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Da» «<tt»»la«» r-geblatt «ntbLlt amtliche «era«»t»achn»se>» deck Rate» der Stadt «einsi«, »«» PollseinrSAdiu»! datnst«. »eck «mtckaertchtck D»1»,ia. s,»te »erschiedeaer aaderer Veddrde^ Nr- 84 vieaslrlg, «lea 10. RprU 192S ^OF»F» E 117. )Ldrg. Vas Schweigen der Welt 1.. a, Leipzig, 10. April. Unter den Stimmen, die der Deutsche aus dem Glockengeläute heraushören mag, das heute die Bestattung der Essener Opfer ver kündet, ist die am häufigsten wiederkehrende viel leicht die Stimme der Verwunderung darüber, dcß die Welt, die sich einst so sehr gegen den „preußischen" Militarismus in Harnisch bringen ließ, die Ausschreitungen des französischen mit solcher Gelassenheit hinzunehmen scheint; die Stimme der peinlichen Ueberraschung, daß unter den ehemaligen Feinden oder Neutralen bis jetzt keiner aufstand, um den französischen Einbruch in das Ruhrgebiet mit annähernd der gleichen Entrüstung zu verdammen, mit der einst unser Einmarsch in Belgien verurteilt wurde. Warum wird da mit so ungleichem Maße ge messen? Auf solche Frage lassen sich natürlich ver schiedene, mehr oder weniger von Stimmungen und Leidenschaften eingegebene Antworten geben. Die zuverlässigste jedoch dürfte ernsthaftes Nach- denken in einer geschichtlichen Erinnerung fin den, wie es ja die im großen und ganzen sich ewig wiederholende Völkergeschichte ist, die uns manches Rätsel der Gegenwart lösen und den Schleier der Zukunft ein wenig lüften kann. Die Bergleichsperiode, die in unserem Falle in Betracht kommt, ist die Zeit des Siebziger Krieges. Als wir damals die Franzosen niederwarfen, ge schah es unter dem Beifall Europas, das der fran zösischen Vorherrschaft mit ihren zum Gesetz der Welt erhobenen Launen gründlich müde war. Die zeitgenössischen Zeugen bekunden deutlich genug, wie überdrüssig die Welt geworden war, die napoleonischen Anmaßungen zu ertragen. Sie war uns dankbar dafür, sie von der an jedem Punkt der Erde fühlbaren Last der Pariser Hege? monie befreit zu haben. Die' französischen Seufzer, selbst wenn sie sich in eines Viktor Hugo erschütternden Klängen kundgaben, ver hallten ohne Echo. Es verging eine Reihe von Jahren, in denen im Gemüt des Europäers die Erinnerung an die Widrigkeiten der franzö sischen Vorherrschaft stärker blieb als das Mit gefühl mit dem französischen Unglück. Dis es endlich so weit war, daß Europa den neuen Meister über sich fühlte, der dazu noch den schweren Fehler der Taktik beging, sich durch den kaiserlichen Mund, den auch der gemeine Unter tan sich zum Vorbild nahm, allzu laut und allzu häufig seines machtvollen Aufschwunges zu rühmen. - So hat sich, wie vor dreiundfünfzig Jahren gegen Frankreich, so vor fünfen gegen uns die Schadenfreude gewendet, mit der die europäische Welt von jeher den jeweiligen Inhaber der kon tinentalen Vormachtstellung vom Throne stürzen sah. Und da uns, wie wir sahen, geschichtliche Erfahrung über den Wlauf des völkerpsychologi schen Vorganges lehrt, daß eine gewisse Frist verstreichen muß, bis aus der Befriedigung über das Ende der alten Vorgewalt das Mißvergnü gen über das Aufkommen der neuen hervorgeht, so würden wir gut tun, uns nicht mit verwun derten Fragen an ein in Wahrheit höchst proble matisches „Weltgewissen" zu quälen, sondern darauf bedacht zu sein, jene Frist so viel wie möglich abzukürzen. Das aber heißt vor allem, daß wir soviel an uns liegt zur Verbreitung der Erkenntnis tun müssen, daß das der Mensch heit, wie wir aus bitterer Erfahrung wissen, verhaßteste Werkzeug der Vorherschaft, der Mili tarismus, nicht mehr „preußisch", sondern fran zösisch ist. Die Begebenheiten an der Ruhr kön- nen wesentlich dazu beitragen, — vorausgesetzt, daß unsere „Völkischen" endlich davon lassen, mit dem Rasseln des französischen Säbels, das der Welt denn doch schon auf die Nerven zu gehen beginnt, den höchst albernen Wettbewerb des jämmerlichen Kindersäbelchens yufzunehmen, mit dem unsere heutige Rüstung bestenfalls ver glichen werden kann. Wir sind im höchsten Maße daran interessiert, daß der Menschheit die Tat- sache des französischen Militarismus immer deutlicher bewußt werde. Wie dumm und schäd lich daher das Treiben derer, die es geradezu darauf anzulegen scheinen, mit den Uniformen und Paraden ihrer armseligen „Hundertschaften* und anderen militärischen Mätzchen die Auf. merksamkeit der Welt von den Hunderttausenden der weißen und schwarzen Soldateska Frankreichs abzulenken! Es ist nicht anders: was immer ein Deutscher tut, das irgendwie zur Verzögerung derErkenntnis von der ausschließlich französischen Nationalität des Militarismus von heute bei- tragen kann, das ist zum Schaden des Vater landes getan, das kommt darauf hinaus, die Hör- weite des Geläutes zu mindern, unter dem man heute die Essener Opfer zur letzten Ruhe bettet. Geheimrat Zechlin ausgewiesen Drahtdericht unterer Berliner Gchrtstlettu«» Berlin, S. April. Legationsrat Dr. Zechlin von der Presse abteilung der Reichsregierung, der am 31. März einige Stunden nach der Bluttat in den Krupp- Werken von den Franzosen in Düsseldorf verhaftet worden war, ist am Sonnabend nach achttägige: Gefangenhaltung mit dem Ausweisungs- befehl aus dem Gefängnis entlassen worden. Als Grund der Ausweisung wird angegeben, daß er die französische Propaganda durch deutsche Gegen informationen behindert und verbotene Schriften und Broschüren bei sich geführt habe. Geheimrat Zechlin iss gestern in Berlin ein getroffen. lieber seine Verhaftung berichtet er folgendes: Am Sonnabend, den 31. März, kam er nach Düsseldorf ins Hotel Römischer Kaiser, wo ihn mehrere Geheimpolizisten beobachteten. Da im Hotel kein Zimmer mehr frei war, begab er sich in ein ihm empfohlenes Privatquartier. Während er dort noch mit der Wirtin verhandelte, kam bereits ein französischer Kriminalpolizist, der nach seinem Ausweis verlangte und, da ihm dieser nicht zu gv- nügen schien, um die Erlaubnis bat, zunächst in seinem Zimmer bleiben zu dürfen. Bald erschienen noch fünf andere französische Kriminalbeamte, denen der Legationsrat seinen Ausweis vom Auswärtigen Amt vorwies. Die Beamten fragten, ob er Waffen hätte, durchsuchten ihn, fanden aber außer einigen im Ruhrgebiet allerdings verbotenen Zettungen und Drucksachen nur einige harmlose Protokolle. Er wurde dann ins Düsseldorfer Gefängnis geführt, wo ein besonderer Flügel der Männerabteilung, der unter französischer Aufsicht steht, für die politi- schen Gefangenen reserviert ist. Es sind ihrxr etwa 150. Dr.Lechlin konnte feststellen, daß ihre Beköstigung durch das Rote Kreuz sehr gut ist. Aus die Freilassung Dr. Zechlins dürfte die Intervention englischer und amerikanischer Jour- nalisten nicht ohne Einfluß geblieben sein, denn Geheimrat Zechlin war auf besonderen Wunsch der Pertreter großer englischer und amerikanischer Blätter ins Ruhrgebiet entsandt worden und hat seine Tätigkeit dort in voller Oefsentlichkeit aus. geführt. 105 Familien obdachlos Lrohlprricht unserer Berliner Schrr'lleltung Berlin, 9. April Der Präsident der ReichsbahndirÄktion Trier har an den Reichspräsidenten eine Mitteilung gerichtet, in der es heißt, daß die wildgewordene Soldateska von Trier am 7. April mit ihren farbigen Afrikanern 105 Familien der Eisenbahnerkolonie zu Trier- West auf die Straße setzte, weil die Männer dem Reiche den Treueid nicht brechen wollten. Erst als die Spahis die Möbel aus den Fenstern auf die Straße warfen, griffen hilfsbereite Hände zu, um nicht alles in Stücke gehen zu lassen. Eine Hilfs aktion sei nötig, da die Flüchtlinysfürsorge in Trier nicht ousreiche. Zwei anderen Eisenbahnerkolonien mit 98 und 500 Familien steht für die naonten Tage das gleich« Schicksal bevor. Reichspräsident Ebert antwortete daraus, diese neue unmenschliche Grausamkeit französischen Mili- räre gegen Frauen und Kinder werde, so hoffe er, in der ganzen zivilisierten Welt die gleiche Ent- rüstung und Empörung Hervorrufen wie in Deutsch- land. Als erste Hilfe für die vertriebenen Familien habe er aus den dem Reichspräsidenten zur Ver fügung stehenden Mitteln 10 Millionen Mark über- wiesen. Weitere Hilfsmaßnahmen seien in die Wege geleitet. Neue Bahnhöfe und Sechen besetzt Etse»erDrahtderi»tderketpzi»erra»ebl«ttes Esse«, 9. April. Die Franzosen haben heute weitere Bahn höfe und Zechen besetzt. Der Eisenbahnverkehr, der, wie schon oft gemeldet, nur noch auf wenigen Linien sich abwickelt, ist durch die erneute Besetzung wieder um arg in Unordnung geraten. Gestern hatten dir Franzosen den Bahnhof Warme besetzt, heute sperrten sie den Bahnhof Herne. In jedem Falle handelt es sich darum, von den Bahnhöfen und den Zechen Kohle abzufahren. Am Sonntag vormittag sind die Sirenen von Essen und Umgebung wiederum in Tätigkeit getreten. Die Franzosen haben eine Anzahl von Zechen besetzt, um die von ihnen angedrohten Maßnahmen wegen der Nichtzahlung der Kohlensteuer wahr zu machen. Der sächsische Etat für 4S2S 23S neue planmäßige Beamtenstellen Dresde», 9. April. Lratztbertcht unser«« »retzduer «christleituug Das Gesamtministerium hat jetzt den Haushalt- plan für 1923 durchberaten und beschlossen, ihn dem Landtag zur verfassungsmäßigen Dchandlung zu- gehen zu lassen. Während der letzte, vor Ausbruch des Krieges verabschiedete Etat für jede» der beiden Jahre 1914 und 1915 noch unter Berücksichtigung der Einnahmen und Ausgaben der Staatseisenbahnen und der Bruttoausgaben, der Berg- und Hütten betriebe mir 493H Millionen Mark abschloß, sind im Haushaltplan für 1923 die Ausgaben auf 54H Milliarden Mark, die Einnahmen auf 45F Mil- liarden Mart veranschlagt. Rechnerisch ergibt sich also ein Fehlbetrag von 8,9 Milliarden Mark. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß auch die im Etat für 1923 eingestellllten Beträge fast ausnahmslos bereits durch die weitere Ver- schlechterung der Mark überholt sind. Die Be soldungen z. B. sind in den einzelnen Kapiteln sämt lich nach dem Stande vom 1. September 1922 noch berechnet. Daß unter den fortgesetzten, zumeist sprunghaften Steigerungen aller Personal- und tech nischen Ausgaben der Wert eines Staatsvoranschlages ziemlich problematisch sein muß, liegt auf der Hand. Die Vorbemerkungen zum Etat bezeichnen es dem ¬ gemäß al» gänzlich ausgeschlossen, den tatsächlich im Rechnungsjahr 1923 eintretenden Staatsbedarf auch nur annähernd im voraus zu beziffern. Die» gilt auch von den Einnahmen, besonders von den Landes steuern, den Reichsantetlen, den Einnahmen an Ge bühren, sowie den Reinerträgnissen der Forstver waltung. E» ist nicht weiter verwunderlich, daß demnach neue Beamtenstellen nur da vorgesehen sind, wo e» die gegebenen Verhältnisse unbedingt erfor dern oder wo es sich um die Uebernahme dring^er neuer staatlicher Arbeiten handelt. Bei Befolgung dieses Grundsatzes ist die Begründung von 235 neuen planmäßigen Beamrenstellen erforderlich, unter denen auch für die Universität Leipzig 91 neue Beamten stellen zu besehen sind. Im außerordentlichen Staatshaushalt werden insgesamt 7L Milliarden Mark gefordert, die sämt lich auf den Geschäftsbereich des Finanzministeriums entfallen, darunter etwa 3 Millionen für Zweck: der Straßenbahnen und 320 Millionen für den Bau der Talsperre Muldenberg. Durch das dem Landtage gleichfalls zugehende Gesetz über den Staatshaushalt für 1923 soll das Finanzministerium zur Ausgabe von Schatzanweisungen bis zum Betrage von 20 Milliarden Mark ermächtigt werden. „Vie unselige Ruhr-Vilanz" Die fortschrittliche Pariser Zeitung Ere nou- velle brachte vor einigen Tagen einen tapferen Artikel de» bekannten sozialistischen Führers Jean Longuet unter der Ueberschrtst: „Die unselige Ruhr-Bilanz." Longuet nennt, in Uebereinstimmung mit einem hervorragenden englischen Politiker, die Ruhrbesetzung „das größte Verbrechen der Geschichte des heutigen Europa" und zugleich „die größte der Dumm heiten", und stellt die Zahlen der Koks- und Kohlenmengen zusammen, die Frankreich vor und seit der Ruhrbesehung erhalten hat: Koks gingen nach Frankreich im Dezember 360 000 Tonnen, das sind 77 Prozent der geschuldeten 465 000; im Januar — die Wirkungen der Be setzung zeigten sich erst seit dem 20. Januar — 196 000 Tonnen, das sind 42 Prozent; im Februar — dem ersten Monat, in dem die Wirkung der Besetzung voll zur Geltung kommt — 16 000 Tonnen, das sind weniger als vier Prozent! Ebenso verhält es sich mit der Kohle: im Dezember 810 000 Tonnen, das sind 74 Prozent der geschuldeten 1 Million Tonnen; im Januar 480 000 Tonnen, im Februar 70 000 Tonnen, gleich 6 Prozent. Aber die moralischen Ergebnisse, sagt Lon- guet, sind leider noch beklagenswerter als die wirtschaftlichen: „Der Ruhreinfall ist im Begriff, in ganz Deutschland gegen Frankreich eine der artige Saat von Haß auszustreuen, daß man sich von dessen Giftigkeit und Heftigkeit nur schwer eine Vorstellung machen kann. Niemals hat es ein Vorgehen gegeben, das mehr dazu angetan war, den Krieg oorzubereiten. Ein deutscher Nationalist erklärte einmal: „Seit dem Tode Bismarcks haben wir niemand gehabt, der so vollständig für die deutsche nationale Einig keit arbeitete wie Herr Poinearö." Und das trifft selbst in einer so ausgesprochen anti- militaristischen und antipreußischen Gegend wie Westfalen zu." Longuet sucht zum Schluß Trost in dem Ge- danlcn, daß die Sozialisten und die 2lrbeiterklasse über die Geschicke der Welt wachen. Er selbst wird wissen, wie schwach dieser Trost ist und wis wenig die Wachsamkeit der Sozialisten bisher hat öusrichten können. Litauische TruppenverftSrkungen für Memel Eigenerrrahthertchtde» Leipziger Lage»l«tte» Mewel, 9. April. Die am Sonntag nachmittag von litauischer Seite eingeleiteten Verhandlungen im Memeler General- streik, zu denen auf Antrag der Kaufmannschaft Ver treter sämtlicher Berufsgruppen zugezogen waren, sollen heute vormittag in Gegenwart de» au« Kowno eintreffenden litauischen Oberkommiffar» Sm «tone und des Finanzmlnister« Petnilt« fortgesetzt werden. Vorläufig sind die Läden noch geschlossen. Die anläßlich der Versammlung iu Spitzhut schwer verletzten beiden Personen, der Arbeiter Tratte» und di« Arbeiterfrau HennLg, sind ihren Verletzungen erlegen. Heute morgen rückte eine stärkere Abteilung litauischer Husaren in Memel ein. Der Pariser Matin bestätigt die von einem in Paris erscheinenden amerikanischen Blatt verbreitete Nachricht, daß Dr. Dorten sich augenblicklich in Pari» aufbälr, jedoch dementiert es die Dr. Dorten zugeschriebrne Absicht, Bonar Law auj- zusuchen. Vas unvermeidliche Dementi Lauche« ist iu Loudou überwacht worden Ei»en«rDralttdrrtck>tde» Leipziger rage Platte» . ' ' - ' ' Pari», S. April. Wie Pertinatz im Echo des Parks'mitteilt, hak Poinearä am Sonnabend der Brüssler Regierung ' eine telegraphische Mitteilung zugehen lassen, in der ! er seiner Haltung gegenüber Loucheur und seine: j Londoner Reise auseinandersetzt. Das Blatt macht § über den Inhalt dieser Mitteilung folgende Angaben: ' 1. Der frühere Minister des Kabinetts Briand ! (Loucheur) war mit keiner Mission betraut. 2. Die j Reparationspolittk der französischen Regierung ist in ! keiner Weise abgeändert; die französischen Truppen : werden das Ruhrgebiet nicht räumen, bevor die Re- parationen vollkommen bezahlt sind. Was die end gültige Ziffer der deutschen Schuld angcht, so hält der Ministerpräsident an seinen früheren Erklärun- gen fest; Frankreich wird keine neue Reduktion seiner Rechte zulasten. Aber Frankreich ist, wie bereits vor einiger Zeit mitzeteilt wurde, bereit, die An nullierung der Bonds C als Kompensation der Summe anzunehmen, die es England und Ame rika schuldet. Ppincarä fährt fort: „So ist im Augenblick die Brüssler Regierung nicht mehr im Zweifel über die Absichten der französischen Regierung. Tatsächlich hat 'sie über diese niemals eine wahre Unruhe ver spürt, aber die Depeschen, die sie vo nihrem ausgc- zeichneten Botschafter in London, dem Baron Mon- cheur, erhalten hat, der ein Meister in der Kunst ist, die Spuren desHerrn Loucheur zuverfolgenser bewies dies im Dezember 1921). haben befürchten lassen, daß die Taten und Unter nehmungen des Herrn Loucheur in England und auch - anderweitig als ein Zeichen für ein Nachgeben Frank reich» ausgelegt werden können." «Heftern morgen schrieben mehrere Blätter, die „Mission" Loucheurs müsse als Einleitung zu bevor stehenden französisch-cnglischcn Verhandlungen be- trachtet werden. Wie die Blätter gleichzeitig mit- teilttn, hat sich Poincarä beeilt, eine Konferenz dec französischen und der belgischen Minister einzuberufen, damit derartige Verhandlungen schneller erfolgen. E» ist möglich, daß Loucheur bei der Beratung zu- gelassen wird, um über seine Unterhaltungen jenseits des Kanals zu berichten. Aber wenn dies auch so ist, dann darf hieraus keineswegs geschlossen werdur, daß zwischen London und Pati» unmittelbare Ver handlungen bevorstehen. Poincarä verharrt tatsäch lich auf seiner ursprünglichen Auffassung über den einzuschlagenden Weg. Er hat die großen Linien seiner Politik in einer an Bonar Law gerichteten Mitteilung am Vorabend der letzten Unterhaus debatte klargelegt, und er ist der Meinung, daß er über «ine ins einzelne gehende Regelung nicht münd lich verhandeln kann, bevor er den Erfolg al» voll endete Tatsache hinter sich har. Für den Augenblick erwartet er also konkrete, aber direkte Vorschläge Deutschland«. * (kt war vorauszusehen, daß Poinearck Hch beeilen würde, die Londoner Erklärungen Loucheurs so darzustcllen, als seien sie ohne sein Vfffen und ohne amtlichen Charakter abgegeben