einem Ball beschlossen werden. — Der Allgemeine Advocaten-Verein deS Königreichs Sachsen wird am 9. und 10. Sept, eine Generalversammlung in Dresden abhalten. — Der Leipziger Hauptverein der Gustav-Adolf- Stiftung hielt am verflossenen 27. und 28. August in Schneeberg seine Jahresversammlung, auf welcher gegen 30 Zweigvercine durch etwa 40 Abgeordnete vertreten waren. Mit den wieder reichlich zugeflossenen Mitteln konnten fünf Gemeinden unterstützt werden: Wels mit 800 Thlrn., Lanz mit 160 Thlrn., Skurze, Haber und Comniotau mit je 150 Thlrn. Nachdem die Besprechung der Mittel, mit welchen