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' . l ' 7- L»,-»»«»»»Lch--«L«LGL»L»G»L«,ß,»G»L- Netteste Aettv»- -es Bezir»« Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. L. Dieses Dlakl enthält -le mnlliche« Dekanntmachrm>e> her Amlshauptmanaschast, -es Amtsgerichts donto: Dresden 12548. 77.-' Wrttzer itzZe ikung Tageszeitung unö Anzeiger sür DWol-iswal-e, SchMeöeberg «.R DeranlworllicherAedaWun VmUyehne. — lbm» und Verlas: NartSchnei»Stvpowtsmal-e. Nr. 151 «WM«»«! Sonnabend den I.Juli 1922 88. Jahrgang MniMize KttMthr MelMmIie Sonnabend den 1. Juli Punkt 8 Mr Usbung und Oertlilyes unv Sächsisches Dippoldiswalde, 30. Juni. Gestern abend, etwas später als sonst, hielt der Gewerbeveretn in «Stadt Dresden' seine Hauptversammlung unter seinem Vorsitzenden, Buch- -ruckereibesitzer Felix Zehne, ab. Der Besuch wär, gemessen an anderen derartigen Veranstaltungen, nicht schlecht, hätte aber doch um vieles bester sein können. Wenn der Rückblick auf das verflossene Vereinsjahr weniger von Arbeit auf rein gewerblichem Gebiet berichten konnte, fo mag das seinen Hauptgrund darin haben, daß der Schwerpunkt in dieser Hinsicht heute wieder mehr bei den engeren Berufsvereini- gungen, den Innungen usw., liegt. Wäre der Grund ein anderer, läge die Schuld bei den Mitgliedern aus den be treffenden Kreisen. Die Haupttätigkeit erstreckte sich wieder auf das unendliche Gebiet der allgemeinen Volksbildung, auf Vorträge und die Volksbücherei. Vorträge auf den ver schiedensten Gebieten, immer in erster Linie belehrend, wurden geboten, soviel die finanziellen Verhältnisse das zuließen: den Mitgliedern und deren Frauen frei: so wirds auch im kom menden Winter sein. Bezüglich der Vereinsbücherei aber ging man sogar «über seine Kraft", mehr als 1000 M. führte man deren Kasse zu: wollte das wenigstens, mußte ihr aber schließlich 150 M. schuldig bleiben als «guten Anfang" fürs neue Jahr, weil das Geld einfach alle war. Dieser Beitrag wurde so hoch durch die Feuerversicherungsprämie von 565 M., zu der man eine städtische Sonderbeihilfe erhofft. Der Bericht des 1. Bibliothekars, Gewerbelehrer Michael, zeigt eine weitere erfreuliche Steigerung der Benutzung der Bücherei. (Auf diesen Bericht kommen wir noch zurück.) Die Jahresrechnung, gelegt von Regierungssekretär Leonhardt, weist eine Ausgabe von 5207,77 M. nach. Das Vereinsver- mügen verminderte sich um 733,33 M. auf 2003,33 M. Am Jahresschlüsse bestand der Verein aus 2 Ehren- und 308 ordentlichen Mitgliedern. Die Bibliothekskasse schließt bei 3228,85 M. Ausgaben mit einem Fehlbetrag von 53,71 M. oh, da, wie bereits erwähnt, der Vereinszuschuß nicht voll aus gezahlt werden konnte. Dabei sind die Einbände einer großen Anzahl von Büchern reparatur- und zahlreiche vielgelesene Bücher ersatzbedürftig. Zu Rechnungsprüfern wählt man vsensetzmeister Heine und Postsekretär Klingner. Die geprüften vorjährigen Rechnungen werden richtig gesprochen. Die Versammlung wählt die sahungsgemäß ausscheidenden Vorstandsmitglieder Kaufmann Schiller und Malermeister SStting, wieder und an Stelle des Dippoldiswalde verlassen- -e« Regterungssekretärs Leonhardt Postsekretär Klingner zum Kassierer. Dem weiteren Sinken der Papiermark muß man «demfalls Rechnung tragen und so erhöht die Versammlung Le» Jahresbeitrag auf 20 M., das Eintrittsgeld auf 8 M., . Lie Leihgebühr für den Lichtbildapparat auf 50 M. (nach . emSwürts kann er nicht mehr gegeben werden) und für das Bortragspult auf 10 M., verdoppelt den Beitrag an die ' Bücherei und an die Gewerbeschule, letzteren zur freien Ver- §ßip«ag des Lehrkörpers stellend und erst nach längerer Aus sprache, in der wiederholt der Wunsch zum Ausdruck kam, Ue <m -er Schule sonst interessierten Kresse möchten sich ein Beispiel am Gewerbeverein nehmen. Eine Anregung, die freier von Lehrer Posscher (jetzt in Tharandt) veranstalteten bekiekten Leseabende im kommenden Winter durch Hilfe des Gewerdevereins wieder möglich zu machen, wurde dem Vor- W»d und Vorkrvgsausschuß überwiesen, ebenso eine weitere 4-rregung auf dem Gebiete der Kunsterziehung. Man sieht, LaS Gebiet «Volkserziehung' ist ein recht umfassendes. Nach Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten findet die Der- sammlung kurz vor Mitternacht ihr Ende. — Aus dem Ver- , «Lrsleden vor einem halben Jahrhundert (1871—72) sei er wähnt, daß damals Buchdruckereibesitzer Earl Jehne nach Zwessähriger Unterbrechung die Leitung des Vereins wieder «- Schneidermeister Friedrich Heinrich, der spätere lang- sührige Vorsitzende, die Bibliothek neu übernahmen. Dem Borstande gehörten weiter an Schuldirektor Engelmann, Kaufmann Louis Schmidt, Klempnermeister T. B. Teicher und Lohgerbermeister Ernst Frosch. — Ganz ausdrücklich wollen wir darauf aufmerksam wachen, daß heute Freitag »noch das billige Postporto gilt. Wer also noch Briefe zu schreiben hat, sorge, daß diese noch LiS Mr letzten Briefkastenleerung in denselben kommen, sonst Wird die Sendung unweigerliche Mit Strafporto belegt, also wahrscheinlich mit 2^M. — Schließlich sei auch noch darauf 1 " '' hingewiesen, daß bei Postkarten keinesteils der der Adresse vorbehaltene Teil der Vorderseite mit Privaknoklzen be schrieben werden darf. Uns wurde eine Postkarte vorgelegt, bei der unter der Skraßenangabe noch zwei Zeilen geschrieben waren: die Karte wurde dadurch zum «Briefe" und 1,50 M. Strafporto war für die Post der Erfolg. — Auf Grund der Beratungen des Reichsschulausschufles ist eine Vereinbarung der Länder zustande gekommen, wo nach die jährlichen Schulferien im Reiche einheitlich auf die gleiche Dauer gebracht werden. Dies wird eine Verlän gerung der Schulferien in Sachsen um einige Tage zur Folge haben. Unbeschadet der hiernach erforderlichen Neuregelung hat das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in einer Verordnung, die in der nächsten Nummer des Ver ordnungsblattes bekannt gegeben wird, die diesbezüglichen Sommer- und Michaelisferien für alle Schulen gleichmäßig auf zusammen 6 Wochen festgesetzt. Demgemäß dauern, die Sommerferien der höheren Lehranstalten und der Volks schulen in Orten mit höheren Schulen vom 15. Juli bis mit 19. August. Für die übrigen Schulbezirke wird die Verteilung in einer den örtlichen Bedürfnissen entsprechenden Meise -er Schulbezirksvertretung überlassen. — Die Heuernte ist in vollem Gange. Auf vielen Wiesen hat die Sense ihre Arbeit schon getan. Das lange kalte Frühjahr, das die Entwicklung der Gräser gegenüber normalen Jahren beträchtlich zurückhielt, ließ zunächst nur einen geringen Ertrag erwarten; aber die warmen Gewitter regen der letzten Wochen haben noch vielfach ausgleichend gewirkt. Dazu ermöglichte nun auch das Wetter, die Mahd in der qualtativ günstigsten Zeit vorzunehmen, in den Tagen der beginnenden Blüte. Sowohl die Gräser wie die Substanz. Später wird ein Teil davon in den Früchten (Samen) ab gelagert, die beiin Dörren leicht ausfallen, und die Stengel- und Blattgewebe werden dann bald hart und holzig. Ein früheres Abmähen liefert zwar ein' noch eiweißreicheres und zarteres Futter, aber nur geringe Ertragsmengen. — Die Kollekte für den allgemeinen Kirchenfonds, ge sammelt am Pfingstfest, hat in den Kirchen der Ephorie Dip poldiswalde 6544 M. ergeben und zwar in Dippoldiswalde 470, Altenberg 107, Zinnwald 148, Bärenstein 145, Bör nersdorf 67, Breitenau 35, Burkersdorf 120, Dittersbach 00, Dittersdorf 00, Döbra 60, Frauenstein 230, Fürstenwalde 50, Fürstenau 50, Geising 120, Glashütte 40l, Hartmannsdorf 70, Hennersdorf 100, Schönfeld 50, Hermsdorf 8 l, Höckendorf 121, Johnsbach 100, Kreischa 630, Lauenstein 75, Liebenau 75, Nassau 200, Oelsa 200, Possendorf 500, Pretzschendorf 176, Rechenberg 165, Reichstädt 160, Reinhardtsgrimma 150, Ruppendorf 03, Sadisdorf 145, Schellerhau 210, Schmiede berg 240, Kipsoorf 271, Seifersdorf 100, Oberbärenburg 440. — Die Kollekte für die Heidenmission, gesammelt am Sonntag Rogate, den 21. Mai 1022 hat in den Kirchen der Ephorie Dippoldiswalde 1405,35 Mark ergeben und zwar in Dippoldiswalde 130.—, Altenberg 14.—, Zinnwald 7.—, Bärenstein 45.—, Börnersdorf 25.—, Breitenau 18.—, Bur kersdorf 30.—, Dittersbach 10.—, Dittersdorf 35.—, Döbra 20.—, Frauenstein 85.—, Fürstenwalde 20.—, Fürstenau 10.85, Geising 25.—, Hartmannsdorf 25.—, Hennersdorf 15.—, Schönfeld 10.—, Hermsdorf 20.—, Höckendorf 15.—, Johnsbach 35.—, Kreischa 160.—, Lauenstein 30.—, Liebenau 40.—, Nassau 46.—, Oelsa 18.—, Possendorf 00.—, Pretz schendorf 81.—, Rechenberg 20.—, Reichstädt 40.—, Rein hardtsgrimma 60.—, Ruppendorf 13.50, Sadisdorf 26.—, Schellerhau 70.—, Schmiedeberg 45.—, Kipsdorf 140.—, Srifersdorf 20.— Mark. — Morgen Sonnabend, I.Juli, vollendet sich ein Zeit raum von 25 Jahren, daß Hutmachermeister Stadtrat Schwind das im März 1850 gegründete väterliche Geschäft in eigne Verwaltung übernahm. 3m Laufe der Jahre hat das Geschäft unter seiner Leitung einen großen Aufschwung erlebt und hat durch Zukauf eines Nuchbargrundstücks auch an äußerem Umfang nicht unbeträchtlich zugenommen, so daß für die Zukunft die besten Aussichten vorhanden sind. — Glückauf für die nächsten 25 Jahre! — Seit Dienstag lagert auf der Aue der Zirkus Leysek und gibt bis Montag allabendlich Vorstellungen. Die gestern Donnerstag abend gegebene erstellte sich eines zahlreichen Be suchs; reichlich 400 Personen füllten das Zelt. Als ge schickter Meister zeigte sich Direktor Leysek mit seinen Pserde- dressuren, besonders der des „klugen Hans", der alle von seinem Lehrmeister an ihn gerichteten Aufgaben zur vollen Zufriedenheit löste, rechnete, zählte usw. Besondere Be lobigung verdienen die Akrobatenkünste der Familie Leysek, wobei besonders der kleinste Stammhalter durch sein noch nicht so gewandtes, aber desto umso trolliger aussehendes Achtrtten die Zuschauer auf seiner Seite hatte. Auch die Reitkünste des Frl. Leysek waren lobenswert. In den Zwischenpausen sorgten „Auguste" für guten Humor. Zum Schluß fand noch ein Preisreiten statt. Den Prämienpreis von 150 Mark für dreimaliges Umherreiten in der Reitbahn errang sich nie mand, wohl aber gabs — defekte Hosenböden. Heute Frei- tag findet eine neue Vorstellung statt und kann ein Besuch nur empfohlen werden. — Am 3. Juni 1921 wurde auf die Deubener Filiale der Deutschen Bank ein größerer Anschlag verübt und unter Führung des Kommunisten Karl Plättner 249 000 M. Bar geld geraubt. Im Oktober vergangenen Jahres hatten sich in Verbindung mit dieser Angelegenheit bereits der 24 Jahre alte Arbeiter Hermann Emil Fiedler aus Gittersee, der 18 Jahre alte Buchhandlungsgehilfe Otto Alfred Max Neitzel und die 23 Jahre alte Stenotypistin Gertrud Elsbeth Gaiowski, beide aus Leipzig, vor der 5. Strafkammer zu verantworten. Fiedler war am Raube direkt beteiligt, insofern es sich um den 1leberfall auf die Kraftdroschke bei Wendischcarsdorf handelte; er erhielt 4 Jahre Gefängnis. Neitzel und die Gaiowski hatten im Walde bei Tharandt gewartet und dann das geraubte Gold nach Leipzig transportiert; ersterer erhielt 3 Jahre, die Neitzel 2 Jahre Gefängnis zuerkannk. Im jetzigen erneuten Termin vor der 5. Strafkammer mußte sich die Arbeiterin der Leipziger Wollkämmerei, die 1885 in Sim bach bei Passau geborene Elisabeth Albinger verantworten, die gleichfalls beschuldigt wird, an der Wegschaffung des Geldes beteiligt gewesen zu sein und dafür von Plättner 5000 M. erhalten zu haben. Die Albinger gab zur Person an, daß sie die Tochter eines Tischlermeisters sei, -le Klofier schule besucht und eine gute bürgerliche Bildung genossen habe. Jetzt sei sie aber Revolutionärin; an -er Wegbrtngung des Geldes habe sie nicht teilgenommen, auch nichts von Plättner für ihre Person erhalten. Die Ausführung deS ' Raubes sei ihr nicht bekannt gewesen, nur will Angeklagte etwa eine Woche vorher am Windberge mit Plättner und den anderen Beteiligten geweilt haben, es sei ihr aber auch da nicht bekannt geworden, um was es sich drehte. Belastet wird die Albinger dadurch, daß bei Plättner eine Aufstellung befunden worden ist, wie er den Deubener Raub verteilt hat; es befindet sich darunter die Vermerkung: für Liese 5000 M. Zeuge Neitzel, aus der Strafanstalt vorgeführt, und die Gaiowski sagen aus, daß sie das Geld allein weggebrachk haben. Der 47 Jahre alte Maschinenarbeiker Friedrich Lewandowsky und der 31 Jahre alte Schlosser Hermann Ott» Ferdinand Krause, beide aus Berlin und mit Plättner am Raube beteiligt, aus der Untersuchungshaft vorgeführt, ver mögen bestimmte Angaben nicht zu machen; es kann aber sein, daß sie die Albinger eine Woche vorher gesehen haben. Krause bemerkt besonders, er sei als Kraftwagenführer zum Raube gezwungen worden; er hatte bisher die Angeklagte bestimmt und ernstlich belastet. Das Gericht erkannte auf Freisprechung. Der seit Mitte Februar währende Haftbefehl wurde aufgehoben und die Albinger sofort entlassen. — Obgleich die Angestellten des sächsischen Landtages weder Reichs- noch Staatsangestellte sind und infolgedessen keine Veranlassung vorlag, sie zur Beteiligung an den De monstrationen aus Anlaß der Ermordung des Ministers Rathenau aufzufordern, wurde den Landtagsangestevken doch aufgegeben, Dienstag nachmittag ihren Dienst einzustellen. Die Folge davon war, daß die für Dienstag nachmittag an- gesehten Ausschußsthungen ausfallen mußten, was von einem Teil der Abgeordneten um so mehr bedauert wurde, als der Landtag ohnehin nicht weih, wie er mit seinen Aufgaben bis zu der vorgesehenen Vertagung fertig werden soll. Sayda. Hier wurde die Jagd für den südlichen Bezirk auf 6 Jahre verpachtet. Der Pachtzins stieg von 300 M. auf 4000 M. für das Jahr. Freiberg. Von der 2. Strafkammer des hiesigen Land gerichts wurde der Arbeiter Gustav Hellmut Rüdiger aus Possendorf wegen schwerer Urkundenfälschung zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt. Wilsdrvff. Die städtischen Kollegien verabschiedeten den Haushaltplan, der bei 3 600000 M. Gesamtbedarf 1600000 M. ungedeckten Fehlbetrag aufweist. Der Schul etat hat 750000 M. Fehlbetrag einschließlich 400000 M. an teilige Lehrgehälter. Das Elektrizitätswerk soll 40000 M. Ueberschuß bringen, den das Wasserwerk aber zusetzen will. Die Feuerlöschkasse verlangt 20 000 M. Die Position Minder- bemitteltenunterstützungen wurden mit 150000 M. bedacht. 65 000 M. werden gebraucht für Ausbesserungen Kes Rat hauses. Die Hundesteuer wird auf 100 M. für Lurushunde nnd 40 M. für Wach- und Zughunde, der Gewerbesteuer- Zuschlag und der Grundsteuerzuschlag auf je 25 0/0 festgesetzt.