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oUVIIMI Ltltlt'vlllll Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten sür die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Tolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1««. Sonntag, den 14. August 1881. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll den 18. August 1881 Vormittags II Uhr das zum Nachlaß der Frau Johanne Sophie gesch. Kühnert, geb. Uhl mann zu Falken gehörige Hausgrundstück nebst Garten, Nr. 3 des Brand- catasters, Nr. 82 des Flurbuchs und Fol. 3 des Grund- und Hypolhekenbuchs von Falken, welches Grundstück am 4. August d. I. ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 2625 Mark gewürdert worden ist, auf Antrag der Erben freiwillig an Ort und Stelle versteigert werden. Unter Bezugnahme auf den am hiesigen Gerichtsbrette, sowie im Rudolph- schen Gasthofe zu Falken und der Süß'schen Schankwirthschaft zu Langenchurs dorf aushängenden Anschlag, aus welchem die Versteigerungsbedingungen zu ersehen sind, wird solches hierdurch bekannt gemacht und bemerkt, daß nach be endigter Grundstttcksversteigerung auch das zum Kühnert'schen Nachlaß gehörige Mobiliar ortsgerichtlich soll versteigert werden. Waldenburg, den 8 August 1881. Das Königliche Amtsgericht. Baumbach. Klllmltiim aus AieLcrniMilbilWr Revier. In der Chares'schen Restauration in Altstadtwaldenbura sollen Freitag, den S«. August 1881, von Vormittag 9 Uhr an 0,s Hundert Laubholz-Reisig, 4 eichene Stämme von 18—37 ew. Mittenstärke, 6—14 m. lang, 2 birkene - - 24 und 29 s - 7 und 6 - - 129 kieferne - - 15—32 s 363 fichtene - - 11—32 r - 38 tannene - - 19—35 s r 2 eichene Klötze - 32 und 37 r Oberstärke, 3 und 3,s m. lang, 15 birkene - - 24—34 r - 3-5 210 fichtene Stangen - 3—4 r Unterstärke, 580 - - - 5—6 r - 740 - - - 7-9 s r 386 - - - 10-12 r s 140 - - - 13 — 15 r - 153 Rmtr. Laubholz-Scheite, 99 - Nadelholz- - 10 - Laubholz-Rollen, 15 - Nadelholz- - 6 - Laubholz-Stöcke, 70 - Nadelholz- - 64,4 - Nadelholz- - 73 Rmtr. tannene Brennrinden, s 66 - Nadelholz-Streu unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und bei den Stämmen, Klötzern und Stangen entweder gegen sofortige Bezahlung oder zum mindesten gegen Erlegung des fünften Theils der Erstehungssumme, bei allen übrigen Hölzern nur gegen sofortige volle Bezahlung versteigert werden. Nähere Auskunft ertheilt Reviersörster Zeis in Grünefeld. fürstlich Schönburg'sche Lorstverwaltung su Waldenburg. *Waldenburg, 13. August 1881. Zu Bismarck's Zoll- und Steuerreform. Halten wir einmal Umschau in unserem Vater lande und sehen wir, wie sich die praktischen Män ner der Landwirthschaft und Industrie zu der Zoll reform stellen, so ruft der Rentier Prieger in Wies baden in seinen jüngst veröffentlichten Darlegungen bezüglich der Zoll- und Steuerreform des Fürsten Bismarck aus. „Für die landwirthschaftlichen Zölle auf Getreide, Vieh u. s. w. sprechen sich fast alle landwirthschaftlichen Vereine, amtlichen Stellen und Behörden, kurz alle Stimmen aus landwirthschaft lichen Kreisen aus; gegen diese Zölle war auch nicht ein einziger landwirthschaftlicher Verein. Die Wünsche der Landwirthe sind enthalten in dem Cir cular, welches der Congreß deutscher Landwirthe im März 1879 an die Landwirthe und landwirthschaft lichen Vereine Deutschlands gerichtet; im wesent lichen lautet es: „In den nächsten Tagen werden die Geschicke der deutschen Landwirthschaft im Bundesrath entschieden. Es handelt sich hier bei um die wichtigsten Fragen unserer Existenz und unserer Zukunft. Bleibt die Landwirthschaft auch ferner das Stiefkind in der Ordnung der wirthschaftlichen Fragen, fährt man fort, die land- wirthschastlichen Erzeugnisse des Auslandes steuer- und zollfrei, außerdem mittelst Differentialtarifen und Resactien zu uns Hereinströmen zu lassen, so gehen wir der völligen Verarmung unausbleiblich entgegen. D" Ausland ist uns einfach überlegen in Bezug auf Bodengüte und Capitalkraft, Klima u. s. w., wir können die Concurrenz mit ihm nicht aushalten und müßen un „Kamps ums Dasein" zu Grunde gehen, wenn unsere Production nicht eine gerechte Ausgleichung erfährt. Wir verlangen nichts Unge rechtes, wir wollen leben lassen, aber auch selbst leben, wir wollen für uns, unsere Familie und Ar beiter ein auskömmliches, menschenwürdiges Dasein, wir wollen sür uns und nicht für das Ausland arbeiten. Wir verlangen keine Bevorzugung irgend welcher Art, wir wollen aber auch nicht, daß das Ausland und das internationale Großhändlerthum aus unserer Haut Riemen schneiden. Wir wollen, daß die gesammte vaterländische Arbeit in der Landwirthschaft, dem Handwerk und der Industrie gleichmäßig geschützt werbe, damit die ehrliche Ar beit, der redliche Erwerb wieder allenthalben seinen gedeihlichen Nahrungsraum findet. Wir wollen ferner, daß die in den ausländischen Producten enthaltene Arbeit auf unserem Markte nicht günstiger gestellt werde, wie die e gene, wir wollen, daß das Ausland für die Erlaubniß, die von unserem Gelde geschaffenen, mit unserem Gelbe geschützten und erhaltenen Märkte aufsuchen zu dürfen, das Gleiche an Steuern entrichten soll, was wir selbst sür die Erhaltung unseres Staates an Abgaben zu entrichten haben; wir wollen nach dieser Richtung mit einem Worte „Steuerausgleichungszölle". Landwirthschaft, Handwerk und Industrie machen mit den von ihnen beschäftigten Arbeitern, deren Existenz mit der un serigen eng verknüpft ist, des deutschen Volkes aus; wenn es uns wohl ergeht, dann befindet das ganze Volk sich wohl, wenn wir darben, darbt das ganze Volk mit uns, wie die Geschichte aller Länder und Völker und der augenblicklich herrschende Nolh- stand unwiderleglich beweist Was nützt es dem Arbeiter, wenn das Brot noch so wenig kostet, er aber nicht so viel verdient, um selbst das billige Brot zu kaufen? Nicht billiges Brot und Hungerlöhne der Arbeiter, sondern hohe Löhne für jegliche Arbeit und iheure Preise der land- wirthschastlichen Products sind das Zeichen fortgeschrit tener Cultur und des Wohlstandes der Völker. Jetzt oder nie müssen wir mit unseren Wünschen hervor- trelen, die Nation seufzt und windet sich unter der Geißel des Nothstandes, sie sehnt sich nach grund legenden Umgestaltungen des seitherigen falschen, wirthschaftlichen Systems; de: gewaltige Lenker unseres Staatsschiffes, unser großer Kanzler, ist der Landwirthschaft freundlich gesinnt, er hat es zu wiederholten Malen öffentlich ausgesprochen. Er hat durch seine ganze Vergangenheit und die glänzenden Thaten seiner Politik bewiesen, daß das Wohl des Ganzen ihm am Herzen liegt, daß alle Erwerbsklaffen gleich vor ihm gellen; darum kann und soll ihm jeder vertrauen, daß er es auch diesmal wohl meint mit dem ganzen Volke, daß er nicht einen Stand vor den anderen begünstigen will, sondern das große Ganze im Auge hat. Aber er muß sich auf die Wünsche der Landwirthe stützen können, er muß die Gewißheit haben, daß die ganze deutsche Landwirthschaft hinter ihm steht in dem Kampfe gegen die Angriffe des Auslandes, des Groß händler- uns Speculantenthums und seiner Vertreter im Parlamente " Beherzigenswerthe Worte fürwahr, welche besser als jede ausführliche Beschreibung die traurige Lage der deutschen Landwirthschaft schildern und klar und bün dig die nothwendigsten Mittel zur Abhülfe angeben. *Waldenburg, 13. August 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist bei seiner am Montag früh kurz vor 8 Uhr erfolgten Ankunft in Potsdam von seinen Enkelkindern, dem Prinzen und der Prinzessin Wil helm, dem Meiningen',chen Erbprinzenpaare und dem Erbgroßherzoge von Baden empfangen worden. Seine große Rüstigkeit und Frische hat bei allen, die den Kaiser bei der Ankunft sahen, freudiges Aufsehen erregt. Ob das Hoflager, welches der Kaiser in Babelsberg aufgeschlagen hat, sehr lange daselbst verbleiben wird, muß bei der eingelretenen sehr kühlen und windigen Witterung bezweifelt werden. Der deutsche Kronprinz wird in der zweiten Hälfte des Monat- August England verlaffen und sich in seiner Eigenschaft als General-Jnspector der 4. Armee-Jnspection zur Truppenbesichtigung nach Bayern und Würlemberg begeben. Der „Reichs-Anzeiger" meldet die Ernennung des preußischen Staatsministers Grafen zu Eulen burg zum Oberpräsidenten von Hessen-Nassau, und Schlieckmann's zum Unterstaatssekrelär des preu ßischen Ministeriums des Innern. Generalfeldmarschall Graf Moltke hat von dem König von Schweden die Insignien des Seraphinen- ordens erbalten. Das conservative Wahl-Comito in Memel hat, der „Mem. Ztg." zufolge, an den bisherigen Reichs tagsabgeordneten der Kreises Memel und Heydekrug Grafen Moltke die Anfrage gerichtet, ob derselbe eine Wiederwahl annehmen würde. Darauf ist dem Verein eine zusagende Antwort zugegangen.