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MsdmffllÄMM erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts -harandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend A7°AnAÜch°°^ der 8°Uung oder Kürzung dc- Bezugspreis-- Rücks-ndung -iugesund.er Schris.stück- für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter F e r n s p r e ch e r: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch F-rnruI übermi..-tt-n Anzeigen übern, wir kein- G°r°n.ie. Jeder R°b°..°n,pruch erlisch^w°n7 d«Be,wodurch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nr. 45 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 22. Februar 1933 Oie Feuerprobe. Fast einundeinhalbes Jahr hat das Verfahren ge dauert, das vor dem Völkerbund das Vordringen Japan- in der Mandschurei herbeigeführt hat und das jetzt seiner Endentscheidung entgegengehen soll. Am 18. Septembei 1931 kam es zu den ersten Zusammenstößen zwischen der Japanern und den chinesischen Truppen in der Man dschurei, das Ende war hier bekanntlich die tatsächliche und völlige Losreißung dieses fernöstlichen Gebietes vor China, dem es allerdings lange nicht angehört hatte. De, wiedererwachte chinesische Nationalismus hatte aber ver sucht, durch eine zielbewußt gelenkte Masseneinwanderuns dieses Außenland sozusagen auf friedlichem Wege zurück zuerobern. Die weiteren Ereignisse, die die Japaner erst bis zur russischen Nordgrenze und jetzt in die chinesisch« Provinz Dschehol, außerdem zur „Selbständigkeits erklärung" des neuen Staates Mandschnkuo führten, sind erfolgt, während man sich in Genf abmühte, im Sinne des Völkerbundstatuts zunächst einmal ein Vermitt- l« ugs - und dann — zwecks Schlichtung des Streits — einUntersuchungsversahren einzuleiten und zu Ende zu bringen. Dieses zweite, nun abgeschlossene Verfahren baut sich auf den Artikeln 10 und 15 der Bundessatzung auf, wonach bei einem Scheitern der gütlichen Vermittlung die streiten den Parteien dem Richterspruch des Bundes unterworfen sind. Das Schlichtungsverfahren des in Genf in monate langen Beratungen arbeitenden Sonderausschusses miß lang aber, da sich seine Vorschläge auf den Feststellungen und Empfehlungen des vor einem Jahre nach der Man dschurei entsandten Untersuchungsausschusses aufbauten und da Japan auf die beiden Hauptfragen, ob es dre Hoheit Chinas über die Mandschurei anerkennen und den Marsch in die Provinz Dschehol unterlassen wolle, glatt weg verneinend geantwortet hat und diese Ablehnung auch durch Taten bekräftigte. Daher wird jetzt die in Genf zu sammengetretene Bundesversammlung selbst zunächst offiziell darüber unterrichtet, daß der Ausschuß feine Schlichtungsbemühungen für erfolglos und beendet erkläre und seinen Auftrag an den Völkerbund zurückgebe. Der Bund erhält aber außerdem noch einen anderen Bericht vorgelegt, den jener Ausschuß schon ausgearbeitet hat und der von den Vertretern des Völkerbundrates so wie sieben kleinerer Mitgliedsstaaten unterschrieben ist. Darin wird ein eigenes „Urteil" des Bundes über den Streitfall und die eigenen „Lösungsvorschläge" auseinandergesetzt. Daß wesentliche Änderungen daran vorgenommen werden, ist kaum noch wahrscheinlich. „ Der wichtigste Teil dieses urteilsist Wohl die Fest stellung, daß das japanische Vorgehen vor allem weder mit dem Völkerbund- noch mit dem Kellogg-Pakt zu verein baren sei und daß der Marsch auf Dschehol noch eine Ver stärkung des Angriffscharakters der japanischen Politik darstelle. Die Lösungs Vorschläge gehen dahin, daß die japanischen Truppen wieder an die mandschurischen Bahnen zurückgezogen werden sollen, daß ferner Man- dschukuo als Staat nicht anerkannt wird, dagegen unter der Oberhoheit Chinas eine weitgehende Autonomie er hält. Das ist klar und unzweideutig und der Angriff wird auch wirklich ein Angriff genannt. Allerdings unterliegt auch dieser Bericht erst noch der Beratung, aber in Genf ist man niln schon so weit gegangen, daß eine Umkehr kaum noch möglich erscheint. Gewiß ist das Verfahren vor dem Völkerbund außer ordentlich langwierig gewesen und in der großen Verlegen heit, die dem Bunde durch das Vordringen Japans bereitet wurde, hat man sich in Genf überhaupt nicht gerade sehr beeilt, das Verfahren zu beschleunigen. Denn wenn der Völkerbund dem Bericht entsprechend beschließt, so ist Japan, namentlich im Sinne des Kellogg-Paktes, „ge ächtet", — aber das ist auch alles, was praktisch der Völkerbund überhaupt zu tun vermag! Allzu viel ist das also gerade nicht! Eine Vundesexekution gegen Japan ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit Darin aber liegt gerade das Zielbewußte der Politik Japans, daß es in einem bedeutsamen Augenblick, in dem sich der Völkerbund gegen die japanische Regierung und ihre Polttik wendet, nicht bloß alles ablehnt, was man von ihr verlangt, sondern obendrein noch mit der sofortigen Abreise ihrer Vertreter aus Genf zu drohen vermag. Der Angriff Japans setzte 1931 zu einer Zeit ein, als sein wich tigster europäischer Gegenspieler, England, in schwerster wirtschaftlicher Not war und die Entwertung des Pfundes den Erdball erschütterte. Ebensowenig hat man sich in Tokio durch Proteste oder papierne Drohungen Amerikas auch nur einen Moment beirren lassen. In London rechnet man heute auch gar nicht mehr damit, daß die Japaner sich mit der Provinz Dschehol begnügen und etwa an der großen chinesischen Mauer haltmachen werden. Sie setzen sich selbst das Ziel, bis zu dem sie vorrucken werden, und das vielleicht erst bei der Eroberung des Herzens Nordchinas gesteckt ist. England, Rußland, die Vereinigten Staaten haben heute derartige Sorgen, daß sie dem japanischen Vorgehen mit gebundenen Händen zusehen müssen. Und der Völkerbund ist machtlos. Moralische Erklärungen gegen Japan sind sinnlos. Ein Appell an die wirt schaftliche Vernunft in Tokio, im Fernen Osten die Die AlWen könstW Kulturpolitik. Vizekanzler von Papen über den Kampf gegen den Marxismus. Vizekanzler von Papen sprach in der Aula der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin vor der nationalen Studentenschaft. Er führte u. a. aus: An der Wende der Zeiten, in der wir leben, gehl es nicht etwa um die Knebelung des Geistes, sondern um die Wiederher stellung seiner dienenden Stellung gegenüber dem gott- erfüllten Leben, von dem ihn die Wissenschaft zeitweise ge trennt hatte. Alle wahren Revolutionen sind solche des Geistes gegen die Mechanik. Deshalb ist nicht der Bolschewismus die wirkliche Revolution des 20. Jahrhunderts, der Bolschewismus, der vielmehr Sklavenaufstand und endgültige Mechanisierung des Lebens bedeutet. Die wahre Revolution des 20. Jahr hunderts, die überall in Europa angehoben hat, ist viel mehr die der heroischen und gottverbundenen Persönlich keit gegen unlebendige Fesselung, gegen Unterdrückung des göttlichen Funkens und des Schöpferischen im Menschen, gegen Mechanisierung und Kollektivi- sierung. Aus dieser meiner Ausführung wird klar, was ich unter Kampf gegen den Marxismus, wie wir ihn führen wollen, verstanden haben will. Aber wenn wir diesen Kampf führen müssen, dürfen wir nie mals die eigene Schuld der letzten Generation ver gessen, die in der Überbürokratisierung des Staates, in der Verkapitalisierung unseres Besitzes und unseres Unternehmertums diesen kollektivistischen Irrweg weitgehend vorbereitet hat. Deshalb darf der Kampf nicht Vom liberalen Standort ausgeführt werden, nicht für das anonyme unkontrollierbare Finanz kapital, nicht für den zufälligen Besitzstand von heute, sondern für die Verwurzelung und Neuordnung des gesamten Volkstums. Ziel einer wirklichen Sozialpolitik müßte sein, jeden Deut schen womöglich in den Stand zu setzen, das eigene Lebensrisiko zu tragen. Wo diese Lebenskraft fehlte, müßte ste entwickelt und unterstützt werden, wo kein Besitz mehr vorhanden war, mußte die Möglichkeit zu neuem Besitz eröffnet werden und dort, wo der einzelne zu schwach war, mußte das alte deutsche Ideal der genossenschaftlichen Selbsthilfe angestrebt werden. Wenn man bisher geglaubt hat, daß der Stimmzettel ein Spiegelbild dessen sei, was ein Volk in seinem Inner sten will, oder daß der Stimmzettel zum Ausdruck bringen könne, was ihm von Gott und der Geschichte als Ziel ge setzt sei, so sind wir der Ansicht, dem Wahn ein Ende zu machen, als ob ein Volk gleich sei der Summe seiner Par teien oder als ob sein Wille und sein Ziel durch eine Parteibürokratie verkörpert werden kann. Warum be ¬ greift denn die Linke nicht, daß es noch eine andere Demokratie gibt, als sie jene Anleihe darstellt, die tn Weimar vom westlichen Staatsgedanken gemacht wurde. Die Zeit des Denkens in den Vorstellun gen der französischen Revolution ist vorüber. Die nationale Bewegung hat die Macht ergriffen. Wir wissen, daß Macht erhalten schwerer ist als Macht erobern. Und die Führer der nationalen Bewegung sollten sich keiner Täuschung dar über hingeben, daß Macht nur der hält, wer sie aus dem Geiste heraus handhabt. Niemand streitet den links von uns stehenden Parteien Vaterlandsliebe und Bejahung des Volkstums ab. Sie sollen dann aber auch beherzt mit allen pazifistischen und zersetzenden Strömungen brechen. Ist aber der Nationalisierungsprozetz zu einem gewissen Abschluß gelangt, dann erst ergibt sich die eigent liche Aufgabe der geistigen deutschen Revolution, vor der wir stehen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um unsere Volkswerdung und um die Grundsteinlegung des neuen Reiches. Nicht nur ganz Europa, sondern insbesondere wir Deut schen stehen vor dem großen Problem, das Prinzip der Demokratie mit dem der Aristokratie zu ver söhnen. Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, zu Menschen aufzusehen, die etwas sind kraft Geist und Charakter; die wahr und treu sein sollen; die Herren sind, weit ste dienen können, die nicht von sich reden, weil sie sicher in sich ruhen; die nicht mani festieren, solidem Würde ausstrahlcn. Und wer, meine Herren, ist unter Ihnen, der bei diesen Worten nicht an den einzigen Mann denkt in Deutschland, der allen sichtbar diese Bedingungen erfüllt; an unseren verehrten HerrnReichspräsidenten. Die Mode einer Zeit und die mit ihr irrenden Massen bestehen oft vor dem Richterstuhl der Geschichte nicht. Andererseits ist eine wahre demokratische Grundlage nur möglich, wenn die Nückverwandlung der Masse im Volk in Angriff genommen und vollendet wird. Dies ist die große Aufgabe der geistigen deutschen Revo lution, die Voraussetzung einer echten Lebensordnung, die den Klassenkampf ablösen muß. Wir wir den P a r t e i e n st a a t beseitigen wollen, dann müssen wir zunächst das eigene Parteibuch wegwerfen. Unser vornehmstes Ziel wird sein, die drei großen Heersäulen der nationalen Bewegung geistig zu ver schmelzen, den Vorkämpfern und geistigen Gestaltern das ihnen gebührende Arbeitsfeld zu eröffnen, den Staat nicht ilur den Massencxponcntcn zu überlassen, sondern ihm alle geistig freien Energien dienstbar zu machen, die in den harten letzten fünfzehn Jahren für eine bessere Zn kunst gekämpft haben. Oer Reichskommissar sür öen gewerblichen Mittelstand. Die Beschlüsse der Reichskabinettssitzung. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett beschäftigte sich nochmals eingehend mit der Kranken scheingebühr in der Krankenversicherung. Es wurde einstimmig beschlossen, den Krankenschein vollständig zu beseitigen. Bei der Aufrechterhaltung der augenblicklichen Wirtschaft und Verwaltung der Krankenkassen kann nur eine ErmäßigungderGebührum25Pfennig eintreten. Um die völlige Beseitigung der Kranken scheingebühr zu erreichen, ist eine gründliche Reorganisa tion des gesamten Krankenkassenwesens notwendig, wobei insbesondere eine wesentliche Ermäßigung der Verwal tungskosten eintreten muß. Es soll aber auch das ganze Finanzwesen der Krankenkassen geprüft werden. Hierzu ist eine wesentliche Ausdehnung der Aufsicht über die Krankenversicherung notwendig. Das Reichs kabinett wird hierfür alsbald die gesetzlich erforderlichen Voraussetzungen schaffen. Ferner beschloß das Neichskabinett die Bereitstellung von 3 0 Millionen Mark für die Gewährung von Zuschüssen anmittelständischeKreditinstitute und die Weiterzahlung von Beihilfen für den Metall erzbau. Flammen nicht noch höher auflodern zu lassen, ist hoff nungslos. Für den Völkerbund aber wird in diesen Tagen der Beweis erbracht, wo die Grenzen seines Ein flusses gesteckt sind, — von seiner Macht gar nicht zu reden! Das ist eine Entscheidung, die für uns Europäer noch weit hinausgeht über das Kriegsfeuer im Fernen Osten. Es ist eine wirkliche „Feuerprobe" für den Völkerbund. Er hat sie nicht bestanden. Das Neichskabinett beschloß weiter die Einsetzung eines Reichskommissars für den gewerblichen Mittelstand beim Reichswirtschaftsministerium. * Zu der amtlichen Verlautbarung wird noch folgendes bekannt: Es war ursprünglich beantragt worden, ins gesamt 38 Millionen für die Gewährung von Zuschüssen an mittelständische Kreditinstitute und anKonsumver - eine zur Verfügung zu stellen. Die für die Konsum- Vereine beantragten 8 Millionen Mark sind gestrichen worden. Das Neichskabinett wird dem Reichspräsidenten zum Rcichskommissar für den gewerblichen Mittelstand bei,» Reichswirtschaftsministcrium den Syndikus der Hand werkskammer in Hannover, Wienböck, Vorschlägen. Händler- und Handwerkerforderungen in der Osthilfe. 15 Millionen Mark zur Verminderung der Verluste. Amtlich wird mitgeteilt: Der R e i ch s k o m m i s s a r für die Ost Hilfe hat wiederholt Anweisungen ge geben, daß die Forderungen der Handwerker und Kleingewerbetreibenden im Rahmen der ein zelnen Entschuldungsverfahren voll berücksichtigt werden. Darüber hinaus hat sich der Reichskommissar für die Osthilse jetzt bereit erklärt, zur weiteren Verminderung der Verluste der mit der östlichen Landwirtschaft ver flochtenen, nicht genossenschaftlich organisierten gewerb lichen Gläubiger, insbesondere der Händler und H and w erker, bei der Entschuldung der landwirtschaft- . liehen Betriebe im Osthilfegebiet den Betrag von 15 Mil lionen Mark — verteilt auf fünf Rechnungsjahre — zur Verfügung zu stellen. Es ist eine der Ablösung der Genossenschaftsforderungen durch das Reich ähnliche Rege lung in Aussicht genommen.