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Vsiglliindischer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Nsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech5UlMkdenzWer Inhrqaag. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreis, welcher prännmoranä» zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Udr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter unv Stadträthe, für welche der Vvigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel sen., in Mühltross bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. 2». April 1863. Zeitungen. Sachsen. Non der sächsisch-böhmischen Grenze macht man der „C. Ztg." unterm 23. April folgende Mittheilung: Es sind gestern drei Jesuilenpatres hier, von Prag kommend, eiugetrossen, und haben dieselben ihre Reise Nachmittags nach Rosendorf fortgesetzt, woselbst sie Lem Nernehmen nach die volle Woche hindurch täglich 3 Missionöpredigtcu halten werden. Es dürfte Ihnen bekannt sein, Last in Rosendorf (am Fuße deö Rosenberges gelegen und von Hernis- kretschen in 1^ Stunden per peäes zu erreichen) ein großer Theil der Bewohner zum Protestantismus übergeteeten ist, und immer noch mehr Einzelne sich der evangelischen Gemeinde zuwenden, sowie daß auch im verflossenen Sommer dort die Einweihung eines protestantischen Bet- und SchulhauseS und die Einsetzung eines Geistlichen stattgefunden hat. Man spricht oder vermuthet nun, daß der dasige katholische Pfarrer aus diesem Grunde diese Missionsprediger berufen hat, um den Aufschwung des Protestantismus zu behindern. Ja man sagt sogar, daß eine andere höhere Persönlichkeit, die im Augenblick keinen diplomatischen Wirkungskreis anszuüben hat, mit dafür gewirkt haben könnte. Nach zuverlässiger Mittheilung hat die königlich preußische Regierung nunmehr den Bau einer Eisenbahn Leipzig-Pegau-Zeitz mit Einmündung in die beiden Bahnhöfe der Thüringer Eisenbahn in Leipzig und Zeitz genehmigt. Das Zustandekommen dieses Projekts — das dem Nernehmen nach pecuniär bereits so gut wie gesichert ist — dürste bei Beurteilung der Frage, in welcher Weise Meuselwitz am zweckmäßigsten mit den Nachbarbahnen zu verbinden sei, ganz besonders mit in Erwägung zu ziehen sein, unv cs wird daher nunmehr auch diese Frage demnächst zu einer definitiven Entscheidung kommen. R h e i n p r e u s; e n. Aus dem Urftthale, 15. April, wird ein interessanter Münzenfund berichtet. Ein armer Familienvater in Sötenich, Kreis Schleiden, fand beim Umgraben seines Gärtchens ein kleines Krügelchen mit blanken Goldstücken, meistens von der Größe und Stärke eines Dukaten. Die schönen und vollkommen leserlichen Inschriften sind in gothischen Buchstaben ausgeführt und lassen ver- muthen, daß die Münzen in der Zeit von 1300 bis 1500 von Bischöfen, Erzbischöfen, Grafen und Herzogen von Brabant, Jülich, Flandern, Hennegau, Köln, Trier, Mainz rc. geschlagen sind. Einige haben die Inschrift: „Ax."; andere haben auf Vorder- und Rückseite menschliche Figuren, theils in geistlichem, theils in königlichem Ornate und theils in ritterlicher Rüstung. Keine trägt eine Zahl. Die Münzen sind augenscheinlich Cours-Münzen und sehen aus wie neu, so daß sie hinsichtlich der vollkommenen Erhaltung und Deutlichkeit des Gepräges und nicht minder wegen ihrer Mannichfaltigkeit eine Prachtsammlung alter Goldmünzen zieren würden. Der Verkauf soll, um den armen Finder gegen Uebervortheilung zu schützen, nur auf dem Wege der Vermittlung statt finden. Oesterreich. Wien, 23. April. Da hin und wieder der Versuch gemacht wird, die Bedeutung der preußischen Erklärungen in der Kieler Hafenfrage möglichst ab- zuschwächen, so ist eS wol nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, daß Herr von Bismarck dem österreichischen Gesandten, Grafen Karolyi, gegenüber die be kannten Aeußerungen des Kriegsministers, Herrn von Roon, auf das Ent schiedenste und Positivste deSavouirt hat. Mit Weniger hätte man sich hier auch nicht zufrieden gegeben. Das Berliner Cabinet weiß jetzt, daß es bei dem Condominium und allen seinen Consequenzen zu verbleiben hat, insolange nicht die holsteinischen Verhältnisse definitiv geordnet sind, d. h. insolange nicht eine Vereinbarung getroffen ist, welche die Interessen Ler maßgebenden Factoren zu wahren geeignet ist. Diese drei Factoren sind aber zunächst Ler Deutsche Bund, Lie beiden Großmächte und die Herzogthümcr. Ganz entschieden wird hier Ler Auffassung über die Befugnisse der beiden Mitbesitzer entgegen getreten, wie man sie mitunter in ofsiciösen Berliner Correspondenzen findet. Weder Oesterreich noch Preußen haben für sich allein das Recht, souveraine Ver fügungen in den Herzogthümern zu treffen. Nur gemeinschaftlich — und darin liegt eben das Wesen Les Condominiums — können derartige Maß regeln verordnet werden. Preußen könnte ja sonst alle jene in seiner März- depesche enthaltenen Forderungen, die hier abgelehnt worden sind, durchführen, ohne sich weiter um die Zustimmung Oesterreichs zu kümmern. Dem ist aber nicht so. Ohne Lie Zustimmung Oesterreichs kann Preußen in Len Herzog thümern Lurchaus nichts verfügen. Schleswig-Holstern. Berliner (auch nach Wiener) Meldungen zufolge hat Preußen an Oester reich Len Vorschlag gemacht, die Volksvertreter Ler Etbherzogthümer einzuberufen und dieselben über das künftige Schicksal Les Landes berathen zu lassen. Wien, 22. April. Der österreich-preußischen Uebereinkunft gemäß können einige Preußenschiffe im Kieler Hafen provisorisch stalioniren, aber ausgeschlossen bleibt Lie einseitige Festsetzung oLer gar Befestigung. Belgien. Brüssel, 24. April. Dem im heutigen „Moniteur" veröffentlichten Bülletin von gestern Abend zufolge ist in Lem Befinden Les Königs anLauernde Besserung eingetreten. Der Zustand Sr. Majestät wird als sehr befriedigend bezeichnet. Polen. Bei Konin in Polen ist vor einiger Zeit, wie unS ein Augen- und Ohren zeuge versichert, folgender tragische Fall vorgekommen. In einer Schenke eines kleinen Dorfes bei Konin trafen einige russische Soldaten mit russisch-polnischen Bauern zusammen. Während sie sich am Branntwein gütlich thun, prahlt einer der Kosaken ungeheuer, was er für ein vortrefflicher Schütze sei und macht einem Bauern die Offerte, daß er ihm auf 100 Schritt den Hut vom Kopfe herunterschießen wolle. Der Bauer geht darauf ein unv es kommt zur Wette von 4 Quart Schnaps. Jeder ist des Sieges gewiß; Ler Kosak im Bewußt sein seiner Sicherheit im Schießen, und der Bauer — im Bewußtsein seiner Schlauheit. Der letztere drückt sich den niedrigen breitkrämpigen Hut tief in die Stirn, stellt sich auf 100 Schritt hin und weiß bereits «m Geiste — da der Hut doch jetzt festsitzt, daß er gewonnen habe. Der Kosak legt an, zielt, der Schuß fällt, aber auch der Bauer, denn die Kugel war ihm mitten durch die Stirn gegangen. Der Soldat wurde sofort verhaftet unv nach Konin ge bracht, wo er Tags darauf der fahrlässigen Tövtung eines Menschen angeklagt wurde. Seine Vertheidigung war einfach, indem er behauptete, nicht durch Fahrlässigkeit den Bauer getödtet zu haben, da er im Schießen so sicher wie keiner sei; der Bauer sei allein daran Schuld, da er sich den Hut zu tief in die Stirn gedrückt habe; aber — damit auch der Richter die Ueberzeugung gewinne, daß er ein unfehlbarer Schütze sei und ihn deshalb freisprechen möge,