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Ausgabe K-Sund v Sächsische oolrssettunv M-naMch« B«,u,,pttY«: «usg. A ml« S». BennoblaU und ffeu«rreU«r Mi 11 woch> 19. September 1934 B«rlag«ort D«««ö«» > «nitlzennrkll«: dir NpalUg, 22 mm birlle Z«N« I Psg^ — (ür gamMrnan,eigen und LieNengeluche 5 Pfg. -« Filr Platzoeychryl«» könne» mir teinr Gewähr leist«» Nummer 217 — 23. Jahrgang L.sthel»« S m°l «Schenilich mit der Mustrl-rl«, Gratis beiloge ..Der k-uer.eii.r- und mehreren Tejibeilage» M-nailiche «e,u,»»'«>>«: «u-g. A mit S«. B-nn°blai. und Seuerreile, M. «usg. B. ohne Si. BennabkaU u. ml« Feuene irr M. 2,20 «usg. T ohne Si. B-nnoblalt u. ohne »«uerreiler K. l.70 Einzelnummer 10 Psg., Sonnabend- ». Sonnlag-Nr. A P„. . Redilllo«: Dresden-A.. Pollerstr. 11, Fernr. 20711 u. 2101» klirlchältsftell«, Druck u«d Verlag: Germania Buchdruckerei «. Verla, Ih. ». S. Winkel, Polierst». 17. ffernr. 2IV12, Postscheck: Nr. 102», Bank: Sladiban« Dresdtn Nr. S1767 Fün rrknisAivkv u, KTittui» Im ffalle van höherer Gewalt, Verbot, Streit «der Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Inserent kel»« Ansprüche, salls die Zeitung in beschränkiem Umsangch verspätet oder nicht «richeint — Erlüllungsort Dresde« Snowden über die Lage Europas Notwendigkeit der Revision der Verträge »-Der Versailler Vertrag die Sauptursache der Unruhe in Europa" London. 18. Sept. Lord Snowden beschäftigt sich in einem Aussatz in der Daily Mail mit der Zukunst Europas. Er fasst u. a.: Es wird lreine Anstrengung gemacht, die Beschwerden gewisser Län der zu berücksichtigen, die, solange ihnen nicht adgeholfen ist, den Frieden Europas gefährden. Anstatt zu versuchen, diese Ungerechtigkeiten wieder gutzumachen, beschäftigen sich die Mächte, die die Urheber dieser Ungerechtigkeiten sind, damit, Bündnisse zu schliessen, um die Ungerechtigkeiten ausrechtzusr- halten. Dieser Weg führt unmittelbar zu einem neuen Krieg. Die Hauptursache der europäischen Unruhe und der fie berhaften Bemühungen um Berniehrung der Rüstungen und um Abschluss von Berteldlgungsbündnissen ist in dem Versailler Vertrag und in den Verträgen zu suchen, die zur Zerstückelung Oesterreich-Ungarns führten. Bevor diese Verträge nicht revidiert sind wird cs in Europa keinen Frieden geben. Der Krieg wird nur solange aufgescho ben .werden, bis die gekränkten Nationen sich stark genug zu dem Versuch fühlen, die Gerechtigkeit, die ihnen von den anderen Mächten verweigert wird, gewaltsam zu errin gen. Dies ist der Kern der europäischen Lage. Inzwischen verschlimmert die Politik Großbritanniens. Frankrcicks, Ita liens und der Kleinen Entente neuerdings anscheinend in i t Unterstützung Russlands, die Lage. Sie gibt den ge kränkten Nationen jeden Grund zu dem Glauben, dass ein vereinbarter und entschlossener Wille besteht, sie mit Gewalt in Unterwürfigkeit zu halten. Deutschland verlieh den Völkerbund, da cs mit Recht glaubte, dass die anderen Mächte entschlossen seien, ihm die Rüstungsgleichheit zu versagen. Deutschland hat das noch nicht dagewesene Angebot gemacht, jedes, auch das bescheidenste Matz von Rüstungen anzunehmen, wenn die anderen Mächte cs sich selbst auferlegten. Dies war der Prüfstein der Ehrlichkeit der anderen Mächte. Wie sehr wir auch einige der Kundgebungen der jetzige» Stimmung des deutschen Volkes bedauern, so müssen wir doch zugeben, dass sie zum großen Teil das Ergebnis langer Jahre der Demütigung und des Leidens ist. Eine Nation van 60 Millionen stolzen und vaterlandsliebenden Menschen kann nicht ewig in einer Stellung der Unterlegenheit gehalten werden. Am Schlnh des Artikels sagt Snowden: Wenn Deutschland zu dem Versuch getrieben würde, seine Rechte mit Waffengewalt zu gewinnen seine Annahme Snowdens, die in den Tatsachen der deutschen Politik keine Stütze findet. Die Schriftltg.s, so würde die Schuld nicht ausschließlich bei Deutschland, sondern in der Hauntsache bei den Mächten liegen, die durch Versagung der Gleichheit Deutschland den Glauben und die Hoffnung auf etwas anderes als seine eigenen Waffen geraubt haben. Wenn cs zum Kriege kommen würde, sollte Großbritannien dann Kämpfen, um die schlechten Bestimmungen des Versailler Ver trages ausrechtzuerhalten? Diese Frage würde vielleicht das britische Volk beantworten müssen. Wenn eine britische Regie rung den Mut und die staatsmännische Fähigkeit hätte, zu er klären. daß sie an keinem Kriege gegen Deutschland teilnehinen würde, solange die Deutschland durch den Vertrag zugesügten Beschwerlichkeiten nicht behoben seien, würde diese Handlungs weise entweder zu einer Revision des Vertrages sichren, oder sie würde die Verantwortung für den Krieg dm Mächten aus bürden, die diese Ungerechtigkeiten verewigen wollten. Oie Verhandlungen Frankreich-Italien Paris, 18. Sept. Der römische Sonderberichterstatter der „Agence Economique et Financidre" glaubt zu wissen, dah die Besprechungen, die in den letzten Tagen zwischen dem französischen Botschafter in Rom und dem Unter staatssekretär Suvich stattgefunden haben, soweit gediehen sind, daß eine allgemeine Regelung der französisch italienischen Fragen möglich ist. Die Reise Barthous nach Rom werde voraussichtlich den Abschluß dieser Verhandlungen bringen. Vle Liberlebenden der deutschen Simalaya-Ekpedillon in Genua Mailand, 18. Sept. Am Montag abend sind in Genua mit dem Motorschiff Victoria die Ucberlcbcnden der deutschen Hima laya-Expedition eingetroffen. Nach Erklärungen Dr. Schnei ders an italienische Journalisten hat die Expedition eine Höhe von 7809 Metern erreicht. Sic ist somit dem Gipfel des Nanga Parbat (8150 Meter) sehr nahe gekommen. Der Ausstieg wurde in acht Einzelabschnitten bewältigt, bis sich im achten das Unglück, dein vier Leute der Expedition und einige Träger zum Opfer sielen, ereignete. Merkl, Dr. Wieland und Dr. Schneider waren die ersten, die die Höhe von 7899 Metern erreichten und dort das achte Lager errichten wollten Aus diesem Grunde begab sich Dr. Schneider nach dem siebenten Lager zurück, um die Träger herbeizuholen. Als er kaum im siebenten Lager eingetrosfen wgx, brach ein Unwetter van un geheurer Gewalt aus der Tiefe zu den höher gelegenen Re gionen herauf. Sogleich habe man vom siebenten Lager an Merkl und Wieland gefunkt, sie sollten sich nicht von ihren Plätzen entfernen, bis das Unwetter vorbei sei. Aus dem achten Lager sei aber keine Antwort gekommen. Entweder seien dort das Funkgerät beschädigt oder die beiden bereits ein Opfer des Unwetters gewesen. Die Teilnehmer der Expedition sind von Genua aus nach Deutschland wcitergcreist. Merfall auf einen Eisenbahnwagen der Linie Mukden-Kirin Zahlreiche Todesopfer London, 18. Sept. Einer Meldung aus Mukden zufolge ist auf einer Zwelgllnie der Eisenbahn Mukden—Kirin ein Zug, bestehend aus einein Personenwagen und 15 offenen Gü terwagen, von 159 roten Banditen überfallen worden. Nach dreistündigem Kampfe wurden die Angreifer in die Fluch« g«. schlagen. Von den Insassen des Zuges wurden 14 Personen, darunter drei japanische Polizisten, und sünf Fahrgäste, ge- tötet und 15, darunter süns Japaner, verwundet. Die Bandi ¬ ten ließen viele Tote an der Stätte des Kampfes zurück. In den Güterwagen wurden Telesonmaterial und Benzin be fördert. Kommunistenfahrer aus dem Gerichtsgefängnis Altdamm ausgebrochen Stettin, 18. Sept. Aus dein Aerichtsgesängnis Alt damm bei Stettin sind In der Nacht zum Dienstag die ehe maligen Kommunistenführer Erwin Tomkcivitz (25 Jahre alt), Friedrich Wetzel (31 Jahre alt), Bruno Retzlasf (26 Jahre alt) und Hermann Matern (41 Jahre alt) entwichen. Gegen die vier Personen schwebt ein HochverratsSersahren. Gerichtsver handlung mar für den 2. Oktober 1934 angesctzt. Für die Vor bereitung der Tat kommt die Näherin Meta Müller, geb. Schor, geboren am 39. März 1993 in Dalberg, zuletzt in Stettin wohnhaft, in Frage. Für die Ergreifung der Täter hat der Regierungspräsident eine Belohnung von 1999 RM. ausgesetzt. Schweres Anweiter im Sstharzgebiet Quedlinburg, 18. Sept. Ain Montag entlud sich Uber Quedlinburg und dein ganzen Ostharzgcbiet ein schweres Unwetter, das stellenweise erheb lichen Schaden anrichtete. Heftige Gewitter waren von wolkenbruchartigen Regengüssen begleitet. Die Wasserläufe schwollen schnell an. In Quedlinburg wurde vor allein das Reichsbahngelände in MItleidenschast gezogen. Dex Blitz schlug dreimal In das Empfangsgebäude des Bahnhofes ein, glücklicherweise ohne zu zünden. Durch einen weiteren Blitz schlag wurde das Stellwerk helmgesucht, wo die Schalttafel zerstört wurde. Alle dienstfreien Kräfte der Reichsbahn wurden zur Wlederinbetriebsehung der verschlammten Weichen und Schienen eingesetzt. Die Strecke Quedlinburg—Suderode mußte vorübergehend für den Zugverkehr gesperrt werden, da sich herausstellte, daß sie an mehreren Stellen von den Wasser massen untersplll« worden war. Die Reichsbahn richtete schnell mit Hilfe pon Postomnibussen einen Pendelverkehr ein. Aus den Fluren haben die Wassermassen erheblich« Verheerungen angerichtet. Die Chausseen sind aus große Strecken überflutet und verschlammt. Die Felder der großen Sainenzilchtereien in der Umgebung Quedlinburgs bildeten einen großen See. Trotz des Unwetters hält di« ungewöhnlich« Schwül« weiter an. Präsident Litwinow! Herr Barthou wird sich beeilen müssen, die Geichichte vom Aufstieg und vom Untergang des weiland König Pyrrhns von Epirus sorgsam zu studieren. Tenn wenn in den nächsten Tagen die S o w j e t k o m m i s s a r e. 40 Mann stark, de» Genfer Triumphbogen durchschrit ten haben werde», dann ist ja der französische „Sieg" über Hitler-Teulschland vollständig. Und dann wird man am Quai d'Orsay Bilanz macheil und die erlittenen Verluste verbuchen müssen. Das Amt für auswärtige Angelegenheiten in Paris hat einen Feldzug mit ziemlich aufregenden taktischen Ueberraschungen hinter sich. In den Ländern der Klei nen Entente, in Downing Street und in Moskau hat Barthou seine Kricgselesantcn angeheuert, mit denen er Berlin zu attackieren gedachte. Viel Fußvolk befand sich in seinen« Trotz. Wie es aber so oft kommt, wenn man sich seiner Sache allzu sicher fühlt, so Kani es auch jetzt. Noch sind die diplomatischen Schlachten nicht zu Ende geschlagen, noch läßt sich nicht übersehen, wen« denn nun eigentlich die Siegespalme zuwedeln wird, und schon wird man zu Hause in Frankreich und in de» Staaten der Verbündeten und der Vasallen recht unruhig darüber, ob wohl die strategische Linie, aus der die taktischen Teilerfolge er fochten werden, die richtige gewesen sei. Es ist in der Politik nicht damit getan, das; die Ne gierungen dies oder das tun. Der Endzweck ist die Hauptsache; d e r s ch l i e tz l i ch e Nutzen für das Volk ist das wichtigste. Man hat sich darin ge fallen, der Welt einen künstlichen Hitlerschreck einzu jagen, und mit dieser Stimmung Geschäfte zu machen. Es ist gelungen, das britische Imperium zu überrumpeln und vor den Kriegskarren zu spannen. Aber man hat über sehen, das; man den Teufel mit Beelzebub auszutreiben im Gange ist» Die Völker der Erde sind viel zu gut über die Schreckensherrschaft des Bolschewismus unterrichtet, als das; sie a ll e g e h o r s a m u n d b i e d e r h i n t e r d e n S ch a l- meien ihrer politischen Rattenfänger hergelaufen wären. Angeblich hat sich Barthou im letzten Augenblick be müht, den Einzug Litwinows in den Völkerbund ni ch t allzu triumphal zu gestalten. Das künstliche Hin und Her der letzten Tage Hütte diesen Zweck auch sicher lich erfüllt. Denn neben den sorgsam vorbereiteten Schwierigkeiten stellten sich kurz vor Toresschlus; noch einige wirkliche, unvorhergesehene Dämpfer ein. Man denke an Polen; man denke an die drohend heranrük- kende schweizerische Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund und über den Verzicht auf die Ehre, weiterhin Tagungsland der Gesellschaft der Nationen zu sein. Ferner überlege man, das; neben der Schweiz Holland und Po len gegen die Aufnahme Sowjetrutzlands stimmen, und datz damit die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht mehr