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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960710022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896071002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896071002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-10
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
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Abend-Ausgabe iMMTagctilM Druck und Perlaa von E. Polz in Lelvjig 90. Jahrgang Freitag den 10. Juli 1896. 1 26.6: St>, 155,30 160,70 122,60 Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. ein ge- der er- r rutiix. att, auk t clieser eekraZt. 155.40 173,90 153,10 108.75 115.20 88,60 216,50 106.75 101.20 95,75 58 — 106,75 Mvcacli. 154,40 208.— 153.70 109,30 140,90 300':. 8 0.— 150.70 16070 46,30 155.70 174 50 153,50 163,10 108,75 104 50 100 — 91,50 53,75 203, idiA. 660 480'^ 498 rüx«-, l L-''« j 9o 89,50 141 — 138 75 91 60 121,60 95,70 58,10 88,— 80,80 19600 Vorgehen (wie in Stadtamhof) sich ergeben können und für welche eventuell die Congregation aufzukommen hatte, zu enthalten. Die k. Regierung, K. d. I., hat den Prooincial der Redemptoristen in ... hiernach geeignet zu verständigen und bei vorkommenden Gesuchen um die Genehmigung von Redemptoristen-Niederlassungen die Be- theiligten auf die Unzulässigkeit etwaiger der Entscheidung vorgreifender Maßnahme» ausdrücklich hinzuweisen." Diese Verfügung, die zweifellos im Einvernehmen mit dem erzbischöflichen Ordinariat erfolgt ist, ist in zwiefacher Hinsicht lehrreich, weil sie nicht nur die Begehrlichkeit der Congregation, sondern auch ihr Talent beweist, weltliche und kirchliche Behörden zur Vorschiebung eines Riegels gegen diese Begehrlichkeit zu nöthigcn. Hoffentlich beherzigt der Bun des - ratb diese Lehren, wenn er sich demnächst, wie der Herr Reichskanzler in Aussicht gestellt hat, mit Anträgen auf Be freiung noch weiterer jesuitenähnlicher Eongregationeu von der Wirkung des Zesuitengesetzes zu befassen haben wird. 119.10 145,— 183,30 207.— 153,35 90,75 170,20 216.10 VN per -k, per W,40 ><L, Srtrn-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Poslbesvrderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-Ausgabc: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- -Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- au die Expedition zu richten. Nedarlion vn- Expedition: JohanneSgaffc 8. Die Expeoition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. AnzeigenPrei- dte 8 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Neclamen unter dem Redactlon-strich (4ge- fpalten) 50^H, vor den Familiennachrichten lü gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Taris. Filialen: ttto Klemm's Sortim. (Alfred Hahn). Universitätsstrahe 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Königsplad 7. holen! Wir besitzen wirklich nichts, Herr Dodd, als unsere Möbel und diese Actien hier. Nehmen Sie die Papiere als Zahlung für unsere Schuld an; sie haben ein Heidengeld gekostet und unsere ganzen Ersparnisse verschlungen, jetzt freilich sind sie keine Prise Schnupftabak Werth. Wir besitzen sonst gar nichs, nehmen Sie sie!" Dabei drängte mir die gute Frau eine beträchtliche Anzahl von Catamount-Silbcrminen-Actien auf, an welche sie ibr sauer verdientes Geld verschwendet batte. In meiner Verlegenheit darüber, vorhin mit ihrem Mann so streng verfahren zu sein, ließ ich mich beschwatzen. Auch glaubte ich kein besonderes Risico einzugehen, denn einerseits sah wirklich für uns nichts heraus, andererseits stand der Eours dieser Wertpapiere gleich Null. Einige Monate später ersah ich aus der Coursliste, daß die Catamounts plötzlich in die Höhe gingen, schon an dem selben Nachmittag waren sie ein hübsches Sümmchen Werth und ich erfuhr, daß man in einem aufgcgebenen Gang ein reiches Lager entdeckt habe und künftig mit den Gruben ein Bombengeschäft zu machen hoffe. Ich konnte es nicht über mich bringen, den glücklichen Zufall auszubeuten, und machte mich auf de« Weg, um den SpcedyS ihr Eigentum zurück zuerstatten. Ich fand das ganze Haus in furchtbarer Auf regung, alle Nachbarn hatten sich versammelt, um ihnen zu condolircn. Frau Speedy saß mit thränenüberströmtem Gesicht mitten unter den Beileidspendern und jammerte zum Steinerbarmen. „Fünfzehn Jahre haben wir gearbeitet, uns das Essen vom Munde, den Kindern leider selbst die Milch abgespart, und jetzt mnß ich ein solches Unglück erleben. O, meine lieben Freunde, wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, hätte ich jetzt die Dame spielen, mich in Sammet und Seide kleiden und in meiner eigenen Kutsche spazieren fabren können. Schmach über diesen Dodd! Auf den ersten Blick, den ich auf ihn geworfen habe, wußte ich, daß der Teufel im Hause ist." Ich ' war unbemerkt Ohrenzeuge dieser für mich so schmeichelhaften Rede und fand cs an der Zeit, mick bemerk bar zu machen. DaS war eine sehr dramatische Scene, die aber von einer noch viel dramatischeren überboten wurde, als ich den Zweck meines Besuches erklärte. Frau Spreedy weinte Thränen der Rührung und Rene an meiner Brust, weigerte sich aber, meine Großmnth anzunebmcn. Nach dem Herr Speedy, der geholt werden mußte, ebenfalls von einer Wiedererstattung feines Eigenthums nichts hören wollte, ich aber darauf bestand, das Ehepaar bei seiner Weigerung blieb, die Nachbarn bald mir, bald den Speedy'S orumeo kirm» itleo- rz, ist ,'LL Allianzverhüllnisses anti-üsterreichischeu sich die fr an der Radicalen Frankreich. Sie einen Rücktritt weil die sran- 114 50 105.50 121. - 150.50 l 122,— f 91.50 115 — 20950 183,— 145, — 121 90 187.50 121,— 286,— 231,25 86.50 162.50 108,40 rsi 123. 169,- 21010 214,05 216,05 volle» 4,50 >>-6. >9,— (i. 15,— tt. 4,— 0. 14,25 6. 2,— ü 564,— 64.31 606.— ,26,62^2 ! 106,— Anzeiger. Ämtsölatt des königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes «nd Nolizei-Äintes der Stadt Leipzig. BezugSPreiS U der Haupt expedition oder den tm Gtadt. bezirk und den Vororten errichteten Au-- aabestrllrn abgeholt: vierteljährlich ^l4.S0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus ü.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: oierNhahrlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung ius Ausland: monatlich 7.öO. gegenarbeitcten namentlich mit dem Argumente, daß das Bündnis; den „vitalen" Interessen Oesterreichs ans dem Balkan doch nicht zu Statten käme. Andererseits aber liegt auf der Hand, Laß Oesterreich in eine höchst gesährliche Jsolirtheit geriethe, wenn es das Bündnis; ausgäbe. Sicherung gegen Rußland könnte Oesterreich nur finden, wenn es Bosnien sowohl als seine Inter essensphäre auf dem Balkan im Stiche ließe — ein Opfer, zu Leu; es bei der gegenwärtigen Lage der Dinge jedenfalls nicht genöthigt ist — oder wenn cs sich mit Frankreich alliirte» eine Even- tualität, die, so lange nicht etwa eine orleanistische Restauration in Frankreich stattfindet, oder nicht ein von Beichtvätern beherrsch te r Kaiser auf den österreichischen Thron gelangt, aus verschiedenen Gründe» praktisch nicht sehr naheliegend zu befinden sein wird. Von welcher Seite man also auch die Sache betrachtet: das deut sch-öfter- reichische Bündniß als Bestandtheil der Tripelallianz erscheint menschlicher Voraussicht nach gegen jede Eventualität gesichert. Nicht ganz so günstig ist es mit der österreichisch-italienischen Allianz bestellt. Zwischen beiden Staaten gicbt es unausgeglichene Gegensätze, die zuweilen in einer Weise urgirt werden, die der Befestigung des jedenfalls nicht zu Statten kommt. Zu Len Bestrebungen der Irredentisten gesellt zö fische, antidreibündlcrische Sympathie für das rassenverwandte republikanische hat bisher allerdings nicht vermocht, Italiens von der Tripelallianz herbeizuführen, zösische Gesinnung der Radicalen und Genossen sich nicht stark genug erweist, um die realen Interessen, die Italien am Mittelmcer gegen Frankreich zu vcrthcidigen hat, zur Preisgabe zu bringen. Aber nichts desto weniger ist es natürlich, daß die Aufrechterhaltung des jetzigen Verhältnisses zwischen Oesterreich und Italien neben den aus England und Frankreich bezüglichen Erwägungen stets eine Hauptsorge der betheiligten Diplomatie bilden muß, und zwar besonders deshalb, weil, sobald Italien, einerlei aus welcher Ur sache, vom Dreibund zurückträte, Oesterreich durch die alsdann erforderliche Deckung seiner italienischen Grenze niilitairijch in einer Weise gebunden würde, die es ihm unmöglich machte, eventuell den Art. I des Bündnißvertrages mit Deutschland zn er füllen, d. h. Deutschland „mit seiner gesammten Kriegs macht" b e iz u sie h e n. Die österreichische Bundesgenosscnschaft würde alsdann militairisch derart für uns verlieren,daß ihrWerth nur noch ein sehr problematischer wäre. Diese Sachlage sollte niemals bei Be messung der Dreibundsansprüche an Italien außer Acht gelassen werden." Man siebt aus diesen Auslassungen, daß auch in Friedrichs- ruh wieder Sorge um den dauernden Bestand Les Dreibundes herrscht und zwar wegen der Unsicherheit unseres südlichen Bundesgenossen. Um so mehr aber ist eS die Pflicht der deutschen, wie der österreichischen Diplomatie und Presse, daß sie den in der italienischen Deputirtenkammer zu Tage ge tretenen Bestrebungen, Sonderwiinsche mit den Dreibund garantien in Verbindung zu bringen, mit aller Enl- schiecenheit entgegentreten und gegen einen Minister präsidenten die Stimme erheben, welcher derartigen Tendenzen, aus welchen Gründen immer, entgegenkommt. Wenn in dem Schlußsatz des obigen Artikels verlangt wird, die Dreibund ansprüche an Italien nicht zu hoch zu bemessen, so kann nian sich in Deutschland und Oesterreich mit gutem Gewissen sagen, daß dieselben sich nie über das Mindestmaß erhoben haben, ja daß man sich schließlich mit der Tbatsache begnügt, Italien Beifall geklatscht und als wir uns endlich dahin geeinigt hatten, die Actien gemeinsam zu behalten und den Gewinn in drei Theile zu theilen, einen Theil für mich, den zweiten für Herrn Speedy und den dritten für sein Ehegespons, da brach in dem engen dürftigen Gemach ein Sturm von Begeisterung aus. Eine verständnißvolle Seele schaffte Port wein herbei und wir tranken ihn gemischt mit unseren Thränen. „Lassen Sie mich auf Ihre Gesundheit trinken, liebster Herr", schluchzte Frau Speedy, die durch meine Galanterie, ihr ein Drittelantheil zuzuerkennen, besonders gerührt war. „Ich bin überzeugt, Herr Dodd, daß alle Anwesenden mit mir auf Ihre Gesundheit anstoßen werden. Bei Gott, es giebt in ganz San Francisco keinen Menschen, der bekannter wäre, als der Herr Picknick-Dodd, und ich werde täglich zn Gott beten, daß er Ihnen ein langes Leben, Gesundheit und Glück schenke. Zum Schluß blieb ich der Hauptgewinner, denn ich ver kaufte meinen Antheil noch rechtzeitig für 5000 Dollars, während die waghalsigen Speedy'S ihre Actien behielten, bis dieselben wieder bedeutend im Wcrlhe sanken und sie froh waren, mit vielleicht einem Viertel dessen, was ich erhielt, davon zn bekommen. Aber es war einerlei, denn sie batten — um mit Pinkerton zu sprechen — den Haupttheil des Geldes wieder „angelegt", und als ich Frau Speedy das nächste Mal traf, war sie zwar noch prächtig gekleidet, aber sie er zählte mir thränenden Auges: „Wir sitzen wieder auf dem Trockenen. Unser Geld ist hin und die Kerle haben eine neue Einzahlung aus geschrieben." Zum Iahresschluß sah meine Bilanz so auS: Verdient hatte ich an den Catamounts 5000, durch die Picknicks 3000, durch meinen Vortrag 600, an Gewinn in Pinkerton- Ge schäft 1350 Dollar, dazu kameu 8500 Dollars, die mir von der Schenkung meines Großvaters geblieben waren, macht zusammen 18 450 Dollars, dagegen hatte ich rund 4000 Dollars ausgegeben, es blieben mir also etwa 14 450 Dollars übrig." „Ich schäme mich nickt, zu gestehen, daß ick dieses Er- gebniß mit Stolz und Dankbarkeit betrachtete. Ungefähr 8000 Dollars lagen flüssig und jeder Zeit ziehbar in einer Bank, der Nest wirbelte unter den Zauberhänden keS Hexen meisters Pinkerton, unerreichbar und unsichtbar hierhin und dorthin. Au den Küste» von Mexiko lagen Dollar- von mir fest, in steter Gefahr, von den launischen Wellen auf Nimmer- 85 64 26'^ 99 30", 12'5 3V,° klr e) 101 ! V. ! 31'l- Daß die Versuche, den Treilmndvertrag zu „ver bessern", in Friedri chSruh eine scharfe Abwehr finden würden, war vorauSznseben. Sie liegt in einem bereits telegraphisch skizzirten Artikel der „Hamb. Nachr." vor, der zunächst den Gelüste» Derer gegenüber, welche dem Drei bund eine aggressive Spitze geben möchten, den rein defen siven Charakter desselben hervorhebt. In dieser Hinsicht heißt es: „In demselben (dem deutsch-österreichischen Bündnißvertrage) versprechen die beiden Monarchen einander feierlich, ihrem rein defensiven Abkommen eine aggressive Tendenz nach keiner Richtung beilegen zu wollen und erklären, nur einen Bund des Friedens und der gegenseitigen Vertheidigung geschlossen zu haben. Nach der Erklärung des Fürsten Bismarck in seiner großen Reichstagsrede vom 6. Februar 1888 ist anzunehmen, daß mit Italien analoge Abmachungen getroffen sind, so daß der easus koeckoris überall nur beim Angriffe einer fremden Macht auf das Gebiet eines Bündnißstaates eintritt." Bekanntlich ist der Wortlaut der Verträge mit Italien niemals veröffentlicht worden; daß der Grundcharakter der selben aber genau dem des deutsch-österreichischen Bündnisses entspricht, wurde bisher allgemein angenommen und wird neuerlich durch die obige Bemerkung der „Hamb. Nachr." bestätigt, wie ja auch der Umstand dafür spricht, daß in Italien der Wunsch besteht, den Vertrag zn „verbessern", waS nach den bekannten Erklärungen in der italienischen Deputirtenkammer nur heißen kann: denselben in aggressivem Sinne umzumodeln. Noch wichtiger erscheinen die Aus führungen des Bismarckblattes, welche die seit einiger Zeit nicht ganz gegenstandslosen Befürchtungen beleuchten, Oester reich-Ungarn oder Italien könnten sich im Hinblick aus ihre durch das Bundesverhältniß nicht geschützten oder ge förderten Sonderinteressen veranlaßt fühlen, den Vertrag zu kündigen oder nicht mehr zu erneuern. Die „Hamb. Nachr." schreiben: „Wir glauben, daß trotz der inzwischen eingetretenen Ver minderung der Spannung in der europäischen Situation der Dreibund die Interessen aller Betheiligten in derselben Weise deckt wie zur Zeit seiner Begründung. Es hat von seiner raison ck'Stre nichts eingebüßt und bildet noch immer eine nicht zu unterschätzende Bürgschaft der Erhaltung des Friedens. Deshalb wird auch ein Rücktritt vom Bunde und das Er löschen desselben in absehbarer Zeit kaum zu be- fürchten sein. Vielfach wurde früher allerdings besorgt, daß in Oesterreich Kräfte sich regten, die dem Bunde ent« o,— u. 0,— 8. 3,— U. 7,50 N. 5,— U. 2,— O. 2,75 O. 9,— 6l. 3,^0. 3,— 0. 3,50 (1. 0. Stück.' Politische Tagesschau. * Leipzig, 10. Juli. 2m NeichStagswablkreise Schweiz bat gestern die Stich wahl zwischen den sreiconservativen Candidaten Holtz und seinem polnischen Gegenkandidaten Saß stattgesunden. Wie sie ausgefallen ist, weiß man noch nicht, aber so viel weiß man bereits, daß sie ungiltig sein wird, weil sie auf Grund der Wählerlisten vom Jahre 1893 stattgesunden hat. Das ist um so befremdlicher, als, wie der „Graudenz. Gesell." mit- tbeilt und die „Nordd. Allgem. Ztg." bestätigt, die gegen die Nichtausstellung neuer Wählerlisten von polnischer 'Seite er hobene Beschwerde sowohl vom Regierungspräsidenten in Marienwerder, als auch vom preußischen Minister des Innern abgewiesen worden sind. Der Minister hat entschieden, daß die alten Listen, wenn in Folge Ungiltigkeits- erklärung eine Neuwahl stattzusinden hat, gebraucht werden müssen; im Falle Schwetz wären danach also die Listen von 1893 für die Wahl 1898 maßgebend. Diese ministerielle Entscheidung ist auf keine Weise mit den klaren Bestimmungen des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 und dem dazu erlassenen Ansführungsreglcment zu vereinbaren. In 8 8 des Wahl gesetzes wird bestimmt, daß 4 Wochen vor jeder Wahl die znm Zwecke der Wahl anzufertigenden Wahllisten auszulegen sind, und daß nur die in diese Listen Eingetragenen zur Theilnahme an der Wahl berechtigt sind. Dann heißt es zum Schluß: „Bei einzelnen Neuwahlen, welche innerhalb Eines Jahres nach der letzten allgemeinen Wahl stattfinden, bedarf es einer neuen Auf stellung und Auslegung der Wahllisten nicht." Die Benutzung der alten Wählerlisten ist hiernach also zwar innerhalb eines Jahres nach der letzten allgemeinen Wahl statthaft, aber, wie sich ganz unzweideutig aus der Beschränkung ans diesen Zeitraum ergiebt, nicht mehr darüber hinaus, vielmehr müssen dann auf jeden Fall neue Listen aufgestellt werden. In dem hier in Frage kommenden Fall aber sind bereits 3 Jahre seit der letzten allgemeinen Wahl verflossen, so daß über die Nothwendigkeit der Aufstellung neuer Wählerlisten ein Zweifel gar nicht bestehen konnte. Selbst wenn aber die Negierung den ß 8 des Wahlgesetzes nicht richtig verstanden haben sollte, so hätte ihr seine Be deutung aus 8 34 des Wahlreglements klar werden müssen. Tenn da heißt es: „In gleicher Weise (nämlich, wie nach K 31 für die engeren Wahlen) ist zu verfahren, wenn für ausgeschiedene Mitglieder des Reichstags während des Laufes derselben Legislaturperiode Ersatz wahlen stattfindcn. Tritt dieser Fall jedoch später als Jahr nach den allgemeinen Wahlen ein, so müssen die summten Wahlvorbereitungen, mit Einschluß Aufstellung und Auslegung der Wählerlisten, neuert werden." Hier wird also für die später als ein Jahr nach den all gemeinen Wahlen erfolgende» Ersatzwahlen die Aufstellung neuer Wählerlisten direct vorgeschrieben. Die gegen- tbcilige Negicrungsauffassung stützt sich anscheinend auf den erste» Satz der citirten Bestimmung, welcher Ersatzwahlen mit engeren Wahlen, die auf Grund der Wählerlisten für die erste Wahlhandlung erfolgen, gleichstellt; man hat dann aber ganz vergessen, den Passus zu Ende zu lesen, denn sonst hätte man die Ausnahmebestimmungen für die späteren Ersatzwahlen finden müssen. Ueberdies hätte der preußische Minister des Innern sich erinnern sollen, daß vor gar nicht langer Zeit im Großherzogthum Weim a r eine Ersatzwahl zum Reichstage, die mehr als ein Jahr nach der Hauptwahl slattsinden mußte, auch auf Grund der alten Listen erfolgen sollte. Damals wurde die großherzoglichc Regierung im Reichstage vom Bundesratbstische aus auf den tz 8 des Wahlgesetzes und den 8 34 des Wahl reglements hingewiesen und bedeutet, daß neue Wahl listen aufzustellen seien. Wenn trotzdem der preußische Minister des Innern in dem Schwetzer Falle anders entschieden hat, so ist das aus mebr als einem Grunde tief zu beklagen. Die Schwetzer Wähler müssen nun, da der Reichstag die gestrige Wahl ganz zweifellos für ungiltig erklären wird, um zu einem Abgeordneten zu kommen, im günstigsten Falle dreimal wählen und vier mal, wenn die nach der Cassation angesetzte Wahl wieder eine Stichwahl nach sich zieht. Das ist eine doppelt bedauer liche Nothwendigkeit deshalb, weil die unausgesetzte Agitation der katholischen Geistlichkeit die Gefahr der Ermüdung bei den polnischen Wählern geringer erscheinen läßt als bei den deutschen. Die Verfügung des Ministers des Innern ist aus diesem Grunde geeignet, außer im Reicks tag auch im preußischen Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht zu werden. Bekanntlich ist es das bayerische Ministerium gewesen, das den Bundesrath gedrängt hat, die Redemptoristen von den Wirkungen des Jesuiten gesetzes auszunehmen. Daraus mußte man schließen, daß die leitenden Kreise in München ein unstillbares Verlangen nach Redemptoristen- Niederlassungen trügen. Jetzt zeigt sich aber, daß dieses Ver langen sehr rasch gestillt worden ist. Am 23. äuni hat das Cultusministerium folgende generelle Verfügung an die könig lichen Regierungen in Betreff weiterer Redemptoristen-Nieder lassungen ergehen lassen: „Aus Anlaß der verschiedenen Gesuche um Genehmigung von Redemptoristen-Niederlassungen wird Nachstehendes bemerkt: Seit Erlaß der Ministerialentschließung vom 27. Juli 1894 sind der Congregation der Redemptoristen in Bayern Niederlassungen in Gars, Bachdeim, Deggendorf, Halbmeile und Niederachdorf Aller höchst bewilligt worden. Zugleich wurden der Congregation Corpo- rationsrechte verliehen und die Allerhöchste landesherrliche Geneh migung zu verschiedenen Gruuderwerbungen ertheilt, wie auch die sonst erforderlichen Anordnungen hinsichtlich der einzelnen Niederlassungen getroffen. Die Congregation der Redemp toristen wurde im Jahre 1841 zur Wallfahrts pflege und zur Abhaltung von Missionen, vorzüglich auf dem Lande, berufen. Zu gleichem Zwecke ist auch neuerlich wieder ihre Zulassung in Bayer» er folgt. Nach den bisherigen Wahrnehmungen bestehen aber vor Allem Bedenken, ob die Congregation der Redemptoristen in Bayern zur Zeit in der Lage ist, weitere Niederlassungen daselbst mit einem Personale zu besetzen, welches auch nach den in Bayern bestehenden Vorschriften zu Missionen verwendet werden kann. Nicht minder bestehen aber auch Bedenken, mit der Er- Achtung neuer Stationen vorzugehen, bevor nicht über die Entwickelung und die Thätigkeit der bereits genehmigten Nieder lassungen, sowie über die etwa noch bestehenden Bedürfnisse und namentlich auch darüber, an welchen Orten die Errichtung neuer Niederlassungen als nothwendig und zweckmäßig sich er weist, weitere Beobachtungen gemacht werden. Wenn von irgend welcher Seite, namentlich auch von Vereinen oder Privatpersonen, in Aussicht auf etwaige weitere Niederlassungen, Vertrüge abgeschlossen oder sonstige Vereinbarungen oder Vorkeh rungen getroffen werden, so kann selbstverständlich Len dadurch geschaffenen Verhältnissen keinerlei Einfluß auf den Gang der Verhandlungen und die Bescheidung der Gesuche ein geräumt werden, wie überhaupt eine Niederlassung erst nach erfolgter landesherrlicher Genehmigung zur Ausführung gelangen darf. Es ist im Interesse der Congregation selbst gelegen, bei etwa ihr zukommenden Anträgen auf Gründung neuer Niederlassungen die Betheiligten hierauf aufmerksam zn machen und sich gleichfalls aller Handlungen, welche der Entscheidung der Sache vorgreifen, schon mit Rücksicht auf die etwaigen Haftungen, welche aus einem solchen das ich überhaupt singen konnte, vorzutragen. Der Erfolg spottete jeder Beschreibung. Von jener Stunde an war mein Schicksal besiegelt. Hatten wir einen ständigen Passagier an Bord (ich konnte nie einen solchen entdecken) oder verriethen mich die Holz- und Eisenbestandtbeile des Dampfers — kurz, an jedem folgenden Picknick sprach es sich herum, daß Herr Dodd ein Sänger sei und genau um diese Stunde „Kurz vor der Schlacht" zu singe» pflege. Mein Schlachtlied wurde ebenso zu einem festen Programmpunct wie das erwähnte Falleulassen des Beiles durch einen Esel. Sonntag für Sonntag konnte man mich mein beklagenswerthes Liedchen piepsen hören, jedesmal wurde ich durch lebhaften Beifall belohnt und jedesmal mußte ich den Gesang wiederholen. Auch sonst fand ich das Singen lohnend, denn nach jedem Durchschnitlssonntag konnte ich mich mit Pinkerton in rund 500 Dollars theilen. Dem Picknicks verdankte ich ferner, wenn auch indirect, einen sonderbaren Glücksfall. Nach Schluß der Saison und kurz nach dem „Großen Abschiedscostumfest" hielten wir cs für klüger, diejenigen Speisekörbe, welche Schaden gelitten hatten, zu verkaufen, um die Lagergebühren zu ersparen. Vor Eröffnung der nächsten Campagne wollten wir sie durch neue ersetzen. Unter den Käufern befand sich ein Arbeiter Namens Speedy, den ich, nachdem er aus mehrere Mahnbriefe nicht geantwortet hatte, persönlich aussuchte. Speedy schlug bei meinem Anblick offenbar Las Gewissen. Um dies zn verbergen, begegnete er mir mit kriegerischer Miene und benahm sich sehr herausfordernd. Er konnte nicht zahlen, nnd es stellte sich sogar heraus, daß er die Speise körbe weiter verkauft hatte. Ich mochte nicht so mir nichts dir nichts mein Geld verlieren, noch weniger aber zugeben, daß Jim Verluste erleide. DaS Benehmen meines Schuldners entflammte überdies meinen Zorn, so daß ich mich zu den strengen Worten hinreißen ließ: „Wissen Sic, Herr Speedy, daß ich Sie ins Zuchthaus bringen kann?" Kaum war diese Drohung nieinen Lippen entschlüpft, als auS dem anstoßenden Zimmer seine Ehehälfte, eine robuste, blühende Irländerin, tie wahrscheinlich gelauscht hatte, her- auStrat und sich aufs Bitten und Schmeicheln verlegte. „Nein, nein, Sie hätten gewiß nicht das Herz, so etwas zu thnn! Sie nicht, ein so berühmt liebenswürdiger Herr; man kennt Sie ja von den Picknicks her! Bei Gott, Herr Dodd, Sic sind das Ebenbild meines geliebten verstorbenen BrnderS! Speedy ist freilich besoffen, auf zehn Schritt Entfernung kann man eS ihm riechen, der Teufel soll ihn Jim pinkerton und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd Osbourne. 11s Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck verboten. Einer meiner Witze wurde sogar znm Schlagwort erhobenund machte in ganz San Francisco die Runde. Es passirte nun oft, daß mir Leute, die mich nicht kannten, denselben in Kneipen zum Besten gaben. Uebrigens kam eS nur selten vor, daß man mich nicht kannte, denn ich gehörte, wie gesagt, z; :en populärsten Persönlichkeiten. Wo ich ging, entstand ein Zischeln nnd Köpfezusammenstecken, namentlich in den weniger sashionablen Stadttheilen. Fragte Einer aus der Menge: „Wer war das?" so lautete die entrüstete Ant wort: „Aber Mensch, kennen Sie denn den Director Dodd von den Picknicks nicht? Den Dromedar-Dodd?!" oder ähnlich. Blieben unsere Picknicks auch etwas trivial, so waren sie doch stets so lustig und harmlos wie das goldene Zeitalter. Ick bin überzeugt, daß keine Menge so leicht zu unterhalten ist nnd so heiter und vergnügt sein kann, wie meine Picknickgäste, und ich gestehe ganz offenj daß ich selbst, trotz meiner Sorgen als Ceremonienmeister, mich unter ihnen meist zufrieden fühlte. In Wirklichkeit kamen für mich nur zwei Nachtbeile in Betracht! mein Entsetzen vor den unbeholfenen Backfischen, mit denen ick mich, wie cS meine Pflicht erheischte, viel be lassen mußte nnd mein noch größeres Entsetzen davor, mich als Sänger zu produciren. In meiner frühen Kindheit, als ich meiner Mutter kaum bis zum Knie reichte, hatte ich mir das wenig beneidenSwerthe Talent angeeignet, daS Lied „Kurz vor der Schlacht" mit Meisterschaft zu singen. Ich babe ein dnnneS Stimmchen, meine besten Töne sind über meinen Speisetisck hinweg kaum hörbar und meine höchste Lage kann man als eine höhere Art LeS Schweigens bezeichnen. Sachverständige sagen mir überdies, daß «ch zu tief singe. Aber selbst wenn ich der beste Sänger der Welt wäre, würde „Kurz vor der Schlackt" nie daS Lied sein, wclches meinem persönlichen Geschmack entspräche. Und trotz Alledem ließ ich mich in einer schwachen Stunde, nachdem alle meine Auskunftsmittel, etwas Leben in einen langweiligen Picknick zu bringen, versiegt waren, verleiten, das einzige Lied,
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