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Dresdner Journal : 29.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188904291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-04
- Tag 1889-04-29
-
Monat
1889-04
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 29.04.1889
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W98. Montag, den 29. April, abends. 1889. ttr vr«»ä«> vi«rtoIjU»rtivk > N -0 ?1., dat ä«Q L«ü»«rl. cksut«op«Q MdrUot» 8 IN.; iu»«vrk»Id äe» cksattol»«» Loied», tritt kost- u»a 8t»>up«l-u»obl»8 8imn. ^allNockixLn^vdNNr«» r l>'ür cko» N»uw vivor »osp»It«»«» 2«Uv klomor 8ckritt LV kk. vntor „Lur^o«»oat- äi« 2«il« KV kf. Loi UdoUov- m»ä 2iS»r^tt« ootspr. Auk»ol»t»js. aut XaiL»plos 8sr 8oaa- a»ck ksisrt»g« »boaä». k»riupr«vl>-AL»oKtu»»i Ar. ILA». Dres-nerZourml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. LaaaNm» ro» FLKttiutlifU»uv» »»»Mkrt», LvliiiuisiiooLr cks» Ur«»äa«r ^oara»l»s S»»dLr» L»rU» -Vt«o I^lpUI - L»»«1 Lr««1»a kr»L»kLr» ». ».: LaaoEte»» L ko-ter, »«rltu Vt«o Lu»d»r^ ?r»^ - rr-u^kart ». N-ULLvd»»: L«tck. Lto«« , k»rti -Lo»ck»o-L«rUL-rr>ulLri»rt ». ».-»totl^srt: La«»öe L Oo.» L«rUo: /nvatickenckunl:, ÜVrUt,: ü LfMer» ^»c^/otA«',' N»L»or«rr 6. Sc/»ü«ter, u»u« ». ».! F Loret L 0». ll«r»u»^«t»or: Naai^I. Lrpoäitioa cts, Urosctaor ^ounuü». Orosäoa, LMur^vritr»»«« >0. tsrusprsod-ALiepta«: Ar. ILA». Amtlicher Teil. DreSdeu, 25. April. Se. Majestät der König haben dem Oberlehrer an der Realschule in Werdau, Theodor Loui» Kunze, da» Ritterkreuz II. Klasse des AlbrechtSordens zu verleihen Allergnädlgst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Zinngießermeister Große in Dresden das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung. Das Ministerium des Innern hat nach 8 38 des Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Entwässiiungs- und Bewässerungs anlagen vom lb. August 1855, sowie 8 4 der dazu gehörigen Ausführungsverordnung, tue Amtshauptmannfchaft Chemnitz für Angelegenheiten der Regulirung des Lhemnitz- flusseS m Altchemnitz und den benachbarten Fluren mit Auftrag versehen, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 25 April 1889. Ministerium des Innern v. Nostitz-Wallwitz. Müller. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. München, 29. April. lTel d. DreSdn.Journ.) Ei> er offiziellen Meldung zufolge ist im Befinden Ihrer Majestät der Königin-Mutter eine wesent liche Änderung nicht eingetreten. Die Verdauung»- störungen und die Schwäche bestehen fort. Prag, 29. April. (Tel. d. Dresdu.Jomn) Die gestrige Versammlung der liberalen Großgrund besitzer lehnte den Kompromißantrag deS Wahl- komiteeS der konservativen Großgrundbesitzer ab, worin ersteren unter der Bedingung deS Eintritts in den Landtag 15 Mandate angeboren wurden. Paris, 29. April. (TU. d. Dresd» Journ.) Dem Vernehmen nach find die allgemeinen Wah len auf den 29. September festgesetzt. — Gestern fand in Caudebec bei dem Maire Olivier, welcher eine Konferenz der Boulangisten einberufev hatte, Haussuchung statt. London, 28. April, abendS. (W.T. B.) Der Herzog von Edinburgh ist heute nachmittag hier eingetroffev. Nach einem später auSgegebenen Bulletin hat sich der Zustand desselben bedeutend gebessert. Dresden, 29. April. Boulanger in London. Seit einigen Tagen erfreut sich Loudon des Vor. zugS, den meistgenannten Mann Europas in seinen Mauern zu beherbergen Ob der „tapfere General" diese Verlegung seine- Hauptquartiers au» eigenem Antriebe oder infolge eine» auf ihn ausgeübten sanften Druckes unternahm, ist noch nicht völlig festgestellt. Böse Zungen wollen wissen, der belgische Minister des Auswärtigen, Fürst Chimay, habe, um den der bel gischen Regierung d..rch die von Brüssel aus betriebene boulangistische Agitation drohenden Verlegenheiten vor- »ubeugen, seinen ersten Sekretär zu dem General ge schickt und ihn — ganz im geheimen und in der aUn verbindlichsten Form — fragen lassen, ob es wahr sei, daß er schon in wenigen Tagen Brüssel zu ver lassen gedenke. Bei der alle seine Schritte kennzeich nenden Höflichkeit habe Hr. Boulanger natürlich nicht umhin gekonnt, auf diese etwas verfängliche Frage die Antwort zu geben, daß er allerdings, in Gemäßheit des bei feiner Abreise von Paris entworfenen Relle« Programms, fchon am 24. April feinen Wohnsitz von Brüssel nach London verlegen weide, und daß er über haupt niemals die Absicht gehabt habe, die Gastfreund schaft Belgiens aus längere Zeit hinaus in Anspruch zu nehmen. Ob dies von der republikanischen Pariser Presse in Umlauf gesetzte Gerücht der Wahrheit ent spricht, ist, wie gesagt, schwer zu entscheiden. Die ge samten boulangistischen Preßorgane erklären dasselbe sür eine böswillige Erfindung und wiederholen die dem General von seinen Pariser Feinden in den Mund gelegte Äußerung, daß der Aufenthalt in London fchon bet der Abreise von Paris und mit Gen hmigung des Zentralkomitees der „nationalen" Republikaner vor gesehen worden sei. Auch versichern diese Blätter, der „Erwählte der französischen Nation" sei nur einer schon vor Zelten an ihn ergangenen Einladung seiner zahl reichen englischen Bewunderer gefolgt und werde schon in wenigen Wochen wieder nach Brüssel zurückkehren. In England wurde Boulanger von mehreren her vorragenden Londoner Blättern in etwas kühler oder auch spöttischer Weise willkommen geheißen. Die „Morning Post", das Organ Lord Salisburys, gab zu verstehen, daß sich die englische Gastfreundschaft, wie an so vielen anderen politischen Flüchtlingen, auch an ihm bewähren werde; dies setze aber voraus, daß dem gastfreundlich n Lande nicht durch das Auftreten des Generals und seiner mit chm eingetrrffenen Ge treuen Unannehmlichkeiten erwüchsen. Ganz ähnlich drückte sich die „TmeS" aus, in deren Begrüßung-- artikrl eS hieß: „Der General ist hinlänglich bekannt, um auf einen gewissen, vielleicht hervorstechenden Er folg in der Gesellschaft rechnen zu können. Wir wer den ihn als einen Privatgast aufnehmen, nicht als einen öffentlichen Mann 6U retraito und noch viel weniger als einen politischen Abcnteuerer, welcher dar auf wartet, sein Ziel zu erreichen . . . Wenn kein; Anwesenheit in Brüssel als unbequem gefunden wurde, so würde es Ziererei sein, vorauszusetzen, daß seine Anwesenheit in London ganz und gar ohne Verlegen heit für die englische Regierung sein werde. Wir müssen uns jedoch damit trösten, baß wir an derartige Verlegenheiten gewöhnt sind und uns dieselben gefallen lassen müssen. Inzwischen steht unsere Gastfreund schaft dem General offen, unter der Bedingung, daß er diefelbe nicht mißbraucht." Noch deutlicher und drasti scher lauteten die Artikel der „St. James Gazette' und des „Standard", welche in dielen Tagen an anderer Stelle schon von uns erwähnt wurden Auch über den Empfang, welcher Boulanger in Loudon zu teil wurde, b. richteten die englischen Blätter zum Teil mit einer Zurückhaltung, welche offenbar von dem Bestreben diktiert war, die Sache so darzustellen, als ob mit der Reise nach London der Boulangismus nun völlig abgethan sei. Zweifelsohne dürfte eine solche Schlußfolgerung aber ebensowenig Anspruch auf Verläßlichkeit haben, wie die tendenziös entstellten oder unvollständigen Berichte über das Eintreff, n Boulangers in der englischen Hauptstadt Denn daß ein sehr großer Teil der Lon doner Gesellschaft dem General keineswegs unsym pathisch gegenüb«rsteht, srndein sich vielmehr nach Kräften bemühen wird, ihn die unfreiwillige Trenn ung von Paris vergessen zu machen und ihn zum Löwen des Tages zu erheben, geht am besten daraus hervor, daß, wie der Telegraph berichtet, eine der hervorragendsten politischen Persönlichkeiten Englands, Lord Randolph Churchill, sich beeilte, sofort ein Diner zu Ehren des Pariser Flüchtling» zu veranstalten, welches am 27. d. M. unter Teilnahme der Generäle Graham und Williams, der Obersten Montagu und Oliphant, des Grafen Dillon und anderer bekannter Politiker stattfand. In diesem Entgegenkommen der Londoner Gesell schaft liegt im übrigen durchaus nichts Auffallendes; man würde sich vielmehr eher wundern müssen, wenn das Gegenteil der Fall wäre. Denn nicht nur hat Boulanger, dessen Mutter eine Engländerin war, in den Kreisen des hohen englischen Adels viele Freunde — allen voran den Prinzen von Wales, der vor einiger Zeit bereits in Paris alle Anstalten zu einer Zusammenkunft mit demselben getroffen hatte und sich nur durch die dringenden Vorstellungen Lord Salis burys von seinem Vorhaben adbringen ließ — es ist auch durchaus unwahrscheinlich, daß man in den ein sichtigen politischen Kreisen Englands einen Mann, der festgestellterinaßen einen sehr großen Teil der Be völkerung Frankreichs sür sich hat, völlig außer Acht lassen oder als unbedeutenden Abenteurer behandeln sollte. Inzwischen hat sich der General bewogen gefunden, auch von London aus ein Manifest an die französi sche Nation zu richten. Manifeste sind freilich nicht? neues und es ist fraglich, ob eine solche Kundgebung noch soiiderlichen Eindruck in Frankreich machen wird. Die Pariser sind zur Zeit so sehr von den Verbrei tungen der zu Ehren der Zentenarfeier der Revolu t'vn von 1789 veranstalteten Weltausstellung in An spruch genommen, daß sie für anderes kaum noch Sinn haben. Während dieses SchaugeprägeS von Paris fern bleiben zu müfsen, muß für Boulanger freilich sehr schmerzlich sein, denn er würde hier die schönste Gelegenheit gehabt haben, sich in Seen: zu setzen. Der einzige Trost, der ihm bleibt, liegt in der unerschütterlichen Beharrlichkeit, mit der keine An hänger nährend seiner Abwesenheit sür ihn wirken. Insbesondere die Bonapartisten erweisen sich ihm ge fällig und sie sehen über die ihn umgebenden Radi kalen, wie Rochefort, Naquet, Laguerre, deien Grund sätze rder, um ein weniger ernsthastes Wort zu wählen, deren Gewohnheiten den ihrigen entgegen gesetzt sind, als über Personen hinweg, an denen ein konservativ gesinnter Mann nicht Anstoß nehmen oürse. „Die öffentliche Meinung", so schreibt Cafsag- uoc in seiner „Autorits' „hat sich dem General per sönlich angeschlossen und kümmert sich nicht im ge ringsten um die Leute, die ihn umgeben; sie kennt sie nicht, will sie nicht kennen und hat nichts mit ihnen gemein. Nicht ihretwegen, sondern trotz ihnen hat die öffentliche Meinung sich für ihn interessiert; sie sind für ihn nur eine Verlegenheit, ein Hindernis und keineswegs ein Vorteil; will er die öffentliche Mei nung überzeugen, daß die von ihm angebotene Re publik bester als die jetzige ist, so muß er sich Schritt für Schritt von dieser Bande von Nimmer,atten und Schmarotzern losmachen, aus welcher, von wenigen Aus- nahmen abgesehen, da» boulangistische Komitee zusa wmen- gesetzt ist". Auf di: AuSsich en der bonapartistischen Prinzen wirft der Umstand, daß Boulanger von ihrem hervorragendsten Wortführer als der Retter der fran zösischen Gesellschaft hingestellt wird, ein recht schlechtes Licht. Trotzdem aber scheinen die Siegeshoffnungen der bonapartistischen Partei durch die Flucht Boulan gers nicht sehr abgeschwächt zu sein, denn Lassagnac droht bereits in seinem Blatte allen Beamten mit Absetzung, welche der Sache der verbündeten anti« republikanischen Parteien bei den Wahlen entgegen- zuwirken sich erdreisten würden. Auf diese Wahlen warten die Anhänger des verbannten Generals mit Ungeduld und erst bei ihnen kann sich unseres Er ¬ achten- zeigen, ob die große Masse der französischen Wähler, wie viele Blätter behaupten, den BoulangrS- muS nach der Brüsseler und Londoner Flucht seine- Führers ganz von sich abgeschüttelt hat. Lagesgeschichte. Dresden, 29. April. Das soeben zur Ausgabe gekommene 10. Stück des Reichsgesetzblattes ent hält: Nr. 1854) Gesetz vom 18. April 1889, betreffend dre Abänderung des VerernSzollgesetzes vom 1. Juli 1869 und Nr. 1855) Bekanntmachung vom 19. April 1889, betreffend dle Einfuhr von Pflanzen und son stigen Gegenständen des Gartenbaus. * Berlin, 28. April. Se. Majestät der Kaiser weilt noch al- Gast des Großherzogs von Sachsen am weimarijchen Hofe Die Rückkehr des Monarchen dürfte am morgenden Tage erfolgen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet über den Antrittsbesuch, den die amerikanischen Bevoll mächtigten zur Samoalonsereuz dem Staats- minister Graseu v. Bismarck abgestattet haben, und über eine Erklärung, die Hr. Bates bei dieser Ge legenheit abgegeben hat. Wir lassen den Bericht der „Nordd. Allg. Ztg." hier folgen: Die amerikanischen Bevollmächtigten zur Samoakonserenz, die Herren Casson, Phelps und BaleS sind Freitag abend- m BerMl angekommen und machten Sonnabend aus dem Auswär tigen Amt dem Staatssekretär Grasen v. Bismarck ihren An trittsbesuch. Bei dieser Gelegenheit erklärte Hr. Bates, er be dauere, daß ein seine Unterschrift tragender Artikel im letzten Hefte einer amerckanischen Monatsschrift veröffentlicht und in der deutschen Presse vielfach bemerkt worden sei, er benutze gern diesen Anlaß, um hervorzuheben, daß jene litterarischeKundgebung, die vielleicht infolge unvollkommener Übersetzungen zu Mißdeut ungen Beranlasjnng gegeben habe, ron ihm zu einer Zeit geschrieben worden sei, als die Weißbücher noch nicht Vorgelegen hätten und als ihm der Gedanke fern gelegen habe, er könne, obgleich der jetzigen Regierungspartei nicht angehörig, zum Bevollmächtigten für die Samoakonsereuz berufen werden; er habe, sobald er von seiner Bestallung Kenntnis erhalten, alle Schritte gethan, um das Erscheinen feiner Abhandlung zu inhibieren; zu seinem lebhaften Bedauern habe aber die betreffende Redaktion sich wegen technischer Schwierigkeiten außer stand« erklärt, den schon stereotypierten Artikel zu unterdrücken. Hr. BateS er klärte, daß er seine Abhandlung nur al- unvoll ständig unterrichteter Privatmann geschrieben habe; nach dem Bekanntwerden der im Weißbuch veröffentlichten De peschen, welche sür die loyale Haltung der deutschen Regierung Zeugnis ablegten, sei der Artikel gegenstandslos geworden. Hr. Bates fügte hinzu, er habe volle Achtung vor der deujchen Nation, welcher die Bereinigten Staaten viel zu verdanken hätten, und nichts habe ihm ferner gelegen, al« Deutschland oder seine Regierung verletzen zu wollen. Er schloß mit dem Ausdruck des Wunsches, daß seine Erklärung zur öffentlichen Kenntnis kommen und dazu beitragen möge, die in der deut schen Presst gegen ihn zu Lage getretene Verstimmung voll- kommen zu beseitigen. — Die Einladungen zum Zusammentritt der Samoalonferenz sind für morgen, Montag, nach mittags H2 Uhr ergangen. Als Schriftführer wird seitens der deutschen Regierung ein bisher außerhalb beschäftigter Beamter des Auswärtigen Amtes bestellt werden. Im Laufe des heutigen Tages wurden die äußeren Zurüstungen des Konferenzzimmers, wie schon gestern gemeldet, des sogenannten Botschasterempfangs- saales, hergestellt. — Zu den von uns bereits ge meldeten amerikanischen Deleg erten gesellen sich, nach der „N. A. Z." noch die Herren: Harald, M.Lewall, Offizier, und Lieutenant F. Parker, ManneattachS aus Washington. — Der deutsche Orientexprehzug wird, wie nunmehr festgestellt ist, zum ersten Male am 5. Juni, nachmittags 5 Uhr 15 Minuten Berlin verlassen und dann regelmäßig allwöchentlich Mittwochs von dort abfahren. Seine Fahrzeit bis nach Konstantinopel ist auf 62 Stunden 45 Minuten berechnet. Bon Konstantinopel geht der erste Zug bereits am 3. Juni früh ab und trifft Mittwoch, den 5. Juni vormittags in Berlin ein. Feuilleton. Konzert. Sonnabend, den 27. April gab die „Berliner Liedertafel" unter Direktion de» Hrn. Ad. Zander und unter Mitwirkung der Frau Amalie Joachim und des Hrn. Prof. Krantz ein Konzert im Saale des Gewerbehaufes. Die Mitglieder der Lieder tafel erwiesen sich als musikalische Gäste echter, bester Art und gewährten den ziemlich zahlreich versammelten Hörern einen wahrhaften Genuß durch meisterhafte Chorausführungen. Musikalische Korrektheit und Prä zision, ungemeine Klangschönheit und ge,ättigte Fülle de» Stimmmaterial», sicher beherrscht in allen Nuancen der Tonstärke und ein mit feinem Geschmack und intelligenter Auffassung durchgebildeter und allen Intentionen des Diri genten folgender Vortrag zeichneten ihre Leistungen au». Die Wirkungen derselben sind mit Vermeidung von Ma- rierntheit, gesuchten Effekten und roher Krafläußerung auf Schönheit und reizvoll wechselnde Schattierung de» Tonklanges gegründet und auf künstlerische Gestaltung natürlichen, begeistigten Ausdruck». So vorzügliche, einheitlich durchgeführte Leistungen hierin von weit über hundert Sängern lasten sich nur durch eine bi» zK einem gewissen Grade gleichmäßige musikalische Schulung ihrer Stimmen erreichen. Bemerkenswert sind die trefflichen tiefen Büste de» Lhor», der ge wandte Gebrauch de» Falsett» seiten» der Tenöre; di; nicht durch einzelne widerstrebende Stimmen ge störte Sicherheit im vollendet schönen op, im dl«-» voc«, rm verhallenden Au»tüneu der Summen — auch dre deutlrch« Aussprache. Das jedenfalls allzureiche Programm enthielt be sonder» wertvolle Kompositionen von Vittoria, Grell, B. Klein, Schumann, Krause, O. Kreutzer, C. M. v. Weber, zwei reizend von Zander bearbeitete Volks lieder und eine originelle Rittanella von Donati (f 1603), welche letzteren Gesäuge wiederholt werden mußten Volkslieder können ohne Rücksicht aus den eigentlich nur für eine Person gedachten Text mehrstimmig ge sungen werden, denn da» ist auch Volksbrauch. Bei anderen Texten ist meist h erin vorsichtige Prüsung geboten und leicht zu üben, da es an schönen kom Positionen sür den Mäunerchor nicht fehlt. Die Pro duktion von Fr. Schuberts Komposition „Sehnsucht" (Goethe) für Männerchor arrangiert, zu der eine besondere Gelegenheit die Veranlassung gegeben haben mag, ist zum Beispiel, jedenfalls auSzuschließen. Denn wenn aus über hundert Kehlen erschallt: ,eS brennt mein Eingeweide", so vermutet man unwillkürlich da» Malheur einer allgemeinen starken Vergiftung. Auch Brahm» Wiegenlied eignet sich nicht zur Bearbeitung für Männerchor. Webers Schwertlied und Lützows wilde Jagd wurden im Schlußabschnitt im Tempo zu übereilt genommen, was ihren männlich kühnen, edlen Charakter schädigt. Frau Joachim sang, von Hrn. E. Krantz trefflich begleitet, Lieder von Schumann, Brahm»: am besten gelang ihr der Vortrag von Schumann» „Wehmut" und de» hübschen naiven Liede» von Bohm „Verbotner Weg", dessen Wiederholung ebenfalls verlangt wurde. Die schönen Ausführungen der Berliner Liedertafel erregten enthusiastischen und wohlverdienten Beifall. C. B. Der verhängnisvolle Brief. Bon W. v. Wolshardt. (Fortsetzung.) „Nun ja, natürlich," bestätigte Frieda mit zärt lichem Blick, „aber deshalb möchte ich Helene auch em solches Glück gönnen, und darum —" „Muß sie heiraten!" „Jawohl, und sie hat auch jemand kennen gelernt, der prachtvoll sür sie paßt, und nun ist so etwas Entsetzliches dazwischen gekommen, und gewissermaßen durch meine Schuld, obgleich ich ganz unschuldig bin." Ollsried lachte. „Schuld und Unschuld in einer Person — Liebling, gar dunkel ist der Rede Sinn!" „Ach ja, da» glaube ich wohl, Du mußt mich auch nicht so ansehen, also Helene ist in Homburg." „In Homburg?!" ,La, und ihr Verehrer ist ein Baron Han" — „Hanstein II" vollendete Ollsried und sprang von seinem Sitz empor. „Um aller Heiligen willenI" „WaS ist Dir, kennst Du ihn?" „Rein, nein, nur weiter." „Und Helene schrieb mir einen Bries —" „Und diesen Brief hast Du verloren l" „Nein, er ist verbrannt I" „Gott bewahre, verlorenI — denn ich habe ihn ja gefunden I" „Du? — und Du hast? —" „Ich habe den Brief dem kaltblütigen Liebhaber geschickt." „Du!" klaate Frieda. „Ach Ollsried, Ollsried, warum gabst Du ihn mir denn nicht zurück?" Trotz bitteren Ernstes mußte Ollsried lachen. „Wußte ich denn, daß Du das Weisheitskätzchen warst. Ach Lind, Kind, ich war toll vor Liebeskummer und —. Aber tröste Dich, Deine Sache ist die meine, ich will nicht eher glücklich sein, bis sie geordnet ist." Ollsried sah ernst vor sich nieder. „Was gedenkst Du zu thun?" fragte Frieda angstvoll. „DaS, wozu ich fchon all diese Tage Lust hatte, ich reise nach Homburg, suche jenen Herrn v. Han stein aus und — ordne die Sache " Mit großen Schritten ging Ollsried aus und ab. „Er dars aber nicht erfahren, daß Helene etwa» weiß " „Frau Helene bleibt ganz aus dem Spiel, ich komme aus eigenem Antriebe." Er zog seine Uhr. „Mit dem Abendzuge kann ich nicht mehr reisen, aber diese Nacht." — „Ollsried, so bald willst Du fort? Sprichst Du nicht vorher mit den Eltern?' Thräneu klangen aus Friedas Stimme, Ollsried trat sogleich zu ihr, schlang den Arm um ihre zierliche Gestalt und küßte sie mit zärtlichem Ernst. „O Liebling, Liebling —, Du müßt nicht, was eS mich kostet, jetzt von Dir zu gehen! Aber wenn die Ehre des Manue» gesährdet ist, dann muß die Liebe zurücktreteo, sie wird sonst häßlich befleckt. Makellos will ich da stehen, wenn ich um Dich, mein süßeste» Glück, werbe." Fräulein v. Berg stand io einem stahlgraueo Promenadenkostüme mitten i» Salon zwischen zwei großen Spiegeln, und einen dritten hielt Rosa ihr je nach Brdürfni» entgegen, Bon allen Seiten strahlte der alten Dame dre eigene Figur zurück, uod fit
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