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Dresdner Journal : 14.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190112147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-12
- Tag 1901-12-14
-
Monat
1901-12
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1901
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Beim Bezüge durch die Geschäft,stelle inner»«» Dresden« 2,bv M. (ernschl Zuiragung), durch die Vast im Deutschen Reiche 3 M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Ginzetne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für di« Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean- sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner M Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen t Werktag» nachm S Uhr A»rä«bt««n,»,e»üt*«n Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Änkünbi- gungt.Srite oder deren Rau» »0 Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsad d Pf Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 00 Ps Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag- 17 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer W291 1901 Sonnabend, den 14. Dezember nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Horath vr. weck. Klemm und dem Apotheker vr. pftil. Hübner in Dresden das Ritter kreuz t. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. WekannLrnachung, die Aufkündigung des Restes der als Staats schuld übernommenen 3k prozentigen, ursprüng lich 4kprozentigen, später 4prozentigen Priori- tätsanleihe der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn - Compagnie vom 1. Juli 1872 betreffend. DaS Königliche Finanz-Ministerium hat be schlossen, den noch umlaufenden Rest der als Staats schuld übernommenen 3K prozentigen, ursprünglich 4^ prozentigen, später 4 prozentigen Prioritätsanleihe der vormaligen Leipzig Dresdner Eisenbahn-Com pagnie vom 1. Juli 1872 auf Grund des in Punkt 3 der über die Anleihe ausgestellten Generalschuld verschreibung enthaltenen Vorbehaltes der Rück zahlung nach einer drei Monate vorher erfolgten Aufkündigung unter verfassungsmäßiger Mitwirkung bei Landtagsausschusses zu Verwaltung der Staats schulden auf einmal zurückzahlen zu lassen. Demgemäß werden alle bis jetzt noch nicht aus- geloosten Schuldscheine der bezeichneten Anleihe hier mit dergestalt aufgekündigt, daß deren Kapital beträge am 1. Aalt 1902 fällig werden. Die Inhaber der Schuldscheine werden auf gefordert, die Kapitalbeträge gegen Rückgabe der Schuldscheine nebst den dazu gehörigen ZinSleisten und den über den Fälligkeitstermin hinausreichenden Zinsscheinen vom 1. Joli 1902 ab bei der StaatS- schuldenkasse in Dresden, der LotteriedarlehnSkasse in Leipzig oder den sonst bestehenden Einlösungsstellen in Empfang zu nehmen, da eine weitere Verzinfung über diesen Termin hinaus nicht stattfind et. Dresden, den 14. Dezember 1901. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. vr. Mehnert. v. Trützschler. Meusel, vpitz. 17481 vr. Schill. Die laut Bekanntmachung des Königl. Ministeriums der Innern vom 5. November 1901 zum Geschäfts betriebe im Königreich Sachsen zugelassene Feuer- Versicherungsgesellschaft „Rheinland" in Neuß hat zum hierländischen Bevollmächtigten den General agent Herrn August Heinrich Anton Watzel in Leipzig-Reudnitz erwählt. Der Genannte ist von der Königl. Brand versicherungs-Kammer in dieser Eigenschaft bestätigt und vom Stadtrath zu Leipzig für das ihm über tragene Amt in Pflicht genommen worden. Dresden, am 13. Dezember 1901. Königliche Brandversicherungs-Kammer. 12436 vr. vouitz. Groh Grueuuuuge«, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. I» Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus u. öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 1 Lehrcr- stelle a d. vierklass. Schule zu Weis«. Koll.: die oberste Schulbehörde. Außer sr. Wohnung im Schulhanse u Garten- genuß: 120V M. Gehalt, sowie 16b M f. Erteilung d. Tura- u. Foribildung-jchulunterricht» Bewerbung»geiuche sind unter Anschluß der erfordert. Unterlagen bi- 28 Dez beim BezirkS- schulinjpektor Schulrat Schütze, Bautzen, einzureichcn; eine ständige liehrerstelle in Brunn döbra. Koll.: der Gemeinde- rat. Ansangsgehalt 1500 M, steigend bi» 3000 M einschl. Wohnungszeld, 11V M. s 2 Ueberstunden. BewerbungS- grsuche find an den Koll zu richten u. nebst den ersoiderl Beilagen bis 1V. Jan einzusenden; — die 2. ständ. Lehrerstelle a. d. kath. Schule zu Seitendorf. Koll.: die oberste Schul behörde. Einkommen außer fr Wohnung nebst Aartengenuß u etwaigen Alterszulagen 1200 M, bb M f. Unterricht i. d. Fortbildungsschule u bb M f. Turnunterricht Gesuche m d. gesetzt. Beilagen (musikalische» Zeugnis erforderlich) bi» 31. Dez an BezirkSschulinspektor Schulrat l)r Hanns, Zittau; — dir 2. Lehrcrstelle in Zug. «oll: die oberste Schul- behörde. Einkommen 12VV M , bb M. f. Turnunterricht u. fr. Wohnung Der Schulvorstand stellt Zulage in Aussicht. Gesuche bi» 4. Febr. an Bezirksschulinspektor Schulrat Vr Winkler, Freiberg. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Von einem parlamentarischen Dilettantismus, dessen Absicht hoffentlich ebenso gut war wie in diesem Falle der Erfolg, waren am verflossenen Dienstag in Verbindung mit den Schulkrawallen in Wreschen die Beziehungen des Reiches zu Rußland und Oesterreich-Ungarn auf die Tages ordnung des deutschen Reichstags gesetzt worden. Die um unser ausländisches Ansehen so ehrlich be sorgten Abgeordneten wurden darüber aufgeklärt, daß der Reichskanzler durchaus keinen Anlaß hatte, einer Erörterung des Gegenstandes auszuweichen. Auf Grund der Reichsverfassung stellte Graf v. Bülow zunächst die alleinige Zuständigkeit des Bundesstaates Preußen in den Fragen seiner Polenpolitik fest und machte im Anschluß hieran bemerkenswerte Mit teilungen über die diplomatischen Rückwirkungen der in Warschau und Lemberg gegen deutsche Konsular behörden vorgekommenen nationalpolnischen Unge hörigkeiten. Von nachhaltiger Bedeutung für die internationale Seite der Polenfrage ist eine virl- fagende Bemerkung des Reichskanzler- über die deutsch-russische Solidarität gegen polnische Umtriebe, die „fester ist, als manche Leute glauben" Dieso Solidarität kann auch für Oesterreich-Ungarn durch die regierungsfreundliche Stellung der Polen CiS- leithaniens nicht völlig aufgehoben werden. Die Behauptung, der Reichskanzler habe in diesem Punkte zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn unter schieden, kann, insofern man dem Kanzler dabei eine be stimmte Absicht unterschiebt, nicht bewiesen werden. Er hat einfach wiedergegebeu, was ihm über die Haltung der beiden Kaisermächte aus St. Petersburg und Warschau, wie aus Wien und Lemberg gemeldet worden ist. Es liegt doch nicht am Grafen v. Bülow, wenn die Nachrichten aus Oesterreich inhaltlich hinter den russischen Mitteilungen zurückgeblieben sind. Ausdrücklich hob der Kanzler die „selbstverständliche Bethätigung bundesfreundlicher Gesinnung" gegen über den Lemberger Ausschreitungen hervor, und die Bezeichnung der dort von den Ortsbehörden ge troffenen Maßnahmen als nicht zureichend entspricht nur dem von dem Kaiser Franz Joseph selbst, wie vom Grafen Goluchowski und Hrn. v. Koerber gefällten Urteil. Der Ton des deutschen Staats mannes war sogar etwas wärmer als die Auslass ungen vom Regierungstische des Wiener Abgeordneten- Hauses, in denen ohne Erwähnung des BundeS- verhältnisseS bloß von internationalen Beziehungen und von einem fremden Staate die Rede war, in dessen innere Verhältnisse man sich nicht einmischen dürfe! Dieser letzte Gedanken aber, das offene Be kenntnis zu dem Grundsatz der Selbständigkeit der verbündeten Staaten in ihren eigenen Angelegenheiten ist der entscheidende Punkt. Hierüber giebt e- zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn keine Verschiedenheit der Ausfassungen, und so können beide Mächte ohne trübe Erinnerung an Vor- kommnifie zurückdenken, die zu einem diplomatischen Zwischenfall zu erheben das internationale Polen- tum sich vergeblich abgemüht hat. Daß solche Dinge im übrigen für Oesterreich ein ernsteres Gesicht zeigen als für Deutschland und Rußland, wird bei spielsweise dadurch bezeugt, daß bei einer großen polnischen Versammlung in Stamslüw die Gründung eines politischen Vereins zur Bekämpfung de» deutsch-österreichischen Bündnisses versucht wurde. In derartigen Erscheinungen liegt vielleicht ein viaeaut ovusulos! für die österreichischen Staats männer. Wir halten uns aber nicht für berufe», ihnen irgendwelche Ratschlätze zu erteilen fibsr die Behandlung von innerporilsichen Fragen, die der ferner Stehende leicht irrig beurteilt. Nur dem einen Wunsche möchten wir Ausdruck geben, daß sich aus allen Wirrungen und Schwierigkeiten der österreichische SlaatSgedanke, dem die leitenden Männer zum Siege über die Zerklüftung der Parteien verhelfen wollen, endlich doch befreien möchte. Die Haltung der französischen Presse, wie auch die entstellende Berichterstattung der „Agence HavaS" über die jüngste diplomatische Aussprache zwischen den deutschen und den österreichischen Staatsmännern läßt keinen Zweifel darüber, daß mindestens aus dieser, vielleicht auch noch au- anderer Richtung die Versuche fortdauern werden, die polnische Frage zur Schädigung der bundes freundlichen Beziehungen zwischen Berlin und Wien zu benutzen. DaS Ergebnis dieser Wühlarbeit wird aber auch in Zukunft, wie bisher bei beiden Regierungen, der österreichischen wie der deutschen, nur eine Stärkung des Bewußtseins von dem Werte und der Wichtigkeit ihres Friedensbundes sein können. Der polnischen Strömung in CiSleithanien kann so wenig ein Verfügung-recht über da- politische Ver hältnis der habsburgischen Monarchie zu Deutschland eingeräumt werden, wie die anti-englische Bewegung bei un- einen entscheidenden Einfluß auf die Be ziehungen de- Reiches zu England gewinnen kann. Die Tonart der englischen Blätter gegen uns ist neuerdings in dem Maße ruhiger geworden, wie die für eine englisch-russische Annäherung thätigen panslawistischen Preßagenten in London von den ein heimischen russischen Blättern im Stiche gelassen wurden. Die „Saturday Review", die früher von dritter Hand in deuifch feindliches Fahrwasser gelenkt worden war, brachte kürzlich eine im ganzen recht vernünftige Auseinandersetzung über die Möglichkeit und Notwendigkeit, die deutsche und die englische Politik von dem Irrtum einer grundsätzlichen Un vereinbarkeit ihrer mutmaßlichen Weiterentwickelung zu befreien und sie so weit aufeinander einzurichten, daß sie, ohne sich die für beide Teile unerwünschten Fesseln eines allgemeinen Bündnisses anzulegen, mit der Aussicht auf unmittelbare Verständigung für vorkommende Fälle rechnen können. Die gleiche Linie auch im Verkehr mit Frankreich einzuhalten, keine Keime zu zertreten, die von französischen Poli tikern für die Verbesserung der Empfindungen gegen den deutschen Nachbarn in der öffentlichen Meinung ihres Landes ausgestreut werden, aber immer darauf zu achten, ob nicht in Frankreich selbst solche ver söhnlichen Stimmen von chauvinistischen Gegenkund gedungen alsbald erstickt werden,entspricht dem deutschen Interesse besser, als sich in Träume von der Möglichkeit eines deutsch-französischen Bündnisses rinzuleben, aus denen das deutsche Volk eines schönen Tage- unsanft geweckt werden könnte. Wenn wirtlich, wie jetzt vielfach auseinandergesetzt wird, der Wahlspruch de- Ministeriums wie des Publikum- in Frankreich die Erhaltung de- Frieden- ist, so wäre, unter selbstverständlicher Ausschließung der elsaß-lothring ischen Frage, ein gemeinsamer Boden für die europäische Politik zwischen uns und den Franzosen wie von selbst gegeben. Die Frage bleibt nur immer, ob die Friedensliebe auch für solche Lagen vorhält, in denen Frankreich hoffen könnte, aus Schwierigkeiten Deutschlands mit anderen Mächten Nutzen zu ziehen. Auch könnte man, die Ehrlichkeit des französischen Friedenswillens vorausgesetzt, wohl verlangen, daß die im Verein mit slawischen Unruhe stiftern betriebene Hetze gegen den Dreibund auf- hörte, Jede sorgsame Beobachtung der Erscheinungen, die als Vorboten einer veränderten Gruppierung der europäischen Mächte in Betracht kommen, wird zu dem Schlüsse zurückkehren, daß bis auf weitere- die Zeichen eher auf eine Verringerung der Entfernung zwischen Frankreich und England als auf eine deutsch-französische Annäherung gestellt sind. Kein deutscher ZeitungSleser sollte die Höflichkeiten un beachtet lassen, mit denen der Botschafter Groß britannien- in Frankreich und der Präsident der englischen Handelskammer in Pari- die empfäng lichen Gallier umschmeicheln. Die offenen amtlichen Kundgebungen für die Pflege der englisch-französi schen Handelsbeziehungen als Mittel zur Anbahnung auch politischer Geschäfte sind durchaus nach dem Herzen des Leiters der französischen Diplomatie. Hr. Delcasst- weiß die hohe Ausfuhr Frankreichs nach England wohl zu schätzen. Er würde gern au- den 1'/, Milliarden, die sie beträgt, drei machen, und er findet eine Genugthuung darin, daß Frankreich durch die Vorgänge der letzten Zeit in der britischen Gunst gewonnen hat. Von Woche zu Woche muß angesichts der Vertrauensseligkeit, mit der in Deutschland ein französisch-englischer und ein englisch-russischer Gegensatz zum Ausgangspunkt für Urteile über die politische Gesamtlage gemacht wird, auf dieses vom täglichen Preßgezänk unberührt bleibende allmähliche Abnehmen der Spannung zwischen England und den Mächten des Zweibundes hingewiesen werden. In Ostasien behaupten die beruhigenden Meld ungen noch immer das Uebergewicht. Aus Tientsin hat das englische Büreau Reuter über einen Zu sammenstoß zwischen deutschen und anglo-indischen Truppen Angaben gebracht, die schnell als über trieben und zum großen Teil unrichtig festgestellt worden sind. So sehr man das durch den Amok läufer verursachte Blutvergießen beklagen mag, so fest muß der Aufbauschung des Vorkommnisses zu einem politischen Zwischenfall entgegengetreten werden. Der britische General in Tientsin und die Londoner Regierung haben bei diesem Anlaß durch sofortige Aeußerung ihres Bedauern- und ausdrückliche An erkennung der Schuldlosigkeit unserer Truppen eine korrekte Haltung bewiesen. Die Reutermeldung, die zur Annahme eine- förmlichen Kriegszustandes zwischen den deutschen und den britischen Streit kräften in Tientsin führen mußte, erscheint in einem besonderen Lichte, wenn man sich erinnert, daß Be mühungen von chinesischer Seite iiy Gange sind, um Lunst un- Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 13 d Mt«.: Musika- psch-dramatische Aufführung zum Besten de« Verein» Dre«dner Presse Ausgezeichnet durch den Besuch Ihrer Majestäten de» König« und der Königin, sowie Ihrer Königl. Hoheiten de» Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde, vollzog sich die mit Allerhöchster Genehmigung veran staltete Aufführung vor au»oerkauft«m Saale in dem außergewöhnlichen Nahmen einer Festoorstellung, deren glänzender Verlauf noch lange in der Erinnerung der Konzertbesucher fortleben wird Dem Entgegenkommende« Hrn Generaldirektors der Königl musikalischen Kapelle und der Hoftheater Grafen Seebach, der lieben«- würdigen Mitwirkung de« Hrn Generalmusikdirektor« E v. Schuch und der übrigen Künstler wird sich der Verein Dresdner Presse ebenso zu wärmstem, auf richtigste» Danke verpflichtet fühlen müssen, wie er der außerordentlichen Verdienste seine« ersten Vorsitzenden, de« Hrn Feuilletonrrdakteur« Hermann Starcke, um die mit umsichtiger, aufopfernder Thätigkeit in die Wege geleitete Vorstellung dauernd eingedenk bleiben wird. — Da» Programm der Aufführung, di« den Hörer mit einem wahren Füllhorn künstlerischer Genüsse über schüttete, wurde mit Rob Schumann« köstlicher Ouver türe zu „Genoveva" und mit einer von der Königl. Kammersängerin Frl Therese Malten vorgetragenen Scene und Arie au« der genannten Oper in vornehm- stimmunglvoller Weise eröffnet Später vereinigte sich di« gefritrte Künstlerin, deren Name mit dem Weltruhme der hiesigen Königl Oprrnbühne für immer verbunden ist, mit der Königl Kapell« nnd dem Dreldner Lehrer- gtiangverein unter Hrn v Schuch« autgezeichneter Leitung zu einer hinreißend schwungvollen Wiedergabe von Schubert« „Allmacht" in der Bearbeitung von Franz LiSzt Als A oapsIIa-Chöre trug der genannte Verein unter der geistvoll befeuernden Direktion de» Hrn Friedrich Brande» zwei wegen ihrer musikalischen Gediegenheit hochzubewertende Tonsätze von Hegar („Nebeltag") und Franz Curti („Frühling«- stürme") mit prächtigem Gelingen vor, während der „Dresdner Orpheus" unter Hrn Albert Kluge mit einer Reihe sorgfältigst einstudiertrr Volkslieder erfreute. Der musikalische Höhepunkt de« Abend« war jedoch mit dem Namen I Paderew«ki« verknüpft, der seine unvergleichliche Kunst schon so oft in den uneigen nützigen Dienst edler Wohlthätigkeit stellte. Sein Vor trag eines interessanten und temperamentvollen, in manchen Einzelheiten an die Oper „Manru" erinnernden Klavierkonzert« eigener Komposition, sowie die faScinierende Wiedergabe Chopinsch«r Solostücke (Walzer und Etüden) erweckte Beifallsstürme, die selbst durch ein« Reih« von Zugaben kaum zu beschwichtigen waren. Unter den Chopin-Spielern der Gegenwart wird man ohne Zweifel dem genialen Polen die Palme reichen müßen — Im Anschluße an das Konzert fand eine Aussührun g de« reizenden Trieschschen Schwankes „Endlich allein" statt, in dem Hr. Hofburgschauspieler Hugo Thimig au« Wien die führende Rolle de« Arnold Wögerich in so köstlich erheiternder und humorvoller, in so lebenswahrer, schau spielerisch gewandter und dabei durchweg künstlerisch maßvoller Weise durchführte, daß dem beliebten Gast in seiner Vaterstadt ein neuer durchschlagender Erfolg be schert war Mit Hrn Felix Schweighofer zählt der verdienstvoll« Regißeur de« Kaiftrl. und Königl. Hosburg- theater« zu Wien zu den „Wohlthätern der Menschheit', denen die Hörer stet« zu innigem Danke verpflichtet sein werden. Unterstützt wurde Hr Thimig in vorzüglicher Weise durch die Damen Frl. Gainy, Frl Serda und Frl Echendler, sowie durch die Herren Bauer und Rens U 8 Böcklin. I. „Böcklin und kein Ende!" möchte man auSrufen, wenn man an die von Tag wachsende Maße von Aufsätzen, Schriften und Aufzeichnungen aller Art denkt, die sich alle mit dem so lange von seinem Volke vernach lässigten Künstler beschäftigen, und die fast sämtlich die Tendenz verraten, Böcklin, wie z B Gurlitt in seiner soeben veröffentlichten Kunstgeschichte meint, nicht nur al« den größten Maler, sondern auch al« den größten Menschen unter den Künstlern des 19 Jahrhundert» er scheinen zu laßen. Offenbar liegt in dieser heutigen Schätzung eine Uebertreibung, die vermutlich in nicht zu ferner Zeit die nötige Korrektur erfahren wird. Der heute zur Blüte gelangte Böcklin>Enthusia«mu« kann unmöglich noch größere Au»dehnung annehmen, mag di« Gemeind«, die ihn al» ihren Spezialheiligen verehrt, auch noch so energisch für ihn in Wort und Schrift eintrrten Wenn der Bogen allzu straff gespannt wird, droht er am meisten zu springen Diesen Eindruck werden diejenigen, di« sich ein ruhiges Urteil bewahrt haben, die bei aller Verehrung für die Größe de» Manne« seine Einseitig keiten und die Grenzen seiner Kunst nicht zu übersehen vermögen, gewinnen, wenn sie die jüngst erst bekannter gewordenen Lobpreisungen Böcklins au« der F«d«r Gustav FloerkeS lesen, der unter den Adepten de« Meister« sich der intimsten Bekanntschaft mit ihm rühmen durfte Denn Floerke, der im Jahre 1846 zu Rostock geboren war und im Jahre 1898 in seiner Vaterstadt starb, hat den Vorzug genoßen, zehn Jahre lang im regsten Umgang mit Böcklm zu stehen und auf diese Weise seine originelle Persönlichkeit gründlich kennen zu lernen Die Bekanntschaft der beiden Männer begann im Jahre 1881 in Florenz, wo sich Floerke einige Jahre lang aushielt, nachdem er eine Stellung al« Professor der Kunstgeschichte rn Weimar aufgegeden hatte Der Verkehr wurde bald ein intimer; saft jeden Abrnd kamen die beiden bei Rossi im Palazzo Strozzi zum Wein zusammen Während de« Sommer« 1883 weilten sie bei La Spezzia in San Terenzo und der Vallata Al« sich Floerke im Jahre 1884 nach Zürich wandte und im Jahre 1886 nach München übersiedelte, wurde der Verkehr fortgesetzt, da Böcklin seinen Freund wiederholt an beiden Orten besuchte Floerke, der die Absicht hegte, eine Monographie über Böcklin zu ver öffentlichen, scheint sich schon von Anfang an zahlreiche Notizen über di« Leußrrungrn Böcklin« gemacht und mit diesen Auszeichnungen eigen« an sie anknüpfrnde Gedanken niedergeschrieben zu haben, die er jedoch nicht ordnete, fo daß sie sich nach einer eigenhändigen Notiz de« Ver- faßer» „jedem al» eine bunte, niemals nachgelesene Reihe von Einfällen und Studien darstellen" Floerke ist nicht dazu gekommen, diese Vorarbeiten für seine Monographie auszunutzen; sein Sohn Han« Floerke jedoch hat da« durchaus skizzenhafte und improvisierte Material gesichtet, el in einen gewißen Zusammenhang gebracht und auf diese Weise ein Buch zusammengestellt, da« unter d«m Titel: „Zehn Jahre mit Böcklin, Auszeichnungen und Entwürfe von Gustav Floerke" in München in der Ver- lagSanstalt F Bruckmann, Aktiengesellschaft, erschienen und mit zahlreichen gut gelungenen Nachbildungen Böck- linscher Gemälde auSgestattet worden ist. Dies« neuen Böcklinschen Aullaßungen, di« ohn« Zweifel einen ähnlichen Wert für die Beurteilung de« Maler« haben wie di« bekannten Eckermannschen Nieder schriften für diejenige Goethes, bilden also die Fort setzung zu den von un« zu Anfang diese« Jahre« an gleicher Stelle angezeigten Tagebüchern dr« Böcklin schüler« Rudolf Schick au« den Jahren 1866, 1868 und l86S. Aber e« besteht doch ein großer Unterschied zwischen dem, wa» wir durch Schick, und dem, wa« wir von Floerke über Böckl-n erfahren, ein Unterschied in der
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