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Rr. ker °ßrf«ektt: «glich früh 7 Uhr. Inserat« H«rd«u avgenomm«: N« Abend» S.Son«- Sag» bi« Mittag» IS Uhr: Marienstrale 1»^ gnzrig in dies Blatt», da, jetzt in 1««0« Exemplaren rrschetut, Knden «io» erfolgreich« »erbnitung. LI Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsvnlehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. AtenAnnnrt: vierteljährlich 20 Ngr- bei nnentgeldlicherAtt teruug in'« Hau«. Durch di« ALutgl, Pos dteNeltShrltch 22 Ag» Storelei» Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreist: Für den Raum eis« gespaltenen Zette: 1 Ngr. Unter „Sing», sankt" die Zeil, r Ngr. »ruck und «genthum der Heran»geber: Liepsch <r Nelchardt. - Verantwortlicher Redactmr: IllUllS Nrichar-t. Dre-d-r», den N. Januar. — Die telegraphischen Oiachrichtcn des „Dr. I" über das Befinden der Prinzessin Sophie lauten: München, Dienstag, 0. Januar, Abends halb i<i Uhr. Ihre königliche Hoheit die Frau Herzogin Sophie hat den heutigen Tag gut verbracht. Die Athmungsbcschwerden haben sich vermindert, die Kräfte sich etwas gehoben. — Mittwoch, 10. Januar, Vormittags halb 10 Uhr. Die Brustbeschwerden haben sich verringert, dagegen sind Verdauungsstörungen eingetreten und daher der Krästczustand, sowie das allgemeine Befinden der Frau Herzogin Sophie weniger günstig. I)r. Walther. Vor mittags halb 12 Uhr. Das Befinden der Frau Herzogin Sophie war in verwichener Nacht weniger befriedigend, und zwar in Folge von Verdauungsstörungen. Dieselben haben sich bis jetzt im Laufe des Tages nicht wiederholt. — Se. Excellenz der Staatsminister Freiherr v. Veust begab sich gestern Vormittag von hier nach Leipzig und wurde schon gestern Abend hier wieder zurückerwartet. — Auch die diesmalige Gewerbevereins-Sitzung bot vieles Belehrende. Zunächst zeigte Herr Ceilermeister Steyer einen Thürhebel älterer Konstruetion, welcher zivar weniger kunstvoll gearbeitet, aber nicht mit einem Patente belastet war, wie der in voriger Sitzung gezeigte. Hierauf legte Herr Dir. Clauß Meteorpapier vor. Wenn Wasser in Gräben und Tümpeln stehen bleibt, so bemerkt man bald, daß sich grüne Massen in demselben entwickeln; dies sind zum Theil Stäbchenpflanzen, die Vertreter der Jnfusisnsthiere im Pflanzenreiche, zum Theil Algen. Beim Vertrocknen des Wassers bleiben die Pflanzen auf dem Boden zurück und bilden: einen Ueberzua über den selben. Da» vorgelegte Stück* hat Herr tv. Rabenhorst aus dem südlichen Polen erhalten, wo im Herbste 1864 in Folge eines Donnerbruchs ein großes Stück Land überschwemmt und schließlich mehrere Acker Landes mit diesem sogenannten Meteor papiere überzogen wurden. Die Bewohner benutztem es zu Bettdecken, als Untersutter rc. Die Alge, aus der es haupt sächlich besteht, ist Kleukop^ors »i«<!ri>». Herr Gaseinrichtungs- Fabrikant Klemmer wollte die Küp'schen Brenner vorführen; da aber vom Kronleuchter aus nicht genügender Gasdruck zu erlangen war, so wurde di« Probe verschoben, bis eine andere Leitung vom Zähler aus herzustellen sein wird. Her» Clauß nimmt Gelegenheit, ein Wort über die (NrSnoth in der Weih- nachtsivoche zu sagen. Dian habe geklagt, daß das Gas schwef- lich« Säure entwickelt und daß cs geraucht habe und habe da mit nicht Unrecht gehabt. Es sei wohl daourch geschehen, daß bei dem so bedeutend vermehrten Gasverbrauche vor dem Feste die Reinigung nicht ganz so vollständig habe ausgeführt weiden können, wie sonst, so daß nach gemachten Untersuchungen noch circa der 21. Theil der Verunreinigung dem Gase beigemengt mar. Es habe aber wohl auch der Umstand dazu beigetragen, unliebsame Beobachtungen am Gase machen zu müssen, daß jeder Ladeninhaber seine Waarcn in das vortheilhasteste Licht setzen wollte und deshalb alle Hähne bis aufs Aeußerste öffnete. Dabei geschehe es, wieLman sich bei einen: Argandbrenner sehr leicht überzeugen könne, daß das GaS rauche. Schließlich werde bei starkem Brennen aller Staub, der sich in der Lei tung vorsinde, mit verbrannt und dies erzeuge üblen Geruch. In Paris bestehe seit 1862 das Gesetz, daß in jedem Raume, wo man Gas brenne, eine der Anzahl de» Flammen entspre chende Oeffnnng nach Außen anzubringen sei, damit aller durch Gas entstehende Geruch abgeführt und zugleich jede Gasexplo sion im Zimmer verhindert werde. (Forts, morgen.) — Die bei dein israelitischen Restaurateur LLwenthal in Leipzig in Dienst stehende Sophie St. erkrankte plötzlich unter dem Symptome einer Vergiftung und räumte auch dem herzu- gerufencn Arzt alsbald ein, daß sie 400 Stück Streichhölzchen in Wasser ausgekocht und letzteres, um sich das Leben zu neh men, getrunken Hab». Zum Glück stellte sich der Zustand des Mädchens als nicht lebensgefährlich heraus; der Grund hiervon mag in dem Umstande zu suchen sein, daß beim Abkochen das Wasser übergclaufen und mit diesen: wahrscheinlich der größte Theil des Phosphors entfernt worden war. Wie inan hört, hat sich die St. durch die fortwährende Erinnerung an eine ihr zugefügtc Unthat und an die darauf erfolgte schwere Be strafung des Verbrechers ein Gemüthsleiden zugczogen, welches die Beklagenswertste keine Ruhe finden ließ, i 1 — Die Stadt Leipzig giebt ihren zwei Gymnasien, der Realschule, fünf Bürger- und zwei Freischulen aus der Stadt- kaffe einen jährlichen Zuschuß von 76,801 Thkr. 8 Ngr. 2 Pf.: die Stadt Berlin ihren Schulei: nur 271,000 Thlr. Da Berlin über 600,000, Leipzig nur über 80,000 Einwohner hat. so wendet Leipzig verhällnißmäßig viermal so viel an seine Schulen, als die Metropole der Intelligenz. — In Breslau coursiren falsche sächsische Einthalerstücke, welche gut geprägt sind und äußerlich den echten T Halerstücken außerordentlich ähneln. Merkwürdigerweise ist aber die Devise, welche auf dem Rande angebracht ist, nicht die sächsische: „Gott segne Sachsen", sondern die preußische: „Gott mit unö". — Nach russischem Kalender ist bekanntlich morgen der 31. December. In: Belvedere, welches oft und gern von den hier lebenden Russen besucht wird, wird deshalb zu Ehren die ses Tages in beiden Conccrtsälen eine solenne Ehlvesterfeier veranstaltet. — In neuerer Zeit betreibt in hiesiger Stadt rin unbe kannter junger Mensch die Industrie, daß er sich in Schlaf stellen einmiethet und unter Mitnahme ihn: nicht gehöriger Kleidungsstücke bei der ersten besten Gelegenheit wieder ver schwindet. Er legt sich bei seiner Einmielhung dem falschen Namen Weise aus Löbau bei, und hat lange blonde Haare und dergleichen Echnurrbärtchcn. — Der Schlesische Bahnzug, der Vormittags halb lO Uhr hier einzutreffcn hat, langte gestern Vormil tag erst gegen halb 11 Uhr hier an. Wie wir höre», war unterwegs die Maschine etwas defect geworden, was die Verzögerung der Ankunft des Zuges zur Folge gehabt hat. — Vorgestern Nachmittag wurde auf dem Heuboden eines hiesigen Flcischermeisters einer seiner Gesellen, ein von aus wärts gebürtiger junger Mann von erst 20 Jahren, erhängt aufgefunden. GZ war bekannt, daß derselbe in der letzten Zeit etwas tiefsinnig gewesen und dieser Zustand insbesondere in Folge deö erst vor Kurzem erfolgten Todes seines Onkels zugenommen hatte. Man brachte den Leichnam nach seiner polizeilichen Aufhebung vorläufig auf den neuen Neustädter Kirchhof. — Das von der Frau Gräfin Hohenau in den hiesigen preußischen Prinzenschlössern beabsichtigte Ballfest ist wegen der Erkrankung unserer Prinzessin verschoben worden. — Vorgestern hat in der Wohnung des hiesigen ameri kanischen Cvnsulö, Mr. Campell ein Ballfest stattgefunden, an dem achtzig eingeladcne Gäste Theil genommen haben. — Die gestern bekannt gewordene Decorirung deS Geh. Raths Or. Walther soll, wie wir hören, mit den Verdiensten in Verbindung stehen, die sich derselbe während der Cholera epidemie in Werdau erworben hat. — Den 6. Januar Nachmittags fuhr die beim Schiff mühlenbesitzer G. in Althirschstcin dienende 17jährige Clara K. aus Nadewitz mit dem 4 Jahre alten Töchterchen ihres Dienst- Herrn auf der Elbe Schlitten. Auf einer 6 bis «I Ellen tiefen Stelle bei Neuhirschstein brachen Beide Plötzlich ein, fuhren unter das EiS und ertranken. Die Leichname wurden am 7. Vormittags aufgefunden. — Gestern Nachmittag brach an der Equipage des preußischen Gesandten unterwegs an der Ecke der Ferdinand- straße und Bürgerwicse die Wagcnachse. Die Insassen mußten zu Fuß ihren Weg fortsetzen, beschädigt wurde sonst Niemand. — Gestern Nachmittag war der Wirthschaftsbesitzer Weichelt aus Helbigsdorf in einem Steinbruchc bei Limbach mit Stein brechen beschäftigt, als plötzlich eine herabrollende Schicht Oie stein und Erde ihn begrub. Derselbe wurde später todt unter der Masse hervorgezogeiu Ter Kopf war ganz breit gedrückt, und läßt sich vermuthen, daß schon diese Verletzung den so fortigen Tod herbeigeführt hat. Ter Verunglückte hinterläßt eine Frau und sechs Kinder. — Der Geh. Regierungsrath Hä;v ist von der Stellung als commifsarischcr Vorstand des königlichen stenographischen In stituts zurückgetreten. Als sein Nachfolger wird Professor Or. Hchde bezeichnet. — So erfreulich die neuere Anordnung im k. Hoftheater ist, daß bei offener Bühne kein Zuschauer mehr in die Sitzplätze eingelassen wird, so wird doch noch von den Besuchern des ParquetS und Parterres ein inniger Wunsch gehegt, dessen Er füllung den Genuß der gebotenen Kunstproductionei: wesentlich erhöhen würde. So lange der Vorhang herabgelassen ist also auch während der Ouvertüre oder den etwaigen Jntroduetionen zu den späteren Akten in Opern, bleiben auch die Herren Offiziere rc., welche nicht im Dienst sind, in: Parquet und Parterre stehen, und setzen sich erst mit den: Anfgchcn des Vor hanges, wodurch sic mehreren Sitzreihen nicht blos die Aus sicht auf das Orchester benehmen, sondern auch das Hören schwieriger machen; abgesehen von den: störenden Geräusch, was bei längeren: Stehen durch unwilllührliche und unvermeidliche Bewegungen, wie beim endlichen Niedersetzen entsteht und was den Anfang mancher Oper oder Schauspiels für die zunächst Sitzenden vollkommen unverständlich macht. Nach sorgfältig «ingezogenen Erkundigungen beruht diese Sitte auf keinen: Be fehl, denn bis zum Jahre 1840 standen nur die Herren Offiziere vom Schloßdienst mit bedecktem Haupt, wenn die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften das Theater besuchten, außerdem vcr hielten sie sich wie die übrigen Offiziere, selbst wenn dieselben einmal in Uniform das Theater besuchten, und zwar dem übri gen Publikum gleich, wie cs ja auch von denen jetzt noch ge schieht, welche in einer Loge oder im Amphitheater einer Theater vorstellung beiwohnen. Wir glauben daher, daß die Sitte der Herren Offiziere rc., im Parquet, resp. Parterre zu stehen, nur ein Akt übertriebener, wenn auch übrigens ganz anerkennen s- werther Loyalität ist, und wünschen nur, daß durch diese jetzige Anregung das Interesse der übrigen Theaterbesucher auch noch in dieser Beziehung ins Auge gefaßt wird. Da wir Dresdner ein gegen andere Städte so sehr billiges Entree in das Theater, Dank der großen Opfer aus der Eivilliste, bezahlen, würde es undankbar erscheinen, wollten wir einen das Theater betreffenden Allerhöchsten Wunsch oder gar Befehl öffentlich bekritteln, in de» Ueberzeugung aber, daß der angeführte Ucbelstand nur ein ein geschlichenes Herkommnen ist, empfehlen wir denselben betreffen den Orts zur Erwägung und hoffen nicht mißverstanden zu werden, wenn wir hier den allgemein gehegten Wunsch aus sprechen, es möge den nicht im Dienst befindlichen Herren Offi zieren gestattet werden, sich in: Parquet oder Parterre eben so wie das übrige Publikum zu verhalte«. — Tie „Kötzschenbrod. Ztg." berichtet: In Kaditz gelangte in der Feiertagswoche unter höchst komischen Verhältnissen zwi schen dem dortigen Gutsbesitzer Fd. und einem Händler P aus Dresden eiir Handelsgeschäft zum Abschluß. Letztere» hatte von Jenem zwei Stücken schlagbares Holz gekauft und das übliche Draufgeld mit obligatem Handschlag war geleistet; Alles befand sich durch die freigebig gespendeten unvermeidlichen Krügelchen, gefüllt mit dortigem Ausbruch, in der rosenfarbigslen Launo. „Na", sagte da unser Fd., „Ihr habt ein schönes Geschäft ge macht, wie wär's, Ihr zahltet die aufgelaufene Zeche". „DaS bin ich zufrieden", entgcgnete der Käufer, „Ihr Alle habt ge hört, daß der Handel in Nichtigkeit ist, ich habe nun blos noch eins zu bemerken: das gekaufte Holz wird erst in 70 Jahren geschlagen". -Natürlich wollte nunmehr unser Fd. von dem Han del nichts wissen, lamentirte und geberdcte sich ganz kläglich, aber nichts destoweniger verharrt Käufer bei seiner AnsM, ver langte sogar, daß die in Häufelt zusammengebrachte Streu, als ihm zugehöriger Abfall seiner Bäume wieder breit getragen werde. — Der frühere Erblehnrichter in Langebrück, Opitz, welcher vor einiger Zeit mit noch zwei koinplicen, deren einer dm Na men Richter sich beilegte, in Wiesbaden die Bank mit Pulver in die Luft zu sprengen versuchte, wovon dieselben noch bei der Verhaftung 0 Pfund mit sich führten, befindet sich gegenwärtig in Meißen in Untersuchung, die übrigens auch noch anderer schwer gravirender Verhältnisse, wegen Anfertigung falscher Kassen scheine, gegm denselben im Gange ist. — Oesfcntliche Verhandlung des königlichen Ober-AppellationSgerichts vom 10. Januar. Punkt 9 Uhr trat der höchste Gerichtshof Sachsens in den Saal, an seiner Spitze Sc. Excellenz Herr Präsident !)r von Langem:. Die Generalstaatsanmaltscyafl war durch Herrn Äppellations- rath Klemm vertreten. Fesselfrei wurde die Angeklagte vorge- sührt. Sie heißt Henriette Louise Buse, obschon sie blos ge sagt, sie heiße Louise Pauliue, bald Christiane Henriette Buse. Cie ist in dem Dorfe Mittclgerlachshcim bei Lauban im Jahre 1842 geboren. Bald nach ihrer Eonfirmalion ging sie schon zu fremden Leuten in Dienst, bald in Sachsen, bald in Preußen, und so diente sie zuletzt bei einem Gutsbesitzer in Eckartsberg, Namens Trcnkler. Ihre Atteste lauten gut. Sie wird als fleißig, treu geschildert. Nur in Bezug auf die sinnliche Liebe scheint sie nicht zu streng gewesen zu sein: denn wir hören, daß sie schon ini Juli 186.6 ein Kind außerehelich gebar, das aber ebenso, wie das heute hierher gehörige, seltsamer Weise nach 11 Tagen, angeblich an Krämpfen, starb. Heute ist sie beschul digt, ihr zweites Kind durch Ertränken in einer Jauchenpfütze getödtet zu haben und — sie gestellt Alles offen zu. Die An geklagte ist mehr städtisch, als ländlich gekleidet. Langsam, ge senkten Blickes tritt sie ein, ein weißes Taschentuch in der Hand haltend, das nur manchmal eine Thräne trocknet. Sie spricht langsam, schwerfällig, ihr ganzes Benehmen zeigt, daß sie geistig sehr beschränkt ist. Sonst bleibt sic kalt, nur einmal, als sie vor deit letzten Resten ihrer Kinderwäsche steht und sie auf Be fehl des Präsidenten in die Hand nimmt, um zu zeigen, wie sie mit ihrem Kinde verfahren, wird sie weich. Neben ihr sitzt ihr Vertheidiaer, Herr Advocat Stremel aus Zittau. Auf dem GerichtstisH liegt ein 6 Pfund schwerer Stein, noch mit der Nr. 178 beschrieben, wie er auf dem Steinhaufen der Zittauer Chaussee gelegen. Daneben liegen drei alte, schmuzige, nur durch spärliches Waschen vom Hauplschmuz gesäuberte Tücher, - eilt weißes, starkes, zwei dunkle, dünne — die Leichentücher des ermordeten Kindes! In Papier gehüllt finden wir noch ein« Kinderpuppe vor, die dazu dienen toll, daß die Angeklagte an ihr zeige, wie sie das eigne Kind getödtet, wie sie es eingebuin- den in die Tücher und so in's nasse Grab geworfen. Zwei Sachverständige sind vorgeladen, die Gerichtsärzte " r. Just und in. Hensel aus Zittau, welche die Section und Obduktion des Leichnams besorgten. Das Bezirksgericht zu Zittau hatte di« Buse zum Tode verurtheilt, ihre Vertheidigung hatte gegen dich