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Erscheint jeden Wochentag früh »Uhr. Inserate Wer tz«, bis Nachniittag« z Uhr für die nächst- nscheincnde Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich 1L Ngr. Inserate «erben dl, gespaltene Zeile oder deren Raum mit S L, berechnet. Aintsk!att -rs König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsamter nnd der Sta-träthr zu Freiberg, Sayda und Brand. 207. Dienstag, den 7. September. 1858. - ' - - — > > . - "»x-»' Tagesgeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 14. Sept. Nachmittags 3 Uhr. Verhandlungstermin in Privatanklage- sachen Henrietten vcrehel. Richter wider David Daniel Müller allhier. Dresden, 2. Sept. (D. A. Z.) Vor ein paar Tagen fnetle der Feldwebel Klemm, dem der Prinz Napoleon im vor. Jahre bei seiner Anwesenheit hier einen kostbaren Brillantring verehrte, das seltene Jubelfest seines 70jährigcn Militärdienstes in grösiter Stille unter seinen nächsten Freunden und Kameraden. Wie rüstig der noch an kein Winterquartier des Lebens denkende Greis ist, geht daraus hervor, daß er soeben wieder als Stell vertreter eingetreten ist. Wer einst die königliche Fähre bei Pill nitz passirt hat, wird sich des hübschen Greises im Silbcrschmuck des Haares erinnern, der die dortigen Pionniere commandirt. Aus Roßwein. (D. I.) Am 2. September früh 2 Uhr brannte das Wiesenhaus, eine nahe bei Roßwein im Muldenthale gelesene Schcnkwirthschaft, ab. Von Habseligkeiten konnte we nig gerettet werden, da das Feuer in dem leicht gebauten und mit Stroh gedeckten Hause schnell um sich griff. Die Entstehungs- ursache ist noch nicht ermittelt. Leider fand das unter dem Dache schlafende I8jährige Dienstmädchen einen schrecklichen Tod in de» Flammen. Der zu einem Klumpen verkohlte Körper ge währte einen schauerlichen Anblick. Berlin. Die Morning Post enthält Studien über das preußische Heerwesen und gelangt zu Lem Schluß, daß Preußen factisch die größte Militärmacht in Mitteleuropa sei. Im Jahre 1850 habe cs eine Armee von. kaum weniger als 500,000 Mann ins Feld gestellt. Allein die Schüchternheit des Berliner Hofs sei dieser Kraft nicht würdig gewesen. Eine Hauptquelle direkter militärischer Ueberlegenheit besitze Preußen in seinem wenn auch jungen und unflüggen Parlament; die 1850 gewährte politische Freiheit trage die Keime großer Ent wicklungsfähigkeit in sich und habe den conservativen Kern der Nation gestärkt nnd erweitert. Während Oesterreich im Fall eines europäischen Kampfes zwei Drittheile seiner Armee zur Niederhaltung mehrere seiner eigenen Provinzen daheim behal ten müßte, würde Preußen über seine Truppenkraft mit unend lich größerer Freiheit verfügen können. Ganz Deutschland möge daraus ersehen, daß, während bei der heutigen Lage Europas ein großes Heerwesen unentbehrlich ist, eine ge- maßigre politische Freiheit zu den Hauptbedingungen stabiler Macht gehöre. Gotha, 3. Sept. (Dr. I.) Gestern haben in dem hie sigen Schützenhause die Vertreter von 26 thüringischen Schützen gesellschaften eine Versammlung abgihalten, in welcher beschlos sen wurde, daß in der Zeit vom 15. bis 30. Juni 1859 in Gotha ein gemeinschaftliches thüringisches Schützenfest abgehal ten und hierbei über die förmliche Constituirung eines thürin gischen Schützenbundes verhandelt werden soll. Die Ausfüh rung übernehmen die gothaischen activen Schützen. Jede Cor poration von Schützen, welche sich betheiligt, zahlt 20 Thlr. Borschuß, mit dem Anspruch auf Dividende vom Ueberschuß, aber auch mit der Verpflichtung zur Nachzahlung. Die Dauer des Festes wird auf vier Tage bestimmt. Es werden 20 Schei ben aufgestellt zum freien Handschießen und zum Auflegen für fliegende Rennen und für Prämienschießen. Diejenigen Ge sellschaften, welche ihren Beitritt noch nicht erklärt haben, wer den aufgefordert, binnen vier Wochen ihre Erklärung ab- zugebcn. — Die hiesige Polizei hat in Bezug auf das während deS gegenwärtigen Vogelschießens statlfindende Hazardspiel auf dem Schützenhofe eine Verordnung erlassen, nach welcher Almosen» empfängcr und Unmündige zum Spielzimmed nicht zugelassen werden, der städtische Commtffar sowie die untern Polizeibeamten aber stets freien Zutritt haben und für das übrige Publikum die Lösung einer (mit dem stadträthlichen Stempel versehenen) Karte im Preise zu 1 Thlr. nöthig ist, um diesen Zutritt zu erlangen. Für die, welche aus dem Spielzimmer sich entfernen wollen, werden Retonrbillets nicht gegeben, sodaß jeder Rück» kehrende von neuem 1 Thlr. bezahlen muß. Zugleich ist, um dem Andrang« Unbemittelter zu begegnen, das sogenannte Da menroulette verboten, bei welchem der Einsatz nur 5 Sgr. brtrug. Man hat bemerkt, daß die Frequenz des Spielzimmers in diesem Jahre weit geringer ist als in Len Vorjahren. Aus der Wctterau vom 1. August wird dem Frankfurter Journal geschrieben: „Wie ein katholisches Sonntagsblatt be richtet, erregt Maria v. Moerl, zu Kalter« in Tirol, gegen wärtig großes Aussehen. Diese Jungfrau hat nämlich seit mehr als zwanzig Jahren „die Wundmale deS Herrn" in wunderbarer Weise empfangen und trägt sie an ihrem Leibe. Die Hand- i wunden verbirgt sie gewöhnlich. Ein Ungenannter, der sie be suchte, dem sie in dem Augenblick, als er ihre Hand küssen i wollte, auf die Hand schlug, sah sie sehr deutlich. Nach dessen Angabe sind sie an der äußern Fläche der Hand, nicht größer ! als der Kopf eines starken Nagels und wie mit einer Kruste von getrocknetem Blute überzogen. Die Wunden brechen jeden Freitag auf und bluten. Freitag« Nachmittags betrachtet sie allwöchentlich den Todeskampf des Herrn am Kreuze in einer Weise, daß sic selbst mit ihrem gekreuzigten Meister körperlich leidet. Knieend in ihrem Bette, die Hände gefaltet, die Arme straff am Leibe hinabgestrcckt, das Haar aufgelöst, hört man nichts als schweres Athcmholen und zugleich ein tiefe« Stöhnen. Das trockene Schlucken hallt in ihr wider, als ob eS in eine» hohlen, zerrissenen Körper gefallen wäre, wie es oft bei Ster benden vorkommt. Dann athmet sie wieder einige Minnien tief weiter, zieht die Arme noch straffer an, und alle Glieder krachen, als ob sie gewaltsam verrenkt worden. Nach heftigem Stöhnen neigt sie das Haupt, breitet die Arme auS, als oh Sie am Kreuze hinge, und sinkt dann langsam auf das Kissen zurück. Maria ist sogar leidend und wie Alle sagen, kränkelt sie hoffnungslos. Der Zulauf ist außerordentlich. Wer sie sieht, soll aber auch einen Schleier weniger vor den Augen ha ben, der zwischen diesseits und jenseits gezogen ist! Wer sie zu sehen wünscht, hat sich an ihren Beichtvater, Pater Capistran, zu wenden." Neuenburg, 31. August. Am 28. August ward, nach Mittheilung des „Bund", in La Tourne eine Versammlung von Gemeindeabgeordneten abgehalten, um sich über die Ein bürgerung von Heimathlosen und Cantonbürger ohne Gemeinde» bürgerrecht (bekanntlich über 3000 an der Zahl) zu berathen. Die Mehrheit der anwesenden Vertreter sprach sich für die Vertheilung derselben auf alle Gemeinden aus. Paris, 2. Sept. (D. A. Z.) Laut amtlicher Angabe be finden sich in Algerien noch an dreitausend politische Sträflinge, welche in verschiedenen Zeitabschnitten deportirt worden sind. Die Regierung soll sich ernstlich mit dem Schicksal dieser Un glücklichen beschäftigen und daran denken, sie ihrem Vaterland« und ihren Familien zurückzugeben. — Aboul-Azis, der Bruder deS Sultans, hat vom Großherrn die oft verlangte und bisher verweigerte Erlaubniß erhalten, eine Reise nach Paris zu unter nehmen, und man denkt, daß er zu Anfang October hier ein treffen werde. London, 1. September. Seit einigen Wochen — bemerkt die „Times" — plagt die Amerikaner und zwar die Männer der Union so gut wie die Canadier eine gewaltige Sehnsucht