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Weißenh-Zeitung Verantwortlicher Redactem: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserat» «erde« mit 8 Pf. für Lt« Aelle berechnet , und in allen Expeditionen angenommen. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. PrelS pro Quart. 10Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 20. März. Die letzte Nr. d. Bl. brachte die Mittheilung, baß der hiesige Lieder kranz für kommenden Charfreitag wiederum, wie in den letztvergangenen Jahren, eine geistliche Musik aufführung in unserer schönen, für solche Unter nehmungen ganz geeigneten Stadtkirche beabsichtige. Sowohl die vorzutragenben Stücke, nämlich eine Mo tette: „Jesuö meine Zuversicht," nach dem gleichlau tenden Gesapgbuchliede von Schicht componirt und durch einfache aber erhebende Melodiken ausgezeichnet, ferner der „Ostermorgen", eine von Tiedge überaus schön gedichtete und von Neukomm nicht minder schön in Musik gesetzte Ostercantate, sowie die Vereinigung vieler tüchtigen musikalischen Kräfte — der Chor zählt gegen 60 Sänger und Instrumentalisten — und die Vertheilung der Solopartieen an die vorzüglichsten unserer Dilettanten, lassen mit Recht einen erhebenden Genuß erwarten, und wir verfehlen nicht, das musik liebende Publikum hierauf im Voraus aufmerksam zu machen. Aber auch der milde Zweck dieser Auffüh rung läßt eine zahlreiche Betheiligung des Publikums dringend wünschen. Die Einnahme »st nämlich, nach Abzug der gewöhnlich nicht unbedeutenden Kosten, da zu bestimmt, den hiesigen verschämten Armen eine Oster- freude zu bereiten, und wer sollte da nicht gern bereit sein, ein Werk der Barmherzigkeit mit stiften zu helfen! Gewiß dürfen wir von dem vielfach bewährtenzWohl- thätigkeitSsinn unserer Mitbürger überzeugt sein, daß auch dieser Anlaß, wohlzuthun und mitzutheilen, nicht unbenutzt an ihnen vorübergehen wird. Ebenso hof fen wir, daß unsere Nachbarn vom Lande auch dies Mal so zahlreich erscheinen werden, wie dies bereits bei früheren Aufführungen auf eine höchst anerken- nungSwerthe Weise der Fall gewesen ist. * Altenberg, den 19. März. Heute früh, noch eher, als das Glöcklein der Häuer zur Schacht weckte, wurden wir Mrch Feuerlärm aus dem Schlafe ge schreckt. Die ganze Stadt war erleuchtet, das Schieß haus, nahe am Pingenbruche und deshalb schon längst ein streitiger Punkt zwischen der Gewerkschaft und dem Besitzer, stand in lichten Flammen. Außer den Bet ten und den Gerätschaften in den untern Räumen hat der Besitzer leider wenig gerettet. Zum größten Glück ist ein Menschenleben nicht verloren gegangen, was dem treuen Phylar zu verdanken ist. Dieser fängt nach 2 Uhr ungewöhnlich heftig zu bellen an. Dar über erwacht der Schießhauswirth, der mit den Sei nen parterre schläft, springt schnell aus dem Bette und öffnet die Thüre, die nach der Hausflur zu führt; da schlägt ihm aber schon, als er die Treppe hinan will, von der Seite herein die prasselnde Flamme entgegen. DaS Theuerste zu retten und die noch träumenden Kinder zu dem nächsten Nachbar zu bringen, war der erschreckten Eltern Angelegentlichstes. Anfangs nur auf sich beschränkt, suchten sie zu retten, was sie ge rade ergriffen, ,und das Werthvollere, als: Kleidungs stücke, Wäsche u. Ä. m., das sich in ober» Piecen oe- sand, mußten sie den Flammen überlassen. Lag auch das Schießhaus schon etwas entfernt von den übrigen Häusern, so war eö doch immer ein Glück für Alten berg, daß wenig Wind ging und derselbe die Flamme von der Stadt aus nach dem GeistngSberge zu trieb. Von Spritzen, die sich nur auf die Altenberger und Geisinger beschränkten, (leider kennen Georgenfeld, Sächsisch und Böhmisch Zinnwald, sowie die nächsten böhmischen Dörfer dieses heilsame Institut noch nicht) war bei II Grab Kälte, so viel zeigte der Thermo meter am heutigen Morgen, wenig oder gar kein Ge brauch zu machen. Auch waren, mit einzelnen aner- kennungöwerthen Ausnahmen, die Mannschaften, die doch nach unserer Feuerordnung wohl geregelt sind, nicht ganz aus dem Platze, was wohl der ungewöhn lichen Zeit, wo noch Alles im tiefsten Schlafe lag, Schuld zu geben ist. Der neue Feuercommissar, Berg meister Perl, war sehr auf dem Damme und mit ihm umsichtig thätig der Factor Roscher, so hat auch Eich ler seiner Function alö Zimmermeister gewiß keine Schande gemacht. Die Vorsehung hat sichtbar über unserer Stadt gewacht und uns emen Wink gegeben, daß wir mit aller Vorsicht über das verheerende Ele ment wachen. Während wir nun auf unfern Knieen dem Himmel zu danken Ursache haben, daß er Schreck liches von uns in Gnaden abgewendet, so werden wir aber auch auf der andern Seite unS beeilen, unserm geängstigten und hart bedrängten Mitbruder, der sich so redlich unter uns genährt und darum jeden Bei standes werth ist, unter die Arme zu greifen, und Je der nach Kräften unser Scherflein auf den Altar des Herrn nieder zu legen. — Während dieses Feuer nieder geht, röthet sich wieder südöstlich der Himmel, und allem Anscheine nach brennt eö in dem schon im vorigen Jahre drei Mal durch Feuersbrunst heimge- suchten böhmischen Orte „Ebersdorf." — /X AuS der Frauensteiner Gegend. Unver hofft kommt, wie man zu sagen pflegt, oft; so auch der Schnee und die vollständige Winterwitterung, die wir jetzt wieder haben, in deren Folge die ganze hie sige Gegend im herrlichsten Winterkleide prangt. Vor her waren die Wege, in Folge des stattgehabten Thau- Wetters und wieder eingetretenen Frostes, höchst un-