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Aonigltch Sächsischer Staatranzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und LandeSkulturrentenbank-Berwaltuna, Übersicht der Einnahmen und Ausgaben der LandeS-Brandversicherungsanstalt, Übersichten de» K. S. Statistischen Landesamts über Ein. und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen de» K. S. Landesversicherungsamts, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. StaUsforstrevieren. Nr. 174. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. < Mittwoch, 30. Juli 1913. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstrahe 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf, die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Dat älteste Mitglied des Reichstage» Prälat vr. Lender ist gestern gestorben. * An der gestrigen Sitzung der Votschaftervereinigung wurde da» albanische Statut endgültig frstgelegt. Albanien soll danach von einem Fürsten regiert werden, der innerhalb sechs Monaten ernannt werden wird. * Die bulgarische Regierung hat Rumänien ersucht, Vidin zu besetze», um die Bevölkerung gegenüber etwaigen Racheakten der serbischen Truppen zu schützen. * Die Antwortnote Amerikas in der kalifornischen Landsrage hat iu Japan nicht befriedigt. Man bereitet dort eine dritte Rote vor. * Oester» abend brach in dem Rikjensveicher der Nord deutsche» EiSwerke i» Plötzensee Großseuer au», durch Las der Speicher, die Stallungen und der Maschiuenraum völlig zerstört wurden. Die Petroleum- und Ammoniak vorräte explodierten. Ei» Knabe ist getötet, ei» Feuer- wehrman» schwer verletzt. * Morgen beginnt der Strafprozeß in der sogenannten Kruppangelegenyeit. * Der Raubmörder Sternickel ist heute morgeu hiu- aerichtet worden. Seine beide» Mitschuldigen wurden z» lebtttSlänglichem Zuchthaus begnadigt. * In Jütland wurde heute früh eine heftige Erd bewegung bemerkt. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hause». Dresden, 30. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Christian, Herzog zu Sachsen, ist gestern 7 Uhr 10 Min. abends nach dem Rhein gereist. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Architekt Max Walther in Berlin-Friedenan das ihm von Sr. Königs. Hoheit dem Großherzog von Baden verliehene Ritterkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen annehme und trage. Herr Bezirksarzt Obermedizinalrat vr. v. Mücke in Zittau ist vom 6. August bis mit 5. September dieses Jahres beurlaubt. Er wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirksarzt Medizinalrat vr. v. Stieglitz in Löbau vertreten. 256II Bautzen, am 23. Juli 1913. 5320 Königliche Kreishanpimannschaft. Ernemrurtgett, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Anltu» u. öfsentl. Unterricht». Zu besetzen: Die Kirchschulstelle zu Greifen- dvrf. Koll : Das König!. Ministerium des Kultus und öfsentl. Unterrichts. Einkommen: Neben freier Wohnung mit Gartengenuß 1522,34 M. Grundgehalt, 100 M. für Verwaltungsgeschäfie, 150 M. für Fortbildungsschule, 762,01 M. vom Kirchendienste. Bewerbungs gesuche bis zum 15. August an den Künigl. Bezirksschulinspektor in (BehördlicheBekanntmachungeuerscheinen auch im AnkündigungSteile.) Nichtamtlicher Teil. vom Königlichen Hof«. Dresden, 30. Juli. Se. Majestät der König ist mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Ernst Heinrich von dem in das Benedigergebiet unternommenen Aus flug wohlbehalten nach Krimml zurückgekehrt. Se. Majestät der König wird mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Ernst Heinrich und den Prinzessinnen-Töchter» kommenden Freitag die Rückreise von Krimml antreten, Sonnabend, den 2. August, 5 Uhr 45 Min. früh in Dresden eintreffen und da» Königl. Schloß Moritzburg beziehen. Wegen de- bevorstehenden Aufenthalts der König lichen Familie im Schlosse Moritzburg können vom 1. August bi» 6. September Führungen im dortigen Schlosse nicht stattsinden. Deutsches Reich. Des Kaisers Nordlandreise. Aalestraud, 29. Juli. Sr. Majestät der Kaiser hörte heute vormittag die Borträge der Chefs dcs Militär- und des Marinekabinetts, sowie des Vertreters dcs Auswärtigen Amtes, Gesandten v. Treutler. Nach mittags unternahm der Kaiser einen Spaziergang und sah zur Abendtafel die Herren der deutschen Gesandtschaft an Bord als Gäste. König Haakon traf mit dem Minister des Äußern Jrgens und Gefolge um ^12 Uhr abends hier ein und wurde mit großer Begeisterung begrüßt. Ter Slaatsminister Mikkelsen kam um 10 Uhr abends an Bord seiner Jacht hier an. Das Wetter ist prachtvoll. Kleine politische Nachrichten. Sasbach, 29. Juli. Prälat vr. Lender ist um '/.3 Uhr gestorben. Lender war das älteste Mitglied des Reichstags, dem er seit seiner Gründung ununterbrochen angehörte. Er feierte heute sein 60jähriges Priesterjubiläum. Der neue Balkantneg. Die Kriegslage. Verlustreiche griechisch-bulgarische Kämpfe. Athen, 29. Juli. Das Kriegsministerium ver öffentlicht eine Depesche aus dem Hauptquartier vom heutigen Tage, wonach sich die Bulgaren nach der Nieder- läge vom 26. Juli gegen Dz umaja zurückzoae» und ihren Rückzug bereits weiter nach Norden fortsetzen wollten, als sie bedeutende Verstärkungen bekamen. Infolgedessen entschlossen sich die Bulgaren, die verlorenen Stellnngen wieder zu besetzen, und versammelten starke Truppenmassen gegen den rechten griechischen Flügel, besonders gegen die befestigten Anhöhen 1378 und 1078 nordwestlich von Dzumaja. Der Feind fühlte sich wahr scheinlich stark genug, und begnügte sich nicht damit, seine Stellungen zu behaupten, sondern nnternahm fortgesetzt heftige Angriffe, die stets mit großen Verlusten ab geschlagen wurden. Ein Regiment auf .dem rechten griechischen Flügel eroberte dreimal mit dem Bajonett die Höhe 1378 nnd wurde dreimal wieder vertrieben. Schließlich wurden die Bulgaren am 27. Juli früh end gültig vertrieben. Der Kampf auf dem äußersten rechten Flügel dauerte vorgestern mit der gleichen Hartnäckigkeit den ganzen Tag hindurch an und endete in der Nacht unentschieden und mit großen Verlusten für die Griechen. Aber die Bulgaren erlitten noch größere Verluste. Als sich am 27. Juli früh der Kampf end gültig zugunsten der Griechen entschied, zogen sich die Bulgaren, da ihre Stellungen erschüttert waren, in der Nacht zurück. Die Nachhut der Bulgaren wurde durch griechische Artillerie beschossen. Als die die Bulgaren verfolgenden griechischen Truppen sich Dzumaja auf 4 km genähert hatten, zogen sich die Bulgaren zurück, nachdem sie die Stadt in Brand gesetzt hatten. Auf dem linken griechischen Flügel, dem die Bulgaren starke Kräfte gegen übergestellt haben, dauern die Kämpfe fort. Die Griechen besetzte» gestern, ohne Widerstand zu finden, Gümüldjina. Die Bulgaren ließen drei Be lagerungsgeschütze im Stiche. Der Kampf um Bidin. Belgrad, 30.Juli. Das SerbischePreßbureau meldet: Die serbischen Truppen, die vor Vidin selbst ein getroffen sind, haben die Einschließungslinien ge schlossen und das Dorf Tapartchy, 3 km von der Stadt entfernt, besetzt. Von den serbischen Stellungen aus sah man, daß iu Vidiu die weiße Flagge gehißt wurde, aber der Feind entschloß sich dennoch, die Stadt bis aufs äußerste zu verteidigen. Die serbischen Stellungen an der alten Grenze wurden heute, wie in den letzten drei Tagen, von den Bulgaren angegriffen, aber alle Angriffe wurden zurückgewiesen. Der Vorstoß der Lürken. Eine Unterredung mildem türkischen Thronfolger und Enver Bey. Paris, 30. Juli. Der Sonderberichterstatter des „Matin" telegraphiert aus Adrianopel, daß ihm der türkische Thronfolger erklärt habe: Ich kann nicht glauben, daß Europa un» wirklich Adrianopel wegnehmen will, und den noch nicht ratifizierten Londoner Vertrag als gültig ansieht, während eS die schiedsgerichtliche Ent scheidung von St. Petersburg aushebt. DaS Mißgeschick der Waffen hat uns für einen Augenblick aus Adrianopel vertrieben. Die Tapferkeit der Muselmanen hat diese Stadt zurückerobert. Adrianopel ist heute für unS heiliger deun je. Man möge in Europa aber nicht glauben, daß wir nach der Rückeroberung mufelmanischen Gebietes uns abenteuerfüchtig von dem Reformwerke ab wenden werden, das wir in unserem asiatischen Reiche unternehmen. Die Rückeroberung Adrianopels bedeutet für mein Vaterland die Hoffnung auf Wiedergeburt und das Unterpfand des göttlichen Beistandes. — Enver Bey erklärte demselben Berichterstatter: Wir werden Ndrianopel niemals räumen. Wir werden uns hier bis auf den letzten Mann töten lassen, wenn es sein muß. Das ist der Entschluß der Armee. Bulgarische Zugeständnisse? Paris, 29. Juli. Die aus Sofia hier eingetroffeuen Nachrichten, wonach das bulgarische Kabinett geneigt wäre, der Türkei die Schleifung der Festungswerke von Adrianopel, die Neutralisierung der Stadt, die Ernennung eines religiösen Oberhauptes sowie eine besondere Zollbehörde zn bewilligen, wird hier mit lebhafter Befriedigung ausgenommen. Sollten diese wichtigen Konzessionen nicht genügen, so würden dann Rußland und Österreich die Erledigung der Angelegen heit in die Hand nehmen. Osman Nizami Paschas Sendung. Konstantinopel, 29. Juli. Der wahre Zweck der Reise Osman Nizami Paschas ist, wie versichert wird, den türkischen Standpunkt in bezug aus die neue türkisch-bulgarische Grenze den europäischen Kabinetten klarzumachen. Deshalb wird Osman Nizami in jeder Hauptstadt ein bis zwei Tage bleiben und mit den Staatsmännern der Großmächte in Fühlung trete». ttm ven Frieden. Bulgarische Anlehnung an Rumänien. Bnkarest, 29. Juli. Die bulgarischen Vertreter auf der Friedenskonferenz haben nicht verabsäumt, durch Vermittlung der hiesigen Gesandten der Großmächte die tadellose Haltung der rumänischen Truppen in Bulgarien anzuerkennen. Die bulgarische Negierung hat Rumänien er sucht, Vidin zu besetzen, um die Bevölkerung gegen über eventuellen Racheakten der serbischen Truppen zu schützen. Infolge diese- Ersuchens fand zwischen den Ministerpräsidenten Majorescu und Pasitsch eine Be sprechung statt. Die diesbezüglichen Verhandlungen dauern sort. Vor Beginn der Bukarester Konferenz. Bukarest, 29. Juli. Der griechische Minister präsident Venizelos und die hellenische Mission sind gestern, abend 10 Uhr in Bukarest angekommen. Venizelos stattete heule vormittag dem Ministerpräsidenten Majorescn einen Besuch ab. Die erste Sitzung der Konferenz wird inorgen stattsinden. Die offiziöse „Pr esa" schreibt in einem Leitartikel: Rumänien wird in der wichtigen Rolle eines mäßigen den Friedensstifters fortfahren, einer Rolle, für die Rumänien weder die materielle noch die moralische Hege monie verlangt, und die es übernimmt, um die Genug tuung erfüllter Pflicht zu haben. In allen politischen Kreisen wird mit Befriedigung festgestellt, daß alle Vertreter der Friedenskonferenz absolute Vollmacht haben, sodaß man hofft, ohne all zu große Schwierigkeiten und in nicht allzu langer Zeit mit den Bukarester Verhandlungen zn Ende zu kommen. Griechenland beansprucht Kavalla. Bukarest, 29. Juli. Der griechische Ministerpräsi dent Venizelos erklärte in einem Interview: Bor dem zweiten Kriege wäre Kavalla den Bulgaren zugefallen. Wie können wir aber jetzt nach dem für uns siegreichen Kriege auf die ganz griechische Stadt verzichten? Die Haltung ver Großmächte. Eine italienische Stimme. Nom, 29. Juli. In bezug auf die in der Presse verbreiteten Meldungen über die Haltung Italiens und der anderen Mächte gegenüber der jetzigen Lage schreibt die „Tribuna": Italien übt in keiner Rich tung einen Druck aus und arbeitet bei beständiger Fühlungnahme mit seinen Verbündeten an dem gemein samen Ziele aller Mächte, die einig sind in dem Wunsche nach einer friedlichen Lösung aller gegenwärtigen Schwierigkeiten. Italien ist an der Aufrechterhaltung de» Gleichgewichtes auf dem Balkan interessiert ebenso wie an der Wahrung der Unverletzlichkeit der asiatischen Türkei und am Gleichgewicht am