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Mimjmm Taaeblatl Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SS Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 2V1L. --<^4 MMM f« des ZMmH M WMMW. Filialen: in Aliltadiwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Emil Röschs; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Zugleich weit verbreitet in den Städten Pesig, LiHteMeiu-Callubsrg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesanttsbezirke: ÄMs'st-Wsldsnburg, Bräunsdyrs, SaLenberg. St. Tgidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langem irrcks-Nisderhain, Langenleuba-Oberhain, NiederWiera. Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, WolLenburg und Ziegelheim. ^LZ84. Freitag, den 6. December 1889. Witteruvgsbericht, ausgenommen am 5. December, nachm. 3 Uhr. Barometerstand 773 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -f- 1 "6. Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 77"/o --- 4 Grad. Thaupunkt — 3 Grad. Windrichtung: Nordost. Daher Wittcrnngsanssichtsu für den 6. December: Vorwiegend heiteres Wetter, jedoch neblig und dunstig. Kältere Temperatur. "Waldenburg, 5. December 1889. Alle europäischen Großstaaten sind bekanntlich bei der Arbeit, ihre Kriegsflotten zu verstärken: In Deutschland und England sind im letzten Frühjahr die Bewilligungen von den Parlamenten genehmigt wor den, in Frankreich in diesem Herbst, auch in Oester reich werden neue Geldforderungen vorbereitet, Ruß land und Italien bauen schon seit Jahr und Tag in energischer Weise. Nun kommen dazu auch die Ver einigten Staaten von Nordamerika, und da man sich mit Kleinigkeiten dort nicht abgiebt, sollen gleich 30 neue Kriegsschiffe mit einem Schlage fertiggestellt wer den, darunter zwanzig schwere Panzerschiffe. Die nordamerikanische Union kann sich rühmen, für den modernen Kriegsschiffbau bahnbrechend gewesen zu sein. In dem gewaltigen Bürgerkriege zum Beginn der sechziger Jahre tauchten in dem „Monitor" und „Merrimac" zum ersten Male ganz neue Schiffs- typen auf, und besonders auf Grund der in diesem Kriege gemachten Erfahrungen hat die Schiffsbaukunst dann die Wege eingeschlagen, welche zum Bau unserer heutigen Panzerkolosse geführt haben. Am Schluffe des Bürgerkrieges standen als Seemacht die Vereinig ten Staaten von Nordamerika sehr bedeutend da; seit dem aber erfolgte erst ein Stillstand, dann ein Rück gang. Man kümmerte sich in Washington nur wenig um die Kriegsmarine, und die veranstalteten Neubau ten waren so leichtfertig hergestellt, daß selbst amerika nische Zeitungen gerade heraussagten, diese Schiffe seien nur gut, um schleunigst wieder in die Luft gesprengt zu werden. Die ganze jammervolle Ausrüstung der amerikani schen Kriegsmarine stellte sich bei dem Samoastreit in das hellste Licht. Als damals einige Heißsporne an fingen von einem Kriege mit Deutschland zu reden, erklärten Marineoffiziere kaltblütig, das solle man nur bleiben lassen; mit dem vorhandenen Schiffsmatcrial sei an einen Erfolg nie und nimmer zu denken. Nun soll eine Aenderung dieses Zustandes eintreten, und die nordamerikanische Union wird als eine achtunggebie tende Seemacht in Zukunft wieder dastehen. Schwer fallen kann der Schiffsbau den Amerikanern nicht; die Staatskasse weist ja Ueberschüsse über Ueberschüsse auf. Deshalb wird auch kaum sich eine Stimme gegen die Neuforderungen im Congreß zu Washington erheben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Samoastreit oder der Fischereistreit mit Kanada dazu beigetragen haben, den Bau einer neuen Kriegsflotte zu bewirken. Aber an Feindseligkeiten zwischen Deutschland und Nordamerika ist nicht zu denken, und wir könne» den Amerikanern ruhig wünschen, daß sie ihre Rüstung glücklich beenden. Die Hauptsache für dies militärische Vorgehen bildet zweifellos der Panamakanal, auf den die Aankee's speculiren, und den sie früher oder später auch wohl ganz sicher in ihre Hände bekommen wer den. Durch die Lesseps'sche Kanalcompagnie war hauptsächlich französisches Geld an dem Kanalbau be- thesiigt, und es ist nur natürlich, daß man sich in Paris in den schönen Traum gewiegt hat, zur rechten Zeit einmal gerade so die Hand auf den Panamakanal zu legen, wie die Engländer die ihrige auf den Suez kanal. Der Unterschied ist nur der, daß von der schwachen Türkei ein Widerstand von vornherein nicht zu erwarten war, während der amerikanische Minister des Auswärtigen in Washington, Herr Blaine, mit großartiger Offenheit in diesem Sommer erklärte, die Vereinigten Staaten würden nie und nimmer das Festsetzen einer europäischen Macht in Amerika dulden, sei es, wo es wolle, am allerwenigsten aber am Panamakanal. Herr Blaine sprach das inhaltsschwere Wort: „Eine Besitzergreifung des Panamakanals durch eine fremde Macht gilt als Kriegserklärung gegen die Vereinigten Staaten von Nordamerika." In Washington weiß man aber recht wohl, daß bloße Worte Niemanden erschrecken, und wenn weiter nichts geschehen würde, würde der Kanal in Central amerika eines Tages ebenso gut seinen europäischen Herrn finden, wie der Suenzkanal. Daher die Schaffung einer neuen Kriegsflotte, die für jeden un berechtigten Aspiranten auf den Panamakanal ein - ruhiges, aber auch zugleich entschiedenes: „Hände f weg!" bedeutet. In diesem Sinne ist die Kunde von i dem Bau von 20 amerikanischen Panzerschiffen auf zufassen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin werden, wie die „Post" vernimmt, ihre Wohnung im Neuen Palais bei Potsdam noch nicht aufgeben, möglicherweise sogar über Weihnachten hinaus dort residiren. Die Kaiserin, § welche ihren Gemahl ursprünglich auf dessen Reise nach j Dessau begleiten wollte, ist wegen eines leichten Un- i wohlseins in Potsdam zurückgeblieben. ! Kaiser Wilhelm ist am Mittwoch Nachmittag in Dessau eingetroffen und dort vom Herzoge von Anhalt und der Familie desselben, die Spitzen der Behörden und der Bevölkerung begrüßt worden. Der ganze Bahnhof war prächtig dekorirt, den Eingang zum Fürstenzimmer schmückte ein Baldachin. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwache aufgestellt. Unter dem Geläut der Glocken erfolgte bei schönem Wetter die Einfahrt in die Stadt unter Kavallerieeskorte. Auf dem Wege nach dem herzoglichen Schlosse gegenüber : dem Kriegerdenkmal hatten die städtischen Behörden ! und Ehrenjungfrauen Aufstellung genommen. Auf den Willkommcngruß antwortete der Kaiser in freundlicher Weise. Alle Straßen waren festlich geschmückt, und abends erleuchtet. Im Schlosse fand Galatafel statt, bei welcher der Herzog von Anhalt dem Kaiser für seinen Besuch dankte. Der Letztere antwortete mit einem Hoch auf den Herzog. Die Bevölkerung em pfing den Kaiser mit lauten Hochrufen. Heute ist Hosjagd. Beim Grafen Herbert Bismarck fand Dienstag ein parlamentarischer Abend statt, zu welchem zahlreiche Mitglieder von Bundesralh und Reichstag erschienen waren. Die Herren blieben bis zu vorge rückter Stunde bei einander. Die Bergarbeiter-Petition aus dem Saargebiet an den Kaiser ist in Berlin jetzt eingegangen. Darin wird die Lage der fiscalischen Bergarbeiter eine sehr traurige genannt, über die Behandlung durch die Be amten geklagt und der Schutz des Kaisers für die ge maßregelten Kameraden angerufen. Die westfälischen Zechenverwaltungen sollen die Forderung der letzte» großen Bergarbeiterversammlung in Essen auf Wieder anstellung der entlassenen Arbeiter abgelehnt haben. Da ist ein neuer Streik nicht unmöglich. Aus Petersburg bringt die „Köln. Ztg." folgende Meldung: Es verlautet, dem Czaren sei zu Ohren ge kommen, daß die französische Regierung einiger maßen verstimmt und besorgt sei wegen dergroßen Herzlichkeit und etwaiger Folgen des Besuches in Berlin. Daraufhin soll der in Frankreich weilende Großfürst Wladimir angewiesen worden sein, die Besorgnisse der französischen Regierung zu beschwichtigen, was ihm auch völlig gelungen sei. ! Emin Pascha und Stanley sind am 4. d. in Bagamoyo eingetroffen. : OeleerreiÄ-Nngar». i Alle Wiener Blätter beschäftigen sich mit dem neuen österreichischen Budget, welches einen Ueberschuß von 900,000 Gulden aufweist. Die Blätter erblicken darin meist eine anhaltende Besserung der Finanzlage. i So laut braucht man nun freilich nicht zu jubeln, denn im vorigen Jahre war dA Überschuß höher, und seitdem sind noch neue Steuern bewilligt worden. 4vcyweiz. Im Schweizer Nationalrath gab am Mittwoch der Bundesralh Droz Erklärungen ab über die Stellung der Schweiz zum deutschen Reiche. Er sagte unter Bezugnahme auf die Aeußerungen des Grafen Bismarck über denselben Gegenstand im Reichstage, er habe aus der Rede des deutschen Staatssekretärs nicht ersehen, daß zwischen beiden Staaten Verein- i barungen über ein gemeinsames Vorgehen gegen die i Socialdemokratie getroffen seien oder getroffen werden . sollen. Seit dem Juli sei kein Schriftwechsel zwischen ! Deutschland und der Schweiz mehr erfolgt. Jnsbe- f sondere seien noch keine Schritte zur Erneuerung des Niederlassungsvertrages gelhan worden und man warte j nun ab, was geschehen solle. Die Beziehungen zum ! deutschen Reiche seien übrigens heute ebenso gut, wie j vor dem Falle Wohlgemuth. Nationalrath Müller, welcher die Anregung zu dieser Erklärung gegeben, : dankte für dieselbe. Damit war der Zwischenfall er ledig«. England. ! Mit dem Bau einer Riesenbrücke über den - Kanal zwischen Dover und Calais soll es nun wirk- i lich Ernst werden. Die britische Gesellschaft, welche z den Plan gefaßt hat, ist bereits in Paris um die - Concession eingekommen. Die Brücke soll so hoch i werden, daß auch die größten Kriegsschiffe darunter ! fortfahren können. ! Der Streik der Dockarbeiter in Bristol ist durch ; Vermittelung beigelegt worden. Amerika. Der Commandant der in Trujillo (Venezuela) gar- nisonirenden Truppen stiftete eine Rebellion gegen seine Regierung an. Der größere Theil seiner Sol daten jedoch folgte ihm nicht, sondern verhaftete ihn. Zwei Generale, welche die Festnahme verhindern woll ten, wurden getödtet. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 5. December. Das zweite, in dieser Saison von unserem Stadtmusikchor veranstaltete Abonnementsconcert wurde gestern Abend bei mäßigem Besuch im Rathhaussaale hierselbst unter Leitung des Herrn Musikdirector Steinbach abzehalten. Zum Vortrag kam der Krönungsmarsch aus den „Folkungern", Ouvertüre zur Oper „Pique Dame", eine Fantasie aus der „Entführung aus dem Serail" von Mozart, ein Violinsolo von David, ausgesührt von Willy Steinbach, Ouvertüre „Nachklänge von Ossian" von ' Gade, Ungarische Tänze 5 und 6 von Brahms, ein