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ZchönbuM THtlMI Amtsblatt für den Stadtrath zu Maldenburg. Dorlnerstag. den !6. Mai 113 Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Henn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurS- darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Max Härtig, Leipziger r 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Z-^c; in Wolkenburg bei Herrn Ernst :8o,che; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten Politische Runoschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist von Potsdam aus am Montag in Wirschkowitz in Schlesien zur Jagd eingetroffen. Am Dienstag früh haben die Pürschgänge ihren Anfang ge nommen. Die Kaiserin wohnte Dienstag Nachmittag in Potsdam einem Quadrillereiten bei, welches von einigen Reitern ihrer Leibgarde ausgesührt wurde. Officiell wird bestätigt, daß der Kaiser das Entlassungs gesuch des commandirenden Admirals Frhrn. v. d. Goltz genehmigt hat unter Stellung desselben st lu 8uit« der Marine. Gleichzeitig wurde der stellvertretende com- mandirende Admiral Knorr zum commandirenden Admiral ernannt. Admiral Knorr gehört der Marine seit 1854 an. Er trat mit 14 Jahren in die Marine ein und wurde 1859 vom Seekadett zum Fähnrich z. S. be fördert. 1863 wurde er Lieutenant z. S. 2. Klaffe und commandirte als solcher einige Zeit das Kanonen boot „Natter", und am 16. September 1865 Capitän- lieutenant, nachdem er schon vorher Adjutant beim Marineministerium geworden war. 1869 befand er sich auf dem „König Wilhelm", bis er 1870 das Commando über das Kanonenboot „Meteor" erhielt, mit welchem er im französischen Kriege mit dem französischen Aviso „Bouvet" nahe Havannah in Westindien zusammentraf und denselben im Kampfe schließlich wehrlos machte. Später erhielt Knorr den Posten als Oberwerftdirector in Wilhelmshafen. Im April 1881 wurde er zum Chef des Stabes der Admiralität ernannt (in dieser Stellung commandirte er das Panzerschiff „Friedrich der Große"), im August 1883 zum Contreadmiral. Im Sommer 1884 erhielt er den Befehl über das westafrikanische Geschwader und leitete im December den Angriff auf die Dualla in Kamerun. Bis 1887 blieb er Chef des Geschwaders in Asrika, mit welchem er auch in Zanzi bar eintraf. Dann wurde er zum Jnspector der 1. Marineinspection in Kiel ernannt. Im Sommer 1888 erfolgte seine Berufung als Chef der Manöverflotte und ein Jahr später zum Chef der Marinestation der Ostsee. Am 27. Januar 1889 wurde er zum Viceadmiral und im Juni 1893 mit Patent vom 31. Mai zum Admiral befördert. Zu Contreadmiralen befördert worden sind die Kapitäns z. S. Plüddemann und Tirpitz. Beide haben eine ungemein rasche militärische Karriere gemacht; Contreadmiral Plüddemann ist am 27. August 1867, Contreadmiral Tirpitz am 22. Septbr. 1869 Unterlieu tenant geworden. Kapitän z. S. waren sie feit October 1887 bezw. November 1888. Der rangälteste Kapitän z. S. ist nunmehr Prinz Heinrich, Bruder des Kaisers. Entsprechend den Verordnungen des Kaisers wird auch der Prinzregent von Bayern anordnen, daß alle Fahnen und Standarten, welche den Feldzug 1870/71 mitgemacht haben, vom 15. Juli 1895 bis 10. Mai 1896 mit Eichenlaub bekränzt werden. Minister des Innern v. Köller hat sich nach Straß burg begeben und gedenkt acht Tage der Erholung auf seinem Gut in den Vogesen zu leben. Bezüglich des Reichstagsschlusses hat nach einer Erklärung des Reichskanzlers an den Abg. Ri> telen, den dieser in der Justizcommission mittheilte, noch keine Ent schließung des Bundesrathes stattgefunden. Daß der Schluß nicht schon am nächsten Sonnabende, wohl aber voraussichtlich vor Pfingsten eintreten wird, wird von der „Nordd. Allg. Ztg." gemeldet. Die Einführung von Familienstammbüchern em pfiehlt Minister v. Koeller in einem Rescript an die Oberpräsidenten, das der „Neichsanzeiger" veröffentlicht. Die Standesbeamten sollen jedoch diese Bücher dem auf dem Standesamte verkehrenden Publikum nicht aufnöthi- gen, sondern die Betheiligten vielmehr vorher fragm, ob sie die Aushändigung eines solchen Buches wünschen. Neben dieser Verordnung zur einheitlichen Regelung der Angelegenheit wird ferner noch bestimmt, daß die Stan desbeamten auf Ersuchen der Betheiligten in den ihnen von diesen vorgelegten Büchern die jedesmal in Betracht kommenden Heiraten, Geburten und Todesfälle eintragen und mit ihrer Unterschrift und Dienstsiegel versehen. Be zahlung für diese Verrichtung anzunehmen wird den Standesbeamten ausdrücklich untersagt. Der Gouverneur der Festung Thorn, Generallieutenant v. Hagen, der erst kürzlich zum Gouverneur ernannt worden ist, hat bereits wieder seinen Abschied nachgesucht. Dem „Hamb. Corresp." versichert sein Berliner Ge währsmann, daß der Kaiser mit dem Gang der Bera- thungen in der Umsturzcommission durchaus unzu frieden gewesen sei und seiner Umgebung gegenüber Witteruugsbericht, ausgenommen am 15. Mai, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 752 mm. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -j- 12" 6. (Morgens 8 Uhr -s- 15".) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 77"/n. Thaupunkt -s- 18 Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher Witterungsaussichten für den 16. Mai: Trübe bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächstcr- iH-lnende Nummer bis mittags 12 Uhr. Ker Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 85 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 291L. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, 8c -rrmAem-GMuberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Lirettiacl, ;-roM0ori, Killen, Grumbach, Kauungen, Lanzenchursdori, Lanzen - lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Ooerwrera, Ooerwrnkel, Oelsnitz i. L., Neichenbach, liemse, Nochsburg, Rußdori, Schlagwitz, Schwaben, Loikenvurg und Ziegelheim. «Waldenburg, 15. Mai 1895. Bei dem bereits gemeldeten Empfang der schlesischen Frauen, die im Auftrage von 117,000 Schlesierinnen eine Adresse überreichten, sprach sich Fürst Bismarck be- svnders über den Einfluß der Frauen und über das Scheitern der Umsturzvorlage aus. Der Fürst führte hierbei Folgendes aus: Ich bin durch Ihre Begrüßung hocherfreut, einmal weil sie aus Schleifen kommt, aus der bedeutendsten Provinz unseres preußischen Landes, die ihre nationale und patrio- tische Gesinnung jeder Zeit, soweit meine Kenntniß zurück- reicht, bewährt hat, von der Zeit ab, als 1813 die schlesisch- Armee, die Blücher nachher führte, sich bei Breslau ,am- melte und die schlesischen Frauen und Männer mit Opfer- freudiakeit dem ganzen Vaterland vorangingen, bis zu mei. neu Erlebnissen, wo 1866, als uns der Krieg mit dem uns befreundeten Oesterreick drohte, die entschlossenste Pro vinz für die Aufrechterhaltung der preußischen Politik und der Ehre Preußens diejenige war, die der Kriegsgefahr am meisten ausgesetzt war: es war nur aus Schlesien, Breslau sogar und Oberschlesien, daß die Zustimmung zum Kriege laut wurde. Ick erinnere mich, daß Fürst Pleß, der hart an der Grenze wohnt, es ablebnte, seine Schlösser zu räu- men und sicher zu stellen: Das war derselbe patriotische Aeist, der sich in Schlesien 1813 erkennbar gemacht hat. Abgesehen von diesen preußisch-histonschen Erinnerungen M es für mich und für meinen Blick in die Zukunft eine »bebende Wahrnehmung, daß ick in den letzten Tagen Begrüßungen von den blühendsten und gewerbthätigsten Landstrichen Deutschlands bekommen habe, von Sachsen, von Westfalen, ppp Schlesien, von den Ländern, die indu striell am höchsten ausgebildet sind, und dir deshalb nach den gewöhnlichen Traditionen der nationalen Politik durch industrielle Interessen am leichtesten entfremdet werben. Es ist das nickt der Fall, wie mir die Besuche und Be grüßungen der letzten Tage beweisen, gerade aus diesen von der Industrie beherrschten, von einem zahlreichen Ar beitersland bewohnten Ländern ist mir das nationale Ge fühl, die Anerkennung für die Herstellung der Reichseinheit am lebhaftesten in diesen Tagen entgegcngetreten. Außerdem ist Ihre Begrüßung für mich besonders erkreulich, weil sie vorzugsweise von den Danun getragen ist; wenn man die für sich bat, so ist mir für die Männer schließlich auch nicht bange tyeiterkeit), .man w'rd sie gewinnen und ich bedauere stets, daß unserer besseren Hälfte des mensch lichen Geschlechts bei uns nicht mehr Einfluß aus die poli tischen Verhältnisse gestattet ist, wie das augenblicklich der Fall ist- dA will den Damen nicht zumuthcn, daß sie im Parlament Reden halten, aber wenn unsere Wahlen etwas mehr unter weiblichem Einfluß stattfänden, als bisher (Bravo, Heiterkeit), dann glaube ich, würden sie nationalee und besser ausfallen. Wenn wir im Parlamente sehen, bei den Fraktionen und Parteien, die die erste Rolle dort spielen — ich will drei davon nennen, da spielen bei zweien die Frauen doch eine sehr einflußreiche Rolle, das ist im Centrum und bei den Polen. Der Einfluß der polnischen Damen auf die polnische Bewegung und Politik wird Ihnen als Nachbarn bekannt sein und mit dem Cen trum sind Sie ja auch hinreichend durchsetzt in Schlesien, um zu wissen, welchen Einfluß darin das weibliche Element ausübt. Die dritte oppositionelle Partei, die Socialdemo kraten, bei denen haben leider die Frauen viel zu wenig mitzureden; wenn sie das hätten und fick ein Büd davon machten, welche Zukunft ihnen in dem socialdemokratischen Staat als Gattinnen, al« Mutter zugemuthet wird, so ist cs gar nickt möglich, daß irgend eine ihrem Manne ge statten würde, dieser Froction anzugehören (Bravo, Heiter keit); wenn es dennoch geschieht, so sind das Erscheinungen, die sich dem gemeindeutschen Begriff der Weiblichkeit und Lessen, was wir unter Weiblichkeit verehren, schon entfrem' det haben. Sie haben irgend euren Verdruß und einen Riß im Leben erlebt, der sie zum Bruch mit den Verhält- nissen geführt hat, oder sie sind der Begehrlichkeit verfallen, di« Hefft, bei der allgemeinen Plünderung euren hinreichen den Beuteantbeil zu bekommen, kurz und gut: ehrliche deutsche Frauen und Gattinnen und Mütter sind das nicht, die öffentlich als Socialdemokraten auftreten und deshalb glaube ich gerade, daß der Socialdemokratic gegenüber die weibliche Sympathie für unsere politischen Einrichtungen eine stärkere Schutzwehr ist. als unsere Umsturzvorlage ge worden sein würde, wenn sie angenommen worden wäre. (Heiterkeit). Ick bin nicht un;lücklick darüber, daß sie ge- fallen ist, sie hätte, wenn sie angenommen worden wäre, bei Denen, von Denen wir Abhilfe der Uebel im Lande erwarten, die Uebeczeugung erweckt, daß sie nun etwas er reicht hätten und auf ihren Lorbeeren ausruhen könnten. Die Ueberzeugung wäre meiner Ansicht nach irrtdümlick gewesen, und ick bin deshalb froh, daß dieses Ruhekissen diesen Herren entzogen worden ist, das sie sich zu schaffen gedachten. Es war außerdem eine Menge nicht unbedenk licher Bestimmungen darin. Aber ich appellirc von unserem Parlament an unsere Frauen: Helfen Sie uns. wirken Sie für uns auf die Männer, zu denen Sie in Beziehungen sieben, in der Richtung, daß Sie sich gegen die Gefahren der Zukunft mit größerer Tapferkeit rüsten und wehren, als die war, die in der Umsturzvorlage erkennbar war. Halten die Frauen fest zur Politik, so halte ich die Politik für gesichert, nicht bloß für den Augenblick, sondern auch für die Kinder, welche von den Frauen erzogen werden, und der Blick in die Zukunft klärt sich und beruhigt sich- wenn man siebt, daß die Politik in ihren großen und ganzen Zügen, wie sie im letzten Menschenalter unter Kaifer Wilhelm I. Leitung gemacht worden ist. der Zustimmung nickt nur der Majorität der gebildeten Deutschen, sondern auch der vielfach maßgebenden — und ich freue mich, daß sie maßgebend ist — der Zustimmung Derer, die ich vorher unsere bessere Hälfte nannte, zu erfreuen hat. Ich habe mannigfache Begrüßungen von Damen aus den verschiede nen Gegenden des Reiches schon erhalten und aus ihnen allen diesen beruhigenden Blick in die Zukunft entnommen. Die Kinder werden nickt anders denken, wie die Mütter denken, und die Gatten werden sich dock so sehr weit non der Richtung der Frau Gemahlin nicht entfernen (Heiterkeit); das würde die Häuslichkeit stören, und ich setze mein ganzes Vertrauen auf unsere deutsche Zukunft, auf den Beistand dessen, was Goethe das ewig Weibliche im Leben nannte, das beißt das Wahrende, das Pflegende, was in der Liebe der Vereinigung der Familie auch dem Manne zu Gute kommt; in der Hauptsache möckte ich sagen, das was den Unfug verhindert, zu dem die Männer geneigt sein könnten: das ist hauptsächlich die Ausgabe der Damen; in diesem Vertrauen bitte ich die wenigen anwesenden Herren, die ich sehe, mit mir ein Hoch auf unsere deutschen Frauen auszu bringen: Unsere deutschen Frauen, sie leben bock! Es ist geradezu erstaunlich, welch geistige Regsamkeit Fürst Bismarck in allen seinen Reden trotz seines Alters entwickelt und wie er auf den verschiedenartigsten, ein ander oft entfernt liegenden Gebieten immer ein außer ordentlich zutreffendes und abgeklärtes Urtheil abzugeben vermag. Aus all feinen Ansprachen spricht eine Fülle tiefster Staatsweisheit, die heutzutage leider grade dort am meisten vermißt wird, wo sie niemals fehlen sollte. und Wal-enburzer Anzeiger