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Dresdner Journal. - . . ' n ; f* n..*^! ^ rn . 4 '1 - 7 ' L »' k* , Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. V I1!> Urschetnt »tt Ausnabw» der Sonn, und Festtage täglich Abend« und ist bgrch alle Pvstanstalten zu beziehen. Sonntag, de« 29. Juni. — - Preis sür da» Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1856. Abonnements Einladung. Mit der nächsten Nummer beginnt ein neues vierteljähr liches Abonnement auf das „Dresdner Journal". Wir ersuchen die auswärtigen Le^er desselben, die Bestellungen hinsür bei den nächstgelegenen Postämtern baldmöglichst machen zu wollen, um die Auflage hiernach bemessen zu kön nen, und jede Unterbrechung in der Zusendung zu vermeiden. Der vierteljährliche Preis ist in Sachsen 1^ Thlr., wofür n Dresden, wo die Bestellungen bei der unterzeichneten ^Expedition zu machen sind, das Blatt den Abonnenten täglich AbendS nach Erscheinen frei ins Haus gesandt wird. Inserate aller Art, die im „Dresdner Jour nal" eine weite Verbreitung finden, werden für den Raum einer vierspaltigen Zeile mit 1 Ngr. berechnet. Dresden» im Juni 1856. Kgl. Expedition des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Lheil. Ncbersicht. Tage-stkschichte. Telegraph. Nachrichten aus Kon stantinopel. — Wien: Oesterreich und Frankreich in Ueber- einstimmung bezüglich der Reformen im Kirchenstaate. Die Rückäußerungen der italienischen Regierungen auf die Note deS Grafen Buol. An den Freitagen die Musik wieder gestattet. Zur Münzconferenz. König Otto. <— Prag: In Reichenberg ein, Filiale dec weimarischen Bank beabsichtigt. Ein Vorfall an der Universität. Concerte des Meißner Gesangvereins in Aussicht. — Berlin: Vom Hofe. Der schwedische Gesandte in Urlaub Die Note in der lauenburgischen Angelegenheit.— München: Ab änderung der Dienstvorschriften für daS Heer. Die Dif ferenz bezüglich des Militärbudget«. — Kassel: Conver- tirung der EisenbahnprioritätSschuld. — Paris: Minister rath. Au« dem gesetzgebenden Körper. Dividende der Bank. Geschenk des Grafen v. Ehambord für die Ueber- schwemmten. Ein Aufsehen erregender Hirtenbrief. Die französische Antwort auf da« Memorandum des Grafen Eavour. Vermischtes. —Genua: Minister Baldassaroni bedroht. -- London: Reue amrukanifchriuzzMke Wirren. Diskontherabsetzung. General William« Gouverneur von Woolwich. AuS dessen Rede bei seinem Empfange zu Dover. Lord Elarendon'S Antwort an Marcy. Herr DallaS. — Athen: Absetzung eine« französischen Agenten. — Singapore: Piratenjagd. Local- nnd Provinzialangelegenheiten. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Konstantinopel, 20.1un i. (Tel. Dep. der Oest. Eorr.) Eine Dankadresse der während de« Krieges hier zurückgebliebenen russischen Kaufleute ist an Fuad Pascha für den bisher genossenen Schutz gerichtet worden. In Reni und Ismail sind laut russischer Erklärung nur die im Kriege neu er richteten Schanzen demolirt worden. Die eng lische Cavalerie ist bereits gänzlich abgegangen; die englisch-deutsche Legion versieht den Dienst in Skutari. Die Räumung der Krim wird eifrig betrieben. Balaklava wird nächstens den Russen übergeben; sämmtliche englische Gebäude und Ba- rakenwurden daselbst abgebrochen. Ein Dejeuner fand bet dem russischen General cn cbefzuEhren deSLordsGoughstatt. In Kertlchlagenamlä.d. M. nur noch 400 bis 500 Türken und 2 englische Com- pagnien. Achthundert tatakische Familien wan dern aus der Krim aus. 2L«en, 26. Juni. Die „Oesterr. Corresp." bringt folgen den (gestern bereit« telegraphisch erwähnten) Artikel: „Seit einiger Zeit erscheint in Turin eine lithographirte ZeitungS- correspondenz in französischer Sprache, welche die Verherrlichung der piemontesischen Politik zur Aufgabe hat. Es kann selbst verständlich nicht in unsrer Absicht liegen, eine principielle Po lemik mit besagter „Eorrespondance italienne" zu führen, noch alle thatsächliche Jrrthümer zu berichtigen, welche sie für ihre Zwecke zu verbreiten sucht. Wir behalten uns eine zeit weilige Auslese derselben vor und beschränken unS für heute auf die Richtigstellung zweier Eorrespondenzen in dem Blatte vom 21. Juni. In einem Briefe au« Rom vom 15. Juni wird versichert, da« behauptete gute Einvernehmen zwischen Graf Eolloredo und Graf Reynevat bestehe in Wirklichkeit nicht, vielmehr „schienen" beide Diplomaten gegenwärtig fer ner als jemals von einem Einverständnisse über Form und Inhalt der von der päpstlichen Regierung zu verlangenden Reformen. — Wir sind, diesen Insinuationen gegenüber, in der Lage, mit Bestimmtheit versichern zu können, daß nicht nur die beiden kaiserlichen Höfe von Oesterreich und von Frankreich in der erwähnten Angelegenheit in vollster prin- cipieller Uebereinstimmung sich befinden, sondern auch in gleicher Weise die Repräsentanten derselben in der Hauptstadt der Christenheit im besten Einvernehmen stehen, dagegen möchte allerdings ihre diplomatische Thätigkeit bei dem heiligen Stuhle „weder in der Form, noch in der Sache" den Wün schen und Bestrebungen entsprechen, welche man in Turin zu hegen scheint. — Sodann läßt sich die „Turiner lithogr. Evrrespondenz au« Florenz, 18. Juni, melden, die großher zoglich toscanische Regierung habe auf di- bekannte Circular note des k. k. Ministers de« Aeußern vom 18. Mai so kühl geantwortet, daß Herr Graf Buol wenig Ursache habe, „außer ordentlich zufrieden" damit zu sei«. Wir dagegen glauben gut unterrichtet zu sein, indem wir versichern, daß sowohl die Gegenäußerung au« Florenz, als a^ch die der übrigen ita lienischen Regierüngen ick vvtlrrn Tvkiange mit den in der^ mehrerwähnten Depesche des k. k. Minister« der auswärtigen Angelegenheiten vom 18. Mai dargelegten Grundsätzen steht. :mu: Wien, 26. Juni. Gleich nach Abschluß des Con- cordats wurde hier allen öffentlichen Garten und Wirtk«- häusern verboten, am Freitag in ihren Localen Musik machen zu lassen. Diese« Verbot ist nun aufgehoben worden, vor der Hand für den VolkSgarten nächst der Burg, wo morgen seit Erscheinen dieses Verbotes die Musik zum ersten Male am Freitag wieder öffentlich spielt, und cs wird mir ver sichert, daß die Aufhebung jener Verordnung bereits für näch sten Freitag allgemein giltig sein wird. — Die ,O)std. P " schreibt: Es ist begreiflich, daß die Entbehrung zuverlässiger Mittheilungen über die Resultate der Münzconferenz die öffentlichen Blatter der Gefahr auS- setzt, Nachrichten über dieselbe wiederzugeben, die nicht richtig sind. So haben wir eine von dem Berliner Correspondenz- bureau mit vielen Details ausgestattete Miltheilung über an gebliche Vorschläge Bayerns abqedruckt. Nun haben wir an gut unterrichtetem Orte die Ueberzeugung erlangt, daß an dieser ganzen Mittheilunq des Berliner CorrespondenzbureauS nicht ein wahres Wort ist. Vielmehr geht aus den von dem königlich bavrischen Herrn Ministerpräsidenten am 21. d. M. der Kammer der Abgeordneten gegebenen Erklärungen hervor, daß Freiherr v. d. Pfordten di« Verhandlungen einem er freulichen Abschluß nahe glaubt. — (W. Bl.) In den Appartement« Sr. Majestät deü Kö nig« Otto von Griechenland war heule großer und feierlicher Empfang deö Hofstaates und der Generalität. Später erhielt Se. Majestät Besuche von Sr. Majestät dem Kaiser und sämmtliche» hier anwesenden Erzherzogen. Im Laufe de« morgenden Tages dürfte der König sich nach Laxenburg begeben. 51 Prag, 27. Juni. Reichenberg, die zweite Stadt un- sers Kronlandeü, und durch den nunmehr gesicherten Ausbau dec Bahnen, welche es mit den Hauptstraßen des Weltver kehrs in nächste Verbindung bringen sollen, noch von beson derer Wichtigkeit, petirt schon seit Jahren, um eine Filiale der österreichischen Nationalbank zu erhalten. Endlich war auch die Zusicherung einer solchen erfolgt, aber die Erfüllung des Versprechens läßt noch heute auf sich warten. Nun hat die weimarische Bank sich erboten, in Reichenberg eine Filiale mit einer Million Thaler (die Dotation der österreichischen Filiale würde höchstens eine halbe Million Thaler erreicht haben), die nach Erforderniß bis auf drei Millionen Thaler gesteigert werden soll, zu errichten. Die Ausführung dieses Projectes mußte für den industriereichen Reichenberger Be zirk von dem höchsten Nutzen sein. Die Wiener Bank mag sich aber au« dem ganzen Vorgänge eine heilsame Lehre zie hen. — Ein Vorfall an der hiesigen Universität erregt all gemeines Aufsehen. Professor Mischler, unser ausgezeichne ter Lehrer der Nationalökonomie, sollte als ordentlicher Pro fessor bei der Promovirung eines Candidaten der juridischen Doktorwürde als Promotor an die Reihe kommen. Eine Remonstration erfolgte, angeblich von Seiten de« Candida ten, und der akademische Senat gab derselben Gehör. Die Promotion wurde ohne Professor Mischler vorgenommen, weil derselbe nicht Doctor der Rechte ist. Der Betroffene hat den RecurS an das Ministerium ergriffen. Jedenfalls wäre eS vom Senate passender gewesen, wenn er eine bezüg liche Anfrage an daS Ministerium gleich bei der Bestallung Mischler « zum ordentlichen Professor gerichtet hätte. Die Hintansetzung eines verdienstvollen Mannes um einer blosen Formalität willen wäre dann vermieden worden. — Der Meißner Gesangverein wird demnächst hier einige Concerte geben. Herr Director Hartmann war bereits hier, um die nöthigen Voranftalten zu treffen. Berlin, 28. Jrzni. H)er „St.-A." meldet au« Sans souci, 27. Juni: Ihre Majestäten der König und die Königin machten gestern gegen Abend zu Dampfschiff vom Neuen Garten aus eine Fahrt nach der Pfauen-Jnsel und nahmen daselbst den Thee ein. Zu dem Diner in Sanssouci, an welchem Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz und die Kron prinzessin von Sachsen Theil nahmen, war auch der eben angekommene Graf Orloff geladen. — Der k. schwedisch-nor wegische Gesandte am hiesigen Hofe, Generalleutnant v. Mans bach, hat gestern einen längern Urlaub angetreten; während der Abwesenheit des Gesandten versieht der ^imrge ck'^sssire» Baron v. Wrede die Geschäfte der Gesandtschaft. — Die erwähnte Note, welche die preußische Regierung über die lauenburgische Angelegenheit erlassen hat, datirt nach einer Mittheilung der „Köln. A." von hier vom 1. d. M. DaS Promemoria, welches die Note begleitet, ward im Mai geschrieben. Wie erwähnt, wird Lauenburg die Beschwerde an den Bund bringen. Man glaubt indessen, daß der Bundes tag kaum vor den bevorstehenden Ferien in die Debatte eingehen werde. Doch wollen einige Regierungen die Sache beschleunigen. München, 25. Juni. (A. A.) Durch eine heute publi- cirte königl. allerhöchste Verordnung vom 17. d. M. erhal ten einige einer Revision unterstellte Paragraphen der Dienst vorschriften für das Heer veränderte Bestimmungen. Es Eine Nacht in einer kalifornischen Spielhölle. Von Fr. Verflachte. . (Fortsetzung au« Rr. 148.) Zu viel de« Reuen, zu viel de« Interessanten tot sich in« besten überall, dir Aufmerksamkeit der Zuschauer lange auf einen Punkt, an einen Platz zu fesseln, selbst wenn rin solches Inter mezzo mit einem Schuß gewürzt war. Von einer andern Seile deS Saale- her tönte in diesem Augenblicke wieder Lärmen, Geschrei und Lachen — wa« war dort geschehen? „DaS war brav gemacht — bravo — hurrah!" schrie die Menge, und dir grllrnde Stimme eine- Mannes, der gegen Etwas eifrig protestirte, wurde immer wieder aufS Neue von dem Jubel, rufe unterbrochen. Ein eigner Zwischenfall hatte sich hier ereignet, bei dem sich die Menge bald zum Richter aufwarf und »ntschird. Ein Mann in schwarzem Frack und dunkeln Hosen, ganz an« ständig und reinlich gekleidet, war schon seit mehrern Abenden — hrute am siebenten — regelmäßig um dieselbe Zeit zu rin und demselben lisch getreten, hatte dem Spiel« ein« Weile be obachtend zugesehrn, bi« rr zuletzt einen leinenen Sack au« seiner Brusttaschr holte und ihn auf eine Karte setzte. Die Karte gewann am ersten Abend, und rr schüttet« den Sack, um das Geld zu zählen, aus den lisch au«. ES waren achtundzwanzig spanische Dollar, die ihm der Spieler ruhig au«zahlte, und der „goulie mn," verließ mit seinem Gewinn, ohne Fortuna einen zweiten Wurf anzuvertrauen, und wahrscheinlich gegen die Erwartung de« Spieler«, den lisch wieder. Feuilleton. Am zweiten Abend kam er wieder, setzte wieder und — ver lor. Mil größter Kaltblütigkeit aber, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, öffnete rr den Sack, faßte ihn an den beiden untern Zipfeln, schüttete ihn au« — und er enthielt genau die gleiche Summe, wie am vorigen Abende — rollte ihn dann wieder zu sammen und verließ, ihn in seine Tasche zurückfchiebend, den Saal. Am dritten, vierten und fünften Abende dieselbe Sache — die Spieler lernten den Mann kennen und amufirten sich über sein wunderliches Wesen; wieder verlor er und betrug sich genau wie die ersten Male; den Sack nahm er jedeSmal wieder mit sich fort. Am sechsten Abende — und so regelmäßig hielt er dabei seine Zeit, daß die Spieler unter einander lachend sagten: ,,b« ist noch nicht acht Uhr, der Mann hat unt seine achlundzwanzig Dollar noch nicht gebracht" — dasselbe Spiel. Wieder verlor er sein Geld, und der Barkeeper oder AuSfchenker am Spirituosentisch, dem gerade gegenüber dieser Spieltisch stand, lachte laut auf, al« der merkwürdige Gesell da« Geld so ruhig auSschüttete, al« ob er für Jemand Andern hier seine regelmäßige Zahlung zu leisten und nicht da« eigne Geld verspielt oder wegqeworfen hätte. Der siebente Abend kam. E« war schon eine volle Minute nach acht Uhr, und der eine Spitler rief lachend dem andern zu: „Wir find zu hart mit ihm verfahren und haben ihn verscheucht ," alt sein Kamerad lächelnd zur Seite zeigte und der Mann im schwarzen Frack, ohne eine Miene zu verziehen oder auf da« Kichern und Flüstern um ihn her zu achten, zu seinem gewöhn lichen Platz am Tisch trat, den ihm einige der zufällig schon früher mit ihm hier Zusammengetroffenen willig räumten, gerade bis ein Viertel auf neun dem Spiele ruhig zusah und dann den Allen wohlbekannten Leinwandsack neben die eben aufgeworfene Zwei setzte. Ein paar Karten wurden indeß abgezogen, ohne daß die Zwei erschien — jetzt fiel die Drei links, und recht- — ein feines, kaum bemerkbares Lächeln zuckle um deS Spielers Lippen — die Zwei. Der Fremde wurde todtenbleich, aber ohne auch nur eine Svlbe über den endlichen Wechsel seines Glücke« zu äußern, streckte er ruhig wieder die Hand nach dem Leinwandsack auS und war eben im Begriff, ibn aufzubinden, die Dollar«, wie er da- am ersten Abende gethan, überzuzählen, al« der Spieler lachend sagt«: „Laßt nur sein; ich weiß schon wie viel d'rin sind. — Acht- undzwanzig — hab' ich nicht Recht?" „Rein !" sagte der Mann ruhig und schüttete da« Silber auf den Tisch und schüttelte den Sack, und hinter dem Silber her eine Rolle fest zusammengewickelter Banknoten und ein fest in- einandergrfaltrteS Papier. „WaS ist da«?" riefen die Spieler erschreckt, und die Um stehenden drängten überrascht und neugierig hinzu. „Mein Satz" sagte der Mann anscheinend gleichgiltig und knüpfte da« Band ackf, da« die Banknoten zusammenhielt. „Halt, da« gilt nicht!" schrie aber der Spitler, feine Karten niederwerfend, „da« ist falsche« Spiel — Ihr habt die vorigen Abend, nur achtundzwanzig Dollar gezahlt." „Falsche« Spiel?" — rief der Mann, und seine Augen brauen zogen fich drohend zusammen — „beweist mir falsche«