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Freitag. Mr 17 28. Februar 1868. KMPeritz-Zeitung-L Postanstalten. Pfg- Amts- und Meige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträlhe zu Dippoldiswalde und Frauensteiv. vermtwortlichkr «edacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. TageSgesehichte. s Altenberg, den 24. Febr. Eine in Wahrheit höchst angenehme Abwechselung in unserem einförmigen und Heuer ganz besonders langweiligen Winterleben ward uns gestern durch die Turnerschast unserer lieben Nachbarstadt Glashütte bereitet. Von der selben war in dem hiesigem Gasthofe zur „Stadt Teplitz" ein Concert mit turnerischen Kraft- und GewandheitS- übungen veranstaltet worden, und es hatten sich hierzu eine ziemliche Anzahl Turner aus sehr verschiedenen Alterclassen eingefunden. Die Production erfreute sich eines zahlreichen Besuches, und je weniger fruchtbar hier der Boden für das Turnwesen ist, um so mehr mußten die, in der That alle Erwartungen übertref fenden, zum Theil sogar in das Gebiet der höhern Gymnastik übergreifenden Leistungen der Turner die Bewunderung der Anwesenden erregen. Nicht unerwähnt mögen die eingeflochtenen und sehr gelungenen Ouar- tettgesänge bleiben. Das Publicum erwies sich auch für die geboteuen Leistungen sehr dankbar und bekundete dies in regem Applaus. Es möge hier nicht der Ort sein, über den Nutzen des Turnens zu sprechen; wenn aber die werthen Turner bei ihrer gewiß sehr dankens- werthen Production die Hoffnung geleitet haben sollte, endlich auch bei uns den Sinn für daS Turnen zu wecken, so müssen wir leider bekennen, daß wir Ge birgsbewohner nicht blos von der Natur stiefmütterlich behandelt werden. — Wir haben in den letzten Wochen zwar wieder arge Stöberwetter gehabt, aber jetzt ist die Witterung seit mehreren Tagen milder, ja es ist sogar Thauwetter eingetreten und will in Folge dessen weder Schlitten noch Wagen gut gehen. Sind nun auch unsere Schnee massen bedeutend zusammengeschmolzen, so dürfte es sich doch immer noch für den Niederländer der Mühe lohnen, unsere Heuer gewiß zu einer nur seltenen Höhe angewachsenen Schneealpen zu besteigen und sie einer Besichtigung zu würdigen. ° Aus unserer Umgegend schreibt man uns Fol gendes: „Wie bekannt, hat man sich ganz neuerdings in der Ständeversammlung sehr stark gegen den Ein zelverkauf des Branntweins und das damit verbun dene unbefugte Vergläseln an Gäste, ausgesprochen; auch steht für die nächste Zeit ein bezügliches straffes Gesetz in Aussicht. Daß damit jeder nur irgend ver nünftig Denkende einverstanden, ist natürlich; ein großes Halloh ist aber in den: Lager der wackeren Schnaps brüder und der Winkelschänkwirthe entstanden. Es sHreien darüber namentlich die „Gevatter Schneider, Schuster und Handschuhmacher," welche gewohnt sind, in stiller Verborgenbeit gegenseitig ihre Weisheit auS- zukramen und in Gemeinschaft mit dem sich vielleicht noch klüger dünkenden Kneipier bei seinem elenden Fusel über Politik und städtische Angelegenheiten zu kanne gießern, dabei auch ihren Nebenmenschen Ehre und An sehen abzuschneiden. Daß diesen Schnaps- und Klatsch brüdern endlich der Garaus gemacht wird, ist eine wahre Wohlthat. An gehöriger Energie werden eS die be treffenden Polizeibehörden gewiß nicht fehlen lassen." Dresden. Die zweite Kammer berieth am 24. Febr. die vielbesprochene Vorlage über die Wechsel stempelsteuer. Wie zu erwarten war, bevorwortete die Deputation die Annahme des Gesetzes, jedoch mit einigen Modifikationen. Zunächst schien es der Depu tation angemessener, wenn die Abstufungen von je 100 Thlr. zu 100 Thlr. angenommen würden, womit auch die Staatsregierung sich einverstanden erklärte. Anlangend die Steuerbeträge, erschienen der Deputation dieselben im Allgemeinen zu hoch. Sie hat deshalb mit der Staatsregierung darüber verhandelt, ob es nicht angemessener sei, in dem sächsischen Wechselstem pelgesetze von der postulirten Höhe herabzugehen und sich mehr denjenigen Staaten anzuschließen, in welchen niedrigere Steuersätze angenommen sind. Nach längeren Verhandlungen ging die Staatsregierung endlich bis auf den Satz von 1 */s Ngr. pro Hundert herab; allein die Deputation wünschte den Satz bis auf 1 Ngr. herabgesetzt zu sehen, indem sie annahm, daß man künftig in Preußen ebenfalls auf den sogenannten Gro schensatz kommen werde, namentlich dann, wenn dort auch die Stempelfreiheit der Wechsel unter 50 Thlr. aufhöre. Seiten der Regierung wurde darauf erklärt, daß sie unter dieser Voraussetzung einem auf Annahme des Groschensatzes gerichteten Kammerbeschlusse nicht entgegentreten werde und empfiehlt daher die Deputa tion den Hauptparagraph 2 in folgender Fassung: 2. Gezogene und eigene (trockene) Wechsel, ferner die unter den Benennungen „Promessen" oder „Handelsbillets" vor kommenden Handelspapiere und Anweisungen aller Art unter liegen einer Stempelabgabe in der Art, daß von einem Wechsel, der auf die Summe von 100 Thlr. oder weniger lautet, der Stempel mit 1 Ngr., von 100 bis mit 200 Thlr., der Stempel mit 2 Ngr., über 200 Thlr. bis mit 300 Thlr., der Stempel mit 3 Ngr. und sofort von jedem 100 Thlr. mehr ein Neu groschen mehr zu entrichten ist, dergestalt, daß jedes angefangene Hundert für voll gerechnet wird. Das Gesetz selbst wurde schließlich genehmigt gegen 10 Stimmen. -- Das Finanzministerium hat beschlossen, die 1866 aufgenommenen Handdarlehne zum 31. März d. Js. dermaßen zu kündigen, daß die Rückzahlung der selben am 30. Sept, erfolgen soll. Dasselbe stellt jedoch